T R E F F P U N K T FO R SC H U N G | Z E L L B I O LO G I E Malariafieber: Hämozoin als DNA-Fähre Das Krankheitsbild der Malaria ist durch wiederkehrende Fieberanfälle gekennzeichnet. Als auslösender Faktor wird bei der Erythrocytenlyse freigesetzte Plasmodien-DNA diskutiert. Diese wird im Huckepackverfahren, gebunden an das Malariapigment Hämozoin, von Immunzellen aufgenommen und aktiviert die angeborene Immunantwort. A B B . 1 Anopheles bei der Blutmahlzeit, bei der die Malariaerreger – Plasmodien – übertragen werden können. Auslöser des mit einem Malariaausbruch verbundenen hohen Fiebers könnte die DNA der Plasmodien sein. Diese bindet an Rezeptoren der Immunabwehr des Wirtes, was unter anderem zu einer Umstellung der Thermoregulation des Körpers führt. A B B . 2 Schizont von Plasmodium falciparum. Pfeil: Malariapigment in der Nahrungsvakuole. Bild: P. Grellier. 150 | Mit weltweit bis zu 2,7 Millionen Todesfällen jährlich ist die Malaria eine der gefährlichsten Tropenkrankheiten. Die Malaria-Erreger, einzellige Parasiten aus der Gattung Plasmodium, besiedeln in der akuten Phase der Erkrankung die roten Blutkörperchen und vermehren sich dort massiv, was immer wieder zur Lyse der Erythrocyten führt. Dabei werden neben infektiösen Parasiten (Merozoiten) auch Stoffwechselabfallprodukte freigesetzt, die für die periodischen, parallel zur Erythrocytenlyse auftretenden Fieberschübe verantwortlich gemacht werden. Vor allem bei Infektion mit Plasmodium falciparum, dem Erreger der Malaria tropica, können die Fieberanfälle lebensgefährlich verlaufen. Deshalb ist die Kenntnis der auslösenden Agenzien und der beteiligten molekularen Mechanismen von praktischem Interesse. An der Erkennung der Plasmodien durch die angeborene Immunabwehr ist – wie bei anderen Parasiten auch – die Familie der Toll-like Rezeptoren (TLR) beteiligt. Durch Pathogene aktivierte TLR fördern die Freisetzung von Entzündungsmediatoren (Cytokinen) sowie eine verstärkte Synthese von Pros- Biol. Unserer Zeit | 3/2007 (37) taglandinen, die die Thermoregulation im Körper umstellen und so Fieber auslösen. Bislang kennt man elf TLR, von denen einige auf der Zelloberfläche sitzen und Zellwandkomponenten von Mikroorganismen erkennen, während sich andere in intrazellulären Membranen befinden und Nucleinsäuren binden. Solch ein DNA bindender Rezeptor (TLR9), der unmethylierte CpG-Motive in der DNA von Mikroorganismen erkennt, ist nach neusten Erkenntnissen an der Auslösung des Malariafiebers beteiligt. Dabei wird TLR9 durch Plasmodien-DNA aktiviert, die an Hämozoin adsorbiert in Immunzellen gelangt. Hämozoin, das auch als Malariapigment bezeichnet wird, entsteht in der Nahrungsvakuole der Plasmodien beim Abbau von Hämoglobin. Dessen Proteinanteil dient dem Parasiten als Energielieferant, während die Hämgruppe nicht verwertet werden kann. Freies Häm wirkt als starkes Oxidationsmittel toxisch. Durch den Eisenliganden und zwei Carboxylgruppen ist es ein Zwitterion, das im sauren Milieu der Vakuole in eine kristalline, nicht toxische Form, das Hämozoin, überführt wird. Nur so können die Plasmodien in den mit Hämoglobin vollgestopften Erythrocyten überleben. Erste Berichte über die Beteiligung von Hämozoin an der Aktivierung von TLR9 hatten zunächst Irritation ausgelöst, da TLR9 als DNA bindender Rezeptor bekannt ist. Jetzt wurde auf der Oberfläche des Hämozoins Plasmodien-DNA nachgewiesen, die für die Aktivierung des TLR9 verantwortlich gemacht wird. www.biuz.de Mit DNase behandeltes Hämozoin konnte TLR9 nicht aktivieren. Das Gleiche gilt für in vitro hergestelltes DNA-freies Hämozoin, das sich aus gereinigtem Häm nicht infizierter Tiere gewinnen lässt. Das Hämozoin wird offenbar als Trägermaterial benötigt, das die Plasmodien-DNA in die Endosomen der Wirtszellen einzuschleust, damit sie mit dem intrazellulär gelegenen TLR9 in Kontakt kommen kann. Obwohl das Plasmodien-Genom für seinen AT-Reichtum bekannt ist, finden sich in der DNA-Sequenz tatsächlich zahlreiche typische CpG-Sequenzmotive, die als TLR9-Aktivatoren in Frage kommen. Diese Ergebnisse werfen neues Licht auf die Wirkung eines klassischen Medikaments gegen Malaria: Chloroquin, das sich in den Endosomen von Zellen anhäuft, kann einerseits bei Plasmodien die Bildung von Hämozoin und somit die Detoxifikation der Hämgruppe behindern, wirkt also antimikrobiell. Andererseits wirkt Chloroquin auch in den Endosomen von Säugerzellen und kann dort mit den durch aktivierten TLR9 ausgelösten Prozessen interferieren. Infolgedessen könnte Chloroquin auch die fiebrige Reaktion beeinflussen. Ob synthetische Nucleotide als TLR9-Antagonisten bei der Behandlung der Malaria eingesetzt werden können, um die gefährlichen Fieberattacken zu entschärfen, muss die Zukunft zeigen. [1] P. Parroche et al., Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 2007. 104, 1919-1924. [2] R. R. Schumann, Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 2007. 104, 1743-1744. Annette Hille-Rehfeld, Stuttgart INTERNET Viele aktuelle Informationen und hilfreiche Links zum Thema Malaria gibt es auf der Homepage der World Health Organization (WHO) unter www.who.int/topics/malaria/en/ © 2007 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim