Isabel Moser PSYCHISCHE STÖRUNGEN UND ABWEICHUNGEN 1. Definition und Auftretenshäufigkeit psychische Störung = klinisch bedeutsames Verhaltens- oder psychisches Syndrom bzw. Merkmalsmuster Eine psychische Störung wird immer von aktuellen Beschwerden (z.B. ein schmerzhaftes Syndrom), einer Behinderung, einem erhöhten Risiko, Tod, Schmerz oder eine Behinderung zu erleiden oder dem Verlust an Frieden, begleitet. Psychopathologie: untersucht psychische Störungen; psychologisch und medizinisch geschulte Experten arbeiten zusammen Klinische Psychologie: Teilgebiet, das der Entwicklung, Erforschung und Anwendung psychologischer Anwendungsverfahren gewidmet ist Wahre Prävalenz = tatsächliche Verbreitung einer Krankheit oder Störung , z.B. Neurosen: wahre Prävalenz 9,38% in der Gesamtbevölkerung Nordamerika / EU ! nur mittlere Werte aus einer größeren zahl von Untersuchungen Die wahre Prävalenz von Neurosen nach Ergebnissen einzelner Studien liegt zwischen einem Minimum von 0,28% und einem Maximum von 53,51%. Gründe für diese extremen Schwankungen: # unterschiedlich strenge Falldefinition # unterschiedlich sensitive Diagnoseverfahren # unterschiedliche Kompetenzen der Untersucher 1.1. Was ist „psychisch“ gestört # Die Person leidet und verhält sich fehlangepasst, d.h. sie verhält sich so, dass es ihr Wohlergehen nicht fördert # Das Verhalten der Person ist irrational, d.h. es scheint nicht sinnvoll oder verständlich zu sein # Die Person verhält sich unvorhersehbar, als ob ein Kontrollverlust vorläge # Die Person wirkt von ihren Handlungen aus anders als üblich, „abnormal“ # Die Person verhält sich moralisch inakzeptabel, ihre Handlungen verletzen soziale Maßstäbe # Wenn die Person beim Beobachter Unbehagen auslöst oder andere dazu bringt sich bedroht oder bedrängt zu fühlen Keines dieser Kriterien ist jedoch eine notwendige Bedingung, dass eine Person als psychisch gestört gilt. Die Kriterien dienen nur als Hilfe. 2. Die Klassifikation psychischer Störungen Man unterscheidet zwei Klassifikationssysteme: 1) Diagnosenschlüssel und Glossar psychiatrischer Krankheiten = ICD 2) Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen = DSM-III 1 und dessen revidierte Fassung = DSM-III-R Die elementare Einteilung dieser Systeme ist die Unterscheidung zwischen drei Gruppen von Krankheiten a) Psychosen b) Neurosen, Persönlichkeitsstörungen (Psychopathien), andere nichtpsychotisch psychische Störungen c) Oligophrenien (Schwachsinn oder geistige Behinderung) 2.1. DSM-III und DSM-III-R Das DSM-III-R klassifiziert, definiert und beschreibt über 200 psychische Störungen. Kliniker können dadurch psychische Störungen zuverlässiger erfassen und auf einheitliche Weise beschreiben. Außerdem ist es eine Voraussetzung für gültige Bewertungsstudien zum Vergleich verschiedener Behandlungsmethoden. Aufbau und Benutzung: Das DSM-III versucht den Unterschied zwischen den Ansätzen der Psychiatrie(verwendet hauptsächlich Begriffe wie Erkrankung, Krankheit und eine Interpretation psychischer Störungen) und der Psychologie (stellt Angst und Lernen als Ursachefaktoren in den Mittelpunkt) zu verringern. Auf folgende Weise: # Es werden eher Verhaltenssyndrome als der Mensch selbst beschrieben (z.B. verwendet das DSM-III statt „Schizophrene“, „Menschen die an Schizophrenie leiden“) # Eine Fachsprache wird verwendet, die sowohl für Psychologen als auch für Psychiater akzeptabel ist (es wird z.B. von psychischer Störung gesprochen, nicht von Geisteskrankheit) # Wenn die Ätiologie (= Ursachen einer Störung oder Faktoren, die mit deren Entwicklung zusammenhängen) nicht bekannt ist, werden nur beschreibende Behauptungen aufgestellt. Das DSM-III ist in fünf Achsen aufgebaut. Nur die ersten drei Achsen bzw. Informationsklassen bilden die Diagnose. I : Beschreibung psychischer Störungen II : Entwicklungsstörungen und Persönlichkeitsstörungen III: Körperliche Zustände – und Störungen Zusatzinformationen IV: Schweregrad psychosozialer Belastungsfaktoren V: Globalbeurteilung des psychosozialen Funktoinsniveaus NEUROSEN UND PSYCHOSEN Neurosen: Im traditionellen Sprachgebrauch stand Neurose für eine psychische Störung bei der Symptome wie Phobien oder Zwänge auftreten, die unwirksame Angstbewältigungsversuche des Individuums darstellen. Das Individuum verletzt jedoch nicht die grundlegenden sozialen Normen und es herrscht kein Verlust der Orientierung an der Realität. Die Person kann ihre Angst nicht bewältigen, da sie unangemessene Bewältigunsstrategien anwendet. Sie versucht eine direkte Konfrontation mit der Angstursache zu vermeiden. 2 Psychosen: Psychose ist die allgemeine Kategorie für eine Reihe schwerer psychischer Störungen. Es treten Beeinträchtigungen der Wahrnehmung, des Denkens und der Emotionalität auf. Eine psychotische Person leidet an einer gravierenden organischen oder psychischen Dysfunktion. Sie denkt, fühlt und/oder handelt deshalb von der Norm abweichend. Diese Reaktionen sind womöglich die Ursache dafür, dass die Person den Kontakt mit der Realität verliert. Psychosen können durch organische Hirnschädigungen verursacht werden. Funktionelle Psychose: Untergruppe der Psychosen, ist nicht auf Gehirnschäden zurückzuführen Es können jedoch subtile biochemische Abweichungen mitspielen. 3. Wichtige Kategorien psychischer Störungen organisch bedingte psychische Störungen:Verhaltens - oder psychische Abweichungen, hängen mit Hirnschäden oder Hirnfunktionsstörungen zusammen. Ursachen: - Altern des Gehirns - Krankheit, Unfälle - exzessive Einnahme von Substanzen, wie Alkohol, Blei oder pharmakologischen Wirkstoffen Störungen durch psychotrope Substanzen: Abhängigkeit als auch Missbrauch von Alkohol und Drogen Störungen mit Beginn typischerweise im Kleinkindalter, Kindheit oder Adoleszenz: geistige Behinderung, Stottern, Verhaltensstörungen, Eßstörungen (Unterscheidung zwischen Anorexia nervosa und Bulimie) Anorexia Nervosa (Magersucht) = eine Eßstörung, bei der die Person sich selbst wie unter Zwang aushungert. Diese Krankheit setzt oft in der Pubertät ein, während die Frau Veränderungen feststellt, oder wenn sie von jemandem gesagt bekommt, dass sie auf ihr Gewicht achten soll. Das Diätverhalten gerät irgendwann ausser Kontrolle, bis sie vielleicht schon 25% ihres Körpergewichts verloren hat. Die Frau entwickelt eine große Angst an Gewicht zuzunehmen und korpulent zu werden und sieht sich selbst immer zu dick. Folgen dieser Krankheit: .) Ausbleiben der Menstruation .) Störungen des Magens und der Verdauungsorgane .) Herzrhytmusstörungen .) niedriger Blutdruck und Pulsschlag Die Person bestreitet jedoch immer das sie krank sei und kann schließlich so schwach werden das sie intravenös ernährt werden muss. Diese Krankheit Tritt meistens bei jungen Frauen auf, bei denen alles in Ordnung zu sein scheint. Sie erbringen gute Leistungen in der Schule oder im Studium , sind attraktiv , voller Energie und haben noch keine allzu stürmischen Phasen erlebt. Doch hinter dieser Fassade stecken oft: .) Depressionen .) ein geringes Selbstbewusstsein .) emotionale Konflikte .) Störungen der familiären Beziehungen Bulimie = eine Eßstörung mit wiederkehrenden „Fressanfällen“. In kurzer Zeit (meist weniger als 2 Stunden) wird eine große Menge kalorienreicher , leichtaufzunehmender Speisen gegessen. 3 Danach versucht die Person das Aufgenommenen durch Erbrechen und anderen Mitteln wieder los zu werden. Der Person ist sich jedoch bewusst, dass sie krank ist. Bulimie tritt jedoch im Gegensatz zur Anorexie in allen Gewichtsklassen auf. Anzeichen für Bulimie sind: .) Schwund des Zahnschmelzes durch die Magensäure .) Hautabschürfungen an den Fingern und Knöcheln durch das Erbrechen .) häufiges Verschwinden der Nahrungsmittel im Haushalt und Nahrungsdiebstahl Folgen dieser Krankheit sind: .) chronischer Durchfall, .) Dehydratation (Austrocknung) .) Verletzungen der Speiseröhre und des Magens .) Nierenversagen und Störungen des Elektrolythaushaltes, die zu Herzversagen führen können Die Person leidet auch wie bei der Anorexie an einer Major Depression (Typische Depression) Gestörtes Eßverhalten ist nur die Spitze des Eisberges, dessen Ursachen im tiefer emotionalen Bereich gesucht werden müssen. 3.1. Persönlichkeitsstörungen bestehen aus lang anhaltenden (chronischen), unflexiblen, schlecht angepassten Verhaltensmustern; die Leistungsfähigkeit ist wesentlich beeinträchtigt oder die Betroffenen klagen über subjektive Beschwerden. Im DSM-III-R gibt es 12 Typen von Persönlichkeitsstörungen => kann man in 3 Verhaltensmuster einteilen: .) seltsam oder exzentrisch .) dramatisch, emotional, unberechenbar .) ängstlich oder furchtsam Narzisstische Persönlichkeitsstörung kommt aus dem zweiten Cluster Merkmale: .) Person hat ein übertriebenes Gefühl der eigenen Bedeutung .) beschäftigen sich vorwiegend mit Erfolgs- und Machtphantasien .) haben ein Bedürfnis nach ständiger Anerkennung und Bewunderung .) reagieren auf Kritik oder Niederlagen gleichgültig oder über .) beuten andere Menschen aus .) Fehlen an Emphatie für die Gefühle anderer Zwanghafte Persönlichkeitsstörung Menschen, die von dieser Krankheit betroffen sind, sind aufgabenorientierte Perfektionisten. Sie leben nur für ihre Arbeit und schließen jede Art von Vergnügen aus. Sie haben Probleme damit Wärme und zärtliche Gefühle auszudrücken. Sie wollen, dass andere ihre Arbeitsweise übernehmen => widersetzen sich dadurch jeder Autorität Diese Personen haben Angst Fehler zu begehen => verschieben deshalb oft Entscheidungen oder das Abschließen von Projekten. Sie zeigen auch eine starke Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen anderer. Antisoziale Persönlichkeitsstörung Menschen mit dieser psychischen Störung beginnen schon im frühen Alter damit Probleme zu verursachen. Sie stören im Klassenzimmer, stiften Prügeleien an, laufen von Zuhause weg, wechseln oft ihre sexuellen Beziehungen und ihre Jobs. Später kommt es dann zum Gesetzesbruch, der Entwicklung eines kriminellen Lebensstils und Gefängnis. 80% aller Kriminellen werden als antisoziale Persönlichkeiten diagnostiziert. 4 Solche Menschen empfinden weder Scham noch irgendein anderes intensives Gefühl, dadurch fehlen ihnen sowohl Gewissensregungen als auch Verantwortungsgefühl gegenüber anderen. Solche Menschen werden auch als Soziopathen bezeichnet. Es gibt sie sowohl unter Kriminellen und Gaunern als auch unter erfolgreichen Politikern und Geschäftsleuten. Persönlichkeitsstörungen werden von allen psychischen Störungen am wenigsten reliabel beurteilt. Außerdem sind sie höchst umstritten, da die Psychologen sich nicht einig sind, ob es sie überhaupt gibt. Ausnahme: Antisoziale Persönlichkeitsstörungen 3.2. Angststörungen frei flotierende Angst: Angst ohne bekannte Ursache; wird von psychologischer Erregung (Veränderungen des Herzschlags, der Atmung, der Muskulatur, Schwindelgefühl) und Gefühlen der Spannung, Tremor, Schütteln und intensiver Besorgnis ohne Grund begleitet. Die Tatsache, dass die Person nicht weiß, woher die Angst kommt, führt zu zusätzlicher Verstörtheit. 2 Hauptkategorien für Angstsyndrome: a) phobische Störungen (phobische Neurosen) b) Angstzustände (Angstneurosen) .) generalisiertes Angstsyndrom .) Paniksyndrom .) Zwangssyndrom (Zwangsneurose) .) posttraumatische Belastungsreaktion Bei allen beiden treten physiologische Erregung und frei flottierende Angst auf. Die Betroffenen entwickeln und erleben die Angst auf unterschiedliche Weise und entwickeln verschiedenartige Syndrome. Phobien und Vermeidungsverhalten Furcht: = rationale Reaktion auf eine objektiv gegebene und von der Person identifizierte äußere Gefahr (Feuerausbruch in der Wohnung, Überfall auf der Straße) => kann mit Flucht oder Gegenangriff zur Selbstverteidigung zusammenhängen Phobie: die betroffene Person erkennt, dass sie an einer großen und irrationalen Furcht vor einem Objekt, einer Aktivität oder Situation (phobischer Reiz) leidet. Sie wünscht sich zwanghaft, diese zu vermeiden(phobische Reaktion). Phobien könnten auch für tiefergehende psychische Probleme stehen z.B. könnte eine Brückenphobie für eine Furcht vor einer Zunahme der Verantwortung stehen. Eine Brückenphobie könnte jedoch auch einfach nur Angst davor sein , dass Brücken zusammenbrechen. preparedness hypothesis: besagt, dass wir eine evolutionär bedingte Neigung haben, rasch und gedankenlos auf einst gefürchtete Reize zu reagieren. Es gibt auch viele „exotische“ Arten von Phobien, die wenig Wert für das Überleben zeigen: .) Autophobie: Furcht vor dem eigenen Selbst .) Hypergiaphobie: Furcht vor der Verantwortung .) Gamophobie: Furcht vor der Ehe .) Tropophobie: Furcht vor Bewegung oder Veränderung .) Blennophobie: Furcht vor Schleim Eine irrationale Furcht (vor Spinnen oder Schlangen) wir nur dann zur einer phobischen Störung wenn sie .) mit unserer psychischen Anpassung in Konflikt gerät .) ein bedeutsames Maß an Unbehagen auslöst .) uns an notwendigen Handlungen hindert 5 Die häufigsten phobischen Störungen .) Soziale Phobien (Angst beobachtet zu werden wenn man etwas Demütigendes tut .) Einfache (spezifische) Phobien Tiere: Katzen , Hunde , Insekten , Spinnen ,.... Unbelegte Objekte: Schmuck , Stürme , Höhen ,... .) Krankheit – Verletzungen Tot (tanatophobie) , Krebs Agoraphobie Extreme Angst vor dem Aufenthalt auf öffentlichen Plätzen oder im Freien. Menschen die unter dieser Krankheit leiden, können zu Gefangen in ihrem eigenen Zuhause werden; ist die am häufigsten angegebene phobische Störung bei Menschen; begleitet von Angst, Depressionen, zwanghaften Symptomen. Es besteht die Gefahr des Alkohol- oder Drogen Missbrauchs um die Angst zu unterdrücken . Die Furcht die laut DSM-III-R bei der Agoraphobie auftritt ist , dass die Betroffenen in der Öffentlichkeit plötzlich von Symptomen befallen werden. Panikstörung : kann mit oder ohne Agoraphobie auftreten. Soziale Phobie : Furcht vor einem Auftritt in der Öffentlichkeit. Angst als wichtigstes Symptom Bei Angststörungen steht der Angstzustand im Vordergrund. 3 Formen: • Generalisierte Angststörung (Panikstörung) mit Agoraphobie • Generalisierte Angststörung ohne Agoraphobie • Zwangsstörung Hauptmerkmal für die generalisierte Angststörung: unrealistische und übertriebene Angst und Besorgnis bezüglich zweier oder mehrerer Lebensumstände, die mindestens 6 Monate die Hauptbeschäftigung der betroffenen Person bildet. („ Erwartungsängste“) Es treten mindestens 6 von 18 Symptomen auf: z.B.1. Zittern, Zucken oder Beben 2. Muskelspannung, Schmerzen oder Empfindlichkeit 3. Ruhelosigkeit 4. Leichte Ermüdbarkeit 5. Atemnot oder Beklemmungsgefühle 6. Herzklopfen oder beschleunigter Herzschlag Eine chronisch ängstliche Person ist mehr anfällig gegenüber gewöhnlichen Krankheiten, wie Erkältung und Grippe, Kopfschmerzen, Infektionen und Herzanfall a) Panikstörung ohne Agoraphobie: Episoden heftig erlebter Angst und eines intensiven Unbehagens treten auf => dauern nur eine Minute => treten mehrmals pro Woche auf Merkmal: unerwartetes Auftreten von Attacken Symptome: Atemnot, Benommenheit, Herzklopfen, Zittern, Schwitzen, Erstickungsgefühle, Übelkeit, Depersonalisation, Taubheit, Hitzewallungen, Furcht zu sterben oder verrückt zu werden, ..... b) Panikstörung mit Agoraphobie: Die Betroffenen haben Angst davor in eine Situation zu geraten, in welcher sie beim Auftreten einer Attacke hilflos wären, nicht entkommen könnten, ohne peinliches Aufsehen zu erregen. 6 c) Zwangsstörung (früher Zwangsneurose): Zwangsgedanke: Gedanke, Bild, Impuls, der immer wiederkehrt oder festsitzt z.B. „Bin ich in Wirklichkeit vielleicht derjenige, der John Lennon erschossen hat?“ Zwanghafter Impuls: z.B. Vorzeigen der Genitalien während des Unterrichts 5 breit gefächerte Kategorien: • Schmutz und Verunreinigung • Aggression • die Ordnung nichtlebendiger Gegenstände • Sexualität • Religion Zwangshandlung: wiederholte, zweckmäßige und beabsichtigte Verhaltensweise, wird auf einen Zwangsgedanken hin in stereotyper Form ausgeführt Zwangsgedanken und Zwangshandlungen treten oft zusammen auf => zwei Aspekte der Zwangsstörung 3.3. Somatoforme Störungen = wenn eine Person körperliche Beschwerden hat, jedoch keine organischen Schäden vorliegen ! psychische Konflikte werden gespiegelt Hypochondrie: = die übermäßige Beschäftigung mit Körpersignalen als mögliche Anzeichen für ernsthafte Erkrankungen => medizinische Befunde sind jedoch gegenteilig Personen, die an dieser Krankheit leiden beschäftigen sich damit, Symptome zu finden, die ihre Vorhersagen bestätigen. Sie können sich dadurch nicht aktiv am Leben beteiligen und holen sich die Aufmerksamkeit, Sympathien und Dienstleistungen von Anderen = sekundäre Gewinne => Verstärkung der Krankheit Konversionsstörung: = ein Verlust bzw. die Veränderung körperlicher Funktionen (wie z.B. plötzliche Erblindung oder Lähmung) ohne organischen Grund Die Symptome dieser Krankheit werden auf 2 Arten verstärkt: .) eine Person erhält den „primären Krankheitsgewinn“ Sie kann sich auf eine Weise aus einer bedrohlichen Situation entfernen, die einen ernsthaften inneren Konflikt außerhalb der bewussten Aufmerksamkeit hält. z.B. ein Soldat sieht, dass ein Kamerad Hilfe braucht, steht jedoch selbst unter Beschuss und fühlt sich unfähig, Hilfe zu leisten => Konflikt wird mit „Blindheit“ ausgedrückt .) „sekundärer Krankheitsgewinn“ = Unterstützung und Sympathie anderer, die der Person sonst nicht zukämen => verstärkt die Reaktionen und trägt zu ihrer Aufrechterhaltung bei Konversionssymptome sind häufiger in Gegenden mit niedrigem Bildungsniveau vorzufinden => werden mit steigendem Bildungsniveau seltener 3.4. Dissoziative Störungen Merkmale: .)plötzliches Vergessen von Verabredungen => hält die Person von Situationen fern, die für ihr Selbstwertgefühl oder ihr Wohlergehen bedrohlich sein könnten .)plötzlich vorübergehende Veränderung des Bewusstseins in Form eines Gedächtnisverlustes .)Verlust der persönlichen Identität .)psychogenes Weglaufen psychogene Amnesie: Hauptmerkmal: plötzlich einsetzende Unfähigkeit sich an persönliche Daten zu erinnern => psychisch bedingtes Ausbleiben bestimmter Erinnerungen 7 .) lokalisierte Amnesie: häufigste Form der psychogenen Amnesie; alle Ereignisse einer bestimmten Phase, die mit einer traumatischen Erfahrung zusammenhängen, werden vergessen z.B. ein Vergewaltigungsopfer => Erinnerungslücke beginnt bei dem Moment als sich ihr jemand nähert, bis zum Betreten des Polizeireviers .) selektive Amnesie: nur einige traumatische Ereignisse werden vergessen z.B. Erinnerungen daran, wie der Vergewaltiger aussah, jedoch keine Erinnerungen an die Einzelheiten der Gewalttat .) generalisierte Amnesie: die Erinnerungsstörung umfasst das ganze Leben des betroffenen Individuums .) kontinuierliche Amnesie: die Erinnerung an Ereignisse ab einem bestimmten Zeitpunkt bis in die Gegenwart ist nicht möglich Multiple Persönlichkeit: In einem Individuum existieren zwei oder mehr unterschiedliche eigenständige Persönlichkeiten. Zu jedem Zeitpunkt beherrscht eine dieser Persönlichkeiten das Verhalten. Die einzelnen Persönlichkeiten sind sich der Existenz der anderen teilweise bewusst. Jede dieser Persönlichkeiten besitzt eine eigene Identität, einen eigenen Namen, eigene soziale Beziehungen, Verhaltensmuster und sogar typische Gehirnwellenmuster. Die Individuen helfen der Person in schwierigen Lebenssituationen zurechtzukommen. Unter Hypnose kommen diese Persönlichkeiten hervor. Der Therapeut kann dadurch helfen einige zu eliminieren oder sie zu einem einzigen Selbst zusammenzufügen. Typische Betroffenen dieser Krankheit sind Frauen, die jahrelang von den Eltern, Verwandten, oder engen Freunden körperlich oder sexuell missbraucht worden sind. Die meisten dieser Frauen weisen eine hohe Intelligenz auf. Sie schaffen sich härtere, innere Schauspieler/ innen, die für sie selbst die dramatische Situation bewältigen sollen. 3.5. Sexuelle Störungen Sexuelle Hemmungen und Funktionsstörungen Der normale sexuelle Reaktionszyklus (3Phasen) kann durch sexuelle Hemmungen gestört werden .) sexuelles Begehren: kann gehemmt sein, die Person hast keine Phantasien oder Gedanken über sexuelle Aktivitäten .) sexuelle Erregung: kann während des Vorspiels gehemmt sein .) Im Verlauf des Geschlechtsverkehrs können psychische Probleme dazu führen, dass die Person zu früh, nicht oder verzögert zum Orgasmus kommt psychosexuelle Störung: Wenn die Hemmungen in einem Kontext auftreten, der sonst für sexuelle Aktivitäten angemessen ist Paraphilien (sexuelle Perversionen) Ein Mensch, der von Paraphilie betroffen ist, braucht unübliche sexuelle Objekte, sexuelle Praktiken oder Umstände um zu einer sexuellen Erregung zu kommen. Pädophilie: Der Betroffene bezieht präpupertäre Kinder in seine sexuellen Aktivitäten ein oder solche Handlungen betreffen seine Phantasie Fetischismus: mit Hilfe von nichtlebenden Objekten (Fetische) wird die Erregung erlangt Fetisch: Kleidungsstück oder ein anderer Gegenstand, der mit jemandem verbunden ist, mit dem der Betroffene eine intime Begegnung hatte (wenn auch nur in der Phantasie) Voyeurismus: der Betroffene muss andere beobachten, die sich entkleiden, nackt sind oder sich sexuell betätigen (nicht bei einer Stipteaseshow, bei Pornomagazinen oder- filmen) 8 Masochismus: Die Erregung entsteht aus Erniedrigung; sie lassen sich fesseln oder schlagen; sie sind nicht fähig ohne das Erlebnis eigenen Schmerzes oder der Phantasie eine Erregung zu erlangen Sadisten: müssen andere quälen, verletzen oder erniedrigen (mit oder ohne deren Einverständnis) um eine Erregung zu erlangen; wenn diese Störung sehr schwer ist kann es passieren, dass Sadisten ihre Opfer töten, vergewaltigen oder foltern Ursachen für Paraphilien: 27.01.99.) erste sexuelle Erfahrung .) Erinnerungen an frühe Erfahrungen sexueller Erregung 3. 6. Affektive Störungen = Störungen der Stimmungen, die Betroffenen sind entweder übermäßig niedergeschlagen (depressiv) oder übermäßig euphorisch (manisch) oder beides abwechselnd; manchmal ist die Störung so stark, dass man sie als psychotisch bezeichnen kann. • manische Episode: Stimmung sehr gehoben, expansiv oder reizbar Merkmale: - dauert mindestens eine Woche - rastlose Aktivität, Ideenflucht, Drang schnell, laut und viel zu sprechen - übersteigertes, grandioses Selbstwertgefühl - herabgesetztes Schlafbedürfnis, leichte Ablenkbarkeit - ungerechtfertigter Optimismus (geht unnötige Risiken ein, verspricht alles, kann alles her schenken) • depressive Episode: gekennzeichnet durch den Verlust von Interesse oder Freude Merkmale: - Traurigkeit, Entmutigung, Unzufriedenheit - Gefühle der Wertlosigkeit oder Schuldgefühle - verminderte Energie, suizidale Gedanken - pathologisch depressiv und ängstlich Schwerer gestörte Patienten zeigen meistens nur ein depressives Muster = depressive Störung (= unipolare Depression). Andere pendeln zwischen manischen und depressiven Perioden = bipolare Störung oder Depression. Zwischen den Perioden führen die Betroffenen ein normales Leben. Einschub: klinische Depression einige Merkmale: • dysphorische Stimmung: traurig, trüb, hoffnungslos, Verlust von Freude und Interesse, wenig Appetit, Gewichtsverlust • Schuld: Gefühle der Wertlosigkeit, Selbstvorwürfe • Selbstmord: wiederkehrende Gedanken an den Tod, Selbstmordpläne oder -versuche depressive Störung: Veränderungen der Stimmung und des Denkens, motivationale und körperliche Defizite Meistens betreffen Depressionen Frauen. Bipolare Depression ist seltener als die unipolare; tritt nur bei 1% der Erwachsenen auf; wird genetisch beeinflusst; zeigt sich in den Untersuchungen an eineiigen Zwillingen, wo es eine Konkordanzrate (= Rate, die die Häufigkeit einer gemeinsamen Eigenschaft bei Zwillingspaaren aufzeigt) von 80% gibt und in Adoptionsstudien, wo ein Zusammenhang zwischen den Störungen bei den Adoptierten und nur bei den biologischen Eltern besteht. Symptome der depressiven Störung: Es gibt vier Kategorien von Symptomen; bei Personen mit depressiver Störung (unipolare Depression). ⇒ Denken: niedriges Selbstwertgefühl, Betroffene fühlen sich als Versager, als inkompetente Personen, die es verdienen die Schuld an Schwierigkeiten zu tragen; pessimistischer Glaube an eine hoffnungslose Zukunft 9 ⇒ Motivation: „Lähmung des Willens“ setzt ein, hemmt die Initiative und die Reaktion; Betroffene werden daran gehindert, zu arbeiten, Hobbys nachzugehen, oder sich sexuell zu betätigen; können keine Entscheidungen treffen ⇒ Körperliche Symptome: Appetit auf Essen und das sexuelle Verlangen lässt nach; Schlafstörungen und ein Zustand der Schwäche und der Müdigkeit treten auf; oft auch zusammengesackte Haltung 3. 7. Wahnhafte Störungen (paranoide Störungen) haben nur ein typisches Symptom: anhaltender Wahn Wahn: = Überzeugung an der starr fest gehalten wird. Paranoide Wahnvorstellungen bestehen daraus, dass der Betroffene davon überzeugt ist, dass eine Person oder eine Gruppe von Menschen eine ernsthafte persönliche Bedrohung darstellt. a) Verfolgungswahn: Betroffene haben ständig das Gefühl, man spioniert ihnen nach, dass man sie intrigiert und dass sie sich in tödlicher Gefahr eines Angriffs befinden b) Eifersuchtswahn: der Betroffene glaubt ohne Grund, dass sein Partner untreu ist; er reimt sich aus verschiedenen Daten ein Bild zusammen, dass seinen Wahn bestätigt c) Größenwahn: Die Person glaubt, sie sei ein wichtiges oder erhabenes Wesen (Millionär, Erfinder) d) Liebeswahn: Der Betroffene glaubt, dass eine andere Person in ihn verliebt ist Liebeswahn kann auf - eine vorgesetzte Person - eine Person des öffentlichen Lebens - eine ganz fremde Person gerichtet sein. e) Körperbezogener Wahn: Person glaubt, mit ihrem Körper sei etwas nicht in Ordnung, dass ein Defizit, eine Störung oder eine Krankheit vorliegt Während der Anfangsstadien passen die Vorstellungen oft nicht zusammen und enthalten sogar Elemente, die inkonsistent sind. Im Laufe der Zeit wird das Märchen logischer, und erhält einen systematischen Aufbau. Andere Menschen haben Mitgefühl angesichts der Zwangslage des Betroffenen und bieten ihm sogar Unterstützung an. Paranoide verfügen über eine relativ hohe Intelligenz und bewegen sich auf einem höheren ökonomischen Niveau als Personen, die unter anderen psychischen Störungen leiden. Sie können ihre Krankheit eine Zeit lang verbergen, sodass es andere Menschen nicht bemerken. Die Betroffenen können dadurch ein „normales“ Leben führen und ihren täglichen Aktivitäten ohne Probleme nachgehen. 3. 8. Schizophrenie = eine schwere Form der Psychopathologie; die Persönlichkeit scheint sich aufzulösen; die Wahrnehmung ist verzerrt; die Emotionen sind abgestumpft, die Gedanken bizarr und die Sprache fremdartig. Schizophrenie ist eine desorganisierte, zerfallene Persönlichkeit. 2% der Bevölkerung werden schätzungsweise während ihres Lebens schizophrene Phasen erleben (Prävalenzrate: 0,2 - 1%) Das erste Auftreten einer schizophrenen Episode ist bei Männern eher vor dem Alter von 25 Jahren, bei Frauen nach dem Alter von 25 Jahren und vor dem Alter von 45 Jahren. Symptome: ⇒ Denken wird unlogisch ⇒ normale Assoziationen zwischen den Vorstellungen sind gelockert, oder es fehlt ein Zusammenhang ⇒ Sprache ist unzusammenhängend ⇒ Halluzinationen können auftreten, visueller oder akustischer Art (Stimmen). Person könnte Stimmen hören, die ihr Verhalten kommentieren oder die sich miteinander unterhalten 10 ⇒ Wahnphänomene: Betroffene glauben, sie werden verfolgt oder sie seien eine sehr wichtige Person ⇒ Emotionen: häufig flach oder der Situation nicht angemessen; Selbstwertgefühl ist zerstört; keine Ich-Grenzen ⇒ Psychomotorisches Verhalten: kann desorganisiert sein, Haltung rigide Formen schizophrener Störungen: • desorganisierter Typus (Hebephrenie): chronische Störung, die wenn sie in der Jugend auftritt nicht heilbar ist. Merkmale: -schwere Desorganisation der emotionalen Reaktionen, der Sprache, des sozialen Verhaltens - keine oder schwache Emotionalität - Sprache ist zusammenhanglos - Wahnvorstellungen sind desorganisiert - Manierismen sind seltsam, kindisch - hypochondrische Beschwerden - sozialer Rückzug • katatoner Typus: Der Betroffene wirkt wie erstarrt, Zustand wird als Stuper bezeichnet; wenig oder keine Reaktion auf jegliche Reize; verharrt in einer rigiden Haltung; grundloser Widerstand gegenüber Anweisungen; freiwillig werden bizarre Körperhaltungen eingenommen • paranoider Typus: Vorherrschen eines oder auch mehrerer Wahnsysteme; Halluzinationen treten in Form von Stimmen auf oder bildlichen Vorstellungen; drehen sich um Verfolgungs-, Eifersuchts- oder Größenideen => gewalttätig • undifferenzierter Typus: auffallende Wahnphänomene; Halluzinationen; unzusammenhängendes Sprechen; grob desorganisiertes Verhalten => Mischmasch von Symptomen 4. Modelle psychischer Störungen Kultur und „Wahnsinn“ Alle Kulturen: bestimmte Regeln => müssen befolgt werden, um akzeptiert zu werden; Glaubenssysteme Es gibt eine gewisse kulturelle Relativität, bezüglich dessen, was in unserer Gesellschaft als verrückt oder pathologisch beurteilt wird. Was in unserer Gesellschaft als verrückt gelten würde, ist in einer anderen vielleicht normal. In allen bekannten Kulturen werden Menschen als nicht normal bezeichnet, wenn sie unvorhersehbar handeln und/oder nicht mit anderen kommunizieren. In einigen Kulturen wird in einer psychischen Störung nicht der Zusammenbruch eines Individuums gesehen, sondern der Beziehungen des Individuums mit der Gemeinschaft und der Umwelt. Biologische Theorie: Körperfunktionen verursachen psychische Störungen z.B. Schizophrenie: - genetische Faktoren - Störungen des hormonellen Gleichgewichts - Veränderungen des Dopanin Systems im Gehirn - pathologische Veränderungen der Gehirnstruktur Manche halten Schizophrenie deswegen für eine erbliche Krankheit. Die Biochemie spielt auch eine große Rolle. Drogen verändern den normalen Geisteszustand; Chemotherapie hilft bei der Linderung bestimmter pathologischer Symptome. Psychische Störungen sind auch in Verbindung gebracht worden mit: - schwerer Unterernährung - Gehirnverletzungen 11 - Bleivergiftung - Sauerstoffmangel - Störungen des Gehirnstoffwechsels Psychologisches Modell: einige psychische Störungen haben organische Ursachen, die meisten werden jedoch durch psychosoziale Variablen verursacht; Schlüssel liegt in ungewöhnlichen Erfahrungen und Lernprozessen, die auftreten, ohne dass eine Gehirnerkrankung vorliegt. Psychoanalytische Theorie: beruht auf der Annahme innerer Konflikte. Abwehrmechanismen hindern die Person daran, sich angemessen zu Verhalten. Der Patient nimmt die Symptome als irrational wahr, da er die Symptome nicht erkennt und ihre Ursprünge nicht kennt. Behavioristisches Modell: das gestörte Verhalten ist gehemmt oder ineffektiv, weil das hohe Angstniveau die Umsetzung von Plänen in sinnvolle Handlungen stört. Kognitives Modell: das, was wir über uns selbst und andere Menschen denken ist entscheidend dafür, ob wir normal oder gestört sind. Unsere Anpassung steuern das Selbstwertgefühl, das wahrgenommene Ausmaß unserer Kontrolle über wichtige Verstärker, und der Glaube daran, dass wir bedrohliche Ereignisse selber bewältigen können. Psychische Probleme werden als Ergebnis unserer verzerrten Situations- oder Selbstwahrnehmung, von fehlerhaften Denkprozessen oder untauglichen Problemlösungsversuchen betrachtet. 12