Ökonomie am 17.10.2012 Analyse von Märkten: Teil I Vortrag: Die Schweiz in der Welt – Chancen, Risiken, neue Konstellationen Bundesrat Johann SchneiderAmmann (Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement) spricht zur globalen Finanz- und Wirtschaftskrise und den Handlungsoptionen der Schweiz 22. Oktober 2012, 18.00h Universität Zürich, KOH-B-10 2 Hausaufgabe vom 03.10.2012 1. a) Nach einem Milchpreisanstieg von 2,00 Fr auf 2,50 Fr erhöht sich die Milchproduktion von 80‘000l auf 120‘000l. Berechnen Sie die Preiselastizität des Angebots und interpretieren Sie das Ergebnis. Die Preiselastizität des Angebots, 𝜀𝑥𝐴 , gibt an, um wie viel Prozent die angebotene Menge steigt oder sinkt, wenn der Preis um 1% steigt oder sinkt. In diesem Fall berechnet sich die Preiselastizität wie folgt: 𝜀𝑥𝐴 ∆𝑥 𝐴 𝑝 120 000 − 80 000 2 = ∙ = ∙ =2 ∆𝑝 𝑥 𝐴 2.5 − 2 80 000 Interpretation: Bei einer Preissteigerung von 1% steigt das Angebot um 2%. Da das Angebot stärker steigt als der Preis, ist das Angebot elastisch. 3 Hausaufgabe vom 03.10.2012 b) Zeichnen und interpretieren Sie eine völlig elastische und eine völlig unelastische Preiselastizität des Angebots. (a) Völlig unelastisches Angebot (b) Völlig elastisches Angebot 4 Hausaufgabe vom 03.10.2012 2. Lückentext: Vervollständigen Sie die Sätze mit der passenden Kostenart. a) Die Durchschnittskosten sinken, wenn Grenzkosten niedriger sind, und steigen, wenn die Grenzkosten höher sind. b) Kosten, die unabhängig von der produzierten Menge anfallen sind Fixkosten. c) In der kurzen Frist beinhalten die variablen Kosten der Eiscremeproduktion die Kosten für Zucker und Sahne, aber nicht die Kosten der Produktionsstätten. d) Der Gewinn ist die Differenz zwischen Umsatz und Kosten (Gesamtkosten). e) Die Kosten zur Produktion eines weiteren Gutes sind die Grenzkosten. 5 Hausaufgabe vom 03.10.2012 3. Nehmen Sie an, dass die aggregierte Kostenfunktion aller Unternehmen auf dem Markt für Ökonomielehrbücher durch 𝐊 𝐱 = 𝟐𝐱 𝟐 + 𝟓𝐱 + 𝟐𝟓 gegeben ist. Wie sieht dann die Angebotsfunktion aus? Bei vollständiger Konkurrenz gilt: Angebotskurve = Grenzkostenkurve (ansteigender Teil) Die Grenzkosten/das Angebot sind hier gegeben durch: 𝐾 ′ 𝑥 = 4𝑥 + 5 6 Hausaufgabe vom 03.10.2012 4. Nehmen Sie nun ausserdem an, dass der Marktpreis von Ökonomielehrbüchern bei CHF 25 liegt. Wie viele Bücher werden dann auf dem Markt angeboten und wie hoch ist der Gewinn aller Unternehmen? Bei vollständiger Konkurrenz gilt Grenzkosten=Preis: K‘(x) = p Also 4x+5 = 25 → x = 5 Zum Preis von 25 CHF werden 5 Ökonomiebücher am Markt angeboten Der Gewinn berechnet sich wie folgt: 𝐆 𝐱 = 𝐄 𝐱 − 𝐊 𝒙 = 𝟐𝟓𝐱 − 𝟐𝒙𝟐 − 𝟓𝐱 − 𝟐𝟓 → 𝐆 𝟓 = 𝟐𝟓 𝐆′ (𝟓) = 𝟎 und 𝐆′′ 𝟓 = −𝟒 < 𝟎 → Die notwendige und hinreichende Bedingung für ein Gewinnmaximum bei x = 5 sind somit erfüllt. 7 Hausaufgabe vom 03.10.2012 8 9 Lernziele Sie kennen den Zusammenhang zwischen individuellen Angebots- und Nachfragekurven und den MarktAngebots- und Nachfragekurven Sie wissen, wie die Preisbildung bei vollkommener Konkurrenz funktioniert und können die verschiedenen ökonomischen Renten bei vollkommener Konkurrenz bestimmen Sie wissen, wie die Preisbildung im Monopol funktioniert und welche Renten im Monopol entstehen Sie wissen, was ‘natürliche Monopole’ sind 10 Aggregation von Angebot und Nachfrage Bisher: Nachfragekurven einzelner Haushalte und Angebotskurven einzelner Unternehmen Jetzt: Zusammenfassung („Aggregation“) zu Markt-Nachfrage- bzw. Angebotskurven Prinzip dabei: Horizontaladdition 11 Aggregation von Angebot und Nachfrage 12 Interpretation: Aggregierte Angebotsfunktion Bei vollständigem Wettbewerb gilt: Die Angebotsfunktion der einzelnen Unternehmen entspricht bei vollständigem Wettbewerb ihren Grenzkosten Die aggregierte Angebotsfunktion entspricht bei vollständigem Wettbewerb somit den gesamtgesellschaftlichen Grenzkosten für die Herstellung des Gutes 13 Interpretation: Aggregierte Nachfragefunktion Analog gilt für die Nachfrageseite: Die Nachfragefunktion der einzelnen Haushalte entspricht bei vollständigem Wettbewerb ihren Grenznutzen Die aggregierte Nachfragefunktion entspricht bei vollständigem Wettbewerb somit den gesamtgesellschaftlichen Grenznutzen eines Gutes 14 Preisbildung bei vollkommener Konkurrenz Basis: Im Wettbewerb gibt es viele kleine Nachfrager und Anbieter Marktgleichgewicht: Marktpreis hat denjenigen Wert, bei dem angebotene und nachgefragte Menge gleich gross sind Bei Markt-Ungleichgewicht gibt es eine Tendenz zurück zum Gleichgewicht 15 Preisbildung bei vollkommener Konkurrenz 16 Aufgaben für Gruppenarbeit - A Marktforscher haben für ein bestimmtes Gut die folgende Nachfragefunktion ermittelt: xN = 1‘600 – 300p. Die Angebotsfunktion lautet: xA = 1‘400 + 700p. Berechnen Sie den Gleichgewichtspreis und die Gleichgewichtsmenge im Wettbewerb! Antwortmöglichkeiten: A: p* = 0,2 und x* = 700 B: p* = 3,0 und x* = 700 C: p* = 0,2 und x* = 1540 D: p* = 3,0 und x* = 1540 17 18 „Effizienz“ bei vollkommener Konkurrenz Bei vollständigem Wettbewerb gilt: Grenznutzen (Nachfrage)= Grenzkosten (Angebot) Die notwendige Bedingung für ein soziales Optimum (Pareto-Optimum) ist also bei vollständigem Wettbewerb erfüllt: max U(x) – K(x) U‘(x) = K‘(x) Dies ist bei eingeschränktem Wettbewerb, zum Beispiel beim Monopol, nicht der Fall 19 Effizienz und Wohlfahrtsmaximum bei vollkommener Konkurrenz Pareto-Effizienz: (s. Kapitel 3, K-N-A) Eine Güterverteilung ist effizient, wenn jede andere Verteilung mindestens ein Individuum schlechter stellen würde. Der Nettonutzen für die Gesellschaft ist maximal Potentielle Pareto-Effizienz: Die besser Gestellten können die schlechter Gestellten aus ihrem Gewinn kompensieren 20 Ökonomische Renten vollkommener Konkurrenz: Konsumentenrente Konzept: KR ist die nicht ausgeschöpfte Zahlungsbereitschaft der Konsumenten 21 Ökonomische Renten vollkommener Konkurrenz: Produzentenrente Konzept: PR ist die Differenz zwischen Erlös und (variablen) Kosten 22 Wohlfahrtsmaximum: Die Wohlfahrt (Summe der Konsumenten und Produzentenrente) ist maximal Keine ParetoVerbesserung möglich 23 Welche Aussage ist falsch? Eine potentielle Pareto-Verbesserung liegt vor, wenn durch eine neue Verteilung A) Die Konsumentenrente sinkt, die Produzentenrente in gleichem Umfang oder stärker steigt B) Die Produzentenrente sinkt, die Konsumentenrente in gleichem Umfang oder stärker steigt C) Die Konsumentenrente steigt, ohne dass die Produzentenrente sinkt D) Die Produzentenrente steigt, ohne dass die Konsumentenrente sinkt E) Die Summe aus Produzenten- und Konsumentenrente sinkt 24 25 Monopol Gründe für Monopol: Schlüsselressource im Besitz einer Firma (Diamanten)/ Staatliche Regulierung (staatlicher Auftrag oder Patente bzw. Urheberschutz)/ Kostenstruktur der Industrie („natürliches Monopol“) 26 Monopol Auch hier Annahme der Gewinnmaximierung Aber: Preis ist kein Datum mehr! Folglich: E(x) = p(x) ∙ x Und: E‘(x) = x ∙ p‘(x) + p(x) ∙ 1 („Produktregel“) Also: x p‘(x) + p(x) = K‘(x) für Gmax 27 Monopol Beispiel: p(x) = b – ax => E(x) = p(x) x = bx - ax² => E’(x) = b – 2ax => b – 2ax = K’(x) Dies ist die notwendige Bedingung für Gmax 28 Monopol Hinreichende Bedingung für Gmax: => in allgemeiner Form G’’(x) <0 Es ist: G’’(x) = E’’(x) – K’’(x) Also: E’’(x) < K’’(x) Im Beispiel: E’(x) = b – 2ax E’’(x) = -2a Also: -2a < K’’(x) 29 Preisbildung beim Monopol 30 Preisbildung beim Monopol Der Monopolist bietet im Cournot-Punkt an (GK = GE) Der Preis im Monopol ist höher, die Menge kleiner als bei vollkommener Konkurrenz Dies dient häufig der Kritik am Monopol 31 Ökonomische Renten: Vergleich Konkurrenz - Monopol 32 Ökonomische Renten: Vergleich Konkurrenz - Monopol Fazit 1: Monopol bringt Umverteilung von Konsumentenrente zu Produzentenrente mit sich (Fläche A) Fazit 2: Monopol bedeutet Wohlfahrtsverlust; Teile der Renten fallen weg (Fläche C und D) 33 Richtig oder Falsch? Die Umverteilung der Konsumentenrente zur Produzentenrente stellt aus volkswirtschaftlicher Sicht ein Problem dar. Richtig (T) oder Falsch (F)? 34 Preisbildung beim Monopol Argument zugunsten von Monopol: Die Aussicht auf (vorübergehende) Monopolgewinne gibt Anreiz zur Innovation Lizenzen, Patente zur Sicherung der Amortisation von Forschungs- und Entwicklungskosten Wichtig aber: Befristung dieser Gewinn“Garantie“ 35 Natürliches Monopol Definition eines natürlichen Monopols: „Eine Marktsituation, in der ein einzelnes Unternehmen die Marktnachfrage besser bedienen kann, als eine Gruppe aus mehreren Unternehmen“ Beispiele für natürliche Monopole: – – – – Schienennetz Stromnetz Gas-Pipelines Post 36 Natürliches Monopol Charakteristika: – Hohe Fixkosten – Niedrige Grenzkosten – Durchschnittskosten (DK) im Bereich der Nachfrage grösser als die Grenzkosten (GK) → Wettbewerb führt zu Verlusten bei den Unternehmen, da p=GK<DK → keine Bereitstellung des Gutes 37 Natürliches Monopol Monopolist könnte das Gut produzieren, aber: Hoher Monopolpreis p>DK Wohlfahrtsverlust Lösung: Staat produziert das Gut und bietet zu Durchschnittskosten an, p=DK Monopolist produziert das Gut und muss das Gut zu p=DK anbieten → Erfordert staatlichen Markteingriff in Form eines Höchstpreises 38 39 Hausaufgaben für 24.10.2012 1. Ein Monopolbetrieb ist durch einen Erlös von E(x) = -x(x-60) und Gesamtkosten K(x) = 30x + 100 gekennzeichnet. Bei welcher Stückzahl erreicht der Betrieb den grössten Gewinn? Bei welchen fixen Kosten würde er im Gewinnmaximum weder mit Gewinn noch mit Verlust arbeiten? 40 Hausaufgaben für 24.10.2012 2. Henry, Bea und Romy betreiben die einzige Kneipe in einer Stadt. H will so viele Drinks wie möglich ohne Verlust verkaufen. B möchte so viel Erlös wie möglich erzielen. R möchte den maximalen Profit realisieren. Welche Preis-Mengen-Kombinationen entsprechen diesen drei Strategien? Erläutern und begründen Sie Ihre Antworten anhand von Grafiken. 41 Hausaufgaben für 24.10.2012 3. Ein Pharmaunternehmen hat ein neues Medikament entwickelt. Das Unternehmen hat ein Patent auf dieses Medikament bekommen und ist daher einziger Anbieter dieses Medikaments. Die Herstellungskosten sind gegeben durch K(x)=20x. Das Unternehmen nimmt folgende Nachfragefunktion an: x=100-1/2 p. Berechnen Sie den Preis und die angebotene Menge im Gleichgewicht. 42 Hausaufgaben für 24.10.2012 4. a. b. Die Firma SAP entwickelt einen neuen Chip, auf den sie sofort ein Patent erhält. Zeichnen Sie ein Diagramm, das Produzentenrente, Konsumentenrente und Gesamtrente für den Markt des neuen Chips zeigt Wie ändern sich die Grössen aus a., wenn SAP vollständige Preisdifferenzierung machen kann, d.h. die unterschiedliche Zahlungsbereitschaft der Nachfrager adäquat berücksichtigt? 43 Hausaufgaben für 24.10.2012 5. Bereiten Sie Kapitel 4 (speziell Kap. 4.3 und 4.4) im Skript vor wird nächste Woche weiter besprochen 44