Die Chronisch Rezidivierende Multifokale Osteomyelitis

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Eltern- und Patienteninformation CRMO (Knochenrheuma)
Die Chronisch Rezidivierende Multifokale Osteomyelitis (CRMO)
Oder auch
Chronische Nicht Bakterielle Osteomyelitis (NBO, CNO)
- eine chronische Erkrankung mit immer wiederkehrenden Entzündungen des
Knochens an ein oder mehreren Stellen im Körper
Bei der chronisch rezidivierenden multifokalen Osteomyelitis (CRMO) handelt es sich um eine
Entzündung des Knochens ohne bisher bekannte Ursache. Meistens sind mehrere Stellen im
Körper betroffen.
Bereits Kleinkinder können an der CRMO erkranken. Typischerweise liegt das Erkrankungsalter
bei 6 bis 15 Jahren. Es sind insgesamt doppelt so viele Mädchen wie Jungen betroffen.
Grundsätzlich kann die CRMO an allen Knochen vorkommen. Besonders häufig ist das
Schlüsselbein betroffen. Weitere typische Stellen sind die Schienbeine, Oberschenkel aber auch
die Arme. Möglich ist auch eine Entzündung im Bereich der gesamten Wirbelsäule, der Rippen
und des Beckens.
Typische Symptome:
Die Patienten klagen zunehmend über Knochen – oder Gelenkschmerzen. Insbesondere nach
Belastung nehmen die Schmerzen zu. Meist besteht kein starkes Krankheitsgefühl, jedoch
fühlen sich Patienten oft abgeschlagen und leicht Temperaturerhöhungen können auftreten.
Hohes und anhaltendes Fieber ist untypisch.
Die schmerzhaften Stellen am Körper können mit einer Schwellung einhergehen. Befinden sich
die Schmerzen und Schwellungen im Bereich eines Gelenkes besteht oft der Verdacht auf einer
Gelenkentzündung (Arthritis). Dies macht die Unterscheidung, ob es sich um eine Knochen-,
Gelenk- oder Schleimbeutelentzündung handelt oft nicht leicht.
Typische Befunde:
Blutuntersuchung:
Im Blut finden sich in der Regel Entzündungszeichen: Die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BKS)
und das C-reaktive Protein (CRP) sind fast immer erhöht. Das übrige Blutbild ist unauffällig.
Bakterien können im Blut nicht nachgewiesen werden.
Besondere Laborwerte zur Diagnosesicherung gibt es nicht. Die typischen „Rheumawerte“ wie
antinukleäre Antikörper (ANA), Rheumafaktor oder sonstige Antikörper sind nicht
nachweisbar.
Bildgebung
Veränderungen des Knochens werden im Röntgenbild wenige Wochen nach Beschwerdebeginn
sichtbar. Es handelt sich hierbei um Befunde, die für die CRMO sehr typisch sind.
Schon früher lassen sich Befunde in der Kernspintomografie/Magnetresonanztomografie
(MRT) erkennen. Diese Befunde sind ebenfalls sehr charakteristisch. Bösartige Erkrankungen
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Datum: 19.06.2012
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oder Knochenentzündungen durch Bakterien (bakterielle Osteomyelitis) können mit dieser
Methode allerdings nicht sicher ausgeschlossen werden.
Eine weitere Methode zum Nachweis von Krankheitsherden stellt die Skelettszintigraphie dar.
Mithilfe der Szintigraphie können auch Krankheitsherde, die keine Beschwerden verursachen
nachgewiesen werden. Bei Kindern werden allerdings auch die Wachstumsfugen als
Aktivitätszonen erfasst, so dass die Skelettszintigraphie bei Kindern nicht immer
aussagekräftig ist. Die Skelettszintigraphie stellt zudem eine hohe Strahlenbelastung dar.
Die Computertomografie (CT) hat ebenfalls eine hohe Strahlenbelastung. Sie ist für die
Darstellung von Weichteilgewebe nicht so gut geeignet wie die Magnetresonanztomografie. In
der Kinderheilkunde wird sie deshalb bei Verdacht auf eine chronisch rezidivierende
multifokale Osteomyelitis nicht als routinemäßiges Verfahren eingesetzt.
Feingewebliche Untersuchung (Histologie)
Zur Diagnosesicherung besteht die Möglichkeit, eine Gewebeprobe aus einer entzündeten
Stelle zu entnehmen. Vor allem gilt es, eine bösartige Erkrankung auszuschließen. Dies ist mit
einer feingeweblichen Untersuchung (Histologie) sicher möglich.
Gewonnenes Gewebe kann auch auf Bakterienwachstum untersucht werden. Lassen sich keine
Bakterien anzüchten, ist eine weitere Erkrankung, die bakterielle Knochenentzündung
(bakterielle Osteomyelitis) sehr unwahrscheinlich.
Therapie:
Die Therapie der CRMO ist in erster Linie symptomatisch, d.h. es wird nicht die Ursache
behandelt, sondern die Symptome, die durch die Entzündung auftreten.
Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente ohne Cortisonzusatz, wie Naproxen,
Ibuprofen, Indometacin oder Diclofenac, zeigen bei den Patienten in 80 Prozent befriedigende
Wirkung. Einsatz und Dauer der Medikation hängt ganz vom individuellen Verlauf ab. Je
länger und heftiger der Krankheitsverlauf ist, umso konsequenter und langfristiger ist der
Einsatz dieser Medikamente zu planen.
Es gibt auch Patienten, die sehr kurze und leichte Verläufe zeigen und die ohne Medikation
beschwerdefrei werden. Andere benötigen eine Bedarfsmedikation.
Sehr wertvoll haben sich in der Behandlung der CRMO auch Lokalmaßnahmen und
physiotherapeutische Anwendungen zur Schmerzbekämpfung und Erhaltung der
Gelenksbeweglichkeit erwiesen.
Patienten, die trotz cortisonfreier Schmerzmittel anhaltend Entzündungszeichen zeigen,
benötigen eine erweiterte Therapie.
Im Sinne einer Stufentherapie können hier verschiedenste Medikamentengruppen zum Einsatz
kommen.
Bei einem Schub mit starker Entzündung kann mit Cortison behandelt werden. Als positiv hat
sich hier eine Stoßtherapie erwiesen, d.h. hohe Dosen werden kurzfristig über die Vene
zugeführt. Damit kann ein Krankheitsschub behandelt werden und die unerwünschten
Nebenwirkungen einer Cortisondauertherapie werden vermeiden.
Das Antibiotikum Azithromycin wird wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung bei
Kindern angewandt. Diese Medikation wird auch in der Kombination mit Calcitonin
empfohlen. Es gibt hier jedoch keine Studien über die Effekte einer Langzeittherapie im
Kindesalter. Calcitonin ist im Kindesalter wegen fehlender Langzeiterfahrungen bisher nicht
zugelassen.
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Bei hartnäckigen Verläufen können auch Basismedikamente versucht werden, die bei juveniler
idiopathischer Arthritis zum Einsatz kommen. Insbesondere für Immunsuppressiva wie
Azathioprin oder Methotrexat, aber auch für Sulfasalazin werden positive Erfahrungen
berichtet. Gute Therapieerfolge werden auch durch Biologica, insbesondere TNF-alphaAntagonisten (z.B. Enbrel) erzielt.
Bisphosphonate haben bei erwachsenen Patienten mit chronischen Verläufen zu deutlichen
Besserungen geführt. Auch bei Kindern gibt es inzwischen positive Berichte mit raschem
Ansprechen. Dabei werden die Bisphosphonate bevorzugt als Infusionen verabreicht und die
Therapie ggf. nach 4-12 Wochen wiederholt.
Verlauf und Prognose
Die Erkrankung verläuft in Schüben. Ein Schub kann wenige Wochen aber auch Monate
anhalten. Der Verlauf der Erkrankung ist in der Regel gutartig und die Erkrankung kommt
irgendwann zum Stillstand.
In den meisten Fällen ist mit einer Spontanheilung der Erkrankung bis spätestens zum Ende
der Pubertät zu rechnen. Manchmal tritt die Erkrankung einmalig ohne weitere Schübe auf.
Der durchschnittliche Verlauf der Erkrankung liegt bei 2 Jahren.
Folgeerscheinungen müssen bei dieser Erkrankung nicht auftreten. Möglich sind jedoch
knöcherne Verdickungen. Beispielsweise im Bereich des Schlüsselbeins können sich kosmetisch
störende Knochenverdickungen ausbilden.
Bei Krankheitsherden in der Wirbelsäule kann es zu Veränderung von Wirbelkörpern mit
Ausbildung einer Wirbelsäulenfehlhaltung kommen.
Dr. Caroline Siemer
Oberärztin
Deutsches Zentrum für Kinder-und Jugendrheumatologie
Nähere Informationen erhalten Sie unter:
E-Mail:
[email protected]
Homepage:
www.rheuma-kinderklinik.de
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Literatur:
Dr. A. Jansson,
Chronisch rezidivierende multifokale Osteomyelitis und andere nichtbakterielle Osteitiden:
Klinik, Diagnostik, Therapie, Prognose und genetische Untersuchungen
Dtsch Arztebl 2004; 101: A 584–589 [Heft 9]
Dr. A. Jansson, Die chronisch rezidivierende multifokale Osteomyelitis
Monatszeitschrift für Kinderheilkunde 2002, 150; 477-489
Prof . Dr. F.Schilling, klin. Pädiatrie 213 (2001) 271-284
Prof. H.J. Gierschick, Nichtbakterielle Osteomyelitis, Pädiatrische Rheumatologie, Springer Verlag 2007
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