Entstehung und Vulkanismus des Siebengebirges Einführung Mit dem heutigen Vortrag möchte ich Ihnen interessante Aspekte über die Entstehung, Geologie und Vulkanismus im Siebengebirge erläutern. Das Bild hier habe ich im November letzten Jahres selbst aufgenommen. Da ich als Verantwortlicher der Wetterstation Ölberg und Mit-Betreiber von 4 Amateurfunk-Relaisstellen öfters auf dem Ölberg zu tun habe, erlebt man schon des Öfteren solche Naturschauspiele. Auf der Webcam der Wetterstation können Sie ab und zu auch solche Bilder ansehen. Ich selbst bin kein studierter Geologe, und habe mir das Wissen auch erst im letzten Jahr angeeignet. Im Rahmen meiner Ausbildung als zertifizierte Natur- und Landschaftsführer lernte ich Einiges über die Geologie des Siebengebirges, und habe auch meine „Diplomarbeit“, sprich eine Ausarbeitung einer Führung und Vortrags, diesem Thema gewidmet. Als Vorlage des damaligen Geologie-Unterrichts diente ein kleines Büchlein, das der Heisterbacherrotter Geologie-Professor Nikolaus Froitzheim zusammen mit einer seiner Doktorandinnen verfasst hat. Das selbe Buch gilt auch als Vorlage für meine Ausführungen, wie sie anhand des Bildmaterials sehen werden. Wo fangen wir bei der Entstehung des Siebengebirges an? Entstehung des Siebengebirges Blatt 2 In dieser Abbildung sind die Erdzeitalter dargestellt, wobei die unteren Teile jeweils ein vergrößerter Ausschnitt der oberen Darstellung ist. Die Erde entstand vor knapp 5 Mrd Jahren. Das Kryptozoikum dauerte 4 Mrd. Jahre, die ersten Lebewesen entwickelten sich erst im Phanerozoikum vor 500 Mio. Jahren, der Mensch erschien erst am Ende der Erdneuzeit. Die Geologie des Siebengebirges wird im Wesentlichen geprägt von den Zeitaltern Devon (vor 400 Mio. Jahren), und Tertiär (vor 25 Mio. Jahren), in dem Vulkan-Aktivitäten die heutige Berglandschaft formten. Hier wird noch mal das Tertiär dargestellt mit dem Zeitalter Oligozän, in dem durch Kontinentalverschiebung die Vulkantätigkeit im Siebengebirge entstand. Interessant ist hier auch der jeweilige Meeresspiegel über die Zeitalter: Heisterbacherrott lag damals vermutlich noch am Meeresstrand, das durch Muschelablagerungen am Weilberg nachgewiesen werden konnte. Blatt 3 Wie vorhin erwähnt, kann die Entstehung des Siebengebirges als Teil des Rheinischen Schiefergebirges bis auf das Zeitalter Devon nachgewiesen werden. Zu der Zeit befanden sich die Vorläufer des Rheinischen Schiefergebirges an der Küste das Kontinents Laurussia. Das war in der Tat noch südlich des Äquators. In der Tat ist das damalige Schelfgestein, also Sedimentgestein aus Meeresablagerungen, der Sockel des heutigen Siebengebirges, auf dem die „Sieben“ Berge stehen und erst durch Vulkantätigkeit entstanden sind. Die Kontinente Larussia und Godwana sind im Zeitalter Karbon zusammgestoßen. Somit befand sich jetzt das Rheinische Schiefergebirge an den Kontinentalgrenzen in einem sog. Variszischen Gebirge. Blatt 4 Im Zeitalter Perm, also vor 250 Mio. Jahren, stoßen die Kontinente Laurussia und Siberia zusammen und bildet den Superkontinent Pangäa. Dieser Kontinent zerfällt in mehrere Teile, und im Tertiär, also vor 25 Mio. Jahren, können wir schon die heutigen Kontinentalgrenzen erkennen. Durch diese Kontinentalverschiebungen sind die Alpen entstanden, das Rheinische Schiefergebirge liegt jetzt in einer Flussebene am Meer. Zu dieser Zeit brechen jetzt auch die ersten Vulkane aus, das Siebengebirge entsteht. Die Hauptmasse der Gesteine im Schiefergebirge sind geschieferte sandige Tonsteine, Sandsteine, Grauwacken und Quarzite, wobei im Siebengebirge das klassische Schiefer kaum vorkommt. Diese Gesteinsarten sind also das „Fundament“ des Siebengebirges, die von der späteren Vulkanen durchbrochen und durch deren Lava und Asche teilweise überdeckt wurden. Seite 1 Im Tertiär entstand auch die Niederrheinische Bucht, die bei Bonn ihren südlichsten Ausläufer hat und sich grob über Düsseldorf, Krefeld und Aachen erstreckt. Die Bucht entstand durch Absenkung vom Rheinischen Schiefergebirge. Diese Absenkung entstand durch tektonische Verschiebungen, die auch die Ursache des Vulkanismus im Siebengebirge sind. Vulkanismus allgemein Blatt 5 Jetzt kommen wir zum eigentlichen Thema: Der Vulkanismus. Um den Vulkanismus zu verstehen, müssen wir zuerst einen Blick in das Erdinnere werden. Die Erde ist aus Kruste, Mantel und Kern aufgebaut. Die Kruste ist etwa 30 km dick, sie besteht überwiegend aus Granit und Gneis. Die Kruste in den Ozeanen ca. 7-10 km dick und besteht meist aus Basalt. Der obere Mantel besteht aus dem Gestein Peridotit. Die Festigkeit des Mantelgesteins hängt ab vom Druck, Temperatur und Fluidgehalt. Der lithosphärische Mantel ist ähnlich fest wie die Kruste. Die Lithosphäre, d.h. der lithosphärische Mantel und die Kruste, ist in einzelne Platen unterteilt, z.B. Eurasische Platte, Afrikanische Platte etc. In der darunter liegenden Asthenospäre ist das Mantelgestein zu einem geringen Teil aufgeschmolzen. Diese Schicht ist relativ geschmeidig und bildet die Gleitschicht für die Lithospären-Platten. Der übrige Mantel ist fest, aber verformbar, und ist in ständiger, kriechender Bewegung. Der Kern besteht überwiegend aus Eisen und Nickel. Der äußere Kern ist geschmolzen. Die flüssigen Metalle umströmen den inneren Kern und erzeugen mit ihren Dynamoeffekt das Magnetfeld. Der innere Kern ist aufgrund des höheren Druckes im Erdinneren fest. Blatt 6 Im Vulkangebiet kann man 3 Stockwerke unterscheiden. Das untere Stockwerk liegt an der Basis der Erdkruste. Hier sammelt sich basaltisches Magma 1, welches durch teilweises Aufschmelzen des Mantelgesteins gebildet wurde. Im mittleren Stockwerk kann das Magma in die Erdkruste aufsteigen. Es kann sich entlang von Gesteinsschichten ausbreiten, z.B. Lagergänge 2, oder quer zu den Schichten 3. Meist erstarrt es in den Spalten zu Basalt. Das basaltische Magma kann sich auch in einer Magmakammer sammeln 4 und sich in trachytischen oder latitischen Magma verwandeln. Das erfolgt durch Aufnahme bzw. Mischung von Mineralien der umgebenden Erdkruste. Trachyt nimmt hier z.B. Siliziumoxyd auf, was man an der helleren Farbkennung sehen kann. Basalt entsteht also, wenn es relativ schnell aus dem unterem Stockwerk durch die mittlere Schicht an die Oberfläche dringt und somit weniger Mineralien der Erdkruste aufnehmen kann. Das obere Stockwerk besteht aus den Vulkankegeln und Tuffdecke, hier weiß gezeichnet, die durch Vulkan-Asche gebildet wurde. So sah das Siebengebirge nach den Vulkanausbrüchen im Tertiär aus. Die Tuffdecke ist heute durch Erosion weitgehend abgetragen. Die Oberfläche des heutigen Siebengebirges ist durch die gestrichelt Line angedeutet. Blatt 7 Auf dem Foto von Drachenfels und Wolkenburg wurde hier die ursprüngliche Tuffdecke nachgezeichnet. Hier ist zu erkennen, das der Trachyt nicht als Vulkan austrat, sondern in der Tuffdecke stecken blieb. Das Latit-Magma der Wolkenburg hingegen durchstieß die Tuffdecke. Blatt 8 Auf diesem Foto sehen Sie das Siebengebirge von der gegenüberliegenden Rheinseite oberhalb Rolandseck, darunter das Gleiche, aber nachgezeichnet mit den verbliebenen Gesteinsarten. Braun: Weiß: Grau: Blau: Schwarz: Seite 2 Devonischer Sockel, siehe Urkontinent Larussia Tuffreste, also Vulkanasche Trachyt Latit, siehe auch Stenzelberg Basalt Blatt 9 Anhand der folgenden 3 Darstellungen soll noch mal erläutert werden, wie der Vulkanismus das heutige Siebengebirge geprägt hat. Man sieht hier den devonischen Untergrund, der bedeckt ist durch eine Verwitterungs- und Sedimentschicht. Die explosiven Vulkanausbrüche verursachen riesige Aschewolken, die dann über dem Gebiet „abregnen“, und sich als Tuffdecke ablagern. Diese Tuffdecke ist bis zu 200 m dick. Weitere Magmaströme drängen nach oben, sie sind aber jetzt weniger explosiv, da das Magma entgast ist. Durch die geringere Kraft bleiben die Ströme in der Tuffdecke stecken. Blatt 10 In den weiteren Jahrmillionen wird die weiche Tuffdecke durch natürliche Erosion, d.h. Verwitterung, Wind und Wasser abgetragen. Die härteren Kuppen aus erstarrtem Magma, also Basalt, Trachyt und Latit werden freigelegt. An geschützten Stellen bleibt der Tuff erhalten. So haben wir noch dicke Tuffschichten zwischen Petersberg und Wolkenburg, die ja heute als Ofenkaulen bekannt sind. Heute sieht es so aus. Die vulkanischen Gesteine sind von einer 30-60cm dicken fruchtbaren Bodenschicht bedeckt, die lediglich von den Steinbrüchen durchbrochen ist Blatt 11 Entfällt Blatt 12 Faszinierend sind ja immer die herrlichen Basaltsäulen, die wir in den Steinbrüchen sehen können. Wie kommt es zu dieser Form? Betrachten wir mal eine ausgetrocknete Schlammpfütze. Hier haben sich auch eine Art geometrischen Formen nach der Verfestigung gebildet. Das selbe passiert beim Abkühlen des Magmas: Das 1100 Grad heiße Magma wird bei 970 Grad fest, wobei sich eine Basaltkruste bildet. Beim weiteren Abkühlen zieht sich die Kruste zusammen, wodurch eine hohe mechanische Spannung entsteht. Wenn die Spannung zu groß wird, bilden sich Risse in der Kruste, die ein netzartiges Muster bilden, so wie bei der Schlammpfütze. Bei weiterem Abkühlen verlängern sich die Risse, und es entstehen die besagten Säulen. Die Säulen wachsen immer senkrecht zur Abkühlungsfläche, in der Regel meist die Oberfläche. Regelmäßige Säulen entstehen nur, wenn der heiße Basalt langsam abkühlt und homogen ist. Links sehen Sie noch mal eine schematische Darstellung der Säulenbildung, rechts die Säulenwand am Weilberg. Blatt 13 Auf diesem Bild sehen wir eine andere Form der Basaltbildung, eine Rosette. Die kann man an einem verstecken Ort am Hang des Petersberg in der Nähe des Mühlenhofs bestaunen. Die Form rührt daher, dass die Abkühlfläche nicht die waagerechte Erdoberfläche war, sondern vermutlich eine Kuppe. Die möglichen Abkühlungströme sind hier in der Zeichnung dargestellt. Eine sternförmiges Wachsen der Säulen könnte durch ein quasi punkförmiges Eindringen von Wasser in die Basaltblase entstanden sein. Mein Vortrag ist hiermit beendet, und ich Hoffe, es hat Ihnen neue Einblicke in unsere Heimatregion gebracht. Ich habe zu diesem Thema bereits eine Wanderung bzw. Führung ausgearbeitet, die auch für die nicht ganz so Fitten geeignet sein sollte, da sie meist bergab geht. Den Weg möchte ich mal kurz beschreiben. Man startet vom Parkplatz hier bei der Kirche Richtung Stenzelberg, der so in 20 min erreichbar sein sollte. Aus geologischer Sicht ist das eine wahre Fundgrube. Weiter geht es in Richtung Weilberg, der ist sozusagen die Mutter aller geologischen Betrachtungen hier im Siebengebirge. Die nicht ganz so Seite 3 Fitten können sich hier von der Gruppe trennen und zum Parkplatz zurücklaufen, oder sogar den Bus nehmen. Weiter geht es ins Richtung Kloster Heisterbach. Hier gibt es zwar keinen Steinbruch, aber eine Menge interessanter Steine, die dort in die Kirchenruine verbaut wurden, und man kann sich somit die Gesteinsarten noch mal aus nächste Nähe betrachten. Man kann dann die Wanderung im Restaurant ausklingen lassen und anschließend mit dem Bus zum Heisterbacherrotter Parklplatz nehmen. Die ganz Fitten können aber auch entlang des Petersberg-Hangs auf Schusters Rappen den Weg nehmen. Wer also interessiert ist, kann sich melden, ich werde per Email mal eine nähere Beschreibung der Wanderung an alle senden. Den Termin werde ich dann noch mitteilen, es sei denn, es werden hier Wünsche geäußert. Seite 4