2 • Bau der Erde 2.1 Die Erde ändert ständig ihr Aussehen Die Erdoberfläche scheint uns Menschen ständig gleich auszusehen. Unser Leben ist viel zu kurz, als dass wir wesentliche Veränderungen miterleben könnten. Felsstürze, Steinschläge, Vulkanausbrüche und Erdbeben zeigen uns aber deutlich, dass sich die Erdoberfläche dauernd verändert. Die Erdoberfläche hat in jeder Erd- zeit anders ausgesehen, die Lage der Kontinente hat sich im Laufe von Millionen Jahren ständig verändert und tut dies heute noch. Wo einst ein Meer war, ist heute ein Festland, wo einst Gebirge waren, ist heute ein Meer usw. einfachere Darstellung Die Erde hat einen schalenförmigen Aufbau Erdkruste (0 bis 50 km) in Erdmantel (50 bis 2 900 km) Äußerer Erdkern (2 900 bis 5 000 km) Innerer Erdkern (5 000 bis 6 370 km) Abb. 28.1 Bau der Erde: Die Erde ist eine an den Polen abgeflachte Kugel. Abb. 29.2 Seismographen sind Messgeräte, die der Messung von Bodenerschütterungen dienen. Die Erde ist schalenförmig aufgebaut, wobei ihr Eisengehalt mit der Tiefe zunimmt. Die Erdkruste stellt im Verhältnis zur gesamten Erde (Radius: 6 370 km) nur eine dünne Haut dar, entsprechend der Haut eines Apfels. Sie reicht bis eine Tiefe von etwa 30 bis 50 Kilometern. Der unter der Erdkruste liegende Erdmantel reicht bis in eine Tiefe von 2 900 km. Der Erdkern besteht vermutlich aus den Elementen Nickel und Eisen. Der äußere Erdkern ist flüssig, der innere Erdkern vermutlich fest. Unter der Erdkruste befindet sich Magma - eine glutflüssige Gesteinsschmelze Tiefenbohrungen haben gezeigt, dass die Temperatur in der Erdkruste durchschnittlich um 1 °C pro 33 m Tiefe zunimmt. Unter der Erdkruste herrschen daher Temperaturen, bei denen das Gesteinsmaterial aufgeschmolzen vorkommt. Diese glutflüssige, gashältige Gesteinsschmelze nennt man A Magma. Im Magma haben Kräfte ihren Ursprung, die das Aussehen der Erdoberfläche von innen her verändern. Abb. 29.1 Die Außenhaut der Erde besteht aus einem Puzzle tektonischer Platten Die Erdkruste besteht aus Platten Die feste Gesteinskruste ist keine einheitliche Hülle. Sie gliedert sich in einzelne „Platten“ die aus den Kontinenten mit den vorgelagerten Bereichen des Tiefseebodens bestehen. Diese Platten sind in Bewegung. Driften die Platten auseinander, gelangt Magma an die Erdoberfläche, kühlt ab, verfestigt sich und bildet einen neuen Teil der Erdkruste. Driften Platten gegeneinander werden Gesteinsmassen übereinander geschoben und gehoben: es entstehen Gebirge (z. B. Alpen, Himalaja, Anden). Bei all diesen Bewegungen kommt es zu Spannungen in der Erdkruste. Werden diese Reib- und Scherkräfte zu groß, kommt es plötzlich zum Freiwerden gewaltiger Energien. Sie sind Ursache für Vulkanismus und Erdbeben. Abb. 29.3 Erdbeben könne ganze Städte zerstören Erdbeben haben oft katastrophale Folgen Im Erdbebenherd (Hypozentrum) entstehen Erschütterungen, die sich wellenförmig ausbreiten. Er liegt meist in tieferen Schichten der Erdkruste. Der Punkt an der Eroberfläche über dem Erdbebenherd nennt man Epizentrum. Die Wellen breiten sich in allen Richtungen aus. Die Erschütterungen sind mitunter so stark, dass man sie mit A Seismographen tausende Kilometer entfernt noch messen kann. Während die nach oben offene Richterskala sich an dem Ausschlag der Seismographen orientiert, orientiert sich die Mercalli Sieberg Skala vor allem an der Wahrnehmbarkeit und den Schäden. Krater Schlot Auch in Europa gibt es aktive Vulkane Abb. 28.5 Konvektionsströmung im Versuch Abb. 28.3 Die Erdkruste bewegt sich. Magmaströme verschieben die Platten gegeneinander. An jenen Stellen, wo die Magmaströme aufeinander treffen, wird der Druck oft so groß, dass Magma die Erkruste durchbricht. Im Magma sind Gase gelöst, die beim Vulkanausbruch frei werden und den ungeheuren Druck verursachen (Sektkorkeneffekt). Gesteinsbrocken werden ausgeschleudert und oft geht ein Ascheregen in der Umgebung des Vulkans nieder. Die an der Erdoberfläche austretende Gesteinsschmelze (Lava) fließt dahin und erstarrt schließlich. Es entstehen Ergussgesteine oder Vulkanite. Magma Abb. 29.4 Vulkan (Schema) 28 29 2 • Bau der Erde L 2.2 Gesteine können unterschiedlichen Ursprung haben Forscherbox Es gibt drei große Gesteinsgruppen: 95 % der Gesteine sind durch Abkühlung aus Magma entstanden. Wir nennen sie daher auch Magmatite oder Erstarrungsgesteine. Auch wissen wir, dass die Erdkruste ständigen Veränderungen unterworfen ist. Dabei kommen Gesteine oft in große Tiefen, wo sie durch Druck und höhere Temperatur umgewandelt werden. Bei Gebirgsbildungen gelangen sie dann wieder an die Erdoberfläche, ] Sammle aus der Zeitung Berichte über Naturkatastrophen, die das Aussehen der Erdoberfläche verändert haben! ] Studiere in deinem Atlas die Karten über Erbeben und Vulkanismus. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Erdbebenzonen und Auftreten von Vulkanen? ] Suche Zeitungsartikel von Erdbebenkatastrophen und Vulkanausbrüchen. Nimm zu diesen Stellung. Der Kreislauf der Gesteine ] Suche im Internet Informationen über die Richterskala und Mercalli-SiebergSkala. Du kannst auch in der Schulbibliothek Informationen darüber finden. Vergleiche die beiden Tabellen. Wodurch unterscheiden sich ihre Aussagen? ] Suche im Internet oder in einem Lexikon, was man unter einem Tsunami versteht! Berichte! ] Erdwärme wird heute als alternative Energiequelle genutzt. Informiere dich im Internet oder einer Bibliothek! ! weshalb sie als Umwandlungsgesteine oder Metamorphite bezeichnet werden. Sie bilden etwa 4 % der Oberflächengesteine. Durch Verwitterung und Transport werden Gesteine unterschiedlicher Herkunft verlagert und an anderen Orten wieder abgelagert. Es entstehen Sedimente, die durch Verfestigung zu Sedimentgesteinen werden können. Sie bilden etwa 1 % der Gesteine. Abb. 30.1 aktiver Vulkan: Aetna Nachvulkanische (Apostvulkanische) Erscheinungen Thermen sind Zeugen früherer vulkanischer Tätigkeit. Auch in Österreich finden wir solche Spuren entlang der Thermenlinie des Wiener Beckens, sowie im Burgenland und der Oststeiermark. Thermalbäder werden von warmen, oft unterirdischen Quellen versorgt. In ihnen sind oft Gase und Mineralsalze gelöst, die heilsame Wirkung haben. Aus Lava entstandene Gesteine finden wir am Pauliberg im Burgenland. Die Riegersburg in der Oststeiermark ist auf einem erloschenen Vulkan errichtet. Die festen Gesteine der Erdrinde unterliegen einem steten Wandel und letztlich einem immerwährenden Kreislauf. Ursache dafür sind zwei entgegengesetzt wirkende Kräfte. Die Kräfte aus dem Erdinneren bewirken die Bewegung der Kontinente, die Faltung der Gebirge, ihre Heraushebung und das Aufschmelzen bzw. die Metamorphose der Gesteine in den tieferen Krustenteilen. Die äußeren Kräfte sind für Verwitterung, Abtragung, Transport der Gesteine und Ablagerung der Sedimente verantwortlich. Erstarrungsgesteine entstehen durch Abkühlung von Magma im Erdinneren bzw. Lava an der Erdoberfläche. Die feste Erdkruste ist der Verwitterung ausgesetzt. Gesteinsbruchstücke werden – durch Flüsse, Wind etc. vertragen und an anderer Stelle abgelagert (Sedimente) und anschließend durch Druck verfestigt. Es entstanden Sedimentgesteine. Alle Gesteine – auch die Sedimentgesteine – können z. B. bei Gebirgsbildungen umgewandelt werden (Umwandlungsgesteine oder Metamorphite). Gelangen Gesteine in größere Tiefen, werden sie aufgeschmolzen und das Magma kann später wieder erstarren (Magmatismus – alle Vorgänge, die mit dem Magma zusammen hängen). Umwandlungs- Sediment- und Erstarrungsgesteine können wieder verwittern und zu Sedimentgesteinen werden. Memobox ] Erde hat einen schalenförmigen Auf- Erstarrungsgesteine bau: Erdkuste, Erdmantel und Erdkern ] Die Erdkruste besteht aus Gesteins- rw Ve i t te platten, die sich gegeneinander verschieben ru n o ra n s p g–T ] Erdbeben: entstehen, wenn Spannungen in der Erdkruste frei werden. ] Vulkane: Stromboli, Vesuv, paziErs ta ] nachvulkanische (postvulkanische) Erscheinungen: z. B. Thermen Abb. 30.3 Riegersburg ru n g Wusstest du, dass... … die Gesteine unserer Alpen – so stabil sie auch aussehen – oft in Bewegung sind? Gletscher transportieren oft große Gesteinsmassen vor sich her, Bergstürze verändern oft das Aussehen ganzer Talschaften, Flüsse transportieren große Schottermassen… … die Alpen sich auch heute noch um einige Millimeter pro Jahr heben, also in Bewegung sind? Allerdings wird durch Verwitterung und Abtragung dieses „Wachstum“ mehr als ausgeglichen. … die historischen Bauwerke von Städten meist aus Steinen gebaut wurden, die in Steinbrüchen der Umgebung abgebaut wurden? Ver fe s tig u ng lockere Sedimente Druck u fischer Raum, Island rt – Ablage ? nd Tem perat ur à Umw and lu n g rre n Magma verfestigte Sedimente ng r tu a r wa pe Um m e dT n ck u Dru lu nd Schmelzen Umwandlungsgesteine Abb. 31.1 Verschiedene Möglichkeiten des Gesteinskreislaufes 30 31 L 2 • Bau der Erde Forscherbox ] In Baumärkten oder Steinmetzbetrieben kann man schöne, geschliffene Gesteinsplatten finden. Welche Gesteine hast du gefunden? Versuche heraus zu finden, wie diese Gesteine entstanden sind! ] Suche ein historisches Bauwerk in deinem Bundesland und forsche nach, welches Gesteinmaterial zur seiner Errichtung verwendet wurde! Vielleicht kannst du auch in Erfahrung bringen, wo die Steine abgebaut wurden. Tiefengesteine entstehen durch langsames Erstarren von Magma im Erdinneren Sedimente können unterschiedlicher Herkunft sein Wenn Magma innerhalb der Erdkruste langsam erstarrt, kristallisieren seine Bestandteile in einer bestimmten Reihenfolge aus. Es bilden sich Tiefengesteine. Sie bestehen aus kleinsten Kristallen und erscheinen daher gleichmäßig körnig. Ihrer Entstehung nach unterscheidet man: Der Granit ist das bekannteste und häufigste Tiefengestein. Man trifft ihn dort an, wo er durch Abtragung freigelegt wurde – in Österreich im Granit- und Gneishochland (Wald- und Mühlviertel) sowie in Abb. 32.1 Granit wird wegen den Zentralalpen. Die meist hellgraue Far- seiner Festigkeit auch im Strabe bewirken seine drei Bestandteile: der ßenbau verwendet werden durchsichtige, fettglänzende Quarz, der weiße, gelbe oder rötliche Feldspat, und der helle oder dunkle, glänzende Glimmer. Quarz, Glimmer und Feldspat sind A Mineralien. Als Mineralien bezeichnet man anorganische (unbelebte) stofflich einheitliche Naturkörper. Fast alle Mineralien werden von ebenen und gesetzmäßig verlaufenden Flächen begrenzt. Sie bilden A Kristalle aus. A Gesteine hingegen sind ein Gemenge von bestimmten Mineralien oder einer Mineralart. Sie treten stets großflächiger auf. In Gesteinen sind die einzelnen Kristalle oft sehr (manchmal mikroskopisch) klein. Ergussgesteine erstarren rasch an der Erdoberfläche A mechanische Sedimente A chemische Sedimente Verwitterung A biogene Sedimente Verfrachtung Ablagerung Mechanische Sedimente Äußere Kräfte wirken auf die Erdoberfläche zerstörend bzw. abtragend. Durch Verwitterung und Verfrachtung werden Gebirge abgetragen und die umgebenden Mulden mit dem abgetragenen Material aufgefüllt. Abb. 33.1 Verwitterung, Verfrachtung und Ablagerung Bei der physikalischen (mechanischen) Verwitterung be- der Sedimente wirken Temperaturunterschiede, Frostsprengung oder in das Gestein eindringende Wurzeln Spannungen und in der Folge eine Zertrümmerung der Gesteine. Die entstandenen Lockermassen werden verfrachtet (durch Flüsse, Gletscher, Winde, Schwerkraft) und an anderen Stellen abgelagert. Dabei werden sie zerkleinert und in ihrer Form verändert. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten mechanischen Sedimente. Werden diese Sedimente durch Druck verfestigt und mitunter durch Bindematerial verklebt, sprechen wir von Sedimentgesteinen (Ablagerungsgesteinen). Korngröße (Größe des Mechanisches Durchmessers der ein- Sediment: (Lockerzelnen Gesteinsstücke) gestein) Ist die Lava dünnflüssig, entweichen die Gase schnell und die Lava fließt ruhig dahin um schließlich zu erstarren. Es bilden sich Schildvulkane. Das erkaltete Gestein ist der dunkle, fast schwarze Basalt. Abb. 32.2 Salzkristall: Wird von Natrium und Chlor aufgebaut. Die Elementarzelle ist ein Würfel. Einfluss der Witterung Ist die Lava zähflüssig, werden die eingeschlossenen Gase explosionsartig frei. Lava und vukanische ABomben werden in die Luft geschleudert, ein Aschenregen bedeckt die Umgebung. Die erstarrten porösen Gesteine nennen wir vulkanische Tuffe. größer als 2 mm Schutt (kantig) Schotter, Kies (abgerundet) Tiefen- und Ergussgesteine entstehen durch Erstarren aus Magma bzw. Lava. Man fasst sie deshalb als Erstarrungsgesteine zusammen. 0,02 bis 2 mm kleiner als 0,02 mm Sand Ton Lehm (sandiger Ton) Verfestigtes mechanisches Sediment: Sedimentgestein durch Druck, Wasserentzug und Verkittung verfestigt Breccie Konglomerat (Beton ist ein künstliches Konglomerat) Sandstein Tonschiefer Abb. 33.2 Konglomerat Abb. 33.3 verfestigter Sandstein Abb. 32.3 Bergkristalle bilden sechseckige Säulen mit Pyramiden an den Enden. 32 Abb. 32.4 Basalt Abb. 32.5 vulkanischer Tuff Abb. 33.4 Endmoräne eines Gletschers: Gletscher schieben große Massen an Gesteinen vor sich her 33 Chemische Sedimente entstehen vor allem durch die lösende Kraft des Wassers Die chemische Verwitterung beruht vor allem auf der lösenden Kraft des Wassers. Reines Wasser könnte aber beispielsweise Kalk niemals zersetzen. Die Lösungskraft des Regenwassers wird erhöht, weil es aus der Atmosphäre Kohlenstoffdioxid aufnimmt und so in geringen Mengen Kohlensäure entsteht. Diese kann Kalk lösen, wodurch Klüfte, Karren (tiefe Rillen, Abb.34.2) Dolinen (rundliche Vertiefungen) sowie Höhlen entstehen. Dies nennt man Verkarstung. Das kalkhältige Wasser sickert durch das Kalkgebirge und tropft - oft sehr langsam - zu Boden. Durch Verdunstung des Wassers bleibt der darin gelöste Kalk in Form von Tropfsteinen zurück. Tropfsteine sind also chemische Sedimente. Neben den Tropfsteinhöhlen (z. B. Koppenbrüllerhöhle im Dachsteinmassiv. Lurgrotte im Murtal, Obirhöhle in den Karawanken) gibt es auch Eishöhlen, in denen das Höhlenwasser zu Eis gefroren ist (z. B. Eisriesenwelt im Tennengebirge, Rieseneishöhle im Dachsteinmassiv). Abb. 34.1 Breccie Doline zerklüftetes Gestein versickernder Fluss Karren Die Steinsalzlagerstätten in den Alpen sind aus einstigen Meeresablagerungen entstanden. In Lagunen verdampfte das Wasser, das auskristallisierte Salz wurde überlagert und kam schließlich, nach der alpinen Gebirgsbildung (vgl. Kap. 2.4.) an den heutigen Stellen zu liegen. Salz ist meist mit Ton oder anderen Mineralien vermengt. Um es zu gewinnen schlägt man in den Berg Hohlräume (Kavernen), die man mit Wasser füllt. Das Salz löst sich darin. Ist der Salzanteil in der Lösung groß genug, wird die Salzlösung (Sole) über Rohrleitungen zum Sudhaus geleitet. Die Sole wird eingedampft, Steinsalz kristallisiert aus. Die wichtigsten Salzvorkommen sind in Hallstatt, Bad Ischl, Altaussee und Hallein, wo man die Bergwerke auch besichtigen kann. Sole Abb. 35.1 Solebildung in Kaverne: Wasser wird in die Höhle eingeleitet, Salz löst sich aus dem Sedimentgestein es entsteht Sole Sediment Biogene Sedimente bestehen aus Überresten von Lebewesen Höhlensystem Tropfsteinhöhle Abb. 34.2 Karrenfeld im Toten Gebirge Karstsee Abb. 34.3 Sandstein wird vom Sauren Regen angegriffen. Hauptursache für den Sauren Regen ist die Luftverschmutzung, insbesondere durch säurebildende Abgase. Saurer Regen schädigt Natur und Umwelt Campomalo / pixelio.de Abb. 34.4 Karsterscheinungen in einem Gebirge Aus den Überresten von Lebewesen haben sich aber auch unsere fossilen Energieträger gebildet. Steinkohle entstand aus den Überresten der Steinkohlewälder, die wir im Karbon kennen gelernt haben. Erdöl ist das Produkt von Plankton. In seichten Meeresbuchten entstand Faulschlamm, der unter Luftabschluss im Laufe von Jahrmillionen zu Erdöl bzw. Erdgas wurde. Phase 1 Ablagerung von abgestorbenem Lebewesen Abb. 34.5 Tropfsteinhöhle 34 Zu den Sedimenten zählen aber nicht nur Ablagerungen von Verwitterungsprodukten, sondern auch Ablagerungen von Überresten von Lebewesen. Diese Ablagerungen bezeichnet man als biogene Sedimente. Kalkgesteine sind aus Ablagerungen kalkhältiger Überreste bestimmter Lebewesen hervorgegangen (z. B. Muschelkalk). Phase 2 Überlagerung des Faulschlamms durch Sedimente L 2 • Bau der Erde Forscherbox ] Versuche Handstücke (sind Gesteinsbrocken die man leicht in einer Hand halten kann) von Sedimentgesteinen zu sammeln, die du in diesem Kapitel kennen gelernt hast! Legt man eine Sammlung an, werden diese Handstücke zuerst gesäubert. Der Name des Fundstückes (z. B. Muschelkalk), der Fundort, das Datum des Fundes und Eigenschaften wie – Mineral, Kristall, Sedimentgestein… oder Besonderheiten wie Einschlüsse von Kristallen, Beschaffenheit etc. werden auf einem beigelegten Kärtchen vermerkt. Zahlreiche im Buchhandel erhältliche Gesteins- und Mineralienführer helfen dir bei der Bestimmung. ] Finde heraus, wozu Steinsalz verwendet wird. Du kannst im Internet oder einem Lexikon auch die chemische Zusammensetzung und die Eigenschaften des Steinsalzes kennen lernen! Verfasse einen Bericht. ] Versuche herauszufinden, wo in Österreich Erdöl- bzw. Ergaslagerstätten zu finden sind. Denke nach, wie lange die Bildung dieser Bodenschätze gedauert hat und in welcher Zeit sie die Menschheit verbraucht. Wodurch können fossile Energieträger ersetzt werden. Phase 3 Umwandlung durch großen Druck in Erdöl und Erdgas Phase 4 Erdölförderung im Meer mit Hilfe einer Bohrplattform Abb. 35.2 Erdöl- und Erdgasentstehung 35 2 • Bau der Erde Umwandlungsgesteine entstehen vor allem bei Gebirgsbildungen Abb. 36.1 Gneis ! Gesteine, die in tiefere Schichten gelangen, werden durch den hohen Druck und die steigenden Temperaturen in ihrer Struktur verändert. Durch diese Umwandlung (Metamorphose) der Gesteine entstehen Umwandlungsgesteine. Häufig lassen sie eine Schieferung, also eine deutliche Anordnung der mineralischen Bestandteile in einer bestimmten Richtung erkennen. Solche Gesteine bezeichnet man deshalb auch als Kristalline Schiefer. Sie kommen in Österreich vorwiegend in den Zentralalpen sowie im Wald- und Mühlviertel vor. Durch Metamorphose entsteht beispielsweise aus Granit A Gneis (Abb.36.2), aus Kalk A Marmor (Abb. 36.3), aus Sandstein A Quarzit. Memobox ] Kreislauf der Gesteine ] Magma: flüssige Gesteinsschmelze; ] Mineralien: anorganische, stofflich einheitliche Naturkörper, bilden meist Kristalle aus Abb. 36.2 Glimmerschiefer – ein typisches metamorphes Gestein L ] Sedimentgesteine: entstehen durch Ablagerung Forscherbox ] Nach Durcharbeitung dieses Kapitels ] mechanische Sedimente ent- erfülle folgende Aufgaben: stehen durch physikalische Verwitterung aus anderen Gesteinen (vgl. Tabelle) Du hast nun die drei großen Gruppen der Gesteine kennen gelernt. Fasse sie in Tabellenform zusammen. Gib die Entstehung jeder Gesteinsgruppe an und nenne jeweils wichtige Vertreter. ] chemische Sedimente entstehen durch chemische Verwitterung bzw. Verdunstung des Wassers in dem sie gelöst waren (z. B. Steinsalz, Tropfssteine) ] biogene Sedimente sind häufig ] Lege eine Sammlung von Handstü- Ablagerungen von Resten bestimmter Lebewesen (z.B. Muschelkalk, Erdöl, Kohle) 36 Überblick über die geologischen Zonen Österreichs Den größten Anteil an der Fläche Österreichs haben die Ostalpen. Österreich ist daher ein Alpenstaat. Die A Alpen nehmen 63 % der Gesamtfläche ein. Sie sind geologisch gesehen ein sehr junges Faltengebirge. Die höchste Erhebung in Österreich ist der Großglockner mit 3793 m. Das geologisch jüngste Gebiet ist die A Molassezone. Dazu gehören das Alpenvorland, das Wiener Becken und das Vorland im Südosten. ] Gesteine: Gemenge von bestimmten ] Umwandlungsgesteine: entstehen durch Umwandlung (Metamorphose) in großer Tiefe durch hohen Druck und hohe Temperatur aus anderen Gesteinen. Die mineralischen Bestandteile der Umwandlungsgesteine sind meist in einer bestimmten Richtung angeordnet (Schieferung): Kristaline Schiefer Die Geologie beschäftigt sich mit der Zusammenset- beschäftigt sich daher auch mit der Entstehung und zung, dem Bau und der Geschichte der Erdkruste sowie dem Aufbau der Alpen, sowie der übrigen geologischen mit den Kräften, die ihre Entwicklung bestimmen. Sie Zonen Österreichs. Die A Böhmische Masse (Wald- und Mühlviertel) ist hingegen der Rest eines alten, einst mächtigen Gebirges. Bereits vor etwa 300 Millionen Jahren wurde es zum Hochgebirge aufgefaltet und seit da- Abb. 37.1 Überblick über die geologischen Zonen Österreichs mals ständig abgetragen. erstarrt unter der Erdoberfläche zu Tiefengesteinen, an der Erdoberfläche (Lava) zu Ergussgesteinen. Mineralien oder einer einzigen Mineralart Verstauchung, Verrenkung, Bänderriss, Muskelriss, Sehnenriss, Knochenbruch 2.4 Österreich ist ein Alpenstaat Abb. 36.3 Marmor cken der wichtigsten Vertreter unserer Gesteine an. Lockergesteine sammelt man am besten in einem Plastiksäckchen. Welche Gesteine hast du in der näheren Umgebung deines Wohnortes gefunden? Welche geologische Zonen liegen in deinem Bundesland? Zur Bestimmung der Gesteine kann dir dein Biologielehrer sicher ein geeignetes Bestimmungsbuch empfehlen. Die Alpen wurden durch die Verengung des Ablagerungsraumes aufgefaltet Die Alpen entstanden in einem Zeitraum von etwa 250 Millionen Jahren. Ihre Entwicklung begann am Ende des Erdaltertums mit der Ausbildung eines Meeresbeckens. Dieses vertiefte sich durch Senkungsvorgänge am Anfang des Erdmittelalters. Den Nordrand des Meeres bildete im Bereich der späteren Alpen die Böhmische Masse. Es wurde im Bereich der heutigen Alpen durch Erhebungen des Meeresbodens in einzelne Tröge gegliedert, die sich mit unterschiedlichen Sedimenten füllten. Am Ende des Erdmittelalters begann durch Plattenbewegungen (vgl. Kap. 2.1.) die Verengung dieses Ablagerungsraumes. Dies dauerte ca. 60 Millionen Jahre. Dabei wurden die Gesteinsschichten aufgefaltet und die Sedimente aus den Ablagerungsbecken übereinander geschoben. Der mehr als 1000 km breite Ablagerungsraum engte sich dadurch auf die Breite der heutigen Alpen (etwa 150 km) ein. Im Zuge der Gebirgsbildung wurde das gefaltete Gebiet langsam über den Meeresspiegel emporgehoben, bildete vorerst mit den höchsten Teilen, die aus dem Meer auftauchten, eine Inselgruppe und wurde schließlich zu einem Mittelgebirge hoch gepresst. Rund um die entstehenden Alpen blieb als Restmeer das Molassemeer, in dem sich der Schutt des emporsteigenden Gebirges ansammelte, bis schließlich auch das Molassemeer trockengelegt wurde. Durch das weitere Aufsteigen des gefalteten Gebietes entwickelte sich das Hochgebirge, in das die Flüsse tiefe Täler einschnitten. (Noch heute heben sich die Alpen im Gebiet der Hohen Tauern jährlich um einen Millimeter.) Abb. 37.2 Die Entstehung einer Gesteinsdecke 37 2 • Bau der Erde Die Böhmische Masse ist der Rest eines alten, abgetragenen Gebirges Abb. 38.5 Nordkette Abb. 38.1 Flyschzone Gleichzeitig mit der Heraushebung der Alpen erfolgten in bestimmten Gebieten Senkungen entlang von Bruchzonen. So entstanden beispielsweise das Wiener Becken, die Grazer Bucht und das Klagenfurter Becken. Durch die abtragende und ablagernde Wirkung der Gletscher in den Eiszeiten erhielten die Alpen ihre gegenwärtige charakteristische Form. Gliederung der Ostalpen: Nordalpen, Zentralalpen, Südalpen Das Granit- und Gneishochland (Waldviertel und Mühlviertel) umfasst das geologisch älteste Gebiet unserer Heimat, den sich im Norden nach Österreich erstreckenden Teil der Böhmischen Masse. Die Böhmische Masse ist der Rest eines bereits im Erdaltertum vor etwa 300 Millionen Jahren, aufgefalteten Gebirges, das im Laufe der Zeit abgetragen wurde und nun das Aussehen einer hügeligen, nur zur Donau hin tiefer zerschnittenen Hochfläche hat. Im westlichen Waldviertel und im Mühlviertel treffen wir hauptsächlich Granite, im östlichen Waldviertel vorwiegend Gneise an. L Abb. 38.2 Erzberg Nördlich der Zentralalpen liegen die Nordalpen. Ihr nördlichster Teil ist die sich vom Bregenzer Wald bis zum Wiener Wald erstreckende Flyschzone (Sandsteinzone, Abb. 38.1). Sie bildet sanfte Hügelformen. Als Flysch bezeichnet man mechanische Sedimentgesteine, die in einer Tiefenrinne vor den aufsteigenden Faltengebirgen entstanden. Die südlich anschließenden Nördlichen Kalkalpen bilden im Westen bis zur Kitzbühler Ache schroffe Ketten (Abb. 38.5), im Osten hingegen mächtige Kalkstöcke mit ausgedehnten Plateaus. Zwischen den Kalkalpen (sowohl den Nördlichen als auch den Südlichen) und den Zentralalpen verläuft die Grauwackenzone. (Als Grauwacke bezeichneten Bergleute ein dunkelgraues, sandsteinForscherbox artiges Sedimentgestein, das oft abbauwürdige Mineralien enthält.) ] Suche in deinem Atlas die geoloIn den Zentralalpen erheben sich gischen Zonen Österreichs! die höchsten Gipfel der Ostalpen. Hier trifft man in großen Gebieten Kristalline Schiefer an. Die Südalpen erstrecken sich von den Dolomiten (Abb. 39.1) bis zu den Karawanken. Plateauberge der Kalkalpen ] Suche die höchsten Berge Österreichs in den Zentralalpen Abb. 38.4 Wirkung der Gletscher: Trogtal mit Trogschulter 38 e ra la lp G e ra uw n ac Sü ke dl nz ic on he Ka e lk al pe n zo n S Abb. 38.6 Der geologische Aufbau Österreich: Profil (Die Farben entsprechen jenen der Abb. 37.1 Forscherbox ] Suche in deinem Atlas die Bergbau- karte Österreichs. ] Welche Bodenschätze werden in Ös- Abb. 39.2 Waldviertel Abb. 39.3 Molassezone terreich abgebaut und in welchen geologischen Zonen findet man sie? Die Molassezone ist das geologisch jüngste Gebiet Österreichs Das zwischen den Alpen und der Böhmischen Masse liegende Alpenvorland, das Wiener Becken und das Vorland im Südosten gehören der Molassezone – dem geologisch jüngsten Gebiet Österreichs – an. Gesteine dieser Zone sind vor allem sandige Ablagerungen, die sich im Molassemeer sammelten. (Molasse kommt vom lat. Wort molare, was soviel wie zertrümmern oder zermahlen heißt.) Der Bergbau liefert uns wertvolle Rohstoffe, bringt aber auch Umweltprobleme mit sich nt ra u G Ze e ic h dl ör N wa ck en lk Ka e zo n ch Fl ys ol as M N Bö hm is c he se zo n e M as al se pe n Abb. 38.3 Großglockner ] Nenne wichtige Gebirgsketten bzw. L Die Alpen bestehen aus Gebirgsketten, die von Westen nach Osten verlaufen. Abb. 39.1 Die Dolomiten sind Teil der Südlichen Kalkalpen Der Mensch greift in den geologischen Untergrund ein. Bodenschätze stellen einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Sie liefern Rohstoffe und in der Rohstoffgewinnung und -verarbeitung Arbeitsplätze. Der Abbau von Bodenschätzen bleibt aber nicht ohne Auswirkung auf die Umgebung. Störend empfindet man die aus taubem (bodenschatzfreiem) Gestein bestehenden Abraumhalden, die in der Umgebung von Bergwerken aufgeschüttet werden. Eine Begrünung dieser Halden könnte hier ein wenig Abhilfe schaffen. Da die Erstverarbeitung der gewonnenen Bodenschätze aus Gründen der Wirtschaftlichkeit meist in der Nähe des Abbauortes erfolgt, können Abgase, Staubpartikel und Abwässer zu einer Belastung der Luft bzw. der Gewässer führen. Filter und andere Schutzmaßnahmen sind zwar kostenintensiv, aber im Sinne des Umweltschutzes sicher erforderlich. ! Memobox ] Geologischer Aufbau Österrei- chs: Ostalpen: Nordalpen, Zentralalpen, Südalpen Böhmische Masse: Granit- und Gneishochland Molassezone: Alpenvorland, Wiener Becken, Vorland im Südosten ] Entstehung der Alpen: Bildung eines Meerestroges Sedimentation Gebirgsbildung mit Faltungen und Deckenüberschiebungen durch Verengung des Ablagerungsraumes Heraushebung des gefalteten Gebirges zu einem Hochgebirge Eiszeitliche Überformung ] Umweltprobleme durch den Bergbau: Abraumhalden, Luftverschmutzung durch Erstverarbeitung 39