Mikrosatellitenanalyse an rezidivierenden Urothelkarzinomen zur Ermittlung der klonalen Entstehungsmechanismen Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades doctor medicinae (Dr. med.) vorgelegt dem Rat der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena von Michael Wolf geboren am 20.09.1975 in Arnstadt Gutachter: 1. PD Dr. K. Junker, Jena 2. Prof. Dr. U. Claussen, Jena 3. PD Dr. W. Werner, Plauen Tag der öffentlichen Verteidigung: 1. 07. Juni 2005 I Inhaltsverzeichnis I Inhaltsverzeichnis 1 II Abkürzungsverzeichnis 3 III Abbildungsverzeichnis 4 IV Tabellenverzeichnis 5 1. Zusammenfassung 6 2. Allgemeiner Teil 8 2.1. Einleitung-Problematik des Urothelkarzinoms 8 2.2. Epidemiologie und Ätiologie des Urothelkarzinoms 10 2.3. Pathologie des Urothelkarzinoms 12 2.4. Klinische Problematik des Urothelkarzinoms 13 2.4.1. Primärdiagnostik und Transurethrale Tumorresektion (TUTUR) 13 2.4.2. Ausbreitungsdiagnostik, Differentialtherapie und Nachsorge 15 Molekularbiologische Aspekte des Urothelkarzinoms 18 2.5.1. Theorie der Tumorentstehung 18 2.5.2. Zellzykluskontrolle und Rolle der Tumorsuppressorgene 19 2.5.3. Rolle von Chromosom 9 22 2.6. Entstehungstheorien der Rezidive 22 2.7. Zielstellung der Arbeit 23 3. Material und Methode 24 3.1. Ein- und Ausschlusskriterien 24 3.2. Patientengut 24 3.3. Gewebematerial und DNA-Isolation 27 3.4. Mikrosatellitenmarkeranalyse 29 3.4.1. Verwendete Mikrosatellitenmarker 30 3.4.2. PCR-Bedingungen 32 3.4.3. Elektrophorese 32 Auswertung 33 3.5.1. Definition von Monoklonalität und Polyklonalität 34 3.5.2. Statistische Methoden 34 Ergebnisse 36 2.5. 3.5. 4. 4.1. Histologie und Prognose 36 4.2. Lokalisation und Rezidiv-Intervall 38 4.3. Mikrosatellitenmarkeranalyse 40 4.3.1. Informationsgehalt der verwendeten Marker 40 4.3.2. Häufigkeit des Verlustes der Heterozygotie 40 4.3.3. Korrelation zu T-Kategorie und Grading 42 4.4. Klonalitätsanalyse 43 4.5. Unabhängigkeit der Verluste der Heterozygotie der verwendeten Marker 47 5. Diskussion 49 5.1. Klonalität der Rezidive von Urothelkarzinomen 49 Klonalität der Tumore der Gruppe 1: 50 5.1.1. Monoklonalität der Rezidive und Unabhängigkeit der verwendeten Marker 5.1.2. Klonalität der Tumore der Gruppe 2: 56 Biochronologische Reihenfolge der Rezidive und Allelangleichung in der MSA durch Tumorheterogenität, präferenzielle Amplifikation und Kontamination 5.1.3. Klonalität der Tumore der Gruppe 3: 59 Oligoklonalität in der frühen Pathogenese von Urothelkarzinomen? 5.2. 5.2.1. Genetische Veränderungen in histologisch benignen Läsionen 65 Verbirgt sich im morphologischen Bild reaktiver Veränderungen des 65 Urothels eine molekulargenetisch zu sichernde Neoplasie? 5.2.2. Doch ein Felddefekt der Harnblasenmukosa? 68 5.3. Sensitivität und Spezifität der Mikrosatellitenanalyse 70 5.4. Korrelation des Verlusts der Heterozygotie zu histologischem Staging 71 und Grading 6. Schlussfolgerungen 73 V Literaturverzeichnis 75 VI Anhang 83 Lebenslauf 83 Erklärung 84 Danksagung 85 II Abkürzungsverzeichnis Abb. Abbildung BCG Bacille Calmette Guérin CDK Cyclin Dependent Kinase CDKI Cyclin Dependent Kinase Inhibitor CGH Comparative Genomic Hybridisation Cis Carcinoma in situ DNA Desoxyribonukleinsäure EGF Epidermal Growth Factor et al. et alii FISH Fluorescence In Situ Hybridisation FSU Friedrich Schiller Universität Gy Gray HOM Homozygosity oder Homozygotie HUMARA Human Androgen Rezeptor Assay HWI Harnwegsinfekt LOH Loss of Heterozygosity oder Verlust der Heterozygotie MSA Mikrosatellitenanalyse OR Odds Ratio PCR Polymerase Chain Reaction ROH Retention of Heterozygosity oder Retention der Heterozygotie SSCP Single Strand Conformation Polymorphism TCC Transitional Cell Carcinoma oder Urothelkarzinom TNM Tumor Nodus Metastasis TSG Tumorsuppressorgen TUTUR Transurethrale Tumorresektion UICC Union Internationale Contre le Cancer III Abbildungsverzeichnis Abb. 1 Wachstumsstadien des Urothelkarzinoms der Harnblase (nach UICC) 11 Abb. 2 Primärdiagnostik des Harnblasenkarzinoms 14 Abb. 3 Entstehungswege der Urothelkarzinome 19 Abb. 4 Zellzykluskontrolle am G1/S-Restriktionspunkt und Rolle von p16 und p53 21 Abb. 5 Patientenalter bei Erstdiagnose 25 Abb. 6 Sonographische Diagnose eines Urothelkarzinoms 26 Abb. 7 Mütterliche und väterliche Allele unterscheiden sich in ihrer Größe 29 Abb. 8 Verlust oder Größenänderung von Allelen in der Elektrophorese 33 Abb. 9 Operationsskizze der Harnblase 38 Abb. 10 Geldarstellung der Mikrosatellitenanalyse 43 Abb. 11 Vierfeldertafel zur Bestimmung der OR 48 Abb. 12 Demonstration der Wahrscheinlichkeit polyklonalen Ursprungs zweier 51 Tumorzellen trotz gleichartiger LOH’s eines Markers Abb. 13 Monoklonalität in der MSA 52 Abb. 14 Polyklonalität in der MSA 59 Abb. 15 Monoklonalität in Geweben mit und ohne histologischen Tumornachweis 65 Abb. 16 Oligoklonalität in histologisch benignem Gewebe bei Urothelkarzinom- 68 patienten IV Tabellenverzeichnis Tabelle 1 Rezidiv- und Progressionsraten bei gering-gradigen TCC 16 Tabelle 2 Nachsorge gering-gradiger TCC und Indikation zur Zystektomie 16 Tabelle 3 Nachsorgeschemata nach Risikogruppen 17 Tabelle 4 Proto-Onkogene und Tumorsuppressorgene beim Urothelkarzinom 20 Tabelle 5 Geschlecht, Alter und Symptomatik der Patienten bei Erstdiagnose 27 Tabelle 6 Verwendete Mikrosatelliten-Marker 31 Tabelle 7 PCR-Bedingungen 32 Tabelle 8 Staging und Grading der TCC und Prognose der Patienten 37 Tabelle 9 Lokalisation der TCC und Intervall der Rezidive 39 Tabelle 10 Ergebnisse der Mikrosatellitenmarkeranalyse 41 Tabelle 11 Korrelation der MSA zu T-Kategorie und Malignitätsgrad 42 Tabelle 12 Vergleich zwischen pTa- und pT1-Urothelkarzinomen 42 Tabelle 13 Vergleich zwischen G1- und G2-Urothelkarzinomen 42 Tabelle 14 Vergleich zwischen malignen und benignen Läsionen 43 Tabelle 15 Ergebnisse der Mikrosatellitenmarkeranalyse zur Klonalitätsanalyse 44 Tabelle 16 Klonalität der Rezidive 45 Tabelle 17 Fälle mit benigner Histologie eines Rezidivs 46 Tabelle 18 Klonalität histologisch benigner Läsionen 47 Tabelle 19 Vergleich zwischen Chromosom 9p und 9q 48 Tabelle 20 Deletionen und Monosomie 9 beim TCC 54 Tabelle 21 Vergleich der eigenen Klonalitätsanalyse mit der Literatur 60 Tabelle 22 Deletionen auf Chromosom 9 in normalem Urothel von Patienten mit/ 71 ohne TCC 1. Zusammenfassung In vorliegender Arbeit wurden die Entstehungstheorien zur Rezidiventstehung von Urothelkarzinomen molekulargenetisch überprüft. Die Theorie des poly- oder oligoklonalen Ursprungs propagiert eine Feldkanzerisierung des Urothels nach Exposition mit Karzinogenen, welche dazu führt, dass multifokal syn- und metachron Rezidivtumore nach multiplen malignen Transformationen verschiedener Transitionalzellen unabhängig voneinander entstehen. Im Gegensatz dazu geht die Theorie des monoklonalen Ursprungs davon aus, dass Tochterzellen einer maligne transformierten Transitionalzelle zur Migration in der Lage sind, unter Akkumulation weiterer genetischer Veränderungen multifokal syn- und metachrone Rezidive zu bilden, welche von der Vorläuferzelle abhängig sind. Eine Schlüsselstellung nimmt dabei die Klonalität der Rezidive ein. Sie ist das entscheidende Kriterium, mit welchem beide Theorien gegeneinander geprüft werden können. Die frühe Pathogenese von Urothelkarzinomen ist durch einen Verlust von genetischem Material von Chromosom 9 gekennzeichnet, so dass eine Mirkosatellitenanalyse hier lokalisierter Sequenzen als Klonalitätsanalyse geeignet ist. Unter Verwendung von 4 Mikrosatellitenmarkern konnten wir in vorliegender Arbeit für 21 der 30 untersuchten Patienten einen monoklonalen Entstehungsmechanismus ihrer Rezidive nachweisen. Im gesamten Kollektiv ergaben sich keine Hinweise auf die oligoklonale Natur der Rezidive. Die Mehrheit rezidivierender Urothelkarzinome ist deshalb monoklonalen Ursprungs. Weitere Anstrengungen zur klonalen Tumortherapie sind erfolgversprechend und sollten in Zukunft als adjuvante Maßnahme zur chirurgischen Intervention in Betracht gezogen werden. Die MSA liefert keinen Beweis für monoklonale Abstammung der UrothelkarzinomRezidive, sondern eine Wahrscheinlichkeit, welche unter Berücksichtigung der Tumorbiologie als hoch anzusehen ist. Ein LOH stellt ein nicht-reversibles Ereignis in der Karzinogenese dar, hat jedoch nicht zwangsläufig eine kausalpathogenetische Bedeutung. Mit der in dieser Arbeit verwendeten 4 Markern kann keine exakte biochronologische Reihenfolge der Rezidive nachvollzogen werden. Zur Validierung der klonalen Beziehungen rezidivierender Urothelkarzinome ist neben der MSA eine Alternativmethode wie die CGH sinnvoll, um partielle Deletionen oder Monosomien von Chromosom 9 zu erfassen. In der frühen Pathogenese von Urothelkarzinomen ist Oligoklonalität als Folge von Tumorheterogenität möglich. Die pTaG1-Tumore unterscheiden sich von pT1G2-Tumoren durch eine geringere Frequenz der Verluste der Heterozygotie. Auch aus diesem Grunde ist die Zusammenfassung beider Wuchsformen des Urothelkarzinoms unter einen Oberbegriff als obsolet anzusehen. In histologisch benignen Läsionen von Urothelkarzinom-Patienten kommen genetische Veränderungen vor, wie sie bei manifesten Karzinomen gefunden werden. Dabei ist das Gewebe präneoplastisch und der morphologische Tumornachweis nicht möglich. Durch die Potenz zur Migration und dem klonalen Überwuchs stellt die Mehrzahl der klinisch manifesten Karzinome monoklonale Tumore dar. Der daraus resultierende Felddefekt des Urothels steht deshalb nicht im Gegensatz zum Konzept der Monoklonalität der Urothelkarzinome. Eine allgemeine genetische Instabilität des Urothels im Sinne der Feldkanzerisierung liegt bei Urothelkarzinom-Patienten jedoch nicht vor. Die Feldkanzerisierung spielt für die Rezidiventstehung bei Urothelkarzinomen deshalb keine Rolle. 2. Allgemeiner Teil 2.1. Einleitung-Problematik des Urothelkarzinoms Das Urothel- oder Transitionalzellkarzinom ist mit etwa 16.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland die 6.-häufigste maligne Erkrankung des Menschen und stellt die häufigste Neoplasie der ableitenden Harnwege dar (AG Krebs in Deutschland, 2002). Obwohl 70- 80% der Patienten durch das endoskopische Verfahren der differenzierten Transurethralen Resektion (TUR) (Flamm und Steiner, 1991) initial therapiert werden können, stellt das unberechenbare Rezidiv- und Progressionsverhalten dieser Tumorentität den Arzt vor große Schwierigkeiten. Diese bestehen in der Intention, auf der einen Seite das Tumorleiden kausal zu beherrschen, und dem Patienten auf der anderen Seite durch Erhalt der Harnblase ein Höchstmaß an Lebensqualität zu garantieren. Tritt im Verlauf ein weiteres Karzinom im harnableitenden System auf, wird dieses als Rezidiv interpretiert, was bei 50- 70% der Patienten der Fall ist (Prout et al., 1972; Heney et al., 1983). Zum Entstehungsmechanismus dieser multifokalen Rezidivtumoren existieren zwei kontrovers diskutierte Klonalitätstheorien (Harris und Neal, 1992). Die Theorie des polyklonalen Ursprungs propagiert einen Felddefekt des gesamten Urothels durch Exposition mit Karzinogenen, welcher zu multiplen malignen Transformationen verschiedener Transitionalzellen führt (Heney et al., 1978). Aus den unabhängig voneinander entstandenen Klonen können sich dann synchron oder metachron multifokale Urothelkarzinome entwickeln. Im Gegensatz dazu geht die Theorie des monoklonalen Ursprungs davon aus, dass zu einem frühen Zeitpunkt der Karzinogenese die transformierte Zelle in der Lage ist, durch intraepitheliale Migration oder intraluminale Streuung Tochterzellen zu verbreiten, welche unter Akkumulation weiterer genetischer Veränderungen zur Bildung multifokaler synchroner und asynchroner Urothelkarzinome führen (Soloway et al., 1989; Sidransky et al., 1992). Aus zytogenetischen und molekularbiologischen Untersuchungen ist bekannt, dass bei Urothelkarzinomen in etwa 60% Verluste von genetischem Material von Chromosom 9 auftritt, was einen Verlust der Heterozygotie (LOH) zur Folge haben kann (Tsai et al., 1990; Cairns et al., 1993; Sandberg und Berger, 1994). Durch die Deletion eines distinkten Chromosomenabschnittes kommt es zum Verlust der Heterozygotie für dieses Allel und damit zu einem spezifischen Tumorsuppressorgenverlust. Eine Mutation des verbliebenen Allels führt konsekutiv eine komplette Inaktivierung des betroffenen Gens und damit den karzinogenen Stimulus herbei. Ein Verlust der Heterozygotie entspricht also dem ersten Schritt in der Inaktivierung von Tumorsuppressorgenen, wie er beim hereditären Retinoblastom erstmals beschrieben wurde (Knudson, 1971). Die partiellen und kompletten Deletionen von Chromosom 9 konnten schon bei hochdifferenzierten und nicht-invasiven Urothelkarzinomen erfasst werden (Knowles et al., 1994), was weitere Arbeiten mit verschiedenen Methoden wiederholt bestätigen konnten. Unabhängig von der genauen Kenntnis der kausalen Pathogenese gelten Deletionen von Chromosom 9 als Frühveränderung in der Karzinogenese dieser Tumore (Kallioniemi et al., 1995; Sauter et al., 1995; Czerniak et al., 1999; Simoneau et al., 1999; Vassilev, 1999; Kania, 2002). Damit ist die Untersuchung geeigneter Abschnitte von Chromosom 9 in einer Mikrosatellitenanalyse geeignet, vereinfachte genetische Fingerabdrücke des Ersttumors und seiner Rezidive zu erzeugen, deren Vergleich die beabsichtigte Aussage zur Klonalität erlaubt. Ziel der Arbeit soll sein, mit molekulargenetischen Untersuchungen zur Beantwortung der Frage nach der Klonalität von rezidivierenden Urothelkarzinomen beizutragen. Damit soll die Arbeit der Mehrung des Wissens über die Karzinogenese der Tumorentität dienen. 2.2. Epidemiologie und Ätiologie des Urothelkarzinoms Im Jahre 1998 erkrankten 15.700 Menschen in Deutschland an einer bösartigen Neubildung im harnableitenden System. Männer sind dabei zwei- bis dreimal so häufig betroffen wie Frauen. Damit sind Urothelkarzinome nach Prostatakarzinomen, Bronchialkarzinomen und kolorektalen Karzinomen die 4.-häufigsten malignen Neubildungen beim Mann, während bei Frauen Mammakarzinome, kolorektale Karzinome, Korpuskarzinome des Uterus und Bronchialkarzinome am häufigsten sind. Urothelkarzinome besitzen bei Frauen eine Inzidenz im Vergleich zu Mammakarzinomen von 1:10. Urothelkarzinome sind maligne Tumore des höheren Lebensalters. Über 65% der Tumore treten bei Patienten im Alter von über 65 Lebensjahren auf. Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Männer bei 69, für Frauen bei 74 Jahren. Die Mortalitätsrate der Männer in Deutschland beträgt 9,7 und die der Frauen 2,6. Urothelkarzinome sind hier in der Mortalität vergleichbar mit Zervixkarzinomen des Uterus (AG Krebs in Deutschland, 2002). Innerhalb dreier Jahre verstarb die Hälfte der Patienten kausalpathologisch am Tumorleiden, während die andere Hälfte ohne Hinweis auf Tumorprogression verstarb (Brauers und Jakse, 1997). Zu den Risikofaktoren zur Entstehung eines Urothelkarzinoms gehören: - höheres Lebensalter. - männliches Geschlecht. - aromatische Amine: • Entstehung von Karzinomen nach einer Latenz von 20 bis 30 Jahren. • Substanzen: 4,4-Biamino-Biphenyl (= Benzidin), 4-Amino-Biphenyl, 2- Naphthylamin, 4-Chloro-o-Toluidin (Kälble, 2001). • wichtigste Expositionsquelle ist der Zigarettenkonsum (Morrison, 1984). • weitere Exposition in der Farbstoff-, Textil- und Gummi-Industrie, Beschreibung als Berufserkrankung (Rehn, 1895). - - Nitrosamine wie Dimethylnitrosamin im Rahmen von: • chronischen Harnwegsinfekten. • Dauerkatheterismus (Locke et al., 1985). • Schistosomiasis (Lucas et al., 1982). • hier auch verstärktes Auftreten von Plattenepithelkarzinomen! Balkan-Nephropathie (Ätiologie unklar). - genetische Disposition: • Cytochrom-P450-Polymorphismen (Katlubar und Badawi, 1995). • langsame Acetylierer und Glutathion-S-Transferrase-1-Mangel (Brockmöller et al., 1996). - physikalisch- oder chemisch-toxisch: • alkylierende Chemotherapeutika wie Cyclophosphamid (Baker et al., 1987). • Phenacetin (Mihatsch et al., 1980). • Radiatio (Quilty und Kerr, 1987). Trotz der bisher gewonnen Erkenntnisse bleibt die Ätiologie der Erkrankung in 50- 80% der Fälle ungeklärt, wichtigster gesicherter Risikofaktor ist der langjährige Zigarettenkonsum. Abbildung 1: Wachstumsstadien des Urothelkarzinoms der Harnblase (nach UICC). 2.3. Pathologie des Urothelkarzinoms 95% aller bösartigen Neubildungen der Harnblase in Deutschland sind Urothelkarzinome (Synonym: Transitionalzellkarzinome), während Plattenepithelkarzinome in SchistosomiasisEndemiegebieten häufiger zu finden sind. 70% der Patienten kommen in Anfangsstadien zur Untersuchung, während sich 30% mit einer Invasion der Harnblasenmuskulatur, was einem fortgeschrittenen Tumorleiden entspricht, präsentieren (Miller und Weißbach, 1998). Die Klassifikation der Union International Contre le Cancer (UICC) (Sobin und Wittekind, 1997) beschreibt das Stadium der Erkrankung wie folgt: T = Größe und Ausdehnung des Primärtumors (siehe auch Abbildung 1). is- Carcinoma in situ. a- nichtinvasiver papillärer Tumor. 1- Tumor infiltriert subepitheliales Bindegewebe. 2- Tumor infiltriert Muskulatur: 2a- oberflächlich. 2b- tief. 3- Tumor infiltriert perivesikales Fettgewebe: 3a- mikroskopisch. 3b- makroskopisch. 4- Tumor infiltriert Nachbarstrukturen: 4a- Prostata, Uterus oder Vagina. 4b- Becken- oder Bauchwand. N = Tumorbefall der regionalen Lymphknoten. 0- kein Befall. 1- Befall eines Lymphknotens unter 2 cm Durchmesser. 2- Befall eines oder mehrerer Lymphknoten zwischen 2 und 5 cm Durchmesser. 3- Befall von Lymphknoten über 5 cm Durchmesser. M = Nachweis von Fernmetastasen. 0- keine Fernmetastasen. 1- Fernmetastasen. x- unklar. Die histologische Gradeinteilung erfolgt gemäß WHO-Klassifikation (Eble et al., 2004; Helpap und Köllermann, 2000). 1- Urothel über 7 Zellreihen, leichte Kernatypien, Verlust der Deckzellschicht einschließlich der Zytokeratin-20-Expression in der Immunhistochemie, Störungen in der basalen Zellreihe (so genanntes gestörtes "Pallisading"). 2- Urothel mit zunehmenden Stratifikationsstörungen, mäßige Kernatypien unter Abnahme der Plasma-Kern-Relation und Zunahme von Kerngröße und Nukleolenzahl, erhöhte Mitoserate. 3- Urothel mit Verlust der Stratifikation, Auftreten von starken Kernatypien mit Riesenzellen, hoher Mitoseindex, starke Entdifferenzierung. 2.4. Klinische Problematik des Urothelkarzinoms Urothelkarzinome in Harnblase und ableitenden Harnwegen bleiben oft lange symptomlos, es gibt keine charakteristischen Frühsymptome. Eine schmerzlose Hämaturie kann erster Hinweis auf das Tumorleiden sein, und bedarf diesbezüglich umgehender Abklärung. Andere Patienten fallen durch eine irritative Miktion mit Dysurie, Pollakisurie oder Unterbauchschmerz auf, bedingt durch Tumorwachstum in Harnblasenhalsnähe oder einer Begleitzystitis. 2.4.1. Primärdiagnostik und Transurethrale Tumorresektion (TUTUR) Ist die Verdachtsdiagnose eines Harnblasenkarzinoms gestellt, ist differentialdiagnostisch zunächst ein Harnwegsinfekt auszuschließen und mit der Tumorsuche zu beginnen. Nach klinischen und paraklinischen Untersuchungen stellt die Urethrozystoskopie den Goldstandard in der Diagnose eines Harnblasenkarzinoms dar, mit welcher 95% aller exophytisch wachsenden Tumore und 85% der Carcinomata in situ diagnostiziert werden können (Oosterlinck et al., 1993). Die präoperative Instillation von 5-Aminolävulinsäure (5-ALA) und die intraoperative Betrachtung des Urothels im Blaulicht von 405 nm Wellenlänge ermöglichen eine verbesserte Detektion von Tumorzellarealen. Der Metabolit Protoporphyrin IX wird dabei in Tumorzellen vermehrt intrazellulär akkumuliert und ist zur Rotfluoreszenz von 635 nm Wellenlänge fähig. Unter Lichtanregung leuchtet der Tumor rot gegen einen blauen Hintergrund normalen Harnblasengewebes (Kick et al., 1996). Ein diagnostisches Flussschema gibt Abbildung 2 wieder. Klinische Untersuchung Paraklinik - Urinsediment/- kultur - Sonographie Abdomen - intravenöses Ausscheidungsurogramm - Serum- Kreatinin - Urinzytologie (bes. bei CIS aussagekräftig) - Anamnese - körperliche Untersuchung Mann: einschl. Digital Rektaler Untersuchung Frau: einschl. Vaginaler Untersuchung Ausschluss HWI Tumorsuche und Ausschluss Hydronephrose Operationsfähigkeit? Urethrozystoskopie mit differenzierter TransUrethralen TUmorResektion (TUTUR) Abbildung 2: Primärdiagnostik des Harnblasenkarzinoms. Die Zystoskopie wird bei klinisch suspektem Befund mit der transuretralen Resektion des Tumorgewebes (TUTUR) kombiniert, wodurch Gewebe zur Diagnosesicherung gewonnen wird. Die transurethrale Resektion gewährleistet die Asservierung von Gewebe zur histologischen Untersuchung und ist beim oberflächlichen Tumor zugleich die definitive therapeutische Maßnahme. Die vollständige Entfernung des Tumors im Gesunden ist hierbei eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Therapie. Darüber hinaus ist nur bei vollständiger Entfernung des Tumors eine exakte histologische Klassifizierung möglich. Drei Fragen müssen durch die Resektion beantwortet werden: 1. Welche Tumorart welcher Differenzierung liegt vor? 2. Wie tief ist der Tumor in die Blasenwand vorgewachsen? 3. Ist dem Tumor angrenzende Schleimhaut von Tumorausläufern durchwachsen? Es ergibt sich ein standardisiertes operatives Vorgehen: - Abtragung des exophytischen Tumoranteils. - Biopsienahme vom Tumorgrund unter Mitnahme eines Anteils von Harnblasenmuskulatur. - Biopsienahme aus allen vier Quadranten des Tumorrandes. - Weitere Biopsien aus zystoskopisch suspekten Arealen oder Biopsien aus normaler Schleimhaut. - Nachresektion 2- 6 Wochen nach dem Eingriff, obligat bei >= T1-Tumoren und allen R1Resektionen. Topografisch wird der Tumor einer oder mehreren Regionen der Harnblase zugeordet: Trigonum vesicae, Vorderwand, Fundus vesicae, Hinterwand, Seitenwand rechts, Seitenwand links oder prostatische Harnröhre (siehe Abbildung 9). Diese Zuordung ist im Rahmen dieser Arbeit wichtig, da Lokalrezidive von „echten“ Rezidivtumoren abgegrenzt werden sollen. Ein entsprechender Vermerk findet sich im Operationsbericht. 2.4.2. Ausbreitungsdiagnostik, Differentialtherapie und Nachsorge Es gilt der Grundsatz, dass Tumore der Stadien Ta, T1, und Tis durch die TUR behandelt werden, während bei Tumoren der Stadien T2 und T3 die Zystektomie angestrebt wird. Muskelinvasive Urothelkarzinome bedürfen einer weiter gehenden Diagnostik, um zu klären, ob das Tumorleiden kurativ oder palliativ zu behandeln ist. Dabei stellt die radikale Zystektomie mit kontinenten oder nicht-kontinenten harnableitenden Verfahren den kurativen Ansatz dar, während als Palliativeingriffe Radiotherapie, Polychemotherapie, Palliativ-TUR oder Formalininstillation bei Dauerblutungen zur Anwendung kommen. Wichtig sind effiziente Schmerzbekämpfung und die Prophylaxe des postrenalen Nierenversagens und anderer tumorbedingter Komplikationen. Auf Details wird im Rahmen dieser Arbeit verzichtet. Für Patienten mit Zustand nach TUR stellen sich für das Nachsorgeschema die Fragen: 1. In welchem Intervall über welchen Zeitraum werden zystoskopische Kontrollen durchgeführt? 2. Besteht eine Indikation zur adjuvanten intravesikalen Instillationstherapie? Wann und womit wird diese durchgeführt? 3. Wann besteht die Indikation zur Zystektomie? Da es sich bei Ta-, T1- und Tis-Tumoren um biologisch differente Karzinome handelt, ist der Begriff "oberflächliches Harnblasenkarzinom" als obsolet anzusehen (Helpap und Köllermann, 2000), aber weiterhin im klinischen Sprachgebrauch anzutreffen. Damit verbunden ist die Forderung differenzierter Nachsorgeschemata in Abhängigkeit vom biologischen Verhalten, wie es das Rezidiv- und Progressionsverhalten in Tabelle 1 zeigt (Melamed et al., 1964; Hasui et al., 1994; Rogatsch et al., 1998; Helpap und Köllermann, 2000; Smesny, 1998). Tabelle 1: Rezidiv- und Progressionsraten bei gering-gradigen TCC. pTa pT1 pTis Rezidivrate 30- 70% 30- 70% 80% Progressionsrate 4- 5% 30% 30- 80% Bemerkung potenziell benigne Läsion. Assoziation mit invasivem Karzinom; Verwechslung mit reaktiven Veränderungen ("denuding cystitis") möglich. Die zur Zeit praktizierte Nachsorge und Rezidivprophylaxe von Tumoren niedriger Stadien beruht in vielen Fällen auf empirischer Erfahrung und ist ständig im Fluss. In diesem Zusammenhang erkannten schon Morales et al. die Wirkung von BCG (Morales et al., 1976). Bei T1G3-Tumoren ist eine vergleichbare Wirkung mit einer neoadjuvanten Instillationstherapie durch BCG oder Chemotherapeutika nur mit einer Radiotherapie mit der Dosis von 50 Gy zu erwarten, die einer Instillationstherapie wahrscheinlich überlegen ist (Miller und Weißbach, 1998). Die Tabellen 2 und 3 fassen die Nachsorge gemäß den derzeitigen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Urologie zusammen. Tabelle 2: Nachsorge "oberflächlicher" TCC und Indikation zur Zystektomie. Tumorstadium P= Primum. R= Rezidiv. pTa G1 P R G2 P G2 R G3 P/R pT1 G1 P/R G2 P/R G3 P R pTis P R Operative Therapie Adjuvante intravesikale Instillationstherapie nein möglich TUR möglich möglich möglich möglich TUR möglich obligat (BCG) Nachsorgeintervall und -zeitraum low risk high risk low risk high risk high risk high risk high risk high risk Zystektomie TUR Zystektomie obligat (BCG) high risk Tabelle 3: Nachsorgeschemata nach Risikogruppen. Intervall nach Therapie ¼ Jahr ½ Jahr ¾ Jahr 1 Jahr 1 ¼ Jahre 1 ½ Jahre 1 ¾ Jahre 2 Jahre 2 ½ Jahre 3 Jahre 3 ½ Jahre 4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre 8 Jahre 10 Jahre low risk high risk pTaG1 und G2 U/Z AUG x x pTaG3/ pT1/ pTis/ alle Rezidive U/Z AUG TH AS x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x TH AS x x x x x x x x x x x x x x x x x x x Legende: U/Z= Urinsediment/ Zystoskopie/ Spülzytologie; AUG= i.v.-Ausscheidungsurogramm; TH= Röntgen-Thorax p.a.; AS= Abdominalsonogramm. 2.5. Molekularbiologische Aspekte des Urothelkarzinoms Seit den Arbeiten von Bauer aus dem Jahre 1928 gilt Krebs als Erkrankung auf der Grundlage von Mutationen somatischer und germinaler Zellen (Bauer, 1963). Während physiologische Gewebe einer koordinierten Zellerneuerung auf der Basis der Mitose unterliegen, die ihre Struktur und damit ihre Funktion aufrecht erhält, weisen maligne transformierte Gewebe Veränderungen auf, die ihnen ein autonomes Wachstum ermöglichen. Verlust der Kontakthemmung zwischen den Zellen, inhibierte Apoptose, erhöhte Proliferationsraten aufgrund entkoppelter Zellzykluskontrolle sowie Entzug aus der immunologischen Abwehr trotz des Auftretens neuer Oberflächenantigene sind wichtige Merkmale maligner Zellen, welche das Zusammenwirken initiierender und promovierender Mutationen erfordert, die nacheinander aquiriert werden. Dieses Konzept der Mehrschrittkarzinogenese (Weinberg, 1989) impliziert auch, dass genotypische Veränderungen vor phänotypischen Alterationen auftreten müssen und molokulargenetische Verfahren diese Veränderungen erfassen können, noch bevor zytologische oder histologische Verfahren es tun. Entscheidenden Fortschritt zum Verständnis der Karzinogenese hat die Entdeckung von Proto-Onkogenen, Tumorsuppressorgenen und DNA-Reparaturgenen gebracht, deren Genprodukte wichtige Bestandteile von Zellzyklus, Apoptose und genomischer Integrität regulieren. 2.5.1. Theorie der Tumorentstehung Die Pathogenese zur Entstehung von Urothelkarzinomen ist nur unvollständig bekannt. Tumorbiologisch handelt es sich beim Urothelkarzinom um mindestens zwei verschiedene Erkrankungen, deren gemeinsame Endstrecke das muskelinvasive, schlecht differenzierte Karzinom darstellt, wie Abbildung 3 verdeutlicht (Spruck et al., 1994). Der eine Weg ("low-grade-pathway") führt über die stark proliferierenden, rezidivfreudigen pTa- und pT1-Tumore, deren gemeinsames Merkmal eine hohe Frequenz von Chromosom 9Verlusten ist, die aber nur selten (3%) Mutationen von p53 aufweisen. Der andere Weg ("high-grade-pathway") läuft über die Dysplasie-Carcinoma in situ-Sequenz ab, deren gemeinsames Merkmal die hohe Mutationsrate von p53 von 65% bei seltenem Chromosom 9-Verlust darstellt (Spruck et al., 1994; Knowles et al., 1999; Gonzalo et al., 2000). Abbildung 3: Entstehungswege der Urothelkarzinome (modifiziert nach Knowles et al., 1994) 2.5.2. Zellzykluskontrolle und Rolle der Tumorsuppressorgene Bei initiierenden Mutationen handelt es sich häufig um solche, die Funktionsverluste von Tumorsuppressorgenen (TSG) nach sich ziehen. Damit verbunden ist ein unkontrollierter Ablauf des Zellzyklus mit erhöhter Mutationrate. Während p53-Mutationen immunhistochemisch erfasst werden können, da das veränderte Protein durch verlängerte Halbwertzeit intrazellulär akkumuliert (Reich et al., 1983), hat die Beobachtung von Chromosom 9Verlusten zur intensiven Suche nach neuen TSG durch unterschiedliche Verfahren geführt. Mutationen und Amplifikationen von Proto-Onkogenen sowie die Inaktivierung von Tumorsuppressorgenen spielen bei Initiation und Progression von Urothelkarzinomen eine Rolle, wie Tabelle 4 zeigt (Knowles et al., 1999; Brandau und Böhle, 2001). Tabelle 4: Proto-Onkogene und Tumorsuppressorgene beim Urothelkarzinom. Gen FGFR3 p53 Produkt Fibroblast Growth Factor Receptor 3 (FGFR3) G-Protein der MAPKinase-Kaskade Epidermal Growth Factor Receptor (EGFR) EGFR-ähnlicher Typ ITyrosinkinaserezeptor Cyclin D1 Transkriptionsfaktor pRb Transkriptionsfaktor p53 p16 p21 CDKI p16 CDKI p21 c-H ras c-erb-B1 c-erb-B2 c-ccnd1 Rb Anteil mutierter Tumoren 75- 88% Literatur Van Rhijn et al., 2001 6- 44% Knowles, 1999 30- 87% Neal und Mellon, 1992 10- 14% Knowles, 1994 10- 20% 30% Lee et al., 1997 Cairns et al., 1991 65% ("high-grade-way") 3% ("low-grade-way") 20- 45% 10- 15% Sidransky et al., 1991 Kambs et al., 1994 Malkowicz et al., 1996 Der Zellzyklus besteht aus dem Wechsel zwischen Mitose(M) und DNA-Synthese(S) sowie dazwischen liegende "gap"-Phasen, wobei die G1-Phase postmitotisch und die G2-Phase postsynthetisch liegt. Das Modell der Zellzykluskontrolle beinhaltet die Vorstellung, dass prämitotisch und präsynthetisch Kontrollpunkte passiert werden müssen, nach denen die mitotische Teilung bzw. die Replikation der DNA ungehindert fortschreiten. Der Restriktionspunkt stellt den Übergang zwischen G1- und S-Phase dar, der nach Aktivierung der Cyclin-abhängigen Kinasen (CDK's) 2,4 und 6 überwunden werden kann. Die CDK's sind eine Familie von Seronin-Threonin-Kinasen, die als katalytische Untereinheit eines Holoenzyms die Cycline als aktivierende Untereinheit benötigen, um u.a. das Retinoblastoma-Protein (pRb) zu phosphorylieren, und damit Transkriptionsfaktoren wie E2F für die DNA-Replikation freizusetzen (Kopnin, 2000). CDK4 und 6 benötigen D-Cycline als Aktivatoren, während CDK2 Cyclin E nutzt. Diese G1-Cycline haben eine kurze Halbwertzeit und werden am Restriktionspunkt verstärkt synthetisiert, wobei die der D-Gruppe als ProtoOnkogenprodukte Effektoren extrazellulärer Wachstumssignale darstellen. Zahlreiche TSG-Produkte sind CDK-Inhibitoren (CDKI) und besitzen hemmenden Einfluß auf die Überwindung des Restriktionspunkts. p15 und p16 ("INK4-Familie") bilden binäre Komplexe mit CDK4 und 6, während p21 und p27 ("CIP/KIP-Familie") bereits Cyclinaktivierte CDK's inhibieren können. Der Tumorsuppressor p53 wirkt u.a. über die Regulation der p21-Expression hemmend auf das Zyklusgeschehen ein. Dabei wird sein Gen p53 bei Genomschädigung abgelesen, wodurch die Zelle in der G1-Phase verbleibt oder apoptotisch stirbt (Cordon-Cardo, 1995). Abbildung 4 gibt noch einmal schematisch die Interaktion der bei Urothelkarzinomen wichtigen TSG wieder. Abbildung 4: Zellzykluskontrolle am G1/S-Restriktionspunkt und Rolle von p16 und p5.3 (nach Cordon-Cardo, 1995) TSG können auf mindestens drei verschiedene Arten mutieren: 1. Deletion von genetischem Material - homozygote Deletion. - Verlust der Heterozygotie. 2. Punktmutationen - Funktionsverlust oder Wegfall des Genprodukts. 3. Promotormethylierung - "transcriptional silencing". 2.5.3. Rolle von Chromosom 9 Deletionen eines oder beider Arme von Chromosom 9 stellen mit über 60% einen der häufigsten Befunde von Urothelkarzinomen des "low-grade-pathway" dar (Tsai et al., 1990). Neben Verlust eines Allels, verbunden mit LOH, kommen auch homozygote Deletionen in 30% der Fälle vor, wie am Beispiel von 9p21 gezeigt wurde (Bender et al., 1999). Da die INK4-Gen-Gruppe hier lokalisiert ist, welche für p14, p15 und p16 kodiert, ist nach pathogenetischen Zusammenhängen hier intensiv geforscht worden. Nach LOH bewirkt eine Inaktivierung des verbliebenen intakten Allels von INK4 durch homozygote Deletion oder Methylierung der CpG-reichen Promotorregion (zweiter Schritt in der Inaktivierung von Tumorsuppressorgenen, vergleiche Knudson, 1971) eine ungehemmte CDK4- und CDK6Aktivierung Cyclin-D-Bindung, was die Phosphorylierung und Inaktivierung von pRb zur Folge hat (Orlow et al., 1999). Die darauf folgende Entkopplung des Zellzyklus erklärt die hohe Wachstums- und Rezidivfreudigkeit der in dieser Arbeit untersuchten Ta- und T1Tumore. Neben dem beschriebenen INK4-Genlokus sind noch eine Reihe potenzieller TSG-Loci auf Chromosom 9 in der Diskussion: 9p11-13, 9p22-23, 9q12-13, 9q34 (Czerniak et al., 1999); 9q22.3 (Simoneau et al., 1999); 9q32-33 (Habuchi et al., 1997). Ihre pathogenetische Bedeutung lässt sich momentan noch nicht einordnen. 2.6. Entstehungstheorien der Rezidive Zur Erklärung der Rezidive von Urothelkarzinome existieren zwei Theorien, welche im Gegensatz zueinander stehen. Die Theorie des polyklonalen Ursprungs propagiert einen Felddefekt des gesamten Urothels durch Exposition mit Karzinogenen, welcher zu multiplen malignen Transformationen verschiedener Transitionalzellen führt (Heney et al., 1978). Aus den unabhängig voneinander entstandenen Klonen können sich dann synchron oder metachron multifokale Urothelkarzinome entwickeln. Im Gegensatz dazu geht die Theorie des monoklonalen Ursprungs davon aus, dass zu einem frühen Zeitpunkt der Karzinogenese die transformierte Zelle in der Lage ist, durch intraepitheliale Migration oder intraluminale Streuung Tochterzellen zu verbreiten, welche unter Akkumulation weiterer genetischer Veränderungen zur Bildung multifokaler synchroner und asynchroner Urothelkarzinome führen (Soloway et al., 1989; Sidransky et al., 1992). 2.7. Zielstellung der Arbeit Ziel der Arbeit soll sein, mit molekulargenetischen Untersuchungen zur Beantwortung der Frage nach der Klonalität von rezidivierenden Urothelkarzinomen beizutragen. Damit soll die Arbeit der Mehrung des Wissens über die Karzinogenese der Tumorentität dienen. 1. Sind die Rezidive von Urothelkarzinomen monoklonalen oder oligoklonalen Ursprungs? 2. Welche klinische Bedeutung kommt der Klonalität von rezidivierenden Urothelkarzinomen zu? 3. Ist eine Mirkosatellitenanalyse eine geeignete Methode, das Genom von Urothelkarzinomen zur Fragestellung der Klonalität zu charakterisieren? 4. Verbirgt sich im histologischen Bild reaktiver Urothelveränderungen von UrothelkarzinomPatienten ein neoplastisches Potential? 3. Material und Methode 3.1. Ein- und Ausschlusskriterien Eingeschlossen in diese Arbeit wurden Patienten mit rezidivierenden Urothelkarzinomen. Folgende Kriterien mussten erfüllt sein: - Nachweis der Diagnose durch die histologische Untersuchung. - Abstand der Rezidive > 3 Monate. - Nachweis einer tumorfreien Zwischenhistologie zwischen den Rezidiven im Rahmen der Tumornachsorge. - Dokumentation der Tumorlokalisation im Operationsbericht. - Einverständnis des Patienten zur Verwendung seiner Daten und Materialien zu Forschungszwecken. Auszuschliessen waren Rezidive, bei denen es sich um Anteile ein und desselben Tumors handeln könnte. Dazu wurde ein Rezidivintervall von mindestens drei Monaten gefordert. Desweiteren waren Tumorlokalisation in der Harnblase und tumorfreie Zwischenbiopsien zu dokumentieren. 3.2. Patientengut Eingeschlossen in die Arbeit wurden 30 Patienten mit der Diagnose Urothelkarzinom, bei denen im Verlauf mindestens ein Rezidivtumor aufgetreten war. Sie befanden sich im Zeitraum von 1995 bis 2000 in Behandlung in der Urologischen Klinik der Friedrich-SchillerUniversität Jena und wurden in dieser Zeit mit dem Verfahren der transurethralen Tumorresektion therapiert. Wie Abbildung 5 zu entnehmen ist, handelte es sich um 8 weibliche und 22 männliche Patienten im Alter von 30 bis 88 Jahren bei Erstdiagnose des urologischen Tumorleidens. Das Geschlechterverhältnis von Männer zu Frauen war gleich 2,75 zu 1. Das mittlere Alter im Kollektiv bei Erstdiagnose betrug 65 Lebensjahre, wobei weiblichen Patienten mit durchschnittlich 69 Jahren älter waren als die männlichen Patienten mit durchschnittlich 63 Jahren. Abbildung 5 verdeutlicht noch einmal Alter und Geschlecht der Patienten bei Erstdiagnose. Patientenalter bei Erstdiagnose 90 80 Alter (Jahre) 70 60 50 40 30 20 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Abbildung 5: Patientenalter bei Erstdiagnose; weibliche Patienten sind durch rote Balken dargestellt. Zur besseren Charakterisierung des Patientenguts waren anamnestische, klinische und paraklinische Angaben aus den Patientenakten verfügbar. Die Patienten hatten eine unterschiedliche Anamnese bezüglich der in der Einleitung erwähnten Risikofaktoren sowie eine unterschiedliche Symptomatik bei Erstdiagnose aufzuweisen. Ein 30-jähriger Patient hatte eine positive Familienanamnese bezüglich maligner Erkrankungen. Angaben bezüglich des Nikotinabusus, dem wichtigsten isolierten Risikofaktor urothelialer Neoplasien in Europa, waren retrospektiv unvollständig und in ihrer Aussagekraft fragwürdig. Zwei Patienten waren bereits aufgrund von Uretertumoren voroperiert, wobei in einem Fall eine Psoas-Hitch-Plastik durchgeführt wurde, im anderen Fall eine Nephroureterektomie notwendig geworden war. Die häufigsten Nebendiagnosen waren kardiovaskulärer Art. Eine koronare Herzkrankheit, eine arterielle Hypertonie oder eine periphere arterielle Verschlusskrankheit fanden sich in 17 Fällen. Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen bestanden in 3 Fällen, ein insulinpflichtiger Diabetes mellitus Typ II in 5 Fällen. Initialsymptome waren eine Mikro- oder Makrohämaturie oder ein unklarer Unterbauchschmerz, verbunden mit Dysurie oder Pollakisurie. Ein Patient betrieb schweren Alkoholabusus, er wurde durch eine symptomatische Blutungsanämie mit einem Hämoglobin von 2,4 mmol/ l und einem Hämatokrit von 0,13 auffällig. Bemerkenswert ist, dass bei vier Patienten die Diagnose ohne klinische Symptome im Rahmen von bildgebender Diagnostik gestellt werden konnte. Federführend war hier die Abdominal-Sonographie, welche als nicht-invasive Routinediagnostik einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert besitzt. Abbildung 6 stellt exemplarisch ein Urothelkarzinom der linken Seitenwand des Patienten 23 dar, welcher initial aufgrund dysurischer Beschwerden den Arzt aufsuchte. Abbildung 6: Sonographische Diagnose eines Urothelkarzinoms. Tabelle 5: Geschlecht, Alter, und Symptomatik der Patienten bei Erstdiagnose. Patient Alter (a) Geschlecht Syptome Patient Alter (a) Geschlecht Syptome 01 55 m 1; 3 16 38 f 02 85 f 3 17 65 f 03 59 m 6 18 73 m 3 04 70 m 6 19 75 m 3; 4 05 73 m 2 20 48 m 5 06 44 m 1; 2 21 57 f 3 07 70 m 6 22 88 m 4 08 76 f 3; 4 23 75 m 1 09 70 m 2 24 62 m 3 10 49 m 1 25 64 f 11 67 m 6 26 30 m 3 12 62 m 3;4 27 74 m 1 13 83 f 3 28 56 m 14 77 m 3 29 67 m 3 15 61 m 1; 2 30 85 f 1 Legende: 1= Pollakisurie, Dysurie oder Unterbauchschmerz 2= Mikrohämaturie 3= Makrohämaturie 4= Harnverhalt 5= symptomatische Anämie mit Dysnoe/ Belastungsinsuffizienz 6= Zufallsbefund bei bildgebender Diagnostik (Sonographie/ Computertomographie) 3.3. Gewebematerial und DNA-Isolation Die insgesamt 77 Tumoren der 30 Patienten wurden bei transurethralen Resektionen gewonnen, wobei die Hälfte jedes Tumors in Formalin fixiert und dem Pathologen zur Begutachtung zugeschickt worden war, während die andere Hälfte im Stück bei –80 °C kryokonserviert wurde und aus der Tumorbank des Hauses zur Verfügung stand. Zur Gewinnung der Tumor-DNA wurden Gewebeschnitte von 10 µm Dicke angefertigt, im kalten Azetonbad für fünf Minuten fixiert, Hämatoxylin-Eosin gefärbt und anschließend in Gelatine eingedeckelt. Tumorareale konnten nun erfasst und markiert und damit möglichen Kontaminationen durch Harnblasenstroma und Entzündungszellen vorgebeugt werden. Nach Ablösung der Deckgläschen im Wasserbad wurde das Tumormaterial mit sterilem Instrumentarium unter mikroskopischer Kontrolle in sterile Behälter aus Plastik (im folgenden Tubes genannt) mit dem Fassungsvermögen von 1,0 Milliliter überführt. Besondere Sorgfalt galt dem auf dem Objektträger verbliebenen Geweberest. Hier galt es, vorher identifizierte Lymphozytenansammlungen wieder zu erkennen, um dieses DNA-reiche Zellmaterial als Kontamination auszuschließen. Als Normalgewebe dienten aus kliniküblichen EDTA-Monovetten separierte Lymphozyten, die ebenfalls kryokonserviert vorlagen (Miller et al., 1988). Die eigentliche Isolation erfolgte unter Verwendung eines kommerziellen Kits (Quiagen, Hilden, Deutschland) nach folgendem Protokoll: 1. Ablösung der Deckgläser im Wasserbad für ca. 60 Minuten. 2. Überführen der Tumoranteile in puffergefüllte Tubes (180 µl Puffer ATL). 3. Lichtmikroskopische Kontrolle der Gewebereste. 4. Zusatz von 20 µl Proteinase K; Schütteln. 5. Inkubation bei 56 ° Celsius für mindestens 3 Stunden im Thermoschüttler. 6. Zusatz von 200 µl Puffer AL; Schütteln. 7. Inkubation bei 70 ° Celsius für 10 Minuten im Thermoschüttler. Protokoll 1: DNA-Isolation Teil 1. Die DNA lag jetzt frei im Reaktionsansatz vor. Zell- und Kernmembranen wurden durch Proteolyse zersetzt. Die DNA-Fällung erfolgte mit Ethanol. Die DNA wurde durch Bindung an eine Silikatmatrix abgetrennt und eluiert: 8. Zusatz von 200 µl Ethanol 96 %-ig; Schütteln. 9. Überführung des Ansatzes in Filtertubes; Zentrifugation bei 6000 x g für 1 Minute. 10. Waschen der Filtertubes mit Pufferlösungen; jeweils Zentrifugation bei 6000 x g für 1 Minute; zuletzt bei 14000 x g für 3 Minuten. 11. Pipettieren von 200 µl Aqua destillata zur Eluierung. 12. Inkubation bei Raumtemperatur für 5 Minuten. 13. Eluierung der DNA bei 6000 x g in sterile Tubes. Protokoll 2: DNA-Isolation Teil 2. Die DNA-Konzentration konnte nun photospektrometrisch bestimmt werden. Dazu kam ein Photospektrometer mit der Messwellenlänge von 260 nm (Gene Quant II von Pharmacia Biotech) zur Anwendung. Abschließend wurden die DNA-haltigen Tubes bei 4 ° Celsius kühlgelagert. 3.4. Mikrosatellitenmarkeranalyse Bei der Mikrosatellitenmarkeranalyse handelt es sich um eine Methode auf der Basis einer Polymerasekettenreaktion (PCR), die zur Vervielfältigung von kleinen repetitiven DNAAbschnitten (= Mikrosatelliten) unterschiedlicher Größe (etwa 150 Basenpaare) genutzt werden kann (Weber und May, 1989) . Diese befinden sich auf definierten Stellen im gesamten Genom, je nach Aufbau der verwendeten Marker können so spezifisch Abschnitte eines Chromosoms vervielfacht werden, wobei ein Marker aus einem Paar von spezifischen, gegensinnig orientierten Oligonukleotid-Primern besteht. Unterwirft man eine Mischung aus Matrizen-DNA ("template"), Desoxyribonukleotidtriphosphaten, zwei Primern A und B sowie einer thermostabilen DNA-Polymerase einem dreistufigen Temperaturprofil aus Denaturierung, Primerhybridisierung ( = Annealing) und Elongation der DNA, so wird die Zielsequenz mit jedem Zyklus verdoppelt (Mullis und Faloona, 1987). Die Zielsequenz wird dabei so angereichert, dass eine elektrophoretische Auftrennung der Allele möglich wird. Wie Abbildung 7 zeigt, unterscheiden sich die Allele eines Markers im informativen Fall in ihrer Größe, angedeutet durch die unterschiedlich lange Sequenz der Basen. Abbildung 7: Mütterliche und väterliche Allele unterscheiden sich in ihrer Größe. Mikrosatelliten sind ubiquitär im Genom verstreut und befinden sich auf zum großen Teil unbekannten Genen in deren Introns. Im Gegensatz zu RestriktionsfragmentlängenPolymorphismen (RFLP's) sind sie spezifisch für einen gewählten Genomabschnitt und labortechnisch einfacher zu handhaben. Als Methode der Wahl ist die MSA zur Detektion von Mikrodeletionen eingesetzt worden, um tumorspezifische TSG-Verluste zu erfassen. In dieser Arbeit ist die MSA unter anderer Zielsetzung angewendet worden: 1. Verluste der Heterozygotie (LOH) und Mikrosatelliteninstabilitäten können neoplastischen Geweben mit uniformem Phänotyp wie pTa-Urothelkarzinomen einen multiformen genetischen Fingerabdruck verleihen. Ohne den beobachteten Veränderungen á priori eine kausalpathogenetische Relevanz zuzumessen, ist hierbei die Erzeugung eines "Geno-Phänotyps" das Ziel, dessen Vergleich bei unterschiedlichen Rezidivtumoren eines Patienten einen Grad der Verwandtschaft aus einem Spektrum zwischen "völlig übereinstimmend" bis "völlig verschieden" festzustellen vermag. 2. Der erzeugte "Geno-Phänotyp" ist spezifisch für den untersuchten maligne transformierten Klon. Einmal aquirierte genetische Veränderungen bleiben im Verlauf der Tumorentwicklung bestehen, selbst wenn sie keine pathogenetische Bedeutung besitzen (Johansson et al., 1996). Unter dieser Annahme ist die zeitliche Einordnung der untersuchten Tumore möglich, falls klonale Beziehungen bestehen. Darüber hinaus eignet sich die Methode zur molekulargenetischen Sicherung des neoplastischen Potenzials in morphologisch unauffälligem Gewebe. Eine Schwäche der MSA ist die Tatsache, dass nur quantitative Verhältnisse untersucht werden können. Wenn eine Allel schwächer als das andere amplifiziert wird, kann das zwei Gründe haben: 1. Das schwächere Allel entspricht einem Verlust eines Chromosomenabschnitts. 2. Das stärkere Allel entspricht einem Gewinn des anderen Chromosomenabschnitts. Die MSA ist also nicht in der Lage, einen Gewinn von genetischem Material von einem Verlust zu unterscheiden (Tomlinson et al., 2002). Bei den in dieser Arbeit untersuchten Urothelkarzinomen ist jedoch hinreichend bekannt, dass eine Allelsignalabschwächung einem Verlust dieses Allels gleichkommt. Mit Methoden wie Zytogenetik, Fluoreszenz-In-SituHybridisierung (FISH) oder Vergleichender Genomischer Hybridisierung (CGH) ist der Verlust von unterschiedlichen Abschnitten von Chromosom 9 gut gelegt (Sandberg und Berger, 1994; Kallioniemi et al., 1995; Sauter et al., 1995; Vassilev, 1999; Kania, 2002). 3.4.1. Verwendete Mikrosatellitenmarker Bei der in dieser Arbeit durchgeführten Analyse kamen die vier verschiedenen Marker auf Chromosom 9 zum Einsatz, da Verluste in diesem Genomabschnitt pathogenetisch frühzeitig auftreten: - D9S162 (Weissenbach et al.,1992); - D9S171 (Weissenbach et al.,1992); - D9S747 (Povey et al., 1994); - D9S1198 (Zahn und Kwiatkowski, 1995). Tabelle 6: Verwendete Mikrosatelliten-Marker. Primer-Sequenz ProduktGröße (bp) GDB(**) 5'-*GCAATGACCAGTTAAGGTTC-3' 172- 196 188003 159- 177 188218 182- 202 335542 103- 130 547775 5'-AATTCCCACAACAAATCTCC-3' 5'-*AGCTAAGTGAACCTCATCTCTGTCT-3' 5'-ACCCTAGCACTGATGGTATAGTCT-3' 5'-*GCCATTATTGACTCTGGAAAAGAC-3' 5'-CAGGCTCTCAAAATATGAACAAAAT-3' 5'-*TGGGAGAGGGAAAATGCTATC-3' 5'-GTACTCCAGCCTGGGTGG-3' Legende: Lokalisation auf Chromosom 9, Basenfolge, Produktgröße in Basenpaaren und Zugangsnummer der verwendeten Marker. * IRD 800-Fluoreszenzmarkierung ** GDB= Genomic Data Base (http://www.gdb.org/ [August 2002]) Die genannten Marker sind deshalb gut zur Reproduktion eines vereinfachten genetischen Fingerabdruckes der untersuchten Tumoren geeignet, wie Tabelle 6 zeigt. Jeweils einer der verwendeten Primer war mit einer IRD 800-Fluoreszenzmarkierung (MWG Biotech, Ebersberg, Deutschland) versehen (Cawkwell et al., 1993), so dass die PCR-Produkte in einem DNA-Sequenzer (LI-COR, Linkoln, NE, U.S.A.) unter Verwendung von LASERStrahlung detektiert werden konnten. Eine angeschlossene Software (RFLPscan 3.1; Scanalytics, CSPI Inc., Linnell Circle, MA, U.S.A.) zeichnete das Elektophoreseergebnis als Bilddatei nach, welches abschließend abgespeichert wurde und der Auswertung zur Verfügung stand, welche weiter unten beschrieben wird. 3.4.2. PCR-Bedingungen Die Polymerasekettenreaktion wurde in Tubes von 200 µl Fassungsvermögen mit einem Reaktionsvolumen von 15 µl mit 27 bis 35 Zyklen durchgeführt (siehe Tabelle 7). Pro DNAProbe wurden 2 separate Reaktionen gefahren, die Analyse also in Doppelbestimmung durchgeführt. Der Ansatz enthält: - 20 ng Template - 17,2 nmol fluoreszenzmarkierter Primer - 0,5 bis 1,0 I.U. Taq-Polymerase (Expand High Fidelity PCR System Taq-Polymerase; Roche, Mannheim, Deutschland) - in Prämix-Puffer F (Biozym, Oldendorf, Deutschland) Protokoll 3: Ansatz der PCR. Tabelle 7: PCR-Bedingungen. Denaturierung bei 95 °C Annealing bei 58 °C Elongation bei 72 °C initialer Zyklus 35 Sekunden 35 Sekunden 25 bis 33 Zyklen 30 Sekunden 35 Sekunden 35 Sekunden finaler Zyklus 35 Sekunden 5 Minuten 3.4.3. 5 Minuten 30 Sekunden Elektrophorese Im Anschluss an die PCR wurde das Produkt mit einem Formamid-Ladepuffer versetzt und denaturiert. Jeweils 2µl wurden auf einem 6%- igen Polyacrylamidgel (SequaGel XR; National Diagnostics, Atlanta, Georgia, U.S.A.) elektrophoretisch aufgetrennt. Die Trennung der Moleküle erfolgte aufgrund ihrer Ladung und Größe. Die DNA trägt in Folge des Phosphatrückgrats eine negative Nettoladung und wandert deshalb im elektrischen Feld zur Anode. Die Wanderungsgeschwindigkeit ist abhängig von Konzentration und Vernetzungsgrad der Gelmatrix und in einem gewissen Bereich proportional zur Molekülgröße. Bei jeder Person entdeckt man eine oder zwei charakteristische Banden, die jeweils einem Allel des Lokus entsprechen und nach den Mendelschen Regeln kodominant vererbt werden. Bei Verlust des einen oder Vervielfachung des anderen Allels, wie sie im Tumorgenom häufig sind, kommt es nun zu einer Differenz der Signale der detektierten Banden. Dabei kann ein Allel im Sinne eines Verlusts der Heterozygotie "LOH" vollständig verloren gehen, wie Abbildung 8 zeigt. Bei veränderter Größe des Allels beobachtet man eine Verschiebung der Bande, "Shift" genannt. Abbildung 8: Verlust oder Größenänderung von Allelen bei der Elektrophorese. Nach der PCR wurden dem Produkt weitere 15 µl eines denaturierenden Ladepuffers zugesetzt, darin enthaltenes Bromphenolblau diente der Visualisierung beim Auftragen der Proben auf die Gelsäule. - Formamid 40 ml - Na-EDTA 0.5 M pH 8,0 0,8 ml - Bromphenolblau 40mg Protokoll 4: Zusammensetzung des Ladepuffers. Der dabei verwandte TBE-Laufpuffer enthält: - TRIS 16,2 g - Borsäure 2,75 g - Na2EDTA 0,93 g ad 1000 ml Aqua destillata. Protokoll 5: Zusammensetzung des Laufpuffers. 3.5. Auswertung Jeder Tumor wurde mit vier Markern untersucht. Zur Auswertung kamen die als Bilddatei abgespeicherten finalen Gelläufe eines jeden Patienten, die neben Standardgrößen ("Marker", LI-COR, Linkoln, NE, U.S.A.) Produkte der Normal- und der Tumor-DNA der verschiedenen Rezidive aller Mikrosatellitenmarker enthielten. Eine Signalabschwächung eines Allels unter das Verhältnis von 30:70 konnte als Verlust der Heterozygotie (LOH) gewertet werden (Gruis et al., 1993). (Tumor-Allel A: Tumor-Allel B) / (Normal-Allel A: Normal-Allel B) > 70 / 30 oder (Tumor-Allel A: Tumor-Allel B) / (Normal-Allel A: Normal-Allel B) < 30 / 70 Definition "Verlust der Heterozygotie". Des Weiteren wurde auf Änderungen der Allelgröße, den beschriebenen Shifts geachtet, die ebenfalls zur Charakterisierung von Tumorklonen beitragen können. Zusammenfassend erhält man vereinfachte genetische Fingerabdrücke der einzelnen Tumore eines Patienten, deren Vergleich eine Aussage zur Klonalität erlaubt. 3.5.1. Definition von Monoklonalität und Polyklonalität Die Unterscheidung zwischen Polyklonalität und Monoklonalität wurde wie folgt definiert: Der Befund sei mit „Monoklonalität der untersuchten Tumore“ vereinbar, falls - die zu vergleichenden Tumore eines Patienten den Verlust desselben Allels eines Markers aufweisen. Dazu sind Veränderungen mindestens eines der vier untersuchten Marker notwendig. Definition "Monoklonalität". Der Befund sei mit „Polyklonalität der untersuchten Tumore“ vereinbar, falls - die beobachtete Allelverluste in den Tumoren das jeweils andere Allel betreffen. Bereits bei Veränderungen eines Rezidivtumors in diesem Sinn wird Polyklonalität angenommen. Definition "Polyklonalität". 3.5.2. Statistische Methoden Odds Ratio (OR) Die Odds Ratio (OR), auch Kreuzproduktverhältnis genannt, ist ein Assoziationsmaß für zwei kategoriale Variablen A und B. Ausgangspunkt ist eine Kreuztabelle der beiden Variablen. Man vergleicht die bedingten Verteilungen der Zeilen- und Spaltenvariablen einer Vierfeldertafel für jeweils zwei verschiedene Ausprägungen A/A’ bzw. B/B’ und berechnet das Verhältnis der konditionalen Odds: B B’ A a b A’ c d Vierfeldertafel zur Berechnung der OR. OR= (a*d)/(c*b) Definition der OR. Eine OR von größer 1 bedeutet eine positive Assoziation zwischen A und B, während eine OR kleiner 1 eine negative Assoziation anzeigt. Bei einer OR von 1 besteht keine Assoziation. Die statistische Signifikanz der odds ratio wird mittels des 95%Konfidenzintervalls geprüft. Dieses Intervall lässt sich durch Logarithmierung der OR berechnen (Bland und Altman, 2000). Unter Voraussetzung einer Fehlerwahrscheinlichkeit von unter 5% ist ein Ergebnis dann als signifikant zu interpretieren, wenn die Zahl 1 nicht innerhalb des Konfidenzintervalles liegt. Die Berechnung des 95%-Konfidenzintervalls erfolgt durch eine [September 2004]). online-Hilfe (http://www.hutchon.freeserve.co.uk/ConfidOR.htm 4. Ergebnisse 4.1. Histologie und Prognose Insgesamt 77 bei transurethralen Resektionen (TUTUR) gewonnene Gewebeproben wurden gemeinsam mit 30 Lymphozytenproben in der Mikrosatellitenmarkeranalyse untersucht. Zum besseren Verständnis der Ergebnisse seien hier die histologischen Befunde zusammen mit der bis August 2002 zu eruierenden Prognose in Tabelle 8 vorangestellt. Dabei bezeichnet "A" den Tumor, welcher als erstes diagnostiziert und therapiert wurde, und "B" bis "E" die Rezidivtumoren, welche im Verlauf auftraten. 42 Tumore wurden nach der TNM-Klassifikation der UICC als pTa-Tumore eingestuft, 20 als pT1-Tumore, und 3 als pT2a-Tumore. In allen 65 Fällen handelte es sich um Urothelkarzinome unterschiedlicher Grade. In 12 Gewebeproben konnte der Pathologe keinen Tumornachweis führen, sondern fand entzündlich verändertes Urothel, Hyperplasien, Plattenepithelmetaplasien, oder normales Urothel vor. In einem Fall (Patient 27) konnte im Verlauf keine negative, sprich tumorfreie Zwischenhistologie zwischen den Resektionen der Proben "B" und "C" erbracht werden, so dass der Verdacht besteht, dass es sich bei genannten Rezidiven um Anteile ein und desselben Tumors handelt. Der Tatsache Rechnung tragend, dass das Intervall zwischen den resezierenden Eingriffen hier lediglich 3 Monate betrug und die Tumore an gleicher Stelle in der Harnblase zu finden waren, wurde dieser Verdacht bekräftigt und der Vergleich dieser Tumore zur Beantwortung der Fragestellung zur Klonalität ausgeschlossen. Der Beobachtungszeitraum endete im August 2002. Alle bis dato in den Unterlagen der Urologischen Klinik Jena dokumentierten prognostisch bedeutsamen Ereignisse wurden in die Arbeit aufgenommen. Insofern können globale und tumorbedingte Morbidität und Mortalität nicht bestimmt werden. In mindestens fünf Fällen verhielt sich das Tumorleiden progredient. Durch systemische Metastasierung in zwei Fällen war es kausal nicht beherrschbar. In zwei weiteren Fällen bestand eine Indikation zum operativen Vorgehen aus anderer Ursache: Einmal wurde eine Tumor-Uretero-Nephrektomie bei Nierenbeckenkarzinom durchgeführt, ein anderer Patient wurde durch radikale Prostat-Zystektomie bei Prostatakarzinom behandelt. Tabelle 8: Staging und Grading der TCC und Prognose der Patienten. 1. 1. 2. 3. 4. TUMOR REZIDIV REZIDIV REZIDIV REZIDIV PATIENT (A) (B) (C) (D) (E) pT G pT G pT G pT G pT G 01 a 2 0 0 PROGNOSE keine Progression 02 1 2 0 0 keine Progression 03 1 2 a 1 a 1 keine Progression 04 a 2 a 1 a 1 keine Progression 05 1 2 1 2 a 1 keine Progression 06 a 1 0 0 keine Progression 07 a 1 0 0 keine Progression 08 2a 3 a 1 keine Progression 09 1 2 0 0 a 2 keine Progression 10 0 0 1 2 1 2 11 a 1 a 1 radikale Prostatzystektomie bei inzidentellem Prostatakarzinom pT2b Fernmetastasierung Lunge 12 a 1 a 1 a 1 keine Progression 13 a 2 1 2 keine Progression 14 a 1 a 1 keine Progression 15 1 2 a 2 0 0 keine Progression 16 a 1 a 1 0 0 retroperitoneale Metastasierung 17 1 3 1 2 0 0 Progression/ radikale Zystektomie 18 1 3 0 0 19 1 2 a 1 20 2a 2 1 2 21 a 1 1 2 22 a 1 a 1 23 a 1 a 1 a 1 24 a 1 0 0 a 1 25 1 2 1 2 keine Progression/ Nephroureterektomie bei Nierenbeckentumor links keine Progression 26 a 1 a 1 keine Progression 27 2a 3 1 2 28 a 1 a 1 keine Progression 29 a 1 a 1 keine Progression 30 a 1 a 1 keine Progression keine Progression 1 1 a 1 keine Progression Progression/ Zystektomie empfohlen 0 0 keine Progression keine Progression 1* 2* * = keine negative Zwischenhistologie a 1 a 1 Progression/ Zystektomie keine Progression 4.2. Lokalisation und Rezidiv-Intervall Abbildung 9: Operationsskizze der Harnblase. Abbildung 9 gibt an Anlehnung an die Leitlinien der Urologischen Gesellschaft die topografische Einteilung der Harnblase wieder. Eine entsprechende Skizze findet sich in den Operationsberichten, aus denen Lokalisation der Tumore und Intervall zwischen den Rezidiven bestimmt wurden, wie Tabelle 9 zu entnehmen ist. Das Intervall zwischen den durch TUTUR gewonnenen Gewebeproben der Harnblasenkarzinome in allen Fällen betrug mindestens 3 Monate. Kürzere Intervalle entsprachen nicht dem definierten Einschlusskriterium. Im Rahmen der Tumornachsorge wurden innerhalb dieses Intervalls eine Nachresektion vorgenommen, welche tumorfrei sein musste, um den Fall im Rahmen dieser Arbeit auswerten zu können. Tabelle 9: Lokalisation der Urothelkarzinome und Intervall der Rezidive. 1. TUMOR (A) PATIENT 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 ORT 1. REZIDIV (B) T SW R SW L SW L SW R SW L HW HW HW MULT INT. 46 08 11 26 08 32 17 17 03 06 ORT T SW R VW SW L SW R SW R T HW MULT HW HW F SW L SW L T SW R F HW SW R HW SW L T HW SW L HW SW L SW L T SW L SW L 14 19 31 13 04 11 04 05 07 09 31 11 01 50 46 15 06 16 38 14 F SW L SW L HW VW SW R VW T VW PH VW SW R SW R MULT T VW HW T PH F 2. REZIDIV (C) 3. REZIDIV (D) 4. REZIDIV (E) INT. INT. INT. ORT 13 35 28 SW R HW SW R 04 04 HW SW L 20 HW 03 05 16 MULT MULT VW 06 T 01 HW 01 04 VW SW L 03 HW ORT 04 VW 10 T Legende: ORT= Lokalisation in der Harnblase; INT= Intervall der Rezidive in Monaten; MULT= multiples Auftreten; sonstige Kürzel entsprechen der Operationsskizze. 05 ORT VW 4.3. Mikrosatellitenmarkeranalyse 4.3.1. Informationsgehalt der verwendeten Marker 107 DNA-Proben (77 Proben aus Harnblasengewebe und 30 Proben aus Lymphozyten) von 30 Patienten konnten erfolgreich in der Mikrosatellitenmarkeranalyse untersucht werden und im Ergebnis Berücksichtigung finden. Hierbei wurde jeder Fall mit 4 Markern untersucht, von denen jeweils 2 auf dem langen und weitere 2 auf dem kurzen Arm des Chromosoms 9 lokalisiert waren. Der Informationsgehalt je Marker kennzeichnet die Anzahl heterozygoter Fälle im Patientenkollektiv und betrug 77%, für D9S162, 60% für D9S171, 47% für D9S747 und 80% für D9S1198. Insgesamt trat kein Fall auf, bei dem alle 4 untersuchten Marker homozygot waren. 4.3.2. Häufigkeit des Verlustes der Heterozygotie In 5 der 30 Fälle wiesen alle informativen Marker eine Retention der Heterozygotie auf und boten keine auswertbaren Informationen in der Analyse. Alle anderen 25 Patienten zeigten einen Verlust der Heterozygotie mindestens eines Markers und wurden der weiteren Auswertung zugeführt. Mikrosatelliteninstabilitäten traten am gesamten Material nicht auf. Die Aberrationsrate bezeichnet den Anteil der informativen Fälle, welche einen Verlust der Heterozygotie aufweisen. Dieser betrug für die einzelnen Marker 70% für D9S162, 61% für D9S171, 71% für D9S747, und 67% für D9S1198. Tabelle 10 gibt eine Übersicht über die Ergebnisse. Tabelle 10: Ergebnisse der Mikrosatellitenmarkeranalyse. Patient 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Informationsgehalt in Anteil der Fälle: Informationsgehalt nach Ausschluss der homozygoten Fälle: DS9162 (9p21) D9S171 (9p21) D9S747 (9q32) D9S1198 (9q34) 23/ 30= 77% 16/ 23= 70% 18/ 30= 60% 11/ 18= 61% 14/ 30= 47% 10/ 14= 71% 24/ 30= 80% 16/ 24= 67% = Verlust der Heterozygotie des untersuchen Markers. = Retention der Heterozygotie des untersuchten Markers. = Homozygotie des untersuchten Markers. Fall informativ: JA * JA * JA JA JA JA * NEIN * JA JA JA JA NEIN JA JA JA JA JA JA * NEIN JA JA NEIN JA JA JA JA JA JA NEIN JA 25/ 30= 83% 4.3.3. Korrelation zu T-Kategorie und Grading Der Zusammenhang zwischen histologischem Staging bzw. Grading und dem Verlust der Heterozygotie ist bei dem Vergleich der Tabellen 8 und 15 zu erkennen und in Tabelle 11 dargestellt. Tabelle 11: Korrelation der MSA zu T-Kategorie und Malignitätsgrad. Staging LOH ≥ eines kein LOH Grading LOH ≥ eines kein LOH Markers Markers pTa (55%) 29 (69%) 13 (31%) G1 (60%) 24 (63%) 14 (37%) pT1 (25%) 17 (89%) 2 (11%) G2 (34%) 21 (95%) 1 (5%) 2 (67%) 1 (33%) G3 (6%) 3 1 (25%) normal (16%) 5 (42%) 7 (58%) pT2a (4%) (75%) Die nachfolgenden Tabellen 12, 13 und 14 fassen die Ergebnisse der Vergleiche zwischen Frequenz des LOH auf der einen und Staging, Grading bzw. Dignität der Tumore auf der anderen Seite zusammen. Angegeben sind die Odds Ratio als Maß der Korrelation sowie das dazugehörige 95%-Konfidenzintervall als Maß der statistischen Sicherheit. Tabelle12: Vergleich zwischen pTa- und pT1-Urothelkarzinomen. Staging LOH Kein LOH pTa 29 13 pT1 17 2 OR (95%-Konfidenzintervall) 0,26 (0,05-1,3) Æ statistisch nicht signifikante Zunahme der Verluste der Heterozygotie (LOH) bei pT1-Urothelkarzinomen. Tabelle 13: Vergleich zwischen G1- und G2-Urothelkarzinomen. Grading LOH Kein LOH G1 24 14 G2 21 1 OR (95%-Konfidenzintervall) 0,08 (0,01-0,7) Æ statistisch signifikante Zunahme der Verluste der Heterozygotie (LOH) bei G2Urothelkarzinomen. Tabelle14: Vergleich zwischen malignen und benignen Läsionen. Histologie LOH Kein LOH maligne 48 16 benigne 5 7 OR (95%-Konfidenzintervall) 4,2 (1,2- 15,0) Æ statistisch signifikante Korrelation zwischen maligner Histologie und Verlust der Heterozygotie (LOH). 4.4. Klonalitätsanalyse Die nachfolgende Tabelle 15 gibt schematisch die durch finale Elektrophorese gewonnenen Daten jedes einzelnen Falls wieder. Abbildung 10 zeigt exemplarisch die Geldarstellung eines Patienten. Von links nach rechts sind dabei zu erkennen: Standardgrößen (1); Banden von NormalDNA, Tumor-DNA (Ersttumor) und Tumor-DNA (Rezidiv) jeweils in Doppelbestimmung der Marker D9S747 (2-7); D9S162 (8-13); D9S171 (14-19) und D9S1198 (20-25). Auch ohne Auswertungs-Software erkennt man deutlich die Signalabschwächung des längeren Allels von D9S162 und D9S171 sowie des kürzeren Allels von D9S1198 bei beiden Tumoren des Patienten. D9S747 zeigt Homozygotie ohne Shifts aller Proben und ist für eine Klonalitätsanalyse nicht informativ. Abbildung 10: Geldarstellung der Mikrosatellitenanalyse von Patient 14. 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 N.I. N.I. 18 N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. 19 20 21 N.I. N.I. 22 23 N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. 24 25 26 27 N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. 28 29 30 N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. D9S1198 N.I. N.I. N.I. D9S747 A B C (*) A B (*) A B C D A B A B C (*) A B A B C D E A B (*) C A B A B A B C (**) A B A B A B D9S171 PATIENT D9S1198 D9S747 D9S171 D9S162 N.I. N.I. D9S162 02 A B (*) A B (*) A B C A B C A B C A B (*) A B (*) A B A B (*) C A (*) B C A B A B C A B A B A B C (*) A B C (*) TUMOR 01 TUMOR PATIENT Tabelle 15: Ergebnisse der Mirkosatellitenmarkeranalyse zur Klonalitätsanalyse. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. N.I. = Verlust des kürzeren Allels (*) = kein histopathologischer Tumornachweis = Verlust des längeren Allels (**) = Einschlusskriterien nicht erfüllt = Retention der Heterozygotie N.I. = nicht informativ Anhand der Klonalitätsanalyse kann man die Fälle je nach Fragestellung zu geeigneten Gruppen zusammenfassen. Zur Frage der Klonalität gibt es Fälle, welche ein völlig übereinstimmendes Muster der Verluste der Heterozygotie aufweisen (Gruppe 1), genauso wie Fälle, bei denen einzelne Rezidive mit Tumor-positiver Histologie von diesem Muster abweichen (Gruppe 2). Bei letzteren Fällen könnten weiterhin solche mit oligoklonalen Banden abgegrenzt werden, und zwar dann, wenn unterschiedliche Allele eines Markers verloren gehen würden (Gruppe 3). Dies kann jedoch im gesamten Patientenkollektiv unter Berücksichtigung der Tumorpositiven Histologie nicht beobachtet werden. Unter den nicht informativen Fällen befinden sich sowohl solche, die keinerlei auswertbare Veränderungen zeigen (Gruppe 4), als auch solche, die unter Berücksichtigung der Histologie keine auswertbaren Rezidive besitzen (Gruppe 5). Nachfolgende Tabelle 16 gibt die beschriebenen differenzierten Ergebnisse wieder. Tabelle 16: Klonalität der Rezidive. Gruppe 1: LOH’s des gleichen Allels in allen Rezidiven Anzahl 9p (08) (13) (20) (26) 4 9q (04) (05) 2 9 p+ q (03) (14) (15) (16) (25) 5 Gruppe 2: LOH’s nicht aller Rezidive, aber des gleichen Allels 9p (09) (21) (24) 3 9q (10) (11) (17) (23) 4 9 p+ q (27) (28) (30) 3 Gruppe 3 : LOH’s unterschiedlicher Allele 9 p/q leer 0 Gruppe 4: nicht informativ, da keine LOH’s Fall (12) (19) (22) (29) 4 Gruppe 5: nicht informativ, da keine Tumor-Rezidive Fall Summe (01) (02) (06) (07) (18) 5 30 Gemäß den in der Einleitung beschriebenen und auf die Mikrosatellitenanalyse angewandten Definitionen weisen die Fälle der Gruppen 1 und 2 ein monoklonales Muster ihrer Rezidive auf, wobei die Fälle der Gruppe 2 aufgrund ihrer Komplexität gesondert zu diskutieren sind. Die Kriterien, nach denen Fälle in die Gruppe 3 eingeordnet werden, entsprechen einem polyklonalen Muster ihrer Rezidive. Unter Berücksichtigung der Histologie konnte von 30 untersuchten Patienten keiner dieser Gruppe zugeordnet werden. Zusammenfassend kann man in 21 von 30 Fällen von Monoklonalität ausgehen. Die restlichen 9 untersuchten Patienten waren bei der Beantwortung der Frage nach der Klonalität der Tumorrezidive aus zwei Gründen nicht informativ. Entweder wiesen alle untersuchten Marker jedes Falls eine Retention der Heterozygotie oder eine Homozygotie auf, oder unter Beachtung des histopathologischen Befundes konnte kein Vergleich zwischen Rezidivtumoren erfolgen, da es sich beim Rezidiv nicht um ein Urothelkarzinom handelte. Zur Frage genetischer Veränderungen in histologisch benignen Läsionen kommen 12 Fälle zur Auswertung. Dies sind neben den in Gruppe 5 bezeichneten 5 Fällen 7 weitere, bei denen mehrere Rezidive je Fall zum Vergleich zur Verfügung stehen. Tritt ein Verlust der Heterozygotie eines Markers auf, kann dieser mit der Histologie korreliert und zur Auswertung gebracht werden. Es ergeben sich die in Tabelle 17 dargestellten Gruppen. Tabelle 17: Fälle mit benigner Histologie eines Rezidives. Gruppe Fälle Anzahl Gruppe I: (02) (15) (16) (21) (24) 5 (01) (06) (09) (10) (17) (18) 6 leer 0 (07) 1 LOH(pos.) + LOH(neg.) Gruppe II: LOH(pos.) + kein LOH(neg.) Gruppe III: kein LOH(pos.) + LOH(neg.) Gruppe IV: nicht informativ Summe 12 (pos.= Rezidiv mit Tumor-positiver Histologie; neg.= Rezidiv mit Tumor-negativer Histologie) Die 5 Fälle der Gruppe I kann man weiter zur Frage der Klonalität untersuchen und gelangt analog der Auswertung in Tabelle 18 zu folgendem Ergebnis: Tabelle 18: Klonalität histologisch benigner Läsionen. Gruppe Fälle Gruppe I/1: LOH’s des gleichen Allels aller informativen Marker (15) (24) Gruppe I/2: LOH’s des gleichen Allels nicht aller informativen (02) Anzahl 2 1 Marker Gruppe I/3: LOH’s unterschiedlicher Allele informativer Marker (16) (21) Summe 2 5 Bei insgesamt 7 Patienten mit histopathologisch benignen Befunden zeigten diese in der Mikrosatellitenanalyse keinerlei Veränderungen gegenüber dem Normalgewebe, wobei in einem Fall auch der pTaG1-Tumor keine Veränderungen in Form eines Verlustes der Heterozygotie oder eines Shifts zeigte. Bei den restlichen 5 der 12 Patienten konnte ein Verlust der Heterozygotie in den als benigne klassifizierten Strukturen nachgewiesen werden. Davon zeigten 2 Patienten ein monoklonales Muster beim Vergleich zwischen benignen und malignen Strukturen, während 3 Patienten die Kriterien für ein polyklonales Geschehen erfüllten. Bei letzteren trat ein Verlust des jeweils anderen Allels in 2 Fällen auf (D9S1198 bei Fall 16; D9S171 bei Fall 21), was einem „harten“ Kriterium für polyklonales Wachstum entspricht. 4.5. Unabhängigkeit der Verluste der Heterozygotie der verwendeten Marker Zur Frage der Unabhängigkeit der verwendeten Marker bot sich ein Vergleich der Verluste der Heterozygotie auf dem kurzen und dem langen Arm von Chromosom 9 an. Nur einer der beiden Marker auf 9p (D9S162 bzw. D9S171) oder auf 9q (D9S747 bzw. D9S1198) brauchten einen Verlust aufzuweisen, um den Fall als „LOH-positiv“ einzuordnen. Anschließend konnte mittels Vierfeldertafel die Odds Ratio bestimmt werden, wie Abbildung 11 zeigt. Die Berechnung des 95%-Konfidenzintervalls erfolgte durch eine online-Hilfe (http://www.hutchon.freeserve.co.uk/ConfidOR.htm [September 2004]). D9S162/D9S171 mit LOH: Fälle 03, 08, 09, 10, 11, 13, 14, 15, 16, 17, 20, 21, 24, 25, 26, 27, 28 und 30. D9S747/D9S1198 mit LOH: Fälle 03, 04, 05, 09, 10, 11, 14, 15, 16, 17, 21, 23, 25, 27, 28 und 30. D9S747/D9S1198 mit LOH D9S747/D9S1198 ohne LOH D9S162/D9S171 mit LOH a c D9S162/D9S171 ohne LOH b d 9p + 9q a b + + + + c d Abbildung 11: Vierfeldertafel zur Bestimmung der OR. ⎛ a *d ⎞ ⎜ ⎟ ≤ 1 ⇒ Unabhängigkeit der LOH’s 9p und 9q (OR= odds ratio). ⎝ c*b ⎠ Formel zur Berechnung der odds ratio. Es ergaben sich die in Tabelle 19 dargestellten Werte. Tabelle 19: Vergleich zwischen Chromosom 9p und 9q. LOH (9p) und LOH (9q) OR 95%-Konfidenzintervall Ergebnis Gruppe 1 bis 4 0,37 bis 10,9 abhängig (12*4)/(6*4) = 2,0 5. Diskussion 5.1. Klonalität der Rezidive von Urothelkarzinomen Die Frage nach der Klonalität von rezidivierenden Urothelkarzinomen entspricht der Frage, ob die Tumore eines Patienten lokale Metastasen darstellen (monoklonaler Ansatz) oder ob sie sich unabhängig voneinander nach karzinogenem Stimulus entwickeln (polyklonaler Ansatz). Für das Verständnis der Pathogenese von Urothelkarzinomen ist die Beantwortung der Frage der Klonalität von großer Wichtigkeit, denn nur so lassen sich Maßnahmen der Tertiärprophylaxe begründen. Falls es sich um ein monoklonales Leiden handelte, wären Anstrengungen zu begrüßen, welche mit der Eradikation des Tumorklons einhergehen, wie zum Beispiel eine Immuntherapie. Auf ein polyklonales Geschehen kann jedoch nur abwartend durch zeitgerechte spezifische und sensitive Diagnostik und stadiengerechte Therapie reagiert werden kann. Vor diesem Hintergrund untersuchten wir in dieser Arbeit Rezidivtumore von 30 Patienten mit 4 Markern auf beiden Armen von Chromosom 9. Dabei stimmen wir mit anderen Autoren überein, welche die MSA verwendeten, Allelverluste in der MSA mit Verlusten untersuchter Abschnitte auf Chromosom 9 gleichzusetzen (Dalbagni et al., 1993; Knowles et al., 1994; Czerniak et al., 1999; Simoneau et al., 1999). Mit der verwendeten Methode konnten bei 21 Patienten eine Aussage zur Klonalität gemacht werden. Im einzelnen umfasste die Analyse: - 11 Fälle, bei denen alle Rezidivtumoren ein völlig übereinstimmendes Muster der Marker im Sinne des Verlustes der Heterozygotie zeigten (Gruppe 1), - 10 Fälle, bei denen einzelne Rezidive von diesem Muster abwichen, und zwar im Sinne einer Retention der Heterozygotie einzelner Marker einiger Rezidive (Gruppe 2), - keinen Fall, bei dem ein Verlust der Heterozygotie unterschiedlicher Allele eines Markers beim Vergleich zwischen den Rezidiven auftrat (Gruppe 3). 5.1.1. Klonalität der Tumore der Gruppe 1: Monoklonalität der Rezidive und Unabhängigkeit der verwendeten Marker Zeigen Primär- und Rezidivtumore in der Mikrosatellitenanalyse einen Verlust des gleichen Allels eines Markers, wird dies als Hinweis auf die klonale Verwandtschaft dieser Tumore verstanden. In der vorliegenden Arbeit zeigten 11 von 30 Fällen einen identischen Verlust der Heterozygotie der informativen Marker. Wie sicher ist dabei die Aussage, dass alle Rezidive dieser 11 Patienten monoklonalen Ursprungs sind? In diesem Zusammenhang wäre zu diskutieren, 1. ob polyklonale Tumore einen Verlust der Heterozygotie desselben Allels aufweisen können, und 2. ob die Verluste der Heterozygotie verschiedener untersuchter Marker sich in ihrer Beweiskraft potenzieren. Über die Möglichkeit, dass ein monoklonales Muster, sprich Verluste desselben Allels eines Markers in der MSA, als Monoklonalität in Wahrheit polyklonaler Tumoren fehlinterpretiert wird, sind einige statistische Überlegungen angestellt worden. Ohne biologische Wertung der Ereignisse ist die Wahrscheinlichkeit des Verlusts eines Allels P = 0,5 und die Wahrscheinlichkeit der Polyklonalität von n Tumoren mit LOH' s eines Markers P = (0,5)n-1 (Li und Cannizzaro, 1999; Garcia et al., 1999). Im folgenden Gedankenexperiment seien die Tumorzellen "X" und "Y" Zellen zweier polyklonaler Urothelkarzinome. Wie gezeigt wurde, finden sich bei diesen Tumoren frühzeitig Verluste genetischen Materials von Chromosom 9, welche bei der Mikrosatellitenanalyse zuverlässig gefunden werden können. Es ist auch bekannt, dass ein keinen präferenzielle Verlust für das kürzere oder längere Allel gibt (Louhelainen et al., 2000), sowohl das kürzere Allel als auch das längere sind mit derselben Wahrscheinlichkeit betroffen. Gleichartige Veränderungen von Tumoren in der Mikrosatellitenanalyse werden in der Regel als Ausdruck ihres monoklonalen Ursprungs verstanden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass der Verlust der Heterozygotie (LOH) per se keine Eigenschaft monoklonaler Abstammung von Tumoren ist, wenn er das gleiche Allel betrifft. Abbildung 12: Demonstration der Wahrscheinlichkeit polyklonalen Ursprungs zweier Tumorzellen trotz gleichartiger LOH's eines Markers. Links: LOH als conditio sine qua non in der Pathogenese von TCC. Rechts: LOH unter Berücksichtigung der Tumorbiologie. Wie der linke Teil der Abbildung 12 verdeutlicht, hätte die Aussage "Zwei Tumoren zeigen in einem Marker übereinstimmende Verluste der Heterozygotie" bezüglich der Unterscheidung zwischen monoklonalem und polyklonalem Ursprung keinen Wert, da in 50% polyklonaler Abstammung mit übereinstimmenden Verlusten gerechnet werden muss, falls beide Urothelkarzinome immer einen Verlust der Heterozygotie eines bestimmten Markers aufwiesen. Dies ist jedoch nicht der Fall. Es ist bekannt, 1. dass ein Verlust der Heterozygotie der in dieser Arbeit untersuchten Genomabschnitte zwar als frühe Veränderungen in der Pathogenese von Urothelkarzinomen beschrieben ist, jedoch keine conditio sine qua non darstellt, und 2. dass in der eigenen Untersuchung die Aberrationsrate der vier untersuchten Marker zwischen 60% und 70% liegt. Geht man davon aus, dass beispielsweise lediglich 60% der untersuchten Tumore einen Verlust der Heterozygotie zeigen, ergibt sich ein anderer Stellenwert für die Aussage "Zwei Tumoren zeigen in einem Marker übereinstimmende Verluste der Heterozygotie". Wie der rechte Teil der Abbildung zeigt, beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Tumoren polyklonalen Ursprungs sind, nur noch 30% bzw. die Hälfte der Aberrationsrate von 60%. Damit kann 70%ig von monoklonalem Ursprung ausgegangen werden. Hiermit sollte verdeutlicht werden , dass: 1. die MSA zur Untersuchung der gestellten Frage nach der Klonalität prinzipiell geeignet ist, 2. kein Beweis für die monoklonale Abstammung aus vorliegender Versuchsanordung resultiert, sondern eine Wahrscheinlichkeit abgeleitet werden kann, 3. unter Berücksichtigung dieser Tatsache und in Übereinstimmung mit der Literatur trotzdem monoklonale Abstammung angenommen werden kann, falls zwei Tumore in einem Marker einen übereinstimmenden Verlust der Heterozygotie zeigen. Bei den hier zu diskutierenden 11 Fällen zeigten alle untersuchten Tumoren Veränderungen des gleichen Allels des jeweiligen Markers, was auf ihre klonale Verwandtschaft zurückgeführt werden kann. Dabei waren von den informativen Markern: - in 4 Fällen nur die am kurzen Arm von Chromosom 9 verändert (D9S162 oder D9S171). - in 2 Fällen nur die am langen Arm von Chromosom 9 verändert (D9S747 oder D9S1198). - in 5 Fällen die an beiden Armen von Chromosom 9 verändert. Exemplarisch für die diese Gruppe zeigt Abbildung 13 das Elektrophoresebild zweier rezidivierender pTaG1-Urothelkarzinome „A“ und “B“ von Patient 14, welche im Abstand von 13 Monaten zum einen an der linken Seitenwand und zum anderen an der Hinterwand der Harnblase aufgetreten waren. Hier zeigten alle informativen Marker einen Verlust der Heterozygotie desselben Allels, gekennzeichnet durch Pfeile. D9S747 N N A A B B D9S162 N N A A B B D9S171 N N A A B B D9S1198 N N A A B B LOH Abbildung 13: Monoklonalität in der MSA. Häufig und gerne wird in der Literatur von einem Zugewinn an Information gesprochen, je mehr der untersuchten Mirkosatellitenmarker Veränderungen im Sinne eines Verlustes der Heterozygotie oder eines Shifts zeigen. Hier ergibt sich zwangsläufig die Frage, ob ein LOH eines der vier untersuchten Marker in dieser Arbeit ein von anderen LOH's unabhängiges Ereignis darstellt, oder ob es eine Kopplung besonders der auf unterschiedlichen Armen von Chromosom 9 angreifenden Markern gibt. Das Kreuzproduktverhältnis oder „Odds Ratio“ bietet sich als geeignetes statistisches Maß zur Untersuchung einer Abhängigkeit zwischen den LOH’s auf beiden Armen von Chromosom 9 an, wobei die Fälle aus den Gruppen 1 bis 4 zu dieser Frage gemeinsam untersucht werden können. Das Kreuzproduktverhältnis zeigt unter Einbeziehung aller informativer Patienten einen Wert von 2,0 für die Marker auf Chromosom 9p und Chromosom 9q. Ein Verlust der Heterozygotie der Marker auf Chromosom 9p (D9S162 und D9S171) ist von einem Verlust derer auf Chromosom 9q (D9S747 und D9S1198) demnach nicht unabhängig und stellt keinen echten Zugewinn an Information dar. Aufgrund der geringen Fallzahl von 30 Patienten lässt sich jedoch keine statistisch gesicherte Aussage im 95%-Konfidenzintervall zur Unabhängigkeit der verwendeten Marker machen. An dieser Stelle werden 11 Fälle diskutiert, die in allen untersuchten Proben übereinstimmende Verluste der Heterozygotie aufwiesen. Dabei sind die 5 Fälle, bei denen ein Verlust von Markern auf beiden Armen von Chromosom 9 auftraten, nicht „monoklonaler“ als die 6 Fälle, bei denen nur die Marker eines Arms verändert waren, denn es handelt sich um abhängige Ereignisse, wie eben dargestellt wurde. Baud et al. berichten über 14 von 44 Patienten, welche in ihren Tumorproben einen Verlust aller informativen Marker auf Chromosom 9 aufwiesen, was als Monosomie dieses Chromosoms interpretiert wurde (Baud et al., 1998). Für De Nooij-Van Dalen et al. ist jedoch eine gesteigerte Rate mitotischer Rekombination mit multiplen Crossovers der entscheidende Mechanismus zum Entstehen des Verlustes der Heterozygotie (De Nooij-Van Dalen et al., 1998). Monosomien 9 oder Deletionen eines Arms von Chromosom 9 sind Befunde, die man bei Urothelkarzinomen häufig erheben kann (Sandberg und Berger, 1994). Eine Monosomie 9 wird in der Literatur je nach verwendeter Methode zwischen 27% und 82% angegeben, wie Tabelle 20 zeigt. Tabelle 20: Deletionen und Monosomie 9 beim TCC. Autor Methode n (TCC) n (Deletionen 9) n (Monosomie 9) Keen / Knowles 1994 MSA 95 49 (52%) Spruck et al. 1994 MSA pTa 70 pTa 24 (34%) pT1 32 pT1 19 (52%) pTa 37 pTa 22 (60%) pTa 10 (27%) pT1 11 pT1 9 (82%) pT1 5 (46%) Simoneau et al. 1996 Baud et al. 1998 SSCP MSA 44 30 (32%) 14 (32%) Wie oben ausgeführt, kann nicht von einer Potenzierung der Aussagekraft der untersuchten Marker auf beiden Armen von Chromosom 9 gesprochen werden, falls ein Verlust der Heterozygotie aufgetreten war. Dabei ist jedoch zu beachten, dass mit Mikrosatelliten, gleich einer sehr starken „Lupe“, nur hochrepetitive Sequenzen von etwa 200 Basenpaaren im Genom untersucht werden können. Die Methode ist aber „blind“ dafür, was sich rechts und links neben diesen Sequenzen im Genom abspielt, es sei denn, die Marker werden in großer Anzahl sozusagen „flächendeckend“ eingesetzt. Die Abhängigkeit der Marker könnte in einer Monosomie 9 ihre Ursache haben, welche nicht ausgeschlossen worden war. Sie tritt bei Urothelkarzinomen mit einer Häufigkeit von etwa 30% auf (Keen and Knowles, 1994). Die Fälle 14, 15, 16 und 25 zeigen einen Verlust der Heterozygtie aller informativen Marker, so dass hier eine Monosomie 9 wahrscheinlich ist. Da kein Karyogramm angefertigt wurde, kann eine Monosomie jedoch nicht bewiesen werden. Beim Versuch, eine typische Abfolge der beobachteten LOH's von 72 aussagekräftigen Markern bei verschiedenen Patienten zu dokumentieren, stellten Czerniak et al. fest, dass jeder Fall eine einzigartige Kombination beteiligter Loci aufwies. Da bekannt ist, dass einmal akquirierte genetische Veränderungen im Laufe der Tumorentwicklung bestehen bleiben, selbst wenn sie keine pathogenetische Bedeutung besitzen (Johansson et al., 1996), wurde geschlussfolgert, dass Urothelkarzinome eine interindividuell unterschiedliche Karzinogenese aufweisen (Czerniak et al., 2000). In diesem Zusammenhang wäre es sicher falsch, im Zwischenvergleich einen Fall als „monoklonaler“ einzustufen, nur weil hier ausgerechnet eine Vielzahl der untersuchten Marker einen Verlust zeigten. Bei der Verwendung anderer Marker hätte das Ergebnis anders aussehen können. Ausgeschlossen ist jedoch die Möglichkeit, dass 2 Proben Anteile ein und desselben Tumors darstellen. In Übereinstimmung mit Dalbagni et al. schlossen wir das Rezidiv C bei Patient 27 aus, welches innerhalb von 3 Monaten nach dem Rezidiv B ohne negative Zwischenhistologie reseziert wurde. Die Möglichkeit der inkompletten Resektion des Vorgängertumors besteht, eine monoklonale Übereinstimmung wäre damit vorprogrammiert (Dalbagni et al., 2001). Zusammenfassend lässt sich feststellen: 1. Die MSA liefert keinen Beweis für monoklonale Abstammung, sondern nur eine Wahrscheinlichkeit. 2. Es gibt keine Steigerung von monoklonaler Abstammung bei Verwendung von Markern eines Chromosoms. 3. Die 11 Fälle aus Gruppe 1 erfüllen die Kriterien für monoklonale Herkunft. 4. Mit den hier untersuchten 4 Markern kann keine exakte Karzinogenese nachvollzogen werden. 5. Eine Alternativmethode ist wünschenswert, um eine Monosomie 9 zu erfassen. 5.1.2. Klonalität der Tumore der Gruppe 2: Biochronologische Reihenfolge der Rezidive und Allelangleichung in der MSA durch Tumorheterogenität, präferenzielle Amplifikation und Kontamination In 10 der 30 untersuchten Fälle unterschieden sich die Rezidive durch den Verlust der Heterozygotie einzelner Marker. Ein Verlust des jeweils anderen Allels trat bei keinem der untersuchten Rezidivtumoren auf. In 4 Fällen zeigten im Krankheitsverlauf später resezierte Rezidive LOH’s von Markern, die bei zuvor resezierten Tumoren unauffällig waren. In 6 Fällen jedoch verhielt sich der Sachverhalt umgekehrt, hier zeigten im Krankheitsverlauf früher resezierte Tumore LOH’s von Markern, die bei später resezierten Rezidiven unauffällig waren. Ist dieser Befund mit der Hypothese der Monoklonalität vereinbar? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der klinischen Apparenz eines Tumors und seiner biochronologischen Entwicklung? Dazu wären im einzelnen folgende Fragen zu klären: 1. Ist ein Verlust der Heterozygotie reversibel? 2. Welche Bedeutung hat eine Verlust der Heterozygotie der untersuchten Marker für die Wachstumsgeschwindigkeit der untersuchten Tumore? 3. Liegen methodische Fehler vor, welche die klonalen Beziehungen der untersuchten Rezidive verbergen? Einmal akquirierte genetische Veränderungen bleiben im Verlauf der Tumorentwicklung bestehen, selbst wenn sie keine pathogenetische Bedeutung besitzen (Johansson et al., 1996). Eine Reversibilität des Verlustes der Heterozygotie ist nicht bekannt. Die Verluste sind diskontinuierlich in der chromosomalen DNA verteilt und mit erhöhter Mitoserate sprunghaft steigend nachweisbar. Als Entstehungsmechanismus werden multiple Crossovers bei der mitotischen Rekombination diskutiert (De Nooij-Van Dalen et al., 1998). Insofern kann man davon ausgehen, dass die Tumore, welche Verluste der Heterozygotie mehrerer Marker aufweisen, von späterem biochronologischen Stadium sind. Die in dieser Arbeit verwendeten Marker D9S162 und D9S171 befinden sich am INK4-Genlokus, welcher für Tumorsuppressorgene wie p16 kodiert (Orlow et al., 1999). Es ist denkbar, dass eine Entkopplung des Zellzyklus durch Verlust der Heterozygotie dieser TSG stattfindet, welche mit einer erhöhten Mutationrate einhergeht. Dies kann zur Folge haben, dass Klone biochronologisch späteren Stadiums solche früherer Stadien „überholen“ und klinisch eher diagnostiziert und therapiert werden. Vom tumorbiologischen Aspekt her kommt es dabei zu einem Austausch von Rezidiv und Ersttumor. Die in dieser Arbeit untersuchten 6 Fälle, in denen früher resezierte „Erst-Tumore“ LOH’s von Markern aufwiesen, die bei später resezierten „Rezidiven“ unauffällig waren, können somit als klonal miteinander verwandt interpretiert werden. Auch in Clusteranalysen konnte gezeigt werden, dass die biochronologische Reihenfolge der Rezidive eines Patienten häufig von deren klinischer Reihenfolge abweicht. Das heißt, dass ein Tumor, der mehr genetische Veränderungen aufweist, auch zuerst diagnostiziert und therapiert wird als ein Tumor, der diese Veränderungen nicht besitzt und später entdeckt wird (Van Tilborg et al., 2000). Diese Erkenntnis bekräftigt das Konzept der monoklonalen Abstammung der Rezidive und hat dazu geführt, auch mit anderen Methoden ganze Stammbäume der Tumore von Patienten zu erstellen, welche an einem rezidivierenden Karzinomleiden der Harnblase erkrankt waren. Simon et al. untersuchten synchrone Tumore in Zystektomiepräparaten von 6 Patienten mit Vergleichender Genomischer Hybridisierung (CGH) und Mutationsanalysen von p53. Dabei konnten die Autoren klonale Beziehungen in allen 6 Fällen nachweisen, und zwar auch bei Tumoren, welche an völlig verschiedenen Stellen in der Harnblase lokalisiert waren (Simon et al., 2001). Die in dieser Arbeit verwendeten 4 Marker sind jedoch zuwenig, um klonale Stammbäume für die einzelnen Fälle zu entwerfen. An dieser Stelle diskutieren wir 10 von 30 Fällen, bei denen Marker einzelner Rezidive eine Retention der Heterozygotie zeigten. Entspricht dieses Ergebnis dem tatsächlichen Befund oder lagen methodische Probleme der Analyse vor, welche die Detektion eines Verlustes verhinderten? Ein völliger Signalverlust eines Allels in der MSA kommt selten vor, meist handelt es sich um eine Signalabschwächung. Die Ursache dafür wird oft in einer Kontamination der Tumorprobe mit Normalgewebe, Entzündungszellen oder stromalen Fibrozyten gesucht. Eine Kontamination mit Stroma oder Entzündungszellen hat offenbar nicht den Stellenwert zur Erklärung der Signalangleichung in der MSA, wie bisher leichthin angenommen. In einer Arbeit von Paiss et al. zeigten Proben mit einer Kontamination mit 60% Stroma und 25% Entzündungszellen auch LOH's polymorpher Marker des X-Chromosoms, welches vorher mit methylierungsspezifischen Restriktionsenzymen verdaut wurde (HUMARA). Da sowohl Fibroblasten als auch Leukozyten im Urothel polyklonal sind, kann die Bedeutung dieser Kontaminationen nicht groß sein, wenn im Ergebnis monoklonale Banden zu dokumentieren sind (Paiss et al., 2002). Auch in der eigenen Arbeit traten Verluste der Heterozygotie im histologisch als normal eingestuften Gewebe in 5 Proben auf. Diese in Gruppe 5 eingestuften Fälle werden später weiter diskutiert. Neben der Kontamination ist die Tumorheterogenität als Ursache der lediglichen Signalabschwächung zu beachten. Demnach besitzt nur ein Teil der Neoplasie einen Verlust der Heterozygotie eines Markers, während andere Teile desselben Tumors diesen Verlust nicht aufweisen. Diese Hypothese impliziert auch, dass verschiedene Tumorareale oligoklonaler Natur sind, und ein Vergleich verschiedener Rezidivtumoren eines Patienten bezüglich der Frage der Klonalität in einem sehr frühen Stadium der Karzinogenese schwierig wird (Tomlinson et al., 2002). Heterogenität innerhalb eines exophytisch wachsenden Urothelkarzinoms ist jedoch allenfalls zu Beginn der Tumorentwicklung möglich. So zeigen N-butylN-(4-hydroxybutyl)nitrosamin (BBN)-induzierte Urothelkarzinome im Tiermodell nach 20 Wochen einen klonalen Aufbau (Yamamoto et al., 1998). Bei der Festlegung des LOH auf die Abschwächung der Allelsignale auf ein Verhältnis von 30:70 bei einem Verhältnis von 50:50 im Normalgewebe stimmen wir mit anderen Autoren überein (Louhelainen et al., 2000; Cawkwell et al., 1993; Gruis et al., 1993). Ein methodisches Problem der MSA ist die präferenzielle Amplifikation eines Allels. Um dieses Problem zu beherrschen und die Ergebnissen richtig zu interpretieren, ist eine Doppelbestimmung durch 2 unabhängige Versuchsansätze unabdingbar (Stoehr et al., 2000). Gleichzeitig gilt es, die PCR mit DNA aus Normalgewebe durchzuführen, da sich hier das Phänomen der präferenziellen Amplifikation offenbart. Dazu wurde DNA aus Lymphozyten verwendet, welche keine Bandenpräferenz für ein Allel aufweisen sollte (Baud et al., 1998). Die genannten Störgrößen Kontamination und präferenzielle Amplifikation konnten durch den Versuchsaufbau sicher minimiert werden, jedoch konnte sich eine etwaige Tumorheterogenität auf das Ergebnis auswirken. Dies betrifft insbesondere die Fälle der Gruppe 2, bei denen die klonale Abstammung der Rezidive verborgen bleiben könnte, als auch die Fälle der Gruppe 4, bei denen keinerlei Verluste der Heterozygotie zu eruieren waren. 5.1.3. Klonalität der Tumore der Gruppe 3: Oligoklonalität in der frühen Pathogenese von Urothelkarzinomen? Bei der Konzeption und Versuchsplanung der Mirkosatellitenanalyse zum Nachweis oligoklonaler Tumore erschien diese Methode besonders geeignet, da der Verlust von unterschiedlichen Allelen eines Markers die Theorie des monoklonalen Ursprungs widerlegt. Abbildung 14 zeigt diesen Sachverhalt. Abbildung 14: Polyklonalität in der MSA. Bei den in dieser Arbeit untersuchten 30 Fällen war dieser Befund jedoch in keinem einzigen Fall zu erheben, womit alle auswertbaren 21 Fälle der Gruppen 1 und 2 mit dem Konzept der Monoklonalität in Übereinstimmung zu bringen sind. Eine präferenzielle Amplifikation eines Allels (Baud et al., 1998) war durch Verwendung von Normal-DNA als Kontrolle bei der Auswertung berücksichtigt worden und kann nicht erklären, warum LOH’s verschiedener Allele eines Markers bei histologisch gesicherten Tumoren eines Patienten nicht eruiert werden konnten. In der Tat traten Verluste verschiedener Allele in 2 Fällen auf, jedoch zeigte sich, dass die Proben (Fall 16, Probe C sowie Fall 21, Probe C) histologisch benige waren. Takahashi et al. fanden mit der Mirkosatellitenanalyse unter Verwendung von 20 Markern auf 6 Chromosomen einschließlich beider Arme von Chromosom 9 bei 14 informativen Patienten mit Tumorrezidiven, die im Intervall von mehr als 3 Monaten auftraten, 12 Patienten, die ein monoklonales Muster in der MSA zeigten. 2 Patienten mit metachronen Tumoren in Blase und Ureter/ Nierenbecken wiesen ein polyklonales Muster in der MSA auf, was eine klonale Abstammung von ein und derselben Vorläuferzelle in diesen beiden Fällen unwahrscheinlich macht (Takahashi et al., 1998). In einer anderen Arbeit zu dieser Fragestellung, in der ebenfalls die MSA bei 19 Patienten mit synchronen und metachronen Urothelkarzinomen eingesetzt wurde, zeigten 5 Fälle Tumoren mit oligoklonalen Banden, wobei lediglich 2 Patienten die "harten" Kriterien für Oligoklonalität erfüllten (siehe Abbildung 14). In einem Fall handelte es sich um ein Rezidiv im Nierenbecken. Die Mehrzahl der Tumoren der oberen Harnwege zeigte aber auch in dieser Arbeit ein monoklonales Muster in der MSA (Hafner et al., 2001). Hartmann et al. untersuchten 10 Patienten mit 4 Markern auf Chromosom 9 sowie dem p53Lokus auf 17p13.1 und kombinierten die MSA mit einer Fluoreszenz-In-Situ-Hybridisierung (FISH). In 8 Fällen waren die Ergebnisse mit einer klonalen Aussaat vereinbar, in einem Fall konnte ein pT1-Rezidiv nach 17-monatigem Rezidivintervall mit oligoklonalen Banden dokumentiert werden (Hartmann et al., 2000). Tabelle 21: Vergleich der eigenen Klonalitätsanalyse mit der Literatur. Autor Monoklonale Fälle in der MSA Oligoklonale Fälle in der MSA Takahashi et al., 1998 12 von 18 2 von 18 Hafner et al., 2001 5(2) von 19 14 von 19 Hartmann et al., 2000 8 von 10 1 von 10 Eigene Arbeit 0 von 30 21 von 30 Damit stimmen die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit mit den publizierten Daten zur Untersuchung der Klonalität mittels MSA überein, wie Tabelle 21 zusammenfasst: Monoklonalität versus Oligoklonalität verhält sich wie 21 versus 0 (eigene Arbeit); 12 versus 2 (Takahashi et al., 1998); 8 versus 1 (Hartmann et al., 2000); 14 versus 5(2) (Hafner et al., 2001). Im Vergleich mit den Angaben aus der Literatur ist zu beachten, ob die untersuchten Tumore aus der Harnblase oder aus dem oberen harnableitenden System stammen. Die Häufigkeit und Lokalisation von Rezidiven von Urothelkarzinomen im oberen harnableitenden System (Nierenbecken, Urether) wurde bei einer Untersuchung von 189 Patienten wie folgt angegeben: 31,2% der Rezidive befanden sich in der Harnblase und 5,8% der Rezidive traten im kontralateralen oberen harnableitenden System auf (Kang et al., 1998). Die Frage der Klonalität von Urothelkarzinomen des kontralateralen harnableitenden Systems ist für die Validierung der in dieser Arbeit zur Anwendung gekommenen Methode von großer Bedeutung, da die Hypothese der lateralen Migration bzw. der intraluminalen Ausbreitung von einem Nierenbecken in das andere ohne Vorliegen eines vesiko-ureteralen Refluxes oder anderen Harntransportstörungen im oberen harnableitenden System fragwürdig ist. Angaben aus der Literatur zu diesem wichtigen Aspekt unter Bezugnahme auf Ergebnisse einer Mirkosatellitenanalyse liegen nicht vor, jedoch fanden Kang et al. im Vergleich zu den Rezidivtumoren in der Harnblase längere Rezidivintervalle und histologisch invasivere Wuchsformen der Rezidive im kontralateralen oberen System, was sie auf einen anderen Entstehungsmechanismus dieser Tumore zurückführten. Damit unterstützte diese Arbeitsgruppe die Hypothese der Feldkanzerisierung bei Rezidivtumoren des kontralateralen harnableitenden Systems (Kang et al., 1998). Diese Aussage ist jedoch sehr kritisch zu bewerten. Zum einen kam in dieser Studie keine Methode zur Anwendung, die eine Aussage zur Klonalität erlaubt, zum anderen kann die verlängerte Zeit bis zur klinischen Manifestation des Rezidivs die Selektion eines invasiveren Klons begünstigen, so dass das histologische Stadium dieser Tumoren nicht mit einem anderen Entstehungsmechanismus, sondern mit dem längeren Rezidivintervall per se zu erklären ist. Auch andere molekulargenetische Methoden sind zur Untersuchung der Klonalität herangezogen worden. In der Untersuchung des polymorphen Androgen-Rezeptor-Gens auf dem X-Chromosom mit methylierungs-sensitiven Restriktionsenzymen (so genannter HUMARA = HUMan Androgen Rezeptor Assay) kann bei weiblichen Patienten festgestellt werden, ob Klone das gleiche X-Chromosom inaktiviert haben. Unter der Voraussetzung einer hohen klonalen Homogenität eines Tumors ist der Versuch zur Beantwortung der Klonalität rezidivierender pTa-Urothelkarzinome bei Frauen herangezogen worden. Auch hier zeigten sich übereinstimmende Inaktivierungen von Tumoren ein und desselben Patienten bei 4 Patienten mit Tumoren der Harnblase und weiteren 6 Patienten mit Tumoren im gesamten harnableitenden System (Li und Cannizzaro, 1999). In einer frühen Arbeit konnte gezeigt werden, dass jeder synchrone Tumor dreier Patienten, die durch Zystektomie therapiert wurden, dasselbe X-Chromosom inaktiviert hatten, was auf eine monoklonale Abstammung dieser Tumoren hinweist (Sidransky et al., 1992). Innere Oberflächengewebe entwickeln sich aus Teilung einer begrenzten Anzahl von Stammzellen und bilden unterschiedlich große zusammenhängende Flächen monoklonaler Zell- verbände unterschiedlicher Differenzierung, die so genannten "patches". Auch Urothel ist aus diesen "patches" monoklonaler Herkunft zusammengesetzt. In einer Untersuchung der XChromosom-Inaktivierung weiblicher Patienten mit und ohne Urothelkarzinom-Anamnese wurde eine Fläche von 120 mm² berechnet, die Zellen gleichen Inaktivitätsmusters beinhalten. Bei einer inneren Oberfläche von 300 cm² wurde auf die Entwicklung des gesamten Urothels aus 200 bis 300 Stammzellen geschlossen (Tsai et al., 1995). Bedeutung erhält dieser Befund insbesondere bei der Interpretation von Klonalitätsanalysen, die dieselbe Methode der XChromosom-Inaktivierung verwendet haben. Hier ist denkbar, dass man Tumoren aus einem "patch" untersucht, und fälschlicherweise Monoklonalität auf Grund der gemeinsamen Tumorgenese annimmt, anstatt Monoklonalität auf Grund gleicher Entwicklung aus einer Stammzelle. Eine weitere offene Frage ist, ob diese "patches" bei Urothelkarzinom-Patienten eine größere Fläche einnehmen können, und ob sie zusammenhängend oder diskontinuierlich auftreten. Unter der Annahme, dass maligne transformierte Zellen einen Wachstumsvorteil besitzen und zur Besiedlung großer Abschnitte des Urothels in der Lage sind (siehe oben), ergibt sich hieraus ein morphologisches Korrelat zum vermuteten Felddefekt des Urothels, der zur Erklärung der Rezidivfreudigkeit von Urothelkarzinomen so oft herangezogen wird. Im Gegensatz zur Hypothese der Feldkanzerisierung schließt eine Felddefekt eine monoklonale Abstammung der apparenten Tumore nicht aus. Im Gegenteil, wenn Migrationsprozesse zur Vergrößerung der "patches" präneoplastischen Epithels geführt haben, und gleichzeitig klinisch apparente Tumoren eine Inaktivierung desselben X-Chromosoms zeigen (Sidransky et al., 1992; Li und Cannizzaro, 1999), deutet das auf die Entwicklung der Tumoren aus einem Klon hin. Obwohl der formale Beweis, dass die "patches" bei Urothelkarzinompatienten eine größere und/oder diskontinuierliche Fläche einnehmen, noch aussteht, unterstützt die Theorie des Felddefekts das Konzept der monoklonalen Abstammung unter Berücksichtigung der Migrationspotenz des Urothels. Die Untersuchung von p53-Mutationen bei Patienten mit rezidivierenden Urothelkarzinomen der Stadien pT1 bis pT3 bei 4 Patienten erbrachte identische Punktmutationen der Tumoren eines Patienten. Dieses Ergebnis ist ein wichtiger Hinweis auf monoklonale Abstammung dieser Tumoren. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass sich diese Rezidive an unterschiedlichen Stellen des harnableitenden Systems befanden, und die Intervalle zwischen den Rezidiven zwischen 9 und 37 Monaten betrugen, kommt diesem Hinweis eine beweiskräftige Bedeutung zu, dass sich zumindest höhergradige Urothelkarzinome als monoklonale Gewächse verhalten (Habuchi et al., 1993). Während pTa-Tumoren von 6 Patienten bei der Untersuchung von 4 Exons des p53-Gens in 5 Fällen unauffällig waren, zeigten pT1-Tumoren von 4 Patienten in allen 4 Fällen patientenspezifische Mutationen, wobei in 3 Fällen die Rezidivintervalle über 3 Monate betrugen. Beim vierten Fall handelt es sich offensichtlich um synchrone Tumoren eines Zystektomiepräparates. Diese Studie von Dalbagni et al. unterstützt nicht nur die Hypothese des monoklonalen Ursprungs der Urothelkarzinomrezidive, sondern macht auch deutlich, dass pTa-Karzinome im Gegensatz zu pT1-Karzinomen einen anderen Genotyp besitzen, was an der geringen Frequenz von p53-Mutationen zum Ausdruck kommt (Dalbagni et al., 2001). Vriesema et al. untersuchten 6 Patienten mit oberflächlichen und nachfolgend muskelinvasiven Urothelkarzinomen, bei denen mittels Single Strand Conformation Polymorphism (SSCP)-PCR zuvor p53-Mutationen gesichert werden konnten, und sequenzierten das Gen. In allen Fällen zeigten sich auch in dieser Arbeit identische Mutationen, was die Abstammung oberflächlicher und invasiver TCC von einer gemeinsamen Vorläuferzelle wahrscheinlich macht und das Konzept der Monoklonalität unterstützt (Vriesema et al., 2001). Bei der Untersuchung von 33 Patienten mit vorwiegend pTa- und pT1-Tumoren fanden Dahse et al. Mutationen des Tumorsuppressorgens p53 in 12% aller Proben. Hierbei zeigten die Rezidive zum Teil einen Wildtyp bei zuvor beobachteter Mutation des Primärtumors, so dass ein polyklonales Geschehen angenommen wurde (Dahse et al., 2003). Einschränkend muss bemerkt werden, dass bei 18 Fällen, welche ausschließlich pTaG1-Tumoren aufwiesen, überhaupt keine Mutationen von p53 gefunden wurden, was wiederholt zeigt, dass Mutationen dieses Tumorsuppressorgens in der Pathogenese dieses histologischen Typs keine Rolle spielt, gleichzeitig aber die Methode zur Frage der Klonalität als ungeeignet ausweist. Macht man sich bewusst, dass p53-Mutationen möglicherweise erst nach einer monoklonalen Zellaussaat von Vorläuferzellen über das Urothel stattfinden, ist jede Kombination von Mutation und Wildtyp der Rezidive eines Patienten denkbar und stützt dennoch nicht die Hypothese der Polyklonalität. Zur Frage der Klonalität eignete sich das Tumorsuppressorgen p16 als früh in der Karzinogenese verändertes Gen besser, jedoch sind Punktmutationen selten und eine Klonalitätsanalyse aus diesem Grunde unausgiebig. Die Einordnung von Rezidivtumoren als polyklonale Gewächse ist stark von der angewandten Methode und der Definition für Polyklonalität abhängig. Auf Oligo- oder Polyklonalität kann aus einer MSA sicher geschlossen werden, wenn die zu vergleichenden Tumoren das jeweils andere Allel verloren haben, was zumindest eine lineare Abstammung undenkbar macht. Ausserdem wird in der Literatur Oligoklonalität angegeben, wenn mehrere Tumoren ein auffällig differentes LOH-Muster zeigen oder die Mikrosatelliten einmal stabil und bei einem weiteren Tumor instabil sind, was in einer Verschiebung der Bande im Elektrophoresebild zum Ausdruck kommt. So fanden Hafner et al. bei 19 Patienten mit synchronen oder metachronen Tumoren 5 Fälle mit oligoklonalen Tumoren (Hafner et al., 2001). In einer weiteren Untersuchung des Androgen-Rezeptor-Polymorphismus wird Oligoklonalität bereits konstatiert, wenn kein Allel vorzugsweise verloren geht, der Tumor also heterogen aufgebaut zu sein scheint. Unter dieser Annahme sind von 27 Patienten die Tumoren in keinem Fall monoklonaler Herkunft (Paiss et al., 2002). Heterogenität innerhalb eines exophytisch wachsenden Urothelkarzinoms ist jedoch allenfalls zu Beginn der Tumorentwicklung möglich. So zeigen N-butyl-N-(4-hydroxybutyl)nitrosamin (BBN)-induzierte Urothelkarzinome im Tiermodell nach 20 Wochen einen klonalen Aufbau. 3 von 10 Tieren entwickelten in dieser Arbeit 22 invasive mulifokale Tumoren, von denen 13 Tumore in der SSCP-PCR p53-Mutationen aufwiesen. Nur bei einem Tier konnte Monoklonalität demonstriert werden, womit die Arbeit das Konzept der Polyklonalität unterstützt (Yamamoto et al., 1998). Obwohl beide Arbeiten zur Aussage gelangen, dass die Mehrzahl der von ihnen untersuchten Urothelkarzinome polyklonaler Herkunft sind, können Paiss et al. wenige klonalen Tumoren isolieren, während Yamamoto et al. keine Heterogenität innerhalb der Tumoren fanden. Dieser Widerspruch darf nicht dazu führen, beide Arbeiten als gleichwertige Indizien für das Konzept der Polyklonalität zu interpretieren, im ungünstigsten Fall ist die Gesamtaussage stark eingeschränkt, da es sich zum einen um einen Tiermodell und zum anderen um die Verarbeitung heterogenen Tumormaterials handelt. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass vereinzelt polyklonale Urothelkarzinome beschrieben sind, insbesondere wenn: 1. es sich um Tumore des oberen harnableitenden Systems mit langen Rezidivraten handelt. 2. es sich um heterogene TCC im Anfangsstadium der Karzinogenese handelt. 5.2. Genetische Veränderungen in histologisch benignen Läsionen 5.2.1. Verbirgt sich im morphologischen Bild reaktiver Veränderungen des Urothels eine molekulargenetisch zu sichernde Neoplasie? Im eigenen Patientengut haben wir Verluste der Heterozygotie in morphologisch benignen Läsionen finden können. Von 12 Patienten zeigten 5 in benignen Läsionen ein LOH mindestens eines der untersuchten Marker. In 2 dieser 5 Fälle traten Verluste auf, wie sie in gesicherten Karzinomen zu finden waren (Patient 15 und Patient 24). Unter der Annahme der Monoklonalität dieser Gewebe gibt es für die Beobachtung der Verluste der Heterozygotie in letzteren beiden Fällen 3 Erklärungsmöglichkeiten: 1. Das Gewebe ist neoplastisch und der morphologische Nachweis schlug fehl. 2. Das Gewebe ist präneoplastisch und der morphologische Nachweis ist nicht möglich. 3. Das Gewebe ist nicht neoplastisch und die MSA liefert ein falsch-positives Ergebnis. D9S747 D9S162 D9S171 D9S1198 * * NN AA BB CC NN Rot = mit Tumornachweis Grün = ohne Tumornachweis AA BB CC NN AA BB CC NN AA BB CC LOH Abbildung 15: Monoklonalität in Geweben mit und ohne histologischen Tumornachweis. Abbildung 15 zeigt die finale Elektophorese der Proben von Patient 24, hierbei handelte es sich bei den Proben „A“ und „C“ um pTaG1-Urothelkarzinome der linken Seitenwand der Harnblase, und bei Probe „B“ um histologisch benignes Gewebe, welches 4 Monate vor dem klinisch evidenten Harnblasenkarzinom „C“ im Rahmen der Tumornachsorge gewonnen wurde und in der Abbildung mit einem Stern gekennzeichnet ist. Zum Zeitpunkt der Resektion der Probe „B“ war der Patient mit Mitomycin intravesikal behandelt worden. Auffällig sind die völlig übereinstimmenden Verluste der Heterozygotie der informativen Marker, so dass eine klonale Beziehung dieser Proben „B“ und „C“ angenommen werden kann. Urothelium von Karzinompatienten besitzt oft schon genetische Veränderungen, wie sie bei manifesten Karzinomen ein und desselben Patienten zu finden sind. In 4 von 16 Fällen (25%) zeigte normales Urothel von Karzinompatienten in der MSA unter Verwendung der gleichen Marker wie in unserer Arbeit den Karzinomen äquivalente Veränderungen (Junker et al., 2003). In einer anderen Arbeit wiesen bei TUR gewonnene Proben normalen Urothels in 4 von 6 Fällen Verluste der Heterozygotie und identische Methylierungsmuster des p16Promotors, einer CpG-reichen Region, auf, die denen der pTa- und pT1-Karzinome dieser Patienten entsprachen (Muto et al., 2000). Bei der Untersuchung von histologisch normalem Urothel, welches Karzinomen benachbart war, konnten in Mikrosatellitenanalysen nicht nur schon Veränderungen wie im Tumorgenom gefunden werden, auch zeigten die Proben immer ein LOH desselben Allels, was ein starkes Indiz für ihre klonale Verwandschaft darstellt (Czerniak et al., 2000). Simon et al. fanden mit der Methode der Vergleichenden Genomischen Hybridisierung (CGH) neben Verlusten von Chromosomenmaterial 9 auch Verluste von Chromosom 17p, gekoppelt mit p53-Mutationen in der Immunhistochemie. Diese traten bereits in den der Tumoren benachbarten Arealen auf, die sich histologisch als Normalbefunde darstellten. Daraus schlussfolgerten sie, dass laterale Migration von präneoplastischen Zellen ein Mechanismus sein kann, der zur Rezidiventstehung beiträgt (Simon et al., 2001). Bestätigt wird diese Ansicht durch eine Arbeit von Stoehr et al., in welcher 6 von insgesamt 14 Zystektomie-Patienten eine Punktmutation von p53 aufwiesen, nach welcher mittels allelspezifischer PCR in morphologisch unauffälligen Arealen der Harnblase gesucht wurde. In 4 dieser 6 Fälle konnte diese fallspezifische p53-Mutation in dem des Tumors benachbarten Urothel wiedergefunden werden, was ein kontinuierliches intraurotheliales Vorwachsen des malignen Klons beweist (Stoehr et al., 2002). Bei dem Vergleich zwischen Hyperplasien und pTa-Tumoren von 10 Patienten konnte durch gemeinsame Anwendung von Mikrosatellitenanalyse und CGH eine klonale Beziehung bei 5 Patienten gefunden werden. Dies zeigt, dass diese nach neuer WHO-Klassifikation als nichtmaligne Geschwülste der Harnblase bezeichneten Läsionen bereits genetische Veränderungen wie papilläre Tumoren aufweisen, obwohl die Heterogenität der Klone innerhalb einer Hyperplasie als hoch einzustufen ist (Obermann et al., 2003). Es gibt weitere Hinweise darauf, dass die regionale Ausbreitung eines phänotypisch normalen, aber genotypisch veränderten Klons der Entwicklung manifester Tumoren aus diesem Klon vorausgeht. So konnte im angrenzenden Gewebe von hepatozellulären Karzinomen Gewebe gefunden werden, welches dieselbe Mutation des IGF-Rezeptors 2 aufweist wie die manifesten Karzinome (Yamada et al., 1997). In der Umgebung von duktalen Mammakarzinomen findet sich morphologisch unauffälliges Drüsenparenchym, welches Chromosom 3-LOH wie in Karzinomen zeigt. Dies ist auch keine genetische Besonderheit der Mamma, da in normalem Gewebe fern des Tumors solche LOH nicht verifiziert wurden (Deng et al., 1996). Durch laterale Migration ist in menschlicher Epidermis die Ausbreitung atypischer Zellen bei M. Bowen beschrieben worden, das so genannte BorstPhänomen (Borst, 1904; Helm et al., 1994). Schon 1992 wurde vermutet, dass eine intraluminale Streuung oder intraepitheliale Wanderung von Tumorzellen durch entzündliche Veränderungen der Harnblase begünstigt werden könnten. Freisetzung von Zytokinen oder Wachstumsfaktoren kann die Ausbreitung eines Klons begünstigen, was zu mulifokalen Tumoren führt. Die klinische Erfahrung, dass Patienten mit Tumoren des Nierenbeckens und Ureters in 40% Tumoren in der Harnblase entwickeln, während nur 2% bis 3% der Patienten mit initialem Harnblasentumor weitere Tumoren der oberen Harnwege ausbilden, unterstützt die Hypothese der Tumoraussaat (Harris und Neal, 1992). Auch Sidransky et al. postulieren einen Wachstumsvorteil des präneoplastischen Urothels, der im Laufe der stetigen Urothelerneuerung zu einer Repopulation der Mukosa mit Tochterzellen führt (Sidransky et al., 1992). Sowohl hochdifferenzierte als auch wenig differenzierte Tumorzellinien sind in Implantationsmodellen in der Lage, an alteriertes Urothel zu adhärieren und dort weiterzuwachsen. In einer Arbeit von Bindels et al. gibt es auch Hinweise, dass niedrigmaligne Zellen aus der ECadherin-exprimierenden SD-TCC-Linie an intaktem Urothel nach Stimulation durch EGF haften bleiben, um dort kleine Kolonien zu bilden. Da EGF die Differenzierung der Urothelien zu Deckzellen verhindert, bleibt die Implantation von Tumorzellen in Mukosa mit intakter Deckzellschicht für Verhältnisse in vivo fraglich. Hier spielt der Kontakt zur Basalmembran eine wichtige Rolle für die Migration von Urothelien. Schon normale Urothelien sind zur Migration in der Lage. Ein rapider Wundverschluss nach mechanischer Traumatisierung ging ohne signifikante Zunahme von Proliferationsindices wie dem Einbau von Bromdesoxyuridin in die DNA und dessen immunhistochemischen Nachweis einher. Deshalb ist Migration von Urothelien mehr als Proliferation derselben schon bei regenerativen Prozessen im Urothel federführend (Bindels et al., 1997). Wie ein anderes Implanta- tionsmodell zeigt, sind Urothelkarzinomzellen vom Typ HT-1197 nicht in der Lage, auf intaktem Urothel mit geschlossener Deckzellschicht anzuwachsen, wohl aber auf mechanisch oder chemisch verletztem Gewebe mit geschädigten Deckzellen, welches sich durch eine verminderte Anfärbbarkeit mit Dolichos biflorus Agglutinin-(DBA-) Lektin auszeichnet. Eine intakte Deckzellschicht ist deshalb als biologischer Schutzmechanismus wichtig gegen die Implantation von Tumorzellen (Nakamura et al., 2002). An Grenzen zwischen normalem Urothel und Karzinomgewebe wachsen Tumorzellen wie T24- oder SD-Zellen auf der Basalmembran unter die intakte Mukosa. Diese Unterminierung zeigt die Fähigkeit dieser Zellen an, durch intaktes Urothel zu wandern und möglicherweise an anderer Stelle ein Rezidiv zu bilden (Bindels et al., 1997). 5.2.2. Doch ein Felddefekt der Harnblasenmukosa? 3 Patienten erfüllten in benignen Läsionen die Kriterien für ein polyklonales Geschehen. Bei letzteren trat im Vergleich zu Tumorrezidiven ein Verlust des jeweils anderen Allels in 2 Fällen auf (D9S1198 bei Fall 16; D9S171 bei Fall 21), während bei einem Fall ein Verlust der Heterozygotie eines bis dahin unauffälligen Markers auftrat (D9S162 bei Fall 02). D9S747 D9S162 D9S171 D9S1198 ** NN AA BB CC NN AA Rot = mit Tumornachweis Grün = ohne Tumornachweis BB CC NN AA BB CC NN A AA A BB CC LOH Abbildung 16: Oligoklonalität in histologisch benignem Gewebe bei Urothelkarzinompatienten. Abbildung 16 zeigt die finale Elektrophorese von Fall 16. Neben den klonalen pTaG1Urothelkarzinomen „A“ und „B“ ist bei Probe „C“ eine histologisch benigne Läsion mit Verlust der Heterozygotie des anderen Allels zur Darstellung gekommen, welche 5 Monate nach Tumor „B“ reseziert wurde. Diese ist mit Doppelstern gekennzeichnet und offensichtlich nicht klonal mit den zuvor resezierten Tumoren in Beziehung zu setzen. Die im morphologisch normalen Urothel von Harnblasenpräparaten gefundenen LOH's sind mit denen der klinisch manifesten Tumoren verglichen worden, wobei man in 2 Fällen gegensätzliche Allelverluste auf Chromosom 9 festgestellt hat. Jedenfalls spricht der Autor von 2 separaten Deletionen, die auf 2 verschiedene Klone und damit oligoklonale Gewebe hinweisen (Stoehr et al., 2000). In der hier vorliegenden Arbeit ist dieser Nachweis bei den Patienten 16 und 21 gelungen, auch hier ist das entgegengesetzte Allel eines Markers im letzten Rezidiv deletiert, in dem der Pathologe keinen Tumornachweis führen konnte. In der frühen Pathogenese von Urothelkarzinomen scheint Oligo- oder Polyklonalität deshalb möglich zu sein. In der Mukosa von 45 Zystektomiepräparaten fanden Pycha et al. mit der Fluoreszenz-InSitu-Hybridisierung (FISH) nicht näher bezeichnete Aberrationen der Chromosomen 7, 9, und 17 in über 40% der nicht-malignen Urothelanteile, wobei deren Aneuploidierate bei 57,5% lag. Daraus schlussfolgerten die Autoren die genetische Instabilität der gesamten Harnblasenmukosa bei Urothelkarzinompatienten. Damit bestätigt die Arbeit die Existenz des Felddefekts, ohne eine Aussage zur Klonalität machen zu können. Da keine MSA durchgeführt wurde, ist ein direkter Vergleich unserer Ergebnisse mit denen in dieser Arbeit vorgestellten nicht möglich (Pycha et al., 1999). Eine anderen Arbeit von Cianciulli et al. konnte die genetische Verwandschaft von 25 niedriggradigen Urothelkarzinomen und benachbarten makroskopisch und histologisch unauffälligen Urothelproben mittels FISH bestätigen (Cianciulli et al., 2003). Wenn in den Arbeiten, welche die FISH verwenden, von einer allgemeinen genetischen Instabilität bei Urothelkarzinom-Patienten die Rede ist, so kann dies auf einer unterschiedlichen Sensitivität zwischen FISH und MSA sowie unterschiedlichen cut-off-Werten in der FISH beruhen. Die Definitionen der Feldkanzerisierung und des Felddefekts bedürfen der genaueren Erklärung. Feldkanzerisierung ist ein bekanntes Phänomen insbesondere bei Karzinomen aus dem oberen Verdauungstrakt (Van Oijen et al., 2000). Die Hypothese besagt, dass synchrone und metachrone Karzinome auf dem Boden unterschiedlicher Mutationen durch diffuse Exposition mit karzinogenen Substanzen entstehen. Dadurch sind die Tumoren polyklonalen Ursprungs, und wachsen unabhängig voneinander an verschiedenen Stellen der Mukosa zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Ein monoklonaler Ursprung von Rezidiven impliziert, dass diese von einem originären Klon abstammen und dessen genetischen Fingerabdruck teilen. Die Hypothesen der Feldkanzerisierung und der Monoklonalität schließen sich deshalb gegenseitig aus. Es ist jedoch eine Unterscheidung zwischen Feldkanzerisierung und Felddefekt dringend notwendig. Der Felddefekt besagt, das es diffuse histopathologische Veränderungen im gesamten Epithel gibt. Er ist deshalb ein rein deskriptiver Terminus, der keine Aussage zur Klonalität der rezidivierenden Tumoren macht (Dalbagni et al., 2001). Die Auffassung des Felddefekts wird durch klinische Beobachtungen unterstützt. In einer Studie von Koss wird eine diffuse morphologische Abnormalität des Urothels von Zystektomiepräparaten konstatiert: "Blasenkrebs ist keine lokale Erkrankung, sondern eine lokale Manifestation eines durchweg veränderten Urothels." (Koss, 1979, Übersetzung des Verfassers). Der Terminus des Felddefekts darf jedoch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass sich in histologisch benignen Läsionen weniger Verluste der Heterozygotie zeigen als in malignen Läsionen. In unserer Arbeit traten von 12 benignen Proben zusammen 5 Proben mit LOH auf, während von 64 malignen Proben der histologischen Stadien pTa, pT1 und pT2a zusammen 48 Tumore einen Verlust der Heterozygotie zeigten. Die Odds Ratio von 4,2 zeigt die positive Korrelation zwischen malignem Wachstum und Auftreten von LOH, das Ergebnis ist statistisch signifikant. Eine generelle genetische Instabilität der Harnblasenmukosa von Urothelkarzinompatienten lässt sich aus unseren Ergebnissen deshalb nicht ableiten. 5.3. Sensitivität und Spezifität der Mikrosatellitenanalyse Bei der Untersuchung von Urothel eines Zystektomiepräparates mittels MSA, das auf Grund eines infiltrierenden Leiomyosarkoms des Uterus gewonnen worden war, konnte ein LOH irgendeines der untersuchten Marker einschließlich D9S171 und D9S747 nicht festgestellt werden. Dieser Befund zeigt die Spezifität der untersuchten Marker für genetische Veränderungen an, wie sie bei Urothelkarzinomen auftreten (Stoehr et al., 2000). Mit Methoden wie CGH und vergleichender MSA zwischen Urothel von Patienten mit und ohne Karzinomanamnese ist die Spezifität der MSA zur Erkennung tumorbedingter genetischer Veränderungen als hoch anzusehen, wie Tabelle 22 aufzeigt. Tabelle 22: Deletionen auf Chromosom 9 in normalem Urothel von Patienten mit/ohne TCC. Autor Methode Chromosom 9- (Fall) Chromosom 9- (Probe) mit TCC: Hartmann et al. 1999 mit TCC: Muto et al. 2000 mit TCC: Försti et al. 2001 mit TCC: Kania 2002 mit TCC: Börner in praep. FISH bei PH's MSA MSA CGH MSA+ CGH 8/12 4/6 4/6 2/22 4/16 10/14 6/13 27/100 2/34 4/16 Ohne TCC: Stoehr et al. 2000 Ohne TCC: Kania 2002 Ohne TCC: Börner in praep. MSA CGH MSA+ CGH 0/1 0/10 1/15 ? 0/10 1/15 mit TCC: eigene Arbeit MSA 5/12 5/12 Mit den in dieser Arbeit verwendeten Markern liegt die Sensitivität der MSA zwischen 47% und 80%. Die Aberrationsrate, also der Anteil der informativen Fälle, welche einen Verlust der Heterozygotie aufwiesen, hatte Werte zwischen 61 und 71%. Durch Addition der Information der 4 verwendeten Marker konnte jedoch bei 25 der 30 untersuchten Patienten (83%) bzw. bei 54 der 77 untersuchten Gewebeproben (70%) ein Verlust der Heterozygotie festgestellt werden. Shifts traten nicht auf. Genaue Daten zu einzelnen Markern sind in der Literatur selten zu finden. In einer Arbeit von Baud et al. mit Untersuchung von 44 TCC-Patienten wies der Marker D9S171 eine Sensitivität von 42% auf, während der Marker D9S162 in 84% der Fälle informativ war. Die Aberrationsrate lag in dieser Arbeit für diese Marker bei 63% und 65% (Baud et al., 1998). Damit sind unsere Daten mit denen aus der Literatur vergleichbar, die etwas höhere Sensitivität bis 84% ist durch eine höhere Rate an Monosomien 9 von 32% in dieser Arbeit erklärbar. 5.4. Korrelation des Verlusts der Heterozygotie zu histologischem Staging und Grading In vorliegender Arbeit untersuchten wir zusammen 64 rezidivierende Urothelkarzinome von 30 Patienten der Stadien pTa, pT1 und pT2a. Im Vergleich zwischen pTaG1- und pT1G2Karzinomen traten signifikant häufiger Verluste der Heterozygotie bei letzterer Gruppe auf. Auch mit anderen molekulargenetischen Methoden konnten signifikante Unterschiede zwischen pTa- und pT1-Urothelkarzinomen festgestellt werden. Mittels Vergleichender Genomischer Hybridisierung (CGH) konnten Simon et al. zeigen, dass pT1-Karzinome ein differentes Muster genetischer Veränderungen im Gegensatz zu pTa-Karzinomen besitzen (Simon et al., 1998). Diese Befunde untermauern klinische Beobachtungen, bei denen pT1Karzinome weitaus höhere Progressionsraten (30%) im Gegensatz zu pTa-Tumoren (4%) bzw. G2-Karzinome höhere Progressionsraten (11%) im Gegensatz zu G1-Tumoren (2%) aufweisen (Heney et al., 1983). Die höhere Frequenz der Verluste der Heterozygotie bei pT1- und G2-Karzinomen ist dabei Ausdruck eines außer Kontrolle geratenen Zellzyklus, bei denen die Mutationrate und damit die biologische Grundlage der Progression sprunghaft ansteigt. Die Ergebnisse unserer Arbeit unterstreichen demzufolge die Erkenntnis, dass es sich bei pT1-Kazinomen um eine biologisch aggressivere Wuchsform des Urothelkarzinoms handelt, wonach die Zusammenfassung von pTa- und pT1-Karzinomen unter dem Oberbegriff „oberflächliches Harnblasenkarzinom“ als obsolet anzusehen ist (Helpap und Köllermann, 2000). 6. Schlussfolgerungen Die Frage der Klonalität rezidivierender Urothelkarzinome ist von wissenschaftlichem und klinisch-praktischem Interesse, da sich nur durch genaue Kenntnis der Pathogenese der Rezidiventstehung die Prognose und Lebensqualität der Patienten durch gezielte Maßnahmen im Rahmen der Tertiärprophylaxe verbessern lässt. In unserer Arbeit konnten wir für 21 der 30 untersuchten Patienten einen monoklonalen Entstehungsmechanismus ihrer Rezidive nachweisen. Im gesamten Kollektiv ergaben sich keine Hinweise auf die oligoklonale Natur der Rezidive auch nur eines Patienten. Die Mehrheit rezidivierender Urothelkarzinome ist deshalb monoklonalen Ursprungs. Weitere Anstrengungen zur klonalen Tumortherapie sind Erfolg versprechend und sollten in Zukunft als adjuvante Maßnahme zur chirurgischen Intervention in Betracht gezogen werden. Die MSA liefert keinen Beweis für monoklonale Abstammung der UrothelkarzinomRezidive, sondern eine Wahrscheinlichkeit, welche unter Berücksichtigung der Tumorbiologie als hoch anzusehen ist. Ein LOH stellt ein nicht-reversibles Ereignis in der Karzinogenese dar, hat jedoch nicht zwangsläufig eine kausalpathogenetische Bedeutung. Mit der in dieser Arbeit verwendeten 4 Mikrosatelliten-Markern kann keine exakte biochronologische Reihenfolge der Rezidive nachvollzogen werden. Zur Validierung der klonalen Beziehungen rezidivierender Urothelkarzinome ist neben der MSA eine Alternativmethode wie die CGH sinnvoll, um partielle Deletionen oder Monosomien von Chromosom 9 zu erfassen. In der frühen Pathogenese von Urothelkarzinomen scheint Oligoklonalität möglich zu sein und Tumorheterogenität eine wichtige Rolle zu spielen. Die pTaG1-Tumore unterscheiden sich von pT1G2-Tumoren durch eine geringere Frequenz der Verluste der Heterozygotie. Auch aus diesem Grunde ist die Zusammenfassung beider Wuchsformen des Urothelkarzinoms unter einen Oberbegriff als obsolet anzusehen. In histologisch benignen Läsionen von Urothelkarzinom-Patienten kommen genetische Veränderungen vor, wie sie bei manifesten Karzinomen gefunden werden. Dabei ist das Gewebe präneoplastisch und der morphologische Tumornachweis nicht möglich. Durch die Potenz zur Migration und dem klonalen Überwuchs stellt die Mehrzahl der klinisch manifesten Karzinome monoklonale Tumore dar. Der daraus resultierende Felddefekt des Urothels steht deshalb nicht im Gegensatz zum Konzept der Monoklonalität der Urothelkarzinome. Eine allgemeine genetische Instabilität des Urothels im Sinne der Feldkanzerisierung liegt bei Urothelkarzinom-Patienten jedoch nicht vor. Die Feldkanzerisierung spielt für die Rezidiventstehung bei Urothelkarzinomen deshalb keine Rolle. 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September 1975 Geburtsort: Arnstadt Anschrift: Windthorststraße 5 99096 Erfurt Familienstand: ledig Schulausbildung: 1982- 1990 Polytechnische Oberschule in Kirchheim 1991- 1994 Neideck-Gymnasium in Arnstadt 1994 Abitur (Durchschnitt 1,0) 1995- 2002 Friedrich-Schiller-Universität in Jena 2002 Staatsexamen (Durchschnitt 2,3) Medizinstudium: Berufliche Tätigkeit ab 2003 Arzt im Praktikum, später Weiterbildungsassistent am Katholischen Krankenhaus in Erfurt Erfurt, im Oktober 2004 Unterschrift Ehrenwörtliche Erklärung Hiermit erkläre ich, dass mir die Promotionsordnung der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität bekannt ist, ich die Dissertation selbst angefertigt habe und alle von mir benutzten Hilfsmittel, persönlichen Mitteilungen und Quellen in meiner Arbeit angegeben sind, mich folgende Personen bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der Herstellung des Manuskripts unterstützt haben: Prof. Dr. Schubert, OA Dr. Werner, PD Dr. Junker (alle Klinik für Urologie der FSU Jena). die Hilfe eines Promotionsberaters nicht in Anspruch genommen wurde und dass Dritte weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte Leistungen von mir für Arbeiten erhalten haben, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen, dass ich die Dissertation noch nicht als Prüfungsarbeit für eine staatliche oder andere wissenschaftliche Prüfung eingereicht habe und dass ich die gleiche, eine in wesentlichen Teilen ähnliche oder eine andere Abhandlung nicht bei einer anderen Hochschule als Dissertation eingereicht habe. Ort, Datum Unterschrift des Verfassers Danksagung Mein herzlicher Dank gilt denjenigen, welche durch persönliches Engagement zur Fertigstellung dieser Arbeit beigetragen haben. Herrn Professor Dr. J. Schubert, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie der FriedrichSchiller-Universität Jena, danke ich für die freundliche Überlassung des Themas und die Möglichkeit zu dessen Bearbeitung unter optimalen Bedingungen. Frau PD Dr. K. Junker danke ich für die fachliche Unterstützung und die liebevolle Betreuung im von ihr geleiteten Forschungslabor der Klinik für Urologie. Mein Dank gilt Herrn M. Utting und Frau C. Klötzer, welche mich in die Methode einarbeiteten und mir unkompliziert mit Rat und Tat zur Seite standen. Meiner Schwester Susanne danke ich für die kritische Korrektur der vorliegenden Arbeit.