Proseminararbeit Kann eine Zahl ungefähr rational sein? Mathematisches Seminar für LAK SS 2013 Sara Grabmeier - 0810043 Elisabeth Hofer - 0812028 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1.1 3 Ein Trick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2 Gitter 5 3 Näherungen 9 3.1 Was ist eine gute Näherung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 3.2 Quadratische Näherungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 4 Kettenbrüche 12 4.1 Vorteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 4.2 Nachteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 5 Der euklidische Algorithmus 5.1 19 Die geometrische Darstellung des euklidischen Algorithmus . . . . . 21 6 Näherungsbrüche 24 7 Beweis des Satzes von Hurwitz und Borel 27 8 Was steckt hinter dem Trick? 28 2 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK 1 Einleitung Auf die Frage, ob man, auf Grund der Kenntnis endlich vieler Dezimalstellen (zum Beispiel: bei einem einfachen Taschenrechner durch neun Nachkommastellen) einer Zahl, feststellen kann, ob sie rational oder irrational ist, wird der Großteil der Befragten mit „Nein“ antworten. Dies ist vom mathematischen Standpunkt aus auch eine nachvollziehbare Meinung, da man ja keine weiteren Informationen über die nachfolgenden Dezimalstellen besitzt. Ein kleines Beispiel: Ô 25 Ô 25 Man nehme 2 und . 2 ist bekanntlich irrational und ist offensichtlich eine 17 17 rationale Zahl, da sie der Bruch zweier ganzer Zahlen ist. Gibt man die beiden Ausdrücke in einen gewöhnlichen Taschenrechner ein, so erhält man in beiden Fällen eine scheinbar chaotische, systemlose Dezimaldarstellung: Ô 2 = 1, 414213562 25 = 1, 470588235 17 Betrachtet man diese beiden Ergebnisse, so ist die verbreitete Meinung der Befragten verständlich und wird zugleich eigentlich auch bestätigt. Obwohl sich die beiden Dezimaldarstellungen sehr ähnlich sind, gibt es einen gravierenden Unterschied: 25 Der Fehler zwischen 1, 470588235 und ist ungefähr 3 · 10≠10 , während sich die 17 Ô 99 beste Näherung an 2 durch einen Bruch mit zweistelligem Nenner ( ) um ungefähr 70 ≠5 7 · 10 unterscheidet. Will man nur einen maximalen Fehler von 3 · 10≠10 erreichen, 47321 so ist der „einfachste“ Bruch, der dies erfüllt, und ist somit deutlich komplexer 33461 25 als . Interessant ist nun, dass dieser Unterschied bereits mithilfe eines einfachen 17 Taschenrechners erkennbar ist. 3 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK 1.1 Ein Trick Man benötigt einen relativ einfachen Taschenrechner, mit welchem man die Grundrechnungsarten durchführen kann und welcher nach Möglichkeit den Kehrwert einer Zahl berechnen kann. Zusätzlich werden zwei neunstellige Dezimalzahlen zwischen 0,5 und 1 gewählt, wobei eine dieser Zahlen durch einen Bruch, dessen Nenner kleiner als 1000 ist, darstellbar sein muss. Die andere Zahl soll beliebig sein. Die Behauptung lautet, dass man innerhalb einer Minute eine Aussage darüber treffen kann, welche der beiden Zahlen die rationale Zahl ist. Eine Minute später ist es sogar möglich, sowohl Zähler als auch Nenner des Bruchs anzugeben! Der Hintergrund dieses „Zahlenzaubers“ wird in den folgenden Kapiteln erarbeitet und schlussendlich wird die Auflösung des Tricks präsentiert. Zusammenfassend könnte man eine dieser Zahlen als „ungefähr rational“ bezeichnen, während die zweite Zahl diese Eigenschaft nicht erfüllt. 4 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK 2 Gitter Was ist ein Gitter? ≠æ ≠≠æ Seien v = OA und w = OB zwei nicht kollineare Vektoren, wobei O ein Punkt in der Ebene ist, nämlich der sogenannte „Ursprung“. Nicht kollinear bedeutet, dass die Punkte A, B und O nicht auf einer Geraden liegen. Die Menge aller Punkte pv + qw ergibt das durch v und w generierte Gitter in der Ebene (p, q œ Z). Abbildung 1: Das durch v und w generierte Gitter Eigenschaften von Gittern: Proposition 2.1. Sei KLMN ein Parallelogramm, dessen Eckpunkte K,L und M zu gehören. Dann gehört auch N zu . ≠≠æ ≠æ ≠≠æ Beweis. Sei OK = av + bw, OL = cv + dw, OM = ev + f w. Abbildung 2: Skizze zum Beweis 5 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK Dann ist: ≠≠æ ≠≠æ ≠≠æ ≠≠æ ≠≠æ ≠≠æ ≠≠æ ≠æ ON = OK + KN = OK + LM = OK +(OM ≠ OL) = av+bw+(ev+f w≠cv≠dw) = av ≠ cv + ev + bw ≠ dw + f w = (a ≠ c + e)v + (b ≠ d + f )w ∆N œ Mit s wird ab nun der Flächeninhalt des „elementaren“ Parallelogramms OACB ≠≠æ ≠æ ≠≠æ bezeichnet (mit OC = OA + OB). Proposition 2.2. Sei KLMN ein Parallelogramm mit Eckpunkten in . (a) Dann ist der Flächeninhalt von KLMN gleich n · s, wobei n eine positive ganze Zahl ist. (b) Wenn außer den Punkten K, L, M, N kein Punkt von im Inneren des Parallelogramms KLMN oder auf seinem Rand liegt, dann ist der Flächeninhalt von KLMN gleich s. Beweis von (b). Sei l die Länge der längeren Diagonale von KLM N . Man kachelt nun die Ebene mit Parallelogrammen, die parallel zu KLM N sind, wobei für eine Kachel fi der Eckpunkt von fi Kfi sei, der bei der Parallelverschiebung KLM N æ fi dem Eckpunkt K entspricht. Dann stellt fi ¡ Kfi eine eindeutige (injektive) Beziehung zwischen den Kacheln und den Punkten des Gitters Tatsächlich liegt nun kein Punkt von Kachelseite. Deshalb ist jeder Punkt von her. im Inneren einer Kachel oder auf einer ein Kfi für ein fi. Sei nun DR die Kreisscheibe mit dem Radius R um O und sei N die Anzahl der Punkte von , die im Inneren von DR liegen. Diese Punkte von , welche im Inneren von DR liegen, bezeichnen wir mit K1 , K2 , K3 , ..., KN . Sei nun Ki = Kfii . Die Vereinigung aller Kacheln fii (1 Æ i Æ N ) enthält DR≠l und ist in DR+l enthalten. Wenn der Flächeninhalt von KLM N gleich S ist, dann gilt: fi(R ≠ l)2 Æ N S Æ fi(R + l)2 . Dasselbe gilt für das Parallelogramm OACB, dessen Flächeninhalt s ist und das 6 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK ebenfalls außer seinen Eckpunkten keine weiteren Punkte von enthält. Möglicher- weise ist das l (die Länge der längeren Diagonale von OACB) nicht dasselbe wie oben, allerdings kann man das größere der beiden l verwenden. Deshalb gilt auch hier: fi(R ≠ l)2 Æ N s Æ fi(R + l)2 . Formt man diese Ungleichungskette um, so erhält man: 1 1 1 Æ Æ 2 fi(R + l) Ns fi(R ≠ l)2 Durch Multiplikation dieser Ungleichung mit der Ungleichung für das Parallelogramm KLM N erhält man schlussendlich: (R ≠ l)2 S (R + l)2 Æ Æ , 2 (R + l) s (R ≠ l)2 Wobei (R ≠ l)2 für große R beliebig nah an 1 liegt und somit gilt, dass S = s ist. (R + l)2 Beweis von (a). Ein Dreieck P QR mit den Eckpunkten in , welches außer P, Q und R keine weiteren Punkte in enthält (weder im Inneren noch am Rand), besitzt s den Flächeninhalt . Dieses Dreieck bildet eine Hälfte des Parallelogramms P QRS, 2 wobei wieder gilt, dass das Parallelogramm außer seinen Eckpunkten keine weiteren Punkte aus enthält. Darüber hinaus gilt nach Proposition 2.1, dass S œ . Der Flächeninhalt des Parallelogramms P QRS ist nun (nach Teil (b)) gleich s und der s Flächeninhalt des Dreiecks P QR ist dementsprechend . 2 Wenn das Parallelogramm KLM N im Inneren q Punkte von und auf den Seiten p Punkte (außer K, L, M und N ) enthält, so ist p gerade, da gegenüberliegende Seiten die gleiche Anzahl von Punkten in enthalten. Man kann das Parallelogramm dann in 2q + p + 2 Dreiecke mit Eckpunkten in gilt, dass keine weiteren Punkte aus zerlegen, wobei für diese Dreiecke im Inneren oder auf dem Rand zu finden sind (siehe dazu auch Abbildung 3). Der Flächeninhalt des Parallelogramms KLM N beträgt somit 7 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK s p p p (2q + p + 2) = (q + + 1)s = ns mit n = q + + 1 œ N (da p gerade, ist œ N) 2 2 2 2 Abbildung 3: Eine Zerlegung eines Parallelogramms in Dreiecke Kurz zur Frage, warum die Anzahl der Dreiecke genau 2q + p + 2 ist: Man berechnet die Summe der Winkel aller Dreiecke. Sie ist natürlich fi mal die Anzahl der Dreiecke. Ein Punkt im Inneren des Parallelogramms trägt 2fi zu dieser Summe bei, ein Punkt auf einer Seite trägt fi bei und die vier Eckpunkte zusammen tragen noch einmal 2fi bei. Enthält nun ein Parallelogramm q Punkte im Inneren und p Punkte (außer den Eckpunkten) am Rand, so ist die Summe der Winkel aller Dreiecke = 2fiq + fip + 2fi. Teilt man diese Summe nun durch fi, so erhält man die Anzahl der Dreiecke, nämlich genau 2q + p + 2. Die Anzahl der Dreiecke ist außerdem ganz unabhängig von der Art der Zerlegung! Beispiel 1. Nachrechnen der „Formel“ Anzahl der Dreiecke = 2q + p + 2 bei Abbildung 3: Es befinden sich 8 Punkte im Inneren und 6 Punkte (Eckpunkte ausgenommen) am Rand ∆ Anzahl der Dreiecke = 2 · 8 + 6 + 2 = 16 + 6 + 2 = 24. Zählt man die Dreiecke in Abbildung 3, so kommt man ebenfalls auf 24 Dreiecke. 8 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK 3 Näherungen 3.1 Was ist eine gute Näherung? p , der als nicht q reduzierbar angenommen werden kann, eine gute Näherung für – ist, ist es notwendig, p -den Fehler, also -– ≠ -, zu betrachten. Dieser Fehler soll möglichst klein sein und q p auch die Zahlen p und q sollten nicht zu groß sein, damit der Bruch handhabbar ist. q Es ist also sinnvoll zu fordern, dass der Nenner q nicht zu groß ist (p hängt von – ab Um für eine irrationale Zahl – feststellen zu können, ob ein Bruch und hat somit nichts mit der Genauigkeit der Näherung zu tun). Es sollen nun also p -zwei Zahlen minimiert werden, der Fehler -– ≠ - und der Nenner q. Das Problem q dabei ist allerdings, dass sich die beiden Forderungen widersprechen: Will man den Fehler minimieren, so muss der Nenner vergrößert werden und umgekehrt. Um beiden Ansprüchen zu genügen, kann nun ein sogenannter „Güteindikator“ verwendet werden, der beide Forderungen zusammenfasst. Dieser Güteindikator besagt, dass p peine Näherung von – als gut bezeichnet wird, wenn das Produkt --– ≠ -- · q klein q q 1 1 ist, zum Beispiel kleiner als oder . Dieser „Güteindikator“ scheint sinnvoll 100 1000 zu sein, allerdings ist der nun folgende Satz wiederum ernüchternd. Satz 3.1. Für jedes – und jedes Á > 0 existieren unendlich viele Brüche p mit q p -q -– ≠ - < Á. q Dieser Satz besagt also, dass alle Zahlen beliebig gute Näherungen haben und somit nicht anhand der Güte ihrer rationalen Näherung unterschieden werden können. Beweis. Betrachtet man das von den Vektoren v = (≠1, 0) und w = (–, 1) aufgespannte Gitter, dann gilt 3 3 pv + qw = (q– ≠ p, q) = q – ≠ 9 / 29 4 4 p ,q . q Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK Der Beweis soll zeigen, dass es unendlich viele Paare (p, q) gibt, für die dieser Punkt innerhalb des Streifens ≠Á < x < Á liegt. Dieser Bereich ist in Abbildung 4 schraffiert dargestellt. Anders ausgedrückt: Im Inneren des schraffierten Streifens befinden sich für jedes Á > 0 unendlich viele Gitterpunkte. Abbildung 4: Beweis von Satz 3.1 1 Ist Á nicht besonders klein (z.B. Á = ), so ist das offensichtlich, da für jede positive 2 ganze Zahl q auf der Horizontalen y = q viele Gitterpunkte liegen, die einen Abstand 1 von 1 aufweisen. Exakt ein Punkt davon liegt innerhalb des breiten Streifens |x| < , 2 was bedeutet, dass dieser breite Streifen unendlich viele Punkte mit positiven yKoordinaten enthält. 1 Wählt man eine positive ganze Zahl n, sodass < Á und zerschneidet den breiten 2n 1 Streifen in 2n schmale Streifen der Breite , dann muss zumindest einer dieser 2n schmalen Streifen unendlich viele Punkte mit positiven y-Koordinaten enthalten. Als Annahme wird der schraffierte Streifen aus Abbildung 4 rechts betrachtet. Seien A0 , A1 , A2 , . . . jene Punkte des schraffierten Streifens, welche mit wachsender y-Koordinate nummeriert sind. Für alle i > 0 wird der zu A0 O kollineare Vektor mit dem Ausgangspunkt Ai und dem Endpunkt Bi betrachtet. Da die Punkte O, A0 , Ai und Bi ein Paralellogramm bilden und mit Ausnahme von Bi zum Gitter gehören, ist auch Bi im Gitter enthalten. Des Weiteren kann aus dem Parallelogramm geschlossen werden, dass die x-Koordinate von Bi der Differenz zwischen den x-Koordinaten von Ai und A0 entspricht. Daraus folgt, dass der Betrag der x-Koordinaten von Bi 10 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK 1 < Á ist. Alle Punkte Bi befinden sich also im schraffierten Streifen aus 2n der Abbildung 4 links. kleiner als 3.2 Quadratische Näherungen Laut Satz 3.1 gibt es für jede Zahl beliebig gute Näherungen, was zur Folge hat, dass Zahlen mit guten Näherungen von solchen, die keine guten Näherungen besitzen, nicht unterschieden werden können. Eine Möglichkeit, diese Abschätzungen zu optimieren, ist die Verwendung eines anderen Güteindikators, der den Nenner q stärker gewichtet. p pEine Näherung von – durch ist also gut, wenn das Produkt q 2 --– ≠ -- klein ist. q q Der Satz von Hurwitz und Borel, der an späterer Stelle bewiesen wird (Seite 27), rechtfertigt die Änderung des Güteindikators. Satz 3.2. (A. Hurwitz, E. Borel) (a) Zu jedem – existieren unendlich viele Brüche p mit q p -1 q -– ≠ - < Ô . q 2- 5 (b) Es existiert eine irrationale Zahl –, sodass es für alle ⁄ > p Brüche gibt mit q p -- 1 2q -– ≠ - < . q ⁄ Ô 5 nur endlich viele Trotz des (noch) fehlenden Beweises wird nun Teil (b) dieses Satzes betrachtet. Es stellt sich die Frage, welche irrationale Zahl für eine rationale Näherung am ungünstigsten ist. Überraschend ist die Tatsache, dass genau jene Zahl bereits seit sehr langer Zeit von Künstlern, Bildhauern und Architekten verwendet wird: Ô 1+ 5 - der Goldene Schnitt. 2 11 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK 4 Kettenbrüche Definition 4.1. Ein endlicher Kettenbruch ist ein Ausdruck der Form 1 a0 + 1 a1 + 1 a2 + .. 1 .+ an≠1 + 1 an , wobei a0 eine ganze Zahl ist, a1 , ..., an positive ganze Zahlen sind und n Ø 0 gilt. Proposition 4.1. Jede rationale Zahl ist als ein endlicher Kettenbruch darstellbar. Diese Darstellung ist eindeutig, abgesehen von einer Mehrdeutigkeit: Ist n > 0 und an = 1, so können wir an eliminieren und an≠1 durch an≠1 + 1 ersetzen. Existenzbeweis. Für jeden irreduziblen Bruch dass eine Kettenbruchdarstellung existiert. p wird per Induktion über q bewiesen, q Für ganze Zahlen (q = 1) ist die Existenz offensichtlich. Es wird angenommen, dass eine Kettenbruchdarstellung für alle Brüche mit Nennern p pÕ kleiner als q existiert. Sei nun r = , a0 = [r]. Dann gilt r = a0 + mit 0 < pÕ < q q q 1 q und r = a0 + Õ , wobei rÕ = Õ ist. Wegen pÕ < q und aufgrund der Annahme existiert r p eine Kettenbruchdarstellung 1 rÕ = a1 + 1 a2 + .. .+ 1 an≠1 + 12 / 29 1 an Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK und wegen rÕ > 1 gilt a1 = [rÕ ] Ø 1. Deshalb ist r = a0 + 1 1 = a0 + rÕ 1 a1 + 1 a2 + .. 1 .+ an≠1 + 1 an Eindeutigkeitsbeweis. Wenn 1 r = a0 + 1 a1 + 1 a2 + .. .+ 1 an≠1 + 1 an und an > 1 (oder n = 0) ist, dann gilt a0 = [b0 ], a1 = [b1 ], ..., an = [bn ](= bn ) mit b0 = r, b1 = 1 1 1 , b2 = , ..., bn = , b0 ≠ a0 b1 ≠ a1 bn≠1 ≠ an≠1 was zeigt, dass die Konstanten a0 , a1 , a2 , ... eindeutig durch r bestimmt sind. Es ist interessant, dass die letzte Zeile des Beweises zugleich einen Algorithmus liefert, um bei gegebenem r die Konstanten a0 , a1 , a2 , ... berechnen zu können. Außerdem kann man diesen Algorithmus anstatt auf r auch auf eine irrationale Zahl – anwenden. Der Algorithmus liefert dabei eine unendliche Folge von Zahlen a0 , a1 , a2 , ..., ai > 0 13 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK für i > 0. Man schreibt 1 – = a0 + a1 + 1 . a2 + . . Die Zahlen a0 , a1 , a2 , ... nennt man die unvollständigen Quotienten von –. Die Zahl 1 rn = a0 + 1 a1 + 1 a2 + .. 1 .+ an≠1 + 1 an heißt n-ter Näherungsbruch von –. Offenbar gilt r0 < r2 < r4 < ... < – < ... < r5 < r3 < r1 . Durch einfaches Nachrechnen erhält man r0 , r1 , r2 , ...: r0 = r2 = a0 + 1 a1 + 1 a0 1 a0 a1 + 1 , r1 = a0 + = , 1 a1 a1 = a0 + 1 a1 a2 + 1 a2 = a0 + a2 a0 a1 a2 + a0 + a2 = , ... a1 a2 + 1 a1 a2 + 1 a2 Allgemein ist also rn = pn mit qn p0 = a0 , p1 = a0 a1 + 1, p2 = a0 a1 a2 + a0 + a2 , ..., q0 = 1, q1 = a1 , q2 = a1 a2 + 1, .... Für Kettenbrüche gibt es eine praktische Kurzschreibweise: Für einen unendlichen Kettenbruch mit den unvollständigen Quotienten a0 , a1 , a2 , ... 14 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK schreibt man [a0 ; a1 , a2 , ...] und für einen endlichen Kettenbruch mit den unvollständigen Quotienten a0 , a1 , a2 , ..., an schreibt man [a0 ; a1 , a2 , ..., an ]. Beispiel 2. Wie schauen nun die Kettenbruchdarstellungen der Zahlen 1,56 und 0,123 aus? Mithilfe eines Taschenrechners und des vorgestellten Algorithmus am Ende des Beweises der Proposition 4.1 (siehe Seite 13) lassen sich die Kettenbruchdarstellungen leicht ermitteln: 1 1, 56 = 1 + 1 1+ 1 1+ 1 3+ 1+ 1 2 1, 56 = [1; 1, 1, 3, 1, 2] 1 0, 123 = 0 + 1 8+ 1 7+ 1+ 1 2+ 1 5 0, 123 = [0; 8, 7, 1, 2, 5] Beispiel 3. Wie schaut die Kettenbruchdarstellung der irrationalen Zahl wie lauten die ersten sechs Näherungsbrüche und gilt: r0 < r2 < r4 < ... < – < ... < r5 < r3 < r1 ? 15 / 29 Ô 3 aus, Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Ô Mathematisches Seminar für LAK 1 3=1+ 1 1+ 1 2+ 1 1+ 1 2+ 1 1+ 1 2+ 1+ Ô 1 . 2 + .. 3 = [1; 1, 2, 1, 2, 1, 2, ...] Die ersten sechs Näherungsbrüche r0 , ..., r5 lauten: r0 = [1] = 1 r1 = [1; 1] = 1 + 1 1 r2 = [1; 1, 2] = 1 + =2 1 1+ r3 = [1; 1, 2, 1] = 1, 75 1 =1+ 2 1 2 5 = 1 + = = 1, 6· 3 3 3 2 r4 = [1; 1, 2, 1, 2] = 1, 72 r5 = [1; 1, 2, 1, 2, 1] = 1, 73· Die zugehörigen Ungleichungen sind: r0 < r2 < r4 < Ô 3 < r5 < r3 < r1 1 < 1, 6· < 1, 72 < 1, 73205080 < 1, 73· < 1, 75 < 2 Proposition 4.2. Seien a0 , a1 , ..., p0 , p1 , ..., q0 , q1 , ... wie oben. Dann gilt (a) pn = an pn≠1 + pn≠2 (n Ø 2); (b) qn = an qn≠1 + qn≠2 (n Ø 2); (c) pn≠1 qn ≠ pn qn≠1 = (≠1)n (n Ø 1). 16 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK Beweis von (a) und (b). Diese Aussagen werden in einer allgemeineren Form bewiesen, nämlich wenn a0 , a1 , a2 , ... beliebige reelle Zahlen (also nicht zwingend ganze Zahlen) sind. Im Fall n = 2 haben wir die erforderlichen Relationen bereits (siehe oben). Sei n > 2 und nehmen wir an, dass pn≠1 = an≠1 pn≠2 + pn≠3 qn≠1 = an≠1 qn≠2 + qn≠3 für beliebige a0 , ..., an≠1 gilt. Man wendet diese Formeln auf aÕ0 = a0 , ..., aÕn≠2 = 1 an≠2 , aÕn≠1 = an≠1 + an. Offensichtlich ist pÕi = pi , qiÕ = qi für i Æ n ≠ 2 und an pn Õ qn pÕn≠1 = ,q = . Folglich gilt qn n≠1 an pn = an pÕn≠1 = an (aÕn≠1 pn≠2 + pn≠3 ) = an [(an≠1 + 1 )pn≠2 + pn≠3 ] an = an (an≠1 pn≠2 + pn≠3 ) + pn≠2 = an pn≠1 + pn≠2 , und auch analog für qn = an qn≠1 + qn≠2 . Beweis von (c). Induktion über n. Für n = 1 gilt p0 q1 ≠ p1 q0 = a0 a1 ≠ (a0 a1 + 1) · 1 = ≠1. Wenn n Ø 2 ist und die Gleichung für n ≠ 1 statt für n gilt, dann ist pn≠1 qn ≠ pn qn≠1 = pn≠1 (an qn≠1 + qn≠2 ) ≠ (an pn≠1 + pn≠2 )qn≠1 = pn≠1 qn≠2 ≠ pn≠2 qn≠1 = ≠(pn≠2 qn≠1 ≠ pn≠1 qn≠2 ) = ≠(≠1)n≠1 = (≠1)n . 17 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK Korollar 4.1. lim rn = – næŒ pn pn≠1 pn qn≠1 ≠ qn pn≠1 (≠1)n≠1 ≠ = = . Weil – qn qn≠1 qn qn≠1 qn qn≠1 1 zwischen rn≠1 und rn liegt, gilt | rn ≠ – |< . Der letzte Ausdruck geht gegen qn qn≠1 null, wenn n gegen unendlich geht. Beweis. Es gilt rn ≠ rn≠1 = 4.1 Vorteile Dezimalbrüche für rationale Zahlen sind entweder endlich oder periodisch unendlich. Ô Die Dezimalbrüche von irrationalen Zahlen (zum Beispiel e, fi oder 2) sind chaotisch. Kettenbrüche für rationale Zahlen hingegen sind immer endlich und auch die Kettenbrüche von irrationalen Zahlen können durchaus sehr „schön“ und absolut nicht chaotisch sein! Beispiel 4. Ô 3 = [1; 1, 2, 1, 2, 1, 2, ...] Ô 5 = [2; 4, 4, 4, ...] 4.2 Nachteile Für Kettenbrüche gibt es im Gegensatz zu Dezimalbrüchen fast keine Algorithmen für die Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division oder Ähnliches. Abgesehen von den recht offensichtlichen Formeln [a0 ; a1 , a2 , ...] + n = [a0 + n; a1 , a2 , ...] (für n œ Z), [a0 ; a1 , a2 , ...]≠1 = [0; a0 , a1 , a2 , ...] (für a0 > 0), gibt es so gut wie keine Formeln dieser Art. 18 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK 5 Der euklidische Algorithmus Um den größten gemeinsamen Teiler von zwei positiven ganzen Zahlen M und N zu finden (mit N > M ) kann man den euklidischen Algorithmus verwenden. Durch die wiederholten Divisionen mit Rest erhält man eine Reihe von Gleichungen: N = a0 M + b0 , M = a1 b0 + b1 , b0 = a2 b1 + b2 , ........................ bn≠2 = an bn≠1 . Hierbei sind ai (i = 0, ...n)und bj (j = 0, ...n ≠ 1) positive ganze Zahlen und es gelten die Ungleichungen 0 < bn≠1 < bn≠2 < ... < b1 < b0 < M. Der größte gemeinsame Teiler von M und N ist dann die Zahl bn≠1 . Der euklidische Algorithmus hat eine starke Verbindung zu den Kettenbrüchen: Proposition 5.1. (a) Die Zahlen a0 , a1 , ..., an (von oben) sind die unvollständigen N Quotienten von , das heißt es gilt M N = [a0 ; a1 , ..., an ]. M (b) Seien pi N (i = 0, 1, 2, ..., n) die Näherungsbrüche von . Dann gilt qi M bi = (≠1)i (N qi ≠ M pi ). 19 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK Beweis von (a). 1 N b0 = a0 + = a0 + M M M b0 = a0 + 1 a1 + b1 a1 + b0 1 = a0 + a1 + 1 = a0 + b0 b1 1 = a0 + 1 a2 + 1 b2 b1 a1 + 1 a2 + 1 b1 b2 = ... = [a0 ; a1 , ..., an ]. Beweis von (b). Für i = 0, 1 ist die Behauptung offensichtlich: i=0: b0 = N ≠ M a0 = N q0 ≠ M p0 ; i = 1: b1 = M ≠ a1 b0 = M ≠ a1 (N ≠ M a0 ) = M ≠ N a1 + M a0 a1 = M (a0 a1 + 1) ≠ N a1 = ≠(N q1 ≠ M p1 ). Durch Induktion erhält man dann: bi = bi≠2 ≠ ai bi≠1 = (≠1)i [N qi≠2 ≠ M pi≠2 + ai (N qi≠1 ≠ M pi≠1 )] = (≠1)i [N (ai qi≠1 + qi≠2 ) ≠ M (ai pi≠1 + pi≠2 )] = (≠1)i (N qi ≠ M pi ). 20 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK Die Aussage von Proposition 5.1 lässt sich auch verallgemeinern. Die ganzen Zahlen N und M werden dabei durch die reellen Zahlen — und “ (beide > 0) ersetzt. Der Beweis ist wie der vorhergehende. — = [a0 ; a1 , a2 , ...]. “ pi — (b) Ist der i-te Näherungsbruch von , so gilt bi = (≠1)i (“qi ≠ —pi ). qi “ Proposition 5.2. (a) 5.1 Die geometrische Darstellung des euklidischen Algorithmus Verwendet werden ein Punkt O in der Ebene und eine Gerade ¸ durch diesen Punkt und zusätzlich die beiden Punkte A≠2 und A≠1 mit den Abständen — und “ von ¸. Sowohl A≠2 als auch A≠1 sollen über der Horizontalen durch O liegen: A≠2 auf ≠≠≠æ der rechten Seite von ¸ und A≠1 auf der linken. Legt man den Vektor OA≠1 so oft hintereinander an den Punkt A≠2 , dass ¸ damit gerade noch nicht geschnitten ≠≠æ wird und sei A0 der Endpunkt dieses letzten Vektors, so folgt, dass der Vektor A0 D (D wie in Abbildung 5) die Gerade ¸ schneidet. Analog funktioniert der Prozess mit ≠≠æ dem Vektor OA0 und dem Punkt A≠1 , sodass A1 das Ende des letzten Vektors ist. Führt man diesen Kreislauf fort, so erhält man in Folge die Punkte A2 , A3 , A4 usw. Als Ergebnis entstehen zwei Polygonzüge A≠2 A0 A2 A4 . . . bzw. A≠1 A1 A3 . . . , die von ≠≠≠≠æ ≠≠≠æ ≠≠≠≠æ ≠≠æ beiden Seiten gegen ¸ konvergieren und es gilt A≠2 A0 = a0 OA≠1 , A≠1 A1 = a1 OA0 , ≠≠≠æ ≠≠æ A0 A2 = a2 OA1 , usw. In der Formelspalte rechts in Abbildung 5 ist ersichtlich wie diese Konstruktion mit dem euklidischen Algorithmus zusammenhängt. Insbesondere — gilt = [a0 ; a1 , a2 , . . . ]. Liegt ein Punkt An auf der Geraden ¸, so ist das Verhältnis “ — rational und gleich [a0 ; a1 , a2 , . . . , an ]. “ 21 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK Abbildung 5: Geometrische Darstellung des euklidischen Algorithmus Es kann beobachtet werden, dass alle Punkte, die in Abbildung 5 markiert sind ≠≠≠æ ≠≠≠æ (Ai , B, C, D), zu dem von den Vektoren OA≠2 und OA≠1 aufgespannten Gitter gehören. Betrachtet wird nun die Folge von Parallelogrammen OA≠1 BA≠2 , A≠1 OBC, A≠1 OCA0 , A≠1 OA0 D, DOA0 A1 , A1 OA0 A2 , ... Da A≠1 , O, A≠2 zum Gitter gehörige Punkte sind, kann aus Proposition 2.1 geschlossen werden, dass B, C, A0 , D, A1 , A2 , ... ebenfalls Punkte des Gitters sind. Darüber hinaus gilt Folgendes: Proposition 5.3. Kein Punkt des Gitters liegt zwischen den beiden Polygonzügen A≠2 A0 A2 A4 ... und A1 A1 A3 ... (und über A≠2 und A≠1 ). 22 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK Beweis. Das Gebiet zwischen diesen Polygonzügen wird durch die Parallelogramme OA≠2 BA≠1 , OBCA≠1 , OCA0 A≠1 , OA0 DA≠1 , OA0 A1 D, OA0 A2 A1 , OA2 EA1 , usw. überdeckt (der Punkt E liegt weit oberhalb des Abbildungsrandes). Diese Parallelogramme haben jeweils den gleichen Flächeninhalt, da zwei aufeinanderfolgende Parallelogramme eine gemeinsame Basis und die gleiche Höhe haben. Das heißt, alle Parallelogramme haben denselben Flächeninhalt wie das Parallelogramm OA≠2 BA≠1 , und laut Teil (b) der Proposition 2.2 enthält keines dieser Parallelogramme einen Punkt von . 23 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK 6 Näherungsbrüche Sei – eine relle Zahl. Das bereits verwendete Gitter wird von den Vektoren (≠1, 0) und (–, 1) aufgespannt. Der Punkt 3 3 p(≠1, 0) + q(–, 1) = (q– ≠ p, q) = q – ≠ 4 p ,q q 4 p für – q war gleich dem Abstand dieses Punktes von der y-Achse. Der „neue“ Güteindikator pq 2 --– ≠ -- entspricht dem Betrag des Produkts aus den Koordinaten dieses Punktes. q p Anstatt der Frage, für wie viele Näherungen von – dieser Güteindikator kleiner q als Á ist, kann man auch die Frage, wie viele Punkte des Gitters über der x-Achse gehört für alle p und q zum Gitter. Der „alte“ Güteindikator der Näherung (q > 0) im Inneren des „hyperpolischen Kreuzes“ |xy| < Á liegen, stellen. Abbildung 6: Gitterpunkte innerhalb des „hyperbolischen Kreuzes“ Proposition 6.1. Für n Ø 0 gilt An = (qn – ≠ pn , qn ) (An aus Kapitel 5). pn und qn sind Zähler und Nenner des irreduziblen Bruchs, der gleich dem n-ten Näherungsbruch der Zahl – ist. Beweis. Induktion über n. Für n = 0, 1 wird direkt überprüft: 24 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK Wegen p0 = a0 , q0 = 1, p1 = a0 a1 + 1, q1 = a0 gilt A0 = A≠2 + a0 A≠1 = (–, 1) + a0 (≠1, 0) = (– ≠ a0 , 1) = (q0 – ≠ p0 , q0 ), A1 = A≠1 + a1 A0 = (≠1, 0) + a1 (– ≠ a0 , 1) = (a1 – ≠ (a0 a1 + 1), a1 ) = (q1 – ≠ p1 , q1 ). Wenn n Ø 2 und die Formeln für An≠1 und An≠2 richtig sind, dann gilt außerdem An = An≠2 + an An≠1 = (qn≠2 – ≠ pn≠2 , qn≠2 ) + an (qn≠1 – ≠ pn≠1 , qn≠1 ) = ((an qn≠1 + qn≠2 )– ≠ an pn≠1 ≠ pn≠2 , an qn≠1 + qn≠2 ) = (qn – ≠ pn , qn ). Proposition 6.1 zeigt, dass die besten rationalen Näherungen reeller Zahlen durch Näherungsbrüche erreicht werden. Insbesondere gilt Folgendes: pn die qnp pmit q 2 --– ≠ -- < Á < Á, so ist die Menge der Brüche q q Proposition 6.2. Sei Á > 0. Gilt nur für endlich viele Näherungsbrüche pn -Ungleichung qn - ≠ qn endlich. 2 -– Beweis. Aus der Annahme folgt, dass für ein n alle Punkte An+1 , An+2 , An+3 , An+4 außerhalb des hyperbolischen Kreuzes |xy| < Á liegen. Das heißt, das gesamte hyperbolische Kreuz liegt zwischen den Polygonzügen An+1 An+3 An+5 . . . und An+2 An+4 An+6 . . . (es wird hier die Konvexität einer Hyperbel verwendet: wenn die Punkte Ak und Ak+2 in einem Teil des Gebiets |xy| < Á liegen, so gilt das auch für das gesamte Segment Ak Ak+2 ). Allerdings gibt es aber laut Proposition 5.3 keine Gitterpunkte zwischen den beiden Polygonzügen (und über An ). Daraus folgt, dass das hyperbolische Kreuz |xy| < Á keine Gitterpunkte über An enthält, woraus sich die Proposition ergibt. 25 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK pn der (irreduzible) n-te Näherungsbruch der reellen Zahl – = qn [a0 ; a1 , a2 , . . . ]. Dann gilt pn 1 qn 2 --– ≠ -- = qn ⁄n Satz 6.1. Sei mit 1 ⁄n = an+1 + an+2 + 1 an+3 + 1 + 1 .. 1 an + . 26 / 29 1 an≠1 + .. .+ 1 a1 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK 7 Beweis des Satzes von Hurwitz und Borel Beweis. Sei – = [a0 ; a1 , a2 , ...] eine irrationale Zahl. Zu zeigen ist nun, dass für pn unendlich viele Näherungsbrüche qn ⁄n = Ô 1 > 5 qn (qn – ≠ pn ) gilt und dass dies nicht immer zutrifft, wenn Ô 5 durch eine größere Zahl ersetzt wird. Fall 1: Es seien unendlich viele an größer oder gleich 3. Für diese n gilt dann ⁄n≠1 > an Ø 3 > Ô 5. Fall 2: Seien nur endlich viele an größer als 2, aber unendlich viele von ihnen gleich 2. Dann gilt für unendlich viele n, dass an+1 = 2, an Æ 2, an+2 Æ 2 und ⁄n = an+1 + 1 an+2 + + 1 .. . 1 an + 1 .. Ø2+ 1 1 8 Ô + = > 5. 3 3 3 . Fall 3: Für hinreichend große m ist am = 1. Dann gilt für n > m ⁄n = [1; 1, 1, 1, ...] + 1 . [1; 1, 1, 1, ..., a1 ] Ô 5+1 Hierbei ist der erste Summand der Goldene Schnitt und der zweite 2 AÔ B≠1 Ô 5+1 5≠1 Summand geht gegen = , wenn n gegen unendlich geht 2 2 Ô 5≠1 und ist für alle anderen n größer als . 2 Ô Ô Ô 5+1 5≠1 Deshalb ist ⁄n > + = 5 für unendlich viele n. Da aber für 2 2 Ô Ô alle Á > 0 lim ⁄n = 5 ist, gilt die Ungleichung ⁄n > 5 + Á nur für endlich næŒ viele n. 27 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK 8 Was steckt hinter dem Trick? Das Ziel, das bereits in Kapitel 1 angedeutet wurde, ist, für die beiden in Kapitel 1 angegebenen neunstelligen Dezimalbrüche entscheiden zu können, welcher von beiden aus der Division von zwei dreistelligen Zahlen entstanden ist und welcher eine willkürliche Ziffernfolge darstellt. Ist – eine neunstellige Näherung eines p Bruchs mit einem dreistelligen Nenner q, dann gilt q 1 1 -– ≠ p - < 1 = < . 9 2 q 10 1000 · (1000 ) 1000q 2 Nach Satz 6.1 zufolge ist einer der unvollständigen Quotienten an+1 von – größer als 1000 und der zugehörige Nenner qn kleiner als 1000. Es steht nun die Frage im Raum, wie groß n sein kann. Wegen qn = an qn≠1 + qn≠2 wachsen die Zahlen qn mindestens gleich schnell wie die Fibonacci-Zahlen Fn . Die Zahl n sollte höchstens 15 sein, da F15 = 987. Nun kann der Anfangsteil eines Kettenbruchs für ein gegebenes – leicht bestimmt werden: [–] = a0 ; (– ≠ a0 )≠1 = –1 ; [–1 ] = a1 ; (–1 ≠ a1 )≠1 = –2 ; [–2 ] = a2 ; (–2 ≠ a2 )≠1 = –3 ; [–3 ] = a3 ; ......... Mithilfe dieses Algorithmus können relativ schnell ein paar unvollständige Quotienten zweier Zahlen bestimmt werden: 0, 635149023 = [0; 1, 1, 1, 2, 1, 6, 13, 1204, 1, . . . ], 0, 728101457 = [0; 1, 2, 1, 2, 9, 1, 1, 1, 1, 3, 1, 15, 1, 59, 7, 1, 39, . . . ]. 28 / 29 Sara Grabmeier, Elisabeth Hofer Mathematisches Seminar für LAK Nun ist ersichtlich, dass die obere Zahl im Gegensatz zur unteren eine sehr gute rationale Näherung besitzt, nämlich [0; 1, 1, 1, 2, 1, 6, 13]. Im nächsten Schritt werden mit Hilfe der Relationen aus Proposition 4.2 die zugehörigen Näherungsbrüche bestimmt. p0 = a0 = 0 q0 = 1 p1 = a0 a1 + 1 = 1 q1 = a1 = 1 p2 = 1 · p1 + p0 = 1 q2 = 1 · q1 + q0 = 2 p4 = 2 · p3 + p2 = 5 q4 = 2 · q3 + q2 = 8 p3 = 1 · p2 + p1 = 2 q3 = 1 · q2 + q1 = 3 p5 = 1 · p 4 + p3 = 7 q5 = 1 · q4 + q3 = 11 p6 = 6 · p5 + p4 = 47 q6 = 6 · q5 + q4 = 74 p7 = 13 · p6 + p5 = 618 q7 = 13 · q6 + q5 = 973 Endresultat: Die erste Zahl ist rational. Sie ist 29 / 29 618 . 973