Temperatur - MeteoSchweiz

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Zitiervorschlag: Seiz, G., Foppa, N., 2007. Nationales Klima-Beobachtungssystem (GCOS Schweiz).
Publikation des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie, MeteoSchweiz und ProClim, 92 S.
2.1
Temperatur
Die Temperatur stellt einen Hauptindikator für die Veränderungen
des Klimas dar. Dank der langen Messreihen der Temperatur in
Bodennähe in der Schweiz seit Mitte des 19. Jahrhunderts können langjährige Trendanalysen durchgeführt werden. Die Auswertungen sind eine wichtige Grundlage für die Untersuchung des
anthropogenen Anteils an der globalen Erwärmung.
Messungen Schweiz
§
12
Gesetzliche Grundlagen
Gemäss Bundesgesetz über die Meteorologie und Klimatologie (MetG, SR 429.1) ist
der Bund verpflichtet, auf dem Gebiet der
Schweiz dauernd und flächendeckend meteorologische und klimatologische Daten
zu erfassen. Des Weiteren beteiligt er sich
an Erfassung, Austausch und Auswertung
von internationalen meteorologischen und
klimatologischen Daten. Zudem sorgt er für
die Bereitstellung von klimatologischen Informationen sowie für die Umsetzung von
Massnahmen als Beitrag zur langfristigen
Sicherung einer gesunden Umwelt. Für diese
Aufgaben ist das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz zuständig (MetV, SR 429.11).
Die Lufttemperatur in Bodennähe wird von
MeteoSchweiz heute an knapp 130 Stationen
gemessen. Diese systematischen Messungen
reichen teilweise bis Dezember 1863 zurück, als
das erste gesamtschweizerische meteorologische Beobachtungsnetz in Betrieb genommen wurde. Monatswerte auf Papier liegen
teilweise schon aus früherer Zeit vor, z.B. Basel
(ab 1755), Genf (1768) oder Grand St. Bernard
(1817). Ab 1980 wurde ein Teil dieser Stationen automatisiert (ANETZ ). Die rund 70 ANETZStationen werden momentan gemäss den
neuesten technologischen Entwicklungen erneuert, sowie die restlichen der total rund 130
Stationen bis 2012 ebenfalls in automatische
Stationen umgebaut (Projekt SwissMetNet).
Neben den MeteoSchweiz-Stationen gibt es
unzählige weitere Wetterstationen von kantonalen, kommunalen und privaten Betreibern,
an welchen die Temperatur gemessen wird.
Die MeteoSchweiz-Stationen decken nicht
nur klimatologische Bedürfnisse ab, sondern
dienen auch anderen Nutzergruppen, u. a. für
Warnungen, Flugwetter, Bevölkerungsschutz,
Landwirtschaft und Tourismus. Das Stationsnetz wurde dabei anhand von Bedarfsanalysen
(Messkonzepte 1980 und 2010) laufend überprüft und optimal über die Schweiz und die unterschiedlichen Höhenstufen verteilt.
An jeder automatischen MeteoSchweiz-Station
werden alle 10 Minuten Messwerte registriert
und an die zentrale Datenbank in Zürich übermittelt. Aus den Temperatur-Messungen werden auf Stunden-, Tages-, Monats- und Jahresbasis das Temperaturmittel, sowie mittlere und
absolute Extremwerte und zahlreiche weitere
Parameter wie z. B. Frost- oder Hitzetage abgeleitet.
Für das Verständnis der Änderungen der Temperaturverhältnisse in der Atmosphäre werden
Zitiervorschlag: Seiz, G., Foppa, N., 2007. Nationales Klima-Beobachtungssystem (GCOS Schweiz).
Publikation des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie, MeteoSchweiz und ProClim, 92 S.
Lange Reihen und ihre Bedeutung
Viele der 1863 ausgewählten Stationsstandorte sind auch heute noch in Betrieb. Im Projekt
NORM90 wurde aus den zwölf grossen Klimaregionen der Schweiz je eine Station ausgewählt, an welcher seit mindestens 1900 Messdaten erhoben werden. Diese langen Reihen
wurden auf künstliche Brüche und Trends, verursacht unter anderem durch Stationsverschiebungen, Instrumentenwechsel und Eichungen,
untersucht und homogenisiert. Um die Anzahl der Stationen insbesondere im inneralpinen Raum mit grossen Höhenunterschieden zu
verdichten, wurden 16 weitere Stationen mit
langen Messreihen ab mindestens 1900 ausgewählt (Ausnahme: Jungfraujoch erst ab 1930).
Diese total 28 klimatologisch bedeutendsten
Stationen werden als Swiss National Basic Climatological Network ( NBCN ) bezeichnet.
Temperatur in der Schweiz 1864 – 2006
2.5
Die jährliche Abweichung des Temperaturmittels in der Schweiz vom
Abweichung [°C]
2.0
langjährigen Durchschnitt (Norm
1.5
1961-1990) als eindrückliches Bei-
1.0
spiel für den Klimawandel. Der lineare Trend zwischen 1864 und
0.5
2005 beträgt +1.1 °C pro 100 Jah-
0.0
re, womit sich eine Gesamterwärmung 1864-2005 von + 1.5 °C ergibt
-0.5
(Begert et al., 2005). Die Temperatur
-1.0
ist global gesehen diejenige Mess-
-1.5
grösse, an der sich der anthropogene Einfluss auf das Klimasystem
-2.0
1880
1900
1920
1940
1960
1980
Jahre über dem Durchschnitt 1961–1990
Jahre unter dem Durchschnitt 1961–1990
20-jähriges gewichtetes Mittel (Gauss Tiefpassfilter)
2000
atmosphärische beobachtungen
Abweichung des Jahresmittels vom Durchschnitt 1961-1990
am besten nachweisen lässt. Langjährige Temperaturreihen sind deshalb entscheidend für die Beobachtung, Analyse und Quantifizierung
der Klimaveränderung.
Internationale Einbettung
28 Stationen des Swiss National Basic Climatolo-
Innerhalb des GCOS Surface Network (GSN)
wird die Temperatur und der Niederschlag weltweit an rund 1000 Stationen gemessen und
auf Monatsbasis an die GSN Monitoring Zentren bei der Japanese Meteorological Agency
( JMA) in Tokyo (Temperatur) und beim Deutschen Wetterdienst ( DWD) in Offenbach (Niederschlag) übermittelt. Bei rund einem Viertel
der Stationen werden die Daten zusätzlich
auf Tagesbasis zur Verfügung gestellt. In der
Schweiz wurden zwei NBCN Stationen als
GSN Stationen ausgewählt, Säntis und Grand
St.Bernard. Die 7 NBCN-Stationen Säntis, Grand
St.Bernard, Genf, Sion, Basel, Zürich und Lugano
gehören zum Regional Basic Climatological
Network ( RBCN) der WMO.
gical Network NBCN. 2 Stationen gehören zum
GCOS Surface Network GSN (rot) und 7 zum Re-
gional Basic Climatological Network (rot + blau).
neben den Bodenstationen mehrmals täglich
Radiosondierungen durchgeführt. Diese vertikalen Temperaturmessungen werden immer
mehr durch boden- und satellitengestützte
Fernerkundungsmessungen, sowie in-situ Sensoren auf Linienflugzeugen ergänzt ( ‡ 2.7
Wasserdampf).
Ressourcenbedarf
Der Betrieb der NBCN Stationen ist innerhalb
des gesetzlichen Auftrags von MeteoSchweiz
als gesichert zu bezeichnen. Hingegen hat sich
bei Stationserneuerungen gezeigt, dass die für
GSN -Standards geforderten Parallelmessungen
von 3 Jahren teilweise finanziell nicht geplant
sind. Für solche ausserordentlichen Aufwände sind jeweils zusätzliche finanzielle Reserven
vorzusehen.
http://www.meteoschweiz.ch/web/de/klima/klimaentwicklung/tt_rr_1864.html
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