Zitiervorschlag: Seiz, G., Foppa, N., 2007. Nationales Klima-Beobachtungssystem (GCOS Schweiz). Publikation des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie, MeteoSchweiz und ProClim, 92 S. 2.7 Wasserdampf Vertikalprofile der wichtigsten Atmosphären-Parameter (Temperatur, Luftdruck, Wind, Wasserdampf) sind neben den bodennahen Messungen für das Klimamonitoring von entscheidender Bedeutung. Sie erlauben es, Klimasignale in verschiedenen Schichten der Atmosphäre zu untersuchen. Der Wasserdampf als natürliches Treibhausgas ist in diesem Kontext besonders interessant. Messungen Schweiz § 24 Gesetzliche Grundlagen Gemäss Bundesgesetz über die Meteorologie und Klimatologie (MetG, SR 429.1) ist der Bund verpflichtet, auf dem Gebiet der Schweiz dauernd und flächendeckend meteorologische und klimatologische Daten zu erfassen. Des Weiteren beteiligt er sich an Erfassung, Austausch und Auswertung von internationalen meteorologischen und klimatologischen Daten. Zudem sorgt er für die Bereitstellung von klimatologischen Informationen sowie für die Umsetzung von Massnahmen als Beitrag zur langfristigen Sicherung einer gesunden Umwelt. Für diese Aufgaben ist das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz zuständig (MetV, SR 429.11). Die Schweiz verfügt seit 1942 über eine permanente Radiosondierungsstation in Payerne, welche von MeteoSchweiz betrieben wird. Der tägliche Betrieb mit zwei Sondierungen pro Tag wurde 1954 begonnen. Heute werden mittels der vier täglich gestarteten Ballonsonden zweimal täglich Luftdruck, Temperatur, relative Feuchte und Windrichtung /-geschwindigkeit und zweimal täglich nur Windrichtung /-geschwindigkeit kontinuierlich bis in eine Höhe von ca. 33 km gemessen. Eine Ausnahme ist die Luftfeuchtigkeit, welche bis ca. 12 km Höhe bestimmt wird. Dreimal wöchentlich wird zusätzlich eine Ozonsondierung (‡ 2.8 Ozon) durchgeführt. Zur Kontrolle und Vervollständigung der Feuchteprofile wurden ab 1999 versuchsweise parallele Sondierungen mit dem Taupunktspiegel-Hygrometer « SnowWhite» begonnen. Diese werden seit 2001 etwa einmal monatlich durchgeführt. Seit 2000 ist in Payerne ein Windprofiler installiert, der die vertikalen Windverhältnisse bis in eine Höhe von ca. 5 km kontinuierlich aufzeichnet. Der Windprofiler ist Teil des Europäischen Windprofiler Messnetzes CWINDE. Für die kontinuierliche Aufzeichnung der vertikalen Verteilung der Temperatur und des Wasserdampfes werden momentan weitere passive und aktive Fernerkundungsgeräte (Mikrowellen-Radiometer, Lidar) getestet und anschliessend operationell installiert. Diese Fernerkundungsdaten können in Zukunft ebenfalls für klimatologische Auswertungen verwendet werden. Am Institut für angewandte Physik ( IAP ) der Universität Bern existiert ein Kompetenzzentrum für die Erforschung des Wasserdampfes in der Atmosphäre. Dafür wurde 2006 ein neues Observatorium in Zimmerwald bei Bern gebaut. Dort werden Mikrowellen- Radiometer, GPS-Empfänger und Sonnenphotometer Zitiervorschlag: Seiz, G., Foppa, N., 2007. Nationales Klima-Beobachtungssystem (GCOS Schweiz). Publikation des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie, MeteoSchweiz und ProClim, 92 S. Lange Reihen und ihre Bedeutung Die lange und qualitativ hochwertige Radiosondierungs-Messreihe von Payerne bildet eine wichtige Grundlage für die Erfassung der vertikalen Verhältnisse in der Atmosphäre. Auswertungen sind ab 1948 (eine Sondierung pro Tag) bzw. 1954 (zwei Sondierungen pro Tag ) möglich. An der Universität Bern existiert eine weltweit einmalige Datenreihe über den integrierten Wasserdampfgehalt seit 1994. Wasserdampfprofile in der Stratosphäre werden seit 2003 im Rahmen von GAW und NDACC ( Network for the Detection of Atmospheric Composition Change) operationell bestimmt. WasserdampfDaten der ganzen Schweiz werden in einer eigens geschaffenen Datenbank, STARTWAVE, im Rahmen von NCCR-Klima zur Verfügung gestellt. Der totale Wasserdampfgehalt wird seit 1999 mittels Auswertungen von GPS-Signalen zuerst versuchsweise im Rahmen von COST-716 und seit 2006 operationell für die AGNES-Stationen von swisstopo abgeleitet. Radiosondierung Payerne 1967 − 2006 Temperaturen und geopotentielle Höhen der Mitternachtssondierungen von Payerne (1967-2006). Das 20hPa Startdatum der Auswertungsperiode entspricht dem Beginn der Ozonsondierungen (‡ 2.8 Ozon). Die ge- 50hPa Druckniveau [hPa] glätteten relativen Abweichungen von den langjährigen Mittelwerten sind ohne Einheiten für 8 100hPa Druckniveaus zwischen 800 m und 26 500 m Höhe dargestellt. Die abgebildeten Zeitreihen sind ab 1992 200hPa (vertikale Linie) homogen (Aschwanden et al., 1996). 300hPa Homogenisierungen der Payerne-Sondierungen sind in Häberli (2006) und Haimberger (2007) zu finden. 500hPa Sie zeigen eine langjährige Abkühlung in der Stratosphäre, sowie eine Erwärmung in der Troposphäre. 700hPa atmosphärische beobachtungen Temperatur und geopotentielle Höhe auf acht Druckniveaus Sie vervollständigen die Trendresultate aus den Schweizer Bodenmessungen und sind kohärent mit 925hPa den Resultaten aus den Satellitenbeobachtungen. Das weltweite Radiosondennetz ist das einzige Beo- 1970 Temperatur 1980 1990 Geopotentielle Höhe 2000 bachtungssystem, welches die freie Atmosphäre seit mehr als 60 Jahren überwacht. Internationale Einbettung Stationen mit Messungen der freien Atmosphäre. Rot: Payerne. Blau: Bern und Zimmerwald. eingesetzt. Wind-, Temperatur- und teilweise Feuchtemessungen werden auch im Rahmen des Aircraft Meteorological Data Reporting (AMDAR ) auf den meisten Linienflugzeugen durchgeführt. Zudem werden auf Satelliten Sounder-Instrumente installiert, mit welchen im Infrarot- und/oder Mikrowellenbereich Temperatur- und Feuchteprofile bestimmt werden können. Payerne gehört zu den Regional Basic Climatological Network ( RBCN ) Stationen, welche die Sondierungen auf Tages- und Monatsbasis an die WMO übermitteln. Etwa 150 der 800 aerologischen Stationen weltweit sind Teil des GCOS Upper Air Network (GUAN ) und erfüllen höhere Qualitätsansprüche, um das Klima langfristig zu überwachen. Die Station Payerne gehört neu ab 1. Januar 2008 zum GUAN. Zudem ist geplant, ausgewählte GUAN-Stationen mit einer breiteren Instrumentierung als Referenznetz (GCOS Reference Upper Air Network GRUAN ) zu betreiben. Payerne gehört zur Liste der potentiellen GRUAN-Stationen. Die Payerne-Radiosondierungen werden an die GUAN Monitoring Zentren beim ECMWF in Reading, UK, und dem Hadley Center in Exeter, UK, übermittelt. Die Daten werden im Integrated Global Radiosonde Archive des National Climatic Data Center ( NCDC) in Asheville, USA, archiviert. Die Stratosphärischen Wasserdampfprofile des IAP sind im globalen NDACC-Datensatz zusammen mit mehr als 70 Messstationen integriert. Ressourcenbedarf Der Betrieb der Radiosondierungs-Station in Payerne ist innerhalb des gesetzlichen Auftrags von MeteoSchweiz als gesichert zu bezeichnen. Zudem ist der Betrieb der Fernerkundungsgeräte mittelfristig durch Projektfinanzierungen gesichert. 25 http://www.meteoschweiz.ch/web/de/services/datenportal/messnetze.html