Aufbautherapie mit Vitaminen: Sehr geehrte Patienten, Sie haben sich für eine Aufbautherapie mit B-Vitaminen entschieden. Vitamine sind lebensnotwendige organische Verbindungen, die im Körper vor allem als Bestandteile von Enzymen (Vermittler biochemischer Reaktionen) benötigt werden. Sie können vom Körper nicht selbst gebildet werden und müssen dem Organismus daher regelmäßig zugeführt werden und zwar in Form der Vitamine selbst oder deren Vorstufen. Essentielle Vitamine sind Vitamin A,D, E, K, B1, B2, Niacin, B6, Folsäure, Panthotensäure, Biotin, B12, C. Unter dem Begriff Vitamin B-Komplex werden alle wasserlöslichen Vitamine außer Vitamin C verstanden. Die Wirkung des Vitamin-B-Komplexes ist ausgesprochen vielseitig (siehe beispielhafte Wirkungen ...) und umfasst zahlreiche lebensnotwendige Bereiche des Stoffwechsels der Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße. Mangelerscheinungen sind auch heutzutage nicht selten, insbesondere bei erhöhtem Bedarf z.B. bei Stress, bei starker körperlicher Belastung, während der Schwangerschaft und Stillzeit, bei Erkrankungen oder nach operativen Eingriffen. Die Aufbautherapie mit Vitamin-B-Komplexen erfolgt als intramuskuläre Injektion, in der Regel 1-2 x wöchentlich, in einer Therapieserie von 6-10 Injektionen. Die Therapie wird in der Regel gut vertragen. Nebenwirkungen sind ausgesprochen selten und betreffen ggf. allergische Reaktionen durch Inhaltsstoffe des Vitamin-B-Komplexes oder vereinzelt lokale Reaktionen wie Blutergüsse oder einen lokalen Schmerz durch die intramuskuläre Injektion. Die Therapie mit Vitamin B-Komplexen als Aufbautherapie ist eine alternative Therapieform, die von den gesetzlichen Krankenkassen vertragsgemäß nicht übernommen wird. Die Berechnung der Beratungs-und Therapieleistungen sowie des zeitlichen Aufwandes erfolgt daher nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ): Beispielhafte Wirkungen und Folgen von Mangelerscheinungen der einzelnen Vitamin-B-Komplex-Bestandteile sind: Vitamin B1(Thiamin): Entscheidende Rolle bei der Energiegewinnung durch Endoxidation der Kohlenhydrate und Aminosäuren, besonders in Muskeln und Nerven. Vitamin B 1-Mangel verursacht durch Anhäufung der Kohlenhydratstoffwechselprodukte Brenztraubensäure und Milchsäure schwere Schädigungen am Zentralnervensystem. In Entwicklungsländern nennt sich diese Erkrankung Beri-Beri. Ein leichter Mangel ist gekennzeichnet durch Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen (Durchfall, Magensäuremangel), Müdigkeit, Störungen des emotionalen Gleichgewichts. Vitamin B2(Riboflavin): Wichtiger Stoffwechselkatalysator in allen Geweben und Zellen, große Rolle im Prozess der Energiegewinnung aus Fetten, Kohlenhydraten und Eiweißen, Beteiligung an der Fettsäuresynthese und am Sehprozess. Der Bedarf steigt mit erhöhtem Stoffwechsel, etwa bei Fieber, Muskelarbeit, Schwangerschaft, während der Laktation. Vitamin B2-Mangel führt zu verzögertem Wachstum, Schädigungen an Augen, Schleimhäuten und an der Haut. Leichte Mangelerscheinungen sind nicht selten und führen im Gesichtsbereich zu Rissen (Rhagaden) in den Mundwinkeln, und Veränderungen an Lippen, Nase und Zungenschleimhaut infolge falscher Nahrungszusammensetzung. Niacin: Notwendig für die Energiegewinnung in den Zellen, erhöhter Bedarf bei Verdauungsstörungen, fieberhafter Erkrankung, schwerer körperlicher Arbeit, während Wachstumsperioden, in der Stillzeit. Niacinmangel verursacht beim Menschen schwere Hautveränderungen (Dermatitis, Pellagra), Störungen im Verdauungstrakt (Durchfall), sowie im zentralen und peripheren Nervensystem (Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen), in schweren Fällen Depressionen und Verwirrungszustände (Dementia) Vitamin B 6 (Pyridoxin, Pyridoxal, Pyridoxamin) Beteiligt am Auf-und Abbau von Aminosäuren, Verknüpfungspunkt zum Stoffwechsel von Kohlenhydraten und Fetten im Zuge der Energiegewinnungsprozesse. Es ist an vielen lebenswichtigen Prozessen und Funktionen des Körpers beteiligt, z.B. Bildung von Gewebshormonen. Erhöhter Bedarf bei erhöhter Proteinaufnahme, während der Wachstumsperiode, bei Kälte, während der Schwangerschaft. Schwerer Vitamin B6-Mangel äußert sich durch Auftreten von Hautveränderungen, nervösen Störungen (Sensibilitätsstörungen). Folsäure: Folsäure ist in Verbindung mit dem Vitamin B12 für die Bildung und Reifung der roten Blutzellen verantwortlich und wird ferner für die Bildung von Nukleinsäuren und somit die Zellteilung benötigt. Folsäuremangel führt zu einer Anämie (megaloblastäre Anämie), daneben können auch Schleimhaut-Veränderungen in der Mundhöhle sowie gastrointestinale Störungen mit Durchfall auftreten. Pantothensäure: Ist im Körper als Baustein des Coenzym A wirksam und greift in dieser Form zentral in den Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Fetten und Aminosäuren ein. Ferner wird sie für die Synthese des Porphyrins (Bestandteil des Blutfarbstoffs Hämoglobin), Fettsäuren, Cholesterin, Gallensäuren benötigt und ist an verschiedenen Entgiftungsreaktionen beteiligt (z.B. Pharmaka). In Form von Coenzym A erhöht Panthothen die Resistenz der Schleimhäute gegenüber Infektionen, ist an der Regulierung des Stoffwechsels der Epithelzellen und der Haut beteiligt und fördert Wachstum und Pigmentierung der Haare. Unter normalen Ernährungsbedingungen kommt es zu keinen Mangelerscheinungen beim Menschen. Biotin: Biotin ist ein Wachstumsfaktor in der gesamten belebten Natur. Im Stoffwechsel des Menschen ist Biotin für die Synthese von Fettsäuren und für viele Reaktionen, bei denen die Übertragung der Carboxylgruppe benötigt wird, erforderlich. Biotin unterstützt Vitamin K bei der Synthese des Gerinnungsfaktors Prothrombin. Ein Biotinmangel beim Menschen ist äußerst selten. Es können schuppige Hautveränderungen (Dermatiden) an Händen, Armen und Beinen auftreten. Vitamin B 12 (Cobalamin) Vitamin B12 ist als Coenzym vieler Enzyme anzusehen. Es wird von jeder Körperzelle benötigt. Vitamin B12 wird auch für die Umwandlung der o.g. Folsäure in die Tetrahydrofolsäure (aktive Form) benötigt. Folgen des Vitamin B 12-Mangels sind am deutlichsten in Geweben und Zellen mit hoher Stoffwechsel-und Zellteilungsrate, wie Knochenmark, Nervenzellen, Blutzellen zu sehen. Vitamin B12 Mangel führt zum Krankheitsbild der megaloblastären Anämie (Störung der Bildung der Blutzellen) und zu Magenschleimhautatrophie.