Krebsprävention durch Ernährung

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Klinik für Ernährungsmedizin
Klinikum rechts der Isar, TU München
Uptown München Campus D
Georg-Brauchle-Ring 60/62 München
Direktor: Univ.-Prof. Dr. Hans Hauner
Krebsprävention durch Ernährung
Einleitung:
Viele Bestandteile unserer Ernährung wirken mit Blick auf die Krebsentstehung protektiv
(schützend) oder kanzerogen (krebsfördernd).
Weil trotz aller Fortschritte die Möglichkeiten der Krebstherapie begrenzt sind, spielt die
Frage der Prävention eine große Rolle und in diesem Zusammenhang besonders das
Thema Ernährung.
Der World Cancer Research Fund und das American Institute for Cancer Research
kommen zu der Einschätzung, dass eine gesunde Ernährung, verbunden mit körperlicher
Bewegung und der Vermeidung von Übergewicht, die Zahl aller Krebsfälle um 30 bis 40%
vermindern kann.
Der stärkste Risikofaktor für Krebserkrankungen ist dabei das Übergewicht.
Der Verzehr von Gemüse und Obst senkt das Risiko für fast alle Krebsarten geringgradig.
Krebsförderndes Potenzial haben auch Alkoholkonsum und der Verzehr von rotem Fleisch
sowie Fleischwaren.
Vorbeugung durch Ernährung:
Obwohl es keine Ernährungsform gibt, mit der Krebs mit Sicherheit verhindert werden
kann, und obwohl die Beweislage zu Zusammenhängen zwischen Ernährung und Krebs
noch viele Lücken aufweist, lassen sich doch Ernährungsempfehlungen aufstellen, die das
Risiko für eine Krebserkrankung wahrscheinlich senken.
Die positiven gesundheitlichen Effekte einer gemüse- und obstreichen Ernährung sind
unbestritten, dürfen aber im Hinblick auf Krebserkrankungen nicht überschätzt werden.
Nach den derzeit vorliegenden wissenschaftlichen Befunden, ist die Wirkung nicht auf
einzelne Inhaltsstoffe zurückzuführen. Bei der Beeinflussung des Erkrankungsrisikos für
Krebs kommt dem Ernährungsmuster, das heißt der Auswahl als auch der Zubereitung
und der Menge der Nahrungsmittel eine tragende Bedeutung zu. Es scheint, dass sich die
positiven Effekte einzelner Nahrungsbestandteile addieren und zusammen das Krebsrisiko
bestimmen.
Obwohl immer wieder behauptet, haben einzelne Substanzen, wie z.B. -Carotin, Vitamin
C und E, Selen, Zink, Calcium, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe keine
nachgewiesene Schutzwirkung. Es ist daher nicht sinnvoll Nahrungsergänzungsmittel mit
solchen Einzelsubstanzen zu verwenden. In Einzelfällen können solche Produkte sogar
schädlich sein.
Empfehlungen zur Krebsprävention:
1. Körpergewicht:
Vermeiden Sie ein Über- aber auch ein Untergewicht. Die lebenslange Beibehaltung
eines normalen Körpergewichtes (BMI bis 25), ist wohl die wirksamste Maßnahme zum
Schutz vor Krebserkrankungen.
2. Körperliche Aktivität:
Seien Sie mind. ½ - 1 Stunde pro Tag körperlich aktiv, z.B. schnelles Gehen.
Schränken Sie sitzende Tätigkeiten wie Fernsehen ein.
Ein aktiver Lebensstil beugt Übergewicht vor und senkt das Risiko der
Krebsentstehung.
3. Mindestens 5 Portionen Gemüse und Obst pro Tag:
Während des ganzen Jahres sollten Sie täglich mindestens 600 g, bzw. fünf und mehr
Portionen verschiedene Gemüse- und Obstarten verzehren.
4. Reichlich Getreideprodukte, Hülsenfrüchte und Kartoffeln:
Ernährungsweisen, die gegen Krebserkranungen schützen, bestehen aus überwiegend
pflanzlichen Lebensmitteln. Essen Sie deshalb Getreideprodukte, Hülsenfrüchte und
Kartoffeln, bevorzugt mit einem geringen Verarbeitungsgrad zu jeder Mahlzeit. Sie
tragen als natürliche Ballaststoffquelle dazu bei, die Empfehlung von 30g Ballaststoffe
pro Tag zu erreichen.
5. Der Konsum von Alkohol kann nicht empfohlen werden:
Bei Krebserkrankungen gibt es im Gegensatz zu Herz-Kreislauferkrankungen keinen
Hinweis einer schützenden Wirkung, sondern einen Anstieg des Erkrankungsrisikos
bereits bei geringer regelmäßiger Zufuhr von Alkohol.
6. Fleisch- und Wurstverzehr einschränken:
Beschränken Sie den Fleischverzehr auf 2-3 Mahlzeiten pro Woche á 120-150g.
Fisch und Geflügel sind dem Verzehr von rotem Fleisch wie Rind-, Lamm- oder
Schweinefleisch vorzuziehen.
Gehen Sie vor allem mit Wurst, Schinken und gepökelten Fleischwaren sparsam um.
Der Verzehr von Wurst und Fleischwaren erhöht das Risiko, an Dickdarmkrebs zu
erkranken.
7. Die Fettzufuhr reduzieren:
Schränken Sie den Verzehr fettreicher Lebensmittel, insbesondere tierische Fette ein.
Eine fettreiche Ernährung erhöht zum einen das Risiko von Übergewicht und besitzt
zum anderen weitere ungünstige Wirkungen.
Verwenden Sie pflanzliche Fette und Öle mit einem hohen Anteil an ungesättigten
Fettsäuren (bevorzugt Raps-, Oliven-, Soja-, Walnuss- und Leinöl) und einem
möglichst geringen Grad an Fetthärtung.
8. Vorsicht mit Salz:
Reduzieren Sie den Verzehr von stark gesalzenen und salzkonservierten Lebensmitteln sowie den Gebrauch von Salz bei Tisch und in der Küche. Verwenden Sie
stattdessen Kräuter und Gewürze zum Würzen der Speisen.
Die Reduzierung des Salzkonsums durch die Verwendung von Kühl- und Gefrierschränken in den letzten Jahrzehnten, ist mit einer abnehmenden Magenkrebshäufigkeit in den westlichen Ländern assoziiert.
9. Umgang mit Lebensmitteln:
Verzehren Sie keine verschimmelten Lebensmittel. Pilzgifte (Mykotoxine) gelten als
gesicherte krebserregende Stoffe beim Menschen.
Obst mit braunen und matschigen Stellen (Braunfäule) enthalten ebenfalls schädliche
Stoffe (Patuline). Werfen Sie solche verdorbenen Lebensmittel weg.
Auch angekohlte Lebensmittel sollten Sie meiden. Über offener Flamme gegrilltes
Fleisch oder Fisch sowie gepökeltes und geräuchertes Fleisch sollten Sie nur gelegentlich essen.
10. Nutzen von Nahrungsergänzungsmittel:
Nahrungsergänzungsmittel, wie z.B. Vitamintabletten sind in der Prävention nicht
notwendig. Unkontrollierte Hochdosierungen können unter Umständen schädlich sein.
11. Tabakkonsum:
Der Tabakkonsum ist das Krebsrisiko Nr. 1 und gilt als verantwortlich für ein Drittel
sämtlicher Krebserkrankungen. Deshalb sollten Sie Tabak in keiner Form konsumieren.
Zusammenfassung:
Durch eine Kost, die reich an Obst, Gemüse und Vollkornprodukte ist und weniger
fettreiche tierische Lebensmittel enthält, lässt sich das Krebsrisiko nachweislich senken.
Die Vermeidung von Übergewicht und regelmäßige körperliche Bewegung leisten
wahrscheinlich einen noch wichtigeren Beitrag.
Übrigens: Menschen, die sich vegetarisch ernähren oder die Mittelmeerkost einhalten,
scheinen ein deutlich geringeres Krebsrisiko zu haben als Menschen, die sich „westlich“
ernähren.
Außerdem sollten Lebensmittel möglichst hygienisch und schonend gelagert, be- und
verarbeitet sowie zubereitet werden. Dabei ist eine kühle Lagerung zur Vermeidung von
Schimmelpilzen, eine Haltbarmachung durch Gefrierlagerung und eine schonende
Zubereitung von Fleisch und Fisch zu beachten.
Stand: April 2011
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