Übungen Analysis II* - SS 2008 Vorlesender: Prof. Dr. Jochen Brüning Übungsleiter: Dr. Jörg Wolf Raum: 1.011 3. Juni. 2008 20. Metrische Räume 20.1 Definition Sei X eine Menge. Eine Abbildung d : X × X → [0, ∞) heißt Metrik, falls d den folgenden Eigenschaften genügt: (i) d(x, y) = 0 ⇔ x=y (Reflexivität), (ii) d(x, y) = d(y, x) ∀ x, y ∈ X (Symmentrie), (iii) d(x, y) ≤ d(x, z) + d(z, y) ∀ x, y, z ∈ X (Dreiecksungleichung). Das Paar (X, d) heißt metrischer Raum. 20.2 Sei (X, d) ein metrischer Raum. Die offene Kugel Br (x) = {y ∈ X; d(x, y) < r} ist offen. Beweis. Sei y ∈ Br (x). Wir setzen ε := r −d(x, y). Dann gilt Bε (y) ⊆ Br (x), denn ist z ∈ Bε (y), so ergibt sich mit Hilfe der Dreiecksungleichung d(x, z) ≤ d(x, y) + d(y, z) < d(x, y) + ε = r ⇒ z ∈ Br (x). Somit ist jeder Punkt von Br (x) ein innerer Punkt. 20.3 Beispiel Der Durchschnitt unendlich vieler offener Mengen muss nicht offen sein, wie das folgende Beispiel zeigt. Sei X = R ausgestattet mit der üblichen Metrik. Dann sind ³ 1 1´ (n ∈ N) offen. Der Durchschnitt dieser Mengen ist die Menge {0}, die Mengen − , n n welche nicht offen ist. 20.4 Definition Sei (X, d) ein Metrischer Raum. Sei O das System der in (X, d) offenen Mengen. Das System O genügt den folgenden Eigenschaften. (O1) X, 0/ ∈ O, (O2) {Oi }i∈I ⊆ O ⇒ (O3) Oi ∈ O (i = 1, . . . , m) ∪i∈I Oi ∈ O, ⇒ ∩m i=1 Oi ∈ O. Ein Mengensystem O, welches den Eigenschaften (O1)-(O3) genügt heißt Topologie und das Paar (X, O) heißt topologischer Raum. Daher ist jeder metrischer Raum auf natüliche Weise ein toplogischer Raum. Hierbei kann es sein, dass zwei verschiedene Metriken auf X ein und die selbe Topologie erzeugen (siehe äquivalente Metriken). Daher unterscheidet man 1 zwischen topologischen und metrischen Eigenschaften. Die folgende Tabelle fasst einige Begriffe zusammen topologisch offen abgeschlossen Rand kompakt dicht stetig metrisch Kugel Durchmesser beschränkt 20.5 Definition Sei X eine Menge. Zwei Metriken d1 und d2 auf X heißen äquivalent falls positive Konstanten c1 , c2 existieren, so dass c1 d(x, y) ≤ d2 (x, y) ≤ c2 d1 (x, y) ∀ x, y ∈ X. 20.6 Sei X eine Menge. Seien d1 und d2 zwei äquivalente Metriken auf X. Dann U offen in (X, d1 ) ⇔ U offen in (X, d2 ) (d ) Beweis ⇒: Sei U offen in (X, d1 ). Sei x ∈ U. Dann existiert ein ε > 0, so dass Bε 1 (x) ⊆ U. (d ) (d ) Nach Voraussetzung gilt d1 (x, y) ≤ c11 d2 (x, y) ∀ y ∈ X. Also gilt Bc1 2ε (x) ⊆ Bε 1 (x). Somit ist x innerer Punkt bezüglich d2 . Dies zeigt dass U in (X, d2 ) offen ist. ⇐: Wird analog wie oben bewiesen 20.7 Beispiel Sei X der Rand eines gleichmäßigen Achtecks vom Durchmeser 1 vereinigt mit seinen Diagolnalen. Für x, y ∈ X sei d(x, y) die Länge des kürzesten Weges von x nach y in X. Dann ist d : X × X → R eine Metrik in X. Die folgende Abbidung zeigt graphisch die Kugel B1 (x0 ) in (X, d). 2