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Auszug aus der 12. Ausgabe, August 2002
Nachfolgender Beitrag als Hintergrundswissen:
Was passiert während der Verdauung?
Eine kleine Reise durch den Verdauungstrakt
Vorwort:
Auf vielfach geäußerten Wunsch unserer Leser geben wir mit dem nachfolgenden Beitrag
etwas Hintergrundswissen über die Vorgänge, die während der Verdauung bis hin zur
Ausscheidung in Inneren des Menschen passieren. Der Verdauungstrakt ist ein komplex und
umständlich gestalteter Organismus. Die in diesem Artikel gemachten Ausführungen sind
deshalb sehr vereinfacht. Wir sehen darin jedoch keinen Makel, weil Sinn und Zweck dieser
Abhandlung allein darin besteht, unserer vorwiegend aus Laien bestehenden Leserschaft in
leicht lesbarer und verständlicher Form Verständnisse über die dort statt findenden
Vorgänge und mögliche Zusammenhänge zum Autismus vermitteln will.
Begriffsdefinitionen
Bis ein Nährstoff dem Körper segensreich dienen kann, durchläuft er vier verschiedene
Stufen: Die Nahrung wird zunächst verdaut, das heißt, sie wird chemisch und mechanisch in
Formen zerteilt, die vom Körper aufgenommen und benutzt werden können. Diese Vorgänge
finden vor allem im Magen und im Dünndarm statt und zu einem kleinen Teil auch im Mund.
Wenn die Nährstoffe die Darmwand durchqueren und den Blutstrom betreten, spricht man
von Absorption, was soviel wie Aufnahme bedeutet. Dies geschieht hauptsächlich im
Dünndarm, aber zu einem wesentlich kleineren Anteil auch im Dickdarm und im Magen.
In einer Reihe von weiteren Schritten werden die Verdauungsprodukte für die Energie
gewonnen, indem sie chemisch in lebende Gewebe ungewandelt werden. Dies geschieht in
den Zellen und man bezeichnet diesen Prozess als Assimilation, was soviel wie
Angleichung bedeutet.
Schließlich müssen die Abfallprodukte aus der Nahrung, die der Körper nicht benötigt oder
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die ihm schaden, wieder ausgeschieden werden. Dies geschieht durch den Darm, die
Nieren, die Haut und das lymphpatische System (Elimination). Doch gehen wir nun
zusammen auf unsere Reise durch unser Inneres:
1. Der Mund
Der Verdauungsvorgang beginnt im Mund, wo durch das Kauen die Oberfläche der Nahrung
vergrößert wird, damit später mehr Nährstoffe absorbiert bzw. aufgenommen werden
können. Kauen bedeutet jedoch auch ein Signal für andere Komponenten des
Verdauungssystems, dass der Verdauungsvorgang begonnen hat. Zum einen stimuliert es
die Produktion von Speichel durch die Speicheldrüse, die sich unter der Zunge befindet.
Speichel wird mit der Nahrung vermischt, wodurch diese flüssiger und weicher wird, damit
sie geschluckt werden kann. Bereits der Speichel enthält Enzyme, welche mit der Verdauung
von Kohlenhydraten beginnen und dabei helfen, einige Stärken in einfache Zucker zu
brechen. Ist die Nahrung gekaut und geschluckt, kommt die durch die Speiseröhre in den
Magen.
Wenn eine Person ihre Nahrung nicht durch und durch kaut, also wenn sie zu schnell ist und
größere Brocken verschluckt, dann ist die Oberfläche der Nahrung wesentlich kleiner und
stellt für den Magen eine schwierigere Aufgabe dar. Diese Person gibt sich in Gefahr, einmal
an Verdauungsstörungen wie Sodbrennen, Säurerückfluss, Blähungen und Schluckauf zu
leiden.
2. Der Magen
Im Magen wird die Nahrung mit Verdauungssäften wie Magensäure und dem Enzym Pepsin
vermischt und es entsteht ein dickflüssiger Speisebrei. Dies geschieht in einer sehr sauren
Umgebung mit einem PH-Wert von 1,5 bis 2, wobei die Verdauung von Proteinen bereits
beginnt. Eine dicke Schleimschicht auf der Innenseite des Magens verhindert, dass die
Magenwand durch die Säuren angegriffen wird. Wenn diese Schleimschicht, aus welchen
Gründen auch immer, dünner wird, dann kann sich die Salzsäure in die Magenhaut
einbrennen, was zu einem Magengeschwür führen kann.
Magensäure hat eine Vielzahl von wichtigen Funktionen. Sie setzt den Prozess der
Proteinverdauung in Gang, indem sie die Proteinketten der Nahrung aufbricht. Sie wirkt wie
ein Desinfektionsmittel, indem sie Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten, welche wir mit der
Nahrung aufnehmen, abtötet. Sie wirkt mit, die Nahrung aufzubrechen, wodurch die darin
enthaltenen Vitamine und Mineralien besser absorbiert werden können. Schließlich
signalisiert die Salzsäure der Bauchspeicheldrüse, Enzyme, Bicarbonate und Hormone
abzusondern, die wichtig für die nächste Stufe des Verdauungsprozesses sind, welcher im
Dünndarm statt findet. Als Signalstoff wird dabei - wie bereits in dieser Ausgabe geschildert Sekretin im Dünndarm produziert und über die Blutbahn an die Bauchspeicheldrüse weiter
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geleitet.
Niedrige Salzsäurespiegel können Anzeichen und Symptome hervorrufen wie Blähungen,
Blutungen, Rülpsen nach den Mahlzeiten, vertikale Rillen auf den Fingernägeln sowie dem
Gefühl, als würde das Essen für eine lange Zeit noch im Magen liegen.
Normal verbleibt die Nahrung für einen Zeitraum von ein bis vier Stunden im Magen,
abhängig von dem Nahrungstyp, der Menge der im Magen vorhandenen Magensäfte aber
auch der Höhe des Stressspiegels, welche die Person in dieser Zeit ausgesetzt ist. Während
der Verdauungsprozess grundsätzlich im Dünn- und Dickdarm stattfindet, so werden
gewisse Stoffe wie Wasser, Alkohol und Aspirin direkt vom Magen aus in den Blutstrom
geleitet. Wenn der Magen die Nahrung in Brei verwandelt hat, passiert dieser durch den
Magenausgang in den ersten Teil des Dünndarms, welcher besser bekannt als
Zwölffingerdarm, wo die Sekrete der Bauchspeicheldrüse eine wichtige Rolle spielen.
3. Die Bauchspeicheldrüse
Die Hauptaufgabe der Bauchspeicheldrüse, welche sich in unmittelbarer Nachbarschaft des
Zwölffingerdarms befindet, ist die Produktion von Enzymen und anderen Stoffen, welche für
die weitere Verdauung und Absorption von Bedeutung sind. Die drei wichtigsten Stoffe dabei
sind Insulin, Bikarbonat und Verdauungsenzyme.
Insulin ist ein Hormon, welches für die Verstoffwechselung von Zucker und die Regelung des
Blutzuckerspiegels wichtig ist. Wenn die Blutzuckerspiegel hoch sind, wie zum Beispiel nach
einer Mahlzeit, wird Insulin von der Bauchspeicheldrüse abgesondert, um den Zellen zu
signalisieren, Zucker aufzunehmen, damit der Blutzuckerspiegel wieder normal wird. Wenn
diese Vorgänge gestört sind, kommt es zu Diabetes.
Bikarbonat wird - wie bereits an einer anderen Stelle in dieser Ausgabe erwähnt - von der
Bauchspeicheldrüse ausgeschieden, wenn der Nahrungsbrei vom Magen in den
Zwölffingerdarm wandert. Bikarbonat ist eine alkalische Substanz, welche den sauren
Nahrungsbrei entsäuern soll, um die Schleimhaut des Darms vor der aggressiven Säure zu
schützen, aber auch um den Enzymen der Bauchspeicheldrüse eine passende Umgebung
zu schaffen, wo sie funktionieren können.. Die Produktion bzw. Ausscheidung von
Bikarbonaten wird ausgelöst durch das Hormon Sekretin.
Die Enzyme der Bauchspeicheldrüse sind wichtig für die Fortsetzung des
Verdauungsprozesses, welcher bereits im Magen begonnen hat. Viele Kinder mit Autismus
stehen im Verdacht, dass sie Defizite in Bezug auf diese Enzyme haben und sie reagieren
oft extrem gut auf die Zugabe von Verdauungsenzymen. Die drei wichtigsten Gruppen der
von der Bauchspeicheldrüse abgesonderten Enzyme sind Lipasen, Amylasen und
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Proteasen. Die Funktion dieser verschiedenen Enzyme wird wie folgt beschrieben:
Lipasen arbeiten zusammen mit der Galle unterstützend bei der Verdauung von Fetten. Ein
Mangel an Lipasen, welcher bei vielen Menschen mit Autismus vorzuherrschen scheint, führt
zu einer schlechten Absorption von Fetten als auch den fettlöslichen Vitaminen A, D, E und
K. Eltern sollten hellhörig werden, wenn bei Tests Mängel bei diesen Nährstoffen festgestellt
wurden oder wenn das Kind zu einem Stuhlgang neigt, wo der Kot gelb, orange oder von
blasser Farbe ist.
Amylasen sind wichtig für den Kohlenhydratstoffwechsel. Ihre wichtigste Funktion ist,
Stärken in kleinere Zuckerketten aufzubrechen. Wie bereits erwähnt, finden wir einen kleinen
Anteil von Amylasen bereits im Speisebrei vor, aber der größte Anteil wird von der
Bauchspeicheldrüse abgesondert.
Proteasen unterstützen die Verdauung, indem sie die Nahrungsmittel-Proteine in einzelne
Aminosäuren aufbrechen. Auch diese Gruppe scheint bei autistisch Behinderten mangelhaft
vorhanden zu sein. Ein Mangel an Protease-Aktivität kann zu Problemen mit
Nahrungsmittelallergien, opioiden Reaktionen von Gluten- und Kaseinproteinen als auch
schlechter Proteinverwertung führen. Zusammen mit ihrer Rolle als Verdauungsenzyme
üben sie eine Reihe weiterer wichtiger Funktionen aus. Sie wirken antimikrobisch und helfen
dabei mit, dass sich im Dünndarm schädliche Bakterien, Pilze und Parasiten ansiedeln
können. Wer unter Protease-Mangel leidet, hat ein größeres Risiko, Infektionen im Darm
einschließlich der Überwucherung von Candida zu bekommen.
4. Der Dünndarm
Der Dünndarm ist unterteilt in drei Abschnitte: Zwölffingerdarm, Leerdarm und
Krummdarm. Seine Hauptaufgabe ist, Nährstoffe aus der Nahrung zu absorbieren. Wenn
die Verdauung von Fetten, Kohlenhydraten und Proteinen mit der Hilfe der Enzyme der
Bauchspeicheldrüse begonnen hat, wandert die Nahrung durch den Dünndarm und die
Absorption der Nährstoffe geschieht in den verschiedenen Abschnitten. So ist zum Beispiel
der Zwölffingerdarm in erster Linie verantwortlich für die Absorption von Mineralien, der
Leerdarm für die Absorption von Proteinen, Kohlenhydraten und wasserlöslichen Vitaminen
und die Aufnahme von Cholesterin, Fette und fettlöslichen Vitaminen geschieht im
Krummdarm.
Die innere Membran des Dünndarms hat eine besondere Struktur, um eine optimale
Oberfläche für die Absorption zu erhalten. Sie ist gestaltet mit einer Serie von
mikroskopischen Falten, die Villi und Microvilli (Zotten) genannt werden, kleine fingerartige
Ausformungen entlang der Längsseite der inneren Darmschleimhaut. Wenn die
Darmschleimhaut durch dauernde Reizung durch infektiösen Mikroben, Nahrungsmittelallergenen oder Gluten- und Kaseinpeptiden zerstört worden ist, dann flachen sich die
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Darmzotten ab, reduzieren dabei die Oberfläche, die zur Aufnahme der Nährstoffe notwendig
ist. Aus diesem Grund leiden Menschen mit chronischen Darmbeschwerden unter
Syndromen einer schlechten Absorption.
Neben der Absorption von Nährstoffen hat der Dünndarm eine weitere wichtige Funktion als
lebende Barriere, die unerwünschte Substanzen wie Gifte und potentiell schädliche Proteine
davon abhält, in den Blutstrom zu gelangen.
Unter normalen Umständen bleibt diese Barriere auch intakt. Wird er jedoch dauernd gereizt,
dann wird die Schleimhaut durchlässig und ermöglicht so größeren Mengen von schädlichen
Substanzen, dass sie vom Darmtrakt in den Blutkreislauf gelangen können. Dies führt zu
dem Syndrom des durchlässigen Darms (leaky gut syndrome), welches bei Kindern mit
Autismus häufig beobachtet werden kann.
5. Die Leber und die Gallenblase
Die Leber ist das wichtigste Organ zur Entgiftung des Körpers. Sie reinigt das Blut und filtert
die Gifte aus, die vom Darmtrakt absorbiert worden sind. Sie ist auch verantwortlich für die
Neutralisierung von externen Giften wie zum Beispiel Schwermetallen (siehe WE, 11.
Ausgabe). Die meisten dieser Gifte werden später mit dem Urin oder dem Kot
ausgeschieden.
Es kann vorkommen, dass die Leber sich mit mehr Giften befassen muss als sie auf einmal
verarbeiten kann. Dies kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn ein Kind wegen Candida
behandelt wird. Wenn die Pilze durch entsprechende Mittel abgetötet werden, dann geben
sie Gifte ab, die in den Blutstrom gelangen und Beschwerden wie Kopfweh, Müdigkeit und
schlechtes Verhalten auslösen können. Dieses Phänomen ist bekannt als die Herxheimer
oder die Absterbereaktion ("die-off" reaction), welches viele Eltern kennen gelernt haben,
bei deren Kindern die Behandlung durchgeführt worden ist. Eine Möglichkeit, diese
Reaktionen zu verhindern oder abzuschwächen, wäre sicherzustellen, dass die Funktion der
Leber optimal ist. Aus diesem Grund geben Ärzte ihren Patienten, wenn sie Schwermetalle
ausleiten, leberfördernde Nährstoffe oder Präparate wie Glutathion oder Milchdistel (herb
milk thistle) während dieser Therapie.
Neben der Entgiftung hat die Leber noch andere lebenswichtige Funktionen. Sie unterstützt
den Stoffwechsel einer Anzahl von Hormonen, darunter die Schilddrüsen-Hormone
Estrogene, Progesterone und Testorone. Sie bricht Cholesterol auf und hilft bei der
Regulierung des Blutzuckers und sie ist verantwortlich für die Produktion von Galle.
Galle hat eine Vielzahl von wichtigen Funktionen im Verdauungsprozess. Nachdem sie von
der Leber hergestellt worden ist, wird die weiter benutzt im Zwölffingerdarm und aufbewahrt
in der Gallenblase für eine spätere Benutzung. Sie ist notwendig für die Emulgierung von
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Fetten, Ölen, fettlöslichen Vitaminen und von Cholesterol. Mit Hilfe der Lipasen der
Bauchspeicheldrüse stellt sie sicher, dass die Fette sauber verarbeitet und vollständig
absorbiert und vom Körper verwendet werden. Sie wirkt auch zusammen mit Proteasen, um
den Darm frei von schädlichen Mikroben zu halten.
6. Das Immunsystem des Darms
Gerade weil der Darm eine wichtige Barriere zwischen der Außenwelt und dem
Körperinneren ist, gibt es eine Reihe im Darm angesiedelten Immunmechanismen, die
sicherstellen, dass Stoffe von außen neutralisiert werden, bevor sie dem Körper schaden
anrichten können.
Etwa 70 % des menschlichen Immunsystems ist in den Schleimhäuten des Darmtrakts
beheimatet. Es wird hierzulande als Mukosa-lmmunsystem bezeichnet, im
englischsprachigen Raum als GALT (Gut-Associated Lymphatic Tissue). Der Kampf gegen
unbekannte oder möglicherweise schädliche Substanzen sollte also bereits im Darm und
nicht erst, wenn diese den Blutstrom erreicht haben, beginnen.
7. Der Dickdarm
Die letzte Station auf unserer Reise durch das Verdauungssystem führt uns in den Dickdarm.
Wenn der Prozess der Absorption im Dünndarm abgeschlossen worden ist, wandert die
Nahrung in den Dickdarm bis hin zum Anus, wo ihre Reste als Kot ausgeschieden werden.
Der Dickdarm hat eine Reihe von Funktionen, wobei die wichtigsten die Formung des Stuhls
und die Absorption von Wasser, Elektrolyten und den restlichen Nährstoffen ist. Bleibt der
Stuhl zu lange im Dickdarm, dann wird zuviel Wasser absorbiert und er wird hart und trocken
und es kommt zu Verstopfung. Im Gegensatz dazu, wenn der Stuhl den Dickdarm zu schnell
passiert, kann dies zu Durchfall führen.
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