PPA Darmkrebsvorsorge – Patienten informieren

Werbung
PPA
Perspektiven
MEDIZINWISSEN
Darmkrebsvorsorge – Patienten informieren
von Dr. med. Marianne Schoppmeyer, Medizinjournalistin, Nordhorn
| Darmkrebs (kolorektales Karzinom) gehört zu den häufigsten Tumor­
erkrankungen bei Männern und Frauen. Jährlich erkranken etwa 70.000
Bundesbürger neu an Darmkrebs. Das zeigt eindrucksvoll, wie wichtig
Früherkennungs- und Vorsorgemaßnahmen sind. Denn wie für alle Krebs­
erkrankungen gilt auch für Darmkrebs: Je früher er erkannt wird, desto
besser sind die Heilungschancen. Die Darmkrebsvorsorge steht jedes Jahr
im „Darmkrebsmonat März“ vier Wochen lang für die Öffentlichkeit im
­besonderen Fokus. Nutzen Sie diese Zeit zur Information Ihrer Patienten. |
Was ist Darmkrebs?
Meist Dickdarm und
Mastdarm betroffen
INFORMATION
Grafik Darmpolypen
online
Beim Darmkrebs unterscheidet der Arzt zwischen Dickdarmkrebs (Kolon­
karzinom) und Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom). Im Dünndarm tritt Krebs
nur sehr selten auf.
Die meisten Darmkrebserkrankungen entwickeln sich über viele Jahre lang­
sam aus gutartigen Vorstufen, den Darmpolypen oder Adenomen. Darmpoly­
pen sind gutartige Wucherungen der Darmschleimhaut, die meist an einem
Stiel in den Darm hereinragen (Grafik online unter http://tinyurl.com/jqfm3yv).
Werden Darmpolypen im Rahmen einer Darmspiegelung frühzeitig entfernt,
kann so eine Darmkrebs­erkrankung verhindert werden.
◼◼Risikogruppen und Risikofaktoren
„„ Personen, in deren Familie bereits Darmkrebserkrankungen aufgetreten sind
(je jünger der Angehörige bei Erkrankungsbeginn war, desto höher das Risiko)
„„ Patienten mit seltenen vererbten Erkrankungen, bei denen vermehrt Darm­
krebserkrankungen auftreten
„„ Patienten mit den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Colitis ulcerosa
oder Morbus Crohn
„„ Lebensalter > 70 Jahre
„„ Falsche Lebens- und Ernährungsgewohnheiten (siehe PPA 02/2016, Seite 11) wie
▪▪ ballaststoffarme, fleisch- und fettreiche Ernährung
▪▪ wenig Obst und Gemüse
▪▪ Übergewicht
▪▪ Bewegungsmangel
▪▪ Rauchen und Alkohol
SIEHE AUCH
PDF erstellt für Gast am 11.05.2016
Beitrag auf Seite 11
dieser Ausgabe
Wie macht sich Darmkrebs bemerkbar?
Schmerzen,
unregelmäßiger
Stuhlgang, Blut im
Stuhl
Betroffene Patienten klagen über Probleme oder Schmerzen beim Stuhl­
gang, berichten über den häufigen Wechsel von Durchfall und Verstopfung
oder von Blutbeimengungen im Stuhl. Dies sollte immer Anlass für eine
­genauere Untersuchung durch den Arzt sein.
6
PRAXISTEAM02-2016
PROFESSIONELL
Perspektiven
PPA
Anamnese und körperliche Untersuchung
Zu Beginn steht immer die ausführliche Befragung des Patienten, wobei der
Arzt ein besonderes Augenmerk auf die genannten Risikofaktoren legen wird.
Danach folgt die körperliche Untersuchung, bei der insbesondere der Bauch
gründlich untersucht wird.
Rektal digitale
Austastung
Bei Verdacht auf Darmkrebs wird zusätzlich der Mastdarm mit dem Finger
(digital) ausgetastet. Dafür führt der Arzt seinen Finger vorsichtig einige Zen­
timeter weit in den Mastdarm ein und tastet rundum nach Knoten und ande­
ren Veränderungen. Er trägt dabei einen dünnen, eingefetteten Handschuh.
Diese Untersuchung ist für den Patienten zwar unangenehm, aber es können
so bereits viele Mastdarmtumoren entdeckt werden.
In der Folge sollte immer eine Koloskopie zu diagnostischen Zwecken durch­
geführt werden. Nur so kann Darmkrebs sicher ausgeschlossen oder auch
diagnostiziert werden.
Therapie von Darmkrebs
Darmkrebs wird nach Möglichkeit operativ entfernt und je nach Lokalisation
und Ausdehnung des Tumors chemotherapeutisch behandelt oder bestrahlt.
Diese Therapien erfolgen in der Regel im Krankenhaus oder in spezialisier­
ten Praxen für Strahlentherapie oder Onkologie. Wenn diese erste Behand­
lungsphase abgeschlossen ist, beginnt die Rehabilitation und Tumor­
nachsorge, meist durch einen niedergelassenen Onkologen oder eine onko­
logische Schwerpunktpraxis. Aber auch der Hausarzt sollte über alle wichti­
gen Schritte im Rahmen der Therapie informiert sein und über Hilfen im
Alltag informieren.
Operation,
Chemotherapie,
Bestrahlung
Vorsorge: Darmkrebs-Früherkennung
PDF erstellt für Gast am 11.05.2016
Zur Früherkennung von Darmkrebs werden von den Krankenkassen derzeit
sowohl ein Test auf okkultes (verstecktes) Blut als auch eine Darmspiegelung
(Koloskopie) bezahlt.
Stuhltest auf okkultes (verstecktes) Blut im Stuhl
Darmkrebs und Polypen können bluten, ohne dass Beschwerden vorliegen.
Ein Test auf okkultes Blut kann daher erste Hinweise auf Darmkrebs liefern.
Dieser Test wird zwischen dem 50. und 55. Lebensjahr einmal jährlich emp­
fohlen. Dafür müssen Sie dem Patienten drei Testkarten aushändigen. Auf
diesen Testkarten sind je zwei Felder, auf die der Patient zu Hause eine kleine
Menge Stuhl aufbringt. Das macht er für jede Testkarte mit drei aufeinander­
folgenden Stuhlgängen. Dann gibt er die Testkarten wieder in der Praxis ab
und sie werden in ein Labor verschickt. Wird mithilfe des Tests Blut im Stuhl
nachgewiesen, sollte zur weiteren Abklärung eine Darmspiegelung durchge­
führt werden. Neben Darmkrebs können auch harmlose Blutungen ein posi­
tives Testergebnis hervorrufen wie sie beispielsweise bei Hämorrhoiden vor­
kommen. Auch einige Nahrungsmittel (Blutwurst, rohes Fleisch) und Medika­
mente (Vitamin-C-Supplemente) können das Testergebnis verfälschen.
02-2016PRAXISTEAM
PROFESSIONELL
Darmkrebs ist häufig
vermeidbar
Einfacher Test gibt
erste Hinweise
7
PPA
Immunologische
Stuhlteste müssen
selbst bezahlt
werden
Ab dem 55. Lebensjahr empfohlen
Perspektiven
Das Prinzip dieses sogenannten Guajak-Stuhltests beruht auf dem Nachweis
der Peroxidaseaktivität des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Andere sogenannte immunologische Stuhlteste liefern zwar genauere Ergebnisse und
werden nicht durch die Nahrung beeinflusst. Sie können jedoch zurzeit nur als
IGeL abgerechnet werden. Eine Entscheidung des G-BA zur Einführung der
immunologischen Stuhlteste in die Regelversorgung wird in Kürze erwartet.
Vorsorge-Koloskopie
Ab dem 55. Lebensjahr wird jedem Bürger eine Darmspiegelung empfohlen.
Diese sollte nach zehn Jahren wiederholt werden. Leider nehmen nur wenige
Versicherte diese Möglichkeit der Vorsorge in Anspruch. Dabei sind 80 Prozent aller Darmkrebserkrankungen durch eine Vorsorge-Koloskopie vermeidbar. Um Patienten zu dieser Untersuchung zu motivieren ist es wichtig,
sie umfassend zu informieren und häufig unbegründete Ängste zu beseitigen.
◼◼Wie läuft die Koloskopie ab?
DOWNLOAD
Bei der Koloskopie wird ein flexibler, etwa finderdicker Schlauch – das Endoskop –
vom After langsam in den Darm bis zum Dünndarm vorgeschoben. Am Beginn des
Endoskops befindet sich eine kleine Kamera, die ein genaues Bild der Darmschleimhaut auf einen Monitor projiziert. So kann der Arzt das Darminnere genau
beurteilen. Noch während der Untersuchung kann er mit einer kleinen Zange oder
Schlinge, die durch das Endoskop vorgeschoben wird, Darmpolypen entfernen und
Gewebeproben entnehmen. Diese Entnahme ist schmerzfrei. Die gesamte Untersuchung dauert etwa 20 Minuten, während der Patient sediert ist, sodass er in der
Regel nichts von der Untersuchung mitbekommt.
ppa.iww.de
Comic online
Viele Patienten berichten, dass nicht die Darmspiegelung das Unangenehme ist,
sondern die notwendige Darmreinigung am Vortag der Untersuchung. Dafür
müssen Ihre Patienten am Nachmittag vor der Untersuchung eine Spüllösung
bzw. ein Abführmittel einnehmen. Danach sollten sie nur noch Flüssigkeiten wie
Tee oder Fleischbrühe zu sich nehmen und zur Untersuchung selbst dann nüchtern kommen. Lesen Sie dazu auch den Comic unter ppa.iww.de > Downloads.
INFORMATION
Durchgeführt wird die Koloskopie durch einen Facharzt für Gastroentero­
logie, für den Sie eine Überweisung ausstellen müssen. Gastroenterologen in
Ihrer Nähe finden Sie online unter http://www.magen-darm-aerzte.de/.
Facharztsuche
online
Beachten Sie | Falls Patienten keine Vorsorge-Koloskopie wünschen, kann
weiterhin der Test auf okkultes Blut im Stuhl durchgeführt werden. Die Krankenkassen übernehmen auch weiterhin die Kosten dafür.
◼◼Darmkrebsmonat März 2016: Aktionen und Informationsmaterial
PDF erstellt für Gast am 11.05.2016
SIEHE AUCH
Interview
auf der nächsten Seite
8
Einen Ratgeber der Deutschen Krebshilfe können Sie als PDF herunterladen
­unter http://tinyurl.com/jbwef8z. Die Felix-Burda Stiftung und die Stiftung­
­Lebensblicke engagieren sich im März 2016 mit verschiedenen Kampagnen für
die Früherkennung von Darmkrebs. Informationen dazu finden Sie online unter
­http://tinyurl.com/jq4nekb und http://tinyurl.com/jajegv8. Lesen Sie auch das
­Interview in PPA 02/2016, ­Seite 9. – Informationsmaterialien der Felix-Burda-Stiftung können Sie online unter ppa.iww.de > Downloads herunterladen.
PRAXISTEAM02-2016
PROFESSIONELL
Herunterladen