Seite 1 von 5 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 2 2 . 1 0 . 2 0 1 5 Darm in Not Schwerbekömmliches Essen, wenig Bewegung - Gründe für Verdauungsprobleme gibt es viele. Doch woran erkennt man, dass eine Darmkrankheit für Beschwerden sorgt? Welche Krankheiten und Untersuchungsmöglichkeiten gibt es? Häufige Darmprobleme der Deutschen Störungen bei der Verdauung können das Leben sehr beeinträchtigen. Ständiger Durchfall, andauernde Verstopfung, Schmerzen oder Krämpfe, Blähungen und vieles mehr plagen Millionen Deutsche. Die Gründe für diese Beschwerden können ganz unterschiedlich sein. Von falscher Ernährung und mangelnder Bewegung über Darminfektionen durch verdorbenes Essen oder Viren angefangen, bis hin zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten und verschiedenen Darmerkrankungen wie beispielsweise Polypen oder Divertikeln. Chronische Krankheiten wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa treten glücklicherweise selten auf. Zu all dem kommen noch die Fälle, bei denen sich trotz starker Beschwerden keine krankhaften Veränderungen feststellen lassen. Reizdarm lautet dann oft die Diagnose. Die schwerwiegendste und auch lebensbedrohliche Darmerkrankung ist der Darmkrebs. Darmkrebs - die zweithäufigste Krebserkrankung Darmkrebs, in der Fachsprache "kolorektales Karzinom" genannt, ist in Deutschland bei Männern wie bei Frauen die zweithäu- figste Krebserkrankung. Das Risiko, an diesem Tumor zu erkranken, nimmt mit steigendem Alter zu. Das durchschnittliche Erkrankungsalter lag 2010 für Männer bei 71, für Frauen bei 75 Jahren. Ein Tumor im Dick- oder Enddarm löst lange keine Beschwerden aus. In frühen Stadien wird ein kolorektales Karzinom zumeist leider nur zufällig entdeckt. Deswegen ist es wichtig, dass jeder regelmäßig die Früherkennungsuntersuchungen wahrnimmt. Alle gesetzlich und privat Versicherten haben die Möglichkeit, sich ab dem 50. Lebensjahr sich regelmäßig auf Darmkrebs untersuchen zu lassen. Für Menschen mit besonderen Risiken sind Tests schon früher möglich. Risiko Polypen Umso älter wir werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Darmpolypen bilden. Jeder Dritte über 60 hat sie, schätzen Experten. So ein Polyp bildet sich aus der Schleimhaut. Sie wölbt sich in das Darminnere vor. In mehr als 90 Prozent der Fälle entwickelt sich irgendwann jedoch Krebs aus den Darmpolypen. Neben dem Alter begünstigen auch eine Reihe anderer Faktoren ihre Entstehung. 1 Seite 2 von 5 Studien zeigen, dass Menschen mit Übergewicht oder Diabetiker häufiger Darmpolypen haben. Zu wenig Bewegung, fettiges Essen und zu wenig Ballaststoffe, Rauchen und regelmäßiger Alkoholgenuss sollen sich ebenfalls ein vermehrtes Wachstum fördern. Achtung, wenn Verwandte unter Darmpolypen leiden! Es scheint eine erbliche Veranlagung für die Schleimhautveränderungen zu geben. Alarmzeichen Blut im Stuhl Findet sich Blut im Stuhl, muss das abgeklärt werden. Scham ist hier nicht angebracht, sogar lebensgefährlich. Die gute Nachricht ist, es gibt eine ganze Reihe verhältnismäßig harmloser Gründe für das Darmbluten. Es muss also nicht unbedingt Darmkrebs dahinter stecken. Mit verschiedenen Stuhltests lässt sich sogar verstecktes Blut nachweisen (Okkultbluttest). Es gibt hierbei verschiedene Verfahren mit unterschiedlicher Genauigkeit. Am Sichersten ist eine Abklärung mittels Darmspiegelung. Chemischer Stuhltest (Guajak- oder Hämoccult-Test) Mit diesen Verfahren kann Blut nachgewiesen werden, das mit bloßem Auge nicht auffällt. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen. Auf ein spezielles Testbriefchen müssen an verschiedenen Tagen Proben des Stuhlgangs aufgestrichen werden. Bei der Analyse wird eine spezielle Substanz auf die Stuhlprobe getropft. Ob Blut im Stuhl ist, zeigt dann eine Farbveränderung an. Vorteile: Regelmäßig durchgeführt, rettet der Test über zehn Jahre eine von etwa 1.000 Personen vor dem Tod durch Darmkrebs. Außerdem ist der Test leicht anzuwenden. Nachteil ist seine Störanfälligkeit. Das Ergebnis kann durch Nahrungsmittel oder Medikamenteneinnahme zu falschen Ergebnissen führen. Weiterer Schwachpunkt des Tests ist, dass er Tumoren, die nicht bluten, auch nicht aufspürt. Experten sagen, dieses Testverfahren ist ein Auslaufmodell und raten zu immunologischen Stuhltests. Immunologischer Stuhltest Hier wird Blut anders aufgespürt als beim chemischen Test, nämlich mit Hilfe von Antikörpern. Nicht alle auf dem Markt befindlichen immunologischen Tests sind jedoch zur Darmkrebsvorsorge geeignet, sondern nur die, die nicht zu oft falschen Alarm geben. Diese besseren Tests werden derzeit noch nicht von der Krankenkasse bezahlt. Das wird sich bald ändern, schätzen Experten. Denn diese Verfahren spüren Krebs sicherer auf als die chemischen Stuhltests. Lebensmittel haben keinen Einfluss auf das Testergebnis. Insofern lohnt es sich schon jetzt, sich diese Produkte selbst zu kaufen. Preise variieren sehr stark zwischen sieben bis 25 Euro. Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) haben 2009 bei Probanden mit immunologischen Tests doppelt so viele Darmkrebserkrankungen und fast dreimal so viele Krebsvorstufen entdeckt wie mit einem enzymatischen Test. Enzym- Stuhltest Anders als die erstgenannten Verfahren sucht dieser Test nach einem tumorspezifischen Enzym im Stuhl, dem "Tumor M2PK". Wahlweise kann der Stuhltest als Laborfacharztleistung über den Hausarzt oder selbständig zu Hause durchgeführt werden. Die Kosten liegen bei ca. 30 Euro. Leider liefert dieser Test viele falsche Ergebnisse. Stuhl-DNA-Tests und Bluttests Neue Tests weisen die Erbsubstanz (DNA) von Tumorzellen im Stuhl oder krebsspezifische Marker (Eiweiße, Erbsubstanz u. a.) im Blut nach. Ihr Nutzen ist noch nicht ausreichend durch wissenschaftliche Daten belegt. 2 Seite 3 von 5 Was passiert bei einer Darmspiegelung? Bewegung contra Krebs Eine Koloskopie, eine großen Darmspiegelung, wird in der Regel ambulant durchgeführt. Die Vorbereitung auf die Untersuchung kann ein, zwei Tage in Anspruch nehmen. Denn der Darm sollte vollständig entleert sein, damit die Schleimhaut gut einsehbar ist. Dazu darf einige Zeit nichts gegessen werden. Stattdessen gibt es abführende Trinklösungen. Die Darmspiegelung verschläft der Patient zumeist, denn sie kann unter Kurznarkose erfolgen. Ein etwa fingerdicker, biegsamer Schlauch mit Lichtquelle und Kamera wird in den After eingeführt und schrittweise bis zum Dünndarm vorgeschoben. Beim Zurückziehen des Instruments werden Dick- und Enddarm auf verdächtige Schleimhautveränderungen untersucht. Doppelt gut ist: Mit der Darmspiegelung lassen sich nicht nur verdächtige Veränderungen aufspüren, sie können vielfach auch gleich entfernt werden. So können sich die Vorstufen von Krebs nicht zu bösartigen Tumoren weiterentwickeln. Wissenschaftler haben im Rahmen von Beobachtungsstudien festgestellt, körperlich aktive Menschen erkranken weniger an Darmkrebs. Damit sind nicht unbedingt nur Sportskanonen gemeint. Es fallen auch Leute darunter, die sich beruflich aber auch zu Hause viel bewegen. Die Wissenschaftler fanden heraus, 30 bis 60 Minuten Bewegung am Tag senken das Darmkrebsrisiko. Darmkrebs vorbeugen Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg gibt auch zum Thema Darmkrebs gut verständliche Patientenempfehlungen heraus. Wichtigster Schutzfaktor sind demnach regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen. Sollte es in der Familie bereits Krebserkrankungen geben oder liegt eine chronische Darmerkrankung vor, können diese Darmspiegelungen auch vor dem 50. Geburtstag angezeigt sein. Die Experten zeigen auch Maßnahmen auf, mit denen sich möglicherweise das Darmkrebsrisiko mindern lässt. Diese sind regelmäßige Bewegung, kein Übergewicht, viele Ballaststoffe (wenig rotes Fleisch, wenige Fleischprodukte) essen. Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin- oder Mineralstofftabletten werden nicht zum Krebsschutz empfohlen. Der Krebsinformationsdienst bietet ein kostenloses Beratungstelefon an. Die Rufnummer lautet 0800 - 420 30 40. Fleischverzicht schützt den Darm In der so genannten EPIC-Studie, einer großen europäischen, prospektiven Bevölkerungsstudie mit insgesamt etwa 521.000 Teilnehmern, wird seit 1994 das Essverhalten der Europäer untersucht. Auch in Bezug auf Darmkrebs zeigt die Studie interessante Ergebnisse auf. Unter anderem steht eine Ernährung mit hohen Anteilen an rotem Fleisch und verarbeitetem Fleisch wie Wurst und Fleischprodukten unter Verdacht, das Risiko für Darmkrebs zu erhöhen. 85 Prozent der Deutschen essen jedoch täglich Fleisch und Wurst. Dabei kommen pro Kopf und Jahr etwa 60 Kilogramm zusammen. Aufs ganze Leben gerechnet verzehrt jeder Mensch 46 Schweine, 4 Rinder und 945 Hühner. Hinzu kommen 46 Puten, 37 Enten, 12 Gänse und 4 Schafe. Das sind allein insgesamt fast 1.100 Tiere. Die Ernährungsempfehlungen in Deutschland raten zu ca. 600 Gramm Fleisch und Fleischwaren pro Woche. Die Mehrheit der Menschen soll jedoch etwa doppelt so viel zu sich nehmen. "Rote Hose" - Darmkrebsvorsorge e. V. Petra Thomas traf die Diagnose Darmkrebs 2013 - mit gerade einmal 30 Jahren. Den Verein "Rote Hose" gründete sie, um besonders auch jüngere Menschen über Alarmzeichen wie Blut im Stuhl zu informieren. 3 Seite 4 von 5 Christian Henze empfiehlt: Lachsspieße mit Mozzarella, Pilzen und ZitronenNuss-Kartoffeln Zubereitung: Sternekoch Christian Henze setzt auf Fisch statt auf Fleisch. Vor allem Lachs hat viele gesundheitsfördernde Eigenschaften und wir setzen ihn viel zu selten im Speiseplan ein. Ein Plus an Ballaststoffen ist die zweite Finesse in Henzes exklusivem Rezept für "Hauptsache gesund". Studien zeigen nämlich, dass das Darmkrebsrisiko um 40 Prozent sinkt, wenn man täglichen 35 Gramm Ballaststoffe zu sich nimmt. Das Lachsfilet und den Käse in Würfel schneiden. Den Schinken und die Tomaten halbieren. Lachs, Käse, Schinken, Tomaten, Pilze und Salbeiblätter gleichmäßig auf die Spieße verteilen. Die fertigen Spieße auf ein Backblech legen. Zutaten (für 4 Personen) Für die Lachsspieße 600 g Lachsfilet ohne Haut und Gräten 1 Kugel Mozzarella/Scamorza 12 Scheiben roher Schinken (z. B. Parmaschinken) 12 getrocknete Tomaten 16 Shi-Take Pilze (küchenfertig) 12 Salbeiblätter 8 Spieße Für die Marinade 2 EL Oliventapenade 2 EL Olivenöl 1 rote Chilischote Salz frisch gemahlener schwarzer Pfeffer Für die Zitronen-Nuss-Kartoffeln 700 g kleine festkochende Kartoffeln Salz 5 EL Olivenöl 1 Bio-Zitrone 2 EL geröstete Nüsse 1 EL Sonnenblumenkerne 1 Knoblauchzehe Salz frisch gemahlener schwarzer Pfeffer 3 Stängel glatte Petersilie einige Petersilienblätter (zum Anrichten) Lachsspieße: Marinade: Die Oliventapenade, das Olivenöl und die entkernte und etwas gehackte Chilischote in einen hohen Rührbecher geben und mit einem Stabmixer pürieren. Mit Salz und Pfeffer würzen. Die Marinade über die Spieße träufeln. Das Backblech dann für 10–20 Minuten in den auf 200 °C vorgeheizten Backofen (Ober-/Unterhitze, zweite Schiene von unten) schieben. Zitronen-Nuss-Kartoffeln Die Kartoffeln ungeschält in Salzwasser weich kochen, anschließend abgießen, etwas abkühlen lassen. Die Kartoffeln ungeschält in Ecken schneiden. Das Öl in einer beschichteten Pfanne erhitzen und die Kartoffelecken darin langsam braten. Die Knoblauchzehe schälen und halbieren, die Schale der Zitrone abreiben und den Saft auspressen. Alles zusammen mit den Nüssen und Sonnenblumenkernen zu den Kartoffeln in die Pfanne geben. Mit Salz und Pfeffer würzen. Die Petersilienblätter abzupfen, fein schneiden und vor dem Servieren unter die Kartoffeln mischen. Anrichten Je 2 Lachsspieße auf vorgewärmten Tellern anrichten und die Zitronen-NussKartoffeln daneben verteilen. Mit den Petersilienblättern garnieren. 4 Seite 5 von 5 Buchtipp Gesunde Ernährung bei Hauptsache Gesund. Die 100 besten Rezepte aus den vergangenen Jahren. Von Frühstücksrezepten über herzhafte Gerichte bis hin zu süßen Leckereien. „Hauptsache Gesund. Das Kochbuch. 100 gesunde Rezepte für jeden Tag" ISBN: 978-3-86244-756-5, 19,99 Euro, Christian Verlag, 224 Seiten. Erhältlich im Buchhandel und im MDR-Shop. Gäste im Studio Prof. Dr. Christiane Bruns, Facharzt für Augenheilkunde, Leipzig Christian Henze, "Hauptsache Gesund"-Koch Anschrift Petra Thomas, Patientin und Selbsthilfe-Initiatorin Anschrift MDR FERNSEHEN, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber „Hauptsache Gesund“ Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund; E-Mail: [email protected] Thema der Sendung am 29.10.2015: “Endlich schmerzfrei“ 5