European Medicines Agency Dok.-Ref.: EMA/823230/2009 EMEA/H/C/594 Truvada Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit Das vorliegende Dokument ist eine Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR), in dem erläutert wird, wie der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) die durchgeführten Studien beurteilt hat, um zu Empfehlungen bezüglich der Anwendung des Arzneimittels zu gelangen. Wenn Sie weitere Informationen über Ihre Krankheit oder deren Behandlung benötigen, lesen Sie bitte die Packungsbeilage (ebenfalls Teil des EPAR) oder wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker. Wenn Sie weitere Informationen bezüglich der Grundlage der Empfehlungen des CHMP wünschen, lesen Sie bitte die wissenschaftliche Diskussion (ebenfalls Teil des EPAR). Was ist Truvada? Truvada ist ein Arzneimittel, das zwei Wirkstoffe, Emtricitabin (200 mg) und Tenofovirdisoproxil (245 mg) enthält. Es ist als blaue kapselförmige Tablette erhältlich. Wofür wird Truvada angewendet? Truvada wird in Kombination mit mindestens einem anderen antiviralen Arzneimittel zur Behandlung von Erwachsenen angewendet, die mit dem humanen Immunschwächevirus des Typs 1 (HIV-1) infiziert sind, das AIDS (das erworbene Immunschwächesyndrom) verursacht. Das Arzneimittel ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich. Wie wird Truvada angewendet? Die Behandlung mit Truvada sollte von einem Arzt eingeleitet werden, der in der Behandlung einer HIV-Infektion erfahren ist. Die empfohlene Dosis Truvada beträgt einmal täglich eine Tablette zu den Mahlzeiten. Patienten mit Nierenerkrankungen müssen die Tabletten gegebenenfalls weniger häufig einnehmen. Bei Patienten mit Schluckbeschwerden kann Truvada ausnahmsweise zerkleinert, in ca. 100 ml Wasser, Orangensaft oder Traubensaft aufgelöst und dann unverzüglich eingenommen werden. Falls Patienten die Einnahme von Emtricitabin oder Tenofovir beenden oder andere Dosen einnehmen müssen, sind Arzneimittel mit den Wirkstoffen Emtricitabin bzw. Tenofovirdisoproxil getrennt einzunehmen. Weitere Informationen sind der Packungsbeilage zu entnehmen. Wie wirkt Truvada? Truvada enthält zwei Wirkstoffe: Emtricitabin, einen Nukleosid-Reverse-Transkriptase-Hemmer, sowie Tenofovirdisoproxil, ein Pro-Pharmakon (Prodrug) von Tenofovir. Dies bedeutet, dass der Wirkstoff im Körper zu Tenofovir umgewandelt wird. Tenofovir ist ein Nukleotid-ReverseTranskriptase-Hemmer. Beide Arzneimittelgruppen werden als NRTI bezeichnet. Emtricitabin und Tenofovir wirken auf ähnliche Weise, indem sie die Aktivität des von HIV produzierten Enzyms Reverse Transkriptase blockieren, über das die Körperzellen infiziert und mehr Viren produziert werden. Truvada wirkt in Kombination mit mindestens einem anderen antiviralen Arzneimittel, indem es die HIV-Menge im Blut verringert und auf einem niedrigen Niveau hält. Truvada vermag die HIV-Infektion bzw. AIDS nicht zu heilen, kann jedoch die Schädigung des 7 Westferry Circus, Canary Wharf, London E14 4HB, UK Tel. (44-20) 74 18 84 00 Fax (44-20) 74 18 84 16 E-mail: [email protected] http://www.emea.europa.eu © European Medicines Agency, 2010. Reproduction is authorised provided the source is acknowledged. Immunsystems und die Entwicklung von AIDS-bedingten Infektionen und Erkrankungen hinauszögern. Beide Wirkstoffe sind seit Beginn der 2000er-Jahre in der Europäischen Union (EU) zugelassen: Emtricitabin wurde im Jahr 2003 unter dem Namen Emtriva zugelassen, Tenofovirdisoproxil im Jahr 2002 unter dem Namen Viread. Wie wurde Truvada untersucht? Es gab zwei Hauptstudien, in denen die Wirksamkeit der Wirkstoffe in Truvada, d. h. Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil, an zuvor nicht behandelten Erwachsenen mit HIV-1-Infektion untersucht wurde. In der ersten Studie mit 487 Patienten wurde die Kombination aus Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil mit der Kombination aus Lamivudin und Zidovudin (anderen antiviralen Arzneimitteln) verglichen, wobei beide in Kombination mit Efavirenz (einem anderen antiviralen Arzneimittel) eingenommen wurden. In der zweiten Studie an 196 Patienten wurde die Wirksamkeit von Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil zusammen mit Lopinavir und Ritonavir (anderen antiviralen Arzneimitteln) untersucht. Hauptindikator für die Wirksamkeit war der Anteil der Patienten, deren HIV-Menge im Blut (Viruslast) bis zur 48. Behandlungswoche unter 400 bzw. 50 Kopien pro Milliliter gesunken war und unterhalb dieses Spiegels blieb. Das Unternehmen führte darüber hinaus Studien durch, in denen belegt wurde, dass die Wirkstoffe in der Kombinationstablette vom Körper auf dieselbe Weise aufgenommen werden wie bei der getrennten Gabe der beiden Arzneimittel. Welchen Nutzen hat Truvada in diesen Studien gezeigt? Wenn die Wirkstoffe in Truvada in Kombination mit anderen antiviralen Arzneimitteln eingenommen wurden, senkten sie die Viruslasten bei der Mehrheit der Patienten und waren wirksamer als die Vergleichsarzneimittel. In der ersten Studie erreichten 84 % der Patienten unter Truvada (206 von 244) nach 48 Wochen Viruslasten unter 400 Kopien/ml und erhielten diese aufrecht, im Vergleich zu 73 % der Patienten (177 von 243) in der Gruppe mit den Vergleichsarzneimitteln. Etwa zwei Drittel der Patienten in der zweiten Studie hatten nach 48 Wochen Viruslasten unter 50 Kopien/ml erreicht und erhielten diese aufrecht. Welches Risiko ist mit Truvada verbunden? Die häufigsten Nebenwirkungen von Truvada (beobachtet bei mehr als 1 von 10 Patienten) sind Hypophosphatämie (verminderte Phosphatspiegel im Blut), Kopfschmerzen, Schwindel, Diarrhö (Durchfall), Erbrechen, Nausea (Übelkeit) sowie erhöhte Kreatinkinasespiegel (Kreatinkinase ist ein Enzym, das in Muskeln vorkommt) im Blut. Die vollständige Auflistung der im Zusammenhang mit Truvada berichteten Nebenwirkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen. Truvada darf nicht bei Patienten angewendet werden, die die möglicherweise überempfindlich (allergisch) gegen Emtricitabin, Tenofovirdisoproxil oder einen der sonstigen Bestandteile sind. Wie bei anderen Arzneimitteln gegen HIV besteht bei Patienten, die Truvada einnehmen, das Risiko einer Lipodystrophie (Umverteilung des Körperfetts), Osteonekrose (Absterben von Knochengewebe) oder eines Immun-Reaktivierungs-Syndroms (durch das sich erholende Immunsystem verursachte Symptome einer Infektion). Bei Patienten mit Leberproblemen (beispielsweise einer Hepatitis B- oder Hepatitis-C-Infektion) kann bei der Einnahme von Truvada das Risiko einer Leberschädigung erhöht sein. Wie alle anderen NRTI kann auch Truvada eine Lactatazidose (eine Ansammlung von Milchsäure im Körper) und bei Säuglingen von Müttern, die während der Schwangerschaft Truvada einnehmen, eine mitochondriale Funktionsstörung (Schädigung der Energie erzeugenden Komponenten in den Zellen, die zu Problemen im Blut führen kann) hervorrufen. Warum wurde Truvada zugelassen? Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) stellte fest, dass die Vorteile von Truvada lediglich bei Patienten erwiesen sind, die zuvor noch nicht gegen ihre HIV-Infektion behandelt worden waren, das vereinfachte Dosierungsschema mit der einmal täglich einzunehmenden Kombinationstablette den Patienten jedoch dabei helfen kann, die Behandlung durchzuhalten. Der Ausschuss gelangte zu dem Schluss, dass die Vorteile von Truvada gegenüber den Risiken überwiegen, und empfahl, die Genehmigung für das Inverkehrbringen zu erteilen. 2/3 Weitere Informationen über Truvada: Am 21. Februar 2005 erteilte die Europäische Kommission dem Unternehmen Gilead Sciences International Limited eine Genehmigung für das Inverkehrbringen von Truvada in der gesamten EU. Die Genehmigung für das Inverkehrbringen gilt ohne zeitliche Begrenzung. Den vollständigen Wortlaut des EPAR für Truvada finden Sie hier. Diese Zusammenfassung wurde zuletzt im 01-2010 aktualisiert. 3/3