WIRTSCHAFTSTRENDS ESTLAND JAHRESWECHSEL 2013/14 Estland - Jahreswechsel 2013/14 1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick 4 Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Investitionen Konsum Außenhandel 4 5 8 8 2 Branchen im Überblick 9 Maschinen- und Anlagenbau Kfz-Industrie Chemie Bauwirtschaft Elektrotechnik/Elektronik Informations- und Kommunikationstechnik Umwelttechnik Medizintechnik Holz-, Möbel- und Papierindustrie Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie Logistik 10 10 10 10 11 11 11 12 12 12 12 Germany Trade & Invest www.gtai.de 3 Estland - Jahreswechsel 2013/14 Tallinn (gtai) - Estlands Wirtschaft soll 2013 um 1,3% und 2014 um 3,0% wachsen, so die Prognose der EU-Kommission. Damit zählt das nordbaltische Land zu den dynamischen Märkten in Europa. Die Konjunktur ist 2014 weiterhin breit abgefedert, sollen doch sowohl die Investitionen (+3,6%) wie auch der Export (+4,8%) und der Konsum (+3,8%) kräftig steigen. Im Zuge dessen nimmt auch der Import zu (+5,0%). Der Aufschwung sorgt bereits wieder für einen Fachkräftemangel, was zu Lohnsteigerungen führt. 1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Estlands Wirtschaft wird 2013 laut Europäischer Kommission um 1,3% wachsen und damit weniger zulegen als 2010 (+2,6%), 2011 (+9,6%) und 2012 (+3,9%). Ein Grund für die schwächere Gesamtdynamik ist die stagnierende Investitionstätigkeit. Diese beeinflusst auch der Umstand, dass die derzeitige EU-Förderperiode Ende 2013 ausläuft und die kommende konkrete Ausgestaltung bis 2020 noch nicht feststeht. Vor allem Projekte der öffentlichen Hand, aber auch von Unternehmen verzögern sich so vorübergehend. Auch der Export von Waren und Dienstleistungen steigt 2013 nur um 0,5%. Dies liegt an der verschlechterten Wirtschaftslage bei wichtigen Handelspartnern. Die Ausfuhr vor allem in den Ostseeraum hat für viele Anbieter im kleinen Estland sehr große Bedeutung. Zudem leidet der wegen des GUS-Transits wichtige Logistiksektor unter Verlagerungen zum entstehenden russischen Großhafen Ust-Luga nahe der estnischen Grenze. Stärkster Wachstumstreiber ist 2013 der Privatkonsum (+4,7%). Die Importnachfrage zieht um 1,7% an, so die Erwartung der EU-Kommission. Das zuletzt geringere Wachstum ist auch vor dem Hintergrund des vorherigen starken Aufschwungs zu sehen. Damit einher geht ein zunehmender Fachkräftemangel, was vor allem bei gesuchten Berufen auch einen spürbaren Lohnanstieg nach sich ziehen kann. Im Index zu den Erwartungen der Industrie, den das Estnische Konjunkturinstitut erhebt, ist im Laufe von 2013 in erster Linie die Zahl derjenigen Firmen gestiegen, die einen Mangel an Arbeitskräften als wichtiges Produktionshindernis erachten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) kann 2014 real erstmals das Vorkrisenniveau von 2007 übertreffen. In den Jahren 2008 (-4,2%) und 2009 (-14,1%) war es zu einem starken Einbruch gekommen. In der Krise hat Estland aber mit einer beeindruckenden Anpassungsfähigkeit die internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessert. Die Exporte sind denn auch mehr als die Investitionen und der Konsum der Grund dafür, dass Estlands Wirtschaftsleistung 2014 real einen neuen Höchststand erreichen kann. Öffentliche und private Einsparungen, niedrigere Löhne und Rückgänge bei weiteren Preisen haben zusammen mit der wieder anziehenden Investitionstätigkeit dazu geführt, dass die realen Lohnstückkosten 2010 (-5,3%) und 2011 (-4,7%) stark gefallen sind. Allerdings ist es 2012 wieder zu 4 Wirtschaftstrends einer Ausweitung gekommen (+0,9%), was sich 2013 (+2,1%) und 2014 (+0,7%) laut EU-Kommission fortsetzt. Trotz der starken Wirtschaftskrise wird die Staatsverschuldung 2013 nur bei 10,0% des BIP liegen, so die EU-Kommission. Estland hat Anfang 2011 auch den Euro eingeführt. Wirtschaftliche Eckdaten Indikator 2011 2012 BIP (nominal, Mrd. Euro) BIP pro Kopf (Euro) Bevölkerung (Mio.) 16 12.102 1,3 17 13.495 1,3 Vergleichsdaten Deutschland 2012 2.666 32.550 80,5 Quellen: Estnisches Statistikamt, Statistisches Bundesamt Investitionen Im Jahr 2013 soll die estnische Investitionstätigkeit nach der Ausweitung 2011 (+37,8%) und 2012 (+10,8%) preisbereinigt stagnieren. Im Jahr 2014 rechnet die EU-Kommission mit einem erneuten Anstieg um 3,6%. Dennoch wird das hohe Vorkrisenniveau auch 2014 nicht erreicht, da es 2008 (-13,3%), 2009 (-39,0%) und 2010 (-7,3%) zu massiven Einbrüchen gekommen war. Andererseits hat Germany Trade & Invest www.gtai.de 5 Estland - Jahreswechsel 2013/14 gerade die Investitionszurückhaltung während der Krise den Modernisierungsbedarf im Aufschwung noch verstärkt. Die EU-Kommission geht davon aus, dass die reinen Ausrüstungsinvestitionen auch 2013 um 6,4% steigen, nach einer Ausweitung um 122,8% (2011) und 11,7% (2012). Im Jahr 2014 soll es ein Plus von 8,0% geben. Die noch unklare konkrete Ausgestaltung der EU-Fördergelder von 2014 bis 2020 ist ein wichtiger Grund dafür, dass die Investitionen 2013 insgesamt stagnieren. Diese spielen bei Vorhaben der öffentlichen Hand, aber auch bei Beschaffungen von Unternehmen oftmals eine wichtige Rolle. Die so bedingte Verzögerung von Investitionsentscheidungen könnte auch noch in den ersten Monaten 2014 anhalten. Mittelfristig werden aber einige estnische Großprojekte Geschäftschancen eröffnen, etwa im Energie- und Infrastrukturbereich, im Gesundheitswesen oder im Gebäudebau. Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitionssumme (Mio. Euro) Kraftwerk - Block 1 638 für Ölschiefer und Biomasse (300 MW) von Eesti Energia in Narva-Auvere Schieferölraffinerie, 250 Wasserstoffanlage Petroter III 80 Petroter II Ölschieferkraftwerk Senkung Stickstoffausstoß Kraftwerk Narva Öl-, Gasreservekraftwerk Kiisa Block 1 (110 MW), Block 2 (140 MW) LNG-Terminal im Hafen Tallinn-Muuga Gebäude II an der Uniklinik Tartu Estnisches Nationalmuseum (Eesti Rahva Muuseum), neues Gebäude 6 Wirtschaftstrends Projektstand Anmerkung Fertigstellung bis 2016 geplant Block 2 wird zunächst nicht realisiert; www.energia.ee Planung, geplante Inbetriebnahme 2016 Fertigstellung bis 2015 60 Fertigstellung bis 2014 28 Realisierung bis 2016 www.vkg.ee www.vkg.ee www.vkg.ee www.energia.ee 135 Inbetriebnahme www.elering.ee Block 1 geplant 2013; Block 2 2014 221 Planung 57 Realisierung bis Herbst 2015 63 Planung, teilweise Bau Realisierung nicht endgültig, Paldiski und Finnland sind weitere Optionen; www.elering.ee EU-Förderung; www.kliinikum.ee geplante Eröffnung Ende 2016; www.erm.ee Ausgewählte Großprojekte (Forts.) Projektbezeichnung Investitions- Projektstand summe (Mio. Euro) Wohnbezirk Tondi 118 Planung, teilweise Tallinn Bau Gate Tallinn 89 Planung Anmerkung 144.000 qm inklusive 28.000 qm unterirdischer Parkgarage; www.tondilinna.ee 130.000 qm Geschäfts- und Bürofläche; geplante Eröffnung 2015; www.prokapital.com Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Estland exportieren wollen, sollten bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen: Germany Trade & Invest www.gtai.de 7 Estland - Jahreswechsel 2013/14 Konsum Laut EU-Kommission ist der Privatverbrauch 2013 mit einem Anstieg um 4,7% der stärkste Konjunkturmotor in Estland. Auch 2014 wird ein Plus um 3,8% erwartet. Positiv auf die Kaufkraft wirkt sich zum einen der hohe Lohnanstieg aus. Der Durchschnittsverdienst soll sich 2013 um 6,7% und 2014 sogar um 6,9% erhöhen, so die EU-Kommission. Das monatliche Nettoeinkommen betrug im 2. Quartal 2013 im Mittel 778 Euro. Die Kauflaune fördert ferner die Ausweitung der Beschäftigung, die 2013 um 1,6% und 2014 um 0,3% steigen soll. Insgesamt sind die Haushalte im November 2013 in Bezug auf ihre finanzielle Situation in den kommenden zwölf Monaten überwiegend optimistisch, so eine Erhebung des Estnischen Konjunkturinstituts. Dennoch erreicht der Umfang des Konsums 2014 real noch nicht das Vorkrisenniveau von 2007. Der Umsatz des estnischen Einzelhandels war in den ersten drei Quartalen 2013 nacheinander um 4,0, um 5,0 und wieder 4,0% gestiegen, jeweils gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Auch die Handelserwartungen zu den Verkäufen in den nächsten drei Monaten waren im November 2013 überwiegend positiv, so das Estnische Konjunkturinstitut. Branchenkenner rechnen mit einem sehr guten Weihnachtsquartal. Außenhandel Der Außenhandel ist seit 2010 der Haupttreiber des Aufschwungs gewesen. Im Jahr 2012 war der Warenexport um 93% höher als 2009, der Import stieg im gleichen Zeitraum um 87%. Das mit 1,3 Mio. Einwohnern kleine Estland ist in hohem Maße auf den Austausch mit anderen Ländern angewiesen. 2012 entsprach die Güterausfuhr 72% und die Einfuhr sogar 78% des BIP. Dabei ist Estlands Handel stark auf den Ostseeraum ausgerichtet: Im Jahr 2012 gingen insgesamt 65% aller Warenexporte zu den anderen Anrainern und 67% aller Importe kamen von dort. Daher ist es für Estland positiv, dass die Wirtschaft in diesen Staaten sowie in Norwegen laut Swedbank-Prognose 2014 um insgesamt 2,4% wachsen soll (2013: +1,0%). Im 1. Halbjahr 2013 war Estlands Güterimport um 4,7% und damit kräftiger als der Export (+3,0%) gestiegen. Dadurch hat sich das Defizit in der Handelsbilanz nochmals um 19,2% erhöht. Estland ist auf den Bezug vieler Vor- und Endprodukte angewiesen. Deutschland war 2012 mit einem Importanteil von 10,4% zweitwichtigster Lieferant nach Finnland (14,2%). Als Exportabnehmer lag Deutschland mit einem Anteil von 4,5% auf Rang sechs hinter Schweden, Finnland, Russland, Lettland und Litauen. Außenhandel von Estland (in Mio. Euro; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %) 2012 1. Halbjahr 2013 Veränderung 1. Halbjahr 2013/ 1. Halbjahr 2012 Importe 13.551,9 6.879,7 4,7 Exporte 12.517,9 6.285,2 3,0 Handelsbilanzsaldo -1.034,0 -594,5 19,2 Quelle: Eurostat 8 Wirtschaftstrends Einfuhr nach Warengruppen (in Mio. Euro; Veränderung zum Vorjahreshalbjahr in %) SITC Warengruppe 2012 1. Halbjahr 2013 Veränderung 0 Nahrungsmittel/lebende 943,6 507,8 15,0 Tiere 5 Chemische Erzeugnisse 1.498,1 750,5 6,4 .51 Organische Chemikalien 250,6 79,7 -10,2 .54 Arzneimittel 294,7 152,6 4,3 .57 Kunststoffe in Primär185,0 88,9 -0,6 formen 6 Vorerzeugnisse 1.988,4 959,3 -5,6 .67 Eisen/Stahl 470,8 201,6 -26,5 7 Maschinen und Fahrzeuge 5.248,0 2.701,3 9,1 .71 Kraftmaschinen 122,9 67,5 11,0 .72 Arbeitsmaschinen 614,4 291,0 -5,7 .74 Maschinen für 388,8 205,9 14,0 verschiedene Zwecke .77 Elektrische Maschinen 1.449,5 708,4 9,3 .78 Kraftfahrzeuge 853,5 440,9 1,0 8 Fertigerzeugnisse 1.177,7 613,8 12,5 .87 Mess-, Prüf- und Kontroll142,6 83,3 24,7 instrumente, -apparate und -geräte Quelle: Eurostat 2 Branchen im Überblick Der Index zu den Erwartungen der Wirtschaft, den das Estnische Konjunkturinstitut monatlich erhebt, hat sich zwischen Juni und November 2013 kontinuierlich verbessert. Dabei war der Indikator zuletzt am positivsten bei den Dienstleistungen, gefolgt vom Handel und der Industrie. Im negativen Bereich war der Index des Baugewerbes. Die Produktion des verarbeitenden Gewerbes ist in den ersten drei Quartalen 2013 nacheinander um 2,6, dann um 3,5 und im 3. Quartal um 1,0% gestiegen, jeweils im Vergleich zum selben Zeitraum 2012. Der Wert der Neuaufträge des verarbeitenden Gewerbes war im Oktober 2013 um 65,7% höher als im Schnitt des Jahres 2010; dies ist der beste Wert seit Anfang 2013. Dabei war der Index bei den Auslandsbestellungen (+73,9%) noch deutlich besser als bei den Aufträgen aus dem Inland (+29,3%). Germany Trade & Invest www.gtai.de 9 Estland - Jahreswechsel 2013/14 Maschinen- und Anlagenbau Die Umsätze mit Maschinen werden in Estland 2013 stagnieren, 2014 jedoch wieder um 5% anziehen, so eine Prognose des VDMA. Bedarf an Anlagen gibt es auch wegen einiger Großvorhaben, etwa im Energiesektor, Hafenausbau oder in der Verarbeitung von Ölschiefer. Estnische Hersteller bauen nur einige Arten von Maschinen und Anlagen. Insgesamt hat die Branche 2011 etwa 3,1% zur landesweiten Produktion im verarbeitenden Gewerbe beigetragen. In den ersten drei Quartalen 2013 war die Herstellung von Maschinen und Anlagen um 4,8, um 6,5 und 5,5% gesunken, jeweils im Vergleich zum selben Zeitraum 2012. Allerdings hat sich der Auftragsbestand aus dem Ausland zwischen August und Oktober 2013 wieder deutlich erhöht. Auch bei den inländischen Bestellungen gab es im Oktober ein Plus. Kfz-Industrie Der Kfz-Markt wächst gegen den europäischen Trend. Zwischen Januar und Oktober wurden 16.959 neue Pkw zum Verkehr zugelassen, das waren 14,7% mehr als in den ersten zehn Monaten 2012. Dazu wurden im selben Zeitraum 2.279 Nfz unter 3,5 t (+32,5%) und 699 Nfz über 3,5 t (+19,9%) neu registriert. Nur bei den Bussen gab es mit 109 Fahrzeugen ein Minus von 4,4%. Estland bietet auch besonders gute Voraussetzungen für Elektroautos: Seit Februar 2013 gibt es ein landesweites Netz von 165 Schnellladestationen. Die exportorientierte Kfz-Industrie besteht aus einigen Zulieferern und hat 2011 etwa 3,5% zur gesamten Produktion des verarbeitenden Gewerbes beigetragen. Im 3. Quartal 2013 war die Erzeugung um 6,8% höher als vor Jahresfrist, zuvor gab es Rückgänge von 3,6% (Januar bis März) und 1,9% (April bis Juni). Chemie Zuletzt hat sich die Bedeutung der Chemieindustrie weiter erhöht. 2011 trug der Sektor einschließlich der Raffinerien und Pharmahersteller 8,1% zur Wertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe bei. Für Wachstum sollte der Ausbau der Ölschieferverarbeitung im Nordosten sorgen. Hier könnte auch eine Kooperation mit estnischen Firmen, die diese Technologie beherrschen, Sinn machen. Im Verlauf von 2013 hat sich die Dynamik abgekühlt. Die Chemieindustrie im engeren Sinn hat in den ersten beiden Quartalen 23,7 und 11,5% mehr erzeugt als im selben Zeitraum 2012, im 3. Quartal jedoch 0,2% weniger. Auch in der Pharmabranche folgte auf Zuwächse von 29,1 und 18,1% ein Rückgang von 2,5%, und die Raffinerien verzeichneten erst Anstiege von 12,3 und 6,6, danach aber ein Minus von 4,2%. Bauwirtschaft Die Bautätigkeit ist in den ersten drei Quartalen 2013 nacheinander um 5,5, um 4,4 und 4,7% gestiegen, jeweils im Vergleich zum selben Zeitraum 2012. Die Konjunktur hat zuletzt stark geschwankt, denn auf hohe Einbrüche 2008 (-15,9%), 2009 (-31,0%) und 2010 (-13,4%) folgten kräftige Anstiege 2011 (+26,2%) und 2012 (+19,2%). Insgesamt waren die Arbeiten im 3. Quartal 2013 bei Gebäuden um 83% und beim Tiefbau um 101% höher als zum Tiefpunkt der Krise 2010. Beim Hochbau sind die Aussichten aber durchwachsen: Die neu bewilligte Wohnfläche war von Januar bis September 2013 um 10 Wirtschaftstrends 19,0% geringer als in den ersten neun Monaten 2012. Bei anderen Gebäuden gab es ein Plus von 15,6%. Der Index zur Bautätigkeit in den nächsten drei Monaten hat sich von Mai bis November 2013 stetig verschlechtert. Elektrotechnik/Elektronik Seit Jahrzehnten hat die Elektronikbranche in Estland Tradition und ist mit dem Hersteller Ericsson und weiteren kleineren Firmen der wichtigste Industriezweig, der 2011 etwa 17,9% zur gesamten Produktion im verarbeitenden Gewerbe beigesteuert hat. Weitere 5,1% entfielen auf die Elektrobranche. Die Elektronikindustrie sollte 2013 insgesamt wachsen, denn in den ersten drei Quartalen gab es Produktionszuwächse um 14,6, um 23,3 und 0,7%, jeweils gegenüber dem gleichen Zeitraum 2012. Dagegen kam es bei der Elektroindustrie zu durchgängigen Abnahmen von 9,0, von 4,4 und 12,4%. Allerdings haben sich die Neuaufträge der Elektrobetriebe zwischen Juli und Oktober 2013 wieder stetig erhöht. Informations- und Kommunikationstechnik Der Standard bei der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) ist sowohl bei der Infrastruktur wie auch bei der Ausbildung sehr hoch. Belege hierfür sind die weit entwickelte elektronische Verwaltung, Erfindungen wie Skype und Start-up-Firmen. Tallinn ist auch Sitz der neuen EUAgentur für große IT-Systeme. Im IT-Ranking des Davoser Weltwirtschaftsforums belegt Estland innerhalb der EU den neunten Rang. Dies ist die beste Platzierung aller östlichen Mitglieder. Der IKTSektor hat 2011 und 2012 jeweils 4,7% zur gesamtestnischen Wertschöpfung beigesteuert und ist weiter im kräftigen Aufschwung: Im 1. Quartal 2013 gab es ein Plus um 13,7% gegenüber den ersten drei Monaten 2012. Es folgte ein Anstieg um 11,4% im 2. Vierteljahr und von 13,1% zwischen Juni und September 2013. Umwelttechnik Seit den 90er-Jahren hat sich der Standard in der Wasserversorgung sowie Abfall- und Abwasserentsorgung stark verbessert. Dennoch bedarf es weiterer erheblicher Investitionen, nicht zuletzt um allen gängigen EU-Vorgaben flächendeckend zu entsprechen. Die Realisierung vieler Projekte ist allerdings von EU-Fördergeldern abhängig. Deren konkrete Ausgestaltung von 2014 bis 2020 steht leider noch nicht genau fest, weswegen es bei der Planung vieler Projekte zu einer gewissen Verzögerung kommt. Von 2007 bis 2013 standen für den landesweiten Infrastrukturausbau der Wasser- und Abfallwirtschaft einschließlich der estnischen Beteiligung insgesamt 737 Mio. Euro an Fördermitteln bereit. Germany Trade & Invest www.gtai.de 11 Estland - Jahreswechsel 2013/14 Medizintechnik Der international aufgestellte Marktforscher Episcom beziffert das Marktvolumen für Medizintechnik in Estland für 2013 auf 153 Mio. US$ oder 114 $ pro Kopf. Die Importquote wird auf 80% geschätzt. Bis 2018 erwarten die Analysten ein durchschnittliches jährliches Marktwachstum von 4,1 % auf dann 187 Mio. US$. Auch für Investitionen in das Gesundheitswesen gilt in Estland jedoch, dass diese in den letzten Jahren in hohem Maße von EU-Fördergeldern abhängig waren. Ende 2013 stand noch nicht fest, welche EU-Mittel für welche Programme 2014 bis 2020 zur Verfügung stehen werden. Andererseits kommen derzeit viele Investitionen der auslaufenden Finanzierungsperiode von 2007 bis 2013 zum Abschluss, was für Beschaffungen von Medizintechnik spricht. Holz-, Möbel- und Papierindustrie Im waldreichen Estland ist die Be- und Verarbeitung forstwirtschaftlicher Produkte weiterhin bedeutend, denn 2011 hat die Holzindustrie 13,5% zur gesamten Erzeugung im verarbeitenden Gewerbe beigesteuert. Weitere 4,0% entfielen auf die Möbelfertigung und 2,2% auf die Papierherstellung. Die Konjunktur hat sich zuletzt unterschiedlich entwickelt. Die Holzindustrie konnte in den ersten drei Quartalen 2013 Produktionsanstiegen von 3,5, von 5,9 und 5,2% erzielen, jeweils im Vergleich zum selben Zeitraum 2012. In der Möbelbranche folgte auf Rückgänge um 6,1 und 1,8% ein Anstieg um 1,7% und für die Papierindustrie gab es im 2. Quartal eine Stagnation und vor- und nachher ebenfalls Abnahmen von 2,0 und 6,0%. Die Neuaufträge waren in der Papiererzeugung zuletzt gestiegen, in der Holzindustrie dagegen gesunken. Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie Auch die Verarbeitung von Agrarprodukten ist ein wichtiger Industriezweig. Im Jahr 2011 machte die Nahrungsmittelindustrie 12,0% und die Getränkeherstellung 1,8% der Gesamterzeugung des verarbeitenden Gewerbes aus. Die Konjunktur war zuletzt in der Nahrungsmittelerzeugung besser als bei den Getränkeanbietern. In den ersten drei Quartalen 2013 war die Produktion von Nahrungsmitteln um 0,8, um 1,4 und 4,8% höher als im jeweiligen Vorjahreszeitraum. In der Getränkesparte gab es dagegen zur selben Zeit Rückgänge um 5,0, um 1,9 und 4,1%. Neben EU-Ostseeanrainern ist auch Russland für estnische Erzeuger ein Absatzmarkt. In den letzten Jahren kam es wegen veränderter russischer Einfuhranforderungen aber immer wieder zu unvorhergesehenen Lieferschwankungen. Logistik Vor allem wegen des Transitgeschäftes für Russland und andere GUS-Märkte hat das Logistikgewerbe in Estland eine große gesamtwirtschaftliche Bedeutung und 2011 und 2012 jeweils 8,2% zur landesweiten Wertschöpfung beigetragen. Allerdings stellt der Bau des russischen Großhafens Ust-Luga unweit der estnischen Grenze für die Transitaufträge eine große Herausforderung dar. Ust-Luga will laut eigener Aussage 2018 einen Umschlag von 180 Mio. t erwirtschaften. Wegen Verlagerungen dorthin musste der Hafen Tallinn 2012 einen Umschlagsrückgang von 19,2% verzeichnen. In den ersten drei Quartalen 2013 ist die Wertschöpfung im Transport- und Lagergewerbe nacheinander um 14,8, um 16,6 und 19,9% gesunken, jeweils gegenüber dem gleichen Zeitraum 2012. 12 Wirtschaftstrends Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH Villemombler Straße 76 53123 Bonn Tel.: +49 (0)228/24993-0 Fax: +49 (0)228/24993-212 E-Mail: [email protected] Internet: www.gtai.de Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, 10117 Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Torsten Pauly, Tallinn Redaktion: Regina Wippler, Tel.: +49 (0)228/24993-416, E-Mail: [email protected] Ansprechpartnerin: Barbara Kussel, Tel.: +49 (0)228/24993-356, E-Mail: [email protected] Redaktionsschluss: Dezember 2013 Bestell-Nr.: 18732 Alle Rechte vorbehalten.© Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. 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