Lineare Algebra I (WS 12/13) Bernhard Hanke Universität Augsburg 6.11.2012 Bernhard Hanke 1 / 11 Satz (Basisergänzungssatz) Es sei V ein endlichdimensionaler Vektorraum der Dimension n und (v1 , . . . , vk ) eine linear unabhängige Familie. Dann gilt: I k ≤ n. I Falls k = n, so ist die gegebene Familie bereits eine Basis von V . I Falls k < n, so lässt sich diese Familie durch weitere Vektoren vk+1 , . . . , vn ∈ V zu einer Basis von V ergänzen. Folgerung Es sei V ein endlichdimensionaler Vektorraum und W ⊂ V ein Untervektorraum. Dann ist auch W endlichdimensional und es gilt dim W ≤ dim V . Falls dim W = dim V , so ist W = V . Bemerkung Der letzte Teil des Korollars gilt nicht für unendlichdimensionale Vektorräume. Auf dem Übungsblatt findet sich ein Gegenbeispiel dazu. Bernhard Hanke 2 / 11 Basisergänzungssatz (Fortsetzung) Beispiel Da die Lösungsmengen homogener Gleichungssysteme mit n Unbestimmten Untervektorräume des Rn sind, sind diese Lösungsmengen endlichdimensional und haben Dimension ≤ n. Bernhard Hanke 3 / 11 Zeilenrang einer Matrix Definition Wir definieren den Zeilenrang einer Matrix A, geschrieben ZRang (A) als die Dimension des von den Zeilenvektoren aufgespannten Untervektorraums des Rn . Proposition Elementare Zeilenumformungen von A verändern den Zeilenrang ZRang (A) nicht. Insbesondere gilt: Wenn wir A auf Zeilenstufenform gebracht haben und diese aus r Zeilen ungleich 0 besteht, so haben wir r = ZRang (A). Beispiel 1 2 1 1 2 1 A = 2 3 0 ∼ 0 −1 −2 =⇒ ZRang (A) = 2 3 5 1 0 0 0 Bernhard Hanke 4 / 11 Zeilenrang einer Matrix (Forsetzung) Proposition Ist ein homogenes lineares Gleichungssystem gegeben und bringen wir dieses auf Zeilenstufenform, so hängt die Anzahl der Pivotelemente nur vom linearen Gleichungssystem ab, aber nicht von der speziell konstruierten Zeilenstufenform. Bernhard Hanke 5 / 11 Gauß Verfahren und Basen Sei (v1 , . . . , vk ) ein Erzeugendensystem eines Untervektorraumes V ⊂ Rn . Wie findet man eine Teilfamilie, die eine Basis ist? I Hierzu löst man das Gleichungssystem λ1 v1 + · · · + λk vk = 0 mittels des Gauß’schen Verfahrens. I Nichttriviale Lösungen =⇒ man findet einen Vektor vj , 1 ≤ j ≤ k, der sich als Linearkombination der verbleibenden Vektoren ausdrücken lässt. I Dann wiederholt man das Verfahren mit der Teilfamilie (v1 , . . . , vk ) \ {vj }. Bemerkung Man kann auch eine linear unabhängige Familie (v1 , . . . , vk ) des Rn zu einer Basis von V mit Hilfe des Gauß’schen Verfahrens ergänzen. Bernhard Hanke 6 / 11 Unendlichdimensionale Vektorräume Aus dem Basisauswahlsatz folgt, dass jeder endlichdimensionale Vektorraum eine Basis besitzt. Dies gilt auch für beliebige Vektorräume. Hierfür benötigen wir einige Grundbegriffe aus der Mengenlehre: Definition Es sei R ⊂ X × X eine Relation auf einer Menge X . I R heißt reflexiv, wenn für alle x ∈ X die Relation xRx erfüllt ist. I R heißt transitiv, wenn für alle x, y , z ∈ X : xRy ∧ yRz =⇒ xRz. I R heißt antisymmetrisch, falls für x, y ∈ X : xRy ∧ yRx ⇐⇒ x = y . I R heißt (partielle) Ordnung, falls R reflexiv, transitiv und antisymmetrisch ist. Bernhard Hanke 7 / 11 Geordnete Mengen Ordnungen werden oft mit dem Zeichen ≤ benannt. Wir nennen dann (X , ≤) geordnete Menge. Beispiel Ist X eine Menge. Die Relation A ≤ B :⇔ A ⊂ B definiert eine Ordnung ≤ auf P(X ). Bernhard Hanke 8 / 11 Geordnete Mengen (Fortsetzung) Definition Wir nennen eine partialle Ordnung ≤ auf X total, falls für alle x, y ∈ X entweder x ≤ y oder y ≤ x gilt. In diesem Fall heißt (X , ≤) total geordnete Menge. Beispiel I (Z, ≤) mit der gewöhnliche Ordnungsrelation ist eine total geordnete Menge. I Ist X eine beliebige Menge. (P(X ), ≤) ist in der Regel nicht total geordnet. Bernhard Hanke 9 / 11 Geordnete Mengen (Fortsetzung) Definition Es sei (X , ≤) eine geordnete Menge und C ⊂ X eine Teilmenge. I Wir nennen ein Element x ∈ X eine obere Schranke von C , falls c ≤ x für alle c ∈ C . Man beachte, dass x nicht in C liegen braucht. I Wir nennen C eine Kette, wenn die Einschränkung der Ordnung ≤ auf C total ist. I Ein Element m ∈ X heißt maximal in X , wenn für alle x ∈ X die folgende Implikation gilt: x ≥ m ⇒ x = m. Proposition (Zornsches Lemma) Es sei (X , ≤) eine geordnete Menge, so dass jede Kette C ⊂ X eine obere Schranke in X besitzt. Dann hat X ein maximales Element. Bernhard Hanke 10 / 11 Bemerkung Das Zornsche Lemma ist äquivalent zum Auswahlaxiom: Es sei X eine Menge und X ⊂ P(X ) eine Menge von nichtleeren Teilmengen von X . Dann existiert eine Abbildung ( Auwahlfunktion“) ” φ : X → X mit φ(A) ∈ A für alle A ∈ X. Satz Jeder Vektorraum besitzt eine Basis. Beispiel Nach diesem Resultat hat zum Beispiel der Vektorraum V = C (R) der stetigen Abbildungen R → R eine Basis (fi )i∈I . Niemand weiß, wie so eine Basis explizit aussieht. Bernhard Hanke 11 / 11