Mathematische Ergänzungen zur Experimentalphysik für Maschinenwesen II Andreas Meier-Koll Technische Universität München Lehrstuhl für Experimentalphysik E13 Mathematische Ergänzungen zur Experimentalphysik für Maschinenwesen II – p.1 Komplexe Zahlen Definition: x, y sind reelle Zahlen z := (x, y) = x + iy imaginäre Einheit: i konjungiert komplexe Zahl: z := x − iy Betrag: q |z| := x2 + y2 Polardarstellung: z = r(cos (ϕ) + i sin (ϕ)) Normaldarstellung ↔ Polardarstellung x = r cos (ϕ) y = r sin (ϕ) ↔ r = tan (ϕ) = q x2 + y2 ; y x Mathematische Ergänzungen zur Experimentalphysik für Maschinenwesen II – p.2 Rechenregeln für komplexe Zahlen gegeben: z1 = x1 + iy1 und z2 = x2 + iy2 Addition und Subtraktion: z1 ± z2 := (x1 ± x2 ) + i(y1 ± y2 ) Multiplikation: z1 · z2 := (x1 x2 − y1 y2 ) + i(x2 y1 + x1 y2 ) = (x1 + iy1 ) · (x2 + iy2 ) = (x1 x2 + i2 y1 y2 ) + i(x2 y1 + x1 y2 ) ! ⇒ für imaginäre Einheit: i2 = −1 Division: z1 z1 · z̄2 := z2 |z2 |2 Mathematische Ergänzungen zur Experimentalphysik für Maschinenwesen II – p.3 Komplexe Exponenzialfunktion Definition: z sei komplex ∞ X z2 z3 zn z e := =1+z+ + + ... n! 2! 3! n=0 Rechenregel: ez 1 +z 2 = ez 1 · ez 2 Ableitung: d z e = ez dz Was bedeutet ez ? ez = ex+iy = ex · eiy → ex : reelle Exponenzialfunktion → eiy : beschreibt Drehung in der Gauß’schen Zahlenebene Mathematische Ergänzungen zur Experimentalphysik für Maschinenwesen II – p.4 Drehung in komplexer Zahlenebene Warum beschreibt eiϕ eine Drehung? Eigenschaften eine Drehung: Drehung um den Winkel α und dann um den Winkel β liefert dasselbe “Drehergebnis” wie eine Drehung um den Winkel α + β: als Formel: D(α) · D(β) = D(α + β) Eigenschaften von eiϕ : eiα · eiβ = ei(α+β) Mathematische Ergänzungen zur Experimentalphysik für Maschinenwesen II – p.5 Infinitesimale Drehung Was bedeutet z · ei∆ϕ wenn ∆ϕ sehr klein? → ∆ϕ ≪ 1 ⇒ ei∆ϕ ≈ 1 + i∆ϕ → z · ei∆ϕ ≈ (x + iy) · (1 + i∆ϕ) = (x − y · ∆ϕ) + i(y + x · ∆ϕ) Weg: s = z · ei∆ϕ − z ≈ iz∆ϕ Weglänge: |s| = |z| |∆ϕ| = |∆ϕ| |z|=1 Ergebnis: ei∆ϕ “dreht” die komplexe Zahl z um den infinitesimalen Winkel ∆ϕ gegen den Uhrzeigersinn. Mathematische Ergänzungen zur Experimentalphysik für Maschinenwesen II – p.6 Finite Drehung und Euler-Formel Finite Drehung durch Hintereinanderschalten von infinitesimalen Drehungen: D(ϕ) = eiϕ = ein·∆ϕ = ei∆ϕ · ei∆ϕ · ei∆ϕ ...ei∆ϕ {z } | n−mal Beschreibung von Drehungen mit Winkelfunktionen ⇒ “Euler-Formel” D(ϕ) = cos (ϕ) + i sin (ϕ) = eiϕ Anwendungen: Darstellung von Sinus und Kosinus durch komplexe Exponenzialfunktion: 1 1 (eiϕ − e−iϕ ) cos (ϕ) = 2 (eiϕ + e−iϕ ) sin (ϕ) = 2i Berechnung von Schwingungsgleichungen Additionstheoreme für Sinus und Kosinus ... Mathematische Ergänzungen zur Experimentalphysik für Maschinenwesen II – p.7 Kurvenintegral (1) Motivation: Ein Körper bewegt sich auf einer Bahn von ~ (~ A nach B in einem Kraftfeld F r). Wie groß ist die Arbeit? Vorgehen: Zerlegen Weg C in kleine Teilstrecken: Berechnen Arbeit für jede Teilstrecke: ~i · ∆s~i ∆Wi = F Addieren Arbeitsbeträge aller Teilstrecken n n X X ~i · ∆s~i W ≈ ∆Wi = F i=1 i=1 Wählen feinere Zerlegung des Weges: n X ~i · ∆s~i W = lim F n→∞ i=1 Mathematische Ergänzungen zur Experimentalphysik für Maschinenwesen II – p.8 Kurvenintegral (2) ~ (~ Definition: Geben ist das Vektorfeld F s) und der Weg C Kurvenintegral: Z n X ~ · d~ ~ (s~i ) · ∆s~i F s := lim F n→∞ C i=1 Berechnung: ~=s ~(x) mit Startpunkt s ~(a); Endpunkt s ~(b) Parametrisierung: s Z ~ · d~ F s= C Z b a s(x) ~ (x) · ∂~ F dx ∂x ~ zeigt in Richtung des Weges C und |F ~ | = F = konst “einfach”: Fall F (Weglänge: LWeg ) Z ~ · d~ F s = F · LWeg C Mathematische Ergänzungen zur Experimentalphysik für Maschinenwesen II – p.9 geschlossenes Kurvenintegral Definition: geschlossenes Kurvenintegral (“Zirkulation”) I ~ · d~ ~ entlang C F s = “Zirkulation” des Feldes F C geschlossener Weg schließt Flächengebiet A ein. ~ gegen den Uhrzeigersinn Konvention: Weg umläuft Flächennormalen dA (Linkskurve). Mathematische Ergänzungen zur Experimentalphysik für Maschinenwesen II – p.10 Flächenintegral (1) Motivation: ~ (~ Gegeben ist ein Strömungsfeld F r). Wie groß ist der Fluß Φ durch eine beliebig geformte Querschnittsfläche A? Vorgehen: Zerlegen Fläche A in kleine Teilflächen und berechnen den Fluß durch Teilflächen: ~i · ∆A ~i ∆Φi = F Addieren Teilflüsse durch alle Teilflächen n X ~i · ∆A ~i F Φ≈ i=1 Wählen feinere Zerlegung der Oberfläche: n X ~i · ∆A ~i F Φ = lim n→∞ i=1 Mathematische Ergänzungen zur Experimentalphysik für Maschinenwesen II – p.11 Flächenintegral (2) ~ (~ Gegeben Vektorfeld F r) und Fläche A. Definition Flächenintegral: Z ~ · dA ~ := lim F n→∞ A n X ~i · ∆A ~i F i=1 Berechnung Parametrisierung → Doppelintegral: Z A ~ · dA ~= F Z y2 y1 Z x2 Fnormal (x, y) geo(x, y) dx dy x1 Bsp: Kugelkoordinaten: geo(θ, ϕ) dϕ dθ = r2 sin(θ) dϕ dθ ~ steht senkrecht auf der Oberfläche und F = |F ~ | = konst “einfach”: F Z ~ · dA ~ =F ·A F A Mathematische Ergänzungen zur Experimentalphysik für Maschinenwesen II – p.12 geschlossenes Flächenintegral geschlossenes Oberflächenintegral: I ~ · dA ~ = geschlossenes Flächenintegral des Feldes F ~ durch die Oberfläche A F A geschlossene Fläche A schließt Volumengebiet ein Konvention: ~ zeigt aus dem Volumengebiet heraus. Flächennormale dA Mathematische Ergänzungen zur Experimentalphysik für Maschinenwesen II – p.13