NAHRUNGSMITTEL KREBSTHERAPIEN KOSMETIKA

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DIE WELT
DER PEPTIDE
WAS SIND PEPTIDE?
Peptide sind Ketten von zwei bis zirka hundert
Aminosäuren. Längere Ketten bezeichnet man als
Proteine (Eiweissstoffe). Sie sind organische Verbindungen, die in lebenden Organismen aus natürlichen
Aminosäuren aufgebaut werden. Ursprünglich aus
biologischen Quellen isoliert, werden sie heute auf
chemischem Weg synthetisiert. Die biologischen
Eigenschaften von Peptiden hängen von der Anzahl
der Aminosäuren und von ihrer Position in der Kette
ab. Mit lediglich zwanzig natürlichen Aminosäuren ist
eine unvorstellbar grosse Zahl von Peptiden möglich,
jedes mit anderen physikalischen, chemischen und
biologischen Eigenschaften.
WO FINDEN PEPTIDE ANWENDUNG?
Vor allem werden Peptide als hochaktive und
spezifische Wirkstoffe in Medikamenten verwendet.
Der Vielfalt ihrer biologischen Funktionen entsprechend werden sie in den verschiedensten Anwendungsgebieten eingesetzt. Krebstherapien, Diabetes
und Fettleibigkeit sind drei prominente pharmazeutische Gebiete, in denen mit Peptiden Milliardenumsätze erwirtschaftet werden. Zur Behandlung kardio­
vaskulärer und neurodegenerativer Krankheiten, bei
Niereninsuffizienz, als Antibiotika, in Vakzinen und
in Arzneimitteln für seltene Krankheiten sind Peptide
gefragte Wirkstoffe.
WELCHE DARREICHUNGSFORMEN GIBT ES?
Da Peptide nach einfacher oraler Verabreichung
in der Regel schnell verdaut würden, könnten sie ihre
Zielorgane kaum erreichen. Deshalb werden Peptidwirkstoffe meist parenteral verabreicht. Neben der
herkömmlichen Injektion kommen vermehrt Depot­
formulierungen mit einer Wirkungsdauer von Tagen
bis mehreren Monaten, aber auch Nasalapplikationen
zum Einsatz. Sublinguale und transdermale Anwendungen sowie Verabreichung mit Hilfe von Nanopartikeln sind Gegenstand aktueller Forschung und
Entwicklung.
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Bachem Geschäftsbericht 2015
KOSMETIKA
Peptidwirkstoffe finden
Anwendung in hochwertigen
kosmetischen Produkten,
beispielsweise gegen
altersbedingte Falten.
NAHRUNGSMITTEL
Der künstliche Süssstoff
Aspartam ist ein Dipeptid
mit gegenüber Haushalt­
zucker zweihundertfacher
Süsskraft. Er spielt in der
Diabetologie eine wichtige
Rolle.
KREBSTHERAPIEN
Peptide werden in der
Onkologie sowohl in der
bildgebenden Diagnostik
als auch in der Therapie
mit Erfolg eingesetzt.
3NYJ, PDB ID 3NYJ: Crystal Structure Analysis of APP E2 domainhttp://www.rcsb.org/pdb/explore/explore.do?structureId=3NYJ Lee, S., Xue, Y., Hu, J., Wang, Y.,
Liu, X., Demeler, B., Ha, Y. (2011) The E2 Domains of APP and APLP1 Share a Conserved Mode of Dimerization. Biochemistry 50: 5453-5464 (PubMed ID 21574595)
WEITERE ANWENDUNGSGEBIETE
BACHEM FRÜHJAHRS­
SYMPOSIUM
«AUF ERFOLG GETRIMMT:
MODIFIZIERTE PEPTIDE»
Beim Frühjahrssymposium haben PeptidExperten aus Industrie und Wissenschaft
aktuelle Trends in der Forschung und
Entwicklung von Peptiden präsentiert.
Die Bedeutung der Chiralität von
Proteinen, deren gefaltete Struktur die
Wechselwirkungen mit anderen Mole­
külen bestimmt, wurde betont. Selektiv
bindende Liganden können beispiels­
weise Proteine oder Peptide sein. Ein
natürliches Protein ist ein Makromolekül
aus L-Aminosäuren, das sich zu einer
chiralen dreidimensionalen Struktur
faltet. Ersetzt man die L-Aminosäuren
durch D-Aminosäuren, entsteht bei
Faltung das Spiegelbild des natür­lichen
Moleküls. Um einen Liganden für
ein natürliches Protein komplett aus
D-Aminosäuren herzustellen, muss
der L-Protein-Ligand ein zweites Mal
gespiegelt werden.
Das D-Analog des Zielproteins wird
durch chemische Synthese hergestellt.
Mittels Phagen-Display wird das
L-Protein aus einer Bibliothek poten­
zieller Liganden ermittelt, das mit der
höchsten Affinität an das D-Ziel bindet
und das dem optimalen Liganden
entsprechende All-D-Protein synthetisiert, welches an das ursprüngliche
Zielprotein aus L-Aminosäuren bindet.
Adapted from S.A. Funke and D. Willbold, Mol. Biosystems, 5 (2009) 783–786
Professor Stephen Kent (Universität
Chicago), ein Pionier der chemischen
Proteinsynthese, hat dieses Konzept in
Zusammenarbeit mit dem von ihm
mitbegründeten Unternehmen Reflexion
Pharmaceuticals weiterentwickelt.
Peptide und Proteine, die aus D-Amino-
säuren bestehen, werden durch Proteasen nicht abgebaut. Bei Verwendung
als Therapeutika haben sie eine längere
Halbwertszeit und sind nicht immunogen. Als Beispiel für die Herstellung eines
D-Protein-Liganden, der ein L-ProteinZiel erkennt, wurde der vaskuläre
endotheliale Wachstumsfaktor Typ A
(VEGF-A), ein Angiogenese-auslösendes
Protein, das in Tumoren überexprimiert
ist, als natürliches Zielmolekül gewählt.
All-D-VEGF-A wurde synthetisch durch
native chemische Ligation hergestellt.
Die Gruppe von Professor Sachdev Sidhu
(Universität Toronto) wählte All-D-VEGF-A
als Zielmolekül für das Phagen-Display
einer Bibliothek kleiner Proteinliganden.
Ausgewählt wurde das L-Protein, das
am effizientesten von All-D-VEGF-A
gebunden wurde. Das entsprechende
All-D-Protein wurde synthetisiert,
band an natives VEGF-A und wirkte
als VEGF-Rezeptor-Antagonist.
Die Gruppe von Professor John Robinson
(Universität Zürich) arbeitet an synthetischen Proteinepitop-Mimetika. Sie hat
makrozyklische Peptide entwickelt,
die eine -Hairpin-artige Struktur bilden.
Ein L-Pro-D-Pro-Gerüst stabilisiert
die Schleife. Bei einem -Hairpin-mimetischem Protegrin I-analog wurde ein
starker Anstieg der antimikrobiellen
Aktivität beobachtet.
Das cyclische Tetradecapeptid zeigte
sich besonders effektiv gegen Pseudomonas-Bakterien wie P. aeruginosa.
Diese stellen ein grosses Problem dar,
denn sie werden häufig in Kranken­
häusern nachgewiesen und haben
eine Multiresistenz gegen Antibiotika
entwickelt. Das von Polyphor entwickelte
Peptid-Antibiotikum POL7080 ist das
Ergebnis einer weiteren Optimierung der
Struktur des Protegrin-Mimetikums.
DAS PRINZIP DER PROTEINSPIEGELUNG
VIA PHAGENDISPLAY
CHEMISCHE
SYNTHESE
L-Zielmolekül
D-Zielmolekül
PHAGENDISPLAY
SCREENING
SPIEGEL
CHEMISCHE
SYNTHESE
L-Zielmolekül D-Protein
L-Protein D-Zielmolekül
PRÄSENTIERTE
PHAGEN
L-Proteinbibliotheken
SPIEGEL
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