Gesunde Ernährung für Zähne und Körper

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GESUNDHEITSDIREKTION KANTON ZÜRICH
KANTONALE BERATUNGSSTELLE FÜR PRÄVENTIVE ZAHNMEDIZIN
Gesunde Ernährung für Zähne und Körper
Marianne Honegger Schnyder, dipl. Ernährungsberaterin HF
Schulärztlicher Dienst der Stadt Zürich
[email protected]
Gesunde Ernährung für Zähne und Körper
Inhalt
Seite
Einleitung, Ernährungssituation
2
Gesunde Ernährung für Kinder
3
Empfehlungen zur Lebensmittelpyramide
4
Die Lebensmittelpyramide auf dem Kinderteller
7
Zwischenmahlzeiten
8
Getränke
8
Kohlenhydrate, Süssstoffe
10
Empfehlungen zur Pausenernährung
12
Tipps zum Essen mit Kindern
13
Literatur, Adressen, Quellenangaben
14
Einleitung
Ernährungsempfehlungen
Die Schulzahnpflegeinstruktorinnen (SZPI) leisten mit ihrer Tätigkeit in den
Schulklassen einen wesentlichen Beitrag zur Zahngesundheitserziehung.
Zu den Prophylaxe-Lektionen gehört auch eine zahngesunde Ernährung.
Die alleinige Bewertung der Nahrung auf Grund ihrer Wirkung auf die
Zähne führte jedoch teilweise zu gegensätzlichen Empfehlungen von
Zahnärzt/innen und Ernährungsfachleuten. Mit einer Ergänzung der bisher
durch die SZPI vermittelten Inhalte durch einfache, klare und ernährungswissenschaftlich fundierte Informationen liegen nun einheitliche Ernährungsempfehlungen vor.
Gesundheitsförderung
Die Ernährung ist neben anderen Faktoren wie Bewegung und Entspannung ein wesentlicher Baustein der Gesundheitsförderung. Die SZPI
können durch ihre regelmässigen Einsätze in den Schulklassen mit zusätzlichen Ernährungsinformationen die Anliegen der Gesundheitsförderung verbreiten.
Ernährungssituation der Kinder in der Schweiz
Übergewicht
Adipositas
Wie weltweit in allen industrialisierten Ländern, nimmt auch in der Schweiz
die Zahl der übergewichtigen und adipösen (fettleibigen) Kinder zu. Rund
20% der Schulkinder sind übergewichtig und 5% adipös. Übergewicht
hängt nachweislich mit falscher Ernährung und Bewegungsmangel
zusammen.
Essstörungen
Der Wunsch nach einem schlanken Körper hat aber auch seine Schattenseiten: Viele Jugendliche fühlen sich zu dick, auch wenn sie nicht übergewichtig sind. Umfragen zeigen, dass viele Jugendliche Diäten machen.
1-3% leiden an einer eigentlichen Essstörung wie Anorexie (Magersucht)
oder Bulimie (Ess-Brechsucht). Betroffen sind immer jüngere Kinder, zunehmend auch Knaben.
Bei allen Ernährungsinterventionen muss ein gesundes Essverhalten im
Vordergrund stehen.
Nährstoffversorgung
Trotz quantitativ guter Ernährung ist die Versorgung mit B-Vitaminen bei
allen Altersgruppen knapp. Calcium ist bei Kindern ein Problem, die nur
wenig Milchprodukte essen. Besonders häufig ist eine mangelhafte Nährstoffversorgung bei jugendlichen Mädchen: viele essen zu wenig Energie,
Calcium und Eisen. Allgemein essen wir zu viel Zucker, zu viel Fett und zu
wenig komplexe Kohlenhydrate und Nahrungsfasern.
Frühstücksgewohnheiten
15-25% der Kinder kommen ohne Frühstück zur Schule: je älter die Kinder,
desto seltener frühstücken sie. Viele nehmen auch keinen Znüni mit. Die
fehlende Nährstoffzufuhr am Morgen wirkt sich negativ auf die Nährstoffzufuhr, das Körpergewicht und auch die Leistungsfähigkeit aus.
Gesunde Ernährung für Zähne und Körper (2010)
2
Gesunde Ernährung für Kinder
Gesunde
Ernährung
weshalb?
!
!
!
Sie liefert Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe für ein gesundes
Wachstum und eine gesunde Entwicklung.
Sie beugt Übergewicht und Krankheiten wie Diabetes, Herz-KreislaufKrankheiten, Krebs u.a. vor.
Sie fördert die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit (Ausdauer
und Kraft, Konzentration und Merkfähigkeit).
Die Prägung der Geschmacksvorlieben und Essgewohnheiten beginnt in
den ersten Lebensjahren. Eine gesunde Ernährung im Kindesalter legt den
Grundstein für ein gesundes Essverhalten auch im Erwachsenenalter.
Lebensmittelpyramide
Grundlage für eine gesunde Kinderernährung ist die Lebensmittelpyramide,
die für Erwachsene entwickelt wurde. Sie hat aber auch für Kinder ihre
Gültigkeit, wenn die Mengenempfehlungen für die entsprechende Altersgruppe angepasst werden.
Quelle: Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE)
Gesunde Ernährung für Zähne und Körper (2010)
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Empfehlungen zur Nahrungsmittelpyramide
Getränke
(Flüssigkeit)
Unser Körper besteht zu 2/3 aus Wasser. Wasser ist ein wichtiges
Lösungs- und Transportmittel, alle Nährstoffe und Stoffwechselprodukte
werden damit transportiert. Zudem dient Wasser als Baustoff und zur
Wärmeregulation.
Bereits ein Wasserverlust von 1-2% führt zu Einschränkungen der Körperfunktionen. Symptome leichter Dehydratation sind: Durstgefühl, trockener
Mund, konzentrierter Urin, verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen.
Kinder, die zu wenig trinken, können sich schlechter konzentrieren. Ihr
Kurzzeitgedächtnis ist beeinträchtigt. Mögliche Folgen einer längerfristig zu
geringen Flüssigkeitszufuhr sind Obstipation, Nierensteine, Krebs von
Dickdarm und Blase.
Empfohlene Trinkmenge pro Tag:
4- 6 Jahre: 8 dl
7-12 Jahre: 1 Liter
13-15 Jahre: 1-1.5 Liter
Erhöht ist der Wasserbedarf bei starkem Schwitzen, in trockener, kalter
Luft, in grosser Höhe sowie bei krankheitsbedingten Wasserverlusten
(Fieber, Durchfall).
Empfehlenswert sind alle ungesüssten Getränke: in erster Linie Leitungswasser, aber auch Mineralwasser nature mit oder ohne Kohlensäure sowie
ungesüsster Kräuter- oder Früchtetee.
Fruchtsaft, Süssgetränke und Milch enthalten zwar viel Flüssigkeit, aber
auch Energie und Nährstoffe. Sie gelten deshalb als Nahrungsmittel und
werden der entsprechenden Stufe der Lebensmittelpyramide zugeordnet.
Zu den Getränken gehören auch Schwarztee, Grüntee und Kaffee. Für
Kinder sind sie aber wegen ihres Koffeingehalts nicht zu empfehlen.
Früchte und
Gemüse
Sie liefern verschiedene Zuckerarten, Mineralstoffe, wasserlösliche Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe und Nahrungsfasern. Sie sind weitgehend
fettfrei und energiearm.
Sekundäre Pflanzenstoffe sind Zehntausende von verschiedenen Farb-,
Geruchs-, Geschmacks- und anderen Inhaltsstoffen, die für den Schutz
unseres Körpers eine wichtige Rolle spielen.
Obwohl frische Früchte fermentierbare Kohlenhydrate enthalten, sind sie
nicht kariesfördernd.
Tages- Empfehlung:
5 am Tag, in allen Farben
3 Portionen Gemüse/ Salat, 2 Portionen Früchte
Eine Portion entspricht einer Handvoll, für Kinder sind das 70-120 g.
Eine Portion pro Tag kann auch in Form eines naturreinen, ungesüssten
Fruchtsafts oder Früchtesmoothies verzehrt werden, am besten zu einer
Mahlzeit. Zu vermeiden ist ein schluckweises Trinken über einen längeren
Zeitraum (Kariesgefahr).
Gesunde Ernährung für Zähne und Körper (2010)
4
Früchte und
Gemüse
Bei der Auswahl an Früchten und Gemüsen soll die Saison berücksichtigt
werden. Früchte und Gemüse, die im Freiland wachsen und reif geerntet
werden, sind geschmackvoll und enthalten viele sekundäre Pflanzenstoffe.
Der Anbau von Früchten und Gemüse in geheizten Treibhäusern und der
Transport von Produkten aus Übersee erfordern einen hohen Treibstoffverbrauch und führen zu einem hohen CO2-Ausstoss. Saisongerechte
Sorten aus der Schweiz und dem benachbarten Ausland sind deshalb auch
aus ökologischen Gründen zu bevorzugen.
Getreideprodukte,
Kartoffeln,
Hülsenfrüchte
Neben Kohlenhydraten in Form von Stärke enthalten Getreideprodukte und
Kartoffeln auch pflanzliches Protein. Besonders proteinreich sind Hülsenfrüchte. Vollkornprodukte liefern zusätzlich Nahrungsfasern, B-Vitamine
und Mineralstoffe. Zudem weisen sie ein geringeres kariogenes Potential
auf als raffinierte Produkte.
Tages- Empfehlung:
Zu jeder Hauptmahlzeit eine Portion
Vollkornprodukte als Zwischenmahlzeit
Mind. 2 Portionen sollten in Form von Vollkornprodukten (wie Vollkornbrot,
Vollreis, Getreideflocken, Vollkorncracker oder Reiswaffeln) oder Hülsenfrüchten gegessen werden.
Portionengrösse ca.:
4- 6 Jahre: 50 g Brot, 40 g Getreide oder 180 g Kartoffeln
7-12 Jahre: 65-100 g Brot, 45-60 g Getreide oder 220-270 g Kartoffeln
13-15 Jahre: 100-120 g Brot, 70-80 g Getreide oder 270-300 g Kartoffeln
Diese Mengen gelten für durchschnittlich körperlich aktive Kinder. Je mehr
sich ein Kind bewegt, desto grösser sollen seine Kohlenhydrat- Portionen
sein.
Milch und
Milchprodukte
Sie sind wichtig für eine ausreichende Proteinversorgung. Dazu sind sie
die bedeutendsten Quellen für Calcium und liefern die Vitamine D, B2 und
B12. Kohlenhydrate sind in Form von Milchzucker enthalten.
Tages- Empfehlung:
4- 6 Jahre: 2 Portionen
7-12 Jahre: 2-3 Portionen
13-15 Jahre: 3 Portionen
1 Portion entspricht 2 dl Milch, 180 g Jogurt oder 30-60 g Käse.
Zu beachten ist, dass Milchprodukte oft in gesüsster Form wie Fruchtjogurt
oder Milchmischgetränken bevorzugt werden. Hier wird gleichzeitig sehr
viel Zucker konsumiert!
Milch und Käse wird eine kariesprotektive Wirkung nachgesagt: nach deren
Konsum sinkt der pH-Wert des Speichels kaum ab, zudem enthalten sie
viel Calcium, das die Remineralisation des Speichels fördert.
Gesunde Ernährung für Zähne und Körper (2010)
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Fleisch,
Fisch, Eier
Sie gehören wie die Milchprodukte zu den Proteinlieferanten. Protein
(Eiweiss) ist ein Baustoff für unseren Körper. Auch für das Immunsystem
spielt Protein eine Rolle. Daneben liefert vor allem rotes Fleisch Eisen, das
für die Blutbildung notwendig ist.
Mengenempfehlung:
max. 1 Portion pro Tag, 3-5 Portionen Fleisch pro Woche
Portionengrösse:
4-6 Jahre: 50 g, 7-12 Jahre: 80 g, 13-15 Jahre: 100 g
Wurstwaren enthalten neben viel Fett und Salz auch Nitrit, ein Zusatzstoff,
der in grossen Mengen krebsfördernd ist. Sie sollten deshalb max. 1x pro
Woche auf dem Speiseplan stehen.
Öl, Fett,
Nüsse
Sie liefern neben Energie auch einen hohen Anteil an einfach- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren sowie fettlösliche Vitamine (A,D,E,K). Fett
sollte 30-35% der Energiezufuhr für Kinder ausmachen. Dies entspricht
einer totalen Fettzufuhr von ca. 60 g pro Tag.
Tages- Empfehlung:
4 Teelöffel Rapsöl oder Olivenöl, 1-2 Teelöffel Butter und 20 g Nüsse
Süssigkeiten,
fettreiche
Snacks
Physiologisch sind diese Nahrungsmittel nicht lebensnotwendig. Sie liefern
vor allem „leere“ Kalorien in Form von Zucker und Fett. Dadurch fördern sie
Übergewicht oder verdrängen Grundnahrungsmittel aus dem Speiseplan.
Trotzdem sind sie aus unserer Ernährung nicht ganz zu verbannen. Sie
sind aber nicht als Grundnahrungsmittel, sondern als Genussmittel zu betrachten.
Tages- Empfehlung:
max. 1 Portion Süssigkeiten oder Snacks
max. 10% der Energiezufuhr
Portionengrösse:
20-50 g Süssigkeiten/ Snacks oder 2-3 dl Süssgetränk
Gezuckerte Süssigkeiten werden am besten zu einer Hauptmahlzeit als
Dessert gegessen. Aus zahnmedizinischer Sicht werden 4 Zuckerportionen
pro Tag toleriert. Eine Reduktion auf 1-2x pro Tag ist jedoch aus gesundheitlichen Gründen empfehlenswert.
Fettreiche Snacks enthalten meist minderwertige Fette mit einem hohen
Anteil an gesättigten Fettsäuren, teilweise auch Trans-Fettsäuren, die bei
der Härtung von Ölen entstehen. Deren Anteil in der Ernährung ist möglichst tief zu halten.
Energie
Alle Nahrungsmittel tragen durch ihren Gehalt an Protein, Fett und Kohlenhydraten zur Energiezufuhr bei. Ein weiterer Energieträger ist Alkohol, der
aber im Kindesalter vermieden werden soll.
Mit den empfohlenen Tagesportionen aus der Nahrungsmittelpyramide
wird der Richtwert für die Energiezufuhr erreicht. Folgende Angaben sind
Durchschnittswerte und können individuell stark variieren.
4- 6 Jahre: 1400 kcal (w)
7-12 Jahre: 1700-2000 kcal (w)
13-15 Jahre: 2200 kcal (w)
Gesunde Ernährung für Zähne und Körper (2010)
1500 kcal (m)
1900-2300 kcal (m)
2700 kcal (m)
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Die Pyramide auf dem Kinderteller
Mittagessen
Abendessen
Zu jeder Hauptmahlzeit sollen alle Grundstufen der Lebensmittelpyramide enthalten sein:
•
Flüssigkeit/ Wasser
•
Getreide, Kartoffeln oder Hülsenfrüchte
•
Gemüse und/ oder Salat und/ oder Obst
•
Fleisch, Fisch, Ei oder Käse/ Milch
Fleisch/ Fisch/
Eier/ Käse
(Eiweiss)
Gemüse / Salat
Wasser
Kartoffeln/ Reis/ Brot/
Teigwaren
(Kohlenhydrate/Stärke)
Gesunde Ernährung für Zähne und Körper (2010)
Obst
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Zwischenmahlzeiten
Znüni und Zvieri
Zwei Zwischenmahlzeiten pro Tag sind für Kinder empfehlenswert: sie gewährleisten eine kontinuierliche Energiezufuhr, liefern wichtige Nährstoffe
und halten fit und leistungsfähig. Eine gesunde Zwischenmahlzeit liefert
neben Flüssigkeit langsam verwertbare Kohlenhydrate, Vitamine, Mineralstoffe und je nach Bedarf auch Protein.
Grundsätzlich sollen Zwischenmahlzeiten aus ungezuckerten Nahrungsmitteln bestehen, damit ein Zähnebürsten nach dem Znüni und Zvieri nicht
nötig ist. Zusätzlich sollen auch fettreiche Fertigprodukte wie Pommes
Chips oder Gipfeli vermieden werden, da die Fettqualität meist schlecht ist
und sie durch ihre hohe Energiedichte Übergewicht fördern.
Ideale Zwischenmahlzeiten sind frische Früchte oder Gemüsestückli. Mit
den Fruchtportionen zum Znüni und Zvieri erreicht man auch gut die „5 am
Tag“.
Das Znüni ist besonders wichtig für Frühstücksmuffel. Wer zum Frühstück
nur etwas trinkt, nimmt zusätzlich zur Frucht am besten noch ein Stück
Brot oder ein kleines Sandwich mit. Auch Kinder, die viel in Bewegung
sind, brauchen reichhaltigere Zwischenmahlzeiten. Für alle gehört immer
auch ein ungesüsstes Getränk, am besten Wasser, dazu.
Zwei Zwischenmahlzeiten sind ausreichend. Vermieden werden soll ein
ständiges Zwischendurchessen. Es ist kariesfördernd und kann zu einer
übermässigen Energiezufuhr beitragen.
Getränke
Wasser
Leitungswasser ist das Getränk, das uneingeschränkt empfohlen werden kann. In der Schweiz kann nahezu überall Wasser aus dem Wasserhahn getrunken werden.
Auch Mineralwasser ist ein geeignetes Getränk. Mineralstoffreiche
Sorten tragen zusätzlich zur Versorgung mit Calcium, Magnesium und
anderen Mineralstoffen bei.
Aufgepasst bei den aromatisierten Mineralwässern: die meisten enthalten einen kleinen Zuckerzusatz von 2-5 g/dl und sind somit auch
kariogen und kalorienhaltig!
Gesunde Ernährung für Zähne und Körper (2010)
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Gezuckerte
Getränke
Softdrinks sind bei Kindern sehr beliebt. 100 ml Limonade liefert 8-11g
Kohlenhydrate in Form von Zucker, was rund 130-190 kJ (30-45 kcal)
entspricht. Gezuckerte Getränke tragen einen beträchtlichen Teil zum
zu hohen Zuckerkonsum von 47.7 kg pro Person und Jahr in der
Schweiz bei.
•
•
•
•
Gezuckerte, kalte Getränke führen nur zu einem geringen Sättigungsgefühl. Sie werden deshalb oft zusätzlich zur normalen Nahrungsaufnahme getrunken und führen zu einer höheren Energieaufnahme. So zeigen verschiedene Untersuchungen, dass der
Konsum von Süssgetränken zu einem Anstieg des Körpergewichts
führt.
Die flüssigen Zuckerkalorien können aber auch Grundnahrungsmittel aus dem Speisezettel verdrängen und damit die Zufuhr an
Vitaminen, Mineralstoffen (v.a. Calcium), Protein und Nahrungsfasern vermindern.
Zucker in flüssiger Form hat einen sehr hohen glykämischen Index.
Dies bedeutet, dass der Blutzucker nach dem Konsum von gezuckerten Getränken schnell und stark ansteigt, was wiederum die
Ausschüttung von Insulin zur Folge hat. Insulin ist ein Hormon, das
den Blutzucker senkt, indem es den Zucker in die Zellen transportiert. Zucker, der nicht verbraucht wird, wird in Muskeln und Leber
als Glykogen gespeichert. Sind diese Speicher voll, wird er in Fett
umgewandelt.
Immer häufiger werden Getränke mit Fruchtzucker gesüsst.
Fruktose ist ebenso kalorienhaltig und kariogen und nicht gesünder
als Saccharose oder Glukose.
Neben Zucker werden den Softdrinks auch Zitronen- oder andere Säuren zugegeben. Sie weisen deshalb einen tiefen pH-Wert zwischen 2.43.6 auf und können Erosionen des Zahnschmelzes verursachen.
Mit Süssstoff gesüsste Getränke
(Light-Getränke)
Um den Kaloriengehalt von Süssgetränken zu reduzieren, werden sie
mit Süssstoff gesüsst. Einige dieser mit Süssstoff gesüssten Getränke
sind ganz kalorien- und energiefrei, andere enthalten noch einen reduzierten Anteil an Zucker. Alle sind jedoch wie die mit Zucker gesüssten
Getränke säurehaltig und haben dadurch ein erosives Potential.
Zudem enthalten diese Getränke teilweise sehr hohe Mengen an Süssstoffen, so dass Kinder die täglich nicht zu überschreitende Höchstmenge (den ADI-Wert) erreichen können.
Der Einfluss von Süssstoffen auf die Appetitregulation sowie die möglichen gesundheitlichen Folgen sind umstritten.
Um allfällige negative Folgen von Süssstoffen zu vermeiden und vor
allem für die Gewöhnung an ungesüsste Getränke sind künstlich gesüsste Getränke (light oder zero) für Kinder nicht zu empfehlen.
Gesunde Ernährung für Zähne und Körper (2010)
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Kohlenhydrate, Süssstoffe, Zuckeraustauschstoffe
Kohlenhydrate
Kohlenhydrate ist die Bezeichnung für alle Zuckerarten, für Stärke und
Nahrungsfasern. Kohlenhydrate sind eine wichtige Energiequelle für
den Körper. Enthalten sind sie in Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchten, in Früchten und Milch sowie in reiner Form im Kristallzucker.
Einfachzucker
Monosaccharide
Einfachzucker werden auch als Monosaccharide bezeichnet. Dazu gehören:
Traubenzucker (Glukose, Dextrose)
Fruchtzucker (Fruktose)
Schleimzucker (Galaktose)
Glukose und Fruktose kommen in Früchten vor, Galaktose fast ausschliesslich als Bestandteil der Laktose (Milchzucker).
Zweifachzucker
Disaccharide
Disaccharide sind:
Kristallzucker (Saccharose), besteht aus Glukose und Fruktose
Milchzucker (Laktose), besteht aus Glukose und Galaktose
Malzzucker (Maltose), besteht aus 2 Molekülen Glukose
Saccharose wird aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr gewonnen und als
Haushaltzucker verwendet. Laktose ist ausschliesslich in Kuhmilch und
anderen Milcharten enthalten. Maltose ist ein Abbauprodukt der Stärke
und kommt in natürlichen Nahrungsmitteln selten vor.
Einfach- und Zweifachzucker können durch Plaquebakterien leicht fermentiert werden und sind deshalb stark kariogen.
Dextrine
Oligosaccharide
Dextrine sind ein Abbauprodukt der Stärke und bestehen aus mehreren
Glukosemolekülen. Sie schmecken nicht süss.
Sie werden als Maltodextrin in der Säuglingsernährung und als Zutat in
Getränkepulvern und anderen Fertigprodukten verwendet.
Stärke
Polysaccharide
Stärke besteht aus langen Glukoseketten. Sie schmeckt nicht mehr
süss und kann nicht direkt fermentiert werden. Stärke ist somit grundsätzlich nicht kariogen.
Im Speichel sind jedoch bereits Verdauungsenzyme (Amylasen) enthalten, die die Stärke in kürzere Ketten spalten. Bei langer Verweildauer im Mund wird die Stärke teilweise zu Dextrinen, Maltose oder
Glukose abgebaut. Dies ist vor allem bei klebrigen Stärkeprodukten wie
Weissbrot oder Pommes Chips der Fall.
Süssstoffe
Süssstoffe sind chemische Verbindungen mit einem intensiven Süssgeschmack, der bis zur 3000fachen Süsskraft von Saccharose betragen kann. Sie gehören zu den Zusatzstoffen, sind energiefrei und nicht
kariogen. Derzeit sind bei uns 7 Süssstoffe zugelassen:
Acesulfam K
Aspartam
Cyclamat
Neohesperidin C
Saccharin
Sucralose
Thaumatin
(E 950)
(E 951)
(E 952)
(E 959)
(E 954)
(E 955)
(E 957)
Gesunde Ernährung für Zähne und Körper (2010)
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Zuckeraustauschstoffe
Zu den Zuckeraustauschstoffen gehören Zuckeralkohole sowie
Fruktose. Zuckeralkohole haben eine ähnliche Süsskraft wie
Saccharose, enthalten jedoch ca. 50% weniger Energie. Sie sind nicht
kariogen und werden insbesondere in zahnschonenden und
diätetischen Produkten eingesetzt. Sie sollten nicht in grösseren
Mengen gegessen werden, da sie Blähungen und Durchfall
verursachen können.
Zuckeralkohole:
Sorbit (E 420)
Mannit (E 421)
Isomalt (E 953)
Maltit
(E 965)
Lactit
(E 966)
Xylit
(E 967)
Zuckerarten in
verarbeiteten
Nahrungsmitteln
Auf der Verpackung von verarbeiteten Nahrungsmitteln müssen alle
Zutaten deklariert werden, in mengenmässig absteigender Reihenfolge.
Für die Kariesprävention interessiert in erster Linie der Gehalt an fermentierbaren Zuckerarten. Diese sind in folgenden Zutaten enthalten:
•
•
•
•
•
•
•
Traubenzucker, Glukose, Dextrose
Fruchtzucker, Fruktose, Fruktosesirup
Invertzucker, Invertzuckersirup
Stärkezucker, Stärkesirup, Maissirup, Glukosesirup
Malzzucker, Maltose, Maltosesirup
Milchzucker, Laktose
Maltodextrin
Die Endung -ose weist immer auf einen Zucker hin.
Gesunde Ernährung für Zähne und Körper (2010)
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Ernährungsempfehlungen für die Schulverpflegung
Ernährungsrichtlinien der
Stadt Zürich
Für die Schulen der Stadt Zürich sind Grundsätze für eine gesunde
Ernährung beschlossen worden. Sie umfassen die im Rahmen des
Schulbetriebs abgegebene Verpflegung in den Pausen und im Hort
sowie die Information der Eltern über eine gesunde, zahnschonende
Ernährung.
Richtlinien für die
Pausenernährung
Der Znüniflyer basiert auf diesen Richtlinien für die Pausenverpflegung.
Neben ernährungs- und zahnmedizinischen Kriterien wurden auch
ökologische und soziale Kriterien einbezogen.
Empfehlenswerte Nahrungsmittel (grüne Liste):
• Saisonale, regionale frische Früchte und Gemüse
• Vollkornbrot oder ungesüsste, fettarme Vollkornprodukte, Ruchbrot
• Milch und ungesüsste Milchprodukte
• Wasser oder ungesüsster Tee
Diese Nahrungsmittel bilden die Basis der Pausenverpflegung. Insbesondere im Kindergarten soll der Znüni möglichst ausschliesslich aus
diesen Nahrungsmitteln bestehen.
Bedingt geeignete Nahrungsmittel (gelbe Liste):
• Weissbrot, Halbweissbrot
• Fruchtsaft
• Bananen, exotische Früchte
• Dörrobst
• Gesüsste Milchprodukte wie Fruchtjogurt oder Früchtemilchshake
Diese Nahrungsmittel der gelben Liste sind zwar nicht gleich gesund für
Körper, Zähne oder die Umwelt. Zur Abwechslung können sie jedoch
das „grüne“ Angebot ergänzen.
Zum Znüni nicht geeignet (rote Liste):
• Süssigkeiten und Süssgetränke
• Künstlich gesüsste Getränke und Nahrungsmittel
• Produkte mit hohem Fettanteil, insbesondere mit hohem Anteil an
gesättigten und/oder Trans-Fettsäuren
• Stark verarbeitete Fertigprodukte mit Zusatz von synthetischen
Farb- und Konservierungsstoffen, künstlichen Aromen oder Geschmacksverstärkern
Diese zucker- und/ oder fettreichen Nahrungsmittel sind als Znüni ungeeignet und sollen in einer Schulpausenverpflegung nicht angeboten
werden.
Zusätzliche Kriterien:
• Saisongerechte, regionale, ökologisch angebaute Produkte bevorzugen
• Sozialverträgliche Produkte wählen
• Auf wenig und umweltfreundliche Verpackung achten,
Abfall rezyklieren.
Gesunde Ernährung für Zähne und Körper (2010)
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Wie lernen Kinder (gesund) essen?
Entwicklung der
Essgewohnheiten
Kinder werden in allen Kulturen mit einer Vorliebe für Süsses geboren.
Dies ist lebenswichtig, da die erste Nahrung, die Muttermilch, einen
leicht süssen Geschmack aufweist. Später lernen die Kinder durch ein
erweitertes Angebot von verschiedenen Nahrungsmitteln neue Geschmacksrichtungen kennen und schmecken: salzig, sauer und bitter.
Der bittere Geschmack wird meist erst ab dem Kindergartenalter akzeptiert.
Kinder lieben die Nahrungsmittel, die sie häufig essen. Durch die Essgewohnheiten in der Familie oder Kindertagesstätten werden die Geschmacksvorlieben geprägt. Kinder mit einem vielfältigen Speiseplan
mögen mehr verschiedene Speisen als Kinder, die nur wenig Abwechslung im Menuplan haben.
Kinder brauchen Zeit, um neue Nahrungsmittel gerne zu bekommen:
sie müssen neue Nahrungsmittel ca. 10mal probieren, bis sie ihnen
schmecken!
Tipps zum Essen
mit Kindern
Diese Tipps helfen, damit Essen mit Kindern nicht zum Stress wird und
gesunde Ernährung auch Spass macht:
•
Die Eltern bestimmen, was auf den Tisch kommt:
Menu mit Gemüse/Salat, Stärkebeilage und Proteinquelle.
•
Die Kinder bestimmen, wie viel sie davon essen.
•
Regelmässige gemeinsame Haupt- und Zwischenmahlzeiten.
•
Kinder aus verschiedenen gesunden Zwischenmahlzeiten auswählen lassen.
•
Kein Essen zwischendurch, insbesondere keine Süssgetränke,
Süssigkeiten und Snacks.
•
Zum Probieren motivieren, um den Kindern auch die Gelegenheit
zu geben, neue Speisen schmecken zu lernen.
•
Nahrungsmittel nicht als Erziehungsmittel einsetzen: belohnen und
trösten mit Zuwendung statt mit Süssigkeiten.
•
Die Kinder beim Kochen (und Aufräumen) mithelfen lassen.
•
Kinderwünsche in den Menuplan einbeziehen.
Gesunde Ernährung für Zähne und Körper (2010)
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Internetadressen und Literatur
Internetadressen
www.sge-ssn.ch: Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE:
Informationen, News-Letter für Lehrpersonen, Lebensmittelpyramide.
Ernährungsscheibe für Kinder, Merkblätter, Ernährungstelefon u.a.
www.stadt-zuerich.ch/schularzt: Znüni-Tipps, Ernährungsrichtlinien
www.gesundheitsfoerderung.ch: Aktionsprogramm gesundes
Körpergewicht, mit Links zu den einzelnen Kantonen
www.svde-asdd.ch: Schweizerischer Verband dipl.
Ernährungsberaterinnen HF/FH
www.schubi.ch: Schubi Lernmedien AG, Unterrichtsmaterialien,
Nahrungsmittelbilder, Flachmagnete
www.aid-macht-schule.de: vielseitige Unterrichtsmaterialien aus
Deutschland
Literaturempfehlung
TipTopf, Schulverlag, 2008
Quellenangaben
OptimiX - Empfehlungen für die Ernährung von Kindern und
Jugendlichen. Forschungsinstitut für Kinderernährung. 2005
Kinderernährung gesund und praktisch. M. Botta Diener.
Beobachter Buchverlag. 2004
Merkblatt Ernährung von Kindern. SGE. 2009
Fünfter Schweizerischer Ernährungsbericht. BAG. 2005
Fast Food und Gesundheit. SGE. 2005
Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. D-A-CH. 2000
HBSC Studie 2006
BMI Monitoring bei Schulkindern, Basel, Bern, Zürich, Schuljahr 07/08
Gesunde Ernährung für Zähne und Körper (2010)
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