Schwer verdaulich > Magen-Darm-probleme < © Alamy / mauritius images Titel Im Leben kommt es häufig vor, dass etwas auf den Magen schlägt. Das Thema ist in jedem Lebensalter von Bedeutung und für die PTA ein wichtiger Bestandteil der täglichen Beratungsaktivität. [ von Petra Schicketanz ] M eist realisiert man erst, wenn die Verdauung gestört ist, wie sehr das Wohlbefinden von ihrem geregelten Ablauf abhängt. Gleichzeitig reagiert der Verdauungstrakt sehr empfindlich auf Stress, wodurch sich leicht ein Teufelskreis entwickelt. Umgekehrt lässt sich daraus die erste Behandlungsstrategie ableiten: Ruhe und Entspannung. Was darüber hinaus vonnöten ist, hängt ganz von der jeweiligen Befindlichkeit ab und erfordert von der PTA gezieltes Nachfragen und Hintergrundwissen. Physiologie Magen und Darm sind so gebaut, dass die nahrhaften Bestandteile des Speisebreis optimal zerlegt und aufgenommen werden. Im Verlauf dieser meist chemischen Prozesse entstehen Säuren und Enzyme, die nicht nur die Nahrungsbestandteile, sondern auch die eigenen Organe angreifen können. Um diese Selbstverdauung zu verhindern, ist der Verdauungskanal mit einer Schleimhaut ausgestattet. Zusätzlich schützen Puffersysteme vor unerwünschten pH-Wert-Entgleisungen. Für eine gute Durchmischung und den Weitertransport des Speisebreis sorgt eine wellenförmig arbeitende Muskulatur, deren regelmäßige Kontraktionen nur in die Richtung Anus arbeiten (Peristaltik). Magen Als Sammelorgan mit einem Fassungsvermögen von 1,5 Litern hat der Magen die Funktion, die vorgekaute Nahrung aufzunehmen und in einen sauren Speisebrei umzuwandeln. Für die chemische Aufbereitung produziert er täglich rund zwei Liter Magensaft. Dieser besteht aus Salzsäure, Pepsinogen, Pepsin und Magenschleim. Zusätzlich enthält er den Intrinsic-Factor, der für die Aufnahme von Vitamin B12 im Dünndarm zuständig ist. > DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 10-2014 < 21 titeL dünndarm Durch den abschließenden Ringmuskel des Magens (Pylorus) wird der Speisebrei portionsweise in den Dünndarm abgegeben, der beim Erwachsenen fünf bis sechs Meter lang sein kann. Er besteht aus drei Abschnitten: Zwölffingerdarm (Duodenum), Leerdarm (Jejunum) und Krummdarm (Ileum). Im Dünndarm wird die Nahrung in kleinste Bruchstücke zerlegt und resorbiert. Dazu wird eine enorme Oberfläche benötigt, die durch Leber Falten und Einstülpungen wie Zotten und Mikrovilli eine Fläche von 180 Quadratmetern erreicht. Pankreassaft-- Das Verdauungssekret der Bauchspeicheldrüse ist reich an Bicarbonat, um den aus dem Magen kommenDickdarm Magen den sauren Speisebrei zu neutralisieren. Erst dann sind die Bauchspeicheldrüse querverlaufender im Saft enthaltenen Enzyme einsatzfähig. Alpha-Amylase spaltet pflanzliche Stärke bis zum Zweifachzucker (DisacDünndarm aufsteigender charid) Maltose auf. Lipasen trennen Fette in Glycerin und absteigender Fettsäuren. Die eiweißspaltenden Enzyme Trypsin, Chymotrypsin und Procarboxypeptidase müssen erst aus ihren Vorstufen aktiviert werden, um eine Selbstverdauung des PankBlinddarm reas zu verhindern. Enddarm Appendix Galle-- Die von der Leber gebildete Gallenflüssigkeit enthält unter anderem Gallensäuren, die dazu dienen, die Tröpfchen der Nahrungsfette zu emulgieAnus ren und der enzymatischen AufTäglich geben Speicheldrüsen, Magen, Leber, Pankreas spaltung zugänglich zu machen. und Dünndarm Sekrete mit einem Gesamtvolumen von Nicht benötigte Galle staut zurund zehn Litern ab. Nur ein Fünftel davon stammt aus rück in die Gallenblase, wo sie der aufgenommenen Nahrung und Trinkmenge. Nach konzentriert und gespeichert erfolgreicher Rückresorption werden lediglich 150 ml wird. Flüssigkeit mit dem Stuhl ausgeschieden. dünndarmsaft-- Das Sekret der im Dünndarm gelegenen Brunnerund Lieberkühn-Drüsen wird als Salzsäure-- Ihre Freisetzung aus den Belegzellen der Magen- Dünndarmsaft bezeichnet. Es vermittelt den Kontakt zwischen schleimhaut wird durch Nahrungsaufnahme und die dadurch den aufzunehmenden Substanzen und den Resorptionsstellen erfolgende Ausschüttung des Hormons Gastrin vermittelt. in der Dünndarmschleimhaut. Salzsäure senkt den pH-Wert des Mageninhalts auf gepufferte pH 2 bis 4 und bewirkt damit eine Denaturierung der enthaltenen Eiweiße, die dadurch mit Hilfe von Proteasen leichter aufgespalten werden kön1. Eine magenfreundliche Ernährung ist nen. Darüber hinaus tötet sie Baknicht nur bei Reizmagen zu empfehlen und terien und Viren ab. sollte in mehreren kleinen Mahlzeiten Pepsinogen-- Sobald der pH-Wert pro Tag eingenommen werden. im Magen unter 6 liegt, wird Pep2. Blähungstreibende Zutaten, starke oder sinogen, das aus den Hauptzellen scharfe Gewürze, kalte Getränke, Alkohol der Magenschleimhaut stammt, in und Kaffee sollten mit Vorsicht verweneiweißspaltendes Pepsin (Protease) det werden. umgewandelt. Es zerlegt die Eiweiße 3. Zu empfehlen sind täglich frisches Obst, in grobe Bruchstücke. Dabei werden Gemüse und Salat, zwei- bis dreimal wöeiweißhaltige Gerüstsubstanzen aufchentlich Seefisch und höchstens zweimal gebrochen und Nährstoffe aus tieripro Woche Fleisch. schen oder pflanzlichen Zellen freigesetzt. > 22 > DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 10-2014 < © Springer Verlag GmbH Faktum titeL detaiL Mikrobiologische Therapie: Die Darmflora gilt als Wiege des Immunsystems. Eine probiotische Behandlung ermöglicht es an dieser wichtigen Grenze zur Außenwelt nicht nur, akute Störungen wie Durchfall, sondern auch chronische Erkrankungen zu behandeln, denen eine gestörte Immunkompetenz zugrunde liegt, beispielsweise bei Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Mit Milchsäurebakterien wird das Darmmilieu verbessert. Ergänzend dazu werden gezielt Bakterienarten verabreicht, die das Schleimhautimmunsystem trainieren und die Barriere für krankmachende Keime oder allergieauslösende Substanzen erhöhen. Eine Schleuse von Schleimhautfalten (Bauhin-Klappe) trennt den Dünndarm vom Dickdarm, damit dessen Bakterien nicht in obere Darmabschnitte gelangen. Die Dickdarmabschnitte heißen Blinddarm (Caecum), Grimmdarm (Colon) und Mastdarm (Rectum). Blinddarm-- Er wird vom Laien oft mit seinem Anhängsel, dem Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) verwechselt, der bei einer „Blinddarmentzündung“ (richtig: Appendizitis) chirurgisch entfernt wird. Mit seinem lymphatischen Gewebe spielt der Blinddarm eine wichtige Rolle für das Darmimmunsystem. Gleichzeitig dient er als Reservoir für die Bakterien der Dickdarmflora. Grimmdarm-- Hier erfolgt die Rückresorption von Wasser und Vitamin K, das vor Ort von Darmbakterien produziert wird. Mastdarm-- Er dient dazu, den Stuhl zu speichern. Die Entleerung (Defäkation) wird willentlich gesteuert und erfolgt über die Austrittsöffnung der Rektumampulle (Anus), die aus zwei Ringmuskeln besteht. Reizmagen Nicht immer ist die Ursache offensichtlich, wenn sich ein Magenproblem ankündigt. Ein Reizmagen (funktionelle oder nicht ulzeröse Dyspepsie) kann zu unterschiedlichen Beschwerden im Oberbauch führen. Mit daran beteiligt sind oftmals eine unzureichende Magenbeweglichkeit (Motilitätsstörung) oder eine veränderte Schmerzwahrnehmung. Insgesamt ist eine Überempfindlichkeit des Nervensystems im oberen MagenDarm-Trakt vorhanden. Dementsprechend werden die Auslöser heute eher im psychischen Bereich angesiedelt und bei Stress, Angststörungen oder Depressionen vermutet. Früher wurden Infektionen mit dem Auslöser einer Magenschleimhautentzündung, dem Magenkeim Helicobacter pylori, 24 für die Symptome verantwortlich gemacht. Doch dies trifft nur einen Teil der Patienten, deren Beschwerdebild als „ulzeröse Dyspepsie“ von der funktionellen Dyspepsie abgegrenzt wird. Lebensgewohnheiten-- Häufig ist eine unausgewogene Lebensweise am Geschehen beteiligt. Insbesondere Essen, das zu viel Fett und Zucker enthält, Kaffee-, Alkohol- oder Nikotinkonsum spielen eine Rolle, ebenso Stress und ein Mangel an Bewegung, Entspannung und Schlaf. symptome Die Verdauungsbeschwerden gehen mit Völlegefühl und einem Druckschmerz im Oberbauch, insbesondere im Magenbereich, einher. Hinzu kommen saures und nicht saures Aufstoßen und Sodbrennen sowie Appetitlosigkeit oder die Abneigung gegenüber bestimmten Speisen. Seltener sind Übelkeit und Erbrechen. Da das vegetative Nervensystem am Geschehen beteiligt ist, stellen sich auch außerhalb des Magens Beschwerden ein. So > DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 10-2014 < l. S. o. l. © Manuel Schäfer / fotolia.com | l. S. o. r. © humonia / iStock | l. S. m. © photos.com | r. S. © 9nong / iStock / Thinkstock dickdarm tipp auch solche, die eher dem Reizdarm zugeordnet werden mit Blähungen und Stuhlunregelmäßigkeiten. Schwitzen, Herz-Kreislauf-Probleme oder Herzbeschwerden gehören ebenfalls zu den Begleiterscheinungen. Achtung-- Nachtschweiß, Gewichtsverlust oder Blut im Stuhl gelten als Hinweise auf einen Tumor im MagenDarm-Trakt und erfordern dringend medizinische Abklärung. behandlung Oft hilft schon eine Optimierung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten, die Magenprobleme zu besänftigen (s. Faktum S. 22). Säurehemmer wie H2-Blocker (z. B. Ranitidin) und Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol, Pantoprazol) reduzieren die Säurebelastung im Magen und dadurch Sodbrennen und Oberbauchschmerzen. In der Phytotherapie kommen meist Tees und Tropfen zum Zuge, die Pflanzenextrakte aus Heilpflanzen wie Kamille, Pfefferminze oder Fenchel enthalten (z. B. Iberogast®, Carminativum-Hetterich®). Homöopathisch lässt sich etwa mit Bitterstoffpflanzen wie Gelbem Enzian, Wermut und Löwenzahn (in Wala Gentiana Magen Globuli velati) die Verdauung unterstützen. Übelkeit und Erbrechen Auch wenn der Magen dabei eine wichtige Rolle spielt, müssen die Ursachen von Übelkeit und Erbrechen nicht dort liegen. Vielmehr liegt der Fokus auf dem Brechzentrum im Hirnstamm, das auf Reize reagiert. Diese stammen nur zum Teil aus dem Gastrointestinaltrakt, beispielsweise bei Geschwüren, Magen-Darm-Verschluss oder Vergiftungen. Weitere mögliche Auslöser sind unter anderem Schwangerschaft, diabetische Ketoazidose, Schmerzreaktionen, Krebserkrankungen, Chemotherapie, unerwünschte Medikamentennebenwirkungen sowie eine Druckerhöhung im Gehirn durch Trauma oder Infektion. Prinzipiell sollte stets darauf geachtet werden, Dehydrierung und Elektrolytmangel durch orale Rehydratationsmaßnahmen (siehe unter Durchfall) entgegenzuwirken. Alles, was über das „übliche“ akute Maß hinausgeht, bedarf ärztlicher Abklärung. > Kunden, die unter Reiseübelkeit leiden, können Sie neben passenden Medikamenten folgende Tipps geben: öfter mal die Augen schließen, für frische Luft und Entspannung sorgen, enge Kleidung meiden und den Magen mit Wasser, Brezeln oder Zwieback beschäftigen. weil die Bewegungsreize während einer Auto- oder Schifffahrt hier anders wahrgenommen werden als mit dem Auge. Wer bekanntermaßen unter Reiseübelkeit leidet, kann dem Problem schon im Voraus zu Leibe rücken mit brechreizlindernden Antihistaminika wie Dimenhydrinat (z. B. Superpep®, Vomex A®), Präparaten mit Ingwerwurzelstock (z. B. Zintona®) oder homöopathischen Globuli (z. B. Cocculus D6). Darmprobleme Reine Darmerkrankungen machen sich mit Stuhlunregelmäßigkeiten wie Durchfall und Verstopfung bemerkbar, die meist ein Fall für die Selbstmedikation sind. Oft kommt es dabei zu Blähungen, Schmerzen oder Krämpfen, die sich über den gesamten Bauch ausdehnen. Ein Arzt ist gefragt, wenn die Beschwerden häufig oder über längere Zeit auftreten, von Fieber begleitet werden oder zudem Blut, Eiter oder vermehrte Fettoder Schleimauflagerungen im Stuhl vorkommen. verstopfung im urlaub Eine normale Stuhlentleerung findet zwei- bis dreimal täglich oder nur zwei- bis dreimal wöchentlich statt. Es gibt viele Ursachen, die die gewohnte Darmentleerung lahm legen: eine Umstellung des Tagesablaufs oder der Ernährungsgewohnheiten, mangelnde Bewegung sowie verstopfend wirkende (obstipierende) Medikamente. Im Allgemeinen fördern eine ballaststoffarme Ernährung, Flüssigkeits- und Bewegungsmangel die Symptome, sind oft aber nicht alleinige Auslöser. Eine Obstipation liegt vor, wenn mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sind: > Die Stuhlentleerung findet seltener als dreimal pro Woche statt. > Dazu ist starkes Pressen nötig. > Die Stuhlkonsistenz ist hart und klumpig. > Es besteht das Gefühl einer unvollständigen Entleerung. Ein Aspekt, der durchaus ernst genommen werden sollte, ist das psychogene Erbrechen als Reaktion auf Stress oder „eklige“ Situationen. Auch auf Reisen mit ungewohnten Speisen kann dies eine Rolle spielen, denn nicht immer liegt einer Übelkeit im Urlaub eine Infektion mit pathogenen Keimen zugrunde. Viel häufiger ist jedoch eine Reaktion, die über das Gleichgewichtsorgan (Vestibularapparat) im Innenohr vermittelt wird, Therapeutisch stehen Wirkstoffe mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung. Die Anwendung sollte in der Regel nur kurzfristig erfolgen, da je nach Substanz die Darmschleimhaut gereizt wird und dem Organismus Flüssigkeit und Elektrolyte verlorengehen können. Ebenso werden Gewöhnungseffekte befürchtet. > DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 10-2014 < 25 titeL wissen im einsatz > Das Fachwissen, das Sie in unserem Titelthema erwerben, können Sie nun auch bei Ihren englischsprachigen Kunden einsetzen. Lesen Sie dazu den praxisgerechten Beitrag unserer Serie English for PTA auf Seite 94ff. Polysaccharide aus Weizenkleie, Leinsamen oder indischen Flohsamenschalen (z. B. Mucofalk®, Metamucil®) auf und erhöhen das Volumen des Speisebreis. Die Druckerhöhung im Darmlumen fördert die peristaltischen Darmbewegungen. osmotische Substanzen-- Hierzu gehören salinische Abführmittel wie Natriumsulfat (Glaubersalz) und Magnesiumsulfat (Bittersalz), schwer resorbierbare Zucker und Zuckeralkohole wie Lactulose (z. B. Bifiteral®) und Lactitol (z. B. Importal®) sowie Macrogol (z. B. in Laxatal® M, Movicol®). Ein hoher Anteil osmotisch aktiver Substanzen zieht über die Darmschleimhaut Wasser ins Darminnere und vergrößert dadurch das Volumen der Fäzes. Ein Spezialfall ist Glycerol, da es nur rektal angewendet wird (z. B. Glycilax®). Antiresorptiv und hydragog wirksam-- Laxanzien aus dieser Gruppe hemmen die Pumpe, die Natrium und Wasser aus dem Darmlumen schleust (antiresorptive Wirkung), und erhöhen die Durchlässigkeit der Kittleisten, wodurch Wasser und Elektrolyte in den Darm fließen (hydragoge Wirkung). Bekannt ist dieser Effekt von pflanzlichen Abführmitteln wie Rizinusöl und Anthraglykosiden, die beispielsweise in Sennesblättern und -früchten, getrocknetem Aloesaft, Faulbaum- und Cascararinde, Rhabarberwurzel und Kreuzdornbeeren vorkommen. Auch die synthetischen Diphenol-Abkömmlinge Bisacodyl (z. B. Dulcolax®) und Natriumpicosulfat (z. B. Laxoberal®) nutzen nach Überführung in die Wirkform diesen Mechanismus. Peptisierende wirkung-- Miniklistiere mit Natriumcitrat und Sorbitol (z. B. Microlax®) setzen das in den Fäzes physikalisch gebundene Wasser frei (Peptisierung). Deshalb benötigen sie nur eine geringe Flüssigkeitsmenge zur Ergänzung, um die Darmentleerung auszulösen. Das Netzmittel Dodecylsulfoacetat erleichtert der Rektallösung das Eindringen in die Fäzes. Lokal wirksam-- Gleitmittel wie das oberflächenaktive DocusatNatrium (z. B. Norgalax®) oder das CO2-abspaltende Natriumhydrogencarbonat (z. B. Lecicarbon®) sorgen bei rektaler Anwendung für eine zeitnahe Stuhlentleerung. durchfall Kennzeichnend für eine Diarrhö sind eine gehäufte Stuhlentleerung (mehr als dreimal täglich), eine erhöhte Stuhlmenge (> 200 g/d) sowie eine wässrige oder breiige Konsistenz der Fäzes. In vier von fünf Fällen sind es Infektionen des Gastrointestinaltraktes mit Viren oder Bakterien, die zu einer unkomplizierten, selbstlimitierenden Erkrankung führen. Häufig ist auch eine vorangegangene Antibiotikatherapie Schuld daran, dass pathogene Erreger die durch Therapie geschä> Eine funktionelle Dyspepsie ist durch eine Überempfindlichkeit des Nervensysdigte, schützende Darmflora übertems im oberen Magen-Darm-Trakt gekennzeichnet. rennen. Durchfall kann aber auch > Eine Reizung des Brechzentrums im Hirnstamm kann zu Übelkeit und Erbrechen ein Anzeichen für eine schwere Erführen. Nicht immer ist das Geschehen in Magen oder Darm dafür verantwortlich krankung sein. Warnzeichen dafür zu machen. sind Durchfälle, die mehrere Tage andauern, sehr heftig sind sowie > Treten Darmprobleme häufig auf oder dauern über längere Zeit an, ist ein Arztvon Fieber oder unstillbarem Erbrebesuch ratsam; ebenso bei Fieber oder Stuhlbeimengungen aus Blut, Eiter, Fett chen begleitet werden. Ist Blut im oder Schleim. Stuhl zu sehen oder sind Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere oder älte> Hämorriden sind ein Stauungsproblem der Analgefäße und können die Stuhlkonre Menschen betroffen, dann ist ein tinenz beeinträchtigen. Arztbesuch anzuraten. konzentrat 26 > DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 10-2014 < l. S. © Matt Harris / iStock / Thinkstock | r. S. © Mona Makela / iStock / Thinkstock Quellstoffe-- Zusammen mit Flüssigkeit quellen unverdauliche Orale Rehydratation-- Bei jedem Durchfall besteht die Gefahr der Austrocknung (Dehydrierung). Deshalb ist die wichtigste Maßnahme, die verlorengegangenen Flüssigkeits- und Elektrolytmengen zu ersetzen, damit die Stabilität des Blutkreislaufs – und damit die Basis für alle Körperfunktionen – gewährleistet ist. Orale Rehydratationslösungen (z. B. Oralpädon®, Elotrans®) enthalten eine Kombination aus Natriumionen und Glukose, die dem Körper die Aufnahme von Wasser erleichtert. Der Natriumgehalt ist auf 75 Millimol pro Liter begrenzt. Dennoch muss bei Patienten mit Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz abgeschätzt werden, ob die aufgenommenen Natriummengen sowie das Gesamtvolumen verarbeitet werden können. Entsprechendes gilt für Diabetiker bezüglich der Glukose. Adsorbenzien-- Sie werden nicht resorbiert und besitzen eine große Oberfläche. Das macht Adsorbenzien zu den geeigneten „Ausputzern“ für durchfallauslösende bakterielle Toxine und Viren. Allerdings können sie auch Arzneistoffe binden und damit unwirksam machen. Eingesetzt werden medizinische Kohle (z. B. Kohle-Compretten®), Smektit (z. B. Colina®) und Pektin (z. B. Diarrhoesan®). Pektine, die auch im geriebenen Apfel, einem altbewährten Hausmittel, enthalten sind, bilden zudem mit Wasser ein darmschützendes Hydrokolloid. Adstringenzien-- Gerbstoffe (z. B. in getrockneten Heidelbeeren) reagieren mit dem Eiweiß der entzündeten Darmschleimhaut. Dadurch dichten sie lokal die Kapillaren ab und schrumpfen die Oberfläche, was zu einer Verminderung des Wasserverlustes führt und zudem die Aufnahme von Toxinen, Bakterien und Viren erschwert. Gerbstoffhaltige Fertigprodukte nutzen beispielsweise Tannin-Eiweiße (z. B. Tannalbin®) oder Trockenextrakt aus Uzarawurzel (Uzara®). Letzterer hemmt zudem die Darmmotilität und wirkt Bauchkrämpfen entgegen. Der Gelatine- und Tanninsäurekomplex in Tasectan® bildet auf der Darmschleimhaut eine mechanische Schutzschicht, in der die für die lokale Entzündung verantwortlichen Mucoproteine eingebaut und mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Opioid-Antagonist-- Die motilitätshemmende Wirkung von Loperamid (z. B. Imodium® akut) erfolgt durch einen Angriff an die Opioid-Rezeptoren der Darmwand. Dadurch wird die Freisetzung von Acetylcholin und Prostaglandinen verhindert. Das reduziert die peristaltischen Darmbewegungen und verlängert die Transitzeit des Darminhalts. Zudem wird der Tonus des titeL Trockenhefen wie die lebensfähigen Lyophylisate aus Saccharomyces boulardii (Synonym zu Saccharomyces cerevisiae, z. B. Perenterol®) sind in der Lage, bestimmte darmpathogene Bakterien zu binden und das Wachstum verschiedener Darmkeime zu hemmen. Damit kann Durchfall nicht nur therapeutisch behandelt, sondern auch prophylaktisch abgewehrt werden, was gerade in der Urlaubszeit von Vorteil ist. sammeln sie Fortbildungspunkte Auf Seite 98 finden Sie 10 Fortbildungsfragen zu diesem Beitrag. Bei zu 80 Prozent richtiger Beantwortung können Sie einen von der Bundesapothekerkammer anerkannten Fortbildungspunkt erhalten. Die richtigen Antworten finden Sie ab dem 01.12.2014 unter www.das-pta-magazin.de/magen_darm. Ein anderes Darmproblem hat erst auf den zweiten Blick etwas mit der Verdauung zu tun: Hämorriden entstehen durch eine Erweiterung der arteriellen und venösen Blutgefäße, die als Gefäßpolster den Enddarm verschließen. Ursache ist eine Behinderung des Blutflusses durch diese Adern, sei es durch eine überwiegend sitzende Tätigkeit, Schwangerschaft, Übergewicht, chronische Verstopfung oder harte Stühle, die zur Entleerung heftiges Pressen erfordern. Ein Sonderfall sind Lebererkrankungen, die zu einem Pfortaderrückstau und damit zu einer Überlastung des Umgehungsweges über das Hämorridalgeflecht führen. Juckreiz, Brennen, tastbare Knötchen, hellrotes Blut und nach der Darmentleerung verschmierter Stuhl sind typische Anzeichen für ein Hämorridalleiden. therapie-- Je nach Schweregrad, der ärztlich abgeklärt sein sollte, können Hämorriden mit Salben oder Zäpfchen behandelt werden. Wirkstoffe sind beispielsweise Hamamelisextrakt, Lokalanaesthetika, Zink- oder Bismutverbindungen sowie Glukokortikoide. In schweren Fällen helfen jedoch nur medizinische Maßnahmen wie Veröden (Sklerosierung) oder eine operative Entfernung. Es sollte darauf geachtet werden, dass der Stuhl möglichst weich ist und Pressen bei der Darmentleerung vermieden wird. Unterstützend helfen neben einer ballaststoffreichen Ernährung viel Trinken und Bewegung sowie Präparate mit Leinsamen oder Flohsamen sowie deren Schalen. Ringmuskels am Darmausgang (Analsphinkter) erhöht, was der Stuhlinkontinenz entgegenwirkt. Der Wirkstoff ist in der Selbstmedikation nur für einen Anwendungszeitraum von zwei Tagen für Erwachsene und Kinder ab zwölf Jahre zugelassen. Enkephalinase-Antagonist-- Seit einem Jahr steht der Wirkstoff Racecadotril (Vaprino®) für Erwachsene ab 18 Jahre in der Selbstmedikation zur Verfügung. Damit hat die neue Substanzklasse der Enkephalinase-Antagonisten Einzug ins OTCSortiment gehalten. Aus dem Prodrug Racecadotril wird im Dünndarm Thiorphan gebildet, das durch Hemmung des Enzyms Enkephalinase die Konzentration der Enkephaline (körpereigene Opioide) erhöht. Infolgedessen nimmt die Sekretion von Flüssigkeit und Elektrolyten ins Darmlumen ab. Probiotika-- Keime im Darm sind nicht prinzipiell schlecht. Die Darm-Mikrobiota (früher Darmflora) erfüllt wichtige Aufgaben und verhindert allein durch ihren Platzanspruch das > Häufig bestehen falAndocken pathogener Keime. Kein sche Vorstellungen von Wunder, dass geeignete Keime auch einer geregelten Darmtherapeutisch genutzt werden. Geentleerung. Wenn Kunfriergetrocknete Milchsäurebakteden routiniert ein Abrien (Lactobacillus fermentum u. führmittel verlangen, L. delbrueckii in Lacteol®) konnten sollten Sie nach der in In-vitro-Studien eine bakterioStuhlfrequenz fragen. statische Wirkung auf darmpathoNotwendig ist es nur, gene Erreger zeigen. Gleichzeiwenn Stuhlgang tattig stimulierten sie das Wachstum sächlich seltener als säurebildender Darmbakterien, zwei- bis dreimal pro die durch ihren pH-Einfluss ein Woche stattfindet. keimfeindliches Milieu schaffen. tipp 28 > DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 10-2014 < S. o. © Oliver Flörke / fotolia.com | S. u. © Michael Kempf / fotolia.com hämorriden