Zähne-Mund (aus Sendungen im MDR und NDR) INHALTSVERZEICHNIS Allgemeines Kronen, Brücken, Implantate Herausnehmbarer Zahnersatz Zahnersatz zum Kleben Zahnpflege –was lohnt sich ? Zahnpflege Mundgeruch und guter Atem Zahnbürsten im Test Zahnersatz im Alter Wurzelbehandlung mit Mikroskop Zahnversicherung (2x) Zungendiagnose nach TCM NACHTRÄGE: Paradontitis vermeiden (NDR) 1 2 3 5 5 6 8 9 10 11 12 13 14 Allgemeines Wer in Deutschland älter als 35 Jahre ist, dem fehlen im Durchschnitt drei Zähne, bei den 65- bis 74Jährigen sind es schon 14. Womit die Lücken schließen? Für wen ist ein Implantat eine gute Lösung und wer profitiert von einer Brücke? Es gibt heute unzählige Möglichkeiten, fehlende Zähne zu ersetzen. Die Gründe für Zahnverlust sind vielfältig. So kann zum Beispiel eine Erkrankung des Zahnhalteapparates, die sogenannte Parodontitis dazu führen, dass wir Zähne verlieren. Sie wird durch Bakterien verursacht und beginnt immer mit einer Zahnfleischentzündung, die sich, wenn überhaupt, durch blutendes oder geschwollenes Zahnfleisch bemerkbar macht. Durch diese chronische Entzündung wird der Kieferknochen zerstört, langfristig ist Zahnverlust die Folge. Auch eine unbehandelte Karies kann den Zahn so stark schädigen, dass er entfernt werden muss. Schließlich können auch Unfälle zu Zahnverlust führen. Das menschliche Gebiss – schiere Kraft Der kräftigste Muskel des Menschen ist der Kaumuskel. Beim Kauen und Beißen, auch beim unerwünschten Knirschen sind unglaubliche Kräfte im Spiel: Wissenschaftliche Studien zeigen, dass an menschlichen Backenzähnen bis zu 400 Kilopond wirken – das entspricht fast einer halben Tonne. Ein Krokodil schafft nur 100 Kilopond mehr. Allerdings dreht es seine Opfer. Der Mensch schneidet und zermalt seine Speisen. Beteiligt sind daran vier verschiedene Zahntypen: Schneidezähne (insgesamt acht) – unsere Visitenkarte: Sie haben eine meißelartige Form, scharfe Schneidekanten und nur eine Wurzel. Wir brauchen sie zum Festhalten und Abbeißen von Nahrung. Eckzähne (insgesamt vier) – die Zähne zwischen Schneide- und vorderen Backenzähnen: Obwohl sie nur entfernt an die Fang- und Stoßzähne aus dem Tierreich erinnern, sind sie besonders robust und fest im Kiefer verankert aufgrund sehr langer, starker Wurzeln. Seite 1 von 15 vordere und hintere Backenzähne (insgesamt 16) – die Mahlzähne: Sie sind für das Zermahlen unserer Nahrung zuständig, haben teilweise zwei oder mehr Wurzeln und sind wegen der gefurchten Kauflächen am häufigsten von Karies betroffen. Über die Nahrungszerkleinerung hinaus, sind Zähne aber auch unentbehrlich für das Sprechen. Fehlen beispielsweise die Frontzähne, kann der S-Laut nicht mehr gebildet werden, man zischelt. Strahlende Zähne sind Ausdruck von Schönheit und signalisieren Gesundheit. Das sprichwörtliche Zähnezeigen, greift auf, dass die Zähne auch Kampfbereitschaft ausdrücken können. Das Gebiss eines Erwachsenen besteht im Normalfall insgesamt aus 32 Zähnen inklusive der vier Weisheitszähne – ein Relikt aus der Zeit unserer Vorfahren. Erste Hilfe – die Zahnrettungsbox Gut gerüstet für den Notfall ist man mit einer sogenannten Zahnrettungsbox. In der darin enthaltenen speziellen Nährlösung kann ein ausgeschlagener Zahn bis zu 24 Stunden bei Raumtemperatur aufbewahrt und beim Zahnarzt wieder eingesetzt werden. Erhältlich sind sie in jeder Apotheke. An den meisten Schulen in Sachsen-Anhalt gibt es sie schon, sächsische Schulen werden in diesem Herbst damit ausgestattet. Wichtig ist, dass der Zahn niemals an der Wurzel, sondern an der Krone angefasst wird. Auch Abspülen ist Tabu! Alternativ zur Zahnrettungsbox kann auch ein feuchtes Leinentaschentuch (kein Zellstoff!) oder H-Milch verwendet werden. Nach erfolgreicher Einheilung kann der wieder eingesetzte Zahn noch mehrere Jahre im Mund bleiben. Kronen, Brücken, Implantate Unsere Vorfahren halfen sich noch mit einem Gebiss aus geschnitzten Kuhknochen. Das war vor 300 Jahren. Mittlerweile haben Zahnärzte- und Zahntechniker deutlich elegantere Lösungen für defekte oder fehlende Zähne parat. Die Zahnkrone – die Krönung für den Zahn Wie eine Krone überdeckt sie den betroffenen Zahn, um dessen Form und Stärke wieder herzustellen. Sie kommt in Frage, wenn eine Füllung des betroffenen Zahns nicht mehr möglich ist und "repariert" so einzelne Zähne mit großen Defekten wie Karies oder fehlender Zahnsubstanz. Im engeren Sinne müsste man eigentlich von "Zahnsubstanzersatz" sprechen, da der Zahn noch vorhanden ist. In aller Regel wird die Krone auf den beschliffenen Zahnstumpf gesetzt. Dabei kann man, je nach Kontostand, zwischen folgenden Arten wählen: Vollgusskrone: Sie besteht aus einer reinen Metalllegierung. Metallkeramikkrone: Sie besteht aus einem Metallkern, auf den die Keramik aufgebrannt wird. Vollkeramikkrone: Sie besteht aus reiner Keramik, ist optisch ansprechender, aber auch am preisintensivsten und weniger belastbar als eine Krone aus Metall. Stiftkrone: Hier wird die Krone mit einem Stift verankert, der in der noch vorhandenen Zahnwurzel befestigt wird. Die Haltbarkeit von Kronen beträgt bei guter Pflege und je nach Material bis zu zehn Jahre. Über sieben Brücken musst du gehen Brücken sind immer dann geeignet, wenn ein Zahn oder mehrere Zähne ersetzt werden sollen. Wie der Name verrät, "überbrücken" sie eine Zahnlücke. Die angrenzenden Zähne dienen als Pfeiler zur Seite 2 von 15 Befestigung. Zuvor muss jedoch überprüft werden, ob diese gesund und stabil genug sind. Zum Beispiel vermindert ein wurzelbehandelter Zahn als Brückenpfeiler die Haltbarkeit, da dieser generell eine geringere Lebenserwartung hat. Anschließend werden sie abgeschliffen und in der Regel überkront. Auch bei Brücken gibt es unterschiedliche Materialien, die gemeinsam mit dem Zahnarzt ausgewählt und besprochen werden. Klassische Stoffe wie Gold oder Stahl werden als reine Metallbrücke oder mit Verblendung seit Jahrzehnten eingesetzt. Weil der Wunsch nach metallfreien Restaurationen in den vergangenen Jahren größer wurde, hat man Keramikkronen entwickelt. Die Haltbarkeit von Brücken beträgt bei guter Mundhygiene ebenfalls bis zu zehn Jahre. Auch hier ist intensive Pflege angesagt - vor allem bei wurzelbehandelten Zähnen. Neben Zahnbürste und -seide sind Zahnzwischenraumbürsten Pflicht! Auf das Implantat wird der Zahnersatz montiert. Das Implantat – gebohrt, geschraubt, gedübelt Unter einem Implantat versteht man im Volksmund oft fälschlicherweise die künstliche Zahnwurzel und den darauf befestigten Zahnersatz. Gemeint ist aber nur die künstliche Zahnwurzel, die mit einem sogenannten Pfosten verschraubt wird. Der einzig sichtbare Teil ist die nachgebildete Krone. Die benachbarten Zähne müssen nicht beschliffen werden. Implantate werden bereits seit 40 Jahren erfolgreich eingesetzt. Doch Vorsicht: Implantate eignen sich nicht für jeden Patienten! Eine unbehandelte Parodontitis, ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus ("Zuckerkrankheit"), Störungen der Blutgerinnung und Wundheilung, eine Immunschwäche oder bestimmte Knochenleiden (Osteoporose) sprechen gegen eine Implantatbehandlung. Ebenfalls sollten Raucher aufpassen, weil Implantate bei ihnen schlechter einheilen und sich häufiger lockern. Prinzipiell ist eine ausreichende Dicke des Kieferknochens Voraussetzung, um überhaupt eine künstliche Zahnwurzel setzen zu können. Wenn dies nicht der Fall ist, muss der Knochen zunächst verstärkt und aufgebaut werden. Kieferknochenaufbau (Augmentation): Wie bei einer Wand, in der ein Dübel nicht hält und die Mauerstelle verstärkt werden muss, wird bei einer Augmentation der Kieferknochen aufgebaut. Der fehlende Knochen kann entweder vom Patienten selbst gewonnen werden, zum Beispiel vom Kinn oder Becken, oder man verwendet Knochenersatzmaterial. Setzen des Implantats: Die Schleimhaut wird zunächst mit einem kleinen Schnitt geöffnet, um anschließend das Loch in den Kieferknochen zu bohren. Das meistens aus gut verträglichem Titan bestehende Implantat wird nun eingesetzt und muss "einwachsen" – ein Prozess, der mehrere Wochen dauern kann. Erst danach wird der Pfosten eingeschraubt und die Krone befestigt. Es gibt auch Mini-Implantate, die sofort belastungsfähig sind und keiner Operation bedürfen. Sie sind jedoch nicht für alle Patienten geeignet. Implantate können etwa zehn Jahre halten. Bedingungen sind ausreichende Reinigung und Pflege sowie der regelmäßige Kontrollbesuch beim Zahnarzt. Herausnehmbarer Zahnersatz Nicht immer lassen sich unsere Zähne reparieren. Ist die Substanz zu sehr zerstört, muss ein Zahn gezogen werden. Auch Unfälle oder Krankheiten des Kiefers hinterlassen mitunter Lücken. Reichen Brücken nicht mehr aus und versagen Implantate, lassen sich Lücken nur noch mit herausnehmbarem Zahnersatz schließen. Seite 3 von 15 Wenn sich Zahnlücken durch Brücken nicht mehr schließen lassen, der Zahnhalteapparat zusätzlichen Belastungen nicht mehr gewachsen ist oder die Lücken im Kiefer ungünstig verteilt sind, kommt herausnehmbarer Zahnersatz in Frage. Prothesen sind zwar schonender für den Geldbeutel, stellen für Patienten oft aber ein schwieriges Problem dar. Viele empfinden sie als Verlust von Lebensqualität und setzen sie mit einem biologischen Alterungsprozess gleich. Doch mit der richtigen Prothese und dem richtigen Umgang lässt es sich auch damit gut leben. Teilprothesen aus Kunststoff Ein zahnfleischfarbener Kunststoff mit den darauf befestigten, künstlichen Zähnen bildet die Basis einer Kunststoff-Teilprothese. Sie liegt auf dem Zahnfleisch auf und wird mit Drahtklammern an noch vorhandenen Zähnen fest gemacht. Vorteil: am preisgünstigsten Nachteil: keine Dauerlösung aufgrund möglicher Schädigung des Zahnfleischrandes und vorhandener Zähne, ästhetische Beeinträchtigung durch sichtbare Klammern Teilprothesen aus Metall Sogenannte Modellgussprothesen sind sehr verbreitet aufgrund des guten Preis-LeistungsVerhältnisses. Die Basis bildet ein Metallgerüst, das aus einer silberfarbenen, sehr harten Legierung besteht. Darauf sind im Bereich der Lücken zahnfleischfarbene Kunststoffsattel befestigt, die wiederum die zu ersetzenden Zähne tragen. Für den optimalen Halt sorgen sogenannte Klammern, die einige Zähne umfassen. Vorteil: besserer Tragekomfort als bei einer Kunststoffprothese wegen des dünneren Materials Nachteil: ästhetische Beeinträchtigung durch die sichtbaren Klammern, schlechter Halt bei sehr kurzen Zähnen, ebenfalls keine Dauerlösung aufgrund möglicher Schädigung der umklammerten Zähne Geschiebeprothesen Auf, in oder an noch vorhandenen, stabilen und überkronten Zähnen können sogenannte Geschiebe befestigt werden. Die Prothese kann damit verankert werden, Klammern sind nicht notwendig. Vorteil: ästhetisch, sichere Verankerung des Zahnersatzes Nachteil: aufwendiges Einsetzen und Herausnehmen, nicht erweiterbar Teleskop-Prothesen Die Verankerung erfolgt durch ein sogenanntes Doppelkronensystem. Das Innenteleskop, also die Primärkrone, wird fest auf den Zahnstümpfen einzementiert. Das Außenteleskop, die Außenkrone, stellt zusammen mit den künstlichen Zähnen die herausnehmbare Teilprothese dar. Beide passen wie Finger und Fingerhut zusammenpassen. Vorteil: besonders geeignet für Patienten mit geschädigtem Zahnfleisch und Kiefer, bei weiterem Zahnverlust erweiterbar, Gaumenfreiheit im Oberkiefer Nachteil: sehr teuer Vollprothesen Eine Vollprothese besteht aus einer zahnfleischfarbenen Kunststoffbasis, in der künstliche Zähne als Reihe verankert sind. Im Unterkiefer sitzt sie wegen der Zunge nur hufeisenförmig auf, im Oberkiefer bedeckt sie zusätzlich den gesamten Gaumen. Hier ist eine genaue Abformung der Zähne notwendig. Je genauer die Vorgaben für den Zahntechniker, desto besser sitzt der Zahnersatz. Das Anpassen kann ein langwieriger Prozess sein, der vom Patienten viel Mitarbeit verlangt. Problematisch bei einer Vollprothese ist die fehlende Verbindung Seite 4 von 15 mit dem Kiefer, da keine Zähne mehr vorhanden sind. Die Prothese muss sich auf der Schleimhaut "festsaugen", was wiederum nur bei optimalem Sitz funktioniert. Haftcremes sollten in Maßen angewendet werden, zum Beispiel bei besonderen Anlässen. Täglich angewendet schädigen sie die Mundschleimhaut und minimieren langfristig sogar die Haftung. Manchmal werden auch Implantate verwendet, um die Prothese zu verankern. Viele Patienten haben zu Beginn Probleme, sich an den Fremdkörper in ihrem Mund zu gewöhnen. Daher einige Tipps für die Eingewöhnungsphase: Haben Sie Geduld und seien Sie sich bewusst, dass die Gewöhnung an die neue Situation einige Tage dauern kann, selbst bei perfekt angepasstem Zahnersatz! Versuchen Sie, die Prothese tagsüber ständig zu tragen! So können Sie sich schneller daran gewöhnen. Lassen Sie sich von kleinen Druckstellen nicht beunruhigen – diese sind am Anfang völlig normal ! Die Prothese muss vom Zahnarzt nachbearbeitet werden. Meist verschwinden sie nach einiger Zeit wieder. Üben Sie Sprechen und Mimik vorm Spiegel ! Besonders am Anfang kann es Ihnen schwer fallen, wie gewohnt zu sprechen. Schwierige Wörter und Laute müssen geübt werden. Versuchen Sie gerade am Anfang mit den Backenzähnen zu kauen und gewöhnen Sie sich langsam ans Essen mit den neuen Zähnen ! Nehmen Sie in der ersten Zeit kleine Bissen und weiche Kost zu sich. Vorsicht, zerbrechlich! Legen Sie sich beim Herausnehmen oder Einsetzen vorsichtshalber ein Handtuch ins Waschbecken, denn schnell fällt die Prothese aus der Hand und bricht. Zahnersatz zum Kleben – preiswert und fest ? Zahnlücken werden in der Regel entweder mit einer Brücke oder einem Implantat geschlossen. Doch es gibt noch eine weitere, schonendere Methode, die deutlich geringere Kosten verursacht: sogenannte Adhäsivbrücken oder -attachments. Diese Klebebrücken werden einfach am Nachbarzahn festgeklebt. Es gibt sie bereits seit 20 Jahren, doch bei den ersten sogenannten Marylandbrücken waren die Klebeverfahren noch nicht ausgereift, sodass die Brücken nicht sehr beständig waren. Sie wurden allenfalls als Provisorium oder bei Jugendlichen eingesetzt, deren Kieferwachstum noch nicht abgeschlossen ist. Bei ihnen sind die Nervkammern der Zähne noch sehr groß und können durch das starke Beschleifen für eine herkömmliche Brücke beschädigt werden. Voraussetzungen für den Einsatz der Klebebrücke Inzwischen ist die Entwicklung der Klebeverfahren deutlich fortgeschritten, sodass diese Art von Zahnersatz unter bestimmten Voraussetzungen gut hält: Der Biss muss allerdings gut sein, sodass keine übermäßigen Belastungen für den "falschen" Zahn auftreten und die Nachbarzähne müssen frei von Karies und Parodontose sein. Neue Erkenntnisse zeigen, dass Klebebrücken besser halten, wenn sie nur an einem statt an zwei Nachbarzähnen fixiert werden, da dann weniger Scherkräfte auf den Kleber einwirken. Haltbarkeit und Kosten Eine optimal eingesetzte Klebebrücke kann etwa zehn bis 15 Jahre halten, ist mit 1.100 bis 1.400 Euro viel billiger als ein Implantat (circa 3.000 Euro) und auch deutlich günstiger als eine herkömmliche Brücke (circa 1.700 Euro). Allerdings zahlen die gesetzlichen Krankenkassen nur einen Festzuschuss von 400 bis 800 Euro für zweiflügelige, also an zwei Nachbarzähnen befestigte Klebebrücken. Patienten müssen einflügelige Klebebrücken zunächst privat zahlen und dann mit ihrer Krankenkasse sprechen, ob sie einen Teil der Kosten übernimmt. Dabei sollten sie auf die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Zahn- und Kieferheilkunde hinweisen. Der größte Vorteil einer Klebebrücke ist, dass die gesunden Zähne erhalten bleiben und der Patient so von weiteren Fortschritten der Prothetik in den nächsten Jahren voll profitieren kann . Seite 5 von 15 Zahnpflege – was lohnt sich ? Schöne Zähne, ein Leben lang - dafür muss man auch im Alter noch Einiges tun. Wichtig sind die professionelle Vorsorge beim Zahnarzt - und die regelmäßige Pflege zu Hause. Wenn Zähne und Zahnfleisch in die Jahre kommen sind nicht mehr Karies, sondern Zahnbettentzündungen die häufigste Ursache für Zahnverlust. Das ist besonders gefährlich, denn die sogenannte Parodontitis verursacht keine Schmerzen und wird deshalb oft zu spät bemerkt. Das Alarmsignal ist immer Zahnfleischbluten, spätestens dann ist ein Besuch beim Zahnarzt angezeigt. Für die Mundhygiene im Alter gelten folgende Regeln: Zahnpflege - mehr als nur die Zahnbürste Lassen die motorischen Fähigkeiten und die Sehkraft nach, sind Vergrößerungsspiegel und eine elektrische Zahnbürste sinnvoll. Die Zahnbürste sollte mit Schall arbeiten: Die Bürste macht die Putzbewegungen, der Schall zerstört die Bakterien. Pro Lebensjahr geht das Zahnfleisch um 0,1 Millimeter zurück, die Zahnhälse liegen frei, die Zahnzwischenräume werden größer, die Entzündungsgefahr steigt. Hier helfen spezielle Bürstchen für die Zahnzwischenräume (Interdentalbürsten) und eingespannte Zahnseide, die auch ältere Menschen gut greifen können . Implantate: Besonders gute Pflege nötig Fest eingesetzte Prothesen müssen besonders gut gepflegt werden: Um das Implantat herum ist das Zahnfleisch anfälliger für bakterielle Erkrankungen als beim echten Zahn. Es wird weniger durchblutet, hat eine schlechtere Abwehr und ist schmaler angewachsen, sodass eine Entzündung schneller durchdringen kann. Bei der Reinigung hilft eine sogenannte Einbüschel-Bürste, die um das Implantat herum geführt werden kann. Desinfizierende Gels unterstützen die Mundhygiene zusätzlich . Prothesenpflege: Reinigungstablette zu wenig Die Dritten einfach mit einer Reinigungstablette ins Glas legen - das reicht nicht. Auch herausnehmbarer Zahnersatz sollte mechanisch gereinigt, also gründlich gebürstet werden. Zudem raten Experten, Prothesen nachts im Mund zu behalten. Ohne den Halt der Zähne kann sich sonst unter Umständen die Form des Kiefers verändern, sodass sich die Prothese morgens nicht mehr einsetzen lässt. Wichtig ist: Schlechte Zähne und entzündetes Zahnfleisch können richtig krank machen. Die aggressiven Bakterien im Mund gelten als Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall. Zahnpflege Seite 6 von 15 Vorbeugen ist die beste Medizin – was Ihr Zahnarzt tun kann Die Feinde sind winzig klein und nur unter einem Mikroskop auszumachen: Bakterien. Sie greifen Zahnschmelz und Kieferknochen an. Doch richtig schaden können sie nur, wenn das Milieu für sie günstig ist. Und genau darauf haben wir einen entscheidenden Einfluss. Die professionelle Zahnreinigung (PZR) So gewissenhaft man seine Zähne auch pflegen mag – bei der Vorbeugung gegen Parodontitis und Karies reicht Zähneputzen allein leider nicht aus. Deshalb ist es sinnvoll, regelmäßig eine professionelle Zahnreinigung (PZR) vom Zahnarzt durchführen zu lassen. Über die Häufigkeit entscheidet das individuelle Erkrankungsrisiko des Patienten. Üblich ist die PZR ein- bis zweimal jährlich. Die Behandlung dauert in der Regel etwa eine Stunde. Untersuchung des Gebisses und Erläuterung der Behandlung Entfernung aller harten (Zahnstein, Verfärbungen) und weichen Beläge (Plaque) auf Zahnund erreichbaren Wurzeloberflächen Reinigung der erreichbaren Zahnwurzeloberflächen und Zahnzwischenräume mit Zahnseide und Zahnzwischenraumbürstchen Politur von Zahnkronen- und sichtbaren Zahnwurzeloberflächen mit speziellen Instrumenten und Pasten Kontrolle, Nachreinigung, Fluoridierung individuelle Anleitung zur richtigen Zahnpflege Die professionelle Zahnreinigung müssen Patienten selbst bezahlen. Die Kosten variieren zwischen 60 und 120 Euro und müssen von den Patienten selbst getragen werden. Die bloße Zahnsteinentfernung wird von gesetzlichen Krankenkassen einmal pro Jahr übernommen. Doch einige Krankenkassen belohnen ihre Patienten mittlerweile für solche zahnärztlichen Prophylaxe-Maßnahmen. So wird am Jahresende ein Teil des Betrages zurückgezahlt. Eine Nachfrage bei Ihrer Krankenkasse könnte sich also lohnen! Mundspülungen und Mundwasser Mundspülungen und Mundwässer stehen in vielen Badezimmern gleich neben der Zahnpasta. Dabei verspricht das klassische Mundwasser, tropfenweise mit Wasser verdünnt, in erster Linie frischen Atem und ein sauberes Gefühl im Mund. Mundspüllösungen treten schon mit einem höheren Anspruch auf. Sie sollen schädliche Bakterien abtöten und damit sowohl Karies als auch Entzündungen im Mund wirksam vorbeugen. Ob sie das tun, ist zumindest umstritten. Als Ergänzung zu regelmäßigem Zähneputzen sind einige der weit über 20 angebotenen Produkte möglicherweise sinnvoll, einen Ersatz dafür bieten sie aber auf keinen Fall. Für die Anwendung im Zusammenhang mit Operationen im Mund eignen sich nach Auffassung der Zahnärzte eigentlich nur Produkte, die den Wirkstoff Chlorhexidin enthalten. Chlorhexidin beschädigt die Zellwände von Bakterien und tötet diese dadurch ab. Es hat den Vorteil, dass es lange an der Mundschleimhaut haftet und daher auch nach der Anwendung noch wirkt. Außerdem wird Chlorhexidin praktisch nicht in den menschlichen Körper aufgenommen und kann daher keine Nebenwirkungen entfalten. Es gibt Lösungen in unterschiedlichen Konzentrationen. Eine 0,1- oder 0,2-prozentige Chlorhexidinlösung wird vor dem operativen Eingriff verwendet, um Bakterien im Mundraum abzutöten und das Operationsgebiet damit zu desinfizieren. Nach dem Eingriff ist es wegen der Wunde und möglicher Schmerzen für einige Zeit manchmal schwierig, die Zähne gründlich zu putzen. Deshalb kann es sinnvoll sein, bis zur Abheilung eine Mundspüllösung anzuwenden. Eine dauerhafte vorbeugende Anwendung dieser Chlorhexidinlösungen könnte allerdings eine Verfärbung von Zunge und Zähnen hervorrufen und den Geschmack beeinträchtigen. Es gibt daher eine Lösung mit geringerer Konzentration. Trotzdem sollte man die Anwendung regelmäßig für einige W ochen unterbrechen oder für einige Zeit auf eine chlorhexidinfreie Spülung umsteigen. Chlorhexidinlösungen werden unverdünnt angewendet. Man nimmt "einen Schluck", bewegt ihn im Mund und spuckt ihn Seite 7 von 15 nach etwa 30 Sekunden aus. Nicht nachspülen, das Chlorhexidin kann dann noch weiter wirken! Für die gezielte Behandlung gibt es auch chlorhexidinhaltiges Gel zum Auftragen auf die Mundschleimhaut. Aufgrund der guten Eigenschaften des Wirkstoffes sind andere Produkte für die Anwendung bei Operationen im Mund entbehrlich. Wer pflanzliche Mittel bevorzugt, kann Kamille, Salbei, Thymian oder Schafgarbe verwenden. Die entsprechenden Mittel enthalten allerdings oft Alkohol, der die Heilung der Operationswunden verzögern kann und ein starkes Brennen hervorruft. Kleiner Pflege-Knigge für Ihren Zahnersatz Wer lange von seinem Zahnersatz profitieren will, darf bei der Pflege nicht nachlässig sein. Auch wenn sich ein künstlicher Zahn nicht mehr entzünden kann – Bakterien sind gefährlich für das Zahnfleisch und den gesamten Körper und sollten daher regelmäßig entfernt werden. Fest sitzender Zahnersatz muss besonders zwischen Zahnersatz und natürlichen Zähnen gereinigt werden. Andernfalls lagern sich dort schnell Bakterien an, das Zahnfleisch entzündet sich, geht im schlimmsten Fall zurück und führt zum Beispiel zur Lockerung des Implantats. Das Putzen mit Zahnseide und Zwischenraumbürstchen sollte daher zur täglichen Pflege gehören. Auch die Zunge muss geputzt werden! Etwa zwei Drittel aller Bakterien lauern genau hier. Mit einer speziellen Zungenbürste können sie jedoch entfernt werden. Das verhindert nicht nur Krankheiten, sondern auch unangenehmen Mundgeruch. Eine Prothese kann nicht einfach im Geschirrspüler tiefengereinigt werden, der scharfe Wasserstrahl beschädigt die Konstruktion mechanisch. Mit speziellen Prothesenbürsten können Speisereste entfernt werden – etwas, das sich nicht durch das Bad im Prothesenreiniger ersetzen lässt. Im Gegenteil, eine zu häufige Verwendung von Sprudeltabletten kann die Oberfläche weich und porös machen. Keine herkömmliche Zahnpasta für Prothesen! Sie raut die Oberfläche an und bietet Bakterien optimalen Halt. Besser ist die Reinigung mit Schmier- oder flüssiger Seife, am besten zweimal täglich! Ab und zu die zahnlosen Stellen im Kiefer massieren! Das fördert die Durchblutung und die Erhaltung des Kiefers – Voraussetzung für einen langfristig stabilen Halt der Prothese. Vergessen Sie die regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt und den Stempel ins Bonusheft nicht! Auch Prothesen müssen erneuert werden und das wird mit einem vollständigen Bonusheft günstiger. Eine weitere Prophylaxe-Möglichkeit – die Fissurenversiegelung Vor allem im Kindes- und Jugendalter entstehen Kerben im Zahn, sogenannte Fissuren. Damit sich daraus kein Loch entwickelt, müssen sie versiegelt werden. Dazu wird die Kerbe zunächst ausgehöhlt, anschließend wird der Zahnschmelz mit Phosphorsäure angeätzt. Die so entstehende raue Oberfläche kann den flüssigen Kunststoff besser aufnehmen und sorgt für ein optimales Ergebnis. Dieses Füllmaterial, das unter speziellem Licht sofort aushärtet, gleicht die Kerbe wieder aus. Die Behandlung wird mit einer Fluoridierung abgeschlossen. Vom 6. bis zum 18. Lebensjahr zahlen die gesetzlichen Krankenkassen die Behandlung für die großen Backenzähne. Erwachsene zahlen pro Zahn ab etwa 18 Euro. Mundgeruch und guter Atem Obwohl etwa jeder fünfte Deutsche dauerhaft unter unangenehmem und störendem Mundgeruch leidet, ist die sogenannte Halitosis ein Tabuthema. Dabei lassen sich die Ursachen meist leicht beheben. Anders als häufig angenommen, liegt die Ursache des schlechten Atems fast nie im Magen. In etwa 90 Prozent der Fälle entsteht Mundgeruch tatsächlich im Mund. Verantwortlich sind Bakterien, die Eiweiße aus Speiseresten, Speichel und Zellen der Mundschleimhaut zersetzen und dabei übel Seite 8 von 15 riechende Schwefelverbindungen freisetzen. In hohen Konzentrationen sind diese für den unangenehmen Geruch verantwortlich. Feuchte Mundschleimhaut beugt schlechtem Geruch vor Mit einem sogenannten Halimeter, einem Schwefeldetektor, kann ihre Konzentration bestimmt werden. Der Mundgeruch nimmt zu, sobald wenig Speichel produziert wird und die Mundschleimhaut austrocknet. Auch Kaffee, Alkohol, Zigaretten und sogar einige Medikamente wie Antidepressiva oder Betablocker vermindern den Speichelfluss und können so Mundgeruch verstärken. Regelmäßiges Trinken und das Kauen zahnpflegender Kaugummis mit dem Zuckeraustauschstoff Xylit regen die Speichelproduktion an und beugen der Mundtrockenheit vor. Auch Lutschbonbons mit Chlorophyll oder Sauerstoff freisetzenden Substanzen reduzieren die Geruchsbildung . Sorgsame Mundhygiene unbedingt erforderlich Da sich die Bakterien vor allem in schwer zugänglichen Zahnzwischenräumen, Zahnfleischtaschen, unter Brücken und Kronen ansiedeln, reicht regelmäßiges Zähneputzen häufig nicht aus, um die Übeltäter zu beseitigen. Daher ist eine penible Mundhygiene Voraussetzung für einen guten Atem. Dazu zählt, mindestens zweimal täglich die Zähne gründlich zu putzen. Aus den oft schwer zugänglichen Zahnzwischenräumen lassen sich Speisereste mit Hilfe von Zahnseide, sogenannten Interdentalbürsten oder mit Hilfe einer Munddusche einfach beseitigen. Antibakteriell wirkende Mundspülungen hemmen das Bakterienwachstum und beugen Zahnfleischentzündungen vor. Sie können sowohl pflanzliche Inhaltsstoffe wie Salbei, Myrrhe, Kamille, Pfefferminz oder Ratanhia enthalten oder auch synthetische wie Chlorhexidindigluconat, Hexitidin und Amin- oder Zinnfluorid. Auch in Vertiefungen der Zungenoberfläche können sich Bakterien einnisten. Daher empfehlen Experten das regelmäßige Reinigen der Zunge mithilfe spezieller Zungenreiniger. Sie sind in Form von Schabern, Bürsten oder Schlingen erhältlich. Zahnbürsten im Test Ob elektrisch oder mit der Hand - ob harte oder weiche, lange oder kurze Borsten - in der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Paradontologie der Universität Kiel testet Professor Christof Dörfer seit Jahren Zahnbürste. Für Visite hat er vier verschiedene Modelle unter die Lupe genommen. Dazu haben sich sechs Testpersonen zwei Tage lang die Zähne nicht geputzt. Aufgeteilt in Zweiergruppen werden im Labor die Putzleistungen der Zahnbürstenmodelle verglichen. Jeweils vor und nach dem Test-Zähneputzen bestimmt Prof. Dörfer die Plaque-Belastung der Testpersonen, indem er die Zähne einfärbt. Modelle im Vergleich Im ersten Testpaar wird die Putzleistung einer herkömmlichen Handzahnbürste mit der einer akkubetriebenen, oszillierenden Zahnbürste mit 40.000 Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen verglichen: Sieger ist die elektrische Zahnbürste. "Zum einen liegt es sicher daran, dass der Kopf sehr Seite 9 von 15 klein ist und man damit in der Mundhöhle gut manövrieren kann. Dass heißt, man kommt auch gut an schwierige Stellen. Der zweite Grund ist, dass die oszillierend-rotierende Bürste dem Benutzer einen Teil der Arbeit abnimmt: Man muss sich nicht mehr auf das Bewegungsmuster konzentrieren, sondern es reicht, die Zahnflächen, eine nach der anderen, abzufahren,“ erklärt Professor Christof Dörfer. Im zweiten Testpaar wird die elektrische Zahnbürste für 100 Euro aus dem ersten Test mit einer günstigen batteriebetriebenen oszillierenden Bürste für etwa 12 Euro verglichen. Die batteriebetriebene Bürste schafft 9.600 Putzbewegungen in der Minute. Sieger ist wieder die akkubetriebene Zahnbürste aus dem ersten Test. "Das ist einfach darauf zurückzuführen, dass die Bewegung bei der akkubetriebenen schneller ist. Der Kopf ist gleich, das ist also nicht ausschlaggebend, sondern die Kraft beim Putzen. Die elektrische Energie ist bei der akkubetriebenen einfach stärker und das schlägt sich in einer besseren Reinigungswirkung nieder“, erklärt der Experte. Auch im dritten Testpaar schneidet die akkubetriebene Zahnbürste im Vergleich zu einer akkubetriebenen Schallzahnbürste für etwa 120 Euro besser ab. "Den Schallzahnbürsten wird oft nachgesagt, dass sie eine Art Fernwirkung hätten, durch die Wellen. Das kann man im Labor simulieren, doch das entspricht nicht der Situation im Mund“, so Professor Dörfer. Vorgängermodelle gut und günstiger Es muss beim Kauf übrigens nicht immer das aktuelle Modell sein. Vorgängermodelle der akkubetriebenen Elektrozahnbürste sind oft wesentlich günstiger und genauso gut. Allerdings braucht auch der Testsieger Hilfe, denn die Ablagerungen zwischen den Zähnen kann auch die oszillierendrotierende Bürste nicht entfernen. Dafür sind Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten nötig. Wer seinen Zähnen außerdem etwas Gutes tun möchte, sollte regelmäßig eine professionelle Zahnreinigung in Anspruch nehmen. Zahnersatz im Alter – Implantate oder Gebiss ? Früher oder später benötigen fast alle Menschen einen künstlichen Zahnersatz. Neben dem auch als "die Dritten" bekannten Klassiker, der herausnehmbaren Vollprothese, kommt oft auch ein festsitzender Zahnersatz mit künstlichen Zahnwurzeln aus Titan in Frage. Vor allem bei Lücken im Gebiss werden diese Implantate immer beliebter, denn dafür müssen die benachbarten Zähne nicht wie bei einer Brücke abgeschliffen und überkront werden. Auch ganze Zahnreihen und Prothesen finden Halt an Implantaten - entweder fest verbunden oder über ein Druckknopfsystem herausnehmbar. Implantat: Starke Kieferknochen wichtig Das Einsetzen der künstlichen Zahnwurzeln ist für erfahrene Zahnärzte inzwischen ein Routineeingriff, pro Jahr werden in Deutschland rund eine halbe Million Implantate gesetzt. Voraussetzung ist allerdings, dass der Kieferknochen stark genug ist, dem Implantat Halt zu geben. Mit der sogenannten Volumentomographie fertigen die Ärzte Schnittbilder der Mundhöhle an, die im Computer zu einem räumlichen Bild zusammengesetzt werden. Anhand dieser Aufnahmen ist klar zu erkennen, ob ein Implantat in den Knochen passt oder nicht. Ist der Kiefer zu dünn, kann er oft mit Knochenspänen, die aus dem Becken des Patienten entnommen und eingepflanzt werden, verstärkt werden. Bis das Knochenstück vollständig eingewachsen ist, dauert es in der Regel vier bis fünf Monate. Ist der Knochen schließlich stark genug, wird der günstigste Sitz des Implantats im Computer ermittelt und simuliert, welche kosmetischen und funktionellen Konsequenzen der Zahnersatz haben würde. Je nach Lage der Implantate können sich die Kieferstellung und damit letztlich auch der Gesichtsausdruck und sogar die Aussprache ändern . Seite 10 von 15 Sind die optimalen Positionen für die Implantate gefunden, werden die Daten an den Zahntechniker übertragen, der eine exakte Bohrschablone anfertigt. Mit ihrer Hilfe bohrt der Zahnarzt unter Computerkontrolle die Löcher für die Implantate in den Kiefer. Anschließend werden die Implantate in den Kiefer geschraubt. Bis sie vollständig in den Kiefer eingewachsen sind, vergehen noch einmal drei bis sechs Monate. In dieser Zeit muss der Patient ein Provisorium tragen. Danach legt der Zahnarzt die Köpfe der Implantate mit einem kleinen Schnitt wieder frei und schraubt die Kronen auf das Gewinde der künstlichen Zahnwurzeln. Haltbarkeit über Jahrzehnte Lohn der aufwendigen Prozedur ist die lange Haltbarkeit des neuen Gebisses: Über Jahrzehnte geben Implantate Kronen, Brücken und Prothesen einen sicheren Halt. Außerdem wird der Knochen optimal belastet, bleibt dadurch stabil und stark, während herausnehmbare Prothesen den Knochen falsch belasten können, was zur teilweisen Rückbildung des Kieferknochens führen kann. Dadurch verliert die Prothese wiederum den Halt, verursacht schmerzhafte Druckstellen und kann beim Essen hin- und herrutschen. Bei Implantaten ist gute Mundhygiene sehr wichtig. Mindestens drei Mal täglich sollten die Zähne gründlich geputzt werden. Dazu sind regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt mit professioneller Zahnreinigung unumgänglich. Der Einsatz eines Implantats ist zudem ein guter Grund mit dem Rauchen aufzuhören, denn die Gefahr von Komplikationen ist bei Rauchern deutlich höher . Der deutlich bessere Trage- und Kaukomfort der Implantate hat seinen Preis: Ein Implantat ist etwa doppelt so teuer wie herkömmlicher Zahnersatz. Private Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten, gesetzliche Krankenkassen zahlen ausschließlich einen befundorientierten Festzuschuss. Das heißt, der Patient bekommt einen festen Betrag und kann selbst bestimmen, für welchen Zahnersatz er den Zuschuss verwendet. Allerdings sind nicht für jeden Patienten Implantate geeignet: Bei schweren HerzKreislauferkrankungen, Tumorleiden, Diabetes oder Osteoporose sollten keine Implantate eingesetzt werden, denn diese Krankheiten führen oft zu Wundheilungsstörungen, Entzündungen und letztlich Implantatverlust. Was tun bei Fehlern oder Pfusch? Doch nicht immer gelingt der Eingriff und der Traum vom perfekten Gebiss kann dann für die Patienten zum Albtraum werden. Die möglichen Fehlerquellen reichen von einer schlechten Planung durch den Zahnarzt über Fehler bei der Abformung durch den Zahnarzt oder im Labor, mangelhaftes Material bis hin zu Fehlern beim Einsetzen der Prothese. Außerdem kann es rund um die Implantate zu schmerzhaften Entzündungen kommen, die sogar zum Verlust des Zahnersatzes führen können. Wird der Zahnersatz etwa zu klein geplant, führen Spannungen in der Prothese dazu, dass sich die Implantatschrauben lösen. Zieht der Zahnarzt die gelockerten Schrauben dann immer wieder fest, können sogar Risse entstehen, Kronen und Implantate brechen. Dann helfen meist nur noch neue Implantate und neuer Zahnersatz. Bei handwerklichen Fehlern oder Pfusch im Labor sollten Patienten um Nachbesserung bitten. Wird man sich dabei nicht einig, kann die Schlichtungsstelle der Zahnärztekammer helfen. Die Zahnärztekammern helfen übrigens auch bei der Suche nach spezialisierten Implantologen. Wurzelbehandlung mit einem Mikroskop – besser ? Jeder Zahn besteht aus der sichtbaren Zahnkrone und einer oder mehreren Zahnwurzeln. Das Zahninnere, die sogenannte Pulpa, ist im Bereich der Zahnkrone durch den harten Zahnschmelz geschützt und besteht aus Bindegewebe, Nervenfasern, Blut- und Lymphgefäßen. Sie ziehen in den Wurzelkanälen bis an die Spitze der Zahnwurzeln. Wird der Zahnschmelz durch Karies oder einen Unfall zerstört, kann sich die Pulpa entzünden und absterben. Daraufhin können Bakterien über die Wurzelkanäle in den Körper eindringen und schmerzhafte, eitrige Entzündungen an den Wurzelspitzen hervorrufen, die den ganzen Körper belasten. In diesem Fall helfen weder Füllung noch Inlay: Die letzte Chance, den angegriffenen Zahn zu retten, ist eine sogenannte Wurzelbehandlung . Problem: Keime in den Wurzelkanälen Siebeneinhalb Millionen solcher Therapien werden pro Jahr in Deutschland durchgeführt, doch manchmal ohne Erfolg: Der Zahn macht sich nach einiger Zeit wieder durch Schmerzen bemerkbar, so dass er doch gezogen und durch teure Brücken oder Implantate ersetzt werden muss. Gelangen durch unvollständige Ausräumung der kranken Zahnsubstanz Keime in die Wurzelkanäle, kommt es oft zu heftigen Schmerzen - ein Fall für die Spezialisten: Endodontologen sind spezialisiert auf die Behandlung der Zahnwurzel. Unter einem Operationsmikroskop mit 20- bis 30facher Vergrößerung säubern sie die oft verschlungenen Wurzelkanäle von allen Geweberesten und entziehen damit den Seite 11 von 15 Keimen den Nährboden. Anschließend werden die Wurzelkanäle wieder verschlossen. Auf diese Weise lässt sich ein angegriffener Zahn oft doch noch erhalten, denn ein erfolgreich wurzelbehandelter Zahn kann genauso gut seine Arbeit verrichten wie ein lebender Zahn. Die aufwendigere Behandlung ist zwar anstrengend für die Patienten, die während der stundenlangen Sitzungen den Mund offen halten müssen, aber nicht schmerzhaft. Die höheren Kosten werden meist nicht von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet, aber wenn statt einer teuren Brücke oder gar einem Implantat eine einfache Krone genügt, kann sich der Mehraufwand für die gründliche Behandlung lohnen. Zahnversicherung (Sendung des NDR) Beim Gang zum Zahnarzt drückt oft nicht nur die Angst vor Schmerzen, sondern auch die vor den Kosten. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen nur feste Zuschüsse, die die Kosten für die jeweils günstigste Behandlungsmöglichkeit zur Hälfte decken. Wer sich ein makelloses Gebiss wünscht, muss daher oft tief in die Tasche greifen: Am teuersten ist ein Implantat mit rund 1.600 Euro pro Stück. Auch eine Keramikkrone kostet rund 600 Euro. Oft unbeliebt aber günstig ist eine Metallkrone für circa 270 Euro. Wer sich eine teure Variante gönnen möchte, sollte über eine Zahn-Zusatzversicherung nachdenken. Für Menschen mit akuten Zahnproblemen ist eine solche Versicherung aber keine Lösung: Zähne, die bei Vertragsabschluss schon sanierungsbedürftig sind, bleiben von den Leistungen ausgeschlossen. Außerdem zahlen viele Versicherungen in den ersten Monaten gar nichts, erst nach ein paar Jahren gibt es die volle Leistung. Auch wer schon viele Implantate oder ein ganzes Gebiss besitzt kann auf die Versicherung verzichten. Eine Zahn-Zusatzversicherung rechnet sich, wenn in den nächsten Jahren viele Behandlungen anstehen. Ein Zahnarzt, der den Gebisszustand gut kennt, kann veranschlagen, welche Behandlungen auf den Patienten zukommen können. Wer jedoch nur selten Probleme mit den Zähnen hat, fährt besser, wenn er selbst spart . Zwei Gruppen von Versicherungen Zwei Gruppen von Versicherungen sind auf dem Markt: Günstige mit geringen Leistungen für unter zehn Euro im Monat und teure mit mehr Leistungen und Monatsbeiträgen bis zu 50 Euro. Vor einem Abschluss sollte man das Kleingedruckte gut lesen: Worauf bezieht sich die Versicherungsleistung? Auf das, was die gesetzliche Krankenkasse zahlt oder gibt es noch Leistungen darüber hinaus? Wann tritt die Versicherungsleistung in Kraft? Gibt es eine Karenzzeit? Welche Ausschlusskriterien (z.B. Inlays oder Implantate) gibt es? Eine unabhängige Patientenberatung kann bei der Wahl einer Versicherung helfen. Bei der Stiftung Warentest gibt es eine Checkliste, anhand derer man das beste Angebot finden kann. Vor einem Versicherungsabschluss sollte auch der Zahnarzt gefragt werden, ob er bereits Erfahrungen mit der Versicherung gesammelt hat. Auch wer sich gegen eine Versicherung entscheidet, kann beim Zahnersatz Geld sparen: Vor größeren Behandlungen sollten Patienten Angebote mindestens zweier Zahnärzte einholen. Und: Für regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen gibt es mit dem sogenannten Bonusheft der Krankenkasse bares Geld zum nächsten Zahnersatz dazu. Zahnversicherung (Sendung des MDR) Den Versicherungen auf den Zahn gefühlt Keine Versicherung zahlt alle anfallenden Kosten. Gerade bei einer teuren Versorgung müssen Patienten fast immer einen Eigenanteil zahlen. Meist sind das zehn bis 15 Prozent der Gesamtrechnung. Seite 12 von 15 Nur ein Teil der Tarife übernimmt neben Kosten für Zahnersatz auch Kosten für Füllungen, Prophylaxe oder Kieferorthopädie. Bei einem schlechten Zustand der Zähne können Versicherer potentielle Kunden ablehnen. Wer Schäden vorsätzlich verschweigt, sollte sich strafrechtlicher Konsequenzen bewusst sein. Sinnvoll ist der Anbieter, der für teure Schäden aufkommt, was erst mit Monatsbeiträgen ab etwa 20 Euro realistisch ist. Die von der gesetzlichen Krankenkasse zugeschickten Angebote müssen nicht die besten sein. Sie kooperieren mit Privatunternehmen und stellen daher nur einen Ausschnitt aus dem Gesamtangebot dar. Sinnvoll ist, sich auf dem allgemeinen zugänglichen Markt einen umfassenden Überblick zu verschaffen. Allgemein gibt es Wartezeiten von bis zu acht Monaten, bevor Ansprüche geltend gemacht werden können. Auch über Summenbegrenzungen in den ersten drei bis fünf Vertragsjahren sollte man sich gut informieren. Je früher, desto besser! Viele Versicherungen verweigern älteren Menschen den Vertrag, schließen Leistungen für bereits schadhafte Zähne aus oder bieten Tarife mit derart erhöhtem Beitrag, dass sich der Schutz nicht mehr lohnt. Daher sollte man bereits in jungen Jahren eine Zusatzversicherung abschließen, denn bestehende Verträge dürfen vom Versicherer nach Ablauf von drei Jahren nicht mehr gekündigt werden, egal wie alt der Kunde ist. Künstliche Zähne können teuer werden. Soviel vorweg: Beim Thema Zahnversicherung sind sich Versicherer und Ärzte uneinig, ob nun von einer Zahnzusatz- oder Zahnersatzversicherung die Rede sein soll. Unabhängig von der genauen Bezeichnung – ausschlaggebend sind letztlich der Inhalt und das Kleingedruckte. Zungendiagnose nach TCM Die Zunge ist ein ausgesprochen wichtiges Organ. Durch viele Verknüpfungen mit dem Gehirn und anderen Körperregionen, spiegelt sie den Zustand vieler innerer Organe wider. Man muss die Zeichen nur richtig deuten können. TCM-Therapeut bei der Zungendiagnose Die Zunge hat viele Aufgaben. Sie ist unser Geschmacksorgan, transportiert die Nahrung im Mund und ist für das Sprechen unverzichtbar. Ihre Beschaffenheit erlaubt vielfältige Rückschlüsse auf unseren Gesundheitszustand. Die Zunge durchziehen vier große Nerven, die für den Geschmack, für Hitze-, Kälte- oder SchmerzEmpfinden sowie die Beweglichkeit der Zunge verantwortlich sind. Diese sind mit den Hirnnerven verbunden, die das Gehirn und gleichzeitig auch die inneren Organe versorgen. Damit ist die Zunge mit vielen Körperregionen vernetzt. Kein Wunder, dass viele Krankheiten deshalb Spuren auf der Zunge hinterlassen. Oftmals dadurch, dass die Nerven veränderte Wachstums-Impulse an das Zungengewebe und die Schleimhaut geben. Dann kommt es zum Beispiel zu weichen Verhornungen (Zungen-Beläge), zu starker Durchblutung der Zunge (Rot-Färbung) oder anderen Veränderungen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zählt die Zungendiagnose zu einer der wichtigsten und aussagekräftigsten Untersuchungsmethoden, auch für Davaarjargal Yumjee Mätz von der TCM-Ambulanz der Universitätsklinik Dresden. Die Ärztin für chinesische Medizin schaut sich die Zunge ihrer Patienten immer ganz genau an und begutachtet den Zungenbelag und seine Farbe. An der Zunge erkennt die TCM-Ärztin verschiedene Krankheiten – alles ohne moderne Technik, wie sie sagt: "Bei Erkrankungen innerer Organe ändert sich der Zungenbelag. Und das jeweils an ganz beSeite 13 von 15 stimmten Stellen." Die Zunge ist wie eine Landkarte, die Organe sind die verschiedenen Orte. An der Zungenspitze sitzt das Herz, dicht dahinter die Lunge. An der so genannten Zungenwurzel, befinden sich Nieren und Blase. Die Mitte steht für Milz und Magen. Die Zungenränder werden der Leber und der Gallenblase zugeordnet. Durch diese Unterteilung und die Begutachtung nach Belag und Farbe kann die Ärztin eine Diagnose stellen. Zahnabdrücke und Beläge am Zungenrand können nach den Worten von Davaarjargal Yumjee Mätz beispielsweise auf eine Gallenerkrankung hinweisen: "Wenn die Zungenwurzel sehr dunkel ist und schwarzen Belag aufweist, ist dies ein Hinweis auf Nierenschädigungen und Nierenentzündungen. Hat die Zungespitze eine dunkelrote Farbe bedeutet das, der Patient hat Herz-KreislaufBeschwerden, ein Herzleiden", so die TCM-Ärztin. Um solche Diagnosen stellen zu können, ist eine lange Ausbildung nötig. In China müssen Studenten während ihres Studiums 15.000 bis 20.000 Zungen angesehen haben, bevor sie als Zungendiagnostiker zugelassen werden. Ein Foto zur Begutachtung reicht nicht aus. Neuerdings bieten Ärzte auch Ferndiagnosen mittels Kamera per Internet an. Davon ist abzuraten. Der Arzt muss immer die bewegliche Zunge des Patienten genau unter die Lupe nehmen. Paradontitis – vermeiden. erkennen, behandeln Tausende Bakterien besiedeln die Mundhöhle jedes Menschen. Die meisten Mikrobenarten sind harmlos, doch manche können die Zähne im Zusammenspiel mit unzureichender Mundhygiene gefährlich angreifen. Sie siedeln sich auf den Zahnbelägen aus Nahrungsresten und Speichelbestandteilen ab und scheiden aggressive Stoffwechselprodukte aus. So verursachen sie Karies und auch Zahnfleischentzündungen. Diese sogenannte Gingivitis ist die schmerzlose Vorstufe der Parodontitis. Typischerweise kommt es hierbei zu bläulichen Verfärbungen des Zahnfleisches, Zahnfleischblutungen und Mundgeruch. Angriff auf den Kieferknochen Durch die dauerhafte Entzündung schwillt das Zahnfleisch an. Mit der Zeit bilden sich Zahnfleischtaschen aus, in denen sich die Bakterien ungestört vermehren können. Im Rahmen der Parodontitis greift die Entzündung schließlich auch auf den Kieferknochen über. Durch die chronische Entzündung schwindet der Knochen, das Zahnfleisch zieht sich zurück, sodass die empfindlichen Zahnhälse frei liegen und die Zähne wackeln. Außerdem können die Bakterien in die Blutbahn übergehen und zum Beispiel die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Bei einer weit fortgeschrittenen Parodontitis mit tiefen Zahnfleischtaschen und tief sitzenden Entzündungen kann auch in seltenen Fällen eine sogenannte Lappenoperation notwendig sein, um die Entzündungsherde zu beseitigen. Dazu schneidet der Zahnarzt unter einer örtlichen Betäubung das Zahnfleisch auf, klappt es zur Seite und behandelt die Entzündung. Hat diese bereits auf den Kieferknochen übergegriffen, können Antibiotika helfen, die Entzündung einzudämmen. Seite 14 von 15 Was begünstigt eine Parodontitis? Die Ausbildung einer Parodontitis wird durch Rauchen, eine ungesunde Ernährung sowie Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes begünstigt. Um der Entwicklung einer Parodontitis vorzubeugen, gilt es, eine sorgfältige Mundhygiene einzuhalten. Regelmäßige professionelle Zahnreinigung entfernt Plaques und Zahnstein. Dabei wird mithilfe feiner Küretten, Ultraschall-Wellen oder Laser-Strahlen der Zahnstein von der Zahnoberfläche und aus Zahnfleischtaschen entfernt. Die Zahnreinigung beim Zahnarzt kostet etwa 40 bis 80 Euro und muss von Patienten selbst bezahlt werden. Autorin des Ferrnsehbeitrags: Ulrike Heimes Seite 15 von 15