Einführung in die Topologie (SS 14) Bernhard Hanke Universität Augsburg 2.6.2014 Bernhard Hanke 1/9 Der Mathematisch-Physikalische Verein der Universität Augsburg e.V. präsentiert “Possibly the best math movie you haven’t seen.” – Science Friday – colors of math Ein Film von Ekaterina Eremenko SFB Discretization in Geometry and Dynamics, Berlin 3. Juni 2014, 18 Uhr Liliom-Filmtheater, Unterer Graben 1, 86152 Augsburg Der Eintritt ist frei. Im Anschluss an den einstündigen Film findet ein Gespräch mit der Regisseurin statt. Bernhard Hanke 1 Werbung 2/9 Die Fundamentalgruppe Definition Es seien f , g : X → Y stetig und A ⊂ X . Wir nennen f und g homotop relativ zu A (geschrieben f ' g rel A), falls es eine Homotopie H : X × [0, 1] → Y von f nach g gibt mit H(a, t) = H(a, 0) für alle a ∈ A, t ∈ [0, 1]. A ⊂ X ist starker Deformationsretrakt ⇐⇒ idX : X → X ist homotop relativ zu A zu einer Abbildung f : X → X mit f (X ) = A. Lemma (Reparametrisierungslemma) Es seien φ1 , φ2 : [0, 1] → [0, 1] stetig und auf {0, 1} gleich. Es sei F : P × [0, 1] → Y eine Homotopie, Gi (p, t) := F (p, φi (t)). Dann sind G1 , G2 : P × [0, 1] → Y homotop relativ zu P × {0, 1}. Bernhard Hanke Die Fundamentalgruppe 3/9 Es sei X ein topologischer Raum und x0 ∈ X ein fest. (x0 nennt man Basispunkt, (X , x0 ) einen punktierten Raum.) Wir definieren π1 (X , x0 ) als die Menge aller geschlossenen Wege γ : [0, 1] → X mit γ(0) = γ(1) = x0 modulo der Äquivalenzrelation γ1 ∼ γ2 :⇔ γ1 ' γ2 rel{0, 1} , Proposition Die Verknüpfung (γ1 , γ2 ) 7→ γ1 · γ2 induziert eine Gruppenstruktur auf π1 (X , x0 ). Definition π1 (X , x0 ) heißt Fundamentalgruppe von (X , x0 ). Bernhard Hanke Die Fundamentalgruppe 4/9 Henri Poincaré (*1854, † 1912) Bernhard Hanke Die Fundamentalgruppe 5/9 P = {p} einpunktig, dann π1 (P, p) = 1 . π1 (X , x0 ) hängt nur von der Wegekomponenten von X ab, die x0 enthält. Proposition Es seien x0 , x1 ∈ X . Jeder Weg η : [0, 1] → X von x0 nach x1 induziert einen Isomorphismus ψη : π1 (X , x0 ) ∼ = π1 (X , x1 ) , [γ] 7→ [η −1 · γ · η] . Es gilt ψη = ψη0 , falls η ' η 0 rel{0, 1}. Ist η 0 ein zweiter Weg von x0 nach x1 , so ist κ := [(η 0 )−1 · η] ∈ π1 (X , x0 ) und für alle g ∈ π1 (X , x0 ) gilt ψη0 (g ) = κ · ψη (g ) · κ−1 ∈ π1 (X , x1 ) . Somit gilt im allgemeinen ψη 6= ψη0 , falls π1 (X , x1 ) nicht abelsch ist. Bernhard Hanke Die Fundamentalgruppe 6/9 Beispiele I I I π1 (S 1 , 1) ∼ = Z. 2 π1 (RP , x0 ) ∼ = Z/2Z (mit x0 ∈ RP 2 beliebig). Sei G eine beliebige Gruppe. Es gibt einen Simplizialkomplex X mit Basispunkt x0 ∈ X , so dass π1 (X , x0 ) ∼ = G. Es seien (X , x0 ) und (Y , y0 ) punktierte Räume. Eine stetige Abbildung f : X → Y heißt basispunkterhaltend oder punktiert, falls f (x0 ) = y0 . Für solche f definieren wir f∗ : π1 (X , x0 ) → π1 (Y , y0 ) , Bernhard Hanke f∗ ([γ]) := [f ◦ γ]. Die Fundamentalgruppe 7/9 Proposition f∗ : π1 (X , x0 ) → π1 (Y , y0 ) ist ein Gruppenhomomorphismus. Sind f : (X , x0 ) → (Y , y0 ) und g : (Y , y0 ) → (Z , z0 ) punktierte stetige Abbildungen, so gilt (g ◦ f )∗ = g∗ ◦ f∗ . Für idX : X → X ist idX∗ = idπ1 (X,x0 ) . Sind f , g : X → Y punktierte stetige Abbildungen und f ' g rel{x0 }, so ist f∗ = g∗ . Bernhard Hanke Die Fundamentalgruppe 8/9 Definition Wir nennen einen topologischen Raum X einfach zusammenhängend, falls X wegzusammenhängend ist und π1 (X , x0 ) = 1 für ein (und damit für alle) x0 ∈ X . Beispiel S 1 ist nicht einfach zusammenhängend. Proposition Ist X zusammenziehbar, so ist X einfach zusammenhängend. Bernhard Hanke Die Fundamentalgruppe 9/9