Hormoninaktive Tumoren/Hypophyseninsuffizienz Klinik, Diagnose, Therapie, Hormonsubstitution Ludwig Schaaf, AG Neuroendokrinologie, Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München Was sind eigentlich „Hormone“ Botenstoffe, die mit dem Blut transportiert werden und die gemeinsam dafür sorgen, dass im Körper folgende Funktionen optimal aufrechterhalten werden können: Reaktion auf Reize aus der Umgebung, wie z.B. Verletzungen, Infektionen, Streß Regulation des „inneren Milieus“, wie z.B. Wasserhaushalt, Mineralhaushalt, Blutdruck Regulation von Wachstum und Entwicklung Sexualfunktion und Fortpflanzung Was heißt eigentlich Hypophyse? Aus dem Griechischen zusammengesetzter Begriff: „Hypo“: unter „phyesthai“: wachsen, entstehen Deutsch: Hirnanhangsdrüse Weitere Bezeichnung: Glandula pituitaria (englisch „pituitary gland“): Glandula: Drüse pituita: wässeriger, fadenziehender Schleim Früher wurde angenommen, dass die Hirnanhangsdrüse den Nasenschleim absondert. Wo liegt die Hypophyse? Die Hypophyse liegt im Schädelinneren im Keilbein eingebettet auf einem sattelartigen Knochenvorsprung („Türkensattel“, Sella turcica). Sie liegt auf einer Verbindungslinie zwischen beiden Gehörgängen, am Schnittpunkt mit einer gedachten Linie zwischen Nasenwurzel und Nacken. Aus welchen Teilen besteht die Hypophyse und welche Aufgaben hat sie? Der Hypophysenvorderlappen ist eine Hormondrüse und produziert: Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH, schilddrüsenstimulierendes Hormon) adrenokortikotropes Hormon (ACTH, Nebennierenrindenstimulierendes Hormon) Luteinisierendes Hormon (LH), folikelstimulierendes Hormon (FSH) Prolaktin (PRL) Wachstumshormon (STH, somatotropes Hormon, englisch: human growth hormone (H)GH) Der Hypophysenhinterlappen ist Teil des Gehirns und dient als Speicher für das antidiuretische Hormon (ADH) Vasopressin AVP Oxytocin (wehenstimulierendes Hormon) Was ist eigentlich der Unterschied zwischen „Tumor“ und „Adenom“? Tumor: lat. „Schwellung“, ein Tumor kann gutartig oder bösartig sein. Adenom: griech. Aden „Drüse“, Drüsentumoren sind aber auf jeden Fall gutartig. Was ist eine Insuffizienz? „Schwäche“ oder „ungenügende“ Leistung Wenn hormonproduzierende Drüsen insuffizient werden, produzieren sie nicht mehr genügend Hormone. Welche Symptome hat die Hypophyseninsuffizienz? Eine Hypophyseninsuffizienz bedeutet, dass die Hypophysenhormone nur noch teilweise oder überhaupt nicht mehr gebildet oder freigesetzt werden. Die Symptome sind davon abhänigig, welche Hormone ausgefallen sind. Symptome einer Hypophyseninsuffizienz Wachstumshormonmangel: Bei Kindern: - Kleinwuchs Bei Erwachsenen:- Muskelmasse ↓ - Bauchfett ↑ - LDL- ↑ , HDL-Cholesterin ↓ - Leistungsfähigkeit ↓ - Konzentration ↓ - Lebensqualität ↓ LH, FSH: Blasse, wachsartige Haut Achsel- und Schambehaarung ↓ Fältelung der Haut um die Augen und um den Mund ↑ Depressive Verstimmung Bei der Frau: unregelmäßige Monatsblutungen, Rückbildung der Brust, Unfruchtbarkeit Beim Mann: Unfruchtbarkeit, Libido- und Potenz ↓ , Hoden werden kleiner und weicher Symptome einer Hypophyseninsuffizienz TSH: - Frieren - Depression - Wesensänderung - langsamer Herzschlag, - trockene, rauhe Haut - Müdigkeit - Verstopfung - niedriger Blutdruck ACTH: - bleiche Haut - Gewichtsverlust - Unterzuckerungen - Leistungsverlust, Abgeschlagenheit - Übelkeit, Erbrechen in Belastungssituationen - zu niedriges Natrium im Blut Prolaktinmangel: Nur in der Stillzeit Ausbleiben des Milchflusses Mangel an antidiuretischem Hormon: - Diabetes insipidus mit Störung der Wasserrückgewinnung in der Niere - Durst Hormoninaktive Adenome Ca. 20-40% der Hypophysenadenome sind hormoninaktiv, d.h. sie produzieren keine Hypophysenhormone. Probleme können dann auftreten, wenn die Tumoren an Größe zunehmen → Druck auf die Überkreuzungsstelle der Sehnerven → Gesichtsfeldausfälle → Scheuklappensicht. → Schädigung anderer Hypophysenanteile mit Störung der Regelkreise Hypophyse - Hypothalamus → Druck auf den Hypophysenstiel → „Entzügelungshyperprolaktinämie“. Häufige Symptome sind auch Kopfschmerzen. Behandlungsmöglichkeiten von Hypophysenadenomen Grundsätzlich gibt es 3 Möglichkeiten: 1.) Medikamentöse Behandlung (Therapieansätze zur Adenomverkleinerung werden für hormoninaktive Adenome zur Zeit erprobt. 2.) Neurochirurgische Operation 3.) Radiotherapie (Strahlentherapie) Diagnose einer Hypophyseninsuffizienz Hormonbestimmungen im Blut Hypophysenhormone von der Steuerung durch die Hypophyse abhängige Hormone Wachstumshormon (GH) IGF-1 (Insulin-like-growth-factor 1 → Wachstumshormonfaktor) LH/FSH Östrogen/Progesteron/Testosteron (Geschlechtsdrüsen) TSH Schilddrüsenhormone: FT3, FT4 (Schilddrüse) ACTH Cortisol (Nebenniere) Bei Unklarheiten eventuell sog. Stimulationstests Wie kann eine Hypophyseninsuffizienz behandelt werden? Allgemeine Prinzipien: Alle Hormone der bei einer Hypophysenvorderlappeninsuffizienz betroffenen Drüsen lassen sich ersetzen. In der Regel erhält der Patient genau soviel Hormon, wie sein Körper benötigt und bei normaler Hypophysenfunktion auch produzieren würde. Es ist günstiger, die Hormone der einzelnen Körperdrüsen zu ersetzen, denn diese sind leichter herzustellen, man kann sie meist in Tablettenform einnehmen und sie sind auch besser haltbar. Behandlung der Hypophyseninsuffizienz Hormondrüse mit gestörter Funktion Behandlung mit...... Geschlechtsdrüsen Frau: Östrogene/Gestagene: Tabletten Pflaster Gel Mann: Testosteron: i.m. Injektion Pflaster Gel Schilddrüse Levothyroxin (T4) } Tabletten Nebenniere Hydrocortison WachstumshormonproInjektion duzierende Zellen der Hypophyse Wachstumshormon: subkutane