Kurs 03607: Empirische Sozialforschung Kapitel 5: Messung und Datenerhebung in den Sozialwissenschaften 5.1. Informationsgewinnung im Prozess der empirische Forschung Quantitative Forschung Kontrollierte Gewinnung empirischer Informationen Durch Messvorschriften, Auswahlverfahren, Erhebungsinstrumenten Daneben gibt es noch: Qualitative Forschung Breite Informationssammlung aus möglichst vielfältigen Perspektiven, situationsflexible Anwendung & möglichst offene Erhebungsinstrumente, die sich noch während der Forschungsprozesses ändern können. Messvorschriften Nach Regeln an Konkretem; Konkretisierung von messenden Sachverhalten an untersuchenden Objekten Standardisierte Forschung Informationen werden in Form von Daten gewonnen und die Erhebungssituation wird in identischer Weise wiederholt. Daten Merkmalsmesswerte; objektive Erhebung jedes Untersuchungsobjekts des interessierenden Merkmals durch zutreffendem Ausprägungen Kriterium Qualitative Forschung Sicht der Betroffenen steht im Forschungsperspektive Mittelpunkt des Interesses Forschungskontext „Weiche“, realitätsnahe Daten Forschungsprozess Dynamisch Entdeckung und Entwicklung von Theoriebezug Hypothesen und Theorien aus dem Material Vorgehensweise Induktiv, Sinnverstehen Erkenntnisinteresse Erforschung von Lebenswelten und Interaktionen Methode z. B. Interview, Gruppendiskussion, qualitative Inhaltsanalyse, Beobachtung Quantitative Forschung Sicht aus der Außenperspektive des Forschers „Harte“, replizierbare Daten Statisch Bestätigung von vorab festgelegten Hypothesen Deduktiv, Messen Erklären kausaler Zusammenhänge Verallgemeinerbarkeit von Stichproben auf Populationen z. B. Versuch, Experiment, Beobachtung Gefunden: https://studi-lektor.de/tipps/qualitative-forschung/qualitative-quantitative-forschung.html#qualitative 5.2. Die Rolle der Statistik bei empirischen Untersuchungen Definition Methode/Verfahren Genau definierter Anfangszustand zu einem genau definierten Endstand gelangen, methodenunabhängig Multivariate Verfahren (mehrere Variablen werden analysiert) Einzelfallstudien Voraussetzung für den Einsatz der Statistik Merkmale müssen messbar sein. Definition Modell Abbild einer definierten Ausgangstruktur unter bestimmten Gesichtspunkten, Ergebnis ist modellabhängig Typen - Modelle für Schlüsse von Stichproben auf Grundgesamtheiten Modelle, die Beziehungen zwischen Variablen repräsentieren Modelle, die vielfältige Informationen von Daten reduzieren auf eine relevante Größe Anwendungsvoraussetzung In der Statistik - Reduktion komplexer Daten, indem wesentliche & unwesentliche Informationen getrennt werden; abhängig von der Fragestellung Anwendung nur auf zähl- und messbare Tatbestände; abhängig von der Operationalisierung, inwieweit sie messbar sind Kein Einzelfallbezug, sondern auf Klassen vergleichbare Fälle, die auf eine bestimmte Objektmenge begrenzt werden - Definition Begriffe Linguistische Zeichen und zugehörige semantische Regeln, die implizit und explizit sein können Extensionaler Art – Objekte werden zu den Begriff aufgezählt Intensionaler Art - Eigenschaften werden angegeben Klassifikatorische Begriffe Zerlegung des Objektsbereichs in Teilklassen Gleichheit/Ungleichheit gemessener Objekte deren Merkmale Komparative Begriffe Rangordnung der Teilklassen Für den Vergleich von Stärke und Intensität eines Merkmals Metrische Begriffe Maßeinheit, um zwischen den Objekten eine Reihenfolge zu identifizieren 5.3. Variablenbildung – Messen - Datenmatrix Definition Messen Nach Stevens (1951): Beim Messen geht es um Zuweisung von Ziffern zu den Merkmalen von Objekten oder Ereignissen nach Regeln (Skalenarten, Messungsarten) Messergebnis „strukturtreue“ symbolische Abbildung (klassifikatorische Eigenschaften) der empirischen Merkmalausprägung Zuordnungs/Abbildungsregeln - Werden hier entwickelt: Axiomatische Messtheorie Durch gezielte Vorschriften werden unterschiedliche „Mess-Skalen“ angesprochen Messniveaus (auch Skalenniveaus) Siehe unten Messbegriff Definition Messen 1. Bestimmung von Indikatoren mit Korrespondenzregeln mit dem theoretischen Begriff verknüpfen 2. Angabe des Verfahrens, wie die beobachtete Ausprägungen der Indikatoren in dem Zahlensystem abgebildet werden soll Strukturtreue Abbildung, die Zuordnung von Symbolen zu Sachverhalten, standardisierte Datenerhebnung a) Unterschiede in Sachverhalten auch in den Symbolen kenntlich machen b) Relationen zwischen Sachverhalten auch in den Symbolen übertragen Objektbereich Illustrative Veranschaulichung Messebene Objekte Zahlbereich Messinstrumente Variablen Messwerte = Zahlen Ausprägungen Interpretationsebene Zahlen lassen sich von -Gleichheit - Ordnung - Vielfachheit interpretieren Definition: Daten Standardisierte erhobene Messwerte „symbolische Repräsentationen“, die bei der Untersuchungseinheit beobachteten Merkmale festgehalten werden (Protokoll/Beobachtungsbogen) Definition: Datenmatrix Ordnungsschema für die Datenverarbeitung Menge möglicher Kombinationen Formale Struktur für erhobene Daten a) Beziehen sich auch die Untersuchungseinheit, diejenigen Objekte/Personen die für die Messwerte gelten sollen b) Beschreiben lediglich die ausgewählten Merkmale (Variablen), die untersucht werden sollten c) Beobachtet werden auf den interessierenden Merkmaldimensionen, die jeweiligen Ausprägungen für UE = Variablenwerte (x) Definition Variablen X - - Sind in Hypothesen verwendeten allgemeinen, theoretischen Begriffe gemeint (sozialwissenschaftliche Theorie) Statistik: formal „Merkmal“ gemeint, mit mehreren Ausprägungen hinsichtlich der interessierenden Eigenschaft/-en Feststellbare Ausprägungen je UE können unterschiedliche Auftretungszustände der interessierenden Eigenschaftsdimension je nach begrifflicher Strukturierung und Operationalisierung differenzierter oder gröber nachzeichnen Kurz: Begriff + (mind.) 2 Ausprägungen Bei nur einer Ausprägung = Konstante !!! Quantitative Variablen Weist mathematische interpretierbare Zahlen zu Bsp. Alter in Jahren, Haarfarbe gemessen über Wellenlänge des reflektierten Lichts, Gewicht in Maße kg oder BMI messen Qualitative Variablen Weist verbale Bezeichnung oder Buchstaben auf, bei Zahlen dürfen diese NICHT mathematisch in Relation gesetzt werden!!! Bsp. Alter in den Ausprägungen jugendlich, erwachsen, alt Haarfarbe blond – braun – schwarz – rot Gewicht dick – normal - dünn Prinzipien der Datensammlung 1. Prinzip der Vergleichbarkeit Untersuchungsbedingungen gleich Kombinationen müssen empirisch sinnvoll sein Einzelne Ausprägungen miteinander vergleichen, mehrere A. > Indexbildung 2. Prinzip der Klassifizierbarkeit Jedes Paar bildet einen Wert.(eindeutig) 3. Prinzip der Vollständigkeit Keine leeren Zellen, denn dadurch kann die Auswertung verfälscht werden, alle Werte müssen empirisch bestimmt werden 5.4. Die axiomatische Messtheorie Numerische Relativ Zahlensystem, ohne empirischen Bezug Empirisches Relativ In Relation gesetzt, abstrakte Theorie wird „empirisch interpretiert“ Relation Beziehung zwischen Elementen von Mengen Bsp.: x hat den gleichen Beruf wie y Symmetrisch Umkehrfunktion x R y <> y R x Reflexiv Zwei gleiche Komponente xRx Transitiv Relationsaufbau x R y ^ y R z ist x R z Äquivalenzrelation Beispiel: x hat das gleiche Elternpaar wie z, y hat das gleiche Elternpaar wie z, beide haben äquivalente Elternpaare; Es sind Geschwister. Irreflexiv Zwei gleiche Komponente gelten nicht, wenn Bsp x kann nicht mit sich selbst verheiratet sein Asymmetrisch Keine Umkehrfunktion Ordnungsrelation Beispiel: x ist kleiner/größer als y Intransitiv x R y ^ y R z aber nicht x R z Mess-Skala Geordnete Tripel aus einem empirischen relationalen System A, dem numerischen relationalen System N & dem Morphismus f: A ->N = (A,N,f) A – Menge empirischer Objekte, geltend Relationen R N – Teilmenge der reellen Zahlen mit dem Relationen S f – Abbildungsvorschrift (Morphismus) Aus der Definition von „Skala“ folgt, dass vor dem Messvorgang drei Probleme zu lösen sind (nach Kreppner 1975, Orth 1974) 1) Klärung, ob die Relationsaxiome einer Skala im empirischen Relativ erfüllt sind; 2) Rechtfertigung für die Zuweisung von Zahlen zu Objekten (Repräsentationsproblem); 3) Bestimmung des Grades, bis zu dem diese Zuweisung eindeutig ist (Eindeutigkeitsproblem). Transformationen Gültig im N, ohne dass die strukturtreue Abbildung verfälscht wird Zulässig: Morphismus (Abbildungsvorschrift, f) überführbar in einen Anderen Beide Strukturen müssen miteinander verträglich sein Beispiel: A = (A,R); strukturierte Menge w { x { y { z N = (N,S); natürliche Zahlen 1<2<3<4 Isomorphismus Umkehrbare eindeutige Abbildung w 4 x 3 y 2 z 1 empirisch Homomorphismus f(w) = 4 f(x) = 3 f(y) = 2 f(z) = 1 numerisch eine nicht umkehrbare eindeutige Abbildung w 4 x 3 y 2 z1 1 z2 1 empirisch f(w) = 4 f(x) = 3 f(y) = 2 f(z1) = 1 äquivalent z1 ~ z2 f(z2) = 1 numerisch Skalentypen Nominalskala Empirisch relational geprägt 1) a ≈ a (Reflexivität) 2) aus a ≈ b folgt b ≈ a (Symmetrie) 3) aus a ≈ b und b ≈ c folgt a ≈ c (Transitivität). Die Abbildungsvorschrift ist: f(a) = f(b) ↔ a ≈ b bzw. f(a) ≠ f(b) ↔a ≈ b Stehen zwei Objekte zueinander in einer Äquivalenzrelation (x ≈ y; Gleichheit/Ungleichheit), dann gehören sie der gleichen Klasse an und erhalten den gleichen Skalenwert im N, wobei die Skalenwerte sozusagen nur Namen für die Eigenschaftsausprägungen sind Ordinalskala Alle empirischen Objekte werden hinsichtlich der Stärke oder der Intensität der Ausprägung auf einer Merkmalsdimension verglichen. Über der empirischen Objektmenge A ist neben der Äquivalenzrelation ≈ noch eine Ordnungsrelation definiert + Randordnung (größer/kleiner) Die Relationsaxiome der Ordinalskala fordern also für die Menge empirischer Objekte A: 1) Auf A muss eine Äquivalenzrelation ≈ gegeben sein (wie bei der Nominalskala). 2) Weiter muss für eine Relation gelten: (a) entweder a ≈ b oder a b oder b a für alle a, b aus A (Gesetz der Trichotomie), (b) aus a b und b c folgt a c für alle a, b, c aus A (Transitivität). Die Abbildungsvorschrift (Morphismus) lautet jetzt: 1) f(a) = f(b) ↔ a ≈ b 2) f(a) > f(b) ↔ a b Intervallskala Intensität und wie stark ein Merkmal ausgeprägt ist gegenüber ein anderes. (Abstände relevant) Das bedeutet, dass zur Konstruktion von Intervallskalen zusätzlich zu den Relationen ≈ und zwischen den Objekten im empirischen Relativ noch Aussagen über Differenzen der Merkmalsausprägungen zwischen Objektpaaren empirisch sinnvoll sind. Es muss also angebbar sein, ob Differenzen zwischen den geordneten Objekten gleich groß oder größer/kleiner sind. Morphismus: 1) f(a) = f(b) ↔a ≈b 2) f(a) > f(b) ↔ a b 3) [f(a)–f(b)] = [f(c)–f(d)] ↔ab ≈cd 4) [f(a)–f(b)] > [f(c)–f(d)] ↔ab cd IscKDoNRr+ Ratioskala (Verhältnisskala) „absoluten Nullpunkt“, d.h. einen empirisch sinnvollen oder empirisch eindeutig festgelegten Nullpunkt Aussagen über die Verhältnisse (Quotienten) bzw. über das Vielfache von Messwerten empirisch sinnvoll sind Absolutskala In dem Grenzfall, dass überhaupt keine Transformationen der Skalenwerte mehr zulässig sind, haben wir es mit einer absoluten Skala zu tun. Hier sind nicht nur sämtliche Relationen sowie der Nullpunkt empirisch sinnvoll, sondern auch die Maßeinheit ist empirisch vorgegeben. Alle Skalen, die auf Abzählen basieren, sind absolute Skalen (Anzahl, Anteile; z.B. Geburts- oder Todesraten). Skalentypen und zulässige Aussagen; empirisch Sinnvolle(+)/sinnlose Statistik(-) 1) Äquivalenzaussage : f(x) = f(y) 2) Ordnungsaussage: f(x) > f(y) 3) Distanzaussage : f(x)–f(y) ≥ f(w)–f(z) 4) Verhältnisaussage: f(x) = a·f(y) 5.5. Messen durch Indizes (Indexmessung) Art von Messverfahren: 1.Fundamentales (direktes) Messen Zuweisung von Zahlen zu Objekten nach Regeln, die sich direkt aus den Eigenschaften des Objekts ergeben. 2. Abgeleitetes (indirektes) Messen Anwendung einer theoretischen Zuordnungsregel, um aus den direkt gemessenen Eigenschaften den interessanten Merkmalswert zu bestimmen 3.Messen durchs Abzählen (measurement of counting) Vorrausetzung eine theoretische Definition, die die Bildung homogene anzusehender Klassen von Ereignissen erlaubt Weitere Messverfahren Begründung nicht in der Art der Abbildung der empirischen Merkmale, sondern in der Messvorschrift selbst besteht, d.h. in der Definition des Verfahrens, nach dem den einzelnen Objekten Zahlen zugeordnet werden. Unterschied Indexmessung /Messen als strukturtreue Abbildung Beim „strukturtreuen Messen“ werden die empirischen Eigenschaften von Objekten sowie die (unabhängig von der Messung vorhandene) Klassifikation dieser Objekte strukturerhaltend in Daten überführt d.h. eine existierende empirische Struktur wird durch die Messwerte abgebildet. (eindimensionaler Begriff) Bei der „Indexmessung“ konstruiert die Messung die empirische Struktur. (mehrdimensionaler Begriff). Es wird zunächst eine theoretisch begründete Struktur definiert, in die dann im Zuge der „Messung“ die empirischen Objekte anhand ihrer Merkmalsausprägungen eingeordnet werden. 5.6. Der sozialwissenschaftliche Spezialfall: Messen durch Befragung Zwei Arten von Messmethoden: 1) Direktes Messen von Merkmalen am Befragten als Untersuchungsobjekt Befragter = Versuchsperson, dann gelten die Antworten als Indikatoren 2) Indirektes Messen durch den Befragten Befragter = Informanten, dann gelten die Antworten als Auskünfte der Merkmale (Messwerte) des zu interessierenden Objektes. Wertezuweisung durch die befragte Person für die indirekte Messung gilt: - - Bei Evaluierung kommen weitere Kriterien dazu: - - Der „Gegenstand (das Objekt) der Beurteilung ist eindeutig definiert. Das zu messende „Merkmal“ (Variable) ist eindeutig definiert und operationalisiert. Eine „Mess-Skala“ (Vergleichsmaßstab) existiert und ist eindeutig definiert (incl. eindeutiger Skalen-Endpunkte sowie unterscheidbarer Abstufungen zwischen den SkalenEndpunkten). Die Befragten sind in der Lage, den „Gegenstand“ intersubjektiv übereinstimmend zu identifizieren, das zu messende „Merkmal“ intersubjektiv übereinstimmend zu erkennen und die „Mess-Skala“ in intersubjektiv übereinstimmender Weise darauf anzuwenden. Das „Kriterium” der Beurteilung („Qualitäts-Merkmal”) ist eindeutig definiert (Unter welchem Gesichtspunkt soll der zu evaluierende Gegenstand eingeschätzt werden?). −Ergänzend ist ein (Vergleichs-)„Standard” vorgegeben (Wann ist etwas „gut”, wann „schlecht”, wann „mittelmäßig”? etc.). „Kriterium“ und „Standard” werden von allen Evaluierenden in gleicher Weise interpretiert und in intersubjektiv übereinstimmender Weise angewandt. 5.7. Zuverlässigkeit (Reliabilität) der Messung Definition nach Esser/Klenovits/ Zehnpfennig Reliabilität „die intertemporale, intersubjektive und interinstrumentelle Stabilität erhaltener Messwerte“ - - - „Intertemporale Stabilität“ heißt: Bei wiederholter Messung desselben Phänomens bringt das Messinstrument die gleichen Ergebnisse hervor „Intersubjektive Stabilität“ heißt: Wenn verschiedene Personen dasselbe Phänomen mit Hilfe desselben Instruments messen, dann erzielen sie die gleichen Ergebnisse. „Interinstrumentelle Stabilität“ heißt: die gleiche Merkmalsdimension kann durchaus mit Hilfe unterschiedlicher Instrumente gemessen werden 5.8. Annotationen aus der Perspektive qualitativ-interpretativer Methoden Die Forscher Wichtigstes Mittel qualitativ-interpretativer Forschung sind die Forschenden selbst: Ihre Fähigkeit, eine intensive und vertrauensvolle Situation mit Informantinnen und Informanten herzustellen und sich in die befragten oder beobachteten Personen hineinzuversetzen (Empathie), ohne deren Perspektive unreflektiert zu übernehmen, sind zentrale Leistungsmerkmale dieser Form der Daten- (oder vielleicht besser: Informations-)Gewinnung. Textuelle/audiovisuelle Datentypen - - - Verfahren spezialisierter Datengewinnung - - Bandaufnahme verbaler Daten, die später verschriftlicht werden Protokolle, die verbale Daten aufschreiben, aber auch auf Mimik/Gestik des Informanten mit einbeziehen Dokumente, die im untersuchten Feld gesammelt werden, seien es Selbstdarstellungen von Unternehmen, Familienchroniken, Organigramme, Liebesbriefe, oder E-Mail-Archive. (Verhaltensspuren vor der Forschung) Videoaufzeichnungen die Narrationsanalyse, deren analytischer Ansatz das Zustande kommen einer ausführlichen lebensgeschichtlichen Stegreiferzählung voraussetzt, wie sie das narrative Interview erbringt (Schütze 1983, Küsters 2006, Fischer-Rosenthal/Rosenthal 1997). Die Konversationsanalyse (Bergmann 1994, Eberle 1997) wiederum benötigt ‚natürlichsprachliche‘ Interaktionsprotokolle, also von aktiven Rekonstruktionsleistungen der Forschenden weitestgehend freie Mitschnitte verbaler Interaktionen (z. B. Telefonmitschnitte von Service-Hotlines) von besonders hoher Genauigkeit, die dann – lautgetreu transkribiert – eine wesentlich detailreichere und technischere Textform ergeben als etwa die Abschrift eines Experteninterviews.