Lineare Algebra II (SS 13) Bernhard Hanke Universität Augsburg 24.06.2013 Bernhard Hanke 1 / 11 Orthogonale und unitäre Endomorphismen Proposition (6.3) Es sei V ein endlichdimensionaler euklidischer oder unitärer Vektorraum. Es sei f : V → V ein orthogonaler (unitärer) Endomorphismus. Dann ist f ein Isomorphismus und f −1 ist ebenfalls orthogonal (unitär). Alle Eigenwerte haben den Betrag 1. Eigenvektoren zu verschiedenen Eigenwerten sind orthogonal. Bernhard Hanke 2 / 11 Ist A ∈ Rn×n orthogonal, so gilt AT A = En =⇒ AAT = En also AT = A−1 . Entsprechend ist für unitäre Matrizen AAT = En . Damit sind äquivalent: I A ist orthogonal (unitär). I Die Spalten von A bilden eine Orthonormalbasis. I Die Zeilen von A bilden eine Orthonormalbasis. I A−1 = AT (im Euklidischen Fall), A−1 = A Bernhard Hanke T (im unitären Fall). 3 / 11 Wir betrachten nun die Teilmengen O(n) := {A ∈ Mat(n, R) | A orthogonal} ⊂ Rn×n und U(n) := {A ∈ Mat(n, C) | A unitär} ⊂ Cn×n . Diese Teilmengen sind Untergruppen von GL(n, R), bzw. GL(n, C) und heißen die Gruppen der orthogonalen, bzw. unitären (n × n)-Matrizen. Bemerkung Für alle A ∈ O(n) und A ∈ U(n) gilt | det(A)| = 1. Insbesondere gilt für A ∈ O(n), dass det A ∈ {±1}. Bernhard Hanke 4 / 11 Definition Es sei V ein endlichdimensionaler reeller Vektorraum. I Wir nennen zwei Basen B und C von V gleich orientiert, falls für die Matrix der Koordinatentransformation von der Basis B in die Basis C folgendes gilt: det TCB > 0 . Dies definiert eine Äquivalenzrelation auf der Menge der Basen von V mit genau zwei Äquivalenzklassen. I Diese Äquivalenzklassen heißen Orientierungen von V . Einen endlichdimensionalen Vektorraum V zusammen mit einer Orientierung heißt orientierter Vektorraum. Die Basen in der gegebenen Äquivalenzklasse heißen positiv orientiert, die verbleibenden Basen negativ orientiert. Bernhard Hanke 5 / 11 Definition (Fortsetzung) I Es seien V und W endlichdimensionale, orientierte Vektorräume. Ein linearer Isomorphismus f : V → W heißt orientierungserhaltend, falls f eine positiv orientierte Basis von V auf eine positiv orientierte Basis von W abbildet. Falls V = W ist dies gleichbedeutend mit det f > 0. I Ist V = K n , so definiert die Orientierungsklasse der Standardbasis (e1 , . . . , en ) die Standardorientierung oder kanonische Orientierung von V . Bemerkung Für allgemeine Vektorräume gibt es keine Standardorientierung, da es keine ausgezeichneten Basen gibt. Bernhard Hanke 6 / 11 Wir setzen nun SO(n) = {A ∈ O(n) | det A = 1} . Dies ist die spezielle orthogonale Gruppe der Ordnung n. Analog definieren wir SU(n) = {A ∈ U(n) | det A = 1} die spezielle unitäre Gruppe der Ordnung n. I Diese Teilmengen sind Untergruppen. Bernhard Hanke 7 / 11 Proposition (6.5) Es sei A ∈ O(2). Dann tritt genau einer der beiden folgenden Fälle ein. I det A = 1, das heißt, A ist orientierungserhaltend. Dann existiert genau ein φ ∈ [0, 2π), so dass sin(φ) − cos(φ) A= . cos(φ) sin(φ) Dies ist eine Drehung um den Winkel φ in der Ebene (gegen den Uhrzeigersinn). I det A = −1, das heißt, A ist orientierungsumkehrend. Dann existiert genau ein φ ∈ [0, 2π), so dass sin(φ) cos(φ) A= . cos(φ) − sin(φ) Dies ist eine Spiegelung an der x-Achse, verknüpft mit einer Drehung um φ gegen den Uhrzeigersinn. Bernhard Hanke 8 / 11 Satz (6.6) Es sei V ein endlichdimensionaler unitärer Vektorraum und f : V → V ein unitärer Endomorphismus. Dann gilt folgendes: I f diagonalisierbar. I V besitzt eine Orthonormalbasis aus Eigenvektoren von f . Folgerung (6.7) Ist A ∈ U(n), so existiert ein S ∈ U(n), so dass λ1 0 .. SAS −1 = . 0 λn wobei λ1 , . . . , λn komplexe Zahlen vom Betrag 1 sind. Bernhard Hanke 9 / 11 Satz (6.8) Es sei V ein endlichdimensionaler Euklidischer Vektorraum und f : V → V ein orthogonaler Endomorphismus. Dann existiert eine Orthonormalbasis von V , bezüglich der f durch eine Matrix folgender Form dargestellt wird 1 0 .. . 1 −1 .. . −1 A1 . . . 0 Ak Dabei sind Ai = Bernhard Hanke cos θi sin θi − sin θi cos θi mit θi ∈ (0, π) ∪ (π, 2π). 10 / 11 Lemma (6.9) Es sei A : Rn → Rn ein orthogonaler Endomorphismus. Dann existiert ein Untervektorraum W ⊂ Rn der Dimension 1 oder 2 mit A(W ) = W . Folgerung (6.10) Es sei A ∈ SO(3) mit A 6= E3 . Dann existiert eine Orthonormalbasis B = (v1 , v2 , v3 ) von R3 , so dass bezüglich dieser Basis die Abbildung A durch eine Matrix der Form 1 0 0 0 cos(φ) − sin(φ) 0 sin(φ) cos(φ) dargestellt wird, wobei φ ∈ [0, 2π). Wir können uns daher A als Drehung mit Drehachse span(v1 ) ⊂ R3 um den Winkel φ vorstellen. Die Drehachse und der Winkel φ sind durch A eindeutig bestimmt. Bernhard Hanke 11 / 11