1 Thema des Forschungsprojektes: „Molekulargenetische Analysen in FAP-assoziierten Duodenal-Adenomen und – Karzinomen“ Die familiäre adenomatöse Polyposis (FAP) ist ein erbliche Erkrankung, der verschiedene genetische Veränderungen im APC-Gen auf Chromosom 5 zugrunde liegen. Ihre primäreren Manifestationsorte sind der Dick- und Mastdarm. Hier entwickeln betroffenen Patienten bis zu über tausend Polypen, die unbehandelt immer zu einem bösartigen Tumor, einem Karzinom, entarten. Dies geschieht durchschnittlich in der 3. bis 4. Lebensdekade. Vorrangiges Ziel der chirurgischen Therapie ist daher die Prophylaxe. Dies gelingt gut durch die radikale Entfernung des gesamten Dick- und Mastdarms und anschließende Formung eines neuen Reservoirs (Pouch) aus der letzten Dünndarmschlinge. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und die vorsorgliche Entfernung des Dickund Mastdarms haben die Lebenserwartung betroffener Patienten deutlich verlängert. Hierdurch treten nun aber weitere Manifestationsorte der FAP in den Vordergrund. Neben Bindegewebs-Tumoren (Desmoide), haben sich Polypen im oberen Dünndarm und daraus entstehende bösartige Tumore zu einer häufigen Todesursache entwickelt. Polypen im oberen Dünndarm, vor allem im Zwölffingerdarm (Duodenum), werden bei der Mehrzahl der FAP-Patienten und bei den in Heidelberg betreuten Patienten in 58,3 % (162) beobachtet. Der Schweregrad der Erkrankung wird durch die Spigelman-Klassifikation in vier Stadien eingeteilt. Die Einteilung erfolgt durch die in einer Spiegelung (Endoskopie) des Zwölffingerdarms festgestellte Anzahl und Größe der Polypen und durch die in der feingeweblichen Untersuchung von Gewebeproben feststellbaren Veränderungen der einzelnen Zellen. Bei den in unserer Klinik betreuten Patienten, wurde die Entwicklung der Polypen im Zwölffingerdarm über einen längeren Zeitraum beobachtet und außerdem die ursächlichen genetischen Veränderungen dokumentiert. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass sich die Befunde schubweise verändern und zu einem nicht sicher vorhersagbaren Zeitpunkt ein bösartiger Tumor entsteht. Die Art des zeitlichen Verlaufs war ähnlich bei allen Patienten, allerdings waren die Zeitintervalle bis zu einer Verschlechterung des klinischen Stadiums unterschiedlich. Da auch Polypen im Zwölffingerdarm zu bösartigen Tumoren entarten können, ist auch hier wie beim Dick- und Mastdarm die regelmäßige Vorsorge und schlussendlich vorsorgliche Operation wichtig für das Überleben der Patienten. Die Schwierigkeit dabei ist allerdings den optimalen Operationszeitpunkt festzulegen, da man sicher verhindern will, dass der Patient einen bösartigen Tumor entwickelt, das Operationsverfahren aber durchaus risikoreich ist und kein Patient diesem unnötig ausgesetzt werden sollte. Bisher kann man keine genauen Vorhersagen für den klinischen Verlauf beim einzelnen Patienten machen. Die Untersuchung der genetischen Veränderungen auf Chromosom 5 lassen hierzu nicht genügend Rückschlüsse zu. 2 Mit dem geplanten Projekt sollen zusätzlich Veränderungen in den Zellen aus Polypen im Zwölffingerdarm untersucht werden. Dabei möchten wir analysieren, ob bestimmte Veränderungen in der Zelle zu bestimmten Zeitpunkten in der Entwicklung von Polypen im Zwölffingerdarm auftreten und ob diese Veränderungen Rückschlüsse auf den weiteren klinischen Verlauf zu lassen. Hierfür sollen mehrere Gewebeproben von insgesamt 50 Patienten über einen Zeitraum von zwei Jahren untersucht werden, um so zu dokumentieren welche Zell-Veränderungen beim einzelnen Patienten wann auftreten. Ziel ist es, falls bestimmte Veränderungen in den Zellen mit Veränderungen des klinischen Befundes in der Endoskopie übereinstimmen, den Zeitpunkt für eine vorsorgliche Operation des betroffenen Patienten besser festlegen zu können.