Datum: 10. Mai 2007 Thema: Der Dickdarmkrebs: Vorsorge und Früherkennung Referent: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Petritsch Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie Universitätsklinik für Innere Medizin, Graz Der Dickdarmkrebs oder auch Kolonkarzinom ist auf beide Geschlechter bezogen das häufigste Karzinom In Österreich. Pro 100.000 Einwohner erkranken ca. 50 Personen pro Jahr daran, d.h. im Großraum von Graz 150 jährlich. Das Risiko an einem Dickdarmkrebs zu erkranken steigt ab dem 50igsten Lebensjahr stetig an. Rechtzeitig erkannt ist dieser Krebs in den meisten Fällen heilbar. So beträgt die Überlebenschance nach 5 Jahren ca. 85 %, wenn zum Zeitpunkt der Diagnosestellung keine Symptome vorlagen bzw. das Dickdarmkarzinom nur zufällig gefunden wurde. Bei Vorhandensein von Symptomen reduziert sich die Überlebensrate nach 5 Jahren auf 50 %. Die Ursachen der Entstehung sind vielfältig. Ca. 25% haben eine erbliche Belastung, ca. 1% leiden an anderen seltenen Ursachen wie z.B. an einer Colitis ulcerosa (chronische Dickdarmentzündung), die ein erhöhtes Krebsrisiko aufweisen. Beim größten Teil entstehen Karzinome des End- und Dickdarmes jedoch spontan. Der Einfluss durch Umweltfaktoren und Nahrung ist unterschiedlich. Allgemeine Risikofaktoren für die Entstehung eines Dickdarmkarzinoms sind nach epidemiologische Studien (systematische Untersuchungen an einem großen Patientengut) Übergewicht, Rauchen, regelmäßiger Alkoholkonsum, Diabetes mellitus, über viele Jahrzehnte vermehrte Aufnahme von Fleisch, Fett bei gleichzeitiger verminderter Aufnahme von Darmkrebs schützenden Lebensmitteln wie Obst, Gemüse und kalziumreicher Kost. Kurzfristig über ein Jahr führt jedoch z.B. eine ballaststoffreiche Kost zu keiner verminderten Polypenbildung (Vorläufer von Krebs). Das heißt, der Ansatz zur Vorsorge durch gesunde Ernährung muss bereits in der Jugend und nicht erst im Alter erfolgen. Ein Großteil der Dickdarmkarzinome entsteht meist aus Polypen (kleine in das Darmlumen ragende primär gutartige Gewächse) und nur ein geringer Teil direkt aus normaler Schleimhaut. Diese werden zu Beginn leicht übersehen und wachsen rascher als Polypen. Polypen bis 1 cm Größe sind in 99 % noch gutartig, bei 2 cm großen Polypen findet man jedoch bereits in 50% Krebszellen. Polypen machen in der Regel, wenn sie nicht sehr groß sind und im oder in der Nähe des Enddarm liegen, keine Beschwerden. Maximal findet man nicht sichtbares Blut (occultes Blut) im Stuhltest. Von der Entstehung von kleinen harmlosen Polypen bis zum Karzinom mit Möglichkeit von Metastasen vergehen rund 10 Jahre. D.h. das bei regelmäßiger Untersuchung und Entfernung von etwaigen Polypen (Polypektomie) ein nicht heilbares Kolonkarzinom mit sehr großer Wahrscheinlichkeit verhindert werden kann. Standarduntersuchung für die Vorsorge ist dzt. die Dickdarmspiegelung (Koloskopie). In geübten Händen und mit den heutigen Medikamenten dauert diese Untersuchung in der Regel ca. 30 Minuten und ist weitestgehend schmerzfrei. Die Möglichkeit einer Verletzung des Darmes bei der Untersuchung ist abhängig von der Erfahrung des Untersuchers und beträgt ca. 0.1-0.2 %, d.h. bei 1 bis 2 von 1000 Untersuchungen tritt eine Perforation d.h. Durchstoßen der Darmwand mit dem Endoskop auf. Dies macht eine Operation unabdingbar. Bei einer Polypenabtragung ist das Komplikationsrisiko etwas höher. Das Risiko einer Verletzung liegt in allen Fällen deutlich unter dem Risiko an einem Dickdarmkrebs zu erkranken. Da ab dem 50. Lebensjahr die Polypenbildung rasch zunimmt (ca. 1/3 aller Patienten entwickeln Polypen) empfiehlt man die Durchführung einer Koloskopie ab diesem Zeitpunkt, so fern in der Familie kein Darmkrebs vor dem 50 Lebensjahr aufgetreten ist (in diesem Fall bereits entsprechend früher). Die Koloskopie soll alle 5 - 10 Jahren wiederholt werden. Nach neuesten Untersuchungen liegt jedoch die Rate der Intervallkarzinome, das sind Karzinome die bei Patienten diagnostiziert wurden, die sich innerhalb der letzten 5 Jahre einer Koloskopie unterzogen haben, bei 5 %. Grund sind übersehene Polypen/kleine Karzinome hinter Falten, inkomplette Untersuchung, seltene rasch wachsende Tumoren oder schlechte Sicht durch Stuhlreste. Für eine möglichst hohe Sicherheit sollen daher Koloskopieintervalle von 5 Jahren nicht überschritten werden. Weitere Informationen: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Petritsch Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie Universitätsklinik für Innere Medizin, Graz Auenbruggerplatz 27, 8036 Graz Tel.: 0316/ 385-4389 /4388, Email: [email protected]