Sommersemester 2007 Topologie I Klausur Aufgabe 1 Seien X, Y, Z topologische Räume mit X quasi-kompakt und Z Hausdorff. Sei ferner g : X → Y eine stetige Abbildung und h : X → Z eine surjektive stetige Abbildung. Man zeige, dass die folgenden Aussagen äquivalent sind: (1) Es gilt g(x) = g(x0 ) für alle x, x0 ∈ X mit h(x) = h(x0 ). (2) Es gibt eine stetige Abbildung f : Z → Y mit g = f ◦ h. (3) Es gibt eine eindeutige stetige Abbildung f : Z → Y mit g = f ◦ h. Aufgabe 2 Sei ∼ die Äquivalenzrelation auf S 2 = {x ∈ R3 : kxk = 1}, die definiert ist durch: Es gilt x ∼ y genau dann, wenn x = y oder x = −y. Sei S 2 /∼ der Quotientenraum und q : S 2 → S 2 /∼ die Projektion. Sei ferner τ : S 2 → S 2 die Abbildung, die definiert ist durch τ (x) = −x für alle x ∈ S 2 . Dann ist τ eine topologische Äquivalenz (da τ stetig ist und τ ◦ τ = idS 2 ), und für jedes A ⊂ S 2 gilt q −1 (q(A)) = A ∪ τ (A). Man zeige: (1) Die Abbildung q ist offen und abgeschlossen. (2) Der Quotientenraum S 2 /∼ ist kompakt (d.h. S 2 /∼ ist ein quasi-kompakter Hausdorff-Raum). Für jedes x ∈ S 2 sei nun Vx = {y ∈ S 2 : ky − xk < 1}, also ist Vx eine offene Umgebung von x in S 2 . Man zeige: (3) Für jedes x ∈ S 2 gilt Vx ∩ V−x = ∅, V−x = τ (Vx ), q(Vx ) = q(V−x ) und die Einschränkung von q auf Vx ist injektiv. (4) q : S 2 → S 2 /∼ ist eine Überlagerung. Topologie I: Klausur 2 Aufgabe 3 Sei X ein topologischer Raum, sei A eine Teilmenge von X (mit der Unterraumtopologie) und sei x0 ∈ A. Sei i : A → X die Inklusion (mit i(a) = a für alle a ∈ A); es gibt also den Gruppen-Homomorphismus i∗ : π1 (A, x0 ) → π1 (X, x0 ). Man zeige: (1) Gibt es eine stetige Abbildung r : X → A mit r(a) = a für alle a ∈ A, so ist der Homomorphismus i∗ injektiv. (2) Gibt es eine stetige Abbildung F : X × [0, 1] → X mit F (x, 0) = x und F (x, 1) ∈ A für alle x ∈ X, F (x0 , t) = x0 für alle t ∈ [0, 1] und F (a, 1) = a für alle a ∈ A, so ist i∗ ein Isomorphismus. Hinweis zu Teil (2): Um zu zeigen, dass i∗ injektiv ist, wende man Teil (1) an. Um zu zeigen, dass i∗ surjektiv ist, betrachte man für jede Schleife v in (X, x0 ) die durch Fv (s, t) = F (v(s), t) definierte Abbildung Fv : [0, 1] × [0, 1] → X. Aufgabe 4 Für jedes k ∈ Z sei vk : [0, 1] → S 1 die Schleife in (S 1 , 1), die definiert ist durch vk (s) = exp(ks) für alle s ∈ [0, 1], wobei exp(t) = e2πit . Man zeige: (1) Die Schleifen vm und vn sind homotop in (S 1 , 1) genau dann, wenn m = n. (2) Zu jeder Schleife v : [0, 1] → S 1 in (S 1 , 1) gibt es ein eindeutiges k ∈ Z, so dass v und vk homotop sind. Hier darf man lediglich die folgenden Sätze anwenden: Satz 1 Zu jeder stetigen Abbildung u : [0, 1] → S 1 mit u(0) = 1 gibt es eine eindeutige stetige Abbildung w : [0, 1] → R mit w(0) = 0, so dass exp ◦ w = u. Satz 2 Zu jeder stetigen Abbildung F : [0, 1] × [0, 1] → S 1 mit F (0, t) = 1 für alle t ∈ [0, 1] gibt es eine stetige Abbildung G : [0, 1] × [0, 1] → R mit G(0, t) = 0 für alle t ∈ [0, 1], so dass exp ◦ G = F . Hinweis: Sei wk : [0, 1] → R die Abbildung mit wk (s) = ks für alle s ∈ [0, 1]. Dann ist wk (0) = 0 und vk = exp ◦ wk . Nach Satz 1 ist also wk die eindeutige stetige Abbildung w : [0, 1] → R mit w(0) = 0 und exp ◦ w = vk .