Sommersemester 2014 Blatt 7 Prof. Stefan Schwede Dr. Wolfgang Steimle Übungen zur Vorlesung Einführung in die Geometrie und Topologie Abgabe: 17.06.14 in der Vorlesungspause Aufgabe 7.1: Sei X ein zusammenhängender und lokal wegzusammenhängender Raum mit endlicher Fundamentalgruppe. Zeige, dass jede stetige Abbildung X → S 1 homotop zu einer konstanten Abbildung ist. (Hinweis: verwende die Überlagerung exp: R → S 1 .) Aufgabe 7.2: Sei f : X → X eine stetige Selbst-Abbildung eines topologischen Raumes X. Auf dem Produkt X × [0, 1] von X mit dem Einheitsintervall betrachten wir die Äquivalenzrelation ∼, die von der Vorschrift (x, 1) ∼ (f (x), 0) erzeugt wird. Der Abbildungstorus von f ist der Quotientenraum Tf = X × [0, 1]/ ∼ . Es wird also die ‘Endkopie’ X × {1} vermöge f mit der ‘Anfangskopie’ X × {0} von X identifiziert. Sei jetzt f ein Homöomorphismus. Definiere eine stetige und eigentlich diskontinuierliche Wirkung der Gruppe Z auf dem Raum X × R derart, dass der Quotientenraum (X × R)/Z (im Sinne der Aufgabe 6.4) homöomorph zum Abbildungstorus Tf ist. Nach Aufgabe 6.4 erhalten wir so eine Überlagerung X × R → Tf . Aufgabe 7.3: Die Klein’sche Flasche K ist der Quotientenraum des Quadrates [0, 1] × [0, 1], bei dem man jeden Punkt der Form (x, 0) mit dem Punkt (x, 1) identifiziert und außerdem jeden Punkt der Form (0, y) mit dem Punkt (1, 1 − y) (für alle x, y ∈ [0, 1]). (a) Zeige, dass Z × Z unter der Verknüpfung (n, m) · (n0 , m0 ) := (n + (−1)m n0 , m + m0 ) eine Gruppe ist, die nicht abelsch ist. Sie wird üblicherweise mit Z o Z notiert. (b) Zeige, dass (x, y) · (n, m) := ((−1)m (x + n), y + m) (x, y) ∈ R2 , (n, m) ∈ Z o Z eine stetige und eigentlich diskontinuierliche Gruppenwirkung von Z o Z auf R2 definiert. (c) Zeige, dass der Quotientenraum von R2 nach dieser Gruppenwirkung homöomorph zur Klein’schen Flasche ist. Es folgt mit Aufgabe 6.4, dass die Quotientenraumprojektion R2 −−→ R2 /∼ ∼ =K eine Überlagerung mit unendlich vielen Blättern ist. (d) Welcher Zusammenhang besteht mit Aufgabe 7.2? Aufgabe 7.4: Sei X ein wegzusammenhängender Raum, f : X → X ein Homöomorphismus und Tf der Abbildungstorus von f (vgl. Aufgabe 7.2). Betrachte die Abbildungen i : X → Tf , 1 q : Tf → S , x 7→ [(x, 0)], [(x, t)] 7→ exp(t). Zeige: Für alle x ∈ X existiert eine “kurze spaltende exakte Sequenz von Gruppen” i q∗ ∗ 1 → π1 (X, x) − → π1 (Tf , i(x)) −→ π1 (S 1 , 1) → 1. Zeige im Einzelnen: (a) i ist stetig, und für alle x ∈ X ist die Abbildung i∗ : π1 (X, x) → π1 (Tf , i(x)) injektiv. (Hinweis: Verwende Aufgabe 7.2 und den Homotopie-Liftungs-Satz.) (b) q ist stetig, und für alle y ∈ Tf ist die Abbildung q∗ : π1 (Tf , y) → π1 (S 1 , g(y)) splitsurjektiv (d.h., es existiert ein Gruppenhomomorphismus s : π1 (S 1 , g(y)) → π1 (Tf , y) mit q∗ ◦ s = idπ1 (S 1 ,g(y)) ). (c) Kern(q∗ ) = Bild(i∗ ), insbesondere gilt π1 (Tf , i(x))/π1 (X, x) ∼ = Z. (Hinweis für “⊆”: Verwende den Wege-Liftungs-Satz, um eine Schleife γ in Tf zu einem Weg in X × R zu liften und zeige, dass dieser Weg wieder eine Schleife ist, falls [γ] ∈ Kern(q∗ ).)