Sommersemester 2014 Blatt 3 Prof. Stefan Schwede Dr. Wolfgang Steimle Übungen zur Vorlesung Einführung in die Geometrie und Topologie Abgabe: 06.05.14 in der Vorlesungspause Aufgabe 3.1: Sei X ein topologischer Raum und x1 , x2 , . . . eine Folge von Punkten in X. Ein Punkt x ∈ X heißt Häufungspunkt der Folge, falls jede Umgebung von x unendlich viele Folgenglieder enthält. Der Raum X heißt folgen-kompakt, wenn jede Folge von Punkten in X einen Häufungspunkt besitzt. Ein topologischer Raum heißt quasi-kompakt (siehe Vorlesung), wenn jede offene Überdeckung eine endliche Teilüberdeckung besitzt. Zeige, dass jeder quasi-kompakte Raum auch folgen-kompakt ist. (Bemerkung: für Unterräume des Rn sind die Begriffe ‘quasi-kompakt’ und ‘folgenkompakt’ äquivalent. Für allgemeine Räume gilt jedoch die Umkehrung der zu zeigenden Behauptung nicht. Um ein Gegenbeispiel zu konstruieren, muß man sich aber schon etwas anstrengen. Ein Gegenbeispiel findet sich als Nr. 42 in Steen&Seebach ‘Counterexamples in Topology’. Das Gegenbeispiel benutzt etwas Mengentheorie, genauer die Theorie der Ordinalzahlen.) Aufgabe 3.2: Zeige, dass ein topologischer Raum X genau dann die Hausdorff-Eigenschaft hat, wenn die Diagonale ∆(X) = {(x, x) ∈ X × X | x ∈ X} abgeschlossen in der Produkttopologie von X × X ist. Aufgabe 3.3: Für n ≥ 0 bezeichne S n die n-dimensionale Sphäre definiert als S n = {(x0 , . . . , xn ) ∈ Rn+1 | x20 + . . . x2n = 1}. Wir betrachten die Äquivalenzrelation ∼‘ auf S n , die jeden Punkt x ∈ Rn+1 mit seinem ’ Antipodenpunkt −x identifiziert. Zeige: 1. Der Quotientenraum S n / ∼ ist homöomorph zur projektiven Ebene RP n (vgl. Aufgabe 2.4). (Hinweis: Zeige, dass die Inklusion S n → Rn+1 − {0} eine topologische Äquivalenz auf den Quotientenräumen induziert.) 2. RP n ist Hausdorff. 3. Es gilt RP 2 = A∪B mit A, B ⊂ RP 2 abgeschlossen, wobei A homöomorph zu D2 , B homömorph zum Möbiusband M , und A ∩ B homömorph zu S 1 . (Hinweis: Verwende Aufgabe 2.3.) Aufgabe 3.4: In dieser Aufgabe zeigen wir, dass RP 3 homöomorph zu SO(3) ist. (Erinnerung: SO(3) ist die Menge aller linearen Endomorphismen A von R3 mit hx, yi = hAx, Ayi und Determinante 1. Wenn wir eine solche lineare Abbildung mit ihrer Matrix identifizieren, ist dies die Menge der 3 × 3-Matrizen A mit At A = AAt = E (Einheitsmatrix) und det(A) = 1. Wir betrachten SO(3) als topologischen Raum mit der Unterraumtopologie bezüglich SO(3) ⊂ M3×3 (R) ∼ = R9 .) Definiere eine Abbildung p : D3 → SO(3) wie folgt: Falls x 6= 0, so ist p(x) ist die Rotation um x um den Winkel π · kxk. Falls x = 0, so ist p(x) = E. Wir setzen voraus, dass diese Abbildung stetig ist. (Dies folgt aus dem Gram-Schmidt-Verfahren.) Zeige: 1. p ist surjektiv. (Hinweis: Zeige zuerst, dass jedes Element von SO(3) einen Eigenvektor mit Eigenwert 1 besitzt.) 2. p ist eine Quotientenabbildung. 3. p(x) = p(y) genau dann wenn kxk = kyk = 1 und x = −y. Definiere nun eine stetige Abbildung q : Dn → RP n als Komposition der Abbildung p Dn → S n ⊂ Rn × R, x 7→ (x, 1 − kxk2 ) (Inklusion der Nordhalbkugel) und der Projektionsabbildung S n → S n /∼ ∼ = RP n von Aufgabe 3.3. Zeige: 4. q ist eine Quotientenabbildung. 5. q(x) = q(y) genau dann wenn kxk = kyk = 1 und x = −y. 6. Es gibt einen eindeutigen Homömorphismus f : RP 3 → SO(3) mit f ◦ q = p .