Institut für Geometrie und Topologie Prof. W. Kühnel/ E. Keil Universität Stuttgart Übungsblatt 7 vom 4. Dezember 2009 Übungen zur Topologie ————————————– Wintersemester 09/10 ————————————– Aufgabe 27: Es sei Dn := {x ∈ Rn : kxk ≤ 1} der abgeschlossene n-Ball in Rn . Dann ist ∂Dn := {x ∈ Rn : kxk = 1} der Rand von Dn in Rn . (a) Es sei ϕ : ∂Dn → ∂Dn ein gegebener Homöomorphismus. Man konstruiere einen Homöomorphismus Φ : Dn → Dn mit Φ|∂Dn = ϕ. (b) Es sei (X, xo ) ein punktierter topologischer Raum und c ein geschlossen nullhomotoper Weg in X mit c(0) = c(1) = x0 . Man zeige, dass es eine stetige Abbildung C : D2 → X gibt, so dass c([0, 1]) = C(∂D2 ). Hinweis: Sie dürfen verwenden, dass der Quotientenraum von [0, 1] × [0, 1] bezüglich der Relation ∼, die alle Punkte in der Menge {0, 1} × [0, 1] ∪ [0, 1] × {0} identifiziert, homöomorph zu D2 ist und die Menge ({0, 1} × [0, 1] ∪ [0, 1] × {0, 1}) /∼ dabei bijektiv auf den Rand ∂D2 abgebildet wird. Aufgabe 28: Eine Menge X ⊂ Rn heißt sternförmig, wenn es einen Punkt x0 ∈ X gibt, so dass für alle y ∈ X die Verbindungsstrecke von x0 und y, d.h. {x0 + t(y − x0 ) : t ∈ [0, 1]}, ebenfalls in X liegt. Man zeige: Jede sternförmige (insbesondere jede konvexe) Teilmenge X ⊂ Rn mit einem Punkt x0 wie oben, hat eine triviale Fundamentalgruppe π(X, x0 ). Aufgabe 29: (schriftlich) (a) Man zeige, dass jede stetige Abbildung f : X → Rn homotop ist zur konstanten Abbildung k : X → Rn mit k(x) = 0 für alle x ∈ X. (b) Man zeige, dass Rn+1 \{0} und die Sphäre S n := {x ∈ Rn+1 : kxk = 1} homotopieäquivalent sind. Aufgabe 30: Seien (X, x0 ), (Y, y0 ) und (Z, z0 ) punktierte topologische Räume und alle folgenden Abbildungen stetig. Zeigen Sie: (a) Sind f, g : (X, x0 ) → (Y, y0 ) homotop, dann gilt für jedes h : (Y, y0 ) → (Z, z0 ), dass h ◦ f ' h ◦ g. (b) Sind g, h : (Y, y0 ) → (Z, z0 ) homotop, dann gilt für jedes f : (X, x0 ) → (Y, y0 ), dass g ◦ f ' h ◦ f . Aufgabe 31: Zeigen Sie, dass die Homotopieäquivalenz von Abbildungen auf punktierten Räumen eine Äquivalenzrelation ist. 1 Zusatzaufgabe 7: Seien X und Y topologische Räume. Mit Y X = C(X, Y ) sei die Menge der stetigen Abbildungen von X nach Y bezeichnet, mit der Kompakt-Offen-Topologie (kurz: KO-Topologie). Es sei nun Z ein weiterer topologischer Raum und es sei f : Y × X → Z stetig. (a) Zeigen Sie, dass für jedes x ∈ X die Abbildung f¯(x) : y 7→ f (y, x) stetig ist. Das führt zu der “adjungierten Abbildung” f¯ : X → Z Y x 7→ f¯(x) = y ∈ Y 7→ f (y, x) ∈ Z oder f¯(x)(y) := f (y, x). (b) Man zeige, dass die Abbildung f¯ stetig ist. Man erhält also eine Abbildung α : Z Y ×X → (Z Y )X . f 7→ f¯ (c) Beweisen Sie, dass α injektiv ist. (d) Sei Y lokalkompakt. Zeigen Sie, dass die Evaluationsabbildung ev : Y ×Z Y → Z stetig ist, wobei ev(y, Φ) := Φ(y). Folgern Sie daraus, dass α surjektiv ist. Als kommutatives Diagramm haben wir das Folgende: id×f¯ f / v: Z v v vv vvev v vv Y Y ×X Y ×Z Bemerkung: Ist zusätzlich X ein T2 -Raum (Y erfüllt ohnehin die T2 -Eigenschaft), so kann man sogar zeigen, dass α stetig und offen, also ein Homöomorphismus ist. Dies ist das Exponentialgesetz in der Topologie. Man vergleiche das mit der folgenden Beziehung aus der Linearen Algebra: Hom(X, Hom(Y, Z)) ∼ = Hom(Y ⊗ X, Z) oder anders geschrieben: (Z Y )X ∼ = Z Y ⊗X . Hinweise: Als erstes mache man sich klar, was das obige Diagramm für mengentheoretische Abbildungen bedeutet (ohne Stetigkeit). Für Teil (b) starte man mit f¯(x) ∈ U K mit U offen in Y , K kompakt in Z. Im Teil (d) kann man zu einer Umgebung U von Φ(y) eine Umgebung V × U V von y × Φ finden, wobei V kompakt ist und ev(V × U V ) ⊂ U gilt. Anmerkung: Das Intervall I = [0, 1] ist lokalkompakt und kompakt. Setzt man X = Y = I, so gilt nach Punkt (iv) insbesondere, dass Z I×I ∼ = (Z I )I . D.h. der Raum der Wege im Wegeraum von Z ist homöomorph zum Raum der freien Homotopien auf Z. 2