Zusatzblatt – therapeutische Interventionen Behandlungsmöglichkeiten mit dem Schwerpunkt auf der motivationalen Änderung 1) Ambivalenzreduktion 1.1) Motivational Interviewing Miller & Rollnick, 2002 Ziel: Erhöhung der intrinsischen Motivation durch die Exploration und Lösung von verhaltensbezogenen Ambivalenzen Patient entscheidet selbst, ob er sich verändern will oder nicht Vergleichbar mit dem Ziel, autonome Motivation zu stärken Methoden: Konfrontation, Exploration und Herausforderung vergangener (konditionierter) Erfahrungen Autonomie-unterstützende Atmosphäre → Patient wird zum primären Akteur der Veränderung Vor allem bei Alkohol-und Substanzmissbrauch 1.2) Decision Cube Assistiert den Patienten durch die Entscheidung für oder gegen eine Psychotherapie Methode: 2x2 Matrix der Vor-und Nachteile Therapeut als neutrale Instanz → autonome Motivation fördern 1.3) Two-Chair Exercise Ziel: Bewusstsein für beide Seiten einer ambivalenten Erfahrung schaffen Spätere Integration Zwei Stühle, jeder reflektiert eine Seite der Ambivalenz Therapeut als Guide : Patient soll Stühle wechseln und Gefühle und Gedanken ausdrücken Dialog wird geschaffen 1.4) Decision-Fostering Intervention Strukturierte „short group“ Intervention Ziel: den Patienten motivieren, sich aktiv mit seiner persönlichen Veränderung auseinanderzusetzen Wichtig: motivationales Problem soll als Entscheidungsproblem verstanden werden Phasen: Bewertung, Prioritätensetzung, Rechtfertigung, Planung In der Rechtfertigungsphase soll eine Entscheidung getroffen und vor einer Gruppe verteidigt werden, Therapeut als devils advocat Debatte führt zu einem „Decisional Statement“ der Struktur: „I want to do X, because the consequence Y is more important to me than the consequence Z.“ Die Entscheidung soll visuell präsent sein: ein Symbol wird gefunden Zusätzlich werden Implementation Intentions gebildet 2.) Affektive Störungen 2.1) Self-System Therapy Entwickelt von Strauman und Kollegen Basis: Depression wird als motivationale Störung betrachtet, chronisches Scheitern bei persönlichen Zielverfolgungen Vulnerabilität aufgrund inadäquater Sozialisation der Verfolgung von Annäherungszielen Interventionen sollen Annäherungsziele stärken Ziel: Zielverfolgung verbessern Methode: vier Fragen bezüglich Annäherungs- und Vermeidungszielen 2.2) Well-Being Therapy Basis: Ryff´s kognitives Modell des psychologischen Wohlbefindens Sechs Dimensionen psychologischen Wohlbefindens: environmental mastery, personal growth, purpose in life, autonomy, self-acceptance, positive relations with others Ziel: Resilienz erhöhen, indem das Wohlbefinden auf allen sechs Dimensionen verbessert wird Methode: 8 – 12 Sessions, verschiedene psychologische Techniken werden integriert Kognitive Umstrukturierung, Ablaufplanung von Aktivitäten, Training in der Selbstbehauptung, Problemlösestrategien, Selbstbeobachtung positiver Erfahrungen Vor allem sinnvoll bei nicht-akuten Depressionen Verwendbar als alleinige Therapie oder als zusätzliche Intervention 3.) Fokus auf motivationalen Veränderungen 3.1) Acceptance and Commitment Therapy Bach & Hayes, 2002 Fokus: Reduktion von erfahrungsbezogenen Ambivalenzen Patient lernt, seine Reaktionen zu akzeptieren, präsent zu sein, eine als wertvoll bewertete Richtung einzuschlagen, aktiv zu werden, innere Prozesse zu beobachten → innere Erfahrungen wahrnehmen ohne eine Bewertung vorzunehmen: Gedanken kommen und gehen lassen Therapeut hilft bei der Prioritätensetzung und Ausführung ausgewählter Entscheidungen Fokus liegt weniger auf der Symptomreduktion, als vielmehr auf der Integration persönlicher Werte mit der Zielverfolgung Anwendbar bei einem breiten Spektrum klinischer Störungen 4.) Persönlichkeitsstörungen 4.1) Clarification-Oriented Psychotherapy Annahme: bei Menschen mit Persönlichkeitsstörungen dominieren bestimmte (dysfunktionale) Motive sowie Verhaltensweisen, Strategien, Zielsetzungen, Kognitionen – welche als „game structures“ bezeichnet werden Therapeut hilft dem Patienten,seine interpersonellen Motive zu klären, die assoziierten dysfunktionalen interpersonellen Schemata zu ändern und neue motivational-behavioralen, bedürfnisbefriedigende Strukturen zu etablieren Aufmerksamkeit wird gelenkt auf die Diskrepanz zwischen Selbst-Zweifeln und vorhandene Resourcen und auf die Kosten der maladaptiven Verhaltensweisen → soll den Patienten zu Veränderungen motivieren Ziel: adaptive Strategien und Verhaltensweisen benutzen, um mehr Zufriedenheit in real-life Interaktionen zu gewinnen, ohne aversive Nebenwirkungen