Allgemeine Zirkulation in der Atmosphäre der Erde Dr. Pascal Frèrebeau 4. Dezember 2014 1 Inhaltsverzeichnis 1 Herleitung der Bewegungsgleichung 3 1.1 Denition des Inertialsystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.2 Das 2. Newtonsche Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.3 Liste aller Kräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.3.1 Die Gravitation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.3.2 Die Druckkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.3.3 Die Reibungskraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1.4 Ausdruck der Bewegungsgleichung im Inertialsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.5 Ausdruck der Bewegungsgleichung im rotierenden Bezugssystem 11 2 . . . . . . . . . . . . . Abbildung 1: Bezugssystem in der Erde verankert (gestrichelt) versus Bezugssystem im Mittelpunkt der Erde zentriert, das die Erdrotation nicht mitmacht (voll). Das zweite wird bei der Beschreibung der allgemeinen Zirkulation als Inertialsystem betrachtet. θ (t) ist der Rotationswinkel, der die Position vom rotierenden Bezugssystem als Funktion vom Inertialsystem angibt. dθ(t) ist die Winkelgeschwindigkeit vom dt rotierenden Bezugssystem bzw. der Erde. 1 Herleitung der Bewegungsgleichung 1.1 Denition des Inertialsystems Ein Inertialsystem ist ein Bezugssystem, in dem Körper, auf die keine Kraft ausgeübt wird, sich geradlinig und mit konstanter Geschwindigkeit bewegen. Ein Inertialsystem dreht sich nicht und beschleunigt nicht. Die in der Praxis als Inertialsysteme betrachteten Bezugssysteme sind keine strengen Inertialsysteme, aber sie können für die Lösung eines bestimmten Problems approximativ als solche angenommen werden. Zum Beispiel kann die Erdoberäche für Bewegungen, die in einer Zeitskala von mehreren Sekunden stattnden, als Inertialsystem betrachtet werden, jedoch nicht wenn ein ganzer Tag betrachtet wird. Im ersten Fall ist die Erdrotation vernachlässigbar, während im zweiten Fall die Erde während der Beobachtungszeit eine komplette Drehung um sich selbst vollzogen hat. Die meteorologischen Vorgänge, die für die allgemeine Zirkulation der Luft relevant sind, dauern mehrere Stunden bis mehrere Tage. Ein Bezugssystem, das in der Erde verankert ist, kann für diese Anwendung nicht als Inertialsystem betrachtet werden. Dagegen kann ein System, das im Mittelpunkt der Erde zentriert ist und die Erdrotation nicht mitmacht, als Inertialsystem angenommen werden (siehe Abbildung 1). Eigentlich dreht sich dieses Bezugssystem um die Sonne, aber langsam genug (Periode von einem Jahr) für unsere Anwendung. Wenn Bewegungen, die sich über mehrere Monate oder mehr erstrecken, beschrieben werden müssten, müsste ein Bezugssystem in der Sonne zentriert, das die Sonnenrotation nicht mitmacht, als Inertialsystem genommen werden. Dieses System dreht sich eigentlich auch, da die Sonne sich um das Zentrum unserer Galaxie dreht, allerdings noch mal viel langsamer. Etc... 1.2 Das 2. Newtonsche Gesetz Die Zirkulation der Luft in der Atmosphäre basiert auf dem 2. Newtonschen Gesetz. Dieses Gesetz besagt, dass in einem Inertialsystem die Beschleunigung eines Körpers in eine Richtung gleich der 3 Komponente der Resultante aller auf ihn ausgeübten Kräfte in dieser Richtung dividiert durch seine Masse ist: N X → − − Fi = m→ a (1) i=1 wobei → − a → − Fi die i-te Kraft ist (von insgesamt N ), die auf den Körper ausgeübt wird. m ist seine Masse und seine Beschleunigung. Achtung: da Gleichung (1) nur in einem Inertialsystem angewendet werden kann, muss ein Bezugssystem gewählt werden, das die Erdrotation nicht mitmacht. Am einfachsten im Mittelpunkt der Erde zentriert (siehe Abbildung 1). Die Körper, die in der Erdatmosphäre betrachtet werden, sind hinreichend klein genommene Luftteilchen. Für die Theorie werden sie sogar als unendlich klein genommen (man spricht von Luftteil- d3 m und die i-te darauf ausgeübte Kraft − 3→ 3 d Fi geschrieben werden (wobei das d darauf hinweist, dass die drei Dimensionen des Luftteilchens unendlich klein sind), gilt im Inertialsystem: chenelementen). Wenn die Masse eines solchen Luftteilchens N X → − − d3 Fi = d3 m→ a (2) i=1 1.3 Liste aller Kräfte Auf ein Luftteilchen werden folgende Kräfte ausgeübt. 1.3.1 Die Gravitation Die Gravitation ist eine Anziehungskraft, die zwischen allen Körpern stattndet. Wenn zwei Körper vorhanden sind (K) und (K') mit den Massen m und m0 , lautet die von (K') auf (K) ausgeübte Kraft: mm0 − −→ e FG = G 2 → r 3 m G die Gravitationskonstante (6.67384×10−11 kg.s 2 ), r der Abstand zwischen den beiden Körpern → − e der Einheitsvektor von (K) bis (K') sind. Die von (K) auf (K') ausgeübte Kraft lautet: wobei und (3) −→ mm0 − FG0 = −G 2 → e r (4) In der Erdatmosphäre wird folgendermaÿen von der Erde auf ein Luftteilchen mit einer Masse d3 m die Gravitationskraft: M d3 m → − − → d3 Fg = −G 2 k (R + z) ausgeübt, wobei M = 5.9736 × 1024 kg die Erdmasse, des Luftteilchens über der Erdoberäche und → − k R = 6.371 × 103 km (5) der Erdradius, z die Höhe der Einheitsvektor senkrecht zur Erdoberäche nach oben gerichtet sind. Aus Gleichung (2) folgt, dass die entsprechende Beschleunigung (Gravitationsbeschleunigung) → − ag = −G M 2 (R + z) 4 → − k (6) Abbildung 2: Schematische Darstellung der zwischen zwei Körpern (K) und (K') auftretenden Gravitationskräften. Abbildung 3: Schematische Darstellung der von der Erde auf ein Luftteilchen mit der Masse d3 m ausgeübte Gravitationskraft. 5 Abbildung 4: Graphische Darstellung der Dichte als kontinuirliche Funktion in einem Medium. lautet. Da z R, wird z meistens weggelassen. Auch werden die von anderen Körpern als der Er- de verursachten Gravitationskräfte (wie die Gravitationskräfte zwischen den einzelnen Luftteilchen) vernachlässigt. So wird angenommen, dass der Betrag der Gravitationsbescheunigung gleich g=G M ≈ 9.82 m.s−2 R2 (7) ist. Von nun an schreiben wir: → − − → d3 Fg = −gd3 m k (8) → − → − ag = −g k (9) und 1.3.2 Die Druckkraft Dichte Die Dichte eines Körpers (ρ) ist seine Masse (M ) geteilt durch sein Volumen (V ): M V ρ= (10) In einem Medium (zum Beispiel die Atmosphäre der Erde) wird die Dichte üblicherweise als kontinuierliche Funktion in jedem Punkt deniert. Um einen beliebigen Punkt kann man sich ein elementares Volumen d3 V vorstellen (z.B. ein Luftteilchen). Dieses Volumen enthält die Masse d3 m. In diesem Punkt beträgt die Dichte: ρ= d3 m d3 V −3 Die Einheit der Dichte im SI-Einheitensystem ist kg.m 6 (11) . Abbildung 5: Graphische Darstellung zur Erläuterung der Druckvariation mit der Höhe. Druck Der Druck (P ) ist der Widerstand, den ein Medium auf jeden Körper ausübt, mit dem es in Berührung steht. Er ist eine Kraft pro Flächeneinheit. In der Erdatmosphäre entsteht der Druck durch die Gewichtskraft der Luftsäule über dem betrachteten Punkt. Er hängt deshalb hauptsächlich von der Höhe ab. Die Variation des Druckes zwischen zwei naheliegenden Niveaus z und z + dz lautet: dP = −ρgdz (12) Das Minuszeichen ist vorhanden, weil Druck und Höhe in umgekehrter Richtung variieren. Die Einheit des Drucks im SI-Einheitensystem ist Pa. Meistens wird stattdessen hPa verwendet. Abbil- d2 F ist dabei die obere und untere Fläche an der Niveau z und P + dP ist der Druck im Niveau z + dz . dung 5 verdeutlicht die Druckzunahme mit der Tiefe. Grenze des Volumens d3 m 3 d V. P ist der Druck im ist die Masse des Volumens → 3− angenommen). d Fg , die auf 3 d V d3 V , ρ ist seine Dichte (als konstant innerhalb des Volumenelements ausgeübte Gravitationskraft, ist auch die Gewichtskraft, die d3 V auf einen Körper unter sich ausübt. Die Druckkraft, die ein Körper (K) auf ein zu seinem Rand (geschlossener Fläche (∂ K)) gehörendes Flächenelement d2 F um den Punkt (x, y, z) ausübt, ist gleich: − → − d2 Fp0 (x, y, z) = Pin (x, y, z) → n (x, y, z) d2 F (13) − → d2 Fp0 (x, y, z)die von (K) auf d2 F ausgeübte Druckkraft, Pin (x, y, z) der Druck am Punkt (x, y, z) − auf der inneren Seite des Rands (∂ K) und → n (x, y, z) der Einheitsvektor senkrecht zur Fläche um (∂ K) am Punkt (x, y, z) sind. wobei Die Druckkraft, die die Umgebung auf ein zum Rand von (K) gehörendes Flächenelement Punkt (x, y, z) ausübt, ist gleich: d2 F um den Abbildung 6: Graphische Darstellung zur Denition der Druckkraft. − → − d2 Fp (x, y, z) = −Pout (x, y, z) → n (x, y, z) d2 F − → d2 Fp (x, y, z)die Punkt (x, y, z) auf d2 F wobei von der Umgebung auf am der auÿeren Seite des Rands (∂ K) sind. ausgeübte Druckkraft und (14) Pout (x, y, z) der Druck Die gesamte Druckkraft, die die Umgebung auf (K) ausübt, ist die Summe aller elementaren Kräfte − → d2 Fp (x, y, z) über die ganze geschlossene Fläche (∂ K): − → Fp = − ‹ − Pout (x, y, z) → n (x, y, z) d2 F (15) (∂K) Wenn der Druck eine kontinuirliche Funktion ist, wie das in der Erdatmosphäre der Fall ist, gilt: Pin (x, y, z) = Pout (x, y, z) = P (x, y, z). − → Fp = − In diesem Fall kann man schreiben: ‹ − P (x, y, z) → n (x, y, z) d2 F (16) (∂K) Eine Folgerung des gauÿschen Integralsatzes lautet: ˚ ‹ → − 3 ∇f (x, y, z) d V = V wobei − f (x, y, z) → n (x, y, z) d2 F (17) (∂V ) f (x, y, z) irgendeine skalare dreidimensionale Funktion, V ein Volumen und ∂V der Rand dieses Volumens sind. Demzufolge kann man die gesamte Druckkraft, die die Umgebung auf (K) ausübt, auch folgendermaÿen schreiben: 8 Abbildung 7: Schematische Darstellung zu den auftretenden Reibungskräften zwischen Luftteilchen. − → Fp = − ˚ → − ∇P (x, y, z) d3 V (18) (K) 3 Wenn (K) jetzt ein Luftpartikel ist, kann es als Elementarvolumen (d V) betrachtet werden, so dass das Integral entfällt. Die auf ein Luftteilchen ausgeübte Druckkraft lautet: − → → − d3 Fp = − ∇P (x, y, z) d3 V 1.3.3 (19) Die Reibungskraft Wenn nachbare Luftteilchen eine unterschiedliche Geschwindigkeit haben, ndet Reibung zwischen ihnen statt. Auch ndet Reibung zwischen den untersten Luftteilchen und dem festen Boden statt, sobald diese Teilchen eine Geschwindigkeit haben, die nicht gleich null ist. Wenn in einem Fluid zwei dünne Schichten (Dicke einander gleiten (Berührungsäche δF ), ∆x) wegen unterschiedlicher Geschwindigkeit an- übt die erste folgende Reibungskraft auf die zweite: → − ∆V −−−−−→ δ FR,1.→2. = ηδF (20) ∆x → − − → − → − → wobei η die dynamische Viskosität des Fluids ist und ∆ V gleich V1. − V2. ist mit V1. der Geschwindigkeit − → der 1. Schicht und V2. der Geschwindigkeit der 2. Schicht. Abbildung 7 zeigt den Spezialfall von drei 2 horizontal aneinander gleitenden elementaren Schichten (Dicke dz , Berührungsäche d F = dxdy ). Nach Gleichung (20) übt in dieser Konguration die obere Schicht folgende Reibungskraft auf die mittlere: −−−−→ d2 FR,oben dz x, y, z + 2 → − ∂V dz = η (x, y, z) dxdy x, y, z + ∂z 2 → − ∂V ∂z als konstant zwischen eine elementare Länge ist. Dabei wurde ist, weil dz z und z + dz 9 und gleich → − −−−→ → − V +dVoben − V dz (21) genommen, was sinnvoll Nach Gleichung (20) übt in dieser Konguration die untere Schicht folgende Kraft auf die mittlere: → − dz ∂V dz −−−−−→ d2 FR,unten x, y, z − = −η (x, y, z) dxdy x, y, z − 2 ∂z 2 Die Taylorsche Formel sagt uns, dass eine N mal ableitbare Funktion x0 ∈ I auf I⊂R in der Nähe von folgendermaÿen genähert werden kann: f (x) = f (x0 ) + Sei f (x) (22) → − V f = ∂∂z und 1 dN f 1 df 1 d2 f 2 N (x0 ) (x − x0 ) + . . . + (x0 ) (x − x0 ) (x0 ) (x − x0 ) + 2 1! dx 2! dx N ! dxN N = 1. (23) Es gilt: → − → − → − dz ∂V dz ∂V ∂2 V (x, y, z) x, y, z + = (x, y, z) + ∂z 2 ∂z ∂z 2 2 (24) und → − → − → − ∂2 V dz ∂V dz ∂V (x, y, z) − (x, y, z) x, y, z − = 2 ∂z 2 ∂z ∂z 2 (25) Die resultierende auf die mittlere Schicht ausgeübte Reibungskraft ist die Summe aus der von der oberen und der von der unteren Schicht ausgeübten Kräften: dz dz −→ −−−−→ −−−−−→ + d2 FR,unten x, y, z − d3 FR (x, y, z) = d2 FR,oben x, y, z + 2 2 −→ d3 FR (x, y, z) → − → − ∂V ∂2 V dz (x, y, z) + (x, y, z) ∂z ∂z 2 2 → − → − V (x, y, z) − ∂ 2 V (x, y, z) dz −η (x, y, z) dxdy ∂∂z ∂z 2 2 (26) = η (x, y, z) dxdy → − ∂2 V −→ d3 FR (x, y, z) = η (x, y, z) dxdydz (x, y, z) ∂z 2 (27) (28) Dieses Ergebnis gilt nur für den Spezialfall von einer horizontalen Strömung. Es lässt sich aber für eine beliebige Strömung verallgemeinen: −→ d3 FR (x, y, z) → − = η (x, y, z) dxdydz∆ (x, y, z) V→ − ∂2 V = η (x, y, z) dxdydz (x, y, z) + ∂x2 Mit ν= → − ∂2 V ∂y 2 → − (x, y, z) + ∂2 V ∂z 2 (x, y, z) (29) η ρ der kinematischen Viskosität: −→ → − d3 FR (x, y, z) = ν (x, y, z) d3 m∆ V (x, y, z) 10 (30) 1.4 Ausdruck der Bewegungsgleichung im Inertialsystem Von nun an berücksichtigen wir auch die zeitliche Abhängigkeit der bisher eingeführten dreidimensionalen Felder. Jedoch beziehen sich die Operatore → − ∇ und ∆ weiterhin nur auf die drei Raumkoordinate, nicht auf die Zeit. Aus Gleichungen (2), (8), (19) und (30) folgt: − → − → −→ − d3 Fg (x, y, z, t) + d3 Fp (x, y, z, t) + d3 FR (x, y, z, t) = d3 m→ a (x, y, z, t) → − → − → − −gd3 m k (x, y, z, t) − ∇P (x, y, z, t) d3 V (x, y, z, t) + ν (x, y, z, t) d3 m∆ V (x, y, z, t) − = d3 m→ a (x, y, z, t) Dividiert man Gleichung (32) durch die Masse des Luftteilchens → − → − a (x, y, z, t) = −g k (x, y, z, t) − Dabei ist die Beschleunigung d3 m), (32) erhält man: 1 → − → − ∇P (x, y, z, t) + ν (x, y, z, t) ∆ V (x, y, z, t) ρ (x, y, z, t) → − a (x, y, z, t) (31) die totale Ableitung der Geschwindigkeit (33) → − V (x, y, z, t): → − → − dV ∂V → − → −→ − → − a (x, y, z, t) = (x, y, z, t) = (x, y, z, t) + V (x, y, z, t) · ∇ V (x, y, z, t) dt ∂t (34) so dass Gleichung (33) auch folgendermaÿen geschrieben werden kann: → − ∂V ∂t (x, y, z, t) = → − → − → −→ − − V (x, y, z, t) · ∇ V (x, y, z, t) − g k (x, y, z, t) → − → − 1 − ρ(x,y,z,t) ∇P (x, y, z, t) + ν (x, y, z, t) ∆ V (x, y, z, t) (35) Folgende Terme treten in Gleichung (35) auf: → − ∂V ∂t (x, y, z, t) ist die zeitliche Ableitung der Geschwindigkeit, → − → −→ − − V (x, y, z, t) · ∇ V (x, y, z, t) ist die Advektion der Geschwindigkeit, → − −g k (x, y, z, t) ist die Gravitationsbeschleunigung, → − 1 − ρ(x,y,z,t) ∇P (x, y, z, t) ist die Beschleunigung, die vom Druckgradient verursacht wird, → − ν (x, y, z, t) ∆ V (x, y, z, t) ist die Beschleunigung, die von der Reibung verursacht wird. 1.5 Ausdruck der Bewegungsgleichung im rotierenden Bezugssystem Um die Bewebung der Luft in der Erdatmosphäre zu beschreiben, ist das aber notwendig, die Bewegungsgleichung im in der Erde verankerten Bezugssystem (siehe Abbildung 1) zu schreiben. Wir haben gesehen, dass Gleichungen (1) und (2) in diesem Bezugssystem nicht gültig sind. Jedoch ist es möglich, die Vektorfunktionen von im Inertialsystem herleiteter Gleichung (35) jetzt im rotierenden Bezugssystem zu schreiben. → −0 → − ex , e0y und → − ez → − − − ex (t), → ey (t) und → ez seien die Einheitsvekθ (t) sei der Rotationswinkel des rotierenden seien die Einheitsvektore des Inertialsystems, tore des rotierenden Bezugssystems (siehe Abbildung 8). Bezugssystems gegenüber dem Inertialsystem. Es gilt: → − → − → − ex (t) = cos θ (t) e0x + sin θ (t) e0y 11 (36) Abbildung 8: Zur Erläuterung der verwendeten Einheitsvektore. und → − → − → − ey (t) = − sin θ (t) e0x + cos θ (t) e0y → − ex (t) und → − ey (t)hängen von t (37) ab, weil sie gegenüber dem Inertialsystem rotieren. Ihre Ableitung im Inertialsystem ist deshalb nicht gleich 0, sondern es gilt: − → − → − d→ ex dθ dθ dθ − (t) = − (t) sin θ (t) e0x + (t) cos θ (t) e0y = (t) → ey (t) dt dt dt dt In (38) − → − → − dθ dθ dθ d→ ey − (t) = − (t) cos θ (t) e0x − (t) sin θ (t) e0y = − (t) → ex (t) dt dt dt dt In (39) sowie Hier sei entschieden, die Abhängigkeit von t von → −0 ex und → −0 ey nicht zu notieren, obwohl diese beiden Einheitsvektore gegenüber dem rotierenden Bezugssystem ebenfalls rotieren. Man kann auch schreiben: → −0 − − ex = cos θ (t) → ex (t) − sin θ (t) → ey (t) (40) → −0 − − ey = sin θ (t) → ex (t) + cos θ (t) → ey (t) (41) Und es gilt: → − de0x dt =− Rot → − de0y dt = Rot → − dθ dθ dθ − − (t) sin θ (t) → ex (t) − (t) cos θ (t) → ey (t) = − (t) e0y dt dt dt (42) → − dθ dθ dθ − − (t) cos θ (t) → ex (t) − (t) sin θ (t) → ey (t) = (t) e0x dt dt dt (43) 12 Die Beziehung zwischen der totalen Ableitung einer vektoriellen Funtion → − X (x, y, z, t) im Inertialsystem und ihrer totalen Ableitung im rotierenden System lautet: → − dX (x, y, z, t) dt → − dX wobei dt (x, y, z, t) In In → − dX = (x, y, z, t) dt + Rot dθ → − − (t) → ez ∧ X (x, y, z, t) dt (44) → − → − dX die totale Ableitung von X (x, y, z, t) im Inertialsystem, dt (x, y, z, t) totale Ableitung im rotierenden System und ∧ das Vektorprodukt sind. Die räumlichen Ableitungen einer vektoriellen Funtion → − X (x, y, z, t) ihre Rot hängen nicht vom Bezugssystem ab. Aus diesem Grund gilt: → − 4 X (x, y, z, t) In → − = 4 X (x, y, z, t) (45) Rot Auch hängt der räumliche Gradient einer skalaren Funktion nicht vom verwendeten Bezugssystem. Von nun an ist − → → − → − − X 0 (x0 , y 0 , z, t) = X 0 (x0 , y 0 , z, t) e0x + Y 0 (x0 , y 0 , z, t) e0y + Z 0 (x0 , y 0 , z, t) → ez der Positionsvektor im Inertialsystem zur Zeit 0 bendet (x , y0 und z t (46) des Luftteilchens, das sich zu dieser Zeit bei (x0 , y 0 , z) t). sind dabei die Koordinaten des Luftteilchen im Inertialsystem zur Zeit → − − − − X (x, y, z, t) = X (x, y, z, t) → ex (t) + Y (x, y, z, t) → ey (t) + Z (x, y, z, t) → ez (47) ist der Positionsvektor des selben Luftteilchens im rotierenden Bezugssystem zur Zeit (x, y, z), x, y Zeit t). sich in diesem Bezugssystem zu dieser Zeit bei Luftteilchen im rotierenden Bezugssystem zur und z t (es bendet sind dabei die Koordinaten des Die Geschwindigkeit eines Luftteilchens im Inertialsystem wird (im Inertialsystem ausgedrückt) von − → −→ dX 0 0 0 0 0 0 VIn (x , y , z, t) = (x , y , z, t) dt = In → − → − dX 0 0 0 dY 0 0 0 dZ 0 0 0 − (x , y , z, t) e0x + (x , y , z, t) e0y + (x , y , z, t) → ez dt dt dt (48) oder (im rotierenden Bezugssystem ausgedrückt) von → − −→ dX VIn (x, y, z, t) = dt (x, y, z, t) In = dX dt → − ex (t) − (x, y, z, t) → ex (t) + X (x, y, z, t) ddt + dY dt − (x, y, z, t) → ey (t) + Y (x, y, z, t) → − + dZ dt (x, y, z, t) ez − d→ ey dt In (t) (49) In das heiÿt: −→ VIn (x, y, z, t) = dX dθ → −x (t) dt (x, y, z, t) − dt (t) Y (x, y, z, t) e dθ dY − + dt (t) X (x, y, z, t) + dt (x, y, z, t) → ey (t) + dZ dt − (x, y, z, t) → ez (50) gegeben. Die Geschwindigkeit eines Luftteilchens im rotierenden Bezugssystem (im rotierenden Bezugssystem ausgedrückt) lautet: 13 → − dX −−→ (x, y, z, t) VRot (x, y, z, t) = dt = Rot dX dY dZ − − − (x, y, z, t) → ex (t) + (x, y, z, t) → ey (t) + (x, y, z, t) → ez dt dt dt (51) oder (im Inertialsystem ausgedrückt): − →0 −−0→ 0 0 dX 0 0 VRot (x , y , z, t) = dt (x , y , z, t) → −0 → − d ex 0 0 0 0 0 0 = dX dt (x , y , z, t) ex + X (x , y , z, t) dt → −0 Rot → − d e y 0 dY 0 + dt (x0 , y 0 , z, t) ey + Y 0 (x0 , y 0 , z, t) dt Rot dZ 0 0 0 → − + (x , y , z, t) ez 0 Rot (52) dt das heiÿt: −−0→ 0 0 VRot (x , y , z, t) = dX 0 dt (x0 , y 0 , z, t) + dθ dt → − (t) Y 0 (x0 , y 0 , z, t) e0x 0 0 0 + − dθ dt (t) X (x , y , z, t) + dY 0 dt → − (x0 , y 0 , z, t) e0y + dZ 0 dt − (x0 , y 0 , z, t) → ez (53) Und nach Gleichung (44) gilt (im Inertialsystem ausgedrückt): − → −→ −−0→ 0 0 dθ 0 − (t) → ez ∧ X 0 (x0 , y 0 , z, t) VIn (x0 , y 0 , z, t) = VRot (x , y , z, t) + dt (54) sowie (im rotierenden Bezugssystem ausgedrückt): Nach Gleichung (44) dθ −→ −−→ → − − VIn (x, y, z, t) = VRot (x, y, z, t) + (t) → ez ∧ X (x, y, z, t) dt → − −→ gilt (im rotierenden Bezugssystem ausgedrückt) mit X = VIn : −→ dVIn (x, y, z, t) dt In d −→ a In (x, y, z, t) = dt − a→ In (x, y, z, t) −→ dVIn = (x, y, z, t) dt + Rot dθ −→ − (t) → ez ∧ VIn (x, y, z, t) dt dθ dθ −−→ → − −→ − − VRot (x, y, z, t) + (t) → ez ∧ X (x, y, z, t) + (t) → ez ∧ VIn (x, y, z, t) dt dt Rot → − → − d2 θ dθ dX − − → → − → − = aRot (x, y, z, t) + dt2 (t) ez ∧ X (x, y, z, t) + dt (t) ez ∧ dt (x, y, z, t) Rot h i → − −−→ dθ → − → − + dθ (t) e ∧ V (x, y, z, t) + (t) e ∧ X (x, y, z, t) z Rot z dt dt (55) (56) (57) (58) d2 θ dt2 (t) = 0, da die Erdrotation für eine Zeitskala von ein paar Tagen als konstant betrachtet werden dθ dθ kann. Ab jetzt wird auch dt statt dt (t) geschrieben. dθ → −−→ − −−→ − a→ ez ∧ VRot (x, y, z, t) + In (x, y, z, t) = aRot (x, y, z, t) + 2 dt 14 dθ dt 2 → − → − − ez ∧ → ez ∧ X (x, y, z, t) (59) Aus Gleichung (33) (und mit Gleichung 45) wird: −− → a Rot (x, y, z, t) 2 → → − → − −−→ − − = −2 dθ − dθ ez ∧ → ez ∧ X (x, y, z, t) dt ez ∧ VRot (x, y, z, t) dt → − → − −−→ 1 ∇P (x, y, z, t) + ν (x, y, z, t) ∆VRot (x, y, z, t) −g k (x, y, z) − ρ(x,y,z,t) (60) Durch die Änderung des Bezugssystems sind zwei neue Terme entstanden: → − −−→ −2 dθ dt ez ∧ VRot (x, y, z, t) (Coriolis-Beschleunigung) und 2 → → − − − − dθ ez ∧ → ez ∧ X (x, y, z, t) (Zentrifugalbeschleunigung). dt → − NB: Ab hier wird die zeitliche Abhängigkeit von X (x, y, z, t) trivial. Sie wird deshalb weggelassen. → − − − − Der Einheitsvektor k (x, y, z) kann als Linearkombination von → ex (t), → ey (t) und → ez geschrieben werden, → − → − X (x,y,z) : da k (x, y, z) = → − X (x,y,z) → − k (x, y, z) = √ X(x,y,z) X(x,y,z)2 +Y (x,y,z)2 +Z(x,y,z)2 Z(x,y,z) +√ → − ex (t) + √ X(x,y,z)2 +Y (x,y,z)2 +Z(x,y,z)2 Y (x,y,z) X(x,y,z)2 +Y (x,y,z)2 +Z(x,y,z)2 → − ey (t) (61) → − ez Die Zentrifugalbeschleunigung ist gleich: 2 → → − − → − e ∧ e ∧ X (x, y, z) − dθ z z dt 2 dθ dt 2 dθ dt =− = X (x, y, z) 0 0 0 ∧ 0 ∧ Y (x, y, z) Z (x, y, z) 1 1 X (x, y, z) Y (x, y, z) 0 Sie ist senkrecht zur Erdrotationsachse und zeigt nach auÿen. Ihr Betrag ist gleich 7.3 × 10 −5 −1 2 s × 6.4 × 10 6 m −3 ≈ 4.7 × 10 −2 m.s mit σ R cos σ (62) dθ 2 dt ≈ der geographischen Breite. Das ist viel kleiner als die anderen vorhanden Beschleunigungen, zum Beispiel die Gravitationsbeschleunigung −2 (9.82 m.s ). Üblicherweise wird die Zentrifugalbeschleunigung lediglich als Korrekturfaktor zur Gra- vitationsbeschleunigung betrachtet. Dabei zeigt die Gravitationsbeschleunigung zum Mittelpunkt der Erde (mit einer hohen Genauigkeit), während die Zentrifugalbeschleunigung senkrecht zur Erdrotationsachse ist. Die Summe aus beiden (korrigierte Gravitationsbeschleunigung) zeigt nur annähernd − zum Mittelpunkt der Erde. Die ab jetzt verwendete Gravitationsbeschleunigung (→ g geschrieben) sei gleich der Summe der früheren Gravitationsbeschleunigung und der Zentrifugalbeschleunigung: → − → − g (x, y, z) = −g k (x, y, z) − dθ dt 2 → − → − − ez ∧ → ez ∧ X (x, y, z) (63) Aus Gleichung (60) wird nun: − → a− Rot (x, y, z, t) = → − −−→ → − −2 dθ dt ez ∧ VRot (x, y, z, t) + g (x, y, z) − −−→ +ν (x, y, z, t) ∆VRot (x, y, z, t) 1 ρ(x,y,z,t) → − ∇P (x, y, z, t) (64) Ab jetzt verwenden wir ein anderes Bezugssystem (Name: Oberächensystem): es ist an einem biliebigen Ort auf Erdoberäche zentriert, die die z -Achse x-Achse zeigt nach Osten, die nach oben. Die Einheitsvektore dieses Bezugssystems in der 15 y -Achse nach Norden x, y bzw. z -Richtung und sind jeweils → − → − i, j und → − k. Dieses Bezugssystem bewegt sich nicht gegenüber dem im Mittelpunkt der Erde zentrierten rotierenden Bezugssystem, so dass alle in diesem System geschriebenen Gleichungen (wie Gleichung 64) im Oberächensystem immer noch gültig sind (nur werden andere Koordinaten verwendet). Ab jetzt sind x, y und z die Koordinaten im Oberächensystem. Wir lassen auch den Hinweis Rot, aber sowohl Geschwindigkeit als auch Beschleunigung werden bezüglich des Oberächensystems angegeben. Der Ausdruck der Bewegungsgleichung in diesem Bezugssystem lautet: → − ∂V ∂t (x, y, z, t) to be continued... = → − → −→ − − dθ → − → → − − V (x, y, z, t) · ∇ V (x, y, z, t) − 2 dt ez ∧ V (x, y, z, t) + g (x, y, z) → − → − 1 − ρ(x,y,z,t) ∇P (x, y, z, t) + ν (x, y, z, t) ∆ V (x, y, z, t) (65) Literatur [1] Triplet, J.P., und G. Roche, Météorologie Générale (3ème édition), Météo-France, 1986. to be continued... 17