Wie schon im vergangenen Jahr sahen sich die Freilandpflanzen wieder heftigen Spätfrösten ausgesetzt. Wegen der vorausgegangenen warmen Witterung, die zu einem frühen Austrieb von Blättern und Blüten geführt hatte, wirkte sich die Kälteperiode dieses Jahr massiver aus. Bei derartigen Wetterkapriolen ist es angenehm, sich ins geheizte Tropenhaus zurückziehen zu können, wo auf einer Grundfläche von ca. 800 Quadratmetern über 1000 Arten anzutreffen sind: tropische Nutzpflanzen, Sukkulenten, Orchideen, Regenwaldpflanzen und Wasserpflanzen.- Bis vor 460-480 Millionen Jahren gab es nur im Wasser Leben. Dann erfolgte der Landgang. Man könnte nun glauben, die Wasserpflanzen gehörten ganz ursprünglichen Sippen an. Dem ist aber nicht so. Es sind hauptsächlich Landpflanzen, die den Weg zurück ins Wasser gefunden haben. Amerikanischer Froschlöffel Limnobium stoloniferum Standort: warmer Regenwaldteil BergAkanthus Heusenkraut Der Froschlöffel oder Froschbiss bildet in stehenden oder leicht fliessenden Gewässern Mittel- und Südamerikas oft grosse Kolonien. Dazu ist er dank seiner Ausläufer in der Lage. In der Regel schwimmt die ausdauernde krautige Pflanze, in seichten Gewässern kann sie sich im schlammigen Grund aber auch festwurzeln. Erstaunlich ist auch ihre ausserordentlich grosse TemperaAmerikanischer turtoleranz: Sie überlebt WassertemperatuFroschlöffel ren von wenigen Graden bis 35° ohne Probleme. Wie viele andere Wasserpflanzen bildet der Froschlöffel Gewebe mit grossen Zellzwischenräumen, sog. Aerenchym. Besonders markant zeigt es sich an der Blattunterseite. Damit erzielt die Wasserpflanze gleich zwei Vorteile: die von der Luft abgeschnittenen untergetauchten Organe können optimal mit Sauerstoff versorgt werden und die rosettenartig angeordneten Blätter können besser schwimmen. Mit ihrem Aerenchym erinnern sie an Luftmatratzen. Heusenkraut Ludwigia helminthorrhiza Standort: warmer Regenwaldteil Auch das Heusenkraut bildet Aerenchym, nicht wie der Amerikanische Froschlöffel an den Blattunterseiten, sondern an einem Teil der Wurzeln. Damit erreicht die Verwandte der eingebürgerten Nachtkerze dasselbe: Bessere Durchlüftung und Schwimmfähigkeit. Die luftkissenartigen Atemwurzeln unterscheiden sich sowohl optisch als auch von der Funktion her deutlich von den Reis schwimmenden Nährwurzeln, welche die klassischen Aufgaben der Wurzeln, die Wasser- und Nährstoffaufnahme, erfüllen. Dass die Atemwurzeln sehr viel Luft einschliessen, die das Licht vollständig reflektiert, zeigt sich auch an deren weissen Färbung. Ein ähnliches schwammiges Durchlüftungsgewebe finden wir in demselben Wasserpflanzenbecken an den untergetauschten Sprossachsen der Neptunia (Neptunia plena). Sie zeigt, dass Aerenchym je nach Art an allen drei Grundorganen auftreten kann, an Wurzeln, Blättern und Sprossachsen. Berg Akanthus Acanthus montanus Standort: Tropenhaus: Viktoriabassin Es leuchtet ein, dass Pflanzen mit guter Wasserversorgung in der Regel grossflächige Blätter ohne dickes Abflussgewebe (Cuticula) bilden, während Arten der Trockenstandorte die verdunstungsaktive Fläche reduzieren. Mit diesen Beobachtungen vor Augen, mag der Berg-Akanthus im Viktoria-Bassin so gar nicht zu den übrigen Wasserpflanzen passen. Ihre Blätter sind zwar relativ gross, jedoch dornig bewehrt und hartlaubig, wie wir sie bei den Arten der Trockengebiete antreffen. Wieso das? Die Wasserpflanze aus dem tropischen Westafrika gedeiht an ihren Wildstandorten im Brackwasser. Auf osmotischem Weg fällt es der Pflanze dort schwer, Wasser aufzunehmen. Also ist die Pflanze gezwungen, mit dem kostbaren Nass haushälterisch umzugehen, daher die xeromorphe Ausprägung der Blätter. An ähnlichen Standorten finden wir auch Arten mit Wasser spreichernden (sukkulenten) Blättern oder Sprossachsen. Reis Oryza sativa Standort: Tropenhaus: Viktoriabassin Mit dem Reis ist eine der bedeutendsten Nahrungspflanzen eine Wasserpflanze. Er gehört wie andere wichtige Getreidearten – Weizen, Mais, Gerste u.a. - in die Familie der Süssgräser (Poaceae). Angebaut wird der Reis zur Hauptsache in den Subtropen und Tropen, es gibt aber auch Reisäcker in Norditalien und selbst im Kanton Tessin (Magadinoebene). Der Reis verdunstet viel Wasser. Angesäte oder von Hand bepflanze Flächen werden daher nach dem Auflaufen der Saat oder nach dem Festwurzeln der Pflanzen bis 30 cm tief mit Wasser überflutet. Nach dem Blühen der Pflanzen wird der Wasserstand allmählich gesenkt, sodass bis zur Samenreife die Felder trocken liegen. Von der Saat bis zur Ernte vergehen sechs bis neun Monate. IM MAI 2017 Tropische Wasserpflanzen