immai 2 0 1 7 - Stadt St.Gallen

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Wie schon im vergangenen Jahr sahen
sich die Freilandpflanzen wieder heftigen Spätfrösten ausgesetzt. Wegen der
vorausgegangenen warmen Witterung,
die zu einem frühen Austrieb von Blättern und Blüten geführt hatte, wirkte
sich die Kälteperiode dieses Jahr massiver aus. Bei derartigen Wetterkapriolen
ist es angenehm, sich ins geheizte Tropenhaus zurückziehen zu können, wo
auf einer Grundfläche von ca. 800 Quadratmetern über 1000 Arten anzutreffen
sind: tropische Nutzpflanzen, Sukkulenten, Orchideen, Regenwaldpflanzen und
Wasserpflanzen.- Bis vor 460-480 Millionen Jahren gab es nur im Wasser Leben. Dann erfolgte der Landgang. Man
könnte nun glauben, die Wasserpflanzen gehörten ganz ursprünglichen Sippen an. Dem ist aber nicht so. Es sind
hauptsächlich Landpflanzen, die den
Weg zurück ins Wasser gefunden haben.
Amerikanischer Froschlöffel
Limnobium stoloniferum
Standort: warmer Regenwaldteil
BergAkanthus
Heusenkraut
Der Froschlöffel oder Froschbiss bildet in
stehenden oder leicht fliessenden Gewässern Mittel- und Südamerikas oft grosse
Kolonien. Dazu ist er dank seiner Ausläufer
in der Lage. In der Regel schwimmt die ausdauernde krautige Pflanze, in seichten Gewässern kann sie sich im schlammigen
Grund aber auch festwurzeln. Erstaunlich ist
auch ihre ausserordentlich grosse TemperaAmerikanischer
turtoleranz: Sie überlebt WassertemperatuFroschlöffel
ren von wenigen Graden bis 35° ohne
Probleme. Wie viele andere Wasserpflanzen
bildet der Froschlöffel Gewebe mit grossen
Zellzwischenräumen, sog. Aerenchym. Besonders markant zeigt es sich an der Blattunterseite. Damit erzielt die Wasserpflanze
gleich zwei Vorteile: die von der Luft abgeschnittenen untergetauchten Organe können
optimal mit Sauerstoff versorgt werden und
die rosettenartig angeordneten Blätter können besser schwimmen. Mit ihrem Aerenchym erinnern sie an Luftmatratzen.
Heusenkraut
Ludwigia helminthorrhiza
Standort: warmer Regenwaldteil
Auch das Heusenkraut bildet Aerenchym,
nicht wie der Amerikanische Froschlöffel an
den Blattunterseiten, sondern an einem Teil
der Wurzeln. Damit erreicht die Verwandte
der eingebürgerten Nachtkerze dasselbe:
Bessere Durchlüftung und Schwimmfähigkeit. Die luftkissenartigen Atemwurzeln
unterscheiden sich sowohl optisch als auch
von der Funktion her deutlich von den
Reis
schwimmenden Nährwurzeln, welche die
klassischen Aufgaben der Wurzeln, die
Wasser- und Nährstoffaufnahme, erfüllen.
Dass die Atemwurzeln sehr viel Luft einschliessen, die das Licht vollständig reflektiert, zeigt sich auch an deren weissen
Färbung.
Ein ähnliches schwammiges Durchlüftungsgewebe finden wir in demselben Wasserpflanzenbecken an den untergetauschten
Sprossachsen der Neptunia (Neptunia plena). Sie zeigt, dass Aerenchym je nach Art
an allen drei Grundorganen auftreten kann,
an Wurzeln, Blättern und Sprossachsen.
Berg Akanthus
Acanthus montanus
Standort: Tropenhaus: Viktoriabassin
Es leuchtet ein, dass Pflanzen mit guter
Wasserversorgung in der Regel grossflächige Blätter ohne dickes Abflussgewebe
(Cuticula) bilden, während Arten der Trockenstandorte die verdunstungsaktive
Fläche reduzieren. Mit diesen Beobachtungen vor Augen, mag der Berg-Akanthus im
Viktoria-Bassin so gar nicht zu den übrigen
Wasserpflanzen passen. Ihre Blätter sind
zwar relativ gross, jedoch dornig bewehrt
und hartlaubig, wie wir sie bei den Arten
der Trockengebiete antreffen. Wieso das?
Die Wasserpflanze aus dem tropischen
Westafrika gedeiht an ihren Wildstandorten
im Brackwasser. Auf osmotischem Weg
fällt es der Pflanze dort schwer, Wasser
aufzunehmen. Also ist die Pflanze gezwungen, mit dem kostbaren Nass haushälterisch umzugehen, daher die xeromorphe
Ausprägung der Blätter. An ähnlichen
Standorten finden wir auch Arten mit
Wasser spreichernden (sukkulenten)
Blättern oder Sprossachsen.
Reis
Oryza sativa
Standort: Tropenhaus: Viktoriabassin
Mit dem Reis ist eine der bedeutendsten
Nahrungspflanzen eine Wasserpflanze. Er
gehört wie andere wichtige Getreidearten –
Weizen, Mais, Gerste u.a. - in die Familie
der Süssgräser (Poaceae). Angebaut wird
der Reis zur Hauptsache in den Subtropen
und Tropen, es gibt aber auch Reisäcker in
Norditalien und selbst im Kanton Tessin
(Magadinoebene). Der Reis verdunstet viel
Wasser. Angesäte oder von Hand bepflanze
Flächen werden daher nach dem Auflaufen
der Saat oder nach dem Festwurzeln der
Pflanzen bis 30 cm tief mit Wasser überflutet. Nach dem Blühen der Pflanzen wird der
Wasserstand allmählich gesenkt, sodass
bis zur Samenreife die Felder trocken liegen. Von der Saat bis zur Ernte vergehen
sechs bis neun Monate.
IM MAI 2017
Tropische Wasserpflanzen
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