ANHANG I ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS 1 1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS Enbrel 25 mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung. 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG Eine Durchstichflasche enthält 25 mg Etanercept. Etanercept ist ein menschliches Tumornekrosefaktor-Rezeptor-p75-Fc-Fusionsprotein, das durch rekombinante DNA-Technologie über Genexpression aus der Eierstockzelllinie des Chinesischen Hamsters (CHO) gewonnen wird. Etanercept ist ein Dimer eines chimären Proteins, das durch Verschmelzung der extrazellulären Ligandenbindungsdomäne des menschlichen TumornekrosefaktorRezeptor-2 (TNFR2/p75) mit der Fc-Domäne des menschlichen IgG1 gentechnisch hergestellt wird. Diese Fc-Komponente enthält die Scharnier-, CH2- und CH3-Regionen, nicht aber die CH1-Region des IgG1. Etanercept besteht aus 934 Aminosäuren und hat ein Molekulargewicht von ca. 150 Kilodalton. Die Aktivität wird bestimmt durch Messung der Fähigkeit von Etanercept, die von TNFα hervorgerufene Wachstumshemmung von A375-Zellen zu neutralisieren. Die spezifische Aktivität von Etanercept beträgt 1,7 x 106 Einheiten/mg. Hilfsstoffe siehe unter 6.1. 3. DARREICHUNGSFORM Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung. 4. KLINISCHE ANGABEN 4.1 Anwendungsgebiete Behandlung der aktiven rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen, wenn das Ansprechen auf Basistherapeutika, einschließlich Methotrexat (sofern nicht kontraindiziert), unzureichend ist. Behandlung der aktiven polyartikulären juvenilen chronischen Arthritis bei Kindern im Alter von 4 bis 17 Jahren, die unzureichend auf eine Methotrexat-Behandlung angesprochen haben oder eine Methotrexat-Behandlung nicht vertragen. Enbrel wurde nicht bei Kindern unter 4 Jahren untersucht. 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung Die Behandlung mit Enbrel sollte von einem Facharzt eingeleitet und überwacht werden, der über Erfahrung in der Diagnose und Behandlung der rheumatoiden Arthritis verfügt. Erwachsene (18 bis 64 Jahre) Die zum Erreichen eines optimalen Therapieergebnisses empfohlene Dosis ist 25 mg Etanercept, aufgelöst in 1 ml Wasser für Injektionszwecke, zweimal wöchentlich als subkutane Injektion verabreicht. Die einmal wöchentliche Gabe von 25 mg Etanercept führt zu einem langsameren Ansprechen auf die Therapie und kann weniger wirksam sein. Ältere Patienten (≥ 65 Jahre) Eine Dosisanpassung ist nicht erforderlich. Die Dosierung und Art und Dauer der Anwendung entsprechen den Angaben für Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren. Kinder und Jugendliche (≥ 4 Jahre bis < 18 Jahre) 0,4 mg Etanercept/kg Körpergewicht (KG) (bis zu einer Maximaldosis von 25 mg Etanercept) nach Auflösung von 25 mg Etanercept in 1 ml Wasser für Injektionszwecke, verabreicht als zweimal 2 wöchentliche subkutane Injektion mit einem Zeitabstand von 3 bis 4 Tagen zwischen den einzelnen Enbrel-Injektionen. Nieren- und Leberfunktionsstörung Eine Dosisanpassung ist nicht erforderlich. 4.3 Gegenanzeigen Überempfindlichkeit gegenüber dem arzneilich wirksamen Bestandteil oder einem der Hilfsstoffe. Sepsis oder Risiko einer Sepsis. Eine Behandlung mit Enbrel sollte bei Patienten mit akuten Infektionen, einschließlich chronischer oder lokalisierter Infektionen, nicht begonnen werden. 4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Infektionen Seit Markteinführung wurden unter Anwendung von Enbrel Sepsis und schwerwiegende Infektionen (letale, lebensbedrohliche oder eine stationäre Behandlung bzw. intravenöse Antibiotika-Gabe erfordernde Infektionen) beobachtet. Viele dieser schwerwiegenden Ereignisse traten bei Patienten mit Grunderkrankungen auf, die zusätzlich zur rheumatoiden Arthritis Infektionen begünstigen können. Patienten, die während der Enbrel-Behandlung eine neue Infektion entwickeln, sollten engmaschig beobachtet werden. Die Anwendung von Enbrel sollte abgebrochen werden, wenn der Patient eine schwerwiegende Infektion entwickelt. Enbrel sollte nur unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung angewendet werden bei Patienten mit wiederkehrenden oder chronischen Infektionen in der Vorgeschichte oder bei Begleitzuständen, die Infektionen begünstigen können, wie z.B. fortgeschrittener oder schwer einstellbarer bzw. schlecht eingestellter Diabetes. Allergische Reaktionen In klinischen Studien wurden unter Anwendung von Enbrel gelegentlich (<1%) allergische Reaktionen beobachtet. Beim Auftreten von schwerwiegenden allergischen oder anaphylaktischen Reaktionen sollte die Enbrel-Behandlung unverzüglich abgebrochen und eine geeignete Therapie eingeleitet werden. Immunsuppression Es ist möglich, daß Anti-TNF-Therapien, einschließlich der Anwendung von Enbrel, die WirtsAbwehr von Infektionen und malignen Erkrankungen beeinflussen, da TNF Entzündungsprozesse auslöst und zelluläre Immunreaktionen verändert. In einer Studie mit 49 an rheumatoider Arthritis erkrankten Patienten, die mit Enbrel behandelt wurden, wurden keine Hinweise auf eine Reduktion allergischer Spätreaktionen, eine Verminderung der Immunglobulin-Spiegel oder eine Größenänderung der Effektor-Zell-Population festgestellt. Es ist unbekannt, ob eine Behandlung mit Enbrel die Entwicklung und den Verlauf von malignen Erkrankungen und akuten und/oder chronischen Infektionen beeinflussen kann. Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Enbrel bei immunsupprimierten Patienten oder Patienten mit chronischen Infektionen wurde nicht untersucht. Zwei Patienten mit juveniler chronischer Arthritis entwickelten eine Varizellen-Infektion und die Anzeichen und Symptome einer aseptischen Meningitis, die ohne Folgeerscheinungen abheilten. Patienten mit einer starken Exposition gegenüber Varicella-Viren sollten die Enbrel-Behandlung vorübergehend unterbrechen, und eine Prophylaxe mit Varicella-Zoster-Immunglobulinen sollte in Betracht gezogen werden. Impfungen Über die Wirkung von Impfungen bei mit Enbrel behandelten Patienten liegen keine Daten vor. Lebendimpfstoffe sollten nicht gleichzeitig mit Enbrel verabreicht werden. Es sind keine Daten vorhanden hinsichtlich der Sekundärübertragung von Infektionen durch Lebendimpfstoffe bei mit Enbrel behandelten Patienten. Es wird empfohlen, daß bei Patienten mit juveniler chronischer Arthritis, soweit möglich, vor der Einleitung der Enbrel-Behandlung alle nach geltenden Immunisierungs-Richtlinien notwendigen Impfungen durchgeführt werden. 3 Autoantikörperbildung Die Behandlung mit Enbrel kann die Bildung von Autoantikörpern hervorrufen (siehe Abschnitt 4.8). Hämatologische Reaktionen Bei an rheumatoider Arthritis erkrankten Patienten, die mit Enbrel behandelt wurden, wurde in seltenen Fällen (< 0,1%) über das Auftreten von Panzytopenien und in sehr seltenen Fällen (< 0,01%) über aplastische Anämien berichtet, von denen einige einen tödlichen Ausgang hatten. Daher sollte Enbrel mit Vorsicht angewendet werden bei Patienten mit Blutdyskrasie (fehlerhafter Blutzusammensetzung) in der Anamnese. Alle Patienten sollten darauf hingewiesen werden, dass sie sofort ihren Arzt aufsuchen sollten, wenn bei ihnen während der Enbrel-Therapie Anzeichen und Symptome auftreten, die auf eine Blutdyskrasie oder Infektion hindeuten (z.B. anhaltendes Fieber, Halsentzündung, Blutergüsse, Blutungen, Blässe). Diese Patienten sollten umgehend eindringlich untersucht werden, einschließlich des kompletten Blutbildes; falls hierdurch Blutdyskrasien bestätigt werden, ist Enbrel abzusetzen. ZNS Erkrankungen Seit Markteinführung wurde in sehr seltenen Fällen (< 0,01%) über entmyelinisierende Erkrankungen des ZNS bei mit Enbrel behandelten Patienten berichtet (siehe Abschnitt 4.8); ein kausaler Zusammenhang mit der Enbrel-Therapie ist jedoch unklar. Obwohl keine klinischen Studien mit Enbrel an Patienten mit Multipler Sklerose durchgeführt wurden, haben klinische Studien mit anderen TNF Antagonisten bei Patienten mit Multipler Sklerose einen Anstieg der Krankheitsaktivität gezeigt. Bei Patienten mit vorbestehender oder jüngst neu aufgetretender ZNS-Entmarkungskrankheit sollte Enbrel daher nur nach sorgfältiger Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses angewendet werden. Kombinationsbehandlung Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse über die Langzeitsicherheit von Enbrel bei gleichzeitiger Gabe mit anderen Basistherapeutika. Nieren- und Leberfunktionsstörung Basierend auf den pharmakokinetischen Daten (siehe Abschnitt 5.2) ist eine Dosisanpassung bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion nicht erforderlich; die klinische Erfahrung mit diesen Patienten ist begrenzt. 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen Wechselwirkungen zwischen Enbrel und anderen Wirkstoffen sind nicht durch gezielte klinische Studien untersucht worden. In klinischen Studien wurden bei der gleichzeitigen Anwendung von Enbrel und Glucocorticoiden, Salicylaten, nichtsteroidalen Antirheumatika (NSARs), Analgetika oder Methotrexat keine Wechselwirkungen festgestellt. Über die Wirkung von Impfungen bei mit Enbrel behandelten Patienten liegen keine Daten vor. Siehe Abschnitt 4.4 mit Hinweisen zu Impfungen. 4.6 Schwangerschaft und Stillzeit Es wurden keine Studien mit Enbrel an schwangeren Frauen durchgeführt. EntwicklungsToxizitätsstudien an Ratten und Kaninchen ergaben keine Hinweise auf Schädigungen des Fetus bzw. der neugeborenen Ratte durch Etanercept. Präklinische Daten zur peri- und postnatalen Toxizität von Etanercept sowie zum Einfluß von Etanercept auf die Fertilität und die allgemeine Fortpflanzungsfähigkeit liegen nicht vor. Daher wird die Anwendung von Enbrel bei schwangeren Frauen nicht empfohlen. Frauen im gebärfähigen Alter sollten angewiesen werden, während der Enbrel-Behandlung nicht schwanger zu werden. Anwendung in der Stillzeit Es ist nicht bekannt, ob Etanercept in die Muttermilch übergeht. Da Immunoglobuline, wie auch viele andere Arzneimittel, in die Muttermilch übergehen können, muß entschieden werden, ob entweder abgestillt oder die Anwendung von Enbrel während der Stillzeit unterbrochen werden sollte. 4 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen durchgeführt. 4.8 Nebenwirkungen Nebenwirkungen bei Erwachsenen mit rheumatoider Arthritis Die Anwendung von Enbrel wurde bei 1809 Patienten mit rheumatoider Arthritis untersucht. Die in kontrollierten Studien erhaltenen Daten umfaßten 349 mit Enbrel behandelte Patienten und 152 mit Placebo behandelte Patienten. Der Patientenanteil, der aufgrund von aufgetretenen Nebenwirkungen die Behandlung abgebrochen hat, war für die mit Enbrel oder mit Placebo behandelten Gruppen gleich (4%). Reaktionen an der Injektionsstelle Im Vergleich zu Placebo traten bei mit Enbrel behandelten Patienten signifikant häufiger Reaktionen an der Injektionsstelle auf (37% vs. 10%). Alle Reaktionen an der Einstichstelle wurden als geringfügig beschrieben (Erythem und/oder Juckreiz, Schmerz oder Schwellung). Die Reaktionen an der Injektionsstelle traten im allgemeinen, wenn überhaupt, innerhalb des ersten Behandlungsmonats auf; danach ließ die Häufigkeit nach. Sie gingen nach durchschnittlich 3 bis 5 Tagen zurück. In den meisten Fällen wurden die Reaktionen an der Einstichstelle in der Enbrel-Behandlungsgruppe nicht behandelt. Die Mehrheit der behandelten Patienten erhielt topische Präparate, wie z.B. Corticosteroide oder orale Antihistaminika. Desweiteren kam es bei einigen Patienten zu „Recall“-Reaktionen an der Einstichstelle, die durch Hautreaktionen an der zuletzt verwendeten Injektionsstelle mit gleichzeitigem Auftreten von Reaktionen an vorherigen Injektionsstellen gekennzeichnet waren. Diese Reaktionen waren im allgemeinen vorübergehend und traten während der Behandlung nicht erneut auf. Infektionen In klinischen Studien waren Infektionen der oberen Atemwege (Erkältungen) und Sinusitis die am häufigsten auftretenden Infektionen bei Patienten, die Enbrel oder Placebo erhielten. In Placebokontrollierten Studien traten Infektionen der oberen Atemwege mit einer Häufigkeit von 16% in der Placebo-Gruppe und von 29% in der Enbrel-Gruppe auf; bei Langzeitbeobachtungen entsprach dies 0,68 Ereignissen pro Patientenjahr in der Placebo-Gruppe und 0,82 Ereignissen pro Patientenjahr in der Enbrel-Gruppe. In Placebo-kontrollierten Studien wurde für Enbrel keine Zunahme der Häufigkeit von schwerwiegenden Infektionen (letale, lebensbedrohliche oder eine stationäre Behandlung bzw. intravenöse Antibiotika-Gabe erfordernde Infektionen) beobachtet (1,3% für Placebo, 0,9% für Enbrel). Bei den 1809 mit Enbrel behandelten Patienten wurden 99 schwerwiegende Infektionen beobachtet, einschließlich, z.B., Abszess (an unterschiedlichen Stellen), Bakteriämie, Bronchitis, Bursitis, Entzündungen des Unterhautzellgewebes, Cholezystitis, Diarrhöe, Divertikulitis, Endokarditis (vermutet), Gastroenteritis, Herpes zoster, Unterschenkelgeschwür, Mundinfektion, Osteomyelitis, Peritonitis, Pneumonie, Pyelonephritis, Sepsis, septische Arthritis, Hautinfektion, Hautgeschwür, Harnweginfektion, Vaskulitis und Wundinfektion. Über schwerwiegende Infektionen wurde auch bei der Anwendung von Enbrel nach Markteinführung berichtet. Davon traten einige innerhalb weniger Wochen nach Beginn der Enbrel-Behandlung bei Patienten auf, bei denen neben der rheumatoiden Arthritis noch Begleiterkrankungen vorlagen (z.B. Diabetes, Stauungsherzinsuffizienz, aktive oder chronische Infektionen in der Vorgeschichte). (Siehe WARNHINWEISE.) Die Daten einer klinischen Studie zur Sepsis, die nicht spezifisch mit Patienten mit rheumatoider Arthritis durchgeführt wurde, weisen darauf hin, daß eine Behandlung mit Enbrel die Mortalität bei Patienten mit bestehender Sepsis erhöhen kann. Malignität Bei 20 von 1809 Patienten mit rheumatoider Arthritis, die in klinischen Studien über einen Zeitraum von bis zu 24 Monaten mit Enbrel behandelt wurden, traten neue maligne Erkrankungen unterschiedlichen Typs auf. Die beobachteten Häufigkeiten und Prozentsätze entsprechen in etwa denen, die für die untersuchte Population zu erwarten sind. 5 Autoantikörper Zu mehreren Zeitpunkten wurden Serumproben von Patienten auf die Entwicklung von Autoantikörpern untersucht. Bei den Patienten, die auf antinukleäre Antikörper (ANA) untersucht wurden, war der Prozentsatz von Patienten mit neuen positiven ANA (≥1:40) bei den mit Enbrel behandelten Patienten (11%) höher als bei den mit Placebo behandelten Patienten (5%). Ebenso wurde eine vermehrte Bildung von neuen positiven Antikörpern gegen die doppelsträngige DNA mit Hilfe des Radioimmunoassays (15% der mit Enbrel behandelten Patienten im Vergleich zu 4% der mit Placebo behandelten Patienten) und mit dem Crithidia luciliae-Assay (3% der Enbrel-Patienten im Vergleich zu 0% der Placebo-Patienten) festgestellt. Die Entwicklung von Antikardiolipinantikörpern war in der Enbrel-Gruppe ähnlich erhöht wie in der Placebo-Gruppe. Kein Patient entwickelte klinische Anzeichen Lupus-ähnlicher Symptome oder anderer neuer Autoimmunkrankheiten. Der Einfluß einer Langzeitbehandlung mit Enbrel auf die Entstehung von Autoimmunkrankheiten ist unbekannt. Andere Nebenwirkungen In der nachfolgenden Tabelle sind Ereignisse aufgelistet, die in Placebo-kontrollierten klinischen Studien (einschließlich einer Studie zur Kombinationsbehandlung von Enbrel mit Methotrexat) bei mindestens 3% der Patienten auftraten, wobei die Häufigkeit bei den mit Enbrel behandelten Patienten höher war als in der Kontrollgruppe, sowie die Anzahl der Ereignisse pro Patientenjahr. ANTEIL DER PATIENTEN MIT RHEUMATIDER ARTHRITITS, DIE ÜBER NEBENWIRKUNGEN BERICHTETEN, UND EREIGNISSE PRO PATIENTENJAHR IN PLACEBO-KONTROLLIERTEN KLINISCHEN STUDIENa Prozentsatz der Patienten Ereignisse pro Patientenjahr Placebo Enbrel Placebo Enbrel Ereignis (n=152) (n=349) (40 (117 Patientenjahre) Patientenjahre) Reaktionen an der 10 37 0,62 7,73 Injektionsstelle Infektion 32 35 1,86 1,82 Infektion der unteren 32 38 1,54 1,50 Atemwegeb Infektion der oberen 16 29 0,68 0,82 Atemwegeb Kopfschmerzen 13 17 0,62 0,68 Rhinitis 8 12 0,35 0,45 Schwindelgefühl 5 7 0,25 0,21 Pharyngitis 5 7 0,17 0,24 Husten 3 6 0,17 0,18 Asthenie 3 5 0,10 0,16 Unterleibsschmerzen 3 5 0,12 0,17 Hautausschlag 3 5 0,12 0,21 Atemstörung 1 5 0,05 0,17 Dyspepsie 1 4 0,05 0,12 Sinusitis 2 3 0,07 0,12 a: Daten aus 3 klinischen Studien, inklusive einer Studie über 6 Monate, in der die Patienten gleichzeitig eine Methotrexat-Therapie erhielten. b: Daten aus 2 der 3 kontrollierten klinischen Studien. Unter den an rheumatoider Arthritis erkrankten Patienten, die in den kontrollierten klinischen Studien behandelt wurden, traten bei 4% der 349 mit Enbrel behandelten Patienten schwerwiegende Nebenwirkungen auf, verglichen mit 5% der 152 mit Placebo behandelten Patienten. Bei den Patienten mit rheumatoider Arthritis in den kontrollierten und offenen klinischen Studien mit Enbrel waren die häufigsten schwerwiegenden Nebenwirkungen maligne Erkrankungen, Infektionen, Herzinsuffizienz, Myokardinfarkt, Myokard-Ischämie, zerebrale Ischämie, Hypertonie, Hypotonie, Cholezystitis, Pancreatitis, gastrointestinale Blutungen, Bursitis, Depression und Dyspnoe. 6 Aufgrund der Ergebnisse dieser klinischen Studien zur rheumatoiden Arthritis sind in der Regel keine speziellen Laboruntersuchungen zusätzlich zur sorgfältigen medizinischen Betreuung und Beobachtung des Patienten erforderlich. Berichte seit Markteinführung Die nachfolgend aufgeführten vermuteten unerwünschten Arzneimittelwirkungen basieren auf Berichten nach der Markteinführung: Störungen des Blut- und Lymphsystems Gelegentlich (< 1%): Selten (< 0,1%): Sehr selten (< 0,01%): Thrombozytopenie Anämie, Leukopenie, Panzytopenie aplastische Anämie Einige Fälle von Panzytopenie und aplastischer Anämie hatten einen tödlichen Ausgang (siehe Abschnitt 4.4 – Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung). Allgemeine Störungen und Reaktionen an der Applikationsstelle Häufig (<10%): Fieber Störungen des Nervensystems Selten (< 0,1%): Sehr selten (< 0,01%): Anfälle ZNS entmyelinisierende Ereignisse mit Hinweisen auf Multiple Sklerose oder lokalisierte entmyelinisierende Zustände wie Neuritis nervi optici (siehe Abschnitt 4.4) Funktionsstörungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Häufig (< 10%): Selten (< 0,1%): Pruritus, Urtikaria Angioödem Nebenwirkungen bei pädiatrischen Patienten mit juveniler chronischer Arthritis Im allgemeinen waren die bei pädiatrischen Patienten beobachteten Nebenwirkungen bezüglich Häufigkeit und Art ähnlich zu den bei erwachsenen Patienten beobachteten Nebenwirkungen. Unterschiede zu den Erwachsenen und andere besondere Gesichtspunkte werden in den folgenden Abschnitten diskutiert. Schwere Nebenwirkungen, die in einer Studie mit 69 Patienten mit juveniler chronischer Arthritis im Alter von 4 bis 17 Jahren beobachtet wurden, umfaßten Varizellen-Infektionen mit den Zeichen und Symptomen einer aseptischen Meningitis, die ohne Folgeschäden überstanden wurden (siehe auch Abschnitt 4.4), Gastroenteritis, Depression/Persönlichkeitsstörungen, Hautgeschwür und Ösophagitis/Gastritis. 43 von 69 Kindern (62%) mit juveniler chronischer Arthritis entwickelten während der EnbrelBehandlung in den ersten drei Studienmonaten (Phase I, offen) eine Infektion. Die bei Patienten mit juveniler chronischer Arthritis entdeckten Infektionstypen waren im allgemeinen leichter Art und übereinstimmend mit den gewöhnlich in der ambulanten pädiatrischen Population vorgefundenen Infektionen. Die Art und Häufigkeit von anderen Nebenwirkungen bei Patienten mit juveniler chronischer Arthritis waren ähnlich zu den in klinischen Studien mit Enbrel bei Erwachsenen mit rheumatoider Arthritis beobachteten Nebenwirkungen, wobei die Mehrheit davon leicht verlief. Einige Nebenwirkungen wurden im Vergleich zu den 349 an rheumatoider Arthritis erkrankten erwachsenen Patienten häufiger bei den 69 Patienten mit juveniler chronischer Arthritis, die über 3 Monate mit Enbrel behandelt wurden, festgestellt. Diese umfaßten Kopfschmerzen (19% der Patienten, 1,7 Ereignisse pro Patientenjahr), Übelkeit (9%, 1,0 Ereignis pro Patientenjahr), Unterleibsschmerzen (19%, 0,74 Ereignisse pro Patientenjahr) und Erbrechen (13%, 0,74 Ereignisse pro Patientenjahr). 7 4.9 Überdosierung In klinischen Studien mit an rheumatoider Arthritis erkrankten Patienten wurde keine Dosisbegrenzende Toxizität beobachtet. Die höchste untersuchte Dosis war die intravenöse Gabe von 32 mg/m² Körperoberfläche (KOF) gefolgt von zweimal wöchentlichen subkutanen Gaben von 16 mg/m² KOF. Ein Patient mit rheumatoider Arthritis verabreichte sich selber versehentlich zweimal wöchentlich 62 mg Enbrel subkutan über einen Zeitraum von 3 Wochen, ohne Auftreten von Nebenwirkungen. Ein Antidot für Enbrel ist nicht bekannt. 5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakotherapeutische Gruppe: Selektiv immunsuppressive Stoffe ATC-Code: L04AA11. Tumornekrosefaktor (TNF) ist ein dominantes Zytokin im Entzündungsprozeß der rheumatoiden Arthritis. Etanercept ist ein kompetitiver Inhibitor der Bindung von TNF an seine ZelloberflächenRezeptoren und hemmt dadurch die biologische Aktivität von TNF. TNF und Lymphotoxin sind pro-inflammatorische Zytokine, die an zwei unterschiedliche Zelloberflächen-Rezeptoren binden: die 55-Kilodalton (p55) und 75-Kilodalton (p75) Tumornekrosefaktor-Rezeptoren (TNFRs). Beide TNFRs kommen physiologisch in Membrangebundener und löslicher Form vor. Es wird angenommen, daß die löslichen TNFRs die biologische Aktivität von TNF regulieren. TNF und Lymphotoxin kommen überwiegend als Homotrimere vor, deren biologische Aktivität abhängig ist von der Quervernetzung der Zelloberflächen-TNFRs. Dimere, lösliche Rezeptoren, wie Etanercept, haben eine höhere Affinität zu TNF als monomere Rezeptoren und sind deshalb potentere kompetitive Inhibitoren der TNF-Bindung an Zellrezeptoren. Desweiteren führt die Verwendung einer Immunglobulin Fc Region als Verbindungselement bei der Konstruktion dimerer Rezeptoren zu einer verlängerten Serum-Halbwertszeit. Wirkmechanismus Ein Großteil der Gelenkpathologie bei rheumatoider Arthritis wird durch pro-inflammatorische Moleküle hervorgerufen, die Bestandteil eines durch TNF kontrollierten Netzwerkes sind. Man geht davon aus, daß der Wirkmechanismus von Etanercept auf der kompetitiven Hemmung der Bindung von TNF an seine Zelloberflächen-TNFRs beruht, was zu einer Reduktion der biologischen Aktivität von TNF und somit zu einer Verhinderung der durch TNF hervorgerufenen Zellreaktionen führt. Etanercept kann auch biologische Reaktionen verändern, die durch zusätzliche Moleküle der Entzündungskaskade (z.B. Zytokine, Adhäsionsmoleküle oder Proteinasen) kontrolliert und durch TNF hervorgerufen oder gesteuert werden. Klinische Studien Die Wirksamkeit von Enbrel wurde in einer randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie untersucht. In diese Studie wurden 234 Patienten mit aktiver rheumatoider Arthritis, die 18 Jahre alt oder älter waren, bei denen die Therapie mit mindestens einem, aber höchstens vier Basistherapeutika (Disease modifying antirheumatic drugs (DMARDs); z. B. Hydroxychloroquin, orales oder injizierbares Gold, Methotrexat, Azathioprin, D-Penicillamin, Sulfasalazin) versagt hatte, und bei denen mindestens 12 Gelenke druckempfindlich bzw. mindestens 10 Gelenke geschwollen waren und die entweder eine Blutkörperchensenkgeschwindigkeit von ≥ 28 mm/h, eine Serumkonzentration von C-reaktivem Protein von ≥ 2,0 mg/dl oder aber eine Morgensteifigkeit über ≥ 45 Minuten aufwiesen, eingeschlossen. Dosen von 10 bzw. 25 mg Etanercept oder Placebo wurden über eine Dauer von 6 aufeinanderfolgenden Monaten zweimal wöchentlich subkutan verabreicht. Die Ergebnisse dieser kontrollierten Studie wurden unter Verwendung der Ansprechkriterien des American College of 8 Rheumatology (ACR) als prozentuale Verbesserung der rheumatoiden Arthritis ausgedrückt. Der primäre Endpunkt der Studie war das Erreichen einer Ansprechrate von ACR 20 im 3. Monat. Patienten, die, basierend auf vorher festgelegten Kriterien, aufgrund mangelnder Wirksamkeit bereits vor Monat 3 nicht ansprachen, konnten die Studie frühzeitig beenden und wurden als "Therapieversager" klassifiziert. Laut Definition wird eine Ansprechrate von ACR 20 erreicht, wenn es beim Patienten zu einer 20%igen Verbesserung bezüglich der Anzahl der druckempfindlichen und der geschwollenen Gelenke sowie zusätzlich zu einer 20%igen Verbesserung bei wenigstens 3 der folgenden 5 Kriterien kommt: (1) Bewertung des Schmerzempfindens durch den Patienten, (2) allgemeine Bewertung durch den Patienten, (3) allgemeine Bewertung durch den Arzt, (4) Selbsteinschätzung der Behinderung durch den Patienten und (5) Verhalten der Akutphasen-Parameter (Blutkörperchensenkgeschwindigkeit oder C-reaktives Protein). Ansprechraten von ACR 50 und 70 werden durch dieselben Kriterien definiert, wobei jedoch eine 50- bzw. 70%ige Verbesserung vorliegt. Wie aus der nachfolgenden Tabelle zu sehen ist, waren die ACR 20- bzw. ACR 50-Raten bei den Patienten höher, die über 3 oder 6 Monate mit Enbrel behandelt wurden. ACR-Ansprechraten Placebo Enbrela Ansprechen N = 80 N = 78 (% der Patienten) ACR 20 Monat 3 23% 62%b Monat 6 11% 59%b ACR 50 Monat 3 8% 41%b Monat 6 5% 40%b a. 25 mg Enbrel subkutan zweimal wöchentlich b. p ≤ 0,01, Enbrel gegenüber Placebo Etwa 15% der mit Enbrel behandelten Patienten erzielten eine Ansprechrate von ACR 70 in Monat 3 bzw. Monat 6, verglichen mit weniger als 5% der Patienten in der Placebo-Gruppe. Die mit Enbrel behandelten Patienten sprachen gewöhnlich innerhalb von 1 bis 2 Wochen nach Beginn der Therapie an; nach 3 Monaten kam es in fast allen Fällen zu einer klinischen Besserung. Eine Abhängigkeit der Besserung von der verabreichten Dosis wurde beobachtet; Ergebnisse mit 10 mg lagen zwischen den mit Placebo und 25 mg erhaltenen Ergebnissen. Enbrel war bzgl. aller ACR-Kriterien sowie anderer nicht in den ACR-Kriterien enthaltenen Parameter zur Bestimmung der Krankheitsaktivität der rheumatoiden Arthritis, wie z. B. Morgensteifigkeit, signifikant besser als Placebo. Ein Fragebogen zur Bewertung des Gesundheitsstatus, in dem u. a. auch physische Einschränkungen, Vitalität, geistige Gesundheit, der allgemeine Gesundheitszustand sowie Einzelaspekte der mit Arthritis assoziierten Beeinträchtigungen des Gesundheitszustandes abgefragt werden, wurde während der Studie alle 3 Monate ausgefüllt. In allen Punkten des Fragebogens wurde bei Patienten, die mit Enbrel behandelt wurden, im Vergleich zur Kontrollgruppe nach 3 und 6 Monaten eine Verbesserung festgestellt. In einer weiteren randomisierten, kontrollierten, doppelblinden Studie wurden 180 Patienten nach ähnlichen Kriterien wie in der o.g. Studie bewertet. Etanercept-Dosen von 0,25 mg/m² KOF, 2 mg/m² KOF und 16 mg/m² KOF wurden während 3 aufeinanderfolgender Monate zweimal wöchentlich subkutan verabreicht. Eine dosisabhängige Zunahme der Patienten, die eine Ansprechrate von ACR 20 erreichten, wurde beobachtet, wobei 75% in der Gruppe mit der höchsten Dosierung (16 mg Etanercept/m² KOF) auf die Therapie ansprachen. Nach Absetzen von Enbrel traten die Symptome einer Arthritis im allgemeinen innerhalb eines Monats wieder auf. Die Ergebnisse einer offenen Studie zeigten, daß bei Wiederaufnahme der EnbrelBehandlung nach einer Unterbrechung von bis zu 24 Monaten die gleichen Ansprechraten erzielt werden wie bei Patienten, die ohne Unterbrechung mit Enbrel behandelt wurden. Dauerhafte Therapieerfolge bis zu 24 Monaten wurden bei den in offenen Studien ununterbrochen weiterbehandelten Patienten gesehen; Erfahrungen über einen längeren Zeitraum sind nicht vorhanden. 9 Polyartikuläre juvenile chronische Arthritis Die Sicherheit und Wirksamkeit von Enbrel wurde in einer zweiphasigen Studie mit 69 an polyartikulärer juveniler chronischer Arthritis erkrankten Kindern mit sehr unterschiedlichem Krankheitsbeginn der juvenilen chronischen Arthritis beurteilt. In die Studie wurden Patienten in einem Alter zwischen 4 und 17 Jahren mit einem mäßigen bis schweren Verlauf ihrer aktiven polyartikulären juvenilen chronischen Arthritis und die refraktär oder intolerant gegenüber einer Methotrexat-Behandlung waren, eingeschlossen. Die Patienten erhielten weiterhin eine konstante Dosis eines einzigen nicht-steroidalen Antirheumatikums und/oder Prednison (< 0,2 mg/kg/Tag oder eine Maximaldosis von 10 mg). In Teil 1 der Studie erhielten alle Patienten zweimal wöchentlich eine subkutane Gabe von 0,4 mg Etanercept/kg KG (Maximaldosis 25 mg Etanercept). In Teil 2 wurden die Patienten mit einer klinischen Besserung am Tag 90 randomisiert in die für weitere 4 Monate mit Enbrel behandelte Gruppe oder in die Placebo-Gruppe aufgeteilt und auf ein Wiederauftreten der Erkrankung beobachtet. Die Ergebnisse wurden unter Verwendung der “Definition der Verbesserung” der juvenilen chronischen Arthritis (Definition of Improvement, DOI) beurteilt. Die DOI wird definiert als ≥ 30%ige Verbesserung bei mindestens drei der sechs und gleichzeitig ≥ 30% Verschlechterung bei nicht mehr als einem der sechs Hauptparameter der juvenilen chronischen Arthritis. Die Hauptparameter umfassen die Anzahl der aktiven Gelenke, die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, eine allgemeine Bewertung durch den Arzt und Patienten/Eltern, die Beurteilung der Funktionalität und die Blutkörperchensenkgeschwindigkeit. Ein Wiederaufflackern der Entzündung wurde definiert als eine ≥ 30%ige Verschlechterung bei drei der sechs Hauptparameter der juvenilen chronischen Arthritis und eine ≥ 30%ige Verbesserung bei nicht mehr als einem der Hauptparameter sowie mindestens zwei aktive Gelenke. Im Teil 1 der Studie zeigten 51 von 69 Patienten (74%) eine klinische Besserung und wurden in Teil 2 der Studie aufgenommen. Im Teil 2 trat bei 6 von 25 Patienten (24%), die weiterhin mit Enbrel behandelt wurden, ein Aufflackern der Erkrankung auf, verglichen mit 20 von 26 der Placebo-Patienten (77%) (p = 0,007). Vom Beginn des 2. Teils an betrug die mediane Zeit bis zum Aufflackern der Erkrankung ≥ 116 Tage für die mit Enbrel behandelten Patienten und 28 Tage für die Placebo-Patienten. Von den Patienten, bei denen ein klinisches Ansprechen am Tag 90 auftrat und die in Teil 2 der Studie eintraten, kam es bei einigen weiter mit Enbrel behandelten Patienten zu einer kontinuierlichen Verbesserung vom Monat 3 bis zum Monat 7, während bei den Placebo-Patienten keine Verbesserung auftrat. Es wurden keine Studien mit an polyartikulärer juveniler chronischer Arthritis erkrankten Patienten durchgeführt, um den Einfluß einer kontinuierlichen Enbrel-Behandlung bei Patienten, die nicht innerhalb von 3 Monaten nach Therapiebeginn auf Enbrel ansprachen, oder die Kombination von Enbrel mit Methotrexat zu beurteilen. Enbrel-Antikörper In 4 von 96 an rheumatoider Arthritis erkrankten Patienten, die über einen Zeitraum von bis zu 3 Monaten zweimal wöchentlich 25 mg Etanercept erhielten, wurden nicht-neutralisierende EnbrelAntikörper nachgewiesen. Obwohl diese Erfahrung die Möglichkeit nicht ausschließt, daß ein klinisch relevanter Effekt auftreten kann, wurde kein Zusammenhang zwischen der Antikörperbildung und dem klinischen Ansprechen oder den Nebenwirkungen festgestellt. 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften Etanercept-Serumspiegel wurden mit der ELISA-Methode bestimmt, durch die ELISA-reaktive Abbauprodukte sowie verwandte Substanzen detektiert werden können. Etanercept wird langsam von der Einstichstelle der subkutanen Injektion resorbiert, wobei eine maximale Konzentration nach ca. 48 Stunden nach Gabe einer Einzeldosis erreicht wird. Die absolute Bioverfügbarkeit liegt bei 76%. Es ist zu erwarten, daß bei zweimal wöchentlicher Gabe die SteadyState-Konzentrationen ungefähr doppelt so hoch sind wie die Konzentrationen nach Gabe einer Einzeldosis. Nach subkutaner Einzelgabe von 25 mg Etanercept wurden in gesunden Probanden durchschnittliche maximale Serumkonzentrationen von 1,65 ± 0,66 µg/ml festgestellt; die Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve betrug 235 ± 96,6 µg•h/ml. Die Dosisproportionalität wurde nicht gezielt bestimmt, jedoch wurde innerhalb des Dosierungsbereiches keine Sättigung der Clearance festgestellt. 10 Die Konzentrations-Zeit-Kurve von Etanercept verläuft biexponentiell. Für Etanercept beträgt das zentrale Verteilungsvolumen 7,6 l, wogegen das Verteilungsvolumen unter Steady-State-Bedingungen bei 10,4 l liegt. Etanercept wird langsam aus dem Körper ausgeschieden. Die Halbwertszeit ist lang und liegt bei etwa 70 Stunden. Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis beträgt die Clearance ungefähr 0,066 l/h und liegt damit ein wenig unterhalb des bei gesunden Probanden bestimmten Wertes von 0,11 l/h. Obwohl nach Verabreichung von radioaktiv markiertem Etanercept an Patienten und Probanden eine Elimination der Radioaktivität im Urin beobachtet wurde, wurden bei Patienten mit akutem Nieren- oder Leberversagen keine erhöhten Etanercept-Konzentrationen festgestellt. Bei bestehender Nieren- oder Leberinsuffizienz sollte eine Dosisanpassung nicht erforderlich sein. Ein Unterschied in der Pharmakokinetik bei Männern und Frauen wurde nicht beobachtet. Methotrexat hat keinen Einfluß auf die Pharmakokinetik von Etanercept. Die Beeinflussung der Pharmakokinetik von Methotrexat im Menschen durch Enbrel wurde nicht untersucht. Ältere Patienten In einer Populations-Pharmakokinetik-Studie wurde der Einfluß des fortgeschrittenen Alters auf die Etanercept-Serumkonzentrationen untersucht. Die geschätzte Clearance und das geschätzte Verteilungsvolumen war für Patienten zwischen 65 und 87 Jahren ähnlich wie die Schätzungen für Patienten unter 65. Patienten mit polyartikulärer juveniler chronischer Arthritis In einer Studie zur Behandlung der polyartikulären juvenilen chronischen Arthritis wurden 69 Patienten (zwischen 4 und 17 Jahre alt) 0,4 mg Etanercept/kg KG über einen Zeitraum von 3 Monaten zweimal wöchentlich verabreicht. Die Serumkonzentrations-Profile ähnelten denen, die bei erwachsenen Patienten mit rheumatoider Arthritis beobachtet wurden. Die jüngsten Kinder (4 Jahre alt) hatten eine verringerte Clearance (erhöhte Clearance, wenn auf das Körpergewicht normalisiert wurde) im Vergleich zu älteren Kindern (12 Jahre alt) und Erwachsenen. Die Simulation der Dosierung legt nahe, daß, während ältere Kinder (10 – 17 Jahre alt) Serumspiegel aufweisen, die denen der Erwachsenen ähneln, die Serumspiegel bei jüngeren Kindern deutlich erniedrigt sind. 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit In Studien zur Toxikologie von Enbrel wurde keine Dosis-begrenzende oder Zielorgan-Toxizität festgestellt. Aufgrund der Ergebnisse einer Vielzahl von in vitro und in vivo Studien wird Enbrel für nicht-mutagen befunden. Bedingt durch die Entwicklung von neutralisierenden Antikörpern in Nagetieren wurden mit Enbrel keine Kanzerogenitätsstudien sowie Standarduntersuchungen zur Fertilität und postnatalen Toxizität durchgeführt. Die subkutane Gabe von Einzeldosen von 2000 mg Etanercept/kg KG oder die intravenöse Einzelgabe von 1000 mg Etanercept/kg KG rief in Mäusen oder Ratten keine Letalität oder sichtbaren Anzeichen von Toxizität hervor. Nach zweimal wöchentlicher subkutaner Gabe von Dosierungen (15 mg/kg KG), die, bezogen auf AUC, zu Serumspiegeln führten, die mehr als 27fach höher waren als bei Patienten mit rheumatoider Arthritis nach Gabe der empfohlenen Dosis von 25 mg, über 4 oder 26 aufeinanderfolgende Wochen wurde keine Dosis-begrenzende oder Zielorgan-Toxizität durch Enbrel in Cynomolgus-Affen hervorgerufen. 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.1 Hilfsstoffe Pulver: Mannitol, Sucrose und Trometamol. Lösungsmittel: Wasser für Injektionszwecke. 6.2 Inkompatibilitäten 11 Da keine Verträglichkeitsstudien durchgeführt wurden, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden. 6.3 Dauer der Haltbarkeit 3 Jahre. Das aufgelöste Präparat sollte unmittelbar (d.h. innerhalb von 6 Stunden bei Lagerung zwischen 2°C und 8°C) verwendet werden. 6.4 Besondere Lagerungshinweise Bei 2°C - 8°C lagern. Nicht einfrieren. 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses Durchsichtige Glasdurchstichflasche (4 ml, Glastyp I) mit Gummistopfen, Aluminiumversiegelung und Plastik-Klappverschlüssen. Enbrel ist erhältlich mit Fertigspritzen, die Wasser für Injektionszwecke enthalten. Die Spritzen bestehen aus Glas (Glastyp I) mit einer Edelstahlnadel. Ein Umkarton enthält 4 Durchstichflaschen mit Enbrel, 4 Fertigspritzen und 8 Alkoholtupfer. 6.6 Hinweise für die Handhabung und Entsorgung Enbrel 25 mg wird in 1 ml Wasser für Injektionszwecke aufgelöst. Enbrel enthält keine antibakteriellen Konservierungsmittel, weshalb die mit Wasser für Injektionszwecke hergestellten Lösungen so schnell wie möglich verwendet werden sollten, in jedem Fall innerhalb von 6 Stunden nach Herstellung der gebrauchsfertigen Lösung. Nicht verwendete Arzneimittel oder Abfallmaterial sind entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen. 7. PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER Wyeth Europa Ltd Huntercombe Lane South Taplow, Maidenhead Berkshire, SL6 0PH Vereinigtes Königreich 8. NUMMER(N) IM ARZNEIMITTELREGISTER DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFT EU/1/99/126/001 9. DATUM DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG 03. Februar 2000 10. STAND DER INFORMATION 12