Alcock - Springer

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Alcock – Animal Behavior
Glossar nach deutschen Begriffen sortiert
AAM siehe angeborener auslösender Mechanismus.
Abwägen siehe trade-off.
Adaptation, adaptation Anpassung; ein Charakteristikum, das seinem Träger einen höheren
Fortpflanzungserfolg verleiht als gleichzeitig in der Population vorhandene andere Merkmale ihren
jeweiligen Trägern; Merkmal, das sich in einer Population ausgebreitet hat oder momentan ausbreitet und
durch natürliche oder indirekte Selektion in der Population erhalten bleibt.
Adaptationist, adaptationist Verhaltensbiologe, der Theorien über den Anpassungswert eines bestimmten
Merkmals aufstellt und überprüft. Bei einem adaptationistischen Forschungsansatz prüft man, ob eine
bestimmte Eigenschaft ihren Träger dazu befähigt, sich effektiver fortzupflanzen und dadurch seine Gene
weiterzugeben als durch andere Verhaltensweisen oder Eigenschaften.
Adaptationswert, adaptive value Anpassungswert; der Beitrag, den ein bestimmtes Merkmal oder Gen
zur individuellen Fitness seines Trägers leistet.
Aktionspotenzial, action potential Nervenimpuls; eine selbsttätig entstehende kurze Veränderung in der
elektrischen Ladung der Membran (Membranpotenzial), die sich entlang einer Nervenzelle ausbreitet.
Aktionsraum, home range Streifgebiet; Gebiet, das von einem Tier bewohnt, im Gegensatz zu einem
Territorium jedoch nicht gegen andere verteidigt wird.
Allel, allele Zustandsform eines Gens; verschiedene Allele besitzen eine geringfügig voneinander
abweichende Nucleotidfrequenz und codieren für unterschiedliche Varianten des gleichen Proteins.
Allianz, alliance v. a. bei Primaten vorkommende Form von Kooperation, bei der ein drittes Individuum
sich in einer agonistischen Auseinandersetzung zwischen zwei (oder mehr) Individuen einmischt und für
eine Seite Partei ergreift.
Allokation allocation; Zuweisung von Ressourcen zur Ausbildung bestimmter Merkmale, z. B. auch des
Lebenszyklus eines Organismus; Folge eines Abwägens und Entscheidens zwischen möglichen Alternativen
der Ressourcenverteilung und -nutzung.
Alpha-Tier, alpha animal das Individuum in einer Gruppe (Herde, Rudel etc.), dass den höchsten Rang in
der sozialen Rangordnung einnimmt; kann je nach Tierart ein Männchen oder Weibchen sein. Das
rangniedrigste Tier wird entsprechend als Omega-Tier bezeichnet.
Altruismus, altruism uneigennütziges Verhalten; Verhalten in Form von Hilfsleistungen, das die direkte
Fitness des Empfängers erhöht, die direkte Fitness des Helferindividuums jedoch verringert.
Amygdala, amygdala Mandelkern; Hirnbereich, der zusammen mit dem Hippocampus den Kernbereich
des limbischen Systems bildet; Zentrum ungerichteter Gefühle der Furcht und des Unwillens sowie von
verteidigungs- oder angriffsartigem Verhalten.
Androgene, androgens männliche Sexualhormone; bewirken die Ausbildung der männlichen
Geschlechtsorgane und der sekundären Geschlechtsmerkmale sowie die Prägung des „psychischen“
Geschlechts.
angeborener auslösender Mechanismus (AAM), innate releasing mechanism auch angeborener
Auslösemechanismus; hypothetischer neuronaler Mechanismus, der zu angeborenen Verhaltensreaktionen
auf bestimmte Signalreize befähigt.
Anlage-Umwelt-Diskussion, nature-versus-nurture approach die Diskussion, ob bestimmte
Verhaltensweisen, Merkmale und Fähigkeiten genetisch oder durch die Umwelt bedingt sind.
Anpassung siehe Adaptation.
Anpassungswert siehe Adaptationswert.
Arbeitsteilung, division of labor bei vielen sozial lebenden Tiergruppen zu beobachtende Erscheinung,
bei der einzelne Organismen, die zum Teil auch morphologisch zu unterscheiden sind, in der Gemeinschaft
unterschiedliche Funktionen erfüllen.
Arcopallium, arcopallium früher als Archistriatum bezeichnete äußere Hirnschicht der Vögel.
assoziatives Lernen, associative learning Lernprozess, durch den in der Verhaltenssteuerung eine neue
Verknüpfung zwischen einem Reiz und einer Handlung geschaffen wird. Eine der Grundlagen von
Gedächtnisleistungen und Vorbedingung der Reproduktion von früher Erlebtem.
assoziiertes Reproduktionsmuster, associated reproductive pattern jahreszeitlich bedingte Veränderung
im Fortpflanzungsverhalten, die eng mit Veränderungen in den Gonaden und im Hormonspiegel verbunden
ist. Im Gegensatz dazu wird das Fortpflanzungsverhalten beim nicht-assoziierten Reproduktionsmuster nicht
durch grundlegende Veränderungen des Hormonspiegels gesteuert.
Auslöser, releaser Schlüsselreiz, der von einem Individuum als soziales Signal an ein anderes Individuum
übermittelt wird.
äußere Besamung/Befruchtung, external fertilization Besamung und Befruchtung von Eizellen
außerhalb des mütterlichen Körpers; findet ausschließlich bei Tieren statt, die zum Teil oder vollständig im
Wasser leben.
Außer-Paar-Kopulation, extra-pair copulation „Seitensprung“, Kopulation eines Männchens oder
Weibchens mit einem anderen als dem primären Sozialpartner bei scheinbar monogamen Arten.
Auszahlung siehe pay-off.
Balzplatz siehe Lek.
Balzverhalten, courtship behavior Werbeverhalten; Handlungen, die während der Balz der sexuellen
Stimulation bzw. dem Abbau von Abwehrtendenzen beim Partner dienen.
Befehlszentrum, command center Cluster von Neuronen oder ganze Gruppen von Clustern, die
hauptsächlich für die Steuerung bestimmter Verhaltensweisen verantwortlich sind.
Brunst, rut periodisch durch hormonelle Änderungen ausgelöster Zustand der geschlechtlichen Erregung
und Aktivität bei Säugetieren.
Brunstzyklus, siehe Östruszyklus.
Bruthelfer siehe Helfer.
Brutparasit, brood parasite Tier, das seine Nachkommen von anderen Tieren aufziehen lässt, die nicht
die Eltern sind.
Brutpflege, brood care sämtliche Verhaltensweisen, die dem Schutz und der Versorgung der
Nachkommen dienen. Siehe auch elterliche Fürsorge.
Brutpflegeaufwand siehe Elterninvestment.
circaannuale Rhythmik siehe circannuale Rhythmik.
circadiane Rhythmik, circadian rhythm; ein ungefähr 24-Stunden dauernder endogener Verhaltenszyklus,
der unabhängig von äußeren Einflüssen abläuft.
circalunarer Rhythmus, circalunar rhythm biologische Rhythmik mit einer Periodenlänge von 28 ± 5
Tagen.
circannuale (circaannuale) Rhythmik, circannual rhythm ein ungefähr zwölf Monate dauernder
endogener Verhaltenszyklus, der unabhängig von äußeren Einflüssen abläuft.
darwinsches Rätsel, Darwinian puzzle Merkmal, das die Fitness des Merkmalsträgers zu reduzieren
scheint; derartige Merkmale ziehen die Aufmerksamkeit von Evolutionsbiologen auf sich.
dear-enemy-Phänomen, dear enemy effect Lieber-Feind-Phänomen; bei territorialen Tierarten, die
Aggressionsminderung gegenüber Artgenossen mit benachbarten Territorien im Vergleich zu fremden
Individuen.
Deme siehe Subpopulationen.
Demutsgebärde/Demutsverhalten, submissive behavior Gegenteil zur Drohgebärde; angriffshemmende
Verhaltensweisen in der sozialen Interaktion mit Artgenossen, die die Unterlegenheit anzeigen und auf den
Abbau von Aggressionen zielen.
Dialekt, dialect regional oder lokal charakteristische Sonderform der Lautäußerung (Vogelgesang) einer
Tierart in einem bestimmten Gebiet.
diploid, diploid Bezeichnung für das Vorhandensein von zwei Kopien eines Gens (und jeweils zwei
homologen Chromosomen) im Genotyp eines Individuums.
direkte Fitness siehe Fitness.
display siehe Zurschaustellung.
divergente Evolution, divergent evolution die durch die natürliche Selektion bedingte Entwicklung von
Unterschieden zwischen nahe verwandten Arten durch unterschiedlichen Selektionsdruck in verschiedenen
Umwelten.
DNA-Fingerprint siehe genetischer Fingerabdruck.
Dominanzhierarchie siehe Rangordnung.
Drohgebärde, threat display zur Vorbeugung einer Auseinandersetzung eingesetzte Verhaltensweise, die
einen arteigenen oder artfremden Gegner einschüchtern oder zum Rückzug veranlassen soll.
Echoorientierung, echolocation Fähigkeit der Orientierung durch Aussenden von Schallimpulsen und
Auswerten der Zeitdifferenzen bis zum Eintreffen des Echos; kommt z. B. bei Fledermäusen, Walen und
Spitzmäusen vor.
egoistische Herde, selfish herd Gruppe von Individuen, deren Mitglieder die anderen als lebende
Schutzschilde gegen Raubfeinde benutzen.
ehrliche Signale, honest signals Signale, die verlässliche Informationen über die Kampfstärke oder den
wahren Wert des Signalgebers als Geschlechtspartner übermitteln.
Einehe
siehe Monogamie.
elterliche Fürsorge, parental care Brutpflege; spezielle Form des elterlichen Verhaltens, das die Fitness
der Nachkommen (Adaptationswert) erhöht, z. B. Füttern, Bewachen.
elterliche Investition siehe Elterninvestment.
elterliche Leistung, parental effort die gesamten Kosten der Fürsorge für alle Nachkommen eines
Individuums.
Elterninvestment/Elternaufwand, parental investment auch elterliche Investition, Brutpflegeaufwand;
aufwendige elterliche Aktivitäten, welche die Überlebenswahrscheinlichkeit der Nachkommen (und damit
deren Fortpflanzungserfolg) erhöhen, gleichzeitig aber auch die Chancen der Eltern herabsetzen, zukünftig
weiteren Nachwuchs zu produzieren.
Eltern-Kind-Konflikt/Eltern-Nachkommen-Konflikt, parent-offspring conflict der entstehende
Interessenskonflikt, wenn Eltern ihre Fitness steigern können, indem sie dem jetzigen Nachwuchs die
elterliche Fürsorge oder bestimmte Ressourcen vorenthalten, um sie jetzt oder später in anderen Nachwuchs
zu investieren, auch wenn die Fitness der jetzt vernachlässigten Nachkommen steigen würde, wenn sie
Zugang zu den Ressourcen hätten oder mehr Zuwendung erhielten.
endogene Uhr siehe innere Uhr.
endogener Biorhythmus, free-running cycle freilaufender Rhythmus; Aktivitätszyklus eines
Individuums, wie er in einer konstanten Umwelt ohne Beeinflussung durch Umweltreize abläuft.
Entwicklungshomöostase, developmental homeostasis die Fähigkeit von internen
Entwicklungsmechanismen eines Individuums trotz negativer Einflüsse von mutierten Genen und einer
suboptimalen Umwelt adaptive Merkmale hervorzubringen.
Epiphyse, pineal gland Zirbeldrüse; Auswuchs am Dach des Zwischenhirns der Wirbeltiere. Besteht aus
zahlreichen sensorischen, neuronalen und endokrinen Zellen und dient vielen wechselwarmen Wirbeltieren
als Lichtsinnesorgan.
Erbkoordination, fixed action pattern angeborene, sehr stereotype Verhaltensantwort, die durch einen
bestimmten einfachen Schlüsselreiz ausgelöst und immer vollständig ausgeführt wird, auch wenn der
Schlüsselreiz nicht mehr vorhanden ist.
erzwungene Kopulation, forced copulation Vergewaltigung; Männchen begatten unwillige Weibchen,
sodass es möglicherweise zur Befruchtung von Eiern kommt, was u. U. mit Fitnessnachteilen für die
Weibchen verbunden ist.
Ethologie, ethology Verhaltensbiologie; Lehre von den proximaten Mechanismen und dem
Anpassungswert tierischen Verhaltens.
Ethoökologie siehe Verhaltensökologie.
eusozial, eusocial Bezeichnung für Lebensgemeinschaften mit spezialisierten Kasten, die sich nicht selbst
fortpflanzen, sondern für die sich reproduzierenden Mitglieder der Gruppe arbeiten (z. B. bei Bienen).
Substantiv: Eusozialität.
evolutionär stabile Strategie, evolutionary stable strategy Verhaltensregeln, die nicht mehr durch eine
andere Strategie ersetzt werden können, wenn sie von einem bestimmten Anteil der Population angenommen
worden sind.
evolutionäre Anthropologie, evolutionary anthropology Lehre von der körperlichen Konstitution und
dem Verhalten des Menschen aus evolutionärer Perspektive.
evolutionäre Kosten, evolutionary cost der Aspekt eines Merkmals, der die Gesamtfitness (inclusive
fitness) eines Individuums verringert.
evolutionärer Nutzen, evolutionary benefit der Aspekt eines Merkmals, der darauf abzielt, die
Gesamtfitness (inclusive fitness) eines Individuums zu erhöhen.
evolutionäres Wettrüsten, evolutionary arms race evolutiver Wettlauf; die Vorstellung vom
gegenseitigen Sich-Aufschaukeln von Anpassungen und Gegenanpassungen in der Evolution, bezieht sich
sowohl auf die Koevolution als auch auf Beziehungen mit einseitigem Nutzen sowie auf Interessenskonflikte
innerhalb einer Art.
Evolutionspsychologie, evolutionary psychology die Erforschung des Anpassungswertes psychologischer
Mechanismen, insbesondere beim Menschen eine Schlüsselkomponente der Soziobiologie.
evolutiver Wettlauf siehe evolutionäres Wettrüsten.
explosive Verpaarungsansammlung, explosive breeding assemblage Paarungsaggregation; die
kurzzeitige Bildung großer Ansammlungen von paarungsbereiten Individuen; Form der opportunistischen
Polygynie.
„Fähigkeit zur Ressourcen-Verteidigung“, resource holding power die angeborene Fähigkeit eines
Individuums, nützliche Ressourcen vor Konkurrenten zu verteidigen.
Feedback, feedback Rückkopplung; positive oder negative Rückmeldung in einem Regelkreis, wodurch
bestimmte Regelgrößen laufend korrigiert und dadurch konstant gehalten werden.
Fehlprägung, mis-imprinting Prägung auf ein falsches, unter natürlichen Umständen nicht zu erwartendes
Objekt, sodass das geprägte Verhalten seine Funktion nicht erfüllen kann.
female defence polygyny siehe Polygynie.
female enforced monogamy siehe Monogamie.
Fishers Prozess siehe Selektion.
Fitness, fitness Maßeinheit für den Anteil der Gene, der von einem Individuum an die nachfolgende
Generation weitergegeben wird, häufig in Form der Zahl der überlebenden Nachkommen des Individuums.
– direkte Fitness, direct fitness der Anteil der Gene, die ein Individuum durch eigene Fortpflanzung an
seine überlebenden Nachkommen weitergibt.
– indirekte Fitness, indirect fitness der Anteil der Gene, die ein Individuum indirekt weitergegeben hat,
indem es nahe verwandten Individuen bei der Aufzucht von deren Jungen geholfen hat, die ohne diese
Hilfe nicht existieren würden.
– Gesamtfitness/inclusive Fitness, inclusive fitness Summe aus der direkten und der indirekten Fitness
eines Individuums.
Fitnessgewinn, fitness benefit der Aspekt eines Merkmals, der die Gesamtfitness (inclusive fitness) eines
Individuums erhöht.
Fitnesskosten, fitness cost der Aspekt eines Merkmals, der die Gesamtfitness (inclusive fitness) eines
Individuums vermindert.
Fortpflanzungserfolg, reproductive success wird gemessen als Zahl der überlebenden Nachkommen
eines Individuums; direkte Fitness.
Fortpflanzungssystem, mating system Paarungssystem; für jede Art typische Zahl der
Fortpflanzungspartner; Paarungssysteme bestehen zum Teil nur für eine Fortpflanzungsperiode oder bis zum
Tod eines Partners (z. B. Monogamie, Polygamie, Promiskuität).
Fortpflanzungswert, reproductive value Reproduktionswert; gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass ein
bestimmter Nachkomme das fortpflanzungsfähige Alter erreicht, oder das Potenzial eines Individuums,
lebende Nachkommen hervorzubringen.
freilaufender Rhythmus siehe endogener Biorhythmus.
frequenzabhängige Selektion siehe Selektion.
Ganglion, ganglion Nervenknoten; Gruppe zusammenliegender Nervenzellkörper.
Gefangenendilemma, prisoner’s dilemma von der Spieltheorie abgeleitetes Konfliktmodell, bei dem der
Fitnessgewinn bei gegenseitiger Kooperation für beide Spieler geringer ausfällt, als wenn ein Spieler die
Hilfe des anderen annimmt, ohne diese zu erwidern.
Gen, „Erbfaktor“, gene aus einem DNA-Abschnitt bestehende Einheit der genetischen Information; kann
für die Aminosäuresequenz von Proteinen codieren oder Regulationsfunktion haben.
genetische Kompatibilität, genetic compatibility die Fähigkeit der Gene in manchen Spermienzellen, in
manchen Eizellen vorhandenen Gene zu komplementieren (ergänzen), was die Wahrscheinlichkeit erhöht,
dass sich besonders überlebensfähige Nachkommen entwickeln.
genetischer Fingerabdruck, DNA fingerprinting DNA-Fingerprint; charakteristische genetische
Merkmale, die aus einer einzelnen Zelle anhand der Restriktionsfragmentlängenpolymorphismen (RFLP)
hoch variabler DNA-Bereiche ermittelt werden können. Sie geben u. a. Aufschluss über die Vaterschaft oder
werden für forensische Ermittlungen eingesetzt.
Genexpression, gene expression Ausprägung der genetischen Information zum Phänotyp eines
Organismus.
Genotyp, genotype die genetische Ausstattung eines Individuums; der Begriff kann sich auf die Allele
eines Gens beziehen, die ein Individuum besitzt, oder auf die Gesamtheit aller seiner Gene.
Genozid, genozid Völkermord; absichtlich getroffene Maßnahmen, die eingesetzt werden, um eine
nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu vernichten (z. B.
Tötung, schwere körperliche Schädigung, Zwangssterilisation).
Gesamtfitness siehe Fitness.
Gesangskontrollsystem, song control system diskretes Netzwerk von miteinander verbundenen
Gehirnkernen, das Vögeln das Erlernen von Lauten ermöglicht.
Geschlechterkonflikt, sexual conflict Konflikt zwischen den Geschlechtern um das Erbringen von
Brutpflegeleistungen. Weibchen sind Investitionen in die Brutpflege wichtiger als die Anzahl der
Fortpflanzungspartner, bei Männchen verhält es sich umgekehrt.
Geschlechterrollentausch, sex role reversal Situation, in der Männchen und Weibchen andere als die
geschlechtstypischen Verhaltensmuster zeigen; wenn z. B. die Weibchen um die Männchen konkurrieren
und die Männchen ihre potenzielle Geschlechtspartnerin auswählen.
Geschlechtsdimorphismus siehe Sexualdimorphismus
Geschlechtsverhältnis siehe operationales Geschlechterverhältnis
Gonadotropin siehe luteinisierendes Hormon.
Grooming, grooming soziale und/oder sexuell motivierte Körperpflege zur Anbahnung und
Aufrechterhaltung von Freundschaften, zur Paarbindung oder als reziprok altruistisches Verhalten.
Gruppenselektion siehe Selektion.
Gute-Gene-Hypothese, good genes theory die Ansicht, dass die Partnerwahl die individuelle Fitness
begünstigt, da erkennbare Merkmale (in erster Linie Vitalität) den Weibchen die genetische Ausstattung des
Männchens signalisieren, welche die Überlebenswahrscheinlichkeit oder den Fortpflanzungserfolg der
Nachkommen erhöht.
Habitat, habitat Lebensraum; Aufenthaltsbereich einer Tierart innerhalb eines Biotops.
Hackordnung, pecking order Rangordnung innerhalb einer Gruppe von Vögeln; die soziale Stellung lässt
sich am Schnabelhacken gegenüber rangniederen Tieren erkennen.
Hamiltons Regel, Hamilton’s rule die nach W. D. Hamilton benannte Regel, dass sich Altruismus
innerhalb einer Population mit rb>c ausbreiten kann (dabei ist r der Verwandtschaftskoeffizient zwischen
dem Helferindividuum und dem Hilfsempfänger, b ist der Fitnessgewinn, den der Empfänger erlangt, und c
sind die Fitnesskosten des Altruisten in Form des Verlusts an direkter Fitness durch die altruistische
Handlung).
haplodiploide Geschlechtsbestimmung, haplodiploid system of sex determination aus befruchteten
(diploiden) Eiern entstehen je nach Ernährung entweder fertile Weibchen oder Weibchen mit
unterentwickelten Geschlechtsorganen, aus unbefruchteten Eiern aber Männchen (z. B. bei Bienen).
haploid, haploid das Vorhandensein von nur einer Kopie eine Gens im Genotyp eines Individuums, z. B.
in den Eizellen oder Spermien diploider Organismen.
Hassen, mobbing behavior Verhalten, bei dem eine potenzielle Beute sich dem Fressfeind in sicherer
Entfernung annähert und diesen bedroht.
häufigkeitsabhängige Selektion siehe Selektion.
Helfer, helpers Bruthelfer; halbwüchsige oder erwachsene Artgenossen, die Eltern bei der Brutpflege
unterstützen, z. B. durch Herbeischaffen von Nahrung oder Verteidigung des Reviers gegen Feinde.
Heterozygotie, heterozygosity Vorhandensein verschiedener Allele eines Gens im Erbgut diploider
Organismen (Organismen mit zweifachem Chromosomensatz).
Hippocampus, hippocampus an Lernprozessen und Gedächtnis beteiligte Struktur am Innenrand der
Großhirnrinde.
Hochzeitsgeschenk, nuptial gift Nahrung, die ein Männchen einem Weibchen unmittelbar vor oder
während der Kopulation übergibt.
Hoden, testis (plural testes) Keimdrüse (Gonade) beim männlichen Geschlecht, in der sich die Spermien
entwickeln.
Hormone, hormones Substanzen einer vielfältigen Wirkstoffgruppe, die oft in spezifischen endokrinen
Drüsen gebildet, in sehr niedrigen Konzentrationen ins Blut (oder in die Hämolymphe) abgegeben werden
und an Organen mit spezifischen Hormonrezeptoren bestimmte Wirkungen entfachen.
„Hotshot“-Hypothese, hotshot hypothesis Erkärungsansatz für Männchen-Aggregationen; untergeordnete
Männchen suchen die Gesellschaft von besonders attraktiven Männchen („Hotshots“, „Teufelskerle“), die
besonders anziehend auf paarungsbereite Weibchen wirken.
„Hot-spot“-Hypothese, hot spot hypothesis Erklärungsansatz für Männchen-Aggregationen; Männchen
aggregieren an so genannten „Hot spots“ („Brennpunkten“), an denen die Wahrscheinlichkeit, auf Weibchen
zu treffen, besonders groß ist.
Hypothalamus, hypothalamus Bereich des Zwischenhirns der Wirbeltiere, der auf übergeordneter Ebene
die inneren Organe und die endokrinen Drüsen kontrolliert. Das gesamte Verhalten von Wirbeltieren erfolgt
vor dem Hintergrund von Aktivitäten der vom Hypothalamus koordinierten endokrinen Drüsen und inneren
Organe.
Hypothese, hypothesis vorläufige Erklärung eines Sachverhalts, die vor der allgemeinen Akzeptanz als
Tatsache einer weiteren Prüfung bedarf.
Hypothese der Befruchtungssicherung, fertility insurance hypothesis Erklärungsansatz, dass sich die
Weibchen mancher Arten pro Fortpflanzungszyklus mit mehr als einem Männchen paaren, weil sie dadurch
die Rate der befruchteten Eizellen bzw. Eier erhöhen.
Hypothese des materiellen Nutzens, material benefits hypothesis Erklärungsansatz, dass sich die
Weibchen mancher Arten pro Fortpflanzungszyklus mit mehreren Männchen paaren, weil diese
polyandrischen Weibchen vom Zugang zu den Ressourcen profitieren, die von den jeweiligen Männchen
kontrolliert werden; auch als opportunistische Polyandrie bezeichnet.
illegitimer Empfänger, illegitimate receiver Individuum, das Informationen aus den Signalen anderer für
sich nutzt und dadurch die Fitness des Signalgebers senkt.
illegitimer Sender, illegitimate signaler Individuum, das Signale aussendet, die den Empfänger dazu
veranlassen, so darauf zu reagieren, dass der Sender dadurch seine Fitness auf Kosten des Empfängers
erhöhen kann.
indirekte Fitness siehe Fitness.
indirekte Reziprozität siehe Reziprozität.
indirekte Selektion siehe Selektion.
Infantizid, infanticide Kindestötung; Tötung von Jungtieren durch die eigenen Eltern oder fremde
Artgenossen. Dieses Verhalten wird häufig als adaptives Verhalten zur Steigerung der Individualfitness und
als Risiko sozialer Lebensweise betrachtet.
Informationszentrum, information center Ort, den Tiere regelmäßig aufsuchen (z. B. Schlafplätze,
Brutkolonien) und an dem sie über Artgenossen Informationen über Nahrungsvorkommen erhalten.
innere (endogene) Uhr, biological (internal) clock interner physiologischer Schrittmachermechanismus,
der es Lebewesen ermöglicht, eine ganze Bandbreite von biologischen Prozessen und Aktivitäten zeitlich zu
steuern.
innere Besamung/Befruchtung, internal fertilization durch direkte Begattung mittels
Kopulationsorganen oder über die Aufnahme von Spermatophoren werden die männlichen Spermien in den
weiblichen Organismus verbracht und befruchten im Körper die Eizellen.
innerer Kompass, internal compass sense die Fähigkeit von Organismen, sich nach Sonne, Mond,
Sternen, polarisierten Himmelsmustern, optischen Marken oder dem Magnetfeld zu orientieren und dabei die
tages- bzw. jahreszeitlichen Wanderungen der Gestirne bzw. Änderungen des Polarisationsmusters zu
„verrechnen“.
Instinkt, instinct Verhaltensmuster, das sich bei den meisten Individuen zuverlässig entwickelt und das
schon beim ersten Mal eine angemessene Reaktion auf einen Auslösereiz hin bewirkt.
Interneuron, interneuron Schaltneuron; Nervenzelle, die Signale entweder von einem Rezeptorneuron
(sensorischen Neuron) an das Zentralnervensystem weiterleitet oder vom Zentralnervensystem an ein
Motoneuron, das Muskelzellen stimuliert.
intrasexuelle Selektion, intrasexual selection die Konkurrenz unter den Männchen um die Weibchen
führt zu typisch „männlichen“ Verhaltensweisen aggressiver Natur, die dem gleichgeschlechtlichen
Artgenossen imponieren sollen.
Inzucht, inbreeding sexuelle Fortpflanzung zwischen nahe verwandten Individuen; dadurch steigt der
Anteil homozygoter Individuen schnell an, was zu einer Inzuchtdepression führen kann.
Inzuchtdepression, inbreeding depression die Tendenz von Organismen, bei Inzucht aufgrund
homozygoter Allele eine geringere Fitness aufzuweisen als Individuen, die nicht ingezüchtet sind.
Jacobsonsches Organ siehe Vomeronasalorgan.
Jungfernzeugung siehe Parthenogenese.
Juvenilhormon, juvenil hormone Hormon der Insekten, das während des Larvenstadiums die
Metamorphose kontrolliert und im Adultstadium als Sexualhormon fungiert.
Kaste, caste Form des Polymorphismus bei staatenbildenden Insekten. Individuen, die gleiche Aufgaben
erfüllen, sind an diese Tätigkeit oft in ihrer Morphologie angepasst (Soldaten, Arbeiterinnen etc.).
kausale Frage, causal question in der wissenschaftlichen Methodik die Frage nach der Ursache eines
natürlichen Phänomens.
Kindestötung
siehe Infantizid.
Klon, clone durch asexuelle Fortpflanzung eines Individuums entstehende Nachkommen, die daher mit
diesem und untereinander genetisch identisch sind.
Knockout-Experiment, knockout experiment bei Mäusen entwickelte gentechnische Methode, bei der
gezielt bestimmte Gene ausgeschaltet werden; dient der Funktionsanalyse von Genen.
Koevolution, coevolution die wechselseitige Anpassung interagierender Partner (Arten) in der
Stammesgeschichte zur Sicherung und Vervollkommnung ihrer Existenz und Fortpflanzung, wobei beide
Arten aufeinander Selektion ausüben.
kognitive Fähigkeiten, cognitive ability sämtliche Fähigkeiten, die mit der bewussten Wahrnehmung
(Bewusstsein) und dem Erkennen zusammenhängen (z. B. Denken, Gedächtnis, Lernen).
kognitive Landkarte, mental map Raumbegriff; im Gehirn erfolgende Repräsentation der Umgebung, die
durch visuelle, akustische oder chemische Landmarken gebildet werden kann und die Grundvoraussetzung
für die Fähigkeit zur Orientierung ist.
Kommunikation, communication der kooperative Austausch von Informationen von einem Signalgeber
zu einem Empfänger.
konditionale Strategie, conditional strategy Reihe von Verhaltensweisen, die es einem Individuum
ermöglichen, bei unterschiedlichen Umweltbedingungen eine jeweils passende Taktik zu wählen; das
angeborene Verhaltensrepertoire, um in bestimmten Situationen flexibel reagieren zu können.
konvergente Evolution, convergent evolution die durch natürliche Selektion im Laufe der Zeit
unabhängig voneinander erfolgte Entwicklung ähnlicher Merkmale bei zwei oder mehr nicht miteinander
verwandten Arten.
Kooperation, cooperation eine Interaktion, die für alle daran beteiligten Individuen von Nutzen ist.
kooperative Monogamie siehe Monogamie.
Kosten-Nutzen-Analyse, cost-benefit approach Ansatz zur Untersuchung des Adaptationswertes
alternativer Merkmale basierend auf der Erkenntnis, dass jeder Phänotyp für die Fortpflanzung bestimmte
Kosten aufbringen muss und einen bestimmten Gewinn in Form von Fitness erhält; eine Adaptation hat ein
besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis als alternative Ausprägungen dieses Merkmals.
Kreuzung nicht eng verwandter Individuen, outbreeding Wahl eines Paarungspartners, der in Bezug auf
die genetische Ähnlichkeit weit entfernt vom eigenen Genotyp liegt.
künstliche Selektion/Zuchtwahl siehe Selektion.
Latenzzeit, latency Zeit zwischen der Reizsetzung und der erkennbaren Reaktion, z. B. bei der
Muskelkontraktion.
Lebensraum siehe Habitat.
Lek, lek Balzplatz; ein traditioneller, ausschließlich der Balz dienender ressourcenfreier Platz, den die
Männchen verteidigen und an dem sie sich zur Schau stellen, damit die angelockten Weibchen unter den
Männchen ihren Geschlechtspartner wählen.
Lek-Polygynie siehe Polygynie.
Lernen, learning eine dauerhafte und gewöhnlich adaptive Verhaltensänderung bei einem Tier, die sich
auf eine bestimmte früher im Leben gemachte Erfahrung zurückführen lässt.
luteinisierendes Hormon (LH)/Lutropin, luteinizing hormone auch Gonadotropin; im
Hypophysenvorderlappen gebildetes Hormon, das die Gonaden stimuliert und im männlichen Geschlecht die
Bildung von Testosteron und im weiblichen Geschlecht die Bildung von Östrogen anregt.
Magnetfeldorientierung, magnetic field orientation räumliche Orientierung am Magnetfeld der Erde
mithilfe des magnetischen Sinns.
Mandelkern
siehe Amygdala.
Menopause, menopause Aussetzen der Menstruation und damit der Fruchtbarkeit von Frauen und
weiblichen Säugetieren ab einem für die Art typischen Zeitpunkt bis zum Ende des Lebens.
Menstruationszyklus, menstrual cycle bei Primaten einschließlich des Menschen ausgebildeter
Ovarialzyklus mit einer Periodendauer von etwa 28 Tagen, der den periodischen Auf- und (bei fehlender
Befruchtung) Abbau der Gebärmutterschleimhaut zur Folge hat.
Migration, migration das regelmäßige Wanderungsverhalten von Tieren zwischen zwei relativ weit
auseinander liegenden Habitaten, um die dort vorhandenen Ressourcen zu nutzen.
Mimikry, mimicry täuschend echte Nachahmung von Signalen, z. B. im Zusammenhang mit dem
Beuteerwerb.
Mitnahme, entrainment das Synchronisieren der inneren Uhr mit einem externen Zeitgeber, damit die
Aktivitäten des Individuums an die lokale Umgebung angepasst sind.
Monogamie, monogamy Einehe; Fortpflanzungsgemeinschaft, bei der sich ein Männchen während einer
Fortpflanzungsperiode (teilweise auch für die Lebensdauer eines Partners) mit nur einem Weibchen paart.
– vom Weibchen erzwungene Monogamie, female enforced monogamy monogames
Fortpflanzungssystem, das entsteht, weil die Weibchen die Männchen daran hindern können, sich
zusätzliche Partnerinnen zu suchen.
– kooperative Monogamie, mate assistance monogamy, „Unterstützung durch den
Geschlechtspartner“; Monogamieform, bei der Fortpflanzungserfolg der Männchen höher ist, wenn sie
den Weibchen bei der Jungenaufzucht helfen, statt weitere Sexualpartner zu suchen.
– Partnerbewachung, mate guarding monogamy Weibchenkontroll-Monogamie; Form der
Monogamie, die dadurch entstanden ist, dass ein Männchen mehr genetische Fitness erlangt, indem es
seine Partnerin daran hindert, sich mit anderen Männchen zu paaren, als sich selbst zusätzliche Partner
zur Fortpflanzung zu suchen.
Mortalität, mortality Sterblichkeit; Verhältnis der Anzahl von Todesfällen in einer Population oder Art
innerhalb einer Zeiteinheit zu der Gesamtindividuenzahl der untersuchten Gruppe.
Motoneuron, motor neuron Nervenzelle, die ihre Erregung an Muskelzellen oder andere nicht-neuronale
Effektorzellen weiterleitet und diese dadurch innerviert.
Mutation, mutation spontan auftretende oder durch Mutagene induzierte Veränderung des Erbguts, die
sich möglicherweise phänotypisch ausprägt.
Mutualismus, mutualism eine Beziehung oder kooperatives Handeln von gegenseitigem Nutzen für beide
daran beteiligten Individuen.
natürliche Selektion/Auslese, natural selection Auslese, die stattfindet, wenn sich Individuen in
bestimmten Merkmalen unterscheiden und diese Unterschiede direkt mit einem unterschiedlichen
Fortpflanzungserfolg korreliert sind; die natürliche Selektion kann durch Vererbung dieser Unterschiede zu
evolutionären Veränderungen führen. Siehe auch Selektion.
Nebenprodukt-Hypothese, by-product hypothesis Erklärungsansatz für das Auftreten von unzureichend
oder nicht adaptiven Merkmalen und Eigenschaften als Nebenprodukt proximater Mechanismen mit hohem
Adaptationswert für das Individuum.
Neuron, neuron Nervenzelle; auf die Weiterleitung von Signalen spezialisierte Zelle des Nervensystems.
Neurotransmitter, neurotransmitter Substanz, die an der präsynaptischen Membran von Nervenzellen
freigesetzt wird, nach Diffusion durch den synaptischen Spalt an Rezeptoren in der postsynaptischen
Membran spezifisch bindet und dadurch die Erregung weiterleitet.
nicht-assoziiertes Reproduktionsmuster, dissociated reproductive pattern hierbei sind Paarungen nicht
mit der Gonaden- bzw. Hormonaktivität gekoppelt.
Nidopallium, nidopallium früher als Neostriatum bezeichneter Teil der Hirnrinde bei Vögeln.
Nuclei, nuclei Nervenkerne; Anhäufungen von Nervenzellkörpern im Zentralnervensystem.
Nucleus suprachiasmaticus, suprachiasmatic nucleus (SCN) paariges Kerngebiet des Hypothalamus,
das als zentraler Schrittmacher der inneren Uhr für die circadiane Rhythmik eine entscheidende Rolle spielt.
Oberschlundganglion, protocerebral ganglion der über dem Pharynx (Schlund) gelegene Gehirnteil des
Zentralnervensystems der Gliedertiere.
operante Konditionierung, operant conditioning Form des Lernens, die auf Versuch und Irrtum basiert
und bei der eine bestimmte Handlung häufiger ausgeführt wird, wenn sie belohnt wird.
operationales Geschlechterverhältnis (Geschlechtsverhältnis), operational sex ratio (OSR) das
Zahlenverhältnis von fortpflanzungsfähigen Männchen zu fortpflanzungsfähigen Weibchen in einem
bestimmten Zeitraum.
Opportunisten, opportunists Organismenarten, die jede Gelegenheit nutzen, sich durch entsprechende
Vermehrung in einem Lebensraum auszubreiten.
opportunistische Polygynie siehe Polygynie.
optimale Nahrungsnutzung/optimaler Nahrungserwerb, optimal foraging Optimalitätsmodell, nach
dem in der Selektion eine Strategie verfolgt wird, die bewirkt, dass ein Organismus seine Nahrung optimal
ausnutzt, d. h. dass der Nettoenergiegewinn pro Zeiteinheit (in der Nahrung aufgenommen wird) maximiert
ist.
Optimalitätstheorie, optimality theory Evolutionstheorie, die auf der Annahme basiert, dass durch die
natürliche Selektion die Eigenschaften von Organismen optimal sind, d. h. im Kosten-Nutzen-Verhältnis
besser als andere Eigenschaften; mithilfe dieser Theorie erstellt man Hypothesen über den Adaptationswert
von Merkmalen und die Nettofitness, welche die Merkmalsträger erreichen.
Östrogene, estrogens Gruppe weiblicher Sexualhormone, die in den Eierstöcken, während der
Schwangerschaft zu einem großen Teil in der Placenta und in geringen Mengen auch in der
Nebennierenrinde gebildet werden und u. a. für die Ausbildung der sekundären weiblichen
Geschlechtsmerkmale verantwortlich sind.
Östruszyklus, estrous cycle Brunstzyklus; periodisch wiederkehrende Paarungs- und
Empfängnisbereitschaft der (meist weiblichen) Säugetiere; die Männchen sind in der Regel das ganze Jahr
über paarungsbereit.
Paarungsaggregation siehe explosive Verpaarungsansammlung.
Paarungssystem siehe Fortpflanzungssystem.
Parsimonie-Prinzip, principle of parsimony Sparsamkeits-Prinzip; in der Wissenschaftstheorie
angewendetes Prinzip, dem zufolge von mehreren konkurrierenden Theorien diejenige bevorzugt werden
sollte, welche die wenigsten Zusatzannahmen benötigt und dennoch mit den vorliegenden Fakten
übereinstimmt.
Parthenogenese, parthenogenesis Jungfernzeugung; eingeschlechtliche Fortpflanzung, bei der die
Nachkommen aus unbefruchteten Eiern entstehen.
Partnerbewachung, mate guarding Form der Monogamie, die dadurch entstanden ist, dass ein Männchen
mehr genetische Fitness erlangt, indem es seine Partnerin daran hindert, sich mit anderen Männchen zu
paaren, als sich selbst zusätzliche Partner zur Fortpflanzung zu suchen.
pay-off, payoff Auszahlung; die Bilanz für jeden beteiligten Organismus am Ende einer Handlung, z. B.
eines Konflikts oder Kampfs. Sie gilt als Maß für den Anteil den der Kampf am Fortpflanzungserfolg eines
Individuums ausmacht.
Phänotyp, phenotype alle sichtbaren Aspekte eines Individuums, die auf die Wechselwirkungen von
dessen individuellen Genen und der Lebensumwelt zurückzuführen sind.
phänotypischer Vergleich/Phänotyppassung, phenotype matching proximater Mechanismus der
Verwandtenerkennung, bei der das Verhalten eines Individuums einem anderen gegenüber davon abhängig
ist, wie sehr sich die beiden Individuen in bestimmter Hinsicht ähneln, z. B. im Erscheinungsbild oder
bezüglich des Geruchs.
Pheromon, pheromone flüchtiger chemischer Botenstoff, der von einem Individuum als geruchliches
Signal für andere Individuen abgegeben wird.
Photoperiode, photoperiod Länge der täglichen Belichtungszeit (Tageslänge).
phylogenetischer Baum, phylogenetic tree stammbaumartige Darstellung der evolutionären
Verwandtschaftsbeziehungen verschiedener Arten oder Gruppen von Arten, anhand der man Hypothesen
über die Evolutionsgeschichte eines bestimmten Merkmals erstellen kann.
Pleiotropie siehe Polyphänie.
Polarisationssehen, polarized vision Fähigkeit zur Wahrnehmung der Schwingungsebene von
polarisiertem Licht; dient zur Orientierung oder zum Beutefang.
Polyandrie, polyandry Fortpflanzungssystem, bei dem ein Weibchen sich pro Fortpflanzungszyklus mit
mehreren Männchen verpaart.
Polygynie, polygyny Fortpflanzungssystem bei dem ein Männchen pro Fortpflanzungsperiode die Eizellen
mehrerer Weibchen befruchtet.
– Weibchenverteidigungs-Polygynie, female defense polygyny polygyne Männchen verteidigen ihre
Weibchen direkt gegen andere Männchen.
– Lek-Polygynie, lek polygyny polygyne Männchen locken zahlreiche Weibchen zu einem als Lek
bezeichneten Balz- oder Brunftplatz, an dem freie Partnerwahl stattfindet.
– Ressourcenverteidigungs-Polygynie, resource defense polygyny polygyne Männchen locken durch
die von ihnen monopolisierten Ressourcen mehrere Weibchen an und binden diese an sich.
– opportunistische Polygynie/scramble-competition-Polygynie, scramble competition polygyny
polygyne Männchen haben weder das Monopol auf bestimmte Weibchen noch auf bestimmte
Ressourcen, sondern paaren sich per Zufall (in einer Art Wettlauf) mit weit verstreut lebenden
Weibchen.
Polygynie-Schwellenmodell, polygyny threshold model eine Erklärungsansatz, warum sich Weibchen auf
Polygynie einlassen; basierend auf der Voraussetzung, dass ein Weibchen seine Fitness steigern kann, wenn
der Ressourcengewinn durch die Paarung mit einem bereits verpaarten Männchen größer ist als bei der
Paarung mit einem noch unverpaarten Männchen.
Polyphänie, pleiotropy Pleiotropie; die Erscheinung, dass ein Gen die Ausprägung mehrerer Merkmale
innerhalb eines Organismus steuert.
Polyphänismus, polyphenism das durch wesentliche Umweltunterschiede bedingte Auftreten von zwei
oder mehr unterschiedlichen Merkmalsausprägungen innerhalb einer Art.
positive Verstärkung, positive reinforcement motivationsgerechte Belohnung, z. B. in Lernsituationen
durch Befriedigung eines Antriebs wie Hunger oder Sexualität oder in Form sozialer
Beziehungsbestätigung (z. B. Lob).
Prägung, imprinting Form des Lernens, bei der Individuen in einer frühen sensiblen Lebensphase
bestimmten Schlüsselreizen ausgesetzt sind, anhand derer sie eine Bindung zu dem Reizobjekt entwickeln.
Bisweilen zeigen sie z. B. später im Leben ähnlichen Objekten gegenüber Sexualverhalten.
Progesteron, progesterone Gelbkörperhormon, das im Ovar, im Hoden, in der Nebennierenrinde sowie in
der Placenta gebildet wird; regt u. a. die Entwicklung der Uterusschleimhaut an.
Prolactin, prolactin Hormon des Hypophysenvorderlappens; stimuliert u. a. bei Säugern die
Milchproduktion und bei Vögeln die Abgabe der Kropfmilch zum Füttern der Jungen und das
Brutpflegeverhalten.
Promiskuität, promiscuity Fortpflanzungssytem, bei dem sich die Partner nur zur Paarung treffen und
keine längerfristige Bindung aneinander zeigen; die Grenze zur Polygamie ist fließend.
proximate (unmittelbare) Ursache, proximate cause direkte, zugrunde liegende Ursache (z. B. von
Verhalten), die auf dem Ablaufen interner Mechanismen in einem Organismus beruht.
Rangordnung, dominance hierarchy Dominanzhierarchie, soziale Hierarchie; Herausbildung einer
sozialen Rangfolge innerhalb einer Gruppe, bei der einige Mitglieder anderen kampflos den Vortritt bei
nützlichen Ressourcen einräumen.
Raumbegriff siehe kognitive Landkarte.
Reiz, stimulus Stimulus; meist eine physikalische oder chemische Größe oder eine Veränderung dieser
Größe, die auf einen Organismus einwirkt oder von ihm wahrgenommen wird und eine messbare
Veränderung im Organismus bewirkt.
Reizentzug siehe sensorische Deprivation.
Reizfilterung, stimulus filtering Fähigkeit der Nervenzellen und neuronalen Netzwerke auf irrelevante
Reize, die eine Reizantwort auslösen könnten, nicht zu reagieren.
Reproduktionswert siehe Fortpflanzungswert
Ressourcenverteidigungs-Polygynie siehe Polygynie.
Retardation/Retardierung, retardation verlangsamte oder verzögerte Entwicklung der Intelligenz
und/oder der Körperentwicklung.
Reziprozität, reciprocity auch als reziproker Altruismus bezeichnete Verhaltensweise, bei der
Hilfeleistungen zu einem späteren Zeitpunkt von dem Hilfsempfänger erwidert werden.
– indirekte Reziprozität, indirect reciprocity Form der Reziprozität, bei der eine Hilfeleistung zu
einem späteren Zeitpunkt von einem anderen Individuum erwidert wird, das aber nicht der Empfänger
der ursprünglichen Hilfeleistung war (sondern diese beobachtete).
Ritualisierung, ritualization stammesgeschichtlich herausgebildete Verdeutlichung von Verhalten, bei
dem eine Verhaltensweise mit Auslöserfunktion für den Kommunikationspartner präzisiert wird oder diese
Verhaltensweise eine Bedeutungsveränderung erfährt, um sie unmissverständlich zu machen.
Rückkopplung siehe Feedback.
Rundtanz, round dance Bienentanz, mit dem Honigbienen weniger als 50 Meter vom Bienenstock
entfernte Futterquellen anzeigen.
Satellitenmännchen, satellite male Männchen, das sich in der Nähe eines dominanten Rivalen aufhält, um
sich mit Weibchen zu verpaaren, die durch die Werbesignale des Rivalen oder die durch den Rivalen
verteidigten Ressourcen angelockt werden.
Schaltneuron siehe Interneuron.
Schlüsselreiz, sign stimulus die wirksame Komponente einer Handlung oder eines Objekts, die eine
Erbkoordination auslöst.
Schrittmacherneuronen, pacemaker neurons Nervenzellen, die Aktionspotenziale generieren, welche
sich dann über das ganze umliegende Gewebe ausbreiten; besitzen eine besonders niedrige Schwelle zur
Entstehung von Aktionspotenzialen.
scramble competition, scramble competition Form der direkten aggressiven Konkurrenz zwischen
Artgenossen, bei der sich schließlich der Robusteste im Drängeln durchsetzt.
scramble-competition-Polygynie siehe Polygynie.
Sehrinde siehe visueller Cortex.
sekundäre Geschlechtsmerkmale, secondary sexual characteristics Strukturen und Verhaltensweisen,
die i. w. S. mit der Fortpflanzung zu tun haben; z. B. Duftdrüsen, Mähnen, Geweihe, Prachtgefieder, Gesang
von Vogelmännchen, Euter.
Selektion, selection Auslese; die Auswirkung von Unterschieden zwischen einzelnen Individuen auf deren
Fähigkeit, Kopien ihrer Gene an die nachfolgende Generation weiterzugeben.
– künstliche Selektion/künstliche Zuchtwahl, artificial selection der natürlichen Sektion
entsprechender Vorgang mit dem Unterschied, dass der Mensch den Fortpflanzungserfolg der
alternativen Phänotypen bestimmt.
–
„Wegjage-Selektion“, chase-away selection Form der sexuellen Selektion; die wechselseitige und
sich gegenseitig aufschaukelnde Wirkung von Männchen, die versuchen die Partnerwahlmechanismen
der Weibchen durch übertriebene Signale für sich auszunutzen, während die Weibchen eine
zunehmende Resistenz gegenüber diesen Balzsignalen entwickeln. (Der Name rührt daher, dass die
Weibchen solche Männchen wegjagen.)
– direkte Selektion, direct selection synonym zu natürliche Selektion.
– frequenzabhängige (häufigkeitsabhängige) Selektion, frequency-dependent selection Form der
natürlichen Selektion, die dann auftritt, wenn die relative Fitness der alternativen Genotypen zu der
Häufigkeit ihres Vorkommens in einer Population in Beziehung steht.
– Gruppenselektion, group selection Ausleseprozess, der einsetzt, wenn verschiedene Gruppen
(Populationen) unterschiedliche Eigenschaften aufweisen und sich diese Unterschiede auf die
Überlebenschancen der Gruppen auswirken.
– indirekte Selektion, indirect selection Form der natürlichen Selektion, die auftritt, wenn Individuen
einen unterschiedlichen Einfluss auf das Überleben der Nachkommen verwandter Individuen ausüben
und dadurch Unterschiede in ihrer indirekten Fitness resultieren.
– Verwandtenselektion, kin selection Form der natürlichen Selektion, die auftritt, wenn sich
Individuen hinsichtlich ihres Brutpflegeverhaltens oder der Ausprägung ihrer altruistischen
Verhaltensweisen unterscheiden und dadurch das Überleben der eigenen oder verwandter Nachkommen
beeinflussen.
– natürliche Selektion/natürliche Auslese, natural selection (direct selection) Auslese, die
stattfindet, wenn sich Individuen in bestimmten Merkmalen unterscheiden und diese Unterschiede
–
–
direkt mit einem unterschiedlichen Fortpflanzungserfolg korreliert sind; die natürliche Selektion kann
durch Vererbung dieser Unterschiede zu evolutionären Veränderungen führen.
Fishers Prozess, runaway selection Weglauf-Prozess; Form der sexuellen Selektion, bei der die
Weibchen bestimmte männliche Merkmale bei der Partnerwahl bevorzugen und dies zu einer positiven
Rückkopplung führt, sodass sowohl die Ausbildung dieser Merkmale bei den Männchen als auch die
Weibchen, die diese Merkmale bevorzugen, begünstigt werden.
sexuelle Selektion, sexual selection Form der natürlichen Selektion, die auftritt, wenn sich Individuen
in ihrer Attraktivität für den Geschlechtspartner unterscheiden und eine Konkurrenz um
Geschlechtspartner gegeben ist. Wie bei der natürlichen Selektion ist diese unterschiedliche
Merkmalsausprägung genetisch bedingt, sodass die sexuelle Selektion auf Dauer zu genetischen
Veränderungen in der Population führt.
Selektionsdruck, selection pressure Umweltbedingungen, die eine Veränderung der Anpassung
notwendig machen und bei Vorliegen einer entsprechenden Variation auch erzwingen.
sensible Phase, critical period kritische Phase; Phase in der Verhaltensentwicklung eines Tieres, in der es
für bestimmte Erfahrungen besonders empfänglich ist und diese einen nachhaltigen Einfluss auf die weitere
Entwicklung haben.
„sensorische Ausnutzung“, sensory exploitation tritt auf, wenn ein Signalgeber mit seinem Signal
zufällig auf eine bereits bestehende Sensibilität oder Bevorzugung beim Empfänger trifft und dadurch bei
der Übertragung der Information an diesen Empfänger einen Vorteil erlangt.
sensorische Bevorzugung, sensory bias Auffassung, dass die Bevorzugung bestimmter männlicher
Merkmale bei der Partnerwahl darin begründet liegt, dass das weibliche Sinnessystem sie besser
wahrnehmen kann.
sensorische Deprivation (Erfahrungsentzug) , sensory deprivation Reizentzug; Isolierung von
bestimmten Reizen (akustischen, optischen, olfaktorischen Wahrnehmungen), sodass dem Individuum keine
aktive Informationsaufnahme möglich ist, die zu einem Lerneffekt führen kann.
Sexualdimorphismus, sexual dimorphism Geschlechtsdimorphismus; deutlich erkennbare Unterschiede
zwischen den Geschlechtern einer Art.
sexuelle Selektion siehe Selektion.
Siblizid, siblicide Geschwistertötung; Tötung eines Geschwisters durch den Bruder oder die Schwester.
somatosensorischer Cortex, somatosensory cortex Gefühlszentrum, primäre und übergeordnete
somatotopische Repräsentationen von Berührungs-, Tast- und Schmerzreizen in der Großhirnrinde.
Sonagramm, sonogram graphische Aufzeichnung von Lautfolgen zur Dokumentation und Beschreibung
von tierischen Lautäußerungen.
Sonarsystem, sonar system Fähigkeit zur Erzeugung und Wahrnehmung von Ultraschall zur Orientierung.
soziale Deprivation/sozialer Erfahrungsentzug, social deprivation fehlt bei höheren Säugetieren in den
ersten Lebensjahren der Kontakt zu den Bezugspersonen, so treten schwere Verhaltensstörungen auf. Nur
durch sozialen Kontakt können sich die angelegten Entwicklungspotenzen altersgemäß richtig entwickeln.
Soziobiologie, sociobiology evolutionsbiologisch orientierter Zweig der Verhaltenforschung, der häufig
auch auf das Sozialverhalten des Menschen Bezug nimmt.
Sparsamkeits-Prinzip siehe Parsimonie-Prinzip.
Spermienkonkurrenz, sperm competition Konkurrenz zwischen den Spermien verschiedener Männchen,
die ein Weibchen begattet haben, um die Befruchtung der weiblichen Eizellen.
Spieltheorie, game theory evolutionsbiologischer Ansatz zur Untersuchung des Adaptationswertes, bei
dem der Fitnessgewinn eines Individuums nicht allein von seiner Verhaltensstrategie abhängig ist, sondern
auch von der der anderen Gruppenmitglieder.
Sterblichkeit siehe Mortalität.
Stimulus siehe Reiz.
Strategie, strategy von Individuen gezeigte genetisch vorprogrammierte Reihe von Verhaltensweisen zur
Lösung eines Anpassungsproblems.
– konditionale Strategie, conditional strategy Reihe von Verhaltensweisen, die es einem Individuum
ermöglichen, bei unterschiedlichen Umweltbedingungen eine jeweils passende Taktik zu wählen; das
angeborene Verhaltensrepertoire, um in bestimmten Situationen flexibel reagieren zu können.
– evolutionär stabile Strategie, evolutionary stable strategy Verhaltensregeln, die nicht mehr durch
eine andere Strategie ersetzt werden können, wenn sie von einem bestimmten Anteil der Population
angenommen worden sind.
Streifgebiet siehe Aktionsraum.
Subpopulationen, subpopulations Unterpopulationen, Deme; Gruppen untereinander nahe verwandter
Individuen, die über eine bestimmte Gemeinsamkeit miteinander in Zusammenhang stehen, z. B. über die
Fortpflanzung, die Umweltanpassung oder die geographische Abgrenzung.
Subsong, subsong Übergangsgesang; variable, noch nicht ausgereifter und strukturierter Gesang von
Jungvögeln, der sich von dem der Alttiere unterscheidet.
Synapse, synapse spezialisierte Kontaktstelle zwischen zwei Nervenzellen.
Syrinx, syrinx Stimmbildungsorgan bei Vögeln, das sich an der Gabelungsstelle der Luftröhre in die
Stammbronchien befindet.
Taktik, tactic Verhaltensmuster, das durch eine evolvierte Strategie festgelegt ist. Die Taktik ist immer
eine von mehreren Verhaltenskomponenten einer Strategie.
Territorialität/Territorialverhalten, territoriality Überbegriff für alle Verhaltensweisen, die dem
Erwerb, der Markierung, der regelmäßigen Kontrolle und der Verteidigung eines Reviers gegenüber
Konkurrenten dienen.
Territorium, territory Revier; Gebiet, das von einem Tier gegen Eindringlinge verteidigt wird.
Testosteron, testosteron männliches Sexualhormon, das in den Hoden und in geringerem Maß in der
Nebennierenrinde gebildet wird; es ist u. a. für die Ausprägung primärer und sekundärer
Geschlechtsmerkmale erforderlich.
Theorie der „willkürlichen kulturellen Einflüsse“, arbitrary culture theory die Ansicht, dass das
menschliche Verhalten das willkürliche Produkt aller kulturellen Einflüsse ist, denen der Mensch in seiner
Gesellschaft ausgesetzt ist; folglich lässt sich unser Handeln nicht aus evolutionsbiologischer Sicht erklären.
Theorie der gesunden Geschlechtspartner, healthy mate theory Erklärung für die weibliche
Bevorzugung von Männchen, die nach ihrem Aussehen und Verhalten eine Übertragung von ansteckenden
Krankheiten oder Parasiten unwahrscheinlich machen.
Theorie der guten Eltern, good parent theory Erklärung für die Situation, dass Weibchen Männchen
bevorzugen, deren Aussehen oder Verhalten darauf schließen lässt, dass diese potenziellen Partner sich
besonders intensiv an der Jungenaufzucht beteiligen.
„Theorie der Zugeständnisse“, concession theory wird abgeleitet von der „transaktionalen Theorie“
(siehe transactional theory) unter der Voraussetzung, dass dominante Gruppenmitglieder anderen
untergeordneten Gruppenmitgliedern in gewissem Umfang das Recht zur Fortpflanzung einräumen, wenn
diese dafür in der Gruppe bleiben.
trade-off, trade-off Abwägen, Kompromiss; in der Verhaltensökologie die intuitive Kosten-NutzenAnalyse einer Merkmalsänderung, wenn die Zunahme eines Merkmal automatisch die Verringerung eines
anderen Merkmals nach sich zieht.
„transaktionale Theorie“, transactional theory die Ansicht, dass sich soziale Einheiten als Folge davon
bilden, dass manche Mitglieder zugunsten dominanter Gruppenmitglieder darauf verzichten, sich
fortzupflanzen; davon abgleitet ist die „Theorie der Zugeständnisse“ (siehe concession theory).
Übergangsgesang siehe Subsong.
Überprüfung, test Test; in der wissenschaftlichen Methodik ein tatsächliches Resultat, das durch einen
Vergleich der erhaltenen mit den vorhergesagten Ergebnissen die Bewertung einer Hypothese ermöglicht.
ultimate (evolutionäre) Ursache, ultimate cause biologischer Zweck; der evolutionäre,
entwicklungsgeschichtliche Grund, warum sich etwas (z. B. ein Verhalten) so entwickelt hat, wie es ist.
Unterschlundganglion, suboesophageal ganglion der unterhalb des Pharynx (Schlund) gelegene Teil des
Gehirns der Gliedertiere, der die Mundwerkzeuge innerviert.
Verdünnungseffekt, dilution effekt Verminderung des Mortalitätsrisikos durch Fressfeinde als Mitglied
einer aus zahlreichen Individuen bestehenden Gruppe.
vergleichende Methode, comparative method Verfahren zur Überprüfung von evolutionären Hypothesen,
das auf Vergleichen zwischen Arten mit bekannten entwicklungsgeschichtlichen
Verwandtschaftsbeziehungen beruht.
Verhaltensbiologie siehe Ethologie.
Verhaltensökologie, behavioral ecology Ethoökologie; beschäftigt sich mit den ultimaten (evolutionären)
Ursachen des Verhaltens unter Berücksichtigung der ökologischen Rahmenbedingungen; hinterfragt den
Überlebenswert bestimmter Verhaltensweisen.
versteckte Weibchenwahl, cryptic female choice die Fähigkeit eines Weibchens, das von mehreren
Männchen begattet wurde und Spermien erhalten hat, auszuwählen, von welchem Männchen ihre Eier
befruchtet werden.
Verwandtenerkennung, kin recognition/kin discrimination Unterscheidung von Verwandten; die
Fähigkeit eines Individuums, verwandte von nicht verwandten Individuen zu unterscheiden und je nach
Verwandtschaftsgrad unterschiedlich zu reagieren.
Verwandtenselektion siehe Selektion.
Verwandtschaftskoeffizient, coefficient of relatedness die Wahrscheinlichkeit, dass ein bei einem
Individuum vorhandenes Allel bei einem nahem Verwandten ebenfalls vorhanden ist; der Anteil der Gene,
die bei zwei Individuen aufgrund ihrer gemeinsamen Abstammung identisch sind. Quantitatives Maß für die
Gesamtfitness.
visueller Cortex, visual cortex Sehrinde; Bereich der Hirnrinde, in dem Verarbeitungen visueller Reize
stattfinden.
Vollgesang, full song komplex aufgebaute und eine gewisse Zeit andauernde Lautäußerung bei Vögeln,
die aus einer Abfolge verschieden hoher Töne und/oder durch ein festes Zeitmuster gleich hoher Töne
zustande kommt.
Vomeronasalorgan, vomeronasal organ Jacobsonsches Organ; paarig angelegtes, chemorezeptives
Organ, das bei den meisten Tetrapodenarten zu finden ist und der Verarbeitung von Pheromonsignalen dient.
„Wegjage-Selektion“ siehe Selektion.
Weglauf-Prozess siehe Selektion.
„Weibchenpräferenz“-Hypothese, female preference hypothesis Erklärung für die Bildung von Leks,
weil es Weibchen vorziehen, verschiedene Männchen miteinander vergleichen und auswählen können.
Weibchenwahl, female choice Aspekt der sexuellen Selektion; dieser Hypothese zufolge suchen sich
Weibchen unter den konkurrierenden Männchen mit variablen Merkmalen dasjenige aus, das wahrscheinlich
eine Steigerung ihrer Fitness zur Folge hat.
Winterschlaf, hibernation saisonale physiologische Anpassung an die im Winter herrschenden
schwierigen Bedingungen (niedrige Umgebungstemperaturen, Nahrungsmangel) durch mehr oder weniger
lange, kontinuierliche oder zeitweise unterbrochene Schlafperioden mit stark herabgesetzten
Lebensfunktionen.
wissenschaftliche Methode, scientific method der Prozess der Überprüfung von Hypothesen auf die
Stichhaltigkeit ihrer Vorhersagen.
wissenschaftlicher Schluss, scientific conclusion Schlussfolgerung; Hypothese, die überprüft und je nach
Testergebnis akzeptiert oder verworfen wurde.
zentraler Mustergenerator, central pattern generator Gruppe von Zellen im Zentralnervensystem, die
ein bestimmtes, für eine funktionelle Verhaltensreaktion erforderliches Signalmuster produziert.
Zurschaustellung, display display; das Zurschaustellen stereotyper Verhaltensweisen als
Kommunikationsmittel zwischen Individuen im Rahmen des Balz- oder Imponierverhaltens.
http://www.springer.com/978-3-8274-1783-1
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