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Wer unterstützt populistische extremistische Parteien und warum?
Modell“ beinhaltet zwei Implikationen: (1) PEP-Wähler
Immigranten, Flüchtlingen und Multikulturalismus die
reagieren in erster Linie negativ auf die etablierten Parteien
stärksten Prädiktoren für die Unterstützung von PEPs
der politischen Mitte und sind nicht durch ideologische
sind. Das ist auch nach der Inbetrachtnahme sozialer
oder zweckdienliche Prioritäten angetrieben, und (2)
Merkmale der Befragten der Fall. Die Studie kam zu der
PEPs sind ein Nebenprodukt der Politikverdrossenheit der
Schlussfolgerung, dass die Unterstützung der PEPs
Öffentlichkeit und werden verschwinden, wenn die diesem
Protest zugrunde liegende Ursache behoben wird.
üblicherweise stärker bei Leuten war, die glaubten, dass
Dieses Protest-Modell wird jedoch nicht durch überzeu-
Immigranten eine wirtschaftliche Bedrohung seien, da sie
gendes Beweismaterial gestützt. Die Tatsache, dass sich
Arbeitsplätze wegnehmen oder die Löhne drücken, dass
die Unterstützung für PEPs vorwiegend in bestimmten
die nationale Kultur durch Ausländer unterminiert werde
sozialen Gruppen konzentriert, ist eine Warnung davor, diese
oder dass es eine restriktive Politik gegenüber Flüchtlingen
Parteien nur als Nebenprodukte des politischen Protests aufz-
geben solle.35
34
ufassen. Wenn diese Parteien Protestparteien wären, dann
wäre das Profil ihrer Anhänger vielfältiger, wenn man, wie
Andere Forschungen, die sich auf den European Social
oben angemerkt, davon ausgeht, dass Protestgefühle breiter
Survey stützen, kommen zu ähnlichen Schlussfolgerungen,
über die ganze Gesellschaft verteilt sind. Damit soll nicht
nämlich dass die Anhänger dieser Parteien vor allem
geleugnet werden, dass PEP-Wähler politisch unzufrieden
die Einwanderung reduziert sehen möchten. Verglichen
sind. Die Anhänger dieser Parteien bringen durchweg eine
mit anderen Bürgern sagten PEP-Wähler mit signifikant
extrem hohe Unzufriedenheit mit den politischen Eliten
höherer Wahrscheinlichkeit, dass ihr Land nur wenige
zum Ausdruck und tendieren mehr als andere Wähler dazu,
Immigranten akzeptieren solle: In Österreich 93 Prozent
politischen Institutionen zu misstrauen. Doch dies sind nicht
der PEP-Wähler (im Vergleich zu 64 Prozent insgesamt);
die wichtigsten Motive dafür, sich den PEPs zuzuwenden.
in Dänemark 89 Prozent (44 Prozent); in Frankreich 82
In ganz Europa gibt es inzwischen eine Fülle von
Prozent (44 Prozent); in Belgien 76 Prozent (41 Prozent);
wissenschaftlichem Belegmaterial dafür, dass eine ableh-
in Norwegen 70 Prozent (63 Prozent) und in den
nende Haltung oder Einstellung gegenüber Immigration
Niederlanden 63 Prozent (39 Prozent). In der Tat sprachen
der stärkste Prädiktor für die Unterstützung der popu-
sich nur weniger als 2,5 Prozent der PEP-Wähler in sechs
listischen Parteien ist. Bürger, die PEPs bei Wahlen
Ländern für mehr Immigration aus.36 Analysen anderer
unterstützen, sind wegen der Immigration und ihrer
Umfragen haben ähnliche Befunde ergeben: In Norwegen
Auswirkungen hochgradig besorgt: Sie möchten entweder,
bewertete die große Mehrheit der Bürger, die auch die
dass die Einwanderung gestoppt oder die Anzahl der
FrP unterstützten, die Immigration als eines der wichtig-
Immigranten drastisch reduziert wird.
sten Probleme, mit dem das Land konfrontiert sei; in
Dass die immigrantenfeindliche Haltung von entschei-
Großbritannien beurteilten die BNP-Wähler auf ähnliche
dender Bedeutung ist, um die Unterstützung für die PEPs
Weise die Einwanderung als die bei weitem wichtigste
erklären zu können, ist in zahlreichen Untersuchungen
Aufgabe, vor der das Land stehe; und in Dänemark haben
dargelegt worden. Beispielsweise gibt es eine vergleichende
seit den 1990er-Jahren mehr als 70 Prozent der DF-Wähler
Studie, die sich auf den European Social Survey stützt.
immer wieder ihrer Auffassung Ausdruck verliehen, dass
Sie fand heraus, dass negative Einstellungen gegenüber
die Immigration ihre nationale Kultur bedrohe.37
34
Siehe besonders W. van der Brug, M. Fennema und J. Tillie (2000), „Anti-Immigrant Parties in Europe. Ideological or Protest Vote?“, in: European Journal
of Political Research, 37, 1, S. 77–102; W. van der Brug und M. Fennema (2003), „Protest or Mainstream? How the European Anti-Immigrant Parties
Developed into Two Separate Groups by 1999“, in: European Journal of Political Research, 42, 1, S. 55–76.
35
Norris, Radical Right, S. 260.
36
J. Rydgren (2008), „Immigration Sceptics, Xenophobes or Racists? Radical Right-Wing Voting in Six West European Countries“, in: European Journal of
9
Political Research, 47, S. 737–765, hier S. 740.
37
Meret, „From the Margins to the Mainstream?“; Ford und Goodwin, „Angry White Men“.
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