DECT-Kasuistik Angaben zur Person: Ärztin, geb. 1960 Verheiratet, vier Kinder, seit 1999 in Gemeinschaftspraxis als Frauenärztin niedergelassen Keine ernsthaften Vorerkrankungen Kein Alkohol, kein Nikotin, regelm. Ausdauersport (Joggen, Fahrradfahren) Beschwerdebild seit Anfang September 2004: Zunächst nur kurzzeitige (wenige Minuten andauernde) „Anfälle“ mit Unwohlsein, Angstgefühl, Schwindel, Konzentrationsstörung; das Gefühl, die Umgebung, „wie durch einen Nebel“ zu sehen. Spontanes Sistieren nach Ruhephase. Ich messe diesen Erscheinungen noch keine Bedeutung bei. Erstmals nächtl. Aufwachen Anfang September mit o. beschr. Beschwerdebild, RR erstmals erhöht gemessen mit 150/90 13.09.04, 11 Uhr Kollapsneigung, Druckgefühl über Brustkorb, Schmerzen vom Rücken in linke Brustseite ausstrahlen, Angstgefühl, Hypertonie bis 160/90, Konzentrationsstörungen Internist. Untersuchung: EKG, Ergometrie, Troponin-Schnelltest, Rö-Thorax, Wirbelsäule seitl. (sämtl. Untersuchungen ohne Auffälligkeiten) 16.09.04 Langzeit-EKG, gr. Blutlabor, s. Anhang 20.04.04 Langzeitblutdruckmessung, s. Anhang 30.09.04 Befundbesprechung mit Internisten; eine antihypertensive Medikation wurde zunächst als nicht notwendig erachtet, da RR Werte in der Langzeitmessung lediglich an der oberen Grenze und eine regelrechte Nachtabsenkung vorhanden waren 3.10.04 (Sonntag) Unwohlsein seit dem Morgen, RR 150/90, Steigerung bis zum Abend mit RR bis 180/110 aus völliger Ruhe heraus, Tachykardie bis 150/Min., Übelkeit, Kollapsneigung, Konzentrationsstörungen, internist. Notfallaufnahme Klinikum Führt (23 Uhr): EKG, Blutlabor incl. Herzenzyme, o.B. , Beginn mit antihypertensiver Med., 6,25mg Carvedilol 1x tgl. 4.10.04 abendl. erneuter Blutdruckanstieg bis 180/90, Übelkeit, Durchfälle, Muskelzittern wie bei Schüttelfrost, Beginn 24-h Sammelurin auf Katecholamine, Vanillinmandelsäure (s. Anhang) 6.10.04 Übelkeit mit Kollapsneigung in der eigenen Praxis, RR bis 160/90, Stenokardien, Konzentrations- und Wortfindungsstörung, Aufsuchen des Internisten: EKG, Dopplerechokardiographie, US Oberbauch incl. Nieren, ÜW zu MR Kopf, CT Abdomen (s. Anhang): Normalbefunde 11.10.04 Ultraschallunters. d. Nieren, z.A. Nierenart. stenose: o.B. , Steigerung der antihypertens. Medik. auf 2x6,25mg Carvedilol Letzte Oktoberwoche 2004: zunehmende Schlafstörungen, erneute Blutdruckentgleisungen, Durchfälle, Übelkeit, Muskelzittern; rapider Gewichtsverlust, 2kg / 5 Tagen, in den Nächten vom 22.10. – 25.10.04 absolute Schlaflosigkeit, erneute hypertensive Episoden bis 180/100, wegen völliger Erschöpfung nach Rücksprache mit Internist Einweisung zur weiteren Abklärung ins Klinikum Nürnberg z.A. Phäochromozytom (s. Anhang) RR bei Aufnahme (8 Uhr): 170/100, im Laufe des Tages Absinken auf normotone Werte, keine weitere hypertensive Phase nachweisbar; z.A. extrarenaler Phäochromozytome wurde ein Szintigramm geplant; da die Vorbereitung dieser Untersuchung 3 Tage in Anspruch nahm, wurde ich vom 30.10. – 1.11.04 (Feiertag, Montag) beurlaubt. Zu Hause erneut nächt. Hypertonie mit Durchfall, Muskelzittern. Erneutes Sistieren sämtlicher Symptome bei stat. Wiederaufnahme am Abend des 1.11.04 zur Durchführung des Szintigramms. Nach Entlassung Beginn mit Entspannungsübungen (Muskelrelaxation nach Jacobson, später Yoga) unter der Vorstellung an einem „Burn-Out-Syndrom“ zu leiden. Beginn einer probatorischen Hormonsubstitution (0.75mg Estradiol transdermal, zykl. Progesteron 14tägig). Zunächst leichte Besserung der Beschwerdesymptomatik (die „Anfälle“ finden nicht mehr in diese Form statt), Stabilisierung des Blutdrucks auf 140/90 unter 2x6,25 mg Carvedilol Ende November 2004 zunehmende Schlafstörungen, innerhalb mehrerer Nächte hintereinander kann lediglich für 2-3 Stunden geschlafen werden, meist auch nur in einem der Kinderzimmer möglich (1. Obergeschoss, unser Schlafzimmer befindet sich im 2.OG). 2.12.04 Konsultation der Neurologin, EEG (s. Anhang) Es wurde eine antidepressive Behandlung diskutiert, die ich noch nicht beginnen wollte. Bis Weihnachten rezidivierend schlaflose Nächte; RR Medikation wird auf 2x12.5mg Carvedilol angepasst wegen erneuter Blutdruchanstiege; die Hormonsubst, ebenfalls erhöht auf 1,5mg Estradiol. Kurzurlaub über Sylvester/Neujahr mit Besserung der Schlafsymptomatik, beim Blutdruck keine wesent. Änderung Anfang Januar 2005 wegen erneuten Schlafstörungen Konsultation eines befreundeten Psychotherapeuten. Beginn Einnahme von Bromazepam n. Bedarf (ca. alle drei Nächte nahm ich 2mg, um wenigstens 2-3 Stunden schlafen zu können) Erneute Anpassung der RR- Medik. Notwendig auf 2x25mg Carvedilol. Hier beginn ich mir ernsthaft Sorgen zu machen, wie ich meinen Alltag überhaupt noch bewältigen soll. Im Herbst hatten wir bereits eine Kollegin zur Entlastung eingestellt. Ich mache mir Gedanken über ein zunächst vorübergehendes Ruhen meiner Praxistätigkeit. Ende Januar 2005 erfahren wir eher zufällig von den hohen Strahlenexpositionen, die von DECT- Telefonen ausgehen. Messungen am Schlafplatz ergaben 400 µW/m², nach Ziehen des Steckers 10 µW/m². Auf Drängen meines Mannes stellen wir zunächst nachts das Telefon ab, installieren Netzfreischalter; nach einer Woche wird die Basisstation (im 2. OG neben unserem Schlafzimmer) in das Erdgeschoss uminstalliert ( Seit Sommer 2003 hatten wir dieses Telefon in Betrieb). Nach einer Woche sistieren die Durchfälle. Zwei Wochen nach der Umstellung schlafe ich erstmals nachts mit nur kurzen Unterbrechungen. Der Blutdruck lässt sich besser kontrollieren, nach 3 Wochen reduziere ich erstmals die antihypertensive Dosis. Im März schlafe ich erstmals ohne nächt. Aufwachen. Bis Ende April habe ich die RR- Medikation ausgeschlichen. Ich verfasse einen Brief an meinen Internisten (s. Anhang). Die Hormonsubstitution schleiche ich bis zum Sommer aus. Im März fühle ich mich langsam und allmählich „normaler“, kann wieder ohne Probleme den Alltagsanforderungen nachgehen. Im Sommer habe ich das Gefühl, mich wieder „wie früher“ zu fühlen. Erst jetzt – und nachdem ich erfahren habe, dass es auch bei anderen Menschen zu gesundheitlichen Störungen aufgrund von HFS gekommen war – kann ich wirklich daran glauben, dass der Auslöser des „vegetativen Zusammenbruchs“ tatsächlich in der Hochfrequenzstrahlung des DECT -Telefons zu sehen ist. Im Sommer 2005 lassen wir uns ein konventionelles, „Schnurtelefon“ wieder installieren. Seitdem bin ich beschwerdefrei. Ich messe mehrmals wöchentlich den Blutdruck, der nur selten Werte um 140/80 erreicht. Diskussion der Kasuistik: Als Verfasserin der eigenen Kasuistik wird eine gewisse Subjektivität in der Diskussion der Symptomatik nicht ausbleiben; andererseits ist es mir persönlich nach dem Erleben dieser halbjährigen Episode ein Bedürfnis, ggf. Hinweise geben zu können, in welche Richtung zukünftige Forschungen bzgl. Einfluss von Hochfrequenz auf den menschlichen Organismus sich richten könnten. Aufgrund des beschriebenen Krankheitsbildes stand zunächst die Abklärung des Bluthochdrucks im Vordergrund, was zunächst erschwert war durch das anfallsweise Auftreten (an dem Tag, an dem das ambulante Langzeit- EKG durchgeführt wurde ging es mir vergleichsweise gut). Eine organische Ursache (Nierenarterienstenose, Hyperthyreose) für den Hypertonus konnte rasch ausgeschlossen werden. Unklar waren mir und meinem Internisten, warum aus Wohlbefinden heraus diese Symptomatik in dieser Heftigkeit anfallsartig und v.a. abends/nachts auftrat; zumal bis dahin mein Blutdruck eher niedrige Werte gezeigt hatte (auch bedingt durch regelmäßige sportliche Aktivität); die stationäre Einweisung erfolgte mit der Bemerkung: „Ich mache mir ernsthaft Sorgen, vielleicht steckt irgendetwas Seltenes dahinter“. Beim stat. Aufenthalt stand der Ausschluss des Phäochromozytoms im Vordergrund; nachdem sämtliche Untersuchungen keinen Hinweis auf eine organische Ursache der beschriebenen Beschwerden zeigten, wurde ein allg. psychovegetatives Erschöpfungssyndrom („Burn-Out-Syndrom“) vermutet (s. Entlassungsbrief Klinikum Nürnberg). Für mich völlig unerklärlich war zu diesem Zeitpunkt warum während des stat. Aufenthaltes nicht nur das bis dahin häufig erlebte Beschwerdebild sondern auch die Blutdruckanstiege ausblieben, diese Symptome währende des „Kurzurlaubes“ zu Hause erneut auftraten, um dann wiederum im Krankenhaus zu sistieren. Hier begann ich darüber nachzudenken, ob es nicht doch eine psychische Ursache für die Beschwerden geben könnte. Eher probatorisch begann ich eine Hormonsubstitution, in der Vorstellung, dass es sich hier um etwas ausgeprägte Wechseljahrssymptome handeln könnte (trotz regelrechten Östradiol/FSH- Werten). Zunächst fühlte ich auch eine leichte Besserung in der Form, dass zumindest das anfallsartige, nicht vorhersehbare Auftreten der Symptome aufhörte. Allerdings musste ich stetig die Dosis des Blutdruckpräparates steigern, um noch normotone Werte zu erzielen. Die begonnenen Entspannungsübungen trugen sicherlich auch dazu bei, dass ich mich zunächst etwas stabilisierte. Bis zum Erkrankungsbeginn fühlte ich mich jedoch keineswegs „ausgebrannt“ – im Gegenteil: eher fühlte ich im Laufe der Jahre eine langsame Entlastung in meiner Situation als berufstätige Ärztin und Mutter von vier Kindern; subjektiv empfand ich die Zeit des Praxisaufbaus 1999 als weitaus anstrengender (unser jüngstes Kind war damals knapp 3 Jahre alt). Anfang Dezember begannen jedoch die Schlafstörungen immer massivere Ausmaße anzunehmen; diese veranlassten mich zum Aufsuchen der Neurologin und des Psychotherapeuten. Da ich nicht an eine Depression als Ursache der Beschwerden glaubte, scheute ich mich davor, mit dieser Medikation zu beginnen. Im Gespräch mit dem Psychotherapeuten wurde mir der psychosomatische Ansatz im Verständnis des Hochdrucks dargelegt. Mögliche Ursachen aus psychischer Sicht für das beschriebene Krankheitsbild aus meiner familiären und beruflichen Situation wurden beleuchtet und zumindest eine Mitursache nicht ausgeschlossen. Ich begann über eine psychotherapeutische Behandlung nachzudenken, als sich, wie oben beschrieben, die Symptomatik nach Uminstallation des DECT- Telefons besserten. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich vor meiner eigenen Krankheitsgeschichte es für eher unwahrscheinlich hielt, dass überhaupt eine gesundheitliche Gefährdung von Hochfrequenzstrahlung – in Form von Handys und Sendemasten – ausgehen kann. Dass Schnurlostelefone nach dem DECT- Standart auf der gleichen Technik beruhen, wusste ich nicht (hatte mir auch nie besonders Gedanken um derartige Dinge gemacht). Als mein Mann mir vorschlug, in dieser Hinsicht unseren Schlafplatz untersuchen zu lassen, habe ich mir nicht viel Hoffnung gemacht, dass dies eine Lösung meines gesundheitlichen Problems bringen würde, denn ich hatte schon so viele Ansätze verfolgt, die alle keine Besserung gebracht hatten. Noch zu dem Zeitpunkt war meine Einstellung: „Schaden kann es ja nicht, man darf nichts unversucht lassen.“ Ich war letztendlich auch sehr verzweifelt! Retrospektiv fügt sich das gesamte Geschehen in dem Jahr 2004 dann doch wie ein Puzzle zusammen: Nicht erwähnt hatte ich (weil ich damals noch keinen Zusammenhang hergestellt hatte) einige andere „Befindlichkeitsstörungen“, die ich seit dem Sommer 2003 bei mir selbst beobachtet hatte. Im Herbst 2003 hatte ich aufgrund einer ehrenamtlichen Tätigkeit besondere Leistungsanforderungen, wo ich mich im Nachhinein wunderte, so viel Energie dafür aufbringen zu können. Im Frühjahr 2004 begannen Alp- und Angstträume, von denen ich mehrfach aufwachte. Damals maß ich diesen noch keine Bedeutung bei. Bei einer Blutspende im Sommer 2004 wurde mein Blutdruck erstmals mit 140/90 gemessen, worüber ich mich zwar etwas wunderte, dem jedoch keine weitere Bedeutung zusprach. Im Sommer 2004 fühlte ich mich erschöpft und ausgelaugt. Meine Umgebung signalisierte mir, ich sei sehr gereizt und nervös. Ich konnte mir nicht erklären, warum ich ein ungutes Gefühl bekam beim Betreten unseres Hauses. Es folgten die ausführlichen beschriebenen Beschwerden. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang übrigens meine schon damals gemachte Beobachtung, dass ich in der Phase der stärksten Schlafstörungen doch in einem der Kinderzimmer zumindest einige Stunden Ruhe finden konnte – im Nachhinein erklärbar durch die weitere Entfernung zur Basisstation des Telefons. Für mich und die Mitmenschen, die mich näher kennen, ist ein Zusammenhang dieses vegetativen Zusammenbruchs mit der Hochfrequenzstrahlung eindeutig belegt. Als Ärztin liegt es nahe, die Wirkungen, die man ja selbst spürt, auch begründen zu wollen. Meinem Gefühl nach bewirkte die HFS einen chronischen Stresszustand auf meinen Körper. Schon lange bevor die ersten messbaren Symptome auftraten hatte ich das Gefühl, nie richtig in einen Tiefschlaf verfallen zu können. Nach einer kurz dauernden Episode der Hochleistung (im Herbst 2003) begann ich offensichtlich doch, nachdem alle Reserven aufgebraucht waren, Symptome von Erschöpfung zu zeigen, dies in immer stärkerem Ausmaß. Erst nach Deexposition allerdings fühlte ich, wie sehr ausgelaugt ich tatsächlich vorher gewesen war. Besonders beängstigend – auch hinsichtlich meiner Tätigkeit als Ärztin – waren für mich in dieser Zeit die Konzentrations- und Wortfindungsstörungen, das Gefühl, Denkabläufe nicht mehr richtig steuern zu können, Symptome, die sich nicht messen lassen, individuell unterschiedlich ablaufen, und die natürlich jegliche Forschung auf diesem Gebiet so immens schwer machen! Ende 2004, Anfang 2005 hatte ich Angst, Fehler in meiner Praxistätigkeit zu machen, die letztendlich auch für meine Patientinnen gravierende Folgen haben könnten. Ich bin überzeugt davon, dass durch Einwirkung der HFS es – individuell und graduell unterschiedlich! – langfristig zu Störungen in der Sezernierung, Konzentration und Funktion von Neurotransmittern kommt sowie in der Interaktion der verschiedenen, komplexen Steuerungsvorgänge im vegetativen Nervensystem. Voraussetzend allerdings bei jeglicher Forschung über Ursache und mögliche Wirkungen von HFS ist eine ausreichend lange Expositionszeit – wie oben erwähnt erlebte ich zunächst eine Phase ungewöhnlicher Leistungsfähigkeit, bevor es zum Leistungsabfall kam. Erschwerend ist zudem die offensichtlich starke individuelle Empfindlichkeit gegenüber HFS. Mein Mann, mit dem ich das Schlafzimmer teile, hatte in der Zeit keinerlei Beschwerden. Nicht unerwähnt sollten die finanziellen Aspekte derartiger Krankheitssymptome bleiben; ohne Verdienstausfall und Vergütung für Praxisvertretung kostete dieses halbe Jahr meiner Versicherung ca. 5000 €. Für Rückfragen stehe ich gerne zu Verfügung!