Institut für Theoretische Physik Prof. Thomas Gasenzer, Dr. Tilman Enss Universität Heidelberg Sommersemester 2013 7. Übung zur Quantenmechanik Abgabe der schriftlichen Aufgaben am 31.5.2013 am Anfang der Übung; Besprechung der Lösungen in der Übung am 6./7.6.2013. (6 Punkte) Aufgabe 19: Kohärente Zustände Der Grundzustand des harmonischen Oszillators erfüllt die Gleichung a|0i = 0. Der Weyl-Operator D(α) = exp(αa† − α∗ a) (1) transformiert den Grundzustand in einen kohärenten Zustand |αi = D(α)|0i mit α ∈ C. (a) Zeigen Sie, dass der unitäre Operator D(α) eine Verschiebung von a um α bewirkt, d.h. D † (α)aD(α) = a + α, und dass daher |αi ein Eigenzustand von a mit Eigenwert α ist. Hinweis: Benutzen Sie die Baker-Campbell-Hausdorff-Formel aus Aufgabe 9d. (b) Berechnen Sie die Erwartungswerte hxi und hpi und ihre Schwankungen ∆x und ∆p im Zustand |αi und zeigen Sie, dass kohärente Zustände immer die minimale Unschärfe besitzen. In welchem Limes werden die relativen Schwankungen klein? (7 Punkte) Aufgabe 20: Ramsauer-Effekt Ramsauer beobachtete im Jahr 1921, dass Edelgase wie Helium, Argon oder Neon bei bestimmten Werten der Energie transparent für einen niederenergetische Elektronenstrahl werden. Das kann man mit einem eindimensionalen Modell verstehen. Betrachten Sie eine stationäre Lösung der Schrödingergleichung für ein Teilchen der Masse m bei positiver Energie E in dem Potential (V0 > 0) V (x) = 0 für |x| > a, V (x) = −V0 für |x| ≤ a. (2) Wir setzen q 2 = 2m(V0 + E)/~2 , k 2 = 2mE/~2 und sind interessiert an Lösungen der Form ψ(x) = eikx + Ae−ikx ψ(x) = Be iqx −iqx + Ce ψ(x) = Deikx (a) Was sind die Anschlussbedingungen bei x = ±a? 1 x ≤ −a, (3) −a < x ≤ a, (4) x > a. (5) (b) Lösen Sie das lineare Gleichungssystem, welches Sie in (a) aufgestellt haben. Wählen Sie dazu, wie in der Vorlesung angesprochen, eine Matrix-Schreibweise [vgl. Vorlesungsnotizen S. 3.33f. mit der Ersetzung V0 7→ −V0 , κ = iq]. Berechnen Sie die Transmissions-Wahrscheinlichkeit T = |S(E)|2 = |D|2 sowie die Reflektions-Wahrscheinlichkeit R = |A|2 . Überprüfen Sie R + T = 1. Zwischenergebnis: T = [1 + (q/k − k/q)2 sin2 (2qa)/4]−1 . (c) Zeigen Sie, dass T = 1 wird für bestimmte Energiewerte. Interpretieren Sie dieses Ergebnis im Hinblick auf den Ramsauer-Effekt. Aufgabe 21: Tunnelaufspaltung im Doppeltopf (7 Punkte) Das Ammoniak-Molekül hat zwei klassische Konfigurationen, bei denen sich das Stickstoff-Atom entweder auf der einen oder auf der anderen Seite der drei Wasserstoff-Atome befindet. Diese Situation lässt sich durch ein Potential mit zwei entarteten Minima (Doppeltopf) beschreiben. Ein quantenmechanisches Teilchen kann zwischen den beiden Minima hin- und hertunneln, was zu einer Aufhebung der Energie-Entartung durch Aufspaltung der Eigenenergien des symmetrischen und des antisymmetrischen Zustandes um ~∆ führt. (a) Ein einfaches Modell-Potential für einen Doppeltopf ist V (x) = − ~2 [δ(x + a) + δ(x − a)]. mλ0 (6) Verwenden Sie einen Ansatz für die Wellenfunktion der Form ψ(x) = ceκx + c0 e−κx mit κ > 0. Bestimmen Sie aus den Anschlussbedingungen (vgl. Aufgabe 12) die Gleichung für die Energien der gebundenen Zustände En < 0 allgemein als Funktion von λ0 . Wieviele symmetrische bzw. antisymmetrische Zustände gibt es? Zwischenergebnis: κλ0 = 1 ± exp(−2κa). (b) Berechnen Sie (ohne Normierung) die Wellenfunktionen ψg (x) (gerade/symmetrisch) und ψu (x) (ungerade/antisymmetrisch) der beiden untersten Zustände im Grenzfall λ0 a (κ ≈ 1/λ0 ) und deren Energiedifferenz ~∆. (c) Skizzieren Sie für diesen Grenzfall die Wahrscheinlichkeitsdichte als Funktion von x, für die beiden Wellenfunktionen √ √ (7) ψR (x) = ψg (x) + ψu (x) / 2 und ψL (x) = ψg (x) − ψu (x) / 2. Bestimmen Sie die Zeitentwicklung der Wahrscheinlichkeitsdichte |ψR (x, t)|2 für einen Anfangszustand ψ(x, t = 0) = ψR (x) und interpretieren Sie das Ergebnis. 2