Produktgruppen - Untersuchungsämter-BW

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Jahresbericht 2005
27
Teil III:
Produktgruppen
Produktgruppen:
Lebensmittel
28
Kosmetische Mittel
64
Bedarfsgegenstände
69
Tabakwaren
77
Lebensmittelüberwachung BW
28
Teil III: Produktgruppen
Untersuchungsergebnisse: Übersicht in Zahlen
3 089
684
Abweichung von der Norm, unabhängig von der Art oder
dem Ergebnis der weiteren Verfolgung. Die Feststellungen,
Lebensmittel
17 % beanstandet
Der Begriff „Beanstandung“ umfasst jede festgestellte
5 724
3 843
die im Gutachten ihren Niederschlag finden, unterliegen
gegebenenfalls noch der richterlichen Nachprüfung. Insbesondere sind hier nicht nur Abweichungen in stofflicher
Hinsicht, sondern auch Verstöße gegen Kennzeichnungs-
83 %
vorschriften und Kenntlichmachungsgebote aufgeführt. Die
nicht
beanstandet
Art der Beanstandung ist aus den nachfolgenden Tabellen
121
Beanst. Lebensmittel
242
im Einzelnen erkennbar.
Die Entnahme von Proben und deren Untersuchung im
Rahmen der Lebensmittelüberwachung erfolgt häufig
Beanst. Lebensmittel
Beanst. Lebensmittel
gezielt. Die Zahl der Beanstandungen ist deshalb nicht
repräsentativ für das Marktangebot und erlaubt nur eingeschränkt Rückschlüsse auf die Qualität unserer Lebensmittel insgesamt.
Durch Zusammentreffen mehrerer Beanstandungsgründe
Kosmetische Mittel
638
80
26 % beanstandet
bei einer Probe kann die Anzahl der Beanstandungsgründe
höher sein als die der beanstandeten Proben.
Proben im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung
Lebensmittel einschließlich Trinkwasser
74 %
nicht
beanstandet
13
58 902
Kosmetische Mittel
2 187
Bedarfsgegenstände (z. B. Verpackungsmaterial,
2 980
Spielwaren, Gegenstände mit Hautkontakt,
Reinigungs- und Pflegemittel)
Beanst. Kosmetik
Kein Erzeugnis nach LMBG / LFBG
7
Tabakerzeugnisse
357
Probenzahl
Beanst. Kosmetik
Bedarfsgegenstände
32 % beanstandet
Gesamt
Beschwerde- und Erkrankungsproben
528
515
Beanst. Kosmetik
2 342
davon beanstandet
695
Sonstige Proben aus der Lebensmittelüberwachung
Nationaler Rückstandskontrollplan
Radioaktivität
68 %
nicht
beanstandet
64 433
12 404
1 102
Tabelle:
Lebensmittel-
10
überwachung
Grafik:
Anteil der beanstandeten Proben
an der Gesamtprobenzahl und
Verteilung der
Beanstandungsgründe
Beanst. Bedarf
Kennzeichnung, Aufmachung
Mikrobiologischer Verderb
Zusammensetzung,
Beschaffenheit
Beanst.
Bedarf
Verstöße gegen vorbeugenden Gesundheitsschutz
Andere Verunreinigungen oder Verderbsursachen
Gesundheitsschädliche Eigenschaften
Beanst. Bedarf
Übersicht
Jahresbericht 2005
29
Übersicht: Untersuchungsergebnisse
Ergebnisse der Untersuchungen an Lebensmitteln, kosmetischen Mitteln, Bedarfsgegenständen und Tabakwaren
Produktgruppe
Lebensmittel
Milch und Milchprodukte
Eier und Eiprodukte
Gesamtzahl
Beanstandete
Beanstandung
Beanstandung
der Proben
Proben
aufgrund
aufgrund
Zusammensetzung /
Kennzeichnung /
Beschaffenheit
Aufmachung
Zahl
%
58 902
10 196
17
6 452
5 725
6 261
957
15
677
473
808
147
18
80
98
Fleisch, Wild, Geflügel und -Erzeugnisse
7 621
2 009
26
1 419
1 067
Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere und -Erzeugnisse
2 939
579
20
409
265
Fette und Öle
1 460
233
16
169
87
Brühen, Suppen, Saucen, Feinkostsalate
1 184
274
23
181
175
Getreide, Backwaren, Teigwaren
4 136
535
13
340
285
Obst, Gemüse und -Erzeugnisse
4 750
549
12
366
278
Kräuter und Gewürze
1 214
191
16
129
113
Alkoholfreie Getränke (inkl. Mineral- und Tafelwasser)
3 615
513
14
209
403
Wein
2 502
267
11
61
256
Alkoholische Getränke (außer Wein)
3 211
607
19
223
557
Eis und Desserts
2 125
362
17
141
295
Zuckerwaren, Schokolade, Kakao,
2 156
337
16
83
370
Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse und -Erzeugnisse
1 115
102
9
86
28
Fertiggerichte
1 638
310
19
134
264
Diätetische Lebensmittel, Säuglingsnahrung
Brotaufstriche, Kaffee, Tee
2 368
219
9
42
228
Nahrungsergänzungsmittel
350
182
52
81
269
Zusatzstoffe
330
21
6
11
13
Trinkwasser
9 119
1 802
20
1 611
201
Kosmetische Mittel
2 187
573
26
93
638
Reinigungs- und Pflegemittel für die Haut
1 163
306
26
50
353
Haarbehandlungsmittel
206
49
24
10
54
Nagelkosmetik
96
43
45
10
55
Reinigungs- und Pflegemittel für die Mundhygiene
44
18
41
0
19
Deodorants und Parfüms
145
37
26
1
38
Mittel zur Beeinflussung des Aussehens
530
118
22
21
118
(Make-up, Sonnenschutz)
Rohstoffe für kosmetische Mittel
3
2
67
1
1
2 980
960
32
538
515
Materialien mit Lebensmittelkontakt
904
281
31
217
53
Gegenstände mit Körperkontakt
725
245
34
239
75
Bedarfsgegenstände
Spielwaren und Scherzartikel
319
88
28
77
49
Reinigungs- und Pflegemittel
1 031
345
33
4
338
1
1
100
1
0
7
1
14
1
0
357
4
1
0
4
Verpackungsmaterialien für kosmetische Mittel
und Tabakwaren
Kein Erzeugnis nach LMBG / LFGB
Tabakwaren
30
Lebensmittelüberwachung BW
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Milch und Milchprodukte
Milch
Milchproben landwirtschaftlicher
Verbraucherbeschwerden
Erzeugerbetriebe
Wie in den vergangenen Jahren wur-
Überprüfung vor Ablauf des angege-
Bei der Untersuchung von Rohmilch-
den verschiedentlich Beschwerdepro-
benen Mindesthaltbarkeitsdatums
proben direkt aus dem Erzeugerbe-
ben zur Begutachtung vorgelegt. Da-
auf. Aufgrund des Erhitzungsprozes-
trieb ist immer wieder ein gegenüber
bei handelte es sich primär um pasteu-
ses ist sterilisierte Milch ein sehr sta-
Rohmilch aus gleichen Regionen er-
risierte Konsummilch („Frischmilch“),
biles Erzeugnis und lange haltbar. Die
höhter Gefrierpunkt festzustellen.
ultrahocherhitzte Milch („H-Milch“)
Ergebnisse der mikrobiologischen
Dies begründet den Verdacht, dass
und sterilisierte Milch. Insbesondere
Untersuchung ergeben hier selten
die abweichende Beschaffenheit der
bei Frischmilch waren es Abweichun-
Grund zur Beanstandung. Jedoch ist
Milch durch den Eintrag von Fremd-
gen in Geruch, Geschmack und Ausse-
auch hier eine sachgerechte Lagerung
wasser verursacht wurde. In einigen
hen, die die Verbraucher veranlassten,
erforderlich. Längerer Lichteinfall ver-
Fällen bestätigte sich dies. Als Ursa-
die entsprechenden Proben zur Unter-
ändert Milchfett und Milcheiweiß. Die
che ist hauptsächlich mangelnde Sorg-
suchung einzureichen. In aller Regel
dabei entstehenden Abbauprodukte
falt zu nennen. So berücksichtigt der
ging der sensorische Verderb hier mit
sind geruchlich und geschmacklich
landwirtschaftliche Erzeuger häufig
einer mikrobiologischen Kontaminati-
wahrnehmbar. Vom Verbraucher wer-
nicht, dass nach dem Reinigen seiner
on einher. Die Ursachen können da-
den diese Geruchs- und Geschmacks-
Anlage zurückbleibendes Spülwasser
bei vielfältig sein. Neben Fehlern im
abweichungen häufig als „fremdar-
aus dem Leitungssystem entfernt
Herstellerbetrieb sind auch unsach-
tig-chemisch“ beschrieben. Milch in
werden muss. Ansonsten kommt es
gemäße Behandlung bzw. Lagerung
Flaschen aus Klarglas sollte daher im-
zu einer unzulässigen Verwässerung
im Handel oder auch im Haushalt in
mer lichtgeschützt aufbewahrt wer-
des darauffolgenden Gemelkes. In
Betracht zu ziehen.
den. Aus diesem Grund geben einige
einem Fall betrug der Fremdwasser-
Sterilisierte Milch in Flaschen aus Klar-
Abfüller auch einen entsprechenden
gehalt 4 %: bei einer Abgabe von 789
glas fiel im Rahmen der sensorischen
Hinweis („lichtgeschützt lagern“) auf
Liter Rohmilch sind dies immerhin 32
der Verpackung an.
Liter Fremdwasser!
Butter
Kräuterbutter
Kräuterbutter ist eine aus der
Die Probe bestand aus einer grünlich-gelben Grundmasse,
klassischen französischen Kü-
durchsetzt mit grünen und braunen Blattgewürzbestand-
che stammende Zubereitung
teilen und Gewürzpartikeln in unterschiedlicher Größe.
aus Butter und Kräutern. Nach
Oberflächlich war an mehreren Stellen ein gelblich-trüber
einer EG-rechtlichen Definition
Flüssigkeitsaustritt festzustellen. In dieser Masse befand
handelt es sich dabei um eine
sich ein Esslöffel. Die Masse war in eine ehemalige Spei-
Kräuter enthaltende Zubereitung
seeisverpackung gefüllt, Becher und Deckel waren auch
aus Butter, die einen Milchfettanteil
äußerlich mit Lebensmittelresten (teilweise stark ange-
von mindestens 62 % aufweisen und nur
trocknet) verschmutzt. Die Kunststoffverpackung war an
aus Butter, ohne Zusatz von milchfremdem Fett hergestellt
einer Seite angebrochen. Aufgrund der Ekel erregenden
sein muss.
Beschaffenheit musste diese Probe als nicht zum Verzehr
Werden entsprechende Zubereitungen in Gaststätten und
geeignet beurteilt werden.
Restaurants noch selbst hergestellt, wird sehr häufig Margarine mitverwendet, um das Erzeugnis streichfähiger zu
machen. Gemäß der obigen Definition dürfen solche Zubereitungen nicht als „Kräuterbutter“ bezeichnet werden. In
Einzelfällen wurde bei Proben aus Gaststätten ein Fremdfettanteil von bis zu 29 % festgestellt, obwohl es sich laut
Speisekarte angeblich um „Kräuterbutter“ handelte.
Verunreinigung durch Abrieb oder Schmierstoffe
Ebenfalls als nicht mehr zum Verzehr geeignet beurteilt
wurde eine Beschwerdeprobe „Butter“, nachdem die vom
Verbraucher monierten Verschmutzungen bestätigt werden
konnten. Als Ursache der Verunreinigung kamen Abrieb
oder Schmierstoffe der Ausformmaschine in Betracht. Eine
Eine weitere Probe „selbst hergestellte Kräuterbutter“
Betriebsüberprüfung wurde empfohlen, um die Ursache
wurde im Rahmen einer Gaststättenkontrolle erhoben.
des Schmutzeintrages zu ermitteln und abzustellen.
Milch und Milchprodukte
Jahresbericht 2005
Milchprodukte
Aufgeschlagene Sahne – nach wie vor ein „hygienisches Stiefkind“
Auch in diesem Berichtsjahr wurden wieder Schlagsahne-
gangsmaterial hygienisch einwandfrei war. Diese Ergeb-
proben aus Sahnebläsern von Hotels, Cafés und Bäckereien
nisse zeigen, dass das Hygienebewusstsein im Umgang
angefordert, um die hygienische Beschaffenheit des Aus-
mit dem leicht verderblichen Lebensmittel „Sahne“ immer
gangsmaterials (Behältersahne) und der aufgeschlagenen
noch verbesserungswürdig ist. Hauptsächliche Fehler, die
Sahne zu überprüfen. Lediglich rund ein Drittel war mikro-
zu den schlechten mikrobiologischen Resultaten führen,
biologisch und sensorisch einwandfrei, bei der Hälfte aller
sind die ungenügende und / oder zu seltene Reinigung der
Proben wurde wegen erhöhter Gesamtkeimgehalte eine
Sahneaufschlagmaschinen, eine ungenügende Kühlung der
Bemängelung ausgesprochen und eine Hygieneüberprü-
Sahne sowie eine zu lange Aufbewahrungszeit, welche oft
fung angeraten. In einem Fall musste das aufgeschlagene
aus der Verwendung zu großer Vorratsgebinde resultiert.
Erzeugnis wegen stark überhöhter Gehalte an Verderbskei-
Es ist dringend zu empfehlen, die Gebinde wie auch die
men (Enterobakteriazeen, Pseudomonaden, Milchsäure-
Füllmenge so auszuwählen, dass die Sahne arbeitstäglich
bildner und Hefen) als verdorben und nicht zum Verzehr
abverkauft werden kann.
geeignet beurteilt werden, während das verwendete Aus-
Käse
„Vom Schaf, zur Kuh, zum Käseimitat“ – gleich doppelte Verbrauchertäuschung
Zu einem echten Dauerbrenner hat
Auch die Überprüfung von Tierartan-
nur in der nach Guter Herstellungspra-
sich das Thema „Käseimitate“ ent-
gaben bei Schaf- und Ziegenkäse
xis notwendigen Menge. Auch dieser
wickelt. Bei Käseimitaten oder Käse-
ergab eine nach wie vor hohe Zahl
Zusatzstoff ist bei Verwendung im Ver-
analogen handelt sich meist um Pro-
von Auffälligkeiten, vor allem bei Pro-
zeichnis der Zutaten anzugeben.
dukte, bei denen ein Teil des Milch-
ben aus der Gastronomie. Bei einem
fettes durch Pflanzenfett ersetzt wird.
„bulgarischen Schafkäse“ waren Kuh-
Bei „echtem“ Käse hingegen ist die
milchanteile bis zu 5 % nachweisbar.
Verwendung von milchfremdem Fett
Ein in einem Restaurant angebotener
nicht zulässig. Bereits in den ver-
„Schafkäse“ bestand ausschließlich
gangenen Jahren fielen verstärkt Er-
aus Kuhmilch. In manchen Fällen
zeugnisse auf, die in Aussehen und
konnten in den Restaurants auch die
Konsistenz kaum von echtem Käse
originalverpackten Käse sichergestellt
zu unterscheiden, hinsichtlich Ge-
werden; laut Originalkennzeichnung
ruch und Geschmack jedoch fade
handelte es sich dabei teilweise um
und flach waren. Die Untersuchun-
Kuhmilchkäse, welcher in den Gast-
Im Rahmen der Untersuchung von
gen ergaben, dass es sich hierbei um
stätten kurzerhand umbenannt und als
„geriebenem Hartkäse“ fielen einige
Imitate handelte. Aufgrund der Bean-
„Schafkäse“ serviert wurde.
Erzeugnisse wie folgt auf: der Cellu-
standungen wurden auch in diesem
Jahr zahlreiche Käse-Produkte auf
Verfälschung überprüft. Überraschen-
Laktose (Milchzucker) ist ein natürlicher Bestandteil der Mich, der jedoch
in gereiftem Hartkäse üblicherweise
nicht mehr in nennenswerten Anteilen
vorhanden ist. Andererseits ist Milchzucker ein maßgeblicher Bestandteil
in Milch- und Molkepulvern, welcher
unerlaubt dem geriebenen Hartkäse
beigemischt sein kann.
loseanteil betrug 8 bis 10 % bei einem
Eine Täuschung der anderen Art
gleichzeitigen Gehalt an Laktose von
rund 20 %, teilweise waren Cellulo-
derweise wurde man auch bei einem
Nach den Vorschriften der Käseverord-
segehalte bis 15 % festzustellen. Die
„Fast-food-Restaurant“ fündig: hier
nung ist es erlaubt, bei geriebenem
zulässige Höchstmenge für Stärke
wurde „Schafskäse“ als Beilage zu
Käse Kartoffel- und / oder Maisstär-
wurde bei einigen Proben deutlich
einem griechischen Salat angeboten.
ke als Trennmittel in technologisch
überschritten. Die genannten „Zuta-
Die Untersuchungen ergaben, dass
notwendigem Umfang einzusetzen,
ten“ waren allesamt nicht im Zuta-
Schafmilch in diesem Erzeugnis nicht
höchstens jedoch 3 %. Eine entspre-
tenverzeichnis aufgeführt. Bei einem
enthalten war. Nachgewiesen werden
chende Angabe im Zutatenverzeich-
nicht deklarierten Zusatz in diesen
konnten jedoch Kuhmilchbestandteile.
nis ist dann notwendig. Nach den Vor-
Größenordnungen handelt es sich
Nach Abschluss der Analysen stand
schriften der Zusatzstoff-Zulassungs-
um eine deutliche „Streckung“ des
fest, es handelte sich um ein Käseimi-
verordnung darf bei zerkleinertem
eigentlichen Käseanteils bzw. um ei-
tat, hergestellt aus Kokosfett mit Kuh-
Käse auch der Zusatzstoff Cellulose
ne ganz erhebliche „Täuschung“ des
milchanteilen. Die Verbraucher wurden
(E 460), zum Beispiel als Trennmittel,
Verbrauchers.
somit gleich doppelt getäuscht!
eingesetzt werden, jedoch auch hier
31
32
Lebensmittelüberwachung BW
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Eier und Eiprodukte
Strenge Kennzeichnungsvorschriften
„… und sonntags auch mal zwei!“
Durch die EWG-Vermarktungsnormen und das nationale
Besondere Auslobungen zur Förderung des Verkaufs von
Recht sind strenge Vorgaben bezüglich der Kennzeichnung
Eiern dürfen nur dann verwendet werden, wenn diese
von Eiern vorgegeben und lassen auch nur wenig Spiel-
Angaben und Symbole und die Art und Weise ihrer An-
raum für Angaben zur Bewerbung. So mussten auch im
bringung nicht geeignet sind, den Käufer irrezuführen. Die
Berichtszeitraum wieder häufig Beanstandungen hinsicht-
Bezeichnung „Sonntags-Eier“ stellt jedoch eine Auslobung
lich der Kennzeichnung ausgesprochen werden:
dar, die geeignet ist, den Eindruck zu erwecken, dass sich
• Zum einen fehlten die Angaben des Mindesthaltbarkeitsdatums oder des Erzeugercodes, Angaben zur
Legehennenhaltung oder Verbraucherhinweise bei
offen angebotenen Eiern.
• Andererseits gab es auch wieder Eier mit „doppelter
Staatsbürgerschaft“. Während auf den Eiern als Herkunftsland Frankreich aufgestempelt war, fand sich auf
der Verpackung die Angabe „DE …“ für Deutschland.
diese Eier durch eine besondere Qualität von den handelsüblichen Eiern unterscheiden. Die Verbraucher erwarten
hier beispielsweise einen höheren Frischegrad, da die Eier
weichgekocht verzehrt werden sollen. Eier besonderer Frische dürfen nach den EWG-Vermarktungsnormen für Eier
eine Luftkammerhöhe von höchstens 4 mm aufweisen.
Die vorgelegten „Sonntags-Eier“ hatten jedoch Luftkammerhöhen von bis zu 7 mm! Eier, die eine Luftkammerhöhe größer 6 mm aufweisen, entsprechen nicht mehr den
Bei Angaben zur Legehennenhaltung fiel ebenso Wider-
Anforderungen an die Güteklasse A. Sie sind dann z. B. als
sprüchliches auf:
Eier der Güteklasse B einzustufen. Eier der Güteklasse B
• Die Eier einer Probe waren mit dem Erzeugercode
„2 DE- …“ gestempelt, wobei die Ziffer 2 auf Bodenhaltung hinweist.
• Auf der Verpackung war hingegen die Legehennen-
wiederum dürfen nur an bestimmte Unternehmen der Lebensmittelindustrie (z. B. Eiproduktehersteller), die eine Zulassung erfahren haben, oder an die Non-Food-Industrie
abgegeben werden.
haltungsform „aus Käfighaltung“ angebracht. Unterschiedliche Angaben zur Haltungsart der Legehennen
sind als zur Irreführung geeignet zu beurteilen.
Die Luftkammerhöhe stellt ein Maß für das Alter des Eies
dar. Sie darf bei Eiern der Güteklasse A nicht höher als
6 mm sein. Bei „tagesfrisch“ angebotenen Eiern waren
Luftkammerhöhen von 4 und 5 mm festzustellen. Sie entsprachen zwar noch den Anforderungen an die Güteklasse
A, allerdings weisen tagesfrische Eier Luftkammerhöhen
von 2 mm auf.
Gekochte und gefärbte Eier
Gekochte, gefärbte Hühnereier („Brotzeiteier“, „Vespereier“, „Ostereier“) gaben
des Öfteren Anlass zur Beschwerde. Die
eingesetzten Farbstoffe wurden nicht ordnungsgemäß angegeben oder die Eier hatten
zum Teil eine defekte Schale und waren verdorben.
Ein besonderer Fall: Von 47 untersuchten Eiern einer Probe
waren 28 Eier zu beanstanden (entspricht 60 %!). Das Erzeugnis wurde vom Handel freiwillig aus dem
Verkehr genommen.
Eier und Eiprodukte / Fleisch, Wild und Geflügel
Jahresbericht 2005
33
Fleisch, Wild, Geflügel und -Erzeugnisse
Gammelfleisch
Verdorbene Waren in Kühl- und Gefrierhäusern
Mangelnde Hygiene beim Umgang mit Fleisch führt
zum Verderb. Zur Erhaltung der Qualität ist vor allem
die Einhaltung der Kühlkette sowohl bei gekühltem
als auch bei gefrorenem Fleisch erforderlich. Bei Kontrollen wurde häufig unsachgemäß gelagerte oder
überlagerte Ware angetroffen.
Bei nicht gefrorenen Fleisch- und Wurstwaren kann es durch
(Kaninchenköpfe, „frische“ Pute, Gänsekeule). Der hohe
Anteil beanstandeter Proben ist neben der zielgerichteten
Überprüfung auf Proben mit abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdaten auch auf die Nachverfolgung von Beanstandungen anderer Lebensmittelüberwachungsbehörden zurückzuführen. Die Ergebnisse zeigen, dass im Sinne einer
risikoorientierten Betriebskontrolle auch der Überwachung
von Kühl- und Gefrierhäusern verstärkte Aufmerksamkeit
zuteil werden sollte.
Mikroorganismen zum Verderb kommen. Hierbei stellen
sich durch die Stoffwechseltätigkeit der Keime sinnfällige
Veränderungen ein. Verdorbenes Fleisch weist graugrünliche Verfärbungen, schmierige Oberflächen sowie deutlich
Separatorenfleisch
Auch die Fleischreste werden verarbeitet
fäulnisartige Geruchsabweichungen auf. Die Kühllagerung
Separatorenfleisch ist maschinell von ausgelösten
der Lebensmittel soll den Verderb durch Mikroorganismen
Knochen abgetrenntes zerkleinertes Fleisch. Es wird
hinauszögern. Aber auch bei Kühlschranktemperaturen ver-
in Fleischwaren verarbeitet. Separatorenfleisch darf
mehren sich viele zur Verderbnisflora von Fleisch zählende
im Zutatenverzeichnis nicht als Zutat Fleisch ange-
Keime, wie die Pseudomonaden. Bei zu langer Lagerung
geben werden. Es ist als Separatoren-
setzen daher auch bei gekühlter Aufbewahrung von Fleisch
fleisch zu deklarieren.
Verderbniserscheinungen ein. Wird die erforderliche Kühltemperatur nicht eingehalten, wachsen die Verderbskeime
wesentlich schneller, sodass sich die Haltbarkeit verkürzt
und das Mindesthaltbarkeitsdatum bei Fertigpackungen
nicht erreicht wird.
Vor der Verarbeitung zu Fleischerzeugnissen muss das Fleisch
vom Knochen getrennt werden.
An den ausgelösten Knochen
haftet dann noch eine gewisse
Soll frisches Fleisch längerfristig haltbar gemacht werden,
Menge Restfleisch. In den gro-
ist eine Gefrierlagerung erforderlich. Bei Temperaturen un-
ßen Zerlege- und Produktions-
ter – 18 ° C sind die Lebensmittel vor dem Verderb durch
betrieben erfolgt die Gewinnung
Mikroorganismen geschützt. Verderb kann dann jedoch
von Restfleisch von entbeinten
durch Oxidation der Fettbestandteile durch Luftsauerstoff
Knochen oder von Geflügelkarkas-
erfolgen. Durch Lagerung bei unter –18 ° C und unter Luft-
sen maschinell. In Press-Trennmaschi-
abschluss ist gefrorenes Fleisch dann mehrere Monate
nen werden die fleischtragenden Kno-
lagerfähig. Wird gefrorenes Fleisch dagegen bei schwan-
chen unter hohem Druck gegen ein Siebsystem
kenden insbesondere bei zu hohen Temperaturen aufbe-
gepresst. Die weichen Bestandteile wie Muskulatur, Fett-
wahrt (Unterbrechung der Kühlkette) oder in beschädigten
und Bindegewebe passieren die Lochsiebe und werden
also undichten Verpackungen gelagert, tritt der so genannte
vom härteren Knochenmaterial getrennt. Man erhält das
Gefrierbrand ein: das heißt, das Fleisch trocknet stellen-
so genannte Separatorenfleisch. Die Struktur der Muskelfa-
weise aus und verfärbt sich hell. Hier hat der Sauerstoff
sern wird beim Separatorenfleisch zerstört oder aufgelöst.
leichter Zutritt und das Fett wird ranzig. Die vom Hersteller
Separatorenfleisch enthält viele vom Knochen abgeriebene
kalkulierte Haltbarkeit wird bei derartigen Lagerfehlern nicht
Partikel. Da Knochengewebe reich an Kalzium ist, weist
erreicht. Allerdings ist auch bei Tiefkühllagerung die Haltbar-
auch Separatorenfleisch hohe Kalziumgehalte auf.
keit begrenzt, und überlagerte Ware wird nach einiger Zeit
dann entsprechende Verderbserscheinungen zeigen.
Neben dieser konventionellen Hartseparation gibt es mittlerweile schonendere Herstellungstechnologien (Advan-
Auch in Baden-Württemberg wurden Ende des Jahres 2005
ced Meat Recovery, AMR), die mit wesentlich niedrigerem
im zeitlichen Zusammenhang mit dem Gammelfleischskan-
Druck arbeiten. Es wird ein neuer Typ von Separatoren-
dal 145 Verdachtsproben aus Kühl- oder Gefrierhäusern un-
fleisch gewonnen. Es weist nur einen niedrigen Anteil an
tersucht. 88 Proben (= 61 %) wiesen zum Teil erhebliche
Knochenabrieb auf, somit ist auch der Kalziumgehalt dieses
Verderbniserscheinungen auf. Es wurde sowohl Verderb
Separatorenfleisches wesentlich niedriger. Es ist daher we-
durch Mikroorganismen als auch Fettverderb durch unsach-
sentlich schlechter in Fleischerzeugnissen nachzuweisen
gemäße Gefrierlagerung festgestellt, darunter beispiels-
als das oben beschriebene Produkt, das nach der alten
weise fauliges Rinderfilet und extrem ranzige Fleischwaren
Technologie gewonnen wurde.
Abb.:
Separatorenfleisch
34
Lebensmittelüberwachung BW
Separatorenfleisch kann in Fleischerzeugnissen histologisch über einen erhöhten Gehalt an Knochenpartikeln
und chemisch über erhöhte Kalziumgehalte nachgewiesen
werden. Die Untersuchungen der im Jahr 2005 insgesamt
auf Separatorenfleisch untersuchten 123 Proben – sowohl
Fleischerzeugnisse als auch Verarbeitungsfleischproben
– zeigen, dass sich Separatorenfleisch auf dem Markt befindet und in Fleischerzeugnissen verwendet wird. In insgesamt 21 Fällen konnte Separatorenfleisch nachgewiesen
werden. Hier ist die hohe Anzahl an positiven Proben insbesondere auf die Nachverfolgung von Beanstandungen
in der Regel mit mehreren Proben pro Fall zurückzuführen.
Im Handel und bei der Verarbeitung in Fleischwaren darf
Separatorenfleisch allerdings nicht als Zutat Fleisch ausgewiesen werden, sondern muss als Separatorenfleisch
bezeichnet oder im Zutatenverzeichnis deklariert werden.
Es darf auch nicht zu dem anzugebenden Fleischanteil hinzugerechnet werden. Bei der Abgabe von loser Ware ist die
Verwendung von Separatorenfleisch ausreichend kenntlich
zu machen. Bei Betriebskontrollen wurde das Separatoren-
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Fremdwasser in Hähnchenfleisch?
Die Zugabe von Fremdwasser ist im Fleischbereich teilweise technologisch erforderlich, wie beispielsweise bei den
Brühwürsten. Bei anderen Fleischerzeugnissen dient die
Zugabe von Fremdwasser einzig der Gewinnoptimierung.
Im Rahmen des EG-weiten Koordinierten Überwachungsprogramms (KÜP) 2005 wurde die Sicherheit, Qualität und
Etikettierung von Geflügelfleischerzeugnissen hinsichtlich
der Verwendung von Wasserbindern überprüft. Hierzu
wurden insgesamt 58 Proben verschiedener Hähnchenfleischerzeugnisse, beispielsweise Hähnchenbrustfilets
(z.T. mit 8 % Flüssigwürze, z.T. naturbelassen), auf zahlreiche chemische Parameter wie Wasser-, Fett-, Protein-,
Hydroxyprolin-, Asche-, und Kohlenhydratgehalt untersucht.
Außerdem wurden die Proben auf Kennzeichnungsmängel
geprüft. 18 (= 31 %) der eingesandten Proben wurden wegen zu hohem Fremdwassergehalt mit einem Spitzenwert
von 17 % Fremdwasser bzw. zu niedrigem Fleischanteil
beanstandet.
fleisch auch unter der Bezeichnung „3-mm-Fleisch“, „Baaderfleisch“ oder „MDM“ (= Mechanically Deboned Meat)
vorgefunden. Die Verwendung dieser Bezeichnungen für
Separatorenfleisch muss als irreführend beurteilt werden.
Auffällig ist, dass Fleischwaren mit der deklarierten Zutat
Separatorenfleisch kaum anzutreffen sind.
Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere
und -Erzeugnisse
Hygienische Beschaffenheit von tiefgefrorenen Garnelen
Tiefgefrorene Garnelen verschiedener Größensortierungen erfreuen sich seit vielen Jahren großer Beliebtheit
beim Verbraucher. In der Vergangenheit gab es mehrfach Hinweise darauf, dass die notwendigen hygienischen
Bedingungen bei der Produktion nicht immer eingehalten werden.
Im Rahmen einer Schwerpunktaktion 2005 wurden 85
bestimmten Keimarten gebildet. Der Indolgehalt korreliert
Proben tiefgefrorene Garnelen in Fertigpackungen sen-
nicht unmittelbar mit sinnfälligen Abweichungen, jedoch
sorisch, chemisch und mikrobiologisch untersucht. Über-
weisen erfahrungsgemäß Erzeugnisse mit sehr hohen In-
wiegend handelte es sich um gekochte, geschälte Ware.
dolgehalten auch starke Geruchs- und Geschmacksabwei-
Garnelenfleisch ist extrem rasch verderblich und in den
chungen auf. Wegen sensorischer Abweichungen muss-
Erzeugerländern herrschen recht hohe Umgebungstem-
ten fünf Proben beanstandet werden. Drei dieser Proben
peraturen. Durch den Kochprozess wird ein Großteil der in
wiesen gleichzeitig extrem hohe Indolgehalte auf, die zwei
der Rohware vorhandenen Bakterien abgetötet, die des-
anderen waren in Bezug auf Indol unauffällig, hatten jedoch
halb bei der mikrobiologischen Untersuchung nicht mehr
erhöhte Gesamtkeimzahlen. Bei den beanstandeten Pro-
nachweisbar sind. Auch die 2005 untersuchten Garnelen
ben handelte es sich um gekochte und geschälte Ware in
waren mikrobiologisch nicht zu bemängeln. Als Indikator für
kleinen Größensortierungen. Diese so genannten „Cock-
Hygienemängel, insbesondere eine deutliche Kühlketten-
tail-Garnelen“ oder „Cocktail-Shrimps“ aus tropischen
unterbrechung vor dem letzten keimtötenden Prozess, gilt
Fang- bzw. Erzeugungsgebieten waren schon häufiger
der Indolgehalt. Indol ist eine Substanz, die im Rahmen der
durch sensorische und hygienische Abweichungen aufge-
bakteriellen Eiweißzersetzung aus der Aminosäure Tryp-
fallen. Aus einer Probe roher gewürzter Garnelen wurden
tophan entsteht und durch Kochen und Tiefgefrieren nicht
Salmonellen Subspez. IV isoliert.
wesentlich beeinflusst wird. Allerdings wird Indol nur von
Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere
Jahresbericht 2005
Seezunge, Tropenzunge oder Pangasius?
Nachweis von Verbrauchertäuschungen
Seezunge, Tropenzunge und Pangasius sind drei verschiedene Fischarten, die als Speisefische genutzt werden. Von den genannten Fischen
ist die Seezunge der wohlschmeckendste und auch mit Abstand der
teuerste Fisch. Bei der Tropenzunge und dem Pangasius
handelt es sich demgegenüber um weniger wohlschmeckende und geringwertigere Fische.
• Die Seezunge (solea solea bzw. solea vulgaris) ist ein
bis 70 cm langer Plattfisch, mit einer graubraunen bis
schwarzbraunen Augenseite und einer weißen Blindseite. Sie ist in fast allen europäischen Küstengewässern
und entlang der Atlantikküste bis zum Senegal verbreitet.
Nur dieser Fisch darf als „Seezunge“ bezeichnet und
verkauft werden. Andere Arten der Familie der Soleidea
dürfen als „Zunge“ bezeichnet werden.
• Die Rotzunge oder Tropenzunge (cynoglossus spp.) ist
eine Sammelbezeichnung für zahlreiche Zungenarten.
Diese gehören ebenfalls zu den Plattfischen, jedoch zu ei-
51 Proben, die in der Speisekarte als „Seezunge“
bezeichnet wurden
ner anderen Familie, zu den „Hundszungen“. Sie bleiben
Bei 35 von 51 als Seezunge bzw. Seezungenfilet
deutlich kleiner als die Seezunge. Tropische Zungenarten
angepriesenen Erzeugnissen kam eine billigere Va-
sind zwar verkehrsfähig, dürfen jedoch nicht als „See-
riante eines Plattfisches auf den Teller.
zunge“ bezeichnet werden, sondern müssen mit ihrer
Dies entspricht einer beachtlichen Beanstandungs-
vollständigen Bezeichnung: Rotzunge oder Tropenzunge
quote von 69 %. Bei einem Teil der Proben ließ sich
benannt werden.
aus den Lieferpapieren oder der Originalverpackung
• Der Pangasius (pangasius spp.) ist kein Plattfisch, sondern ein bis 120 cm langer Schlankwels. Dieser Fisch
in der Gaststätte die korrekte Angabe der Tierart entnehmen.
wird in Vietnam in Süßwasser-Aquakulturen gezogen.
Es handelt sich um einen preiswerteren Speisefisch.
Die Filets der drei Fische sehen sehr ähnlich aus, sodass
der Verbraucher anhand des Filets nicht erkennen kann, um
welchen Fisch es sich handelt.
Proben mit
Proben mit
Die Proben wurden hauptsächlich in Gaststätten erhoben
korrekter
falscher
Kennzeichnung
Kennzeichnung
31 %
69 %
und waren dort laut Speisekarte als Gerichte mit Seezungenfilets bezeichnet. Die Untersuchung, ob die angegebene Tierart vorlag, erfolgte mittels Isoelektrischer Fokussierung (IEF) und / oder Polymerasekettenreaktion (PCR).
Grafik:
Anteil der
fälschlicherweise
als Seezunge bzw.
Seezungenfilet
angepriesenen
Proben
Fischbezeichnung 2005
35
36
Lebensmittelüberwachung BW
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Fette und Öle
Jeder Bundesbürger verbraucht im Durchschnitt jedes Jahr ca. 30 kg
Speisefette und Speiseöle. Davon ist etwa ein Drittel tierischer Herkunft
(hauptsächlich Butter), die anderen zwei Drittel sind pflanzlicher Herkunft, dabei handelt es sich hauptsächlich um Speiseöle und Margarine.
Diese 30 kg stellen übrigens nur einen kleinen Bruchteil der gesamten
Fettzufuhr dar, denn der überwiegende Teil wird als „verstecktes Fett“
mit anderen Lebensmitteln aufgenommen.
Olivenöl
Die meisten der in Deutschland verkauften Olivenöle werden als „Natives
Olivenöl extra“ vermarktet. Olivenöle
dieser Kategorie müssen bestimmte
chemische Vorgaben einhalten, eine
wahrnehmbare Fruchtigkeit aufwei-
Im Jahr 2005 wurden insgesamt 1 460 Proben untersucht,
sen und frei von Fehlern sein. Im Berichtsjahr wurden 145
davon waren 233 (= 16 %) zu beanstanden, wobei 52 Be-
Olivenöle untersucht, davon waren 34 (= 23 %) zu bean-
anstandungen aufgrund der mangelhaften Kennzeichnung
standen, etwa die Hälfte davon wegen fehlerhafter Kenn-
bzw. Aufmachung ausgesprochen wurden.
zeichnung.
Viele Olivenöle der Kategorie „Natives Olivenöl extra“
wiesen sensorisch wahrnehmbare Fehler auf (stichig,
schlammig, ranzig etc.), obwohl die chemischen Kennzahlen unauffällig waren. In einigen kritischen Fällen wurde der
sensorische Befund zusätzlich durch ein unabhängiges Olivenölpanel an der Bundesforschungsanstalt für Ernährung
und Lebensmittel (BFEL) bestätigt. Auch die chemischen
Kennzahlen (z. B. Säuregehalt, UV-Absorption) von Ölen der
Kategorie „Natives Olivenöl extra“ entsprachen in einigen
Fällen nicht den Vorgaben der EU-Verordnung. Ein Olivenöl
aus Italien war erheblich mit Sojaöl verfälscht.
In zwei Olivenölen im Tetrapak wurde der Photoinitiator
Isopropylthioxanthon (ITX), ein Bestandteil der Druckfarbe,
Frittierfette
Wie auch in den Jahren zuvor weisen Frittierfette
in nennenswerten, jedoch nicht gesundheitsgefährdenden
Gehalten nachgewiesen.
mit Abstand die höchste Beanstandungsquote auf.
Zwei Proben natives Olivenöl extra aus Griechenland ent-
Von 379 untersuchten Proben mussten 129 (= 34 %)
hielten 12 bzw. 95 mg / kg an Diethylhexylphthalat (DEHP),
beanstandet werden. Die Verwendung von verdor-
einem Weichmacher für Kunststoffe, der toxikologisch nicht
benem Frittierfett kann leicht vermieden werden,
ganz unbedenklich ist. In der überwiegenden Anzahl der
wenn beim Frittieren einige Grundregeln eingehal-
untersuchten Olivenöle und anderen Speiseöle konnten da-
ten werden. Immer mehr Lebensmittelkontrolleu-
gegen keine Phthalate nachgewiesen werden; eine Konta-
re verwenden inzwischen elektronische Messge-
mination ist offensichtlich technisch vermeidbar. Die beiden
räte, mit denen verdorbene Frittierfette recht gut
auffälligen Olivenöle wurden daher beanstandet.
erkannt werden können. Dadurch können gezielt
auffällige Frittierfette identifiziert und als Probe gezogen werden. Für eine rechtsverbindliche Beurteilung der Frittierfette ist jedoch auch weiterhin eine
qualifizierte Untersuchung im chemischen Labor
unverzichtbar.
Offene Speiseöle in der Gastronomie
und im Einzelhandel
Von 54 offenen Speiseölen, die in Gaststätten und Kantinen auf den Tischen, an der Theke oder am Salatbüffet zur
Selbstbedienung angeboten wurden, waren 14 (= 26 %)
so stark ranzig, dass sie nicht mehr zum Verzehr geeignet
Emulgierte Bratfette
waren. Offensichtlich werden diese Öle, die ja empfindliche
Im Handel werden zunehmend flüssige Fettemulsionen
Sorgfalt behandelt.
zum Braten angeboten. Alle 15 untersuchten Proben wie-
Auch Speiseöle, die offen im Einzelhandel verkauft werden,
sen nur sehr geringe Spuren an trans-Fettsäuren auf. Al-
waren immer wieder zu beanstanden. Einige Öle waren
lerdings erwiesen sich zwei Proben als stark ranzig und
bereits ranzig, und nicht immer stimmten die Angaben auf
zwar schon deutlich vor Ablauf des Mindesthaltbarkeits-
den Vorratsgefäßen (oft handbeschriftete Glasballons) mit
datums.
dem Inhalt überein.
Lebensmittel darstellen, nicht immer mit der erforderlichen
Fette und Öle / Feinkostsalate
Jahresbericht 2005
Feinkostsalate
Andere Pflanzenöle
Eine ganze Reihe von pflanzliche Speiseölen und -fetten
wurden auf Sortenreinheit, Verderb, Raffination und thermische Belastung geprüft.
14 Öle wurden als „kaltgepresst“ oder „nativ“ angeprie-
In russischen Einzelhandelsgeschäften werden als Konservenwaren „Gemüsesalat“ bzw. „Meerkrautsalat“ angeboten. Diese Salate bestehen aus einer Mischung aus
Meeresalgen, Zwiebeln, Essig und Öl. In den Proben wurden Jodgehalte bis zu 52,7 mg / kg festgestellt. So ergibt
sich beim Verzehr dieses Doseninhalts von ca. 220 g eine
sen, obwohl sie einer Raffination unterzogen wurden, 2
Aufnahme an Jod von ca. 11 600 µg. Nach der Stellung-
dieser Öle waren Bestandteile von Fischkonserven. Ein
nahme des BfR (Bewertung des gesundheitlichen Risikos
Sonnenblumenöl war mit deutlichen Mengen an Rapsöl
durch zu hohen Jodgehalt in getrockneten Algen) liegt
verschnitten.
der für Deutschland als sicher betrachtete obere tolerab-
Bei ausländischen Ölen fehlte häufig die deut-
le Zufuhrwert bei 500 µg Jod /Tag. Dieser obere
tolerable Zufuhrwert ist bei den Proben bei
sche Kennzeichnung. Auch die Nährwert-
einer Gesamtverzehrsmenge der Portion
angaben waren nicht immer korrekt.
von 220 g deutlich überschritten. Die
Drei Proben Senföl aus Russland
Deutsche Gesellschaft für Ernährung
und aus einer heimischen Ölmüh-
empfiehlt eine durchschnittliche Ta-
le enthielten zwischen 25 % und
gesaufnahme von nicht mehr als
38 % Erucasäure. Diese langket-
200 µg Jod. Selbst wenn nur die
tige Fettsäure kommt häufig in
Hälfte des Doseninhalts von einer
größeren Konzentrationen im Öl
Person verzehrt wird, ist dieser
von Kreuzblütlern (früher auch im
Wert um ein Vielfaches überschrit-
Rapsöl) vor. Da größere Mengen an
ten. In ca. 3,8 g (!) des Erzeugnisses
sind diese 200 µg Jod enthalten. Die-
Erucasäure den Herzmuskel schädigen
können, ist der Gehalt in Speiseölen auf
ses Lebensmittel wurde daher als geeignet, die Gesundheit zu schädigen, beanstan-
5 % begrenzt.
Ein Arganöl aus Marokko und zwei Proben Leindotteröl aus
Russland wiesen Gehalte an Benzo(a)pyren, weit über dem
Grenzwert von 2 µg / kg, auf.
det und ist somit nicht verkehrsfähig.
Die Warengruppe „Feinkostsalate“ weist eine hohe Beanstandungsrate auf, die maßgeblich auf die unzureichende
mikrobiologisch-hygienische Beschaffenheit von Produk-
Palmöle, vor allem aus Afrika, waren sehr häufig fehlerhaft
ten aus handwerklicher Herstellung zurückzuführen ist.
gekennzeichnet, in 3 Proben wurde zusätzlich noch der
Die Mehrzahl der beanstandeten Proben wies Kennzei-
verbotene Farbstoff Sudanrot nachgewiesen.
chen des Verderbs auf. Häufig wurde Ausgangsmaterial
mit mangelnder Frische verarbeitet. Eine unzureichende
Margarine
Produktions- bzw. Betriebshygiene ist als weitere wichtige
In 62 Proben Margarine wurde der Gehalt an trans-Fettsäu-
Bei den offen angebotenen Feinkostsalaten wurde zusätz-
ren und an Schwermetallen (Reste von Härtungskatalysa-
lich die notwendige Kenntlichmachung der Zusatzstoffe
toren) bestimmt. Die Gehalte lagen durchweg erfreulich
überprüft.
niedrig. Lediglich bei Margarinen für spezielle gewerbli-
Häufig erfolgt die Kenntlichmachung durch schriftliche Auf-
che Anwendungen (Back- und Ziehmargarinen) finden sich
zeichnungen in Form eines Ordners, der dem Verbraucher
höhere Gehalte an trans-Fettsäuren, die zur Erzielung der
unmittelbar zugänglich sein muss und auf den bei dem
gewünschten technologischen Zwecke anscheinend nicht
Lebensmittel hingewiesen werden muss. Die Angaben in
ganz zu vermeiden sind.
den Ordnern waren oft unvollständig oder fehlerhaft.
Ursache zu nennen.
37
38
Lebensmittelüberwachung BW
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Getreide, Backwaren, Teigwaren
Getreide, Getreideprodukte
Verschiedene Getreideprodukte wurden von Verbrauchern
wegen Schädlingsbefall, hauptsächlich Motten, bei den
Landratsämtern abgegeben. Die Motten bzw. Mottenlarven bzw. Maden befinden sich sehr oft äußerlich in den
Packungsfalzen der Umverpackung. Aufgrund dieses Umstandes lässt sich in den meisten Fällen nicht sagen, wo
die Schädlinge in das Erzeugnis gelangt sind. Dies kann
beim Hersteller, Großhändler, Einzelhändler, aber auch
im Haushalt des Verbrauchers geschehen sein. In einigen
Fällen wurde auch Schädlingsbefall (Motten, Gespinste,
Reismehlkäfer) im original verpackten Erzeugnis festgestellt. In diesem Fall ist der Befall direkt beim Hersteller
und Abpacker sehr wahrscheinlich.
Einige Mehle wiesen aufgrund der Überlagerung sensorische Abweichungen auf.
Bei in Mühlen erhobenen Mehlproben stimmte die Typenangabe nicht mit dem ermittelten Mineralstoffgehalt überein. In der Deutschen Norm DIN 10355 ist geregelt, welche
Typenangabe welchem Mineralstoffgehalt entspricht.
Brot, Kleingebäck, Feine Backwaren
In Gebäckstücken wurden gesundheitsschädliche Fremd-
Schwarzwälder Kirschtorten wurden sensorisch und ana-
körper gefunden (Nagel im Brot, Drahtstück in Reiswaffel,
lytisch auf die charakteristische Zutat Kirschwasser unter-
grobkantige Kunststoffpartikel, Glasscherbe in Brötchen),
sucht. In Deutschland muss üblicherweise so viel Kirsch-
die beim Verzehr im Innenraum des Mundes zu Verletzun-
wasser bei der Herstellung dieser Torte verwendet werden,
gen führen können. Es handelte sich in allen Fällen um
dass sie auch deutlich danach schmeckt. Die Überprüfung
Verbraucherbeschwerden.
zeigt, dass dies nicht immer der Fall ist. Die wesentlichen
Einige Gebäckstücke führten zu Verbraucherbeschwerden,
Komponenten der Schwarzwälder Kirschtorte sind nach
weil sich in den Backwaren Fremdkörper wie Kunststoff-
den „Leitsätzen für Feine Backwaren“ Wiener- oder Biskuit-
folien, Borsten eines Handbesens, Textilfasern, Papier be-
boden, Sahne oder Buttercreme, Kirschen und Kirschwas-
fanden. Außerdem wurden in Brot eine ganze tote Maus
ser sowie Schokoladenspäne als Verzierung. Das Kirsch-
vorgefunden, zudem befanden sich in Gebäckstücken tote
wasser wird entweder der Sahne zugesetzt, kann aber
Insekten und Käfer.
auch in der Füllmasse enthalten sein, manchmal wird mit
Auch in diesem Jahr wurde der Aluminiumgehalt von Lau-
dem Kirschwasser auch der fertige Boden getränkt. Zur
gengebäck bestimmt. Aluminiumhaltige Bleche sind nicht
Erzielung eines deutlichen Kirschwassergeschmacks sind
laugenbeständig und deshalb für das Backen von belaugten
nach dem Ergebnis der Untersuchungen mehr als 50 ml
Teiglingen ungeeignet. Die Untersuchung der Laugenge-
Kirschwasser / 2 kg Torte erforderlich. Das Kirschwasser
bäcke ergab, dass nach wie vor belaugte Teiglinge direkt
muss nicht aus dem Schwarzwald stammen. Ein Teil der
auf derartigen Aluminiumblechen gebacken werden. Diese
Proben wurde wegen der zu schwachen Kirschwassernote
Proben weisen in der Kruste an der Unterseite einen er-
als wertgemindert beanstandet.
höhten Aluminiumgehalt auf.
Ebenfalls überprüft wurden die zur Herstellung der
Bei Frankfurter Kranz, Sahnetorten und Obsttorten mit
Schwarzwälder Kirschtorte verwendeten Kirschwässer.
Belegkirschen war der Farbstoff in den Belegkirschen
Ein Kirschwasser fiel durch eine deutlich wahrnehmbare
nicht kenntlich gemacht. Eine Sachertorte enthielt zu we-
Fuselnote und einen wenig ausgeprägten Geruch auf. Bei
nig Butter, ein Frankfurter Kranz war nicht wie üblich mit
weiteren Kirschwässern wurde untypisches, unangeneh-
Buttercreme hergestellt, ein Schokoladenkuchen wurde
mes, an Lösungsmittel (Klebstoff!) erinnerndes Aroma fest-
ohne Schokolade / Kakao hergestellt. Die Verwendung von
gestellt. Derartige sensorische Eigenschaften schließen
kakaohaltiger Fettglasur als Überzug, die mit Schokolade
eine Verwendung zur Herstellung einer Schwarzwälder
verwechselbar ist, wurde nicht ausreichend kenntlich ge-
Kirschtorte aus.
macht.
Getreide, Backwaren, Teigwaren / Obst und Gemüse
Jahresbericht 2005
Teigwaren
Ein Großteil der Beanstandungen betraf die bakteriolo-
Noch immer sind die QUID-Angaben nicht überall ange-
gisch-hygienische Beschaffenheit gegarter Teigwaren aus
geben, d. h. bei Eierteigwaren fehlte die Menge der Zutat
Gaststätten. Solche Erzeugnisse wurden im Rahmen von
Ei.
Betriebsüberprüfungen durch die Landratsämter entnom-
Teigwaren, die ausschließlich aus Hartweizengrieß herge-
men. Sie wiesen deutlich erhöhte Keimzahlen mit senso-
stellt sein sollten, wiesen einen Weichweizenanteil von
rischen Abweichungen (muffiger und säuerlicher Geruch)
> 20 % auf.
auf. In einem Herstellerbetrieb für Teigwaren wurden Nu-
Die Auslobung „ohne genmanipulierte Rohstoffe“ bei fri-
deln in schwarz versporten Trockenkörpern gelagert und
schen Spätzle in einer Fertigpackung ist ohne entsprechen-
transportiert. Eine Verdachtsprobe Fadennudeln wurde
de konkrete Belege für jeden einzelnen infrage kommen-
vom Einzelhändler zum Verkauf angeboten, obwohl sie be-
den Rohstoff als irreführend anzusehen.
reits 1996 bezogen worden war. Die Nudeln waren durch
lebende und tote Tabakkäfer, unzählige Käferpuppen, Käferlarven, Insektenfragmente und zahlreiche lebende, kleine
Mücken stark verunreinigt. Das Mindesthaltbarkeitsdatum
war auf der Verpackung nicht mehr erkennbar, es wurde
offensichtlich entfernt.
Obst, Gemüse und -Erzeugnisse
Verdorbene, Ekel erregende und
wertgeminderte Obst-, Pilz- und
Gemüseerzeugnisse in Gaststätten
Unhygienische Behandlung und unsachgemäße
Lagerung
Der Verderb bzw. die hohen Keimzahlen sind ähnlich wie bei
den Gemüseerzeugnissen auf Mängel in der Hygienepraxis
in den Betrieben zurückzuführen.
Bei den Obsterzeugnissen, z. B. Ananaskonserven für Hawaitoast oder Fruchtcocktails, zeigten sich gleichfalls die
vorstehend geschilderten Mängel, eine längere im Anbruch
Eine Verdachtsprobe offener gegarter Spargel, die im Rah-
befindliche Obstkonservendose wies einen weit überhöh-
men einer Betriebskontrolle in einem Restaurant entnom-
ten Zinngehalt von 400 mg / kg auf.
men wurde, war nur mit einem schmutzigen Geschirrtuch
abgedeckt. Sowohl am Tuch als auch am Spargel konnten
Schmutz und Haare nachgewiesen werden. Entsprechend
wies der gegarte Spargel deutlich überhöhte Keimgehalte
Nicht sichere Lebensmittel: getrocknete
Seealgen / getrockneter Seetang
auf, sodass das Lebensmittel als nicht zum Verzehr geeig-
Weiterhin gesundheitlich nicht unbedenkliche
net beanstandet wurde.
Meeresalgen- und Seetangerzeugnisse gewerbs-
Unter anderem gelangten offene Gemüseerzeugnisse wie
mäßig im Angebot
Sauerkraut, Paprika, Oliven und Artischocken aus Gast-
Bei einigen Proben getrockneten Seealgen bzw. Seetang
stätten, Pizzerien und ähnlichen Betrieben zur mikrobio-
wurde ein überhöhter Jodgehalt festgestellt. In einem Er-
logischen Untersuchung. Ein Großteil war aufgrund der
zeugnis lag der Gehalt bei über 5 400 mg Jod / kg Trocken-
mangelhaften mikrobiologisch-hygienischen Beschaffenheit
masse.
zu beanstanden. Der Verderb bzw. die hohen Keimzahlen
Nach Auffassung des Bundesinstituts für Risikobewertung
waren ausnahmslos auf eine unhygienische Behandlung
(BfR) sind getrocknete Algenerzeugnisse mit einem Jodge-
und vor allem auf eine unsachgemäße Lagerung bei zu
halt von 20 mg / kg geeignet, die Gesundheit zu schädigen,
hoher Temperatur bzw. in unhygienischen Behältnissen
da bei einer angenommenen Verzehrsmenge von 10 g die
sowie auf Überlagerung zurückzuführen. Immer wieder
Höhe der empfohlenen Tagesdosis an Jod (200 µg) bereits
ist festzustellen, dass Reste von Konservenware nicht aus
erreicht wird. Durch diese Maßnahme soll verhindert wer-
der Konservendose in ein geeignetes, sauberes und dicht-
den, dass, unter Berücksichtigung der Jodaufnahme aus
schließendes Behältnis umgefüllt werden, sondern über
anderen Quellen, die für Deutschland als sicher betrachtete
längere Zeit im geöffneten und korrodierten Originalbe-
Obergrenze der tolerablen Zufuhr von 500 µg /Tag nicht
hältnis verbleiben.
überschritten wird. Durch den Verzehr einer entsprechend
Auch Pilz-Verdachtsproben aus Gaststätten und ähnlichen
angenommenen Portionsgröße von 10 g würden bei der
Betrieben (offene Konservenware zur Weiterverarbeitung)
beanstandeten Probe ca. 54 mg Jod aufgenommen und
waren aufgrund ihrer mangelhaften sensorischen und mi-
somit der obere tolerable Zufuhrwert (500 µg) um etwa
krobiologisch-hygienischen Beschaffenheit zu beanstanden.
den Faktor 108 überschritten.
39
40
Lebensmittelüberwachung BW
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Getrocknete Lilien – Novel Food?
Keimsprossen aus Saatgut
Eingebunden im Bundesweiten Überwachungsplan
Lebensmittelzuordnung durch EU-BasisVO
(BÜP)
178 / 2002 klargestellt
Im Rahmen des Bundesweiten Überwachungsplans (BÜP)
wurde diese Produktgruppe auf den Konservierungsstoff
Schweflige Säure untersucht. Lediglich eine Probe getrocknete Lilien aus einem asiatischen Spezialitätengeschäft war
auffällig. Dieses Lebensmittel, bei dem eine Schwefelung
nach den Vorschriften der Zusatzstoff-Zulassungsverordnung nicht erlaubt ist, wies jedoch mit 2 000 mg / kg (berechnet als Schwefeldioxid) einen sehr hohen Gehalt dieses
Konservierungsstoffes auf. Von der zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörde wurde eine EU-Schnellwarnung
veranlasst.
Ergänzend sei erwähnt, dass derzeit von der Europäischen
Kommission geprüft wird, ob Lebensmittel bzw. Lebensmittelzutaten aus Lilien als neuartige Lebensmittel im Sinne der Novel-Food-Verordnung einzustufen sind. Sollte es
sich um ein neuartiges Lebensmittel handeln, bedarf das
In-Verkehr-Bringen einer Genehmigung durch die EU-Kommission.
Bereits im Jahr 2002 wurde im CVUA Sigmaringen
ungekeimtes Saatgut zur Herstellung von Keimsprossen untersucht.
Fremdkörper in fertig verpackten
Erzeugnissen
Damals wurde festgestellt, dass diese Produkte
Immer noch nicht ausgemerzt
daher nicht den lebensmittelrechtlichen Vorschrif-
Die Verbraucherbeschwerden waren sicherlich berechtigt:
So befanden sich in einem Glas Artischockenherzen mehrere hellbeige, elastische Kunststofffetzen, welche sich
aufgrund ihrer Form als Teile eines Einmalhandschuhs zuordnen ließen. Dieser war offensichtlich beim Verarbeiten
der Artischocken getragen worden. In einem anderen Fall
war es ein etwa 20 cm langes Stück Mullbinde, welches
eine Verbraucherin im Delikatess-Weinsauerkraut vorfand.
Nicht minder unappetitlich wirkte eine Dose Pfifferlinge, in
welcher sich eine Zigarettenkippe befand.
Dass auch Schädlinge ihren Geschmack an Edelpilzen
finden, zeigte sich an einer Verbraucherbeschwerde von
immerhin 2,8 kg Steinpilzen in Olivenöl, welche von Gliedertieren (Tausendfüßler) befallen war. Offensichtlich hatten doch die betriebsinternen Kontrollen der betroffenen
Herstellerbetriebe versagt.
von der Mehrzahl der Hersteller als Saatgut in den
Verkehr gebracht wurden und die Kennzeichnung
ten entsprach. Im Hinblick auf die vorhandenen
nährwertbezogenen Angaben waren insbesondere die Vorgaben der Nährwert-Kennzeichnungsverordnung häufig nicht erfüllt.
Nach der damaligen Auffassung der Hersteller
handelte es sich jedoch bei diesen Produkten nicht
um Lebensmittel im Sinne des Lebensmittel- und
Bedarfsgegenständegesetzes, sodass die lebensmittelrechtlichen Bestimmungen nicht anwendbar
wären.
Durch die neue Definition des Begriffs Lebensmittel in der Verordnung (EG) Nr. 178 / 2002 wurde
jedoch eindeutig klargestellt, dass diese Produkte
unter den Begriff Lebensmittel fallen.
Daher wurden im Berichtsjahr erneut acht derartige Proben untersucht. Zwar hatten mittlerweile einige Hersteller ihre Kennzeichnung den lebensmittelrechtlichen Bestimmungen angepasst, dennoch
mussten vier Proben wegen Kennzeichnungsmängeln beanstandet werden.
Kräuter und Gewürze
Jahresbericht 2005
Kräuter und Gewürze
Nach Sudan jetzt auch andere Farbstoffe zum Würzen
Wie sind diese Farbstoffe gesundheitlich zu
bewerten?
Dazu hat die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde
(EFSA) im vergangenen Jahr eine Stellungnahme veröffentlicht (www.efsa.eu.int/science/ afc/afc_opinions/1127_
en.html
, EFSA-Journal 2005, S. 1 – 71). Demnach gibt
es experimentelle Beweise, dass Sudan I und Rhodamin
B kanzerogen und erbgutschädigend sind. Für die anderen
o. g. Farbstoffe fehlt dieser Beweis. Aufgrund der strukturellen chemischen Ähnlichkeiten ist aber anzunehmen,
dass auch Sudan IV und Pararot gleich einzustufen sind.
Für Orange II ist eine erbgutschädigende Wirkung nicht
auszuschließen, die vorliegenden Daten zur Kanzerogenität
von Orange II lassen keine Schlüsse zu.
Insgesamt liegen nach der Beurteilung der EFSA nicht
genug Daten für eine vollständige Risikoabschätzung vor.
Auch wenn die Verzehrsmengen an den Gewürzen insgesamt gering sind, kann die Verfälschung mit sehr wahrscheinlich gesundheitsschädlichen Farbstoffen jedoch nicht
toleriert werden. Daher wurden alle Proben, in denen verbotene Farbstoffe nachgewiesen wurden, wegen Verwendung eines nicht zugelassenen Zusatzstoffes beanstandet.
Die Befunde wurden zudem über das europaweite Schnellwarnsystem (RASFF) verbreitet. Nach den Entscheidungen
Ergebnisse der Untersuchungen
Auch im Jahr 2005 wurden wieder Gewürze, Würzmischungen und Würzsoßen, die Paprika, Chili oder Kurkuma enthielten, auf künstliche Farbstoffe untersucht. Kurkuma ist
ein wesentlicher Bestanteil von Currypulvern. Die Belastungsquote ist im Vergleich zum Vorjahr nochmals deut-
der Europäischen Kommission von 2003 bis 2005 über
Dringlichkeitsmaßnahmen hinsichtlich Chili, Chilierzeugnissen und Kurkuma sind die betroffenen Produkte EU-weit
zu vernichten.
Schöne bunte Welt?
lich gesunken. Insgesamt konnten nur noch in 11 der 248
Die gefärbten Gewürze wurden von außerhalb der EU (z. B.
untersuchten Gewürze und Würzmischungen verbotene
Indien, Türkei, Pakistan, Ägypten) importiert. Nach Literatur-
Farbstoffe nachgewiesen werden. Dies entspricht einer
angaben, z. B. indischer Wissenschaftler, gibt es eine große
Quote von 4,4 % (2004: 13 %). Von den 62 untersuchten
Zahl an Farbstoffen die außerhalb der EU zur Verfälschung
Würzsoßen war sogar keine einzige mit verbotenen Farb-
oder zum Schönen von Gewürzen verwendet werden. Eine
stoffen belastet (2004: 8 %).
Reihe der in der Literatur genannten Farbstoffe wurden
Auffällig ist jedoch, dass sich die Palette der zur Verfälschung eingesetzten verbotenen Farbstoffe erweitert
hat. Außer den bisher gefundenen Farbstoffen Sudan I
und Sudan IV wurden im Jahr 2005 auch noch Pararot,
Rhodamin B und Orange II entdeckt. Die mit Pararot gefärbten Produkte enthielten zudem noch geringe Mengen
an Toluidinrot. In einer Probe, die mit Sudan I gefärbt war,
wurden zudem noch geringe Mengen an Sudan IV und
Buttergelb nachgewiesen.
inzwischen in die Screening-Methode des CVUA Karlsruhe
(Lebensmittelchemie 2003, S. 44 – 45) aufgenommen.
Aufgrund einer Literaturangabe über die mögliche Verwendung von giftigem Blei-Chromat, zum Glätten und Färben
von Kurkuma, wurden zudem 10 Kurkumaproben auf ihre
Bleigehalte untersucht. Erhöhte Bleigehalte wurden jedoch
in keiner Probe gefunden.
41
42
Lebensmittelüberwachung BW
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Alkoholfreie Getränke
Fruchtsäfte, Fruchtnektare und alkoholfreie Erfrischungsgetränke
Im Berichtsjahr wurden 306 von 2 226 untersuchten Proben beanstandet.
Dauerbrenner Aloe Vera und Noni
Ungenießbar
Aloe-Vera-Getränke wurden mehrfach mit unzulässig hohen
Im Berichtsjahr mussten mehrere Fruchtsäfte und Erfri-
Aloingehalten in Verkehr gebracht. Aloin ist ein natürlicher
schungsgetränke, vorwiegend Verbraucherbeschwerden,
Inhaltsstoff in den äußeren Blattschichten der Aloe-Vera-
als wertgemindert, verdorben oder sogar gesundheits-
Pflanze, der abführend wirkt und in Verdacht steht, Krebs
zu erzeugen. Bei nicht sorgfältigem Entfernen dieser
Blattanteile vor der Saftgewinnung, gelangt Aloin in
erhöhten Gehalten (> 0,1 mg / l) in das Endprodukt.
Derartige Erzeugnisse sind nicht verkehrsfähig.
Darüber hinaus wurden Aloe-Vera- sowie Noni-Getränke aufgrund von irreführenden oder krankheitsbezogenen Werbebehauptungen beanstandet. Auch
seriöse Hersteller profitieren inzwischen davon, dass die
Verkehrsauffassung von Aloe-Vera- und Noni-Getränken als
„heilkräftige Wundermittel“ durch Internetwerbung, dubiose Vermarktungsstrategien, private Verkaufsveranstaltungen, Buchbewerbungen etc. geprägt ist. Auf Werbefahrten
werden beispielsweise Kartons mit drei 1-Liter-Flaschen
Aloe-Vera-Saft zu 800 1, also völlig überteuert im Vergleich
zum üblichen Literhöchstpreis von 30 1, angeboten.
Getränke aus Schankanlagen
Bei zahlreichen offen an den Verbraucher abgegebenen
Getränken war die Kenntlichmachung der enthaltenen
schädlich beanstandet werden:
• In den Packungen verschiedener Fruchtsäfte und Fruchtsaftgetränke waren Pilzmycele enthalten. Als Ursache für
derartige Abweichungen kommt eine fehlerhafte Abfüllung oder ein undichter Verschluss, der das Eindringen
von Luftkeimen ermöglicht, in Betracht.
• Mehrere Flaschen Orangensaft eines Herstellers rochen
Ekel erregend nach faulen Eiern. Zudem wurden erhöhte
Gehalte an Milchsäurebakterien und ungewöhnlich hohe
Milchsäuregehalte festgestellt. Die eigentliche Ursache
bzw. die für den abweichenden Geruch verantwortlichen
Keime konnten auch nach einer Betriebskontrolle inklusive Überprüfung der betriebseigenen Kontrollmaßnahmen nicht festgestellt werden.
• Einige Apfel- bzw. Traubensäfte wiesen erhöhte Gehalte
an Hydroxymethylfurfural (HMF) und damit verbundene
sensorische Abweichungen („Brotton“, „Kochton“) auf.
Erhöhte HMF-Gehalte zeigen eine vermeidbare Wärmebelastung bei der Herstellung, Abfüllung oder Lagerung
der Fruchtsäfte an.
Zusatzstoffe, wie Farbstoffe, Konservierungsstoffe, An-
• Ein Fruchtsaftgetränk in einer Mehrwegflasche war stark
tioxidationsmittel, Süßungsmittel, Koffein oder Chinin, in
alkalisch (pH 11,9) und enthielt einen rechnerischen An-
Speise- oder Getränkekarten noch immer fehlerhaft oder
teil an Reinigungslauge von 12 %. Offensichtlich hatte
fehlte ganz. Mikrobiologisch beanstandet wurden offene
die Leerflaschenkontrolle nicht funktioniert.
Getränke vorwiegend wegen hoher Keimzahlen in Bezug
• Zwei Flaschen eines Erfrischungsgetränkes wurden
auf Enterobakterien, coliforme Keime und Escherichia coli,
wegen eines lösemittelartigen Geruchs und weißen,
Pseudomonaden, Hefen und Laktobazillen. Die Befunde
flockenartigen Gebilden, die als Grünschimmel identifi-
ließen entweder auf mangelnde Hygiene im Betrieb (z. B.
ziert wurden, beanstandet. Die chemische Untersuchung
durch den Nachweis von Pseudomonaden und / oder coli-
ergab als Hauptkomponente trans-1,3-Pentadien. Nach
formen Keimen) oder auf einen mikrobiellen Verderb der
Literaturangaben sind u. a. Schimmelpilze der Gattung
Getränke (durch den Nachweis von Hefen, Laktobazillen,
Penicillium in der Lage, Sorbinsäure zu 1,3-Pentadien
Schimmelpilzen) schließen. Trotz der mikrobiologischen
abzubauen. Da das Getränk zulässigerweise mit Sor-
Ergebnisse waren die Getränke oft sensorisch unauffällig.
binsäure konserviert war, könnte so das Vorhandensein
Vermutlich wurden eventuelle sensorische Mängel durch
den vorhandenen Zucker und die Aromen überdeckt.
von 1,3-Pentadien erklärt werden.
• In einem koffeinhaltigen Erfrischungsgetränk, das wegen
eines stark „chemischen“ Geruchs als Beschwerdeprobe überbracht wurde, waren das Desinfektions- bzw.
Konservierungsmittel 4-Chlor-3-methylphenol (Chlorkresol) sowie das Fungizid 2-Phenylphenol nachweisbar. Da die Innenseite der Kunststoffflasche am Boden
Ätzspuren aufwies, ist zu vermuten, dass der Hinweis
auf dem Etikett „Flasche nur für Getränke verwenden“
nicht beachtet wurde und in die Pfandflasche zeitweise
Chemikalien eingefüllt waren.
Alkoholfreie Getränke
Jahresbericht 2005
Exotisch
Obwohl der Erfrischungsgetränkebereich nicht arm an Innovationen ist, führte das Erzeugnis „bird’s nest drink“
dennoch zu Erstaunen. Das aus Asien stammende
Getränk von zähflüssiger Konsistenz mit gallertartigen, weit gehend geschmacksneutralen Klumpen
beeindruckte die Prüfer mit dem Zutatenverzeichnis
„Wasser, Zucker, Schwalbennest“. Da die letztere
Zutat in der Europäischen Union nicht auf dem Speisezettel der Verbraucher steht, wurde das Getränk als
nicht verkehrsfähig beurteilt.
Mineralwasser, Quellwasser, Tafelwasser, abgepacktes Trinkwasser
Im Berichtsjahr wurden 1 409 Proben untersucht, beanstandet wurden 210.
Fluorid: Entfernung möglich, aber
genehmigt. Um Mineralwasser mit
terschiedliche Daten angegeben. Die
nicht zulässig
niedrigem Fluoridgehalt zumischen zu
Werbung mit einem besonderen Mag-
können, wurde sogar eine Leitung mit
nesiumgehalt wurde beanstandet,
über 14 km Länge gebaut. Stand kein
wenn die vorliegende Konzentration
fluoridarmes Mineralwasser zur Mi-
mit keiner ernährungsphysiologischen
schung zur Verfügung, so musste die
Wirkung verbunden war.
Bei natürlichen Mineralwässern ist die
Kennzeichnung von Fluoridgehalten
über 1,5 mg / l vorgeschrieben. Zum
Schutz von Säuglingen und Kleinkindern muss die folgende Angabe auf
dem Etikett in unmittelbarer Nähe zur
Verkehrsbezeichnung angebracht sein:
„Enthält mehr als 1,5 mg / l Fluorid:
Für Säuglinge und Kleinkinder unter 7 Jahren nicht zum regelmäßigen Verzehr geeignet“. Insgesamt
wurden über 300 natürliche Mineral-
oben angegebene Kennzeichnung auf
dem Etikett erfolgen. Die Kontrollen
Flaschenreinigung: Entfernung
führten dazu, dass alle Fluoridgehal-
von Verunreinigungen misslungen
te über 1,5 mg / l inzwischen entsprechend gekennzeichnet werden.
Neue EU-Mitgliedsländer: Entfernung überwunden
56 Verbraucherbeschwerden konnten
durch sensorische und soweit möglich auch chemische Untersuchungen
bestätigt werden. Kunststoff-Flaschen
aus PET waren dabei besonders an-
wässer und Rohwässer auf ihren Fluo-
Aus den neuen EU-Mitgliedsländern
fällig für Fremdgeruch und Fremd-
ridgehalt untersucht. Zudem wurden
fanden hauptsächlich Quellwässer
geschmack. Werden diese Flaschen
die Brunnenbetriebe, die fluoridhaltige
und Tafelwässer ihren Weg nach
zweckentfremdet verwendet, z. B.
Mineralwässer gewinnen und in den
Deutschland. Neben wenigen Bean-
zur Lagerung von Reinigungs- oder
Verkehr bringen, kontrolliert, beprobt
standungen der chemischen Zusam-
Lösungsmitteln, so sind die Flaschen,
und die Etikettierungen auf vorge-
mensetzung (z. B. erhöhter Gehalt an
im Gegensatz zu Glasflaschen, nicht
schriebene Angaben überprüft.Bei den
organischem Kohlenstoff) und des
mehr zur Wiederbefüllung mit Mine-
durchgeführten Kontrollen wurden teil-
mikrobiologischen Status (Nachweis
ralwasser geeignet. In Mehrwegfla-
weise Filter zur Fluoridentfernung vor-
von Pseudomonas aeruginosa und
schen war es meist der Schimmelpilz
gefunden. Ausnahmegenehmigungen
coliformen Keimen als Indikatoren
des Vorgängers, der noch in der Fla-
zum Einsatz derartiger Verfahren wur-
einer Kontamination) betrafen die Be-
sche klebte und durch die Flaschen-
den von einigen Herstellern beantragt,
anstandungen eine weite Palette an
reinigung nicht entfernt wurde. Auch
bisher vom zuständigen Bundesminis-
Kennzeichnungsmängeln: Zum Teil
rotbraune Rückstände an Eisenhydro-
terium jedoch abgelehnt. Auch vonsei-
fehlte eine deutsche Kennzeichnung
xid führten wieder zu Beanstandun-
ten der EU-Kommission wurden diese
vollständig, sodass die Proben keiner
gen. Eine besonders ausgefallene
Verfahren noch nicht zur Anwendung
Produktgruppe zugeordnet werden
Erklärung gab es für „dunkle Punk-
freigegeben. Die Entfluoridierung na-
konnten. Wurde deutsch gekennzeich-
te“ in einem Mineralwasser. Sie ent-
türlicher Mineralwässer stellt daher
net, so wurde mehrfach die Bezeich-
puppten sich als Schneeflöhe, die sich
ein unzulässiges Herstellungsverfah-
nung „natürliches Quellwasser“ als
massenhaft zwischen Flaschengewin-
ren dar. Um den Fluoridgehalt unter
Verkehrsbezeichnung gewählt. Dies
de und Schraubverschluss aufhielten
die Deklarationsgrenze zu senken,
ist aufgrund der Verwechslungsmög-
und beim Einschenken ihren Weg ins
wurden Anträge auf Mischungen mit
lichkeit mit natürlichem Mineralwas-
Trinkglas fanden.
fluoridarmen Rohwässern zur amtli-
ser nicht zulässig. Als Mindesthaltbar-
chen Anerkennung eingereicht und
keitsdatum waren wiederholt zwei un-
43
44
Lebensmittelüberwachung BW
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Wein, Erzeugnisse aus Wein
Schillerwein mit Blausäure
Mehrere Teilfüllungen eines Schiller-
Nicht handelsübliche Beschaffenheit und önologische Verfahren
Weinbezeichnungsrecht:
Die äußere Beschaffenheit ist
für die Kaufentscheidung mit-
weines, die durch einen Geruch nach
Ein als Verbraucherbeschwerde abge-
Blausäure auffielen, wurden aufgrund
gebener Wein war mit Mineralöl ver-
von Restgehalten an Cyanid von bis
unreinigt. Eine Tankprobe Tafelwein
Der Kaufwert einer Flasche Wein be-
zu 3 mg / l beanstandet. Die Ursache
fiel durch einen deutlichen Styrolton
misst sich stark nach ihrer Aufmachung
bestimmend
lag in einer zulässigen, aber unsachge-
auf. Monostyrol („Styrol“) ist häufig
und Ausstattung. Die Überprüfung der
mäß durchgeführten Blauschönung,
Bestandteil des Kunststoffmaterials,
Weinbezeichnungen liegt deshalb so-
die z. B. zur Verhinderung von Eisen-
aus dem Gär- und Lagertanks gefertigt
wohl im Interesse der Verbraucher als
trübungen oder zur Entfernung von
sind. So kommt bei der Herstellung
auch der redlichen Erzeuger.
Kupfersulfat durchgeführt wird, das
von GFK-Tanks u. a. Styrol als Aushär-
Zahlreiche Verstöße gegen das Wein-
Wein zur Vermeidung eines „böck-
temittel zum Einsatz. Behandlungs-
bezeichnungsrecht wurden festge-
serartigen“ Fehltones zugesetzt wird.
fehler, insbesondere Verletzungen
stellt. Typische Beanstandungsgründe
Einige dieser blaugeschönten Weine
der glatten Innenbeschichtung, aber
betrafen Mängel bei der Abfüller- und
wurden zudem ohne zugeteilte Amt-
auch alterungsbedingte Risse können
Alkoholgehaltsangabe, unzutreffen-
liche Prüfnummer als Qualitätswein in
Styrol freisetzen.
de Hinweise auf die Herstellungsart
den Verkehr gebracht, da sie nach die-
Zahlreiche Weine fielen wegen über
oder die unzulässige Verwendung ge-
ser önologischen Behandlung erneut
das tolerierbare Maß hinausgehen-
schützter Herkunftsbezeichnungen.
bei der Prüfungsbehörde hätten an-
der sensorischer Fehlern auf („UTA“ ,
Ein großer Teil der Mängel entfiel auf
gestellt werden müssen. Die Öffent-
Oxidation, Trübung, Böckser, Schim-
teilweise oder gänzlich fehlende bzw.
lichkeit wurde, nachdem der Verstoß
melmuff, Mäuseln, Essigstich u. a.).
fehlerhafte oder auch schlecht lesbare
behördlicherseits aufgedeckt wurde,
Nach wie vor problematisch ist die so
Pflichtangaben. Ein deutscher Quali-
durch den Erzeugerbetrieb über den
genannte untypische Alterungsnote
tätswein b. A. war mit der nur für be-
fehlerhaften und fälschlicherweise als
(UTA). Diese Weine präsentieren sich
stimmte französische Weine zugelas-
„Qualitätswein“ bezeichneten Wein
mit zunehmendem Alter durch einen
senen traditionellen Angabe „sur lie“
informiert. Die betroffenen Chargen
Geruch nach Naphthalin, Mottenku-
versehen. Es handelt sich hierbei um
(ca. 42 000 l) wurden zu Alkohol des-
geln oder Geruchsteinen einer Wirts-
die Angabe einer Ausbaumethode, bei
tilliert.
haustoilette. Die Ursache ist der Ge-
der Wein bis zur Füllung auf der Hefe
ruchsstoff 2- Aminoacetophenon mit
verbleibt, um insbesondere im Holz-
einer Wahrnehmungsschwelle ab 0,5
fass ausgebauten Weißweinen mehr
Isotopenanalytik entlarvt Osteuropaweine
Mittels Isotopenanalytik kann festgestellt werden, ob der Alkohol im Wein
tatsächlich aus Trauben stammt oder
aus anderen natürlichen Zuckerquellen
wie Rüben- oder Rohrzucker. Bei einem Likörwein aus Moldawien konnte
nachgewiesen werden, dass der Alkohol des Weines zu mehr als 90 % aus
Rübenzuckeralkohol bestand. Zwei
weitere Rotweine ebenfalls aus Moldawien waren ebenfalls mit Rübenzucker gesüßt worden, in einem Fall
mindestens mit 80 % Rübenzucker
im anderen Fall mit mindestens 50 %
Rübenzucker in den vorhandenen
Zuckern des Weines. Eine derartige
Süßung von Wein ist nach den EUweinrechtlichen Bestimmungen nicht
zulässig.
µg / l, das aus pflanzeneigenen Hor-
Extrakt und Komplexität zu verleihen.
monen infolge Trockenstress, hohem
Deutscher Qualitätswein darf nur nach
Ertrag und schlechter Stickstoffversor-
Erteilung einer amtlichen Prüfungs-
gung der Pflanze gebildet wird.
nummer (A.P-Nr.) in den Verkehr ge-
Ein „Perlwein mit zugesetzter Kohlen-
bracht werden. Der Antragsteller muss
säure“ war mit synthetischem Pfir-
bei der zuständigen Prüfungsbehörde
sicharoma aromatisiert. Bei einem als
mit dem zur Qualitätsweinprüfung an-
„Spätburgunder Rosé“ bezeichneten
gestellten Wein die zugehörigen, von
Wein hatte der Erzeuger unzulässiger-
einem Handelslabor erstellten Analy-
weise Müller-Thurgau-Süßreserve zur
senzahlen vorlegen. Durch Vergleich
Süßung verwendet. Vier Weine fielen
mit diesen hinterlegten Analysenzah-
durch Überschreitungen der Grenzwer-
len konnte im Berichtsjahr nachgewie-
te für die Gehalte an flüchtiger Säure
sen werden, dass 40 Weine mit der
bzw. Gesamt-Schwefeldioxid auf. Bei
Bezeichnung „Qualitätswein“ stofflich
drei Perlweinen mit zugesetzter Koh-
nicht identisch mit der zur amtlichen
lensäure lag der Überdruck mehr oder
Prüfung angestellten Probe waren.
weniger deutlich über dem Grenzwert
In der Mehrzahl erfolgte hierbei die
von 2,5 bar. Bei einem kalifornischen
Vermarktung, obwohl erst gar keine
Roséwein war der Grenzwert für zu-
A.P-Nr. beantragt worden oder der
gesetzte Zitronensäure mit 1,35 g / l
Antrag auf Erteilung der A.P-Nr. abge-
deutlich überschritten.
lehnt worden war. Die Angabe „Qualitätswein“ steht derartigen Weinen
Wein und Weinerzeugnisse
Jahresbericht 2005
nicht zu. Ein Landwein war ebenfalls
Ein Getränkehändler wollte den Absatz
mit der hier nicht zulässigen amtlichen
eines Schaumweins ankurbeln. Hierzu
Prüfnummer versehen. Bei mehreren
hatte er den Namen seiner Gemeinde
Weinen wichen die festgestellten Al-
wie auch einen bekannten Einzellage-
koholgehalte über die vorgegebene
namen als „Marke“ blickfangartig auf
Toleranz hinaus von den Angaben auf
den selbst gestalteten Etiketten an-
dem Etikett ab.
gebracht. Bei dem Schaumwein han-
Perlwein mit zugesetzter Kohlensäure
delte es sich jedoch um ein Erzeugnis
aus einem badischen Erzeugerbetrieb
aus einfachen italienischen und spani-
trug die Rebsortenbezeichnung „Pro-
schen Grundweinen. Den Vorhalt der
secco“, eine im Veneto (Italien) vorkom-
Irreführung wollte der Händler aller-
mende Rebsorte, die in Baden weder
dings nicht gelten lassen. Obwohl er
klassifiziert noch auf den Rebflächen
zugab, dass der Absatz dieses Erzeug-
des Erzeugers beheimatet ist.
nisses vor allem wegen des Bezugs
Mehrere Proben fielen auf durch un-
zur badischen Heimat florierte (eine
zulässige Erzeugerangaben wie „Win-
nahe gelegene Burgruine wurde eben-
zer“, „Schlossabfüllung“ sowie nicht
falls abgebildet), hat er der Weinkon-
zutreffende Herkunftsangaben. Zwei
trolle „kleinliches und geschäftsschä-
Qualitätsweine b. A. mit angeblicher
digendes“ Verhalten vorgeworfen.
Herkunft aus dem Anbaugebiet Baden
waren mit großformatigen Abbildun-
Aus der Arbeit der Weinkontrolle
Den Umsatzverlust und das Bußgeld
wird er dennoch tragen müssen.
gen der Altstadt und des Schlosses
Im Berichtszeitraum mussten wie-
Der Betreiber einer Straußwirtschaft
von Heidelberg versehen, obwohl
derum zahlreiche Belehrungen und
hatte dem Weinkontrolleur sein neu-
der Wein aus dem Anbaugebiet Pfalz
Beanstandungen wegen Verstößen
estes Erzeugnis ganz stolz vorgestellt.
stammte.
gegen die Buchführungspflichten
Es handelte sich um einen Perlwein
ausgesprochen werden. Um Manipu-
mit zugesetzter Kohlensäure, der im
Straßenfeste unter der Lupe oder
lationen vorzubeugen, hat der Gesetz-
Lohnverfahren bereitet worden war.
Wertsteigerung durch Umetiket-
geber bestimmt, dass zur Lesezeit die
Als jedoch beim Öffnen der Flasche
tierung
Eintragungen über Herkunft, Menge,
der Verschluss gegen die Kellerdecke
Mostgewicht und Sorte der Trauben
knallte, kamen dem Kontrolleur erste
noch am Tag der Ernte im Herbstbuch
Zweifel hinsichtlich der für Perlwein
Die geografische Herkunft prägt den
Charakter des Weines und gibt dem
Verbraucher einen Hinweis auf das zu
erwartende Geschmackserlebnis. So
zeigen Weine aus Baden, Württemberg, Pfalz, Mosel u. a. jeweils spezifischen eigenen Charakter. Diese
Wertigkeit ist mit dem Schutz der geographischen Herkunft im Weingesetz
verankert. Auf einer Weinkerwe wurden durch die Weinkontrolle bei einer
Besenwirtschaft Weine im Ausschank
festgestellt, die nicht aus eigener Erzeugung und Herkunft stammen konnten. Der Verantwortliche räumte ein,
Pfälzer Weine umetikettiert zu haben
und als badische Lagenweine verkauft
zu haben.
vorzunehmen sind. Ebenso müssen
festgelegten Obergrenze des Kohlen-
bestimmte Schritte der Weinberei-
säureüberdrucks. Für Perlwein dürfen
tung im Weinbuch erfasst werden.
2,5 bar nicht überschritten werden,
Gegen Hilfsaufzeichnungen während
wobei der Druck bei einer Tempera-
der Weinbereitung ist nichts einzu-
tur von exakt 20 ° C ermittelt werden
wenden. Diese allein sind aber nicht
muss. Die Überprüfung im Labor er-
ausreichend, weil die gesetzlich ge-
gab jedoch einen Überdruck von 3,7
forderten Angaben nicht (nur) auf Zet-
bar. Der Abfüller hatte zwar die techni-
tel oder in Schmierhefte, sondern in
schen Voraussetzungen zum Abfüllen
gebundene Bücher einzutragen sind.
von Perlwein geschaffen, die Zusam-
Der Eigentümer eines kleinen Wein-
menhänge zwischen Temperatur und
guts hatte sogar vier Jahre lang kei-
Überdruck jedoch nicht beachtet. Wird
ne Eintragungen in der Buchführung
beispielsweise bei einer Temperatur
vorgenommen und zudem 16 amtli-
von 10 ° C der Überdruck eines Perl-
che Prüfungsnummern frei erfunden.
weins auf 2,5 bar eingestellt, steigt
Da der Verantwortliche erkennbar mit
dieser bei 20 ° C bereits auf 3,6 bar. In
„dem Schriftkram“ überfordert war,
einigen Fällen mussten die Flaschen
hat der Sohn die Buchführung über-
geöffnet und der Überdruck neu ein-
nommen. Hätte dieser bereits früher
gestellt werden.
nach dem Rechten gesehen, wäre es
wahrscheinlich nicht zur förmlichen
Beanstandung gekommen.
45
Lebensmittelüberwachung BW
46
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Alkoholische Getränke (außer Wein)
Spirituosen
In Baden-Württemberg sind mit ca. 22 500 Betrieben fast
Die Auswertung von 180 Fragebögen ergab nun, auf wel-
80 % aller deutschen Kleinbrennereien gemeldet, die in
che brennereitechnischen Parameter zur EC-Vermeidung
der Regel pro Brennrecht jeweils 300 l Alkohol erzeugen.
besonders zu achten ist. Die Ergebnisse stimmen im We-
Auch bei den industriell produzierenden Obstverschluss-
sentlichen mit bereits bestehenden Empfehlungen zur Re-
brennereien befindet sich der überwiegende Anteil in Ba-
duzierung des Ethylcarbamatgehaltes in Steinobstbränden
den-Württemberg, wobei der Spitzenreiter jährlich über
überein. Zur Minimierung des Ethylcarbamatgehaltes in
200 000 l Alkohol produziert.
Steinobstbränden haben sich folgende Parameter bei der
Herstellung besonders bewährt:
Ethylcarbamat: Auswertung von Fragebögen zur Erhebung von Steinobstbränden bei Kleinbrennereien
Ethylcarbamat (EC) kommt bei mangelhafter Herstellungsweise in Steinobstdestillaten vor. Es bildet sich unter ande-
• die Verwendung automatischer Spülvorrichtungen für
das Brenngerät,
• eine Destillation unter Verwendung eines Kupfer-Katalysators,
rem aus Blausäure, die beim Brennvorgang in das Destillat
• die Nachlaufabtrennung bei über 50 % vol. und
übergehen kann und zuvor aus natürlichen Vorläufersub-
• der Verzicht der Verwendung älterer Nachläufe.
stanzen freigesetzt wird, die besonders in Obststeinen vorkommen. Ethylcarbamat besitzt erbgutschädigende und
krebserregende Eigenschaften. Der Gehalt dieser Substanz
in Steinobstbränden ist daher unbedingt zu minimieren.
Vom ehemaligen Bundesgesundheitsamt (BGA) wurde
bereits 1986 ein Richtwert von 0,4 mg / l für trinkfertige
Spirituosen festgelegt, bei dessen Überschreitung um das
Doppelte (0,8 mg / l) Maßnahmen zu ergreifen sind.
Als Hilfe zur praktischen Umsetzung der relevanten Parameter ist ein neu herausgegebenes Merkblatt für Kleinbrenner auf der Internetseite der Untersuchungsämter
abrufbar www.untersuchungsaemter-bw.de
Bei jüngeren Brennanlagen (etwa ab Baujahr 1980) sind geringere EC-Gehalte der Brände zu erkennen. Neuere Anlagen sind häufiger mit automatischen Spülvorrichtungen und
einem Kupfer-Katalysator ausgestattet, beide Komponenten
Zur praxisbezogenen Ermittlung von Einflussfaktoren auf
haben einen entscheidenden Einfluss auf die EC-Gehalte
die Ethylcarbamatgehalte in Steinobstbränden werden in
der Brände. Sowohl die Destillation mit Kupfer-Katalysator
Baden-Württemberg seit 2001 bei der Probenahme von
(21 % der Brände) als auch die Reinigung über eine auto-
Steinobstbränden in Kleinbrennereien anhand spezieller
matische Spülvorrichtung (24 % der Brände) haben einen
Fragebögen diverse brennereitechnische Parameter abge-
positiven Einfluss auf die Minimierung der EC-Gehalte in
fragt. In den Fragebögen sind u. a. Angaben zu der Obst-
Steinobstbränden. Bei Bränden, bei denen der Nachlauf
sorte der Brände, dem Baujahr der Destillationsanlage, der
eines älteren Brandes mitverwendet wurde, sind die er-
Reinigung der Anlage, Verwendung eines Kupferkatalysa-
mittelten EC-Gehalte höher als bei Bränden, bei denen kein
tors bei der Destillation, dem Zeitpunkt der Nachlaufab-
Nachlauf mitverwendet wurde. Bei einer Abtrennung des
trennung, der Verwendung des Nachlaufs eines älteren
Nachlaufes über 45 % vol. sind die ermittelten EC-Gehalte
Brandes und den Lagerbedingungen zu machen.
niedriger als bei einer Abtrennung unter 45 Vol.-%.
* r. A. = reiner Alkohol
Tabelle:
Untersuchungs-
Produkt
Probenzahl
Untersuchungsparameter
Grenz- / Richtwert
schwerpunkte
bei Spirituosen
Grenzwert-
Anteil
überschrei-
in %
tungen
Steinobstbrände
308
Ethylcarbamat
0,8 mg / l (Maßnahmewert)
Obstbrände
487
Methanol
1 200 – 1 350 g / hl r. A.*
Liköre
Alkopops
229
98
68
22
2
0,4
Angabe des Alkoholgehaltes
± 0,3 Vol.-%
72
15
erhöhte Anteile an Gärungs-
(Vorlauf, Nachlauf unsauber
22
5
nebenprodukten
abgetrennt, Maische verdorben)
Angabe des Alkoholgehaltes
± 0,3 Vol.-%
18
8
Lebensmittelrechtliche Mängel
z. B. irreführende Angaben
11
11
Jugendschutzrechtliche Mängel
z. B. fehlende oder fehlerhafte
11
11
Angabe: „Abgabe an Personen
unter 18 Jahren verboten,
§ 9 Jugendschutzgesetz“
Alkoholische Getränke
Art der Untersuchung
Chemie, Kennzeichnung
Jahresbericht 2005
Probenzahl
1 036
Beurteilungsgrundlage
z. B. Angabe des Alkoholgehaltes,
Beanstandungen
Anteil in %
96
9
77
26
Stammwürze, Kennzeichnungsmängel
Mikrobiologie
294
z. B. Hygiene-Indikatoren (E. coli),
Bierverderbende Keime
Ethylcarbamat ist eine auf natürliche Weise lichtinduziert
gebildete Substanz. Ein entscheidender Faktor ist demnach
auch die Lagerung. Die ermittelten EC-Gehalte bestätigen,
dass bei dunkler Lagerung von Destillat und Enderzeugnis
Bier
Häufige Hygienemängel bei Bier aus Hausbrauereien
und Schankanlagen von Gaststätten
im Mittel niedrigere EC-Gehalte in den Bränden vorhanden
Aufgrund der bereits in den Vorjahren bei Bier beschriebe-
sind. Da die Bildung des Ethylcarbamats nach einmaliger
nen Hygienemängel wurde die Probenahme für die mikro-
Initialisierung durch Lichteinfluss auch bei anschließend
biologische Untersuchung risikoorientiert auf die kritischen
dunkler Lagerung nicht mehr gestoppt werden kann, müss-
Produktgruppen „Bier aus Schankanlagen“ und „Bier aus
ten sowohl das Destillat als auch das Enderzeugnis bis
Gaststättenbrauereien“ konzentriert. Dies erklärt den star-
zum Endverbraucher immer dunkel gelagert werden. Eine
ken Anstieg der Beanstandungsquote von 9 % (2004) auf
durchweg dunkle Lagerung ist allerdings in der Praxis kaum
26 % (2005). Nach dem Wegfall der Schankanlagenverord-
realisierbar.
nung Mitte des Jahres wurden die Proben nach der Lebensmittelhygieneverordnung (LMHV) beurteilt.
Sparmaßnahmen bei hochwertigen Produkten der
Die untersuchten offenen Biere wiesen dabei zum Teil er-
Obstbrennerei
hebliche Keimgehalte auf, z. B. von coliformen Keimen oder
Hochwertige Obstgeiste wie z. B. der beliebte Himbeergeist werden durch Kaltauszug der Früchte mit Neutralalkohol („Monopolsprit“) und anschließender Destillation hergestellt. In Einzelfällen waren die Kleinbrenner bei der Wahl
der Rohstoffe jedoch etwas sparsam und „entsorgten“
unerlaubterweise eigenen Obst- oder Kornbrand, indem
sie ihn statt des teureren Neutralalkohols verwendeten.
Obst- und Kornbrand weist natürlicherweise höhere Gehalte von Gärungsnebenprodukten („Fuselöle“) auf, sodass
diese Sparmaßnahme durch chemische Analyse eindeutig
nachgewiesen werden kann.
Bei 5 % der untersuchten Obstbrände waren sensorische
Abweichungen zu bemängeln, die auf eine unsaubere
Maischegärung zurückzuführen waren (z. B. Fuselnote,
Klebstoffgeschmack). Ursächlich hierfür ist überwiegend
die Verwendung von schmutzbehafteten, angefaulten oder
verschimmelten Früchten. Die dadurch eingebrachten unerwünschten Mikroorganismen können zu Fehlgärungen
in der Maische und somit zu sensorisch unbefriedigenden
Destillaten führen. Als weitere Ursache kommt eine unzureichende Abtrennung des Vor- und / oder Nachlaufs in Betracht. Die typischen sensorischen Abweichungen konnten
gaschromatografisch durch erhöhte Gehalte an Propanol-1,
Butanol-2, Essigsäureethylester, Milchsäureethylester und
anderen Gärungsnebenprodukten objektiviert werden.
Milchsäurebakterien. Die Ursache der Keimbelastungen
war immer eine Kontamination des Bieres durch mangelhafte Reinigung der Zapfhähne und Schlauchverbindungen.
Eine Vermehrung im Bier selbst ist auszuschließen. In Kleinund Gaststättenbrauereien konnte häufig eine Rekontamination des Bieres im Bereich der Plattenkühler festgestellt
werden. In einzelnen Fällen konnten klassische Bierschädlinge, z. B. Pectinatus oder Megasphaera, nachgewiesen
werden. Nur durch regelmäßige Reinigung aller mit Bier
in Berührung kommender Teile ist es möglich, Probleme
dieser Art zu vermeiden. In den Anforderungen an Reinigung und Desinfektion von Getränkeschankanlagen (DIN
6650-105) ist für Bier ein 7-tägiges Reinigungs- und Desinfektionsintervall angegeben. Das Intervall ist beispielsweise bei geringem Ausstoß, längeren Schankpausen,
höheren Lagertemperaturen oder großer Leitungslänge
zu verkürzen.
47
Tabelle:
Untersuchungsschwerpunkte
bei Bier
48
Lebensmittelüberwachung BW
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Eis und Desserts
Eis
Bei den insgesamt 1 856 untersuchten Eisproben aus
15 Proben „ACE-Eis“ wurden beanstandet. ACE steht für
überwiegend handwerklicher Herstellung lag die Bean-
die Vitamine A, C und E und ist als Hinweis auf diese Vitami-
standungsquote bei 19 %. Davon waren 12 % wegen einer
ne zu sehen. Ein Teil der Proben wurde wegen irreführender
mangelhaften mikrobiologisch-hygienischen Beschaffen-
Bezeichnung beanstandet: es handelte sich um Eis, das im
heit zu beanstanden. In der Milchverordnung werden für
Geschmack den ACE-Getränken nachempfunden wurde,
Speiseeis mit Milchanteil besondere Anforderungen an den
ohne nennenswerte Mengen an Vitaminen zu enthalten.
mikrobiellen Hygienestatus gestellt. Eine Überschreitung
Manche „ACE-Eise“ enthielten zwar die Vitamine A, C und
der Schwellen- und Höchstwerte für den Keimgehalt be-
E, mussten jedoch nach der Vitaminverordnung als nicht
stimmter Keimarten ist als Hinweis für eine mangelhafte
verkehrsfähig beurteilt werden. Vitaminisierte Lebensmittel
Hygiene bei der Herstellung und Behandlung zu werten.
dürfen mit einem Hinweis auf ihren Vitamingehalt nicht als
Am häufigsten wurden bei den untersuchten Speiseeispro-
offene Ware in den Verkehr gebracht werden. Da „ACE“
ben die Schwellen- und Höchstwerte für coliforme Keime
als Hinweis auf die Vitamine A, C und E bewertet werden
überschritten. In keiner der untersuchten Speiseeisproben
muss, ist die Bezeichnung ACE-Eis bei offener Abgabe für
waren Krankheitserreger nachzuweisen.
vitaminisiertes Speiseeis nicht zulässig.
Zitroneneis heißt oft nur so: in 11 von 22 untersuchten
Beanstandet wurde auch Milcheis, das zu wenig Milchfett
Proben Zitroneneis lag der Anteil an Zitronensaft deutlich
aufwies, sowie Speiseeis, bei dem die verwendeten Farb-
unter den in den Leitsätzen für Speiseeis geforderten 10 %.
stoffe nicht kenntlich gemacht waren.
Ein solches Eis darf nicht als Fruchteis sondern nur als
Wassereis mit Zitronengeschmack in den Verkehr gebracht
werden.
Zuckerwaren, Schokolade, Kakao, Brotaufstriche,
Kaffee, Tee
Honig
Hohe Beanstandungsquote aufgrund neuer
Kennzeichnungsvorschriften
Mit Inkrafttreten der neuen Honigverordnung
Bei Erzeugnissen,
im Januar 2004 wurden auch Änderungen in
die als Wald- bzw.
der Kennzeichnung von Honig festgeschrieben.
Tannenhonig in den
Im Jahr 2005 nach Ablauf der Übergangsfristen
Verkehr gebracht
waren nun im Vergleich zu den Vorjahren deutlich
worden waren, wurde
mehr Honige aufgrund fehlender bzw. fehlerhafter
ein tracht-untypischer
Kennzeichnungselemente zu beanstanden. So waren
keine Angaben über den Ursprung des Honigs vorhan-
Geruch und Geschmack
sowie eine elektrische Leit-
den, bzw. nicht in der vom Gesetzgeber vorgegebenen
fähigkeit von deutlich unter
Art und Weise. Ebenso verhielt es sich bei dem nun an-
0,8 ms / cm (der kleinste Wert lag bei etwa 0,4 ms / cm)
zubringenden Mindesthaltbarkeitsdatum. Auffallend war,
festgestellt. Es handelte sich eindeutig um Blütenhonige.
dass nicht nur kleine regionale Imkereien sondern auch
Löst man eine definierte Honigmenge in destilliertem Was-
bedeutende Honigabfüllbetriebe betroffen waren.
ser, so kann in dieser Lösung die elektrische Leitfähigkeit
Hohe HMF-Gehalte (Hydroxymethylfurfural) bis zu
gemessen werden. Diese wiederum ist abhängig von der
240 mg / kg in deutschen und ausländischen Honigen führ-
Menge an Mineralstoffen im Honig. Waldhonige haben hö-
ten ebenfalls zu Beanstandungen. Nach der Honigverord-
here Mineralstoffgehalte und damit auch eine signifikant
nung sind maximal 40 mg / kg für Honige mit nicht tropi-
höhere elektrische Leitfähigkeit als Blütenhonige.
schem Ursprung zulässig. Erhöhte HMF-Gehalte deuten auf
eine Schädigung des Honigs durch Erwärmen oder eine
zu lange Lagerung hin.
Eis und Desserts / Zuckerwaren, Schokolade, Kakao …
Jahresbericht 2005
Konfitüren, Gelees, Fruchtaufstriche
Süßwaren
Glassplitter in Konfitüre
„Gesunde“ Süßwaren?
Auch die Süßwarenbranche will sich zunehmend das lukrative Geschäft mit gesunder, leichter und bewusster Ernährung nicht entgehen lassen. Bei immer mehr Produkten
wird dem Verbraucher durch Austausch bestimmter Inhaltsstoffe und / oder Anreicherung mit Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen oder anderen ernährungsphysiologisch
günstigen Inhaltsstoffen und entsprechender Werbung
suggeriert, es handele sich um einen besonders „gesunden“ Vertreter einer eher „ungesunden“ Produktgruppe.
Obwohl die Überwachung dieser Entwicklung eher kritisch
gegenübersteht, kann sie bislang aufgrund fehlender rechtlicher Regelungen wenig dagegen tun.
Im Berichtsjahr wurden in 23 vitaminisierten Süßwaren
die Gehalte an den Vitaminen B1, C und E unter die Lupe
genommen. Bei den untersuchten Vitaminen wurden sowohl Unter- als auch Überschreitungen der angegebenen
Werte festgestellt. Insgesamt ist jedoch eine eindeutige
Tendenz zur Überdosierung festzustellen, da die Hersteller
die angegebenen Gehalte bis zum Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums garantieren müssen. Nur bei deutlicher
Über- oder Unterschreitung (> ± 20 % bis 30 %) der angegebenen Gehalte wurden diese Angaben als irreführend
Zwei Beschwerdeproben Erdbeer- bzw. Schwarzkirsch-
beurteilt.
konfitüre wurden wegen Glassplittern als gesundheits-
Mit Magnesium angereicherte Fitnessbonbons wurden als
schädlich beurteilt.
irreführend bezeichnet und beworben beurteilt. Die Bon-
Hauptbeanstandungsgründe bei dieser Warengruppe wa-
bons konnten bei einer üblichen Verzehrsmenge von ca.
ren wie schon in den vergangenen Jahren die fehlende
5 Bonbons pro Tag (viel mehr lässt schon der verwende-
Kenntlichmachung von Konservierungsstoffen und gene-
te Zuckeraustauschstoff Isomalt wegen der Gefahr einer
relle Kennzeichnungsmängel bei Erzeugnissen aus der Di-
abführenden Wirkung nicht zu!) keinen nennenswerten
rektvermarktung.
Beitrag zur Deckung des Tagesbedarfs leisten.
Im Rahmen eines bundesweiten Überwachungsplans wur-
Bei Halva handelt es ich um eine Süßwarenspezialität aus
den 17 Proben Aprikosenkonfitüre auf Schwefeldioxid un-
dem vorderasiatischen Raum. Die sesamhaltige Schaum-
tersucht. Schwefeldioxid wird vielfach bei der Obst- und
zuckerware wird dort traditionell mit dem saponinhaltigen
Gemüseverarbeitung zur Farberhaltung und Verhinderung
Aufschlagmittel Seifenkrautextrakt hergestellt, welches in
von Bräunungsreaktionen eingesetzt. Aufgrund seines ho-
Europa nicht zugelassen ist. Seifenkrauthaltige Halvapro-
hen allergenen Potenzials muss es jedoch bei Gehalten von
ben werden deshalb bereits seit Jahren von den Untersu-
mehr als 10 mg / kg im Zutatenverzeichnis angegeben wer-
chungsämtern beanstandet. Daraufhin gingen die über-
den. Schwefeldioxid war in keiner Probe nachweisbar.
wiegend türkischen Hersteller dazu über, Seifenkrautex-
HMF (Hydroxymethylfurfural), welches vor allem beim
trakt im deutschen Zutatenverzeichnis (im türkischen und
Erhitzen stark zuckerhaltiger Lebensmittel gebildet wird,
englischen war es teilweise noch vorhanden!) nicht mehr
steht bereits seit Jahren im Verdacht, gentoxische Wirkung
anzugeben, da sich die Beanstandungen nur auf die bloße
zu haben. Als unerwünschter Bestandteil sollte HMF in Le-
Angabe im Zutatenverzeichnis stützten. In 12 Proben Halva
bensmitteln nur in technologisch unvermeidbaren Mengen
konnten im Berichtsjahr charakteristische Inhaltsstoffe des
enthalten sein. Da die toxikologische Bewertung noch nicht
Seifenkrautextraktes mittels Dünnschichtchromatografie
abgeschlossen ist, wurde bisher kein Grenzwert festgelegt.
nachgewiesen werden. Diese Proben wurden wegen des
Ein Wert von 1 500 mg / kg Trockenmasse (TM) ist jedoch
nicht zugelassenen Zusatzstoffes Seifenkrautextrakt als
in der Diskussion. Herstellungsbedingt fallen Pflaumen-
nicht verkehrsfähig beanstandet.
muse immer wieder durch hohe HMF-Gehalte auf. In einer Probe Pflaumenmus wurde ein sehr hoher Gehalt von
2 811 mg / kg TM ermittelt. Dem Hersteller wurde empfohlen, Rezeptur und Verfahren zu überarbeiten, um so eine
Reduzierung des HMF-Gehaltes zu erzielen.
49
50
Lebensmittelüberwachung BW
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Schokolade
Eine Schokolade enthielt einen Fremdkörper aus Kunststoff-Fasern, der möglicherweise aus einem Transportband
stammte, drei Schokoladen wiesen Ungeziefer auf und ei-
Versteckte Allergene in Schokolade
ne Schokolade zeigte zahlreiche Bissspuren von Nagern.
Seit dem 25.11.2005 sind bei der Herstellung und
Diese Proben waren nicht zum Verzehr geeignet. Bei den
Etikettierung von Lebensmitteln die neuen Kenn-
Untersuchungen auf wertgebende Bestandteile wie Ge-
zeichnungsvorschriften für allergene Lebensmittel-
samtkakaogehalt, Kakaobutter und Milchbestandteile er-
bestandteile anzuwenden. Bestimmte allergieaus-
gaben sich keine Beanstandungen. Schwerpunktmäßig
lösende Zutaten müssen nun ausnahmslos im Zu-
wurden im Berichtsjahr Kuvertüren aus Bäckereien und
tatenverzeichnis angegeben werden. Spurenanteile
Konditoreien untersucht. Auch hier ergaben sich keine Be-
allergener Stoffe, die durch unvermeidbare herstel-
anstandungen. Bei 48 mikrobiologisch untersuchten Scho-
lungsbedingte Verunreinigungen im Lebensmittel
koladen waren die Befunde unauffällig.
enthalten sein können, bleiben dagegen von der
Kennzeichnungspflicht ausgenommen. Auf solche
„Fremdfett“ in Schokolade
Insgesamt wurden 104 Kakaoerzeugnisse auf die Verwendung von Kakaobutterersatzfetten untersucht. Weder
in den 26 Kakaomassen und Kakaobutterproben der im
Untersuchungsgebiet ansässigen Hersteller noch in den
schwerpunktmäßig untersuchten Kuvertüren konnten Kakaobutterersatzfette nachgewiesen werden. In zwei Vollmilchschokoladen wurden knapp 5 % Fremdfett ermittelt,
welches ordnungsgemäß kenntlich gemacht war.
Cadmium in Bitterschokolade
Kontaminationen wird von der überwiegenden Anzahl der Schokoladenhersteller aber hingewiesen,
und zwar oft unabhängig von der tatsächlichen Anwesenheit des Allergens, z. B. „Kann Spuren von
Haselnüssen, Erdnüssen, anderen Nüssen, Milchbestandteilen, Ei und / oder Gluten, Soja, enthalten“.
Die rechtliche Bewertung wird dadurch erschwert,
dass es bisher keine Schwellenwerte für die einzelnen Allergene gibt, ab denen eine Kennzeichnungspflicht besteht. In jedem Einzelfall ist bei einem analytisch festgestellten Wert durch weitere
Untersuchungen zu ergründen, ob es sich um eine
33 Schokoladen, hauptsächlich Proben mit hohem Kakao-
kennzeichnungspflichtige Zutat handelt oder aber
anteil, 6 Kakaomassen und 15 Kakaopulver wurden auf die
um eine technologisch unvermeidbare Kontamina-
Schwermetalle Cadmium, Kupfer und Blei untersucht.
tion, für die keine Kennzeichnungspflicht besteht.
Seit dem Trend zu Bitterschokoladen rückt das Problem
Hersteller, deren Schokoladen Erdnuss- oder Ha-
Cadmium in Schokoladen wieder stärker in den Blick-
selnussanteile über 100 mg / kg aufweisen, werden
punkt. Seit vielen Jahren ist bekannt, dass insbesonde-
auf diesen Sachverhalt hingewiesen mit der Auffor-
re Edelkakao (Criollo) aus südamerikanischen Gebieten
derung, nach der Ursache zu forschen und im Falle
(vulkanische Böden) naturbedingt hohe Cadmiumgehalte
von Kontaminationen diese zu minimieren (siehe
aufweisen kann.
auch Kapitel „Lebensmittelallergene“).
Als Beurteilungsgrundlage für Cadmium in Schokoladen
können zwar die Richtwerte der Zentralen Erfassungs- und
Bewertungsstelle für Umweltchemikalien (ZEBS) herangezogen werden, rechtlich verbindliche Grenzwerte gibt es
derzeit jedoch nicht. Für Schokoladen liegt der Richtwert
bei 0,30 mg / kg Cadmium. 8 Proben lagen zwischen 0,30
und 0,39 mg / kg, eine Probe lag mit 0,52 mg / kg Cadmium
deutlich über diesem Richtwert. Diese 9 Proben wurden lt.
Etikett-Angaben aus südamerikanischem Edelkakao hergestellt. Der ADI-Wert für Cadmium liegt bei 1 ug / kg Körpergewicht /Tag. Durch den Konsum einer Tafel Bitterschokolade (100 g) mit einem Cadmiumgehalt von 0,5 mg / kg wird
der ADI-Wert zu 71 % ausgeschöpft.
Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse und -Erzeugnisse
Jahresbericht 2005
Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse und -Erzeugnisse
Salmonellen in nicht erhitzter Sesamsaat
Risikobasierte Importkontrolle bei der Einfuhr von Sesamerzeugnissen
Sesamerzeugnisse bilden – wie seit
führen, dass die Virulenz der Keime
einigen Jahren bekannt – ein Risiko-
ansteigt und schon eine geringe Do-
potenzial, was die Gefahr einer Auf-
sis für eine Infektion ausreicht.
nahme von Salmonellen betrifft. Da-
Wenn also belastete Sesamsaat ohne
bei ist nicht die Untersuchung von mit
weitere Erhitzung verarbeitet oder Le-
Sesamsaat hergestellten Backwaren
bensmitteln zugesetzt wird, besteht
vorrangig zu betreiben, sondern die
eine unmittelbare Gesundheitsge-
Untersuchung derjenigen Erzeugnis-
fahr.
se, deren Herstellung ohne keimabtötende Verfahren erfolgt. Als Beispiele
sind zu nennen: „Helva“ (auch „Halva“ genannt) und Brotaufstriche wie
Mohn – Drogen aus dem Supermarkt
Sesammus oder „Tahini“. Aus diesem
Ein Rausch durch Mohnkuchen ist nicht zu erwarten. Vom Verzehr roher
Grunde wurde das Ausgangsprodukt
unbehandelter Mohnsaat in großen Mengen ist jedoch abzuraten.
Sesamsaat untersucht, dessen Bestimmungszweck für die Beurteilung
maßgebend war.
Im Jahre 2005 wurden insgesamt 119
Proben Sesamsaat, die als Stichproben (jeweils aus 5 Säcken pro Charge)
bei der Einfuhr erhoben wurden auf
Salmonellen untersucht. Herkunft war
vorwiegend Indien.
Von den untersuchten Proben waren
9 positiv (≅ 7,5 %), was als eine für trockene Lebensmittel nicht ungewöhnli-
Mohnsaat oder auch Backmohn kann
Hinzu kommt, dass Morphin bei Ge-
gewinnungsbedingt gewisse Mengen
nuss z. B. in Form von Mohnkuchen
an Alkaloiden wie Morphin und Code-
durch die orale Aufnahme zusammen
in (Opiate) als natürliche Begleitstoffe
mit den gehaltvollen Kuchenzutaten
enthalten. Obwohl Mohnsaat von Na-
nur sehr langsam im Blut an den ent-
tur aus keine Opiate enthält, kann sie
sprechenden Rezeptoren anflutet
bei der Ernte über die übrigen Teile der
und nebenher auch noch im Körper
Pflanze mit Morphin und anderen Al-
verstoffwechselt wird. Dies bedeu-
kaloiden verunreinigt werden. Dies ist
tet, dass auch bei erhöhten Mengen
dann problematisch, wenn keine mor-
an Morphin in Mohnsaat, die zur Her-
phinarmen Sorten für die Gewinnung
stellung von Mohngebäck verwendet
von Mohnsaat eingesetzt werden.
wird, mit Rauscheffekten kaum zu
che, aber insgesamt dennoch hohe In-
Aufgrund der üblicherweise gerin-
zidenz eingestuft werden muss. Zum
gen Verzehrsmengen (3 g auf ei-
Vergleich: Im Jahre 2004 stellten Ge-
nem Mohnbrötchen, 20 g in einem
würze mit einer Salmonelleninzidenz
Stück Mohnkuchen) wurden bisher
von 7 % diejenige Lebensmittelgruppe
mögliche Gesundheitsgefahren oder
dar, in der am zweithäufigsten Salmo-
gar Rauscheffekte durch Morphin in
nellen nachgewiesen werden konnten.
Mohn nicht in Betracht gezogen. Hin-
Nur in rohem Geflügelfleisch waren
zu kommt, dass der Morphingehalt
die Keime noch öfter zu finden.
im Mohn durch die Zubereitung reduziert wird. Bei der Herstellung von
Salmonellen-Ausbrüche waren in den
Mohnkuchen wird durch die küchen-
vergangenen Jahren immer wieder
technische Aufbereitung (Mahlen und
auch auf trockene Lebensmittel zu-
Erhitzen) etwa 80 % des vorhandenen
rückführbar. Dabei spielte häufig eine
Morphins zerstört. Dies haben Back-
sehr niedrige infektiöse Dosis eine
versuche am CVUA Karlsruhe gezeigt.
Rolle. Die Keime können sich an die
Auch bei der trockenen Erhitzung von
Milieubedingungen in trockenen Le-
Mohn im Backofen wird Morphin zu ei-
bensmitteln anpassen und über einen
nem großen Teil zerstört, wie Röstver-
beträchtlichen Zeitraum überleben.
suche gezeigt haben. Dies ist relevant
Gerade der Wassermangel in solchen
für die Herstellung von z. B. Mohnbröt-
Lebensmitteln wie Gewürzen oder
chen in Bäckereien. Siehe auch www.
auch z. B. Schokolade scheint dazu zu
cvua-karlsruhe.de
.
rechnen ist.
Überhöhte Mengen an Morphin in
Mohn sind dennoch generell unerwünscht, da auch mit nicht bestimmungsgemäßem Gebrauch von Mohnsaat, erhöhtem Verzehr oder weniger
häufigen Verzehrsarten zu rechnen
ist. Ein Beispiel hierfür ist die Verabreichung von Mohnmilch als Schlafmittel an einen Säugling, was Anfang des
Jahres 2005 zu einem Vergiftungsfall
führte. Der hier verwendete Mohn
enthielt 1 000 mg Morphin / kg. Siehe
auch www.bfr.bund.de/cms5w/sixcms/detail.php/6279
. Als weiteres
Beispiel ist eine Verbraucherbeschwerde in Baden-Württemberg zu nennen.
Eine Verbraucherin hatte 80 g Mohn
gemahlen über ein Nudelgericht gestreut verzehrt und nachfolgend über
Übelkeit geklagt. Untersuchungen
ergaben, dass der verzehrte Mohn
230 mg Morphin / kg enthielt.
51
52
Lebensmittelüberwachung BW
In üblichen Handelsproben, wie sie im Einzelhandel erhältlich sind, wurden bei den Untersuchungen im Jahr
2005 deutlich niedrigere Gehalte gefunden. In Einzelfällen traten jedoch auch Morphingehalte bis 200 mg / kg
auf. Es handelte sich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit
um australische Mohnsaat aus der Rohopiumproduk-
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Fertiggerichte
Auch im Jahre 2005 wurden wieder einige Lebensmittel von den Verbrauchern bei den Veterinärämtern
als Verbraucherbeschwerde abgegeben.
tion, die in den Handel gelangt war. Ware mit derart
Bei Lagerversuchen wurden bei SB-verpackten Maulta-
überhöhten Morphingehalten wurde mittlerweile in
schen zum Zeitpunkt des angegebenen Mindesthaltbar-
Deutschland vom Markt genommen. Vorsorglich wur-
keitsdatums bereits hohe Keimbelastungen, verbunden
de vom Bundesinstitut für Risikoabschätzung (BfR)
mit saurem und abweichendem Geruch und Geschmack
in einem Gutachten zur gesundheitlichen Bewertung
festgestellt. Das Mindesthaltbarkeitsdatum wurde als zu
von Mohnsaat eine vorläufige maximale tägliche Auf-
lang bemessen und damit als irreführend für den Verbrau-
nahmemenge von 0,38 mg Morphin für einen 60 kg
cher beurteilt.
schweren Erwachsenen genannt. Dieser Wert ist unter
Bei fischhaltigen, SB-verpackten Tiefkühlfertiggerichten
Berücksichtigung üblicher Verzehrsmengen, des Ver-
zeigte sich, dass das empfindliche Fischfett im Fischanteil
wendungszwecks (Dekormohn auf Backwaren, Mohn-
bereits ranzig war. Dies ist darauf zurückzuführen, dass
kuchen, Mohngerichte) und der Vorbehandlung (Abwa-
die Packungen beschädigt waren, sodass Luftsauerstoff
schen, Erhitzen) auf Mohnsaat anzuwenden.
Als einfache Vorsichtsmaßnahme im Haushalt zur Beseitigung von möglicherweise vorhandenen Opiaten
und zur Verbesserung des Geschmacks von Mohnsaat
ist das Abwaschen z. B. in einem feinmaschigen Küchensieb unter fließendem warmem Wasser empfehlenswert. Dies haben Versuchsreihen am CVUA Stuttgart bestätigt. Morphin und andere Opiate lassen sich
als Oberflächenkontamination so sehr gut entfernen.
diesen Fettverderb hervorrief. Ähnliches wurde bei Tiefkühlfertiggerichten mit gebratenem bzw. frittiertem Schweinefleisch beobachtet, auch hier waren die Fleischanteile
bereits ranzig.
Sehr häufig werden SB-verpackte Fertiggerichte mit Nährwertangaben in den Verkehr gebracht. Auffällig ist, dass bei
vielen Erzeugnissen eine Nährwertangabe nicht notwendig
wäre, da in der Kennzeichnung des Erzeugnisses keinerlei
Auslobung über einen bestimmten Nährwert (z. B. fettarm,
eiweißreich etc.) vorhanden ist. Bei der Überprüfung der
Vom Verzehr unerhitzter und nicht abgewaschener
Richtigkeit dieser Nährwertangaben wurde wiederholt fest-
Mohnsaat ist vor allem bei Kindern aus Gründen der
gestellt, dass die Angaben außerhalb der Toleranzen lie-
Vorsicht abzuraten.
gen. Bei Nährstoffen wie Eiweiß, Kohlenhydraten, Zucker,
Stärke, Ballaststoffen, Fett, gesättigten Fettsäuren, einfach
ungesättigten Fettsäuren, mehrfach ungesättigten Fettsäuren sollte bei Gehalten unter 10 g / 100 g die Schwankungsbreite maximal ± 1,5 g betragen, bei Gehalten zwischen
10 – 40 g / 100 g sollte die Schwankungsbreite maximal
± 15 % betragen. Bei Nährstoffgehalten über 40 g / 100 g
sollte die Angabe nur in einem Bereich zwischen ± 6 g
schwanken. Diese Toleranzen sind gerade bei grobstückigen Erzeugnissen in Dosen (z. B. Kohlrouladen, gefüllten
Paprika etc.) sehr schwer einzuhalten, da diese Erzeugnisse
sehr oft mit einem öligen Aufguss versehen werden und
dieser Aufguss aufgrund der unterschiedlichen Größe der
gefüllten Paprika und Kohlrouladen in der Menge schwanken kann. Bei solchen technologisch nur sehr schwer zu
beherrschenden Erzeugnissen sollte auf Nährwertangaben
verzichtet werden.
Sehr viele Proben von Heimservicefirmen (Pizzaservice etc.)
waren wegen Kennzeichnungsmängeln zu beanstanden.
Verzehrsfertige Lebensmittel, die in der Verkehrsbezeichnung das Wort „Schinken“ enthalten (Pizza mit Schinken,
Schinkencroissant etc.) bereiten besondere Schwierigkeiten. Mit wenigen Ausnahmen werden diese Erzeugnisse
nicht unter Verwendung von „Schinken“ hergestellt, sondern unter Einsatz von minderwertigen Imitaten.
Fertiggerichte
Jahresbericht 2005
Im Großhandel sind diese Erzeugnisse ordnungsgemäß ge-
Der überwiegende Teil der Be-
kennzeichnet (im Verkehr z. B. „Formfleisch-Vorderschinken
anstandungen betraf wie jedes
mit 70 % Fleischanteil“ bis hin zu „Pizzabelag“).
Jahr die fehlerhafte Kennzeich-
Die Probleme fangen in der Pizzeria oder Bäckerei an, hier
nung von Lebensmitteln, vor
verwandeln sich die billigen Imitate in hochwertigen Schin-
allem von Erzeugnissen, die
ken. Ein Croissant, das mit „Formfleisch-Vorderschinken
aus Osteuropa oder aus asiati-
mit 70 % Fleischanteil“ gefüllt wurde, darf nicht als Schin-
schen oder arabischen Staaten
kenhörnchen angeboten werden. Die Verarbeitung von min-
nach Deutschland eingeführt
derwertigem „Pizzabelag“ anstelle von „Schinken“ bedarf
wurden.
einer umfassenden Angabe im Zusammenhang mit der
Verkehrsbezeichnung.
Der Salamibelag von Pizzen wurde des Öfteren unter Mitverwendung von Farbstoffen hergestellt, eine Kenntlichmachung dieser Farbstoffe war nicht vorhanden.
Ebenfalls aus Pizzerien wurden Pizzen mit Thunfischauflage
überprüft. In früheren Jahren fielen diese oft durch hohe
Gehalte an Histamin auf. Histamin entsteht beim mikrobiellen Verderb aus der im Thunfisch reichlich vorhandenen
Aminosäure Histidin. Von hohen Histamingehalten können
Abb. 1:
beim Menschen sehr starke Gesundheitsbeeinträchtigun-
Eine Probe eines Reisge-
gen (Kreislaufbeschwerden) hervorgerufen werden. Erfreu-
richtes aus einer Gaststätte
lich war, dass in keiner der untersuchten Thunfischpizzen
wies scharfkantige Glas-
auffällige Gehalte an Histamin vorhanden waren. Dies ist
splitter auf.
darauf zurückzuführen, dass mittlerweile in den Pizzerien
der Thunfisch unter hygienisch einwandfreien Aufbewah-
Abb. 2:
rungsbedingungen (z. B. Kühlung) gelagert wird.
In einem Kotelett wurden
Die Untersuchungen einer „Platte für zwei Personen“ (mit
Reste einer Injektionsnadel
Hähnchenbrust, Putenschnitzel, Rumpsteak, Schweine-
festgestellt.
schnitzel, Kroketten, Spätzle und gemischtem Salat) aufgrund von zwei Erkrankungsfällen ergaben überraschen-
Abb. 3:
derweise positive Salmonellennachweise nicht nur in den
In einer Probe Mischsalat
Spätzle, sondern auch in den Kroketten, im gemischten Sa-
wurde beim Verzehr eine
lat und in der Hähnchenbrust. Dies weist auf eine Kontami-
Wanze festgestellt. Da die-
nation der Speisen durch mangelhafte Betriebs- und / oder
se Wanze ausschließlich im
Personalhygiene nach Abschluss des Koch- / Bratvorganges
Mittelmeerraum vorkommt,
hin.
war davon auszugehen,
Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchungen war die
dass sie über einen der
Bestimmung des Gehaltes an dem Geschmacksverstär-
verwendeten Salate nach
ker Glutaminsäure in Gerichten aus Chinarestaurants. Ein
einer langen Reise über die
Großteil der Proben war zu beanstanden, weil die erfor-
Alpen in den Schwarzwald
derliche Kenntlichmachung „mit Geschmacksverstärker“
gelangte.
in der Speisekarte fehlte. Nach der Zusatzstoff-Zulassungsverordnung ist eine Höchstmenge an Glutaminsäure von
Abb. 4:
10 g / kg Lebensmittel zulässig. Bei einigen Gerichten war
In einer Originalpackung
dieser Gehalt überschritten. Bei manchen Personen tre-
befanden sich bereits ver-
ten nach dem Verzehr von Speisen aus Chinarestaurants
schimmelte Tortellini. Dies
Symptome wie Atembeschwerden, Kribbeln der Haut oder
ist auf beschädigte Packun-
Einschlafen der Arme auf. Dies sind typische Anzeichen
gen zurückzuführen. Oft
für das so genannte „Chinarestaurant-Syndrom“. Es wird
genügt eine kleine Undich-
vermutet, dass diese Unverträglichkeitsreaktionen in Zu-
tigkeit der Packung, dass
sammenhang mit einem erhöhten Glutaminsäuregehalt
die Ware verschimmelt.
der Speisen bestehen.
53
Lebensmittelüberwachung BW
54
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Diätetische Lebensmittel und Sportlernahrung
Vorbeugung oder und eine günstige Beeinflussung bestehender ernährungsbedingter Erkrankungen durch
eine diätetische Behandlung ist vielfach möglich, ob jedoch einzelne Stoffe bzw. Stoffgemische wie „Zimt“ bei
Diabetes oder „Rotwein-Extrakt“ bei Arteriosklerose hilfreich sind, ist mehr als fraglich …
Diabetes mellitus – eine Volkskrankheit?
Diabetes mellitus Typ 2 (= „Alterszuckerkrankheit“) wird in Deutschland immer häufiger;
derzeit sind ca. 6 Millionen Menschen hier zu Lande betroffen. Oft ist – bei entsprechender
Bilanzierte Diäten:
„Rotwein-Extrakt bei
Arteriosklerose und HerzKreislauf-Erkrankungen“
genetischer Veranlagung – eine Adipositas (Fettsucht) die Ursache, d. h. eine falsche Ernährung
Im Jahr 2005 wurde beim Bundesamt
in Verbindung mit Bewegungsmangel. Grundsätzlich wird eine ballaststoff- und vitaminreiche
für Verbraucherschutz und Lebens-
Vollwertkost für den Diabetiker empfohlen. Hinweise und Hilfestellungen für die Betroffenen
mittelsicherheit wieder eine Vielzahl
sind auf den Internetseiten der Deutschen Diabetes-Gesellschaft unter www.deutsche-dia-
von Erzeugnissen als Lebensmittel für
und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) unter www.
besondere medizinische Zwecke (bi-
betes-gesellschaft.de
dge.de
zu finden. Offen angebotene Diabetiker-Lebensmittel wie Speiseeis, Desserts und
feine Backwaren waren häufig nicht korrekt gekennzeichnet.
lanzierte Diäten) angezeigt. Eine Gruppe dieser Produkte ist für den Bereich
„Arteriosklerose“,„Herz-Kreislauf-Störungen “ oder „Koronare Herzkrank-
„Zimt gegen Zucker“
Diese Sensationsmeldung lässt Diabetiker derzeit hoffen, ihren Zucker-
Gemeinschaftsverpflegung bei
heit“ gedacht. Diese Erzeugnisse
Diabetes in Krankenhäusern und
enthalten als Zutaten unter anderem
Seniorenheimen
„Rotwein-Extrakt“, „Rote-Trauben-Extrakt“ oder „Traubenkernextrakt“.
und Lipidspiegel im Blut durch die Ein-
Die gesamte Tageskost für Diabetiker
nahme von Zimt auf natürliche Weise
wurde schwerpunktmäßig in Senio-
Von Arteriosklerose wird bei einer
regulieren zu können. Nach einer in
renheimen überprüft. Da alte und ins-
krankhaften Veränderung der Gefäß-
Pakistan durchgeführten Studie sollen
besondere bettlägerige Menschen nur
wände der Arterien mit Verhärtungen
im Zimt vorkommende Polyphenole
einen geringen Energieumsatz haben,
und Verdickungen gesprochen. Die
insulinähnliche Wirkung aufweisen.
müssen die lebensnotwenigen Nähr-
Entstehung der Arteriosklerose ist ein
Da diese Studie aufgrund von gra-
stoffe auch bei geringem Gesamt-
jahrzehntelanger, langsam fortschrei-
vierenden Mängeln nicht als ausrei-
Kaloriengehalt der Tagesverpflegung
tender Prozess.
chender wissenschaftlicher Beleg für
aufgenommen werden. Praktisch ist
Die Koronare Herzkrankheit (KHK) ist
die therapeutische Wirksamkeit von
dies nur möglich, wenn eine sorgfäl-
gekennzeichnet durch die Einengung
Zimt bei Diabetes mellitus angesehen
tige Nährwert-Berechnung den Kost-
oder den Verschluss einzelner oder
werden kann, rät z. B. die Deutsche
plänen zugrunde liegt. Das gilt für die
mehrerer Herzkranzgefäße, was zu
Diabetes Gesellschaft von der Selbst-
Diabetiker-Verpflegung genauso wie
einer ungenügenden Blut-, bzw. Sau-
medikation mit Zimt ab. Zudem wird
für die von Nicht-Diabetikern. Häufig
erstoffversorgung des Herzmuskels
auf das allergene Potenzial von Zimt
wird dies v. a. im Bereich der Senioren-
führt. Ursache ist meist die Arteri-
hingewiesen.
ernährung nur ansatzweise durchge-
osklerose. Für die KHK wurden ver-
führt, in einzelnen Fällen fehlte sogar
schiedene Risikofaktoren festgestellt,
jegliches diätetisch geschulte Perso-
z. B. Alter, genetische Veranlagung,
nal. Die überwiegende Anzahl der 50
Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes
untersuchten diätetischen Tagesver-
mellitus oder Übergewicht sowie ver-
pflegungen waren zu fett, enthielten
änderte Blutfettwerte.
einen zu hohen Anteil an gesättigten
In zahlreichen Untersuchungen wur-
Fettsäuren aus tierischen Lebensmit-
de nachgewiesen, dass die Ernährung
teln, häufig bei zu geringer Zufuhr
neben einer notwendigen ärztlichen
an Ballaststoffen und zu hohem
Therapie der wichtigste beeinfluss-
Kochsalzgehalt. Bei einigen Mikro-
bare Faktor ist. Auch bei bereits be-
nährstoffen wie z. B. Calcium, Eisen,
stehender KHK bzw. Arteriosklerose
Folsäure und Vitamin D enthielten die
ist die Ernährungsumstellung eine
Verpflegungen weit geringere Gehalte
grundlegende therapeutische Maß-
als durch die DGE empfohlen. Den Kü-
nahme. Als Empfehlungen für eine
chenleitungen wurden konkrete Ver-
Ernährungstherapie werden interna-
besserungsvorschläge gemacht.
tional gleichlautende Empfehlungen,
Diätetische Lebensmittel und Sportlernahrung
Jahresbericht 2005
mung mit einer Bewertung durch das
Bundesinstitut für Risikobewertung
werden derartige Erzeugnisse daher
aus ernährungsphysiologischer Sicht
für die ausgelobten Zwecke als nicht
geeignet beurteilt.
Sportlernahrung
Lebensmittel für Sportler können diätetische Lebensmittel sein, sofern
sie alle Kriterien für die Einstufung als diätetische Lebensmittel erfüllen.
Dazu gehört u. a., dass sie sich in ihrer Zusammensetzung maßgeblich
von „normalen“ Lebensmitteln unterscheiden und dass der Personenkreis, der einen besonderen Nutzen aus dem Verzehr des Lebensmittels
ziehen soll, ausreichend genau beschrieben ist. Nicht jede Sportlernahrung ist für jeden Sportler nützlich. Nahrungsergänzungsmittel sind zur
Ergänzung der allgemeinen Ernährung bestimmt und werden in dosierter Form zur Aufnahme in abgemessenen kleinen Mengen angeboten.
Für Nahrungsergänzungsmittel und diätetische Lebensmittel gibt es z.T.
unterschiedliche Regelungen für „Zusatzstoffe zu ernährungsphysiologischen Zwecken“ z. B. Aminosäuren sowie verschiedene Anforderungen an die Kennzeichnung der Produkte. Daher empfiehlt sich eine
Angebotsform, die eine eindeutige Zuordnung dieser Produkte für
eine der beiden Kategorien ermöglicht – sonst sind Probleme durch
widersprüchliche Regelungen vorprogrammiert.
die auch bei Fettstoffwechselstörun-
gelten, decken sich die Ernährungs-
gen anwendbar sind, ausgesprochen.
empfehlungen zu deren Therapie im
Es wird eine generelle Umstellung in
Wesentlichen mit den Empfehlungen
Richtung einer fettarmen Ernährung,
bei KHK und Arteriosklerose.
eines erhöhten Verzehrs von pflanzli-
Eine Empfehlung zur isolierten Auf-
chen Lebensmitteln und pflanzlichen
nahme von hoch dosierten Vitamin-,
Ölen anstelle tierischer Fette, Ome-
mineralstoff- oder pflanzenextrakthal-
ga-3-fettsäurereichen Fischsorten, die
tigen Präparaten, von isolierten mo-
Verringerung des Verzehrs tierischer
nomeren bis polymeren Polyphenolen
Lebensmittel sowie Verringerung des
in Form des Traubenkernextraktes,
Alkoholkonsums empfohlen. Im Sinne
gibt es derzeit nicht. Es liegen keine
einer umfassenden Umstellung des
ausreichenden klinischen Unterlagen
Lebensstils wird zu einer Steigerung
darüber vor, ob eine diätetische Be-
der körperlichen Aktivität, Gewichts-
handlung der genannten Störungen
reduktion und Aufgabe des Rauchens
mit isolierter Zufuhr von z. B. „Rote
geraten. Da Fettstoffwechselstörun-
Trauben-Extrakt“, „ Rotwein-Extrakt“
gen (Hyperlipidämien) als wichtiger Ri-
oder „Traubenkernextrakt“ sicher und
sikofaktor für die Entstehung von arte-
nutzbringend ist und welche Dosen
riosklerotischen Gefäßerkrankungen
dabei einzusetzen wären. In Abstim-
55
Lebensmittelüberwachung BW
56
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Nahrungsergänzungsmittel
Von 350 Proben waren 182 zu beanstanden (52 %). Wie schon
im Vorjahr betrafen die meisten Beanstandungen irreführende
Angaben und Kennzeichnungsmängel. Verhältnismäßig oft wurde
auch festgestellt, dass nicht zugelassene Zusatzstoffe wie z. B. stark
angereicherte sekundäre Pflanzenstoffe verwendet wurden.
Produkte, bei denen es sich aufgrund der Zusammensetzung oder
Aufmachung nicht um Nahrungsergänzungsmittel, sondern um Arzneimittel
handelte, sind in diesem Bericht nicht erfasst.
Mogelpackungen bei
Kaffeefahrten
Cadmium in SpirulinaAlgen
Lachsölpräparate
Abb.:
Schon seit Jahren werden auf Kaffee-
Im Rahmen des bundesweiten Moni-
säuren: Docosahexaensäure (DHA)
Mogelpackung
fahrten Nahrungsergänzungsmittel
torings zur Belastung von Nahrungser-
und Eicosapentaensäure (EPA) durch
verkauft. Da die Produkte in der Regel
gänzungsmitteln mit Schwermetallen
Nahrungsergänzungsmittel kann bei
sehr teuer sind, legen die Verkäufer
fiel ein Spirulina-Präparat durch hohe
einer seefischarmen Ernährung sinn-
Wert auf repräsentative, große Ver-
Cadmiumgehalte in der Größenord-
voll sein, da diese Fettsäuren funktio-
packungen, die den geforderten Preis
nung von 20 mg / kg auf. Daher wurden
nelle Wirkungen auf das Herz- Kreis-
angemessen erscheinen lassen.
insgesamt 27 Folgeproben von weite-
lauf-System ausüben. Auf dem Markt
Inzwischen stellen wir immer häufiger
ren Chargen des gleichen Erzeugnis-
befindet sich eine breite Produktpa-
fest, dass solche Packungen zu Mogel-
ses und Algenprodukten anderer Her-
lette von Fischölkapseln mit entspre-
packungen vergrößert werden. Zum
steller untersucht. Bei zwei weiteren
chender Auslobung.
Beispiel durch zwei 4 bis 5 cm dicke
Chargen des gleichen Herstellers und
29 Proben Lachsölkapseln (13 Herstel-
Styropor-Formeinlagen, zwischen de-
zwei Nahrungsergänzungsmitteln an-
ler, 25 Chargen), und 1 Probe Fischöl-
nen sich nur eine einzige Schicht von
derer Hersteller ergaben sich ebenfalls
kapseln wurden auf ihren Gehalt an
Trinkfläschchen befindet. So lässt sich
Cadmiumaufnahmen von über 100 µg
ω-3-Fettsäuren untersucht. Keine der
das Packungsvolumen leicht verviel-
pro Tag bei den angegebenen Verzehr-
Proben war bezüglich der Angaben
fachen. Oder durch doppelte Böden:
empfehlungen.
zum Fettsäuregehalt zu beanstan-
Unter einer Lage Trinkfläschchen wird
Cadmium weist ein krebserzeugendes
den, auch der Vitamin-E-Gehalt lag
ein Zwischenboden eingezogen, unter
Potenzial auf. Da derartige Nahrungs-
innerhalb der Toleranzen. Aufgrund
dem sich nur noch leere Hohlkörper
ergänzungsmittel im Regelfall über
der Fettsäuremuster war jedoch fest-
befinden. Dadurch besteht gut ¾ der
längere Zeiträume eingenommen wer-
zustellen, dass keine der Proben aus
Packung nur aus Luft.
den, wurden die Erzeugnisse als „ge-
reinem Lachsöl bestand. Alle Proben
sundheitsschädlich“ beurteilt. Für die
enthielten auch andere Fischöle, ob-
toxikologische Beurteilung wurde der
wohl auf den Verpackungen als Zuta-
von der WHO festgelegte PTWI-Wert
ten stets nur „Lachsöl“-Erzeugnisse
(Provisional Tolerable Weekly Intake)
genannt und sehr häufig springende
von 7 µg / kg Körpergewicht / Woche
Lachse abgebildet waren. Die Proben
herangezogen. Hieraus errechnet sich
wurden wegen der irreführenden Ver-
für einen Erwachsenen von 70 kg eine
kehrsbezeichnung und Aufmachung
tolerierbare wöchentliche Aufnahme-
sowie der unvollständigen Angaben
menge von 490 µg Cadmium.
in der Zutatenliste beanstandet.
Als Ursache für die Belastung von Spi-
Im Einklang mit Literaturangaben
rulina mit Cadmium wurde behördli-
ergaben eigene Untersuchungen
cherseits die Aufzucht der Spirulina-Al-
von 43 Proben Öl aus Wildlachs und
gen in Becken aus cadmiumlässigem
Zuchtlachs bei allen ein Verhältnis von
Beton ermittelt.
DHA / EPA über 1,2 und einen Eicosen-
Bei allen Mogelpackungen konnte
man ohne Öffnen der Packung, u. U.
auch Auspacken des Inhalts, nicht
feststellen, wie gering die Befüllung
im Vergleich zur Packungsgröße war.
Deshalb wurden sie von uns als irreführend aufgemacht beanstandet.
Die Zufuhr der langkettigen ω-3-Fett-
säuregehalt über 2,5 %. Bei allen untersuchten Lachsölkapseln dagegen
lag das DHA / EPA-Verhältnis unter
1,2. 24 Proben wiesen Eicosensäuregehalte unter 2,5 % und 6 Proben über
2,5 % auf.
Nahrungsergänzungsmittel
Jahresbericht 2005
Tabelle:
Sagredos, A. N.:
eigene Untersuchungen
Fat Sci. Technol. Nr. 5,
(Angaben in Flächen % Methylester)
Identitätsprüfung
von Lachsöl-
S. 184 ff. (1991)
Fettsäuren
Eicosensäure
DHA
EPA
Summe Omega3
Lachsöl (n = 6)
kapseln
Lachsöle (n = 43)
Lachsölkapseln (n = 30)
Fischölkapseln (n = 1)
14,07
7,14
2,20
2,12
9,02
10,99
12,75
16,81
5,12
6,48
17,90
12,02
14,63
18,88
31,72
29,90
DHA / EPA
1,86
1,75
0,73
0,70
Linolensäure
0,50
1,41
1,07
1,07
Irreführung durch Nahrungsergänzungsmittel:
„A – Z, … mit 27 Vitaminen und Mineralstoffen“
Nahrungsergänzungsmittel mit Grüntee
Multipräparate „A – Z Nahrungsergän-
die Versorgungslage nennenswert zu
In Grüntee enthaltene Catechine gel-
zungsmittel mit 27 Vitaminen und Mi-
verbessern. Daher beanstanden wir
ten als antioxidativ wirksame Substan-
neralstoffen“ werden gerne gekauft,
es als irreführend, wenn in der Nähr-
zen, die schädliche Sauerstoffradikale
glauben die Kunden doch, so eine
werttabelle zwar auf diese Stoffe hin-
abfangen. Die Werbung für NEM nutzt
Rundum-Versorgung mit insgesamt
gewiesen wird, der Verbraucher aber
dies insbesondere für Hinweise auf
27 Vitaminen und Mineralstoffen (in-
nicht gleichzeitig informiert wird, wie
die Prävention von Herz- Kreislauf-Er-
klusive Spurenelementen) zu erhalten.
gering der zugeführte Anteil am Tages-
krankungen.
Allerdings stellen wir regelmäßig fest,
bedarf ist. Ebenso beanstanden wir
In 10 Proben wurden Gehalt und Ver-
dass die Produkte nur 24 Vitamine und
Werbeaussagen wie „mit 27 Vitami-
teilung der Catechine einschließlich
Mineralstoffe (inkl. Spurenelemente)
nen und Mineralstoffen“, wenn nicht
Coffein überprüft. Eine Probe wies ei-
in einer tatsächlich zur Nahrungs-
27 Stoffe in einer ausreichenden Men-
nen erheblich höheren Catechingehalt
ergänzung geeigneten Menge von
ge zugeführt werden.
auf als deklariert; bei einer weiteren
mindestens 15 % des Tagesbedarfs
Leider wurden vom Gesetzgeber
ergab sich der Verdacht auf einen nicht
zuführen.
noch keine Mindestmengen für den
deklarierten Coffeinzusatz.
Auf den ersten Blick fällt aber selbst
durch das Nahrungsergänzungsmittel
Das Datenmaterial reicht gegenwär-
dem Fachmann nicht auf, dass nur 24
abzudeckenden Anteil des täglichen
tig für eine abschließende Bewertung
Vitamine und Mineralstoffe in relevan-
Bedarfs festgelegt. Dies soll erst zu
zwar noch nicht aus, die Ergebnisse
ten Mengen zugeführt werden, wer-
einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
deuten aber darauf hin, dass es sich
den doch in der Nährstofftabelle 27
Das internationale Gremium, die Co-
bei den verwendeten Grundstoffen
Stoffe aufgelistet. Bei einigen Mine-
dex Alimentarius Kommission, hat
nicht um „Teeextrakte“ (diese Lebens-
ralstoffen fehlt regelmäßig die Angabe
aber in einer kürzlich verabschiede-
mittel sind per Definition wässrige Ex-
des prozentualen Anteils am täglichen
ten Richtlinie festgelegt, dass bei
trakte), sondern um mit anderen Ver-
Bedarf, der mit dem Nahrungsergän-
Nahrungsergänzungen mit Vitaminen
fahren gewonnene Extrakte mit selek-
zungsmittel gedeckt wird, da diese
und Mineralstoffen jedes enthaltene
tiv angereicherten Catechinen handelt,
Angabe bei einigen Mineralstoffen
Vitamin / jeder enthaltene Mineralstoff
die möglicherweise einer Zulassung
noch nicht vorgeschrieben ist. Nur
bei Einhaltung der angegebenen Ver-
nach der Novel-Food-Verordnung be-
durch diese Prozentangabe kann ein
zehrsempfehlung mindestens 15 %
dürfen.
Verbraucher aber eindeutig erkennen,
zum jeweiligen Tagesbedarf beitra-
ob eine nennenswerte Zufuhr erfolgt
gen soll.
oder nur eine minimale.
Regelmäßig ergibt bei Kalium, Chlorid
und Silicium der Vergleich der angegebenen Gehalte mit den Zufuhrempfehlungen der Deutschen Gesellschaft
für Ernährung oder mit der Zufuhr
durch die normale Ernährung, dass
ihre Mengen in den Nahrungsergänzungsmitteln viel zu gering sind, um
57
58
Lebensmittelüberwachung BW
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Funktionelle Lebensmittel (Functional Food)
Funktionelle Lebensmittel sollen neben ihrem Zweck zu Ernährung oder Genuss zusätzlich eine
präventiv gesundheitsfördernde Wirkung aufweisen, die auf den Erzeugnissen entsprechend
beworben wird.
Probiotische Lebensmittel
Probiotische Lebensmittel werden
ACE-Getränke mit und
ohne Ballaststoffe
Carnitin – der Fettkiller ?
Das Bedürfnis, überflüssige Pfunde
meist in Form von Milcherzeugnissen
Unter ACE-Getränken werden Erfri-
möglichst „wie von selbst“ loszuwer-
angeboten und enthalten spezifische
schungsgetränke auf Basis von Mehr-
den, ist weit verbreitet. Da kommt so
Mikroorganismen, die einen günsti-
fruchtsäften verstanden, die mit den
ein „Fettkiller“-Stoff gerade recht. In
gen Einfluss auf die Darmflora haben
Vitaminen A (in Form des Provitamins
Lebensmittel eingearbeitet, die oh-
sollen. Ein solcher probiotischer Effekt
β-Carotin), C und E angereichert wer-
nehin ein sportliches oder Wellness-
ist nur dann zu erwarten, wenn die
den. Dieser Mix aus den antioxidativ
Image haben, ist Carnitin eine be-
Erzeugnisse regelmäßig – möglichst
wirkenden Vitaminen ist ebenfalls zur
liebte Zutat in süßungsmittelhaltigen
täglich – verzehrt werden. Ein solcher
Unterstützung der Abwehrkräfte ge-
Getränken, Nahrungsergänzungsmit-
Hinweis auf den „regelmäßigen Ver-
dacht. Auch bei dieser Produktgruppe
teln, Sportlernahrung, Reduktionsdi-
zehr“ findet sich mittlerweile auf fast
ist festzustellen, dass sie fast keine
äten sowie pulvrigen Erzeugnissen
allen Produkten.
Werbeaussagen mehr aufweist. Die
auf Eiweißbasis zur Herstellung eines
Auffällig ist, dass die Werbeaussagen
Vitamingehalte waren in den meisten
Eiweißdrinks. Dem Verbraucher wird
von Jahr zu Jahr moderater werden
Fällen korrekt deklariert, die β-Caro-
versprochen, dass das enthaltene Car-
z. B. „kann bei regelmäßigem Verzehr
tin-Gehalte der untersuchten Proben
nitin den „Body formt“,„den Fettstoff-
die natürlichen Abwehrkräfte unter-
lagen zwischen 0,3 und 2,9 mg / 100
wechsel anheizt“, etwas moderater,
stützen“ bis dahin, dass gar keine
ml und lagen durchschnittlich bei 1,4
dass Carnitin „zur Fettverbrennung
Werbeaussagen mehr gemacht wer-
mg / 100 ml. Die Gehalte sind gegen-
beiträgt“ oder eine „Fat Loss Support
den und nur noch auf einen „probi-
über den Vorjahren unverändert. ACE-
Formula“ wird in Aussicht gestellt.
otischen“ Mikroorganismus hinge-
Getränke können somit einen bedeut-
Leider sehen die Tatsachen etwas
wiesen wird. Gelegentlich werden
samen Anteil an der Gesamt-Aufnah-
anders aus: Beim Gesunden kann L -
auch die verwendeten probiotischen
me an β-Carotin liefern, bei Verzehr
Carnitin in ausreichenden Mengen in
Stämme gar nicht mehr genannt. Of-
von 500 ml pro Tag bis zu 12 mg.
Leber, Niere und Gehirn hergestellt
fensichtlich sind die „Probiotika“ beim
Bei mit Ballaststoffen angereicherten
werden und ist somit für den Men-
Verbraucher mittlerweile so gut etab-
Getränken sind gelegentlich die Nähr-
schen kein lebensnotwendiger Nähr-
liert, dass die Hersteller die Wirkungen
wertangaben ein Problem: Die Menge
stoff. In der Natur kommt L -Carnitin in
gar nicht mehr ausloben müssen – die
an Ballaststoffen, die in der üblichen
pflanzlichen und tierischen Lebensmit-
Produkte werden trotzdem gekauft!
Verzehrsportion oder der empfohlenen
teln vor, wobei die tierischen Lebens-
Tagesverzehrsmenge des Getränks
mittel deutlich höhere Mengen enthal-
enthalten ist, sollte einen wesent-
ten. Die Hauptaufgabe von L -Carnitin
lichen Beitrag (mindestens 3 g) zur
im Stoffwechsel ist die Funktion als
empfohlenen Gesamt-Ballaststoffzu-
„Biocarrier“, d. h. nur mithilfe von L -
fuhr (30 g) leisten. Die Kennzeichnung
Carnitin können langkettige Fettsäuren
und Werbung sollte so erfolgen, dass
Membranen passieren und dann ab-
Pflanzenextrakte –
Sekundäre Pflanzeninhaltstoffe (SPS)
Die Lebensmittelchemische Gesellschaft hat einen Leitfaden zur Beurteilung von Pflanzenextrakten (am
Beispiel SPS) veröffentlicht (Lebensmittelchemie 59, 107 – 110, 2005), in
dem zur korrekten Verkehrsbezeichnung, Aspekten der Lebensmittelsicherheit, zur wissenschaftlichen Absicherung von Wirkungsaussagen und
zur rechtlichen Einstufung von Extrakten oder Lebensmitteln mit Extrakten,
Stellung genommen wird.
der Verbraucher den Beitrag eindeutig
gebaut werden. Hierbei wird L -Carni-
erkennen kann.
tin jedoch nicht „verbraucht“, sondern
regeneriert. Also leider ist weder eine
Verbesserung der Leistungsfähigkeit
bei sportlichen Belastungen noch ein
Einfluss auf die Gewichtsabnahme zu
erwarten – wieder eine geplatzte Seifenblase.
Funktionelle Lebensmittel / Neuartige Lebensmittel
Jahresbericht 2005
Neuartige Lebensmittel (Novel Food)
Erweiterung der Palette der zugelassenen neuartigen Lebensmittel
Im Jahr 2005 sind wieder zahlreiche Lebensmittel in
den Verkehr gebracht worden, die selbst oder ihre Zutaten als neuartige Lebensmittel im Sinne der Verordnung über neuartige Lebensmittel einzustufen sind.
Bei der Verdauung wird Isomaltulose in seine Bestandteile Glucose und Fructose zerlegt. Daher ist für die Kennzeichnung der Lebensmittel mit Isomaltulose der Hinweis
„Isomaltulose ist eine Glucose- und Fructosequelle“ vorgeschrieben. Es soll als Zutat für Getränke, Getreideprodukte
und Süßwaren Verwendung finden.
Tagatose ist ein Fruktoseisomer, das aus Lactose gewon-
Wie bereits im Jahresbericht 2004 ausführlich darge-
nen wird.
stellt wurde, dürfen Lebensmittel, die bisher noch nicht
In dem vereinfachten Zulassungsverfahren für neuartige
in nennenswertem Umfang für den menschlichen Verzehr
Produkte, für die die Gleichwertigkeit mit einem bereits zu-
verwendet wurden, nicht ohne die Zulassung durch die
gelassenen neuartigen Lebensmittel belegt werden konn-
Europäische Union verkauft werden. Neuartige Lebensmittel müssen ein Zulassungsverfahren
durchlaufen, das ihre gesundheitliche Un-
te, wurden 18 verschiedene Lebensmittel mit Zusatz von Phytosterolen, zehn Nonisäfte und
drei Arganöle zugelassen.
bedenklichkeit sicherstellt.
Das Zulassungsverfahren ist auf-
Nonisaft
grund der umfangreichen Prüfungen, insbesondere auch hinsicht-
Immer wieder tauchen Studien
lich des notwendigen Nachweises
auf, die eine Leberschädigung
der gesundheitlichen Unbedenk-
mit dem Verzehr von Nonisäf-
lichkeit, langwierig und aufwändig.
ten in Zusammenhang bringen.
Wenn ein Lebensmittel zum ersten
Bisher konnten solche Studien
Mal in einem EU-Land einem Bewertungsverfahren unterworfen wird, wird
der Vorgang auch allen Mitgliedsländern
zwecks Überprüfung vorgelegt. Die Prüfung
von neuartigen Lebensmitteln durch zahlreiche
nicht bestätigt werden. Die europäische Sicherheitsbehörde prüft
diesen Verdacht derzeit.
Erzeugnisse mit Nonisaft geben jedoch immer
unabhängige Instanzen ist die beste Garantie für Qualität
wieder Anlass zur Beanstandung. Eine dieser Proben wur-
und Sicherheit der neuartigen Lebensmittel.
de aufgrund der zugesetzten Vitaminmischung („ACE“) als
Im Jahr 2005 wurde der Zulassungsantrag für Betain ab-
Nahrungsergänzungsmittel bezeichnet und wurde auf einer
schließend entschieden. Betain, das aus Zuckerrüben iso-
Messeveranstaltung zusammen mit einer Werbebroschüre
liert werden kann, sollte Lebensmitteln zur Senkung des
in Verkehr gebracht.
Homocystein-Spiegels im Blut zugesetzt werden. Erhöhte
Eine Vielzahl von Kennzeichnungsmängeln und eine er-
Homocystein-Spiegel im Blut werden als Risikofaktor für
hebliche Unterschreitung des Vitamin-A-Gehaltes zeigt die
Herz-Kreislauf-Erkrankungen diskutiert. Der Zusammen-
mangelhafte Qualitätssicherung durch den Hersteller an.
hang zwischen einer Erniedrigung des Homocystein-Spie-
Außerdem war die Gestaltung des verteilten Faltblattes in
gels und einem dadurch verringerten Risiko für Herz-Kreis-
hohem Maße zur Verbrauchertäuschung geeignet, da mit
lauf-Erkrankungen konnte jedoch wissenschaftlich noch
Wirkungen und Funktionen eines Arzneimittels geworben
nicht gesichert nachgewiesen werden. Weitere Studien
wurden. Wissenschaftlich betrachtet, bietet Nonisaft ge-
dazu sind notwendig.
genüber anderen Fruchtsäften keine ernährungsphysiologi-
Weiterhin kann ein unerwünschter, kumulierter Verzehr
schen Vorteile. Dies wurde bereits 2002 bei der Zulassung
von mit Betain angereicherten Lebensmitteln nicht ausge-
als Neuartiges Lebensmittel durch das wissenschaftliche
schlossen werden. Aus diesem Grund konnte die Sicherheit
Komitee der EU (SCF) ausdrücklich festgestellt.
dieses Zusatzes nicht ausreichend belegt werden. Daher
Auch seriöse Hersteller profitieren davon, dass die Ver-
wurde Betain aus Zuckerrüben die Zulassung als neuartiges
kehrsauffassung von Nonisaft als „heilkräftiges Wunder-
Lebensmittel verweigert.
mittel“ durch Internetwerbung, dubiose Vermarktungs-
Genehmigt wurden die Zulassungsanträge für Isomaltu-
strategien wie private Verkaufsveranstaltungen, Buchbe-
lose und Tagatose. Bei Isomaltulose handelt es sich um
werbungen etc. geprägt ist. Das CVUA Stuttgart beurteilte
ein Isomeres der Saccharose. Seine Süßkraft beträgt nur
deshalb auch noch allgemein gehaltene Werbeaussagen
ca. 40 % der von Saccharose, es wird langsamer verstoff-
als irreführend, wenn ihr Ziel eindeutig auf entsprechende
wechselt und verhält sich im Gegensatz zu Saccharose
Verbrauchererwartungen gerichtet war.
nicht zahnschädigend.
59
60
Lebensmittelüberwachung BW
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Zusatzstoffe und Aromastoffe
Aromastoffe
Ob Lebensmittel oder Kosmetika: Aromastoffe betreffen uns alle. Auch
Aber auch wenn beispielsweise Him-
2005 betraf das Untersuchungsspektrum auf Aromastoffe nahezu sämt-
beergeisten mit dem typisch intensi-
liche Produktbereiche. Stellvertretend sollen hier nur einige „highlights“
ven Aromastoff Himbeerketon nach-
herausgegriffen werden.
geholfen wurde, lässt sich dies mit
GC / MS nachweisen. 2005 wurden
Natürlich oder naturidentisch – das ist hier die Frage
Für den Verbraucher ist es oft kaufentscheidend, ob für die
Herstellung des Produktes natürliche oder naturidentische
Aromastoffe verwendet wurden. Um den Verbraucher vor
Irreführung zu schützen, werden ständig Aromen und verzehrsfertige Lebensmittel daraufhin untersucht. So zeigten
26 Proben auf Himbeerketon untersucht: Der Aromastoff,
der bei der Destillation im Rückstand verbleibt und daher im
fertigen Produkt nicht zu finden ist, wurde in zwei Proben
gefunden. Die betroffenen Hersteller gaben die unzulässige
Aromatisierung jeweils bei einer daraufhin durchgeführten
Lebensmittelkontrolle zu.
2005 ein Mirabellenbrand, eine als natürlich aufgemachte
Aprikosenspirituose, ein Prosecco und ein WaldbeerenFruchtsaftgetränk chemisch-synthetische naturidentische
Aromastoffe aus den Substanzklassen der 2-Methylbuttersäureethylester, gamma- und delta-Lactone und wurden
als irreführend beanstandet.
Was tun, wenn etwas nicht riecht wie es soll? –
Analytik von Fehlaromen
Parfümstoffe in Kosmetika
Im Rahmen des bundesweiten Überwachungsprogramms wurden Parfüms bzw. Eau de Toilette auf
geruchsaktive Substanzen, welche als Auslöser von
Hautallergien (Kontaktdermatitis) in Rede stehen,
untersucht. Als „mit Rosenöl“ ausgelobte Kosmetika wurden auf den Aromastoff Methyleugenol untersucht. Abhängig von der Angebotsform des kos-
Viele Verbraucherbeschwerden beziehen sich auf diese
metischen Mittels (Parfüm, Eau de Toilette, Creme
Fragestellung. Geruchsstoffe sind flüchtige Verbindungen
etc.) sind unterschiedlich hohe Konzentrationen an
und meist tragen eine große Anzahl von Einzelstoffen zum
Methyleugenol (2 bis 100 mg / kg) statthaft. Verein-
typischen Aroma eines Lebensmittels bei. Zur näheren
zelt wurden Grenzwert-Überschreitungen festge-
Charakterisierung von abweichenden Aromaeigenschaften
stellt. Siehe hierzu Kapitel „Kosmetische Mittel“.
sind Untersuchungen mittels Gaschromatografie-Massenspektrometer-Kopplung (GC / MS) hervorragend geeignet.
Das Gemisch der flüchtigen Einzelstoffe wird in seine Bestandteile zerlegt und identifiziert. Dadurch ist es vielfach
möglich, der Ursache von sensorisch wahrnehmbaren Kontaminationen auf die Spur zu kommen. Die oftmals nur
mühsam objektivierbare sensorische Bewertung wird also
um einen eindeutig messbaren Aspekt erweitert.
Ob Zitronenlimonade mit trans-1,3-Pentadien (unangenehmen medizinisch-lösungsmittelartiger Geruch), Cola-Mix
mit Chlorkresol und o-Phenylphenol (starke Desinfektionsmittel), Mineralwasser mit Kohlenwasserstoffen (Geruch
nach Pinselreiniger) oder Tomatenketchup mit flüchtigen
Stoffwechselprodukten von Verderbniserregern, mithilfe
Prüfung auf Kontaminanten
der GC / MS wurden 2005 mehrere Verbraucherbeschwer-
Nachdem 2004 in naturidentischem Bittermandelaroma
den aufgeklärt. Ähnliches zeigte sich auch bei einem Bier-
hohe Mengen an Benzol nachgewiesen wurden, wurden
brand, zwei Zwetschgenwässern und drei Kirschwässern,
2005 verstärkt Mandelaromen und Amarettoliköre auf die-
die 2005 sensorisch durch ein Fremdaroma auffielen, das
se Kontaminante untersucht. Die Untersuchungen zeigten
an Williamsbirne erinnerte. In der chemischen Analyse lie-
Wirkung: Bis auf eine Probe lagen die Benzolgehalte der
ßen sich Williamsester nachweisen, die typischerweise nur
untersuchten Proben so niedrig, dass bei bestimmungs-
in Williams-Christ-Birnenbränden vorkommen. Die Bezeich-
gemäßer Verwendung der Aromen der Grenzwert der
nung der Brände wurde wegen des artfremden Aromas als
Trinkwasserverordnung (0,001 mg / l) nicht überschritten
irreführend beanstandet.
wurde.
Zusatzstoffe und Aromastoffe
Jahresbericht 2005
Auch der mikrobiologische Zustand von Aromazubereitungen ist interessant
Im Berichtsjahr wurden 13 offene Aromazubereitungen aus
Untersuchung ergab, handelte es sich um Pflanzenteile,
Backstuben, Konditoreien und Eisdielen mikrobiologisch
vermutlich um Obststücke. Anscheinend hatte der Bäcker
untersucht. Mittlerweile sind die Rezepturen durch die Her-
regelmäßig eine Masse aus Obststücken und Rumaroma
steller derart optimiert, dass ein bakterieller Befall kaum
angerührt und das überschüssige Aroma wieder in den
mehr möglich ist. Dies zeigte sich besonders drastisch im
Behälter zurückgeschüttet – mitsamt einiger Obststücke,
Fall eines Rumaromas, das als Verdachtsprobe angeliefert
die sich im Laufe der Zeit zersetzten, aber dank des ho-
wurde: Beim Öffnen der beiden verklebten und äußerlich
hen Alkoholgehaltes frei von schädlichen Keimen blieben.
beschädigten Behälter waren etliche erbsgroße, teilwei-
Die Probe wurde wegen der unhygienischen Verpackung
se noch schnittfeste und teilweise schleimig erweichte,
beanstandet, eine Betriebsschließung war auch aufgrund
beige, opak-trübe Teile erkennbar. Wie die mikroskopische
anderer Hygienemängel unvermeidbar.
Zusatzstoffe und Behandlung von Lebensmitteln
Lösungsmittel in Carotin
Lebensmittelfarben / färbende Lebensmittel
Carotin wird in sehr vielen Lebensmitteln aus ernährungs-
Die Abgrenzung von Lebensmittelfarben (Zusatzstoff)
physiologischen Zwecken (z. B. Nahrungsergänzungsmit-
gegenüber färbenden Lebensmitteln (zulassungsfreie
tel, Säfte) oder zur Färbung (z. B. Margarine) eingesetzt.
Lebensmittelzutat) rückt wieder in den Blickwinkel der
Da immer wieder Probleme durch Kontaminanten bei im-
Überwachung, da inzwischen wieder verstärkt weit gehend
portierten Produkten berichtet werden, wurden Carotine
geschmack- und geruchlose aber sehr farbstabile Produkte
und Carotinzubereitungen auf Lösungsmittelrückstände
angeboten wurden. Soweit eine selektive Anreicherung von
untersucht. In Baden-Württemberg wird wie die einge-
Pigmenten bei deren Herstellung erfolgt, handelt es sich
gangen Proben zeigen, in den meisten Fällen Carotin in
nach der Farbstoff RL 94 / 36 / EG um zulassungspflichtige
so genannten Premixen (konfektionierte Vormischungen)
Zusatzstoffe. Die Überwachung dieses Bereichs gestaltet
eingesetzt. Bei den wenigen Proben, die als Reincarotin
sich recht schwierig, weil zur Beurteilung i.d.R. auch der
erhoben wurden, konnten keine unzulässigen Rückstän-
Herstellungsprozess mit zu betrachten ist, auf den meist
de an Lösungsmitteln oder Schwermetallen festgestellt
kein einfacher Zugriff möglich ist. Die in diesem Zusam-
werden. Parallel wurden auch Margarinen auf mögliche
menhang geprüften färbenden Lebensmittel waren nicht
Rückstände an Dichlormethan und Benzol untersucht, die
zu beanstanden.
aber ebenfalls keine auffälligen Befunde zeigten. Zu chinesischen Produkten, die nach unseren Recherchen über
eine Firma in Nordrhein-Westfalen importiert werden,
wurde die zuständige Untersuchungseinrichtung informiert, Produkte waren jedoch aktuell nicht auf Lager.
Kutterhilfsmittel mit unzulässigen Zusätzen
Nachdem bekannt wurde, dass der Farbstoff E 110 Gelborange S unter bestimmten Herstellungsbedingungen den
nicht zugelassenen Farbstoff Sudan I enthalten kann und
Sudan I zu den unerwünschten Substanzen gehört, wurden die Reinheitskriterien in der Richtlinie 95 / 45 / EG für
Gelborange S (E 110) diesbezüglich angepasst. Für Sudan
I wurde in E 110 eine Höchstmenge von 0,5 mg / kg fest-
Im Rahmen der KÜP-Untersuchungen auf Zusätze, die
gelegt. Die Einhaltung dieser Anforderung wird verstärkt
eine unzulässige Wasserbindung in Fleischerzeugnissen
überprüft insbesondere auch bei importierter Ware.
bewirken, wurden auch Kutterhilfsmittel untersucht, die
als Zutaten unzulässige Proteinteilhydrolysate enthielten,
die in Deutschland nicht zugelassen sind. Damit hergestellte Erzeugnisse wurden als nicht verkehrsfähig beurteilt. Bei anderen Produkten führten in einigen Fällen
nicht eingehaltene Kennzeichnungsvorgaben nach der
Zusatzstoffverkehrsverordnung zu Mängeln.
61
Lebensmittelüberwachung BW
62
Teil III: Produktgruppe Lebensmittel
Trinkwasser
Auswirkungen der geänderten Überwachungsstrategie von Trinkwasser
Nach der seit dem 01.01.2003 geltenden Trinkwasserver-
Inwieweit das Trinkwasserverteilungsnetz tatsächlich zu ei-
ordnung müssen die gesetzlichen Grenzwerte für Trink-
ner relevanten Erhöhung der Konzentrationen dieser Stoffe
wasser am Austritt aus den Entnahmezapfstellen (also in
beiträgt, kann durch Vergleich der Untersuchungsergebnis-
der Regel am Wasserhahn) eingehalten sein. Die Betreiber
se vor und nach Umstellung der Entnahmestrategie auf-
von öffentlichen Wasserversorgungsanlagen müssen da-
gezeigt werden.
her Untersuchungen durchführen oder durchführen lassen,
Nachfolgend werden exemplarisch vergleichende Untersu-
um sicherzustellen, dass das Trinkwasser an dieser Stelle
chungsstatistiken zu den Parametern Trihalogenmethane
den Anforderungen der Verordnung entspricht. Hierzu wird
(THM) und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
das Wasser häufig an der Stelle, an der das Wasser in die
(PAK) dargestellt. Die Konzentrationen dieser Stoffe können
Hausinstallation übergeben wird, untersucht. Stichproben-
aus unterschiedlichen Gründen zwischen Brunnen oder
artig werden ergänzend Trinkwasserproben aus Hausin-
Wasserwerk und dem Abnehmer ansteigen.
stallationen (also vom Zapfhahn) auf die Einhaltung der
Belastungen des Trinkwassers durch polyzyklische aroma-
Grenzwerte überprüft.
tische Kohlenwasserstoffe haben meist ihre Ursache in
Die Anzahl der zu untersuchenden Trinkwasserproben ist
Trinkwasserleitungen, die zum Schutz vor Korrosion mit
abhängig von der in einem Versorgungsgebiet abgegebe-
einer Schutzschicht aus Teer versehen wurden. Derartig
nen Wassermenge, wobei ein Versorgungsgebiet ein geo-
geschützte Rohre fanden bis Anfang der 1970er-Jahre
grafisch definiertes Gebiet ist, in dem die Wasserqualität
Verwendung als Leitungsrohre in der öffentlichen Trink-
aufgrund der Herkunft des Wassers als nahezu einheitlich
wasserversorgung. Die im Teer enthaltenen PAK können,
angesehen werden kann.
Grafik links:
Polyzyklische
aromatische
Kohlenwasserstoffe in
Trinkwasser
abhängig von verschiedenen Faktoren wie z. B. dem Al-
Diese Vorgabe der neuen Trinkwasserverordnung führte
ter der Leitungen und den Betriebsbedingungen, in das
auch zu einer geänderten Probenahmestrategie der amtli-
Wasser übergehen. Sie sind aufgrund der genotoxischen
chen Trinkwasserüberwachung. Während bis einschließlich
und krebserzeugenden Eigenschaften im Trinkwasser un-
2002 amtliche Proben meist in Brunnen, Hochbehältern
erwünscht. Für die Summe der Einzelkonzentrationen von
oder Wasserwerken entnommen wurden, werden seit In-
Benzo-(b)-fluoranthen, Benzo-(k)-fluoranthen, Benzo-(ghi)-
krafttreten der Verordnung gemeinsam mit dem für den
perylen und Indeno-(1,2,3-cd)-pyren wurde in der Trinkwas-
jeweiligen Stadt- oder Landkreis zuständigen Gesundheits-
serverordnung 2001 ein Summengrenzwert in Höhe von
amt für das Versorgungsgebiet repräsentative amtliche Ent-
0,000 1 mg / l (das entspricht 0,1 µg / l) gebildet. Für Benzo-
nahmestellen in den Ortsnetzen eingerichtet.
(a)-pyren wurde aufgrund seines höheren kanzerogenen
Grafik rechts:
Grenzwerte für chemische Parameter, deren Konzentration
Trihalogen-
sich im Verteilungsnetz oder in der Hausinstallation erhöhen
methane in
können, sind in der neuen Trinkwasserverordnung 2001
Trinkwasser
Potenzials mit 0,000 01 mg / l (das entspricht 0,01 µg / l) ein
eigenständiger und besonders niedriger Grenzwert festgelegt.
Der Vergleich der Ergebnisse beider Entnahmestrategien
gesondert aufgeführt.
ergibt für diesen Parameter keinen Unterschied und zeigt,
dass unter normalen Betriebsbedingungen, soweit diese
alte Entnahmestrategie
Leitungen überhaupt noch vorhanden sind, keine Kontamination des Trinkwassers durch diese Stoffe erfolgt.
Prozent
neue Entnahmestrategie
100
100
90
90
100
80
80
70
70
80
60
60
50
50
60
40
40
30
30
40
20
20
10
10
20
90
70
50
30
10
00
0
< 0,05
0,05 – 0,1
> 0,1 µg / l
< 0,005
0,005 – 0,01
> 0,01 – 0,05
> 0,05 mg / l
Trinkwasser PAK 2005
Trinkw. Trihalogen 2005
Trinkwasser
Jahresbericht 2005
„Brunnenvergifter“ bedroht die
Bodensee-Wasserversorgung
Trihalogenmethane (THM, Haloforme) sind wie die PAK
Ein bis heute Unbekannter hat im Okto-
im Rohwasser nicht oder höchstens in geringsten Spuren
ber 2005 in einem anonymen Schreiben
enthalten. Sie entstehen als Nebenreaktionsprodukte aus
an die Bodensee-Wasserversorgung
natürlichen organischen Inhaltsstoffen des Wassers, wie
(BWV) angedroht, das Wasser des
z. B. Huminstoffen, durch das für die Desinfektion einge-
Bodensees mit Pflanzenschutzmit-
setzte Chlor. Die entstehende Haloformkonzentration wird
teln zu vergiften. Tatsächlich wurden
näherungsweise durch die im Wasser enthaltene Menge
daraufhin am Grund des Bodensees
an organischen Inhaltsstoffen, der Chlorkonzentration und
in der Umgebung der Entnahmestelle
der Einwirkungszeit des Chlors bestimmt. Der Grenzwert
mehrere Behältnisse mit Pflanzenschutz-
in Höhe von 0,05 mg / l gilt für die Summe der Einzelkon-
mittelresten entdeckt.
zentrationen von Trichlormethan (Chloroform), Bromdichlor-
Die BWV ist die größte Fernwasserversorgung
methan, Dibromchlormethan und Tribrommethan (Bromo-
in Baden-Württemberg, sie versorgt knapp vier
form). Da die Bildung dieser Nebenreaktionsprodukte erst
Millionen Menschen mit Trinkwasser. Die Rohwasserent-
dann zum Stillstand kommt, wenn ein Reaktionspartner
nahmestelle liegt bei Sipplingen am Bodensee. Mehrere
(Chlor oder die organischen Wasserinhaltsstoffe) verbraucht
Städte und Gemeinden des Landes beziehen das Trink-
ist, ist zu erwarten, dass sich deren Konzentration zwi-
wasser ausschließlich oder teilweise, d. h. als Mischung
schen Zugabe von Chlor im Wasserwerk und der Probe-
mit Wasser aus einer örtlichen Eigenwasserversorgung,
nahmestelle im Ortsnetz erhöhen kann. Dies erklärt den
von der BWV.
prozentual höheren Anteil an Trinkwasserproben mit THM-
Mehrfach wurden im Zusammenhang mit dem Drohbrief
Gehalten im Konzentrationsbereich zwischen 0,005 und
sowohl vom Rohwasser direkt aus den Entnahmeleitungen
0,01 mg / l bei Entnahme im Ortsnetz im Vergleich zu den
vom Bodensee als auch vom Trinkwasser unmittelbar nach
Ergebnissen der früheren Entnahme im Hochbehälter oder
der Aufbereitung im Wasserwerk Sipplinger Berg Proben
im Wasserwerk.
entnommen und analysiert. Das Untersuchungsspektrum
Gleichzeitig wird aus der vergleichenden Darstellung auch
ersichtlich, dass beim Verbraucher nicht nur keine Grenzwertüberschreitungen, sondern ganz überwiegend Gehalte deutlich unter Grenzwertniveau festgestellt werden.
In Baden-Württemberg wird überwiegend organisch gering belastetes Grundwasser zur Trinkwassergewinnung
genutzt, bzw. durch Aufbereitung des Rohwassers vor
Chlorzugabe das „Haloformbildungspotenzial“ so weit reduziert, dass Gehalte über dem Grenzwert praktisch nicht
vorkommen.
erstreckte sich insbesondere auf diejenigen Pflanzenschutzmittelwirkstoffe, die in den gefundenen Behältnissen
nachgewiesen worden waren. Weitere Proben wurden aus
dem Trinkwassernetz der BWV sowie aus Ortsnetzen, die
ausschließlich mit Trinkwasser der BWV versorgt werden,
entnommen.
In allen Fällen lagen die gemessenen Gehalte der Pflanzenschutzmittel im aufbereiteten Trinkwasser deutlich unter
den gesetzlichen Grenzwerten von 0,0001 mg / l für einzelne Pflanzenschutzmittel und 0,000 5 mg / l für die Summe
aus allen nachgewiesenen Pflanzenschutzmitteln.
Aus Vorsorgegründen wurden auch aus allen anderen baden-württembergischen Bodensee-Wasserwerken Trinkwasserproben überprüft. Auch in diesen Trinkwässern
wurden keine Verunreinigungen durch Pflanzenschutzmittel festgestellt.
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