Erwin Piscator Lebensdaten 1893 17. Dezember in Ulm, Kreis Wetzlar/Hessen geboren 1913 Studium in München: Germanistik, Kunstgeschichte, Philosophie; u.a. bei Arthur Kutscher. Volontär am Hoftheater, München 1914-1918 Erster Weltkrieg. Kurz nach Ausbruch des Kriegs wird Piscator als Soldat eingezogen 1919 Königsberg. Piscator inszeniert und gründet sein erstes Theater: Das Tribunal 1920 Berlin. Piscator gründet das "proletarische theater"; er inszeniert vorwiegend zeitgenössische Autoren mit Themen zu aktuellen sozial-politischen Fragen 1922 Gemeinsam mit dem Autor Hans J. Rehfisch übernimmt Erwin Piscator das Central-Theater, Berlin. Das Repertoire wird um Autoren des 19. Jahrhunderts erweitert. 1924-1927 Vertrag mit der Volksbühne, am Bülowplatz, heute Rosa-LuxemburgPlatz, Berlin-Mitte. Piscator inszeniert "fahnen" von Alfons Paquet. Zunehmender Widerstand des Volksbühnenvorstandes gegen den politischen Spielplan Erwin Piscators führte zum Bruch. 1927-1930 Am 3. September eröffnet Erwin Piscator die 1. Piscator-Bühne im Theater am Nollendorfplatz mit der Uraufführung "hoppla, wir leben!" von Ernst Toller. Nach dem finanziellen Zusammenbruch der 1. Piscator-Bühne folgt die 2. Piscator-Bühne im Lessing-Theater und im Theater in der Königgrätzer Straße. Die Mitglieder der Piscatorbühnen sind u.a. Sybille Binder, Tilla Durieux, Helene Weigel, Viktor Blum, Ernst Busch, Ernst Deutsch, Gustav Fröhlich, Paul Graetz, Erwin Kalser, Fritz Kortner, Max Pallenberg, Leonard Steckel, Hermann Vallentin. 1929 Piscator und Felix Gasbarra veröffentlichen "das politische theater" 1930-1931 3. Piscatorbühne im Wallner-Theater und im Lessing-Theater. Schließung wegen finanzieller Schwierigkeiten. Piscator nimmt einen Filmauftrag der russischen Filmfirma Meshrapom an 1931/32 Piscator reist in die Sowjetunion um mit den Dreharbeiten an dem Film "der aufstand der fischer von st. barbara" zu beginnen; die Dreharbeiten und die abschließenden Arbeiten an dem Film dauern bis 1936. Von sowjetischer Seite gibt es zahlreiche formal bestimmte Einwände gegen die Filmarbeit Piscators. 1933 30. Januar, Machtergreifung der Nationalsozialisten. Piscator kann nicht mehr nach Deutschland zurückkehren, da er als Kommunist auf den Fahndungslisten der Gestapo steht. Er bleibt als Emigrant in der Sowjetunion. 1936 Piscator reist im Auftrag des Internationalen Revolutionären Theaterbundes nach Paris 1937 Am 17. April heiraten Maria Ley-Deutsch und Erwin Piscator in Neuilly s/Seine; die Suche nach Arbeitsmöglichkeiten für Theater oder Film gehen weiter. Zahlreiche Reisen nach Spanien, Mexico, in die Schweiz. Die ersten Entwürfe gemeinsam mit Alfred Neumann für das Projekt "krieg und frieden" entstehen. 1939 Am 2. Januar landen Maria und Erwin Piscator in New York. Gründung des Dramatic Workshop an der New School for Social Research. 1951 Erwin Piscator wird vor den "ausschuß für unamerikanische umtriebe" geladen; um sich der Vernehmung zu entziehen, verläßt Piscator New York 1951-1962 Erwin Piscator immer auf der Suche nach einem eigenen Theater wird zum reisenden Regisseur: Hamburg, Marburg, Gießen, München u.a. deutsche Städte sind die Stationen seiner Tätigkeit; und immer wieder Berlin. 1955 Am 20. März deutschsprachige Premiere der dramatisierten Fassung von "krieg und frieden" am Schiller-Theater, Berlin 1956 Mitglied der Deutschen Akademie der Künste der DDR 1963 Am 1. Mai wird das neue Theater der Freien Volksbühne mit "robespierre" von Romain Rolland feierlich eröffnet. 1965 Am 19. Oktober in mehreren Städten, u.a. in Ost- und West-Berlin RingUraufführung "die ermittlung" von Peter Weiss. Mitglied der Akademie der Künste, Berlin 1966 Am 2. März Premiere "der aufstand der offiziere" von Hans Hellmut Kirst. Am 30.Mai stirbt Piscator und wird in Berlin beigesetzt Piscator Bühnen Tribunal, Königsberg, 1919/20; Proletarisches Theater, Berlin, 1920/21; CentralTheater, Berlin, 1922/23; Volksbühne Berlin, 1924/27; Theater am Nollendorfplatz, Berlin, 1927/29; Wallner-Theater, Berlin, 1930/31. Piscator stellte alle Mittel der Technik in den Dienst der Bühne: Er setzte laufende Bänder, Etagen-, Globusbühnen, Drehscheiben und motorisierte Brücken ein. Zur Aktualisierung des Geschehens wurden Bildprojektionen und ab 1925 zahlreiche Dokumentarfilme eingesetzt. Dem Piscator-Kollektiv und den Piscator-Bühnen gehörten zwischen 1927 und 1931 zeitweilig unter anderem Sybille Binder, Viktor Blum, Ernst Busch, Ernst Deutsch, Tilla Durieux, Gustav Fröhlich, Paul Graetz, George Grosz, John Heartfield, Erwin Kalser, Fritz Kortner, Edmund Meisel, Erich Mühsam, Max Pallenberg, Leonard Steckel, Hermann Vallentin und Helene Weigel an. Als Dramaturgen wirkten zeitweilig Bertolt Brecht, Leo Lania, Walter Mehring und Ernst Toller an der PiscatorBühne. Episches Theater Genau wie Brecht hatte das Theater für Piscator eine andere Aufgabe als bisher. Er wollte die Zuschauer nicht, wie das dramatische Theater, durch sein Einfühlvermögen fangen, sondern sie zum kritischen Denken bewegen. Das Theater sollte die Gesellschaft wiederspeigeln, und durch eben dieses Spiegelbild sollte der Zuschauer Erkentnisse erlangen und sich selbst und die Gesellschaft reflektieren. Das Theater hatte also gewissermaßen eine Lehraufgabe, besonders für das Proletariat. Bühnenbild Durch sein Schaffen zur Zeiten der Weimarer Republik, die als eine der schöpferischsten Epochen gilt, strebte Piscator nach neuen Theateransätzen. Das zeigte sich besonders in seinen Bühnenbildern. Er verwendete Bild- und Textprojektionen sowie Filme, um eine Art „Lebende Kulisse“ zu erzeugen. Der Einsatz von Projektoren im Theater war in der damaligen Zeit revolutionär. Außerdem verwendete Piscator aufwändige Installationen auf der Bühne wie Laufbänder, Rolltreppen und Drehbühnen. Sein Ziel war, von der klassischen Guckkastenbühne (drei Wände plus eine offene Wand zum Publikum) weg zu kommen. Zusammen mit dem Baushausschöpfer Walter Gropius erträumte er das „Totaltheater“, eine vollkommen neue Herangehensweise an das Medium Bühne – umgesetzt wurden die Ideen auf Grund von Geldmanel allerdings nie.