Die 20er Jahre - Schulbuchzentrum Online

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Mu s i k im 2 0. Ja h r h u n d e rt
Di e 20er Jah r e
1927
Die 20er Jahre
Für die Musikentwicklung ist das Jahrzehnt
nach dem Ersten Weltkrieg eine außerordentlich wichtige Zeit: Experimentierfreude, die Suche nach neuen Klängen und musikalischen
Ausdrucksmöglichkeiten und eine immer radikaler werdende Abgrenzung von der Musik des
19. Jahrhunderts auf der einen Seite, andererseits die Konfrontation mit den Einflüssen der
afroamerikanischen Musik und den neuen
massenmedialen Verbreitungsmöglichkeiten.
Nach dem Krieg, der als Erster „Welt“-Krieg in
die Geschichte eingeht, bricht in Deutschland
das Kaiserreich zusammen. Nach Tausend Jahren Monarchie entsteht die erste deutsche Republik. Die Folgen des schrecklichen Krieges
werden durch hektische Aktivitäten auf allen
Gebieten überdeckt. Es entwickelt sich eine Unterhaltungsindustrie von bisher nicht gekannten Ausmaßen. Modetänze und Tanzmoden
prägen die 20er Jahre.
1918/19
Wilhelm II. dankt ab
Wahl zur Nationalversammlung
Reichsverfassung
Ebert Reichspräsident
Unterzeichnung Vertrag von Versailles
1920
Anzeige in
„Der Artist“
(1923)
1921
Kapp-Putsch scheitert
an Generalstreik
Arbeitslosigkeit und
Massenelend
Foxfieber
Strawinsky:
Ballett Pulcinella
Ragtime wird von Shimmy
und Foxtrott als Modetanz
abgelöst
Erste Berliner Dada-Messe
Piscator gründet „Proletarisches Theater“
Expressionistische Filme
Aufstände im Mansfelder Revier und in Hamburg
niedergeschlagen
Reparationen auf 132 Milliarden Mark festgelegt
Fräulein, bitte woll’n Sie Shimmy tanzen?
Musiktage in Donaueschingen als Forum
für zeitgenössische Musik
Umwandlung mehrerer Musikverlage
in Aktiengesellschaften
1922
205
Die Einflüsse des Jazz, der von amerikanischen
Musikern nach Europa gebracht wird, sind
nicht zu überhören. 1923 wird die erste öffentliche Rundfunkübertragung aus dem Vox-Haus
in Berlin ausgestrahlt. Der Rundfunk entwickelt sich in wenigen Jahren zum ersten Massenmedium. Auch die Schallplattenindustrie
profitiert davon. Vor allem der Verkauf von
Schlagern erreicht Rekordmarken.
Es entsteht ein gigantischer Amüsierbetrieb mit
Tanzdielen und Tingeltangel, Operettenhäusern und Revuepalästen, Kabaretts, Varietés
und Kinos. Viele einzelne Nummern aus den
großen Berliner Revuen werden zu Schlagern.
Glanz und Elend liegen eng beieinander. Während einige Künstler zu Stars aufsteigen, verschlechtert sich die soziale Lage anderer rapide.
Der aufkommende Tonfilm stürzt am Ende der
Weimarer Republik Tausende von Kinomusikern in die Arbeitslosigkeit. (�� S. 152)
Vertrag von Rapallo (wirtschaftliche Zusammenarbeit Deutschland–Sowjetunion)
Rechtsradikale ermorden Außenminister
Rathenau
Electric-Girl
Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen
Kurt Schwitters: Arbeit an Ursonate
Paul Hindemith: Kammermusik op. 24
(Fox, Shimmy, Rag)
Erste Jazzplatte in Deutschland mit der Original
Dixieland Jazzband
„Schauburg“ in Köln eröffnet, größtes Kino mit
2 000 Plätzen
1925
Hindenburg Reichspräsident
Besatzungstruppen verlassen das Ruhrgebiet
Die schöne Adrienne hat eine Hochantenne
Valencia (mehr als 20 Millionen Schallplatten in
folgenden Jahren verkauft)
Alban Berg: Uraufführung der Oper Wozzeck
Revue Negre mit Josephine Baker in Europa
„Elecrola“ als Tochter der „Grammophone“
in Berlin gegründet
Über eine halbe Million Rundfunkteilnehmer
1924
Dawes-Plan regelt Reparationszahlungen neu
Hitler schreibt in Festungshaft Mein Kampf
Haller-Revue Noch und noch
Radiofunken (Potpourri)
Mein Vetter Nick
Mach Dir doch ’nen Bubikopf
George Gershwin: Musical Lady Be Good
George Gershwin: Rhapsody in Blue
George Antheil: Ballet mécanique
für 16 mechanische Klaviere
Im Januar 1580 Gebühren zahlende Rundfunkhörer, im März bereits 16 557
André Bretons erstes Manifest des Surrealismus
Thomas Mann: Der Zauberberg
„Neue Sachlichkeit“ als Stilbegriff
Millionen von unterernährten, korrumpierten, verzweifelt geilen, wütend vergnügungssüchtigen Männern und Frauen
torkeln und taumeln dahin im Jazz-Delirium.
Der Tanz wird zur Manie, zur idée fixe, zum
Kult. Die Börse hüpft, die Minister wackeln,
der Reichstag vollführt Kapriolen, Kriegskrüppel und Kriegsgewinnler, Filmstars
und Prostituierte – alles wirft die Glieder
in grausiger Euphorie. Man tanzt Hunger
und Hysterie, Angst und Gier, Panik und
Entsetzen. Es geht hoch her – oder vielmehr,
es geht drunter und drüber.
Klaus Mann
1928
1923
Französische Truppen besetzen Ruhrgebiet
Hitler-Putsch niedergeschlagen
Inflation erreicht Höhepunkt (1 Dollar = 4,2 Billionen Papiermark)
Rentenmark – Stabilisierung der Währung
Tempelhofer Feld in Berlin wird Flugplatz
Haller-Revue Drunter und drüber
Proletarische Revue Roter Rummel (Piscator)
Tutankhamen-Shimmy
Ausgerechnet Bananen
Arnold Schönberg: Fünf Klavierstücke op. 23
Arthur Honegger: Pacific 231
Igor Strawinsky: deutsche UA Geschichte
vom Soldaten
Tiller-Girls (Revue-Tanztruppe)
Erste öffentliche Rundfunksendung
Erste Mammut-Revue An alle! (Erik Charell)
Erste Bauhauswoche, Aufführung Triadisches
Ballett von Oskar Schlemmer
Do The Black Bottom with Me
Mein Herz ist eine Jazzband
Fred Raymond: Singspiel Ich hab mein Herz
in Heidelberg verloren
Ernst Krenek: Oper Jonny spielt auf (Mischung
aus Jazz und Spätromantik)
Dimitri Schostakowitsch: 1. Sinfonie gedruckt
Alois Hába: Neue Harmonielehre des diatonischen
chromatischen Viertel-, Drittel, Sechstel- und Zwölfteltonsystems
Erste Versuche mit elektronischem Musikinstrument Theremin
Ruttmann-Film Berlin. Sinfonie einer Großstadt
Erster Tonfilm The Jazzsinger mit Al Jolson
Lindbergh überfliegt als Erster den Atlantik
Ich bin die Marie aus der Haller-Revue
Dreigroschenoper (Brecht/Weill) uraufgeführt
Arnold Schönberg: Variationen für
Orchester op. 31
Maurice Ravel: Bolero
Erster Auftritt der Comedian Harmonists
Otto Dix: Großstadt-Triptychon
12 Millionen Schallplatten von Sonny Boy verkauft
1926
Charell-Revue Von Mund zu Mund
Wer hat bloß den Käse zum Bahnhof gerollt
Ich tanz Charleston, du tanzt Charleston
Giacomo Puccini: Oper Turandot
Einweihung Bauhaus Dessau
Auftritt „Jazzkönig“ Paul Whiteman in Berlin
Elektronisches Aufnahmeverfahren revolutioniert
Schallplattentechnik
Zahl der Rundfunkteilnehmer überschreitet
Millionengrenze
1929
„Schwarzer Freitag“ an New Yorker Börse führt
zur Weltwirtschaftskrise
Arbeitslosigkeit wächst
Franz Lehár: Operette Das Land des Lächelns
Schöner Gigolo
Hanns Eisler: Lieder auf Tucholsky-Texte;
Agitprop-Songs
Alfred Döblin: Roman Berlin Alexanderplatz
Schallplattenindustrie erzielt Rekordabsatz
von 30 Millionen Platten
Abbildungen:
S. 204: links Notentitel (1926); Mitte
Ivan Puni: „Synthetischer Musiker“ (1921)
S. 205: links Bernhards Ettés „Jazzsymphonians“ (Berlin 1926), Black Bottom (1926),
Tiller-Girls; Mitte Berlinerinnen beim
„Negern“ (1929); rechts Lotte B. Prechner:
„Jazz“ (1929)
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blick über den Kulturbetrieb der
20er Jahre anhand der Materialien
(Abb., Texte und Hörbeispiele � S. 204–207). Beziehen Sie auch
Ihre Kenntnisse über die Zeit mit
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