Islam – Christentum Wie sehen Muslime das Christentum?

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Ludwig-Maximilians-Universität München
Katholisch-Theologische Fakultät
Lehrstuhl für Religionspädagogik
Seminar „Interkulturelles und Interreligiöses Lernen“
Dozenten: Prof. Dr. Elisabeth Zwick und Prof. Dr. Stephan Leimgruber
Wintersemester 2012/2013
05. Dezember 2012
Referenten: Helena Nitsche, Ana Maria Matos Mendoza, Dominik Messmer
Islam – Christentum
Wie sehen Muslime das Christentum?
1. Was sagt der Koran über die Bibel bzw. das Christentum?
1.1 Was bedeutet der Koran für Muslime?
„Das im Koran geoffenbarte Wort Gottes gilt in seiner Schönheit als allem
menschlichen Sprachvermögen überlegen und in seiner Unergründlichkeit als
erhaben über alle menschliche Kreativität“
(Wimmer/Leimgruber: Von Adam bis Muhammad, S.22)
 Inlibration = Gottesbeweis
 Unveränderlich in der Herleitung
„Trag vor im Namen deines Herrn, der erschaffen hat, den Menschen aus
einem Embryo erschaffen hat! Trag (Worte der Schrift) vor! Dein höchst
edelmütiger Herr ist es ja, der den Gebrauch des Schreibrohrs gelehrt hat,
den Menschen gelehrt hat, was er (zuvor) nicht wusst.“ (Sure 96:1-5)
 Vorzug des (aus)gesprochenen Wortes
Koran = endgültige Offenbarung
1.2 Aussagen Gottes über sich selbst (Koran)
„Gott (ist einer allein). Es gibt keinen Gott außer ihm. (Er ist) der Lebendige und
Beständige. Ihn überkommt weder Ermüdung noch Schlaf. Ihm gehört (alles) was im
Himmel und auf der Erde ist. Wer (von den himmlischen Wesen) könnte außer mit
seiner Erlaubnis (am Jüngsten Tag) bei ihm Fürsprache einlegen? Er weiß, was vor
und was hinter ihnen liegt. Sie aber wissen nichts davon, außer was er will. Sein
Thron reicht weit über Himmel und Erde. Und es fällt ihm nicht schwer, sie (vor
Schaden) zu bewahren. Er ist der Erhabene und Gewaltige.“ (Sure 2:255)
 Gott offenbart sich als Allah, der Eine und Einzige, der Allerbarmer
und Barmherzige, der Gerechte
1.3 Jesus Christus im Koran
„Sohn Marias“ : Betonung der irdischen Herkunft
„Christus Jesus“ (oder „Messias“ / „Gesalbter“): Eigenname! (konntiert nicht
die Göttlichkeit!)
„Prophet“: von Gott Gesandter, mit einer Botschaft Betrauter (->Evangelien)
„Wort Gottes“: „[…]Es steht Gott nicht an, sich irgendein Kind zuzulegen. Gepriesen
sei er! (Darüber ist er erhaben.) Wenn er eine Sache beschlossen hat, sagt er zu ihr nur:
Sei!, dann ist sie.“ (Sure 19:33-35) -> creatio verbi
„Ungläubig sind diejenigen, die sagen: Gott ist Christus, der Sohn der Maria.[…]“ (Sure
5:72)
 Der Koran lehnt ausdrücklich und vehement die Vorstellung der
Gottsohnschaft bzw. der Göttlichkeit Jesu ab!
1.3.1 (Miss)Verständnis der christlichen Dreifaltigkeit
„Und (damals) als Gott sagt: Jesus, Sohn der Maria! Hast du (etwa) zu den Leuten
gesagt: Nehmt euch außer Gott mich und meine Mutter zu Göttern!?“ (Sure 5:116)
 Missverständnis der Trinität aus „Trias“, einer Art „Götterfamilie“
heraus (Gott-Vater, Maria als Gottesmutter und Jesus als Kindgott)
 Annahme der Kompromettierung der Einzig(artig)keit Gottes, durch
„Drei-Götter-Verehrung“
 Biologische Verwandtschaft, zwischen Vater und Sohn
1.3.2 Thesen über Jesu Tod am Kreuz und das koranische Verständnis
seiner Auferstehung
„Und (weil sie [die Juden]) sagten: Wir haben Christus Jesus, den Sohn der Maria und Gesandten
Gottes, getötet. Aber sie haben ihn (in Wirklichkeit) nicht getötet und (auch) nicht gekreuzigt.
Vielmehr erschien ihnen (ein anderer) ähnlich (so daß sie ihn mit Jesus verwechselten und
töteten).[…]Und sie haben ihn nicht mit Gewißheit getötet (d.h. sie können nicht mit Gewißheit
sagen, daß sie ihn getötet haben). Nein, Gott hat ihn zu sich (in den Himmel) erhoben. Gott ist
mächtig und weise. Und es gibt keinen von den Leuten der Schrift, der nicht (noch) vor seinem
(d.h. Jesu) Tod (der erst am Ende aller Tage eintreten wird) an ihn glauben würde. Und am Tag
der Auferstehung wird er über sie Zeuge sein.“ (Sure 4:157-159)
 Koran verwehrt sich hierbei nicht gegen das Christentum, sondern
gegen die Behauptung, Jesus sei von den Juden getötet worden!
 Gott würde nie die Ermordung seines Propheten Jesus zulassen
 Substitutions-/Doketismus-/Illusions-/Mysteriumstheorie
Ludwig-Maximilians-Universität München
Katholisch-Theologische Fakultät
Lehrstuhl für Religionspädagogik
Seminar „Interkulturelles und Interreligiöses Lernen“
Dozenten: Prof. Dr. Elisabeth Zwick und Prof. Dr. Stephan Leimgruber
 Direkte Erhebung Jesu oder zunächst üblicher Tod, danach
Auferweckung am Jüngsten Tag
 Jesu Gegenwart im Endgericht, aber ohne Richtertätigkeit
1.3.3
Die Stellung der Bibel / der Evangelien im Koran
„Und wir gaben ihm [Jesus] das Evangelium, das (in sich) Rechtleitung und Licht
enthält, damit es bestätige, was von der Thora vor ihm da war und als Rechtleitung
und Ermahnung für die Gottesfürchtigen.“ (Sure 5:46f)
 Anerkennung der Tora und der Evangelien, als
Offenbarungsschriften, aber der Koran ist die endgültige
Offenbarung!
2. Wie denken Muslime über uns Christen?
2.1 Open letter to pope Benedict XVI. (14. Oktober 2006)
- islamische Antwort auf die Rede von Papst Benedikt XVI. in Regensburg
(12.09.2006)
- offener Brief von 38 islamischen Gelehrten
- Transzendenz Gottes; islamisches Rationalitätsverständnis;
Begriffsklärung „Jihad“; Wertschätzung des II. Vatikanums und
Dialogbereitschaft des Islam
2.2 A common word between Us and You (13. Oktober 2007)
- 29-seitiger offener Brief an die Führer christlicher Kirchen von 138
islamischen Gelehrten und Führungspersönlichkeiten, der
verschiedensten Richtungen und Länder
- www.acommonword.com (Download des Briefes kostenlos in vielen
Sprachen möglich)
3. Der Sufismus – islamische Mystik – ein Bezugspunkt zum Christentum?
arab. „suf“ = Wolle -> Wollgewand der Asketen
 Gemeinsame Ansatzpunkte:
 Gott wohnt in jedem Menschen
 Islamische und christliche Mystiker drücken auf gleiche Art die
Nähe zu Gott aus, ähnliche Praktiken
Wintersemester 2012/2013
05. Dezember 2012
Referenten: Helena Nitsche, Ana Maria Matos Mendoza, Dominik Messmer
 Wichtige Stationen im Leben eines Sufi: Armut/Besitzlosigkeit,
absolutes Gottvertrauen, Geduld, Dankbarkeit, Furcht und
Hoffnung; Endstation: Gotteserkenntnis und Gottesliebe
Zur Gottesliebe gehört auch immer die Nächstenliebe

3.1 Abu Hamid Muhammad ibn Muhammad al-Ghazali
 1058 – 1111 n.Chr.
 Theologe, Philosoph, Mystiker
 Jihad = Kampf im menschlichen Leben gegen das
schlechte „Ich“
-> Ziel ist die Gottesnähe, Gotteserkenntnis und
Gottesliebe
 „Wider die Gottheit Jesu“
- Aufforderung für Muslime, die Christen nicht zu verurteilen
- Jesus als großer Asket (Idealbild des Heiligen!)
- Jesus ragt über die gewöhnlichen Menschen heraus (Gotteserkenntnis
und Gottesliebe sind ihm zu eigen)
- Jesus = Knecht Gottes
-> absoluter Gehorsam
(=> einzigartiger Anspruch: „Ich und der Vater sind eins“)
- Jesus als Mensch
3.2 Dschalal ad-Din Muhammad Rumi
 1207 – 1273 n.Chr.
 zu seiner Zeit bekanntester islamischer Mystiker
 großer Dichter
 Schwerpunkt seiner Lehre:
Die Liebe ist die Hauptkraft des Universums; der
Mensch muss in seinem Leben lernen, Gott zu
lieben, erst dann kann er Harmonie mit sich und der Welt erreichen.
 Gott = der Geliebte; Mensch = der Liebende
 Liebe zu Gott = Liebe zum Nächsten
 Prophet Muhammad als Vorbild von Demütigkeit und Toleranz, auch
gegenüber seinen Feinden.
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Dozenten: Prof. Dr. Elisabeth Zwick und Prof. Dr. Stephan Leimgruber
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05. Dezember 2012
Referenten: Helena Nitsche, Ana Maria Matos Mendoza, Dominik Messmer
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