liberalsozialen Arbeitskreis in der SPD oder von den Liberalsozialen in den GRÜNEN gesagt wird, sich so verhalten wie die drei Affen, die nichts sehen, nichts hören und nichts wissen wollen, weil e c h t e Reformen eben doch von den Kapitalkräften zu torpedieren sind und Regierungen, die das wagen, von einem Generalstreik des Geldes hinweggefegt werden können? Damit sollen keine Gespenster an die Wand gemalt werden, dass unsere Demokratie nur so lange geduldet wird, wie sie den Kapitalkräften hörig ist. Dafür gibt es einen guten Beleg: Haben nicht Bundeskanzler Willy Brandt und Wirtschaftsminister Prof. Karl Schiller vor dem SPD-Sonderparteitag 1972 in Saarbrükken, bei dem Finanzmittel für die Politik der inneren Reformen zu erschließen waren, die Delegierten vor dem Antrag des Bezirks Hannover gewarnt, den Spitzensteuersatz von 53% auf 56% zu erhöhen? Gerhard Schröder, damals führender Juso im Bezirk, erinnert sich gewiss daran: Wenn wir das machen, haben da die beiden Obergenossen nicht gesagt, dann werde das Kapital anlageunlustig, werde nicht mehr genug investiert, und die Arbeitslosen werden die SPD abwählen? Doch zurück zur Realität: Die von der Agenda 2010 sozial herabgestuften Empfänger von Sozialhilfe und Arbeitslosengeld künftig Arbeitslosenhilfe I und II haben künftig noch weniger Geld in der Tasche, können noch weniger konsumieren, also die Konjunktur auch nicht anschieben! Diese Überlegungen zeigen, dass die Regierung mit der Steuer-Reform auf dem Treibsand der Hoffnung baut, die davon Begünstigten werden das Geld ausgeben. Die Reform reisst ein Loch in die Staatsklasse und muss mit Abbau von Subventionen und mit Schulden finanziert werden. Wird damit nur Geld von den Subventionsempfängern zu den Steuerzahlern verschoben, also keine zusätzliche Gesamtnachfrage geschaffen? So verhält es sich auch mit den Schulden. Das Geld geht nur aus der Hand der (reichen) Geldverleiher in die Staatskasse. Und der Staat muss dafür den Steuerzahlern die Zinsen abknöpfen und dreht weiter an der Schraube der Spaltung des Volkes in mehr Arme und wenige immer Reichere. Wäre es da nicht sinnvoller, der Staat behält das Geld, statt die Steuern zu senken, und gibt es selbst s i n n v o l l aus oder lässt es für sinnvolle Aufgaben in den Bereichen Umwelt und Naturschutz, erneuerbare Energie, ökologische Landwirtschaft, Soziales, Kinder und Jugend, Senioren, Gesundheit, Bildung, Kultur, Breitenssport u. u. u. durch die Initiativen der Bürger ausgeben? All diese wichtigen Projekte liegen seit Jahrzehnten brach und die Mängel werden immer größer! Allein die Absenkung des Spitzensteuersatzes von 48 auf 42% würde dem Staat jährlich 6 Mrd. kosten, Seite 2 und die Reichen um diesen Betrag reicher machen. Und das unter einer Koalition, die sich in Programmen beider Parteien der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet haben! Sozialer und ökologischer Umbau der Gesellschaft durch öffentliche Programme und bei der Erbschaftssteuer muss kräftig zugelegt werden, bei entsprechenden Freigrenzen für kleine Vermögen, z. B. Einfamilienhaus. Die LIBERALSOZIALEN stellten dazu einen Antrag zur Sonder-BDK der GRÜNEN in Cottbus. Dies forderten viele Kreisverbände, so dass der Antrag abgeschwächt angenommen wurde. Nur von der Übernahme ins Regierungsprogramm ist bisher nichts zu hören. Jetzt fordern dies Gewerkschaften, z.B. IGMetall, VERDI, viele Initiativen, z.B. AUFBRUCH Dresden, Arbeitslosengruppen und Wissenschaftler der gewerkschaftsnahen MEMORANDUM-Gruppe. Viele Gruppen schlagen öffentliche Beschäftigungsprogramme, finanziert aus Steuern auf Vermögen, aber auch aus Schulden, was auch Teile der GRÜNENfordern näheres im Brief der LIBERALSOZIALEN an grüne Gremien und Mitglieder, veröffentlicht im Beilagenteil dieser Zeitschrift. So schreibt z.B. VERDI in Wirtschaftspolitische Informationen 7/03 nach der Forderung auf die Senkung des Spitzensteuersatzes zu verzichten: Keinesfalls dürfen die Steuerausfälle durch Kürzungen von Sozialleistungen und zu Lasten niedriger und mittlerer Einkommen finanziert werden. Das wäre ein weiterer Schlag gegen die soziale Gerechtigkeit und ist schädlich für Wachstum und Beschäftigung, weil dann die Binnennachfrage weiter geschwächt würde. Stattdessen muss ein vorübergehend höheres Staatsdefizit in Kauf genommen werden, um aus der gegenwärtigen Krise herauszukommen. (Leichte Kürzungen d. Redaktion) VERDI fordert ein groß angelegtes ZUKUNFTSPROGRAM: für 4 Jahre den Einsatz von 20, 30, 35 und 40 Mrd. Euro, um öffentliche Investitionen, die von 2,9% des Brutto-Inlndsproduktes(1992) bis 2002 auf 1,6% gesenkt wurden, auf 3,2% in 2006 anzuheben. Einzelheiten s. Graphik. Sie, liebe LeserInnen, meinen die Annulierung der Steuerreform reiche bei weitem nicht um all Fehlentwicklungen zu korrigieren oder sie umfassend zu sanieren? Da stimmen wir Ihnen als LIBERALSOZIALE der BÜNDNISGRÜNEN und als liberalsoziale A3W AKTION DRITTER WEG, den herausgebenden Gruppen der ALTERNATIVEN, zu. Jahrzehntelang wurde in der BRD West, aber auch in der DDR unter der Wachstumsideologie des immer mehr und immer mehr einseitig auf den materiellen Zuwachs gesetzt. Angesichts der kriegsbedingten Mängel und Zerstörungen war dies auch verständlich. In der kapitalistischen BRD funktionierte die Produktion unter der Peitsche des Zinseszinsgesetzes ja auch. Dagegen legte die Planokratie der DDR-Staatswirtschaft der Produktion eher Fesseln an, so dass die DDR nach dem Aufstieg auf Rang 7 der führenden Industriestaaten in ihren letzten zwei Jahrzehnten an die Entwicklung des Westens in nicht mehr heranreichte und vor allem im ökologischen Bereich, aber auch im Städtebau, wie im privaten Konsum so stark zurückfiel, dass nach dem Anschluss an den Kapitalismus des Westens eine starke Nachholewelle einsetzte, bei der unter kapitalistischen Bedingungen auch die Errungenschaften der DDR wie Gleichberechtigung der Frauen, Fortschritte im Gesundheitswesen und im Kinder- und Jugendbereich (hier allerdings ideologisch einseitig eingeengt), aber auch die Vollbeschäftigung, verloren gingen. Geld ist massiv da, es ist nur in Um die vernachlässigten Aufgaben zu finanzieren, den Kassen ohne Bedarf: bedarf es mehr als die sozial einseitige Steuerreform aufzuheben. Hier muss die von der Regierung Kohl Für 1997 hat H. Creutz in DAS GELD-SYN1997 ausgesetzte Vermögenssteuer verschärft erneuert DROM auf Grund der Vermögenszahlen der Bundesbank für 1997 berechnet, dass bei einem zu verzinsenden Gesamtvermögen von 13,5 Bill. DM bei einem Durchschnittszins von 7% die Zinseinkommen aus Geld- und Sachvermögen 945 Mrd. DM brutto betrugen. Nach Abzug der Bankenmarge wurde 1997 eine Nettozinslast von der Wirtschaft, also von den Arbeitenden für die Besitzenden von ca. 900 Mrd. DM erarbeitet, was 25 30% der Wertschöpfung entsprach. Die Gruppe, die diese Last aus ihrer Arbeit aufbrachte, umfasst 85 90% der Bürger und die Gruppe, die ohne eigene Arbeit dieses Kapitaleinkommen bezog, 15 10%. Es ist schon etwas dran, wenn der französische Philosoph, Ökonom und Anarchist Pierre Proudhon um 1850 den Zins Diebstahl nannte. Es ist den Arbeitenden vorenthaltener Lohn. Daraus setzte sich die von Jahr zu Jahr steigende Vermögenskonzentration und ihr ständiges Wachstum in wenigen Händen seit den großen Kriegszerstörungen und der die Sparguthaben vernichtenden Währungsreform von 1948 zusammen. Dieses Wachstum der Vermögen bewirkte die Armut der Gesellschaft: Überall fehlte Geld um die Umweltzerstörung durch umweltgerechte Produktionsweisen zu vermeiden, bzw. zu sanieren, um Bildung, Kultur, Gesundheit und viele zu kurz gekommenen sozialen Anliegen zu finanzieren. Der verstorbene Augsburger Rechtsgelehrte Prof. Dr. Dieter Suhr prägte dafür das Wort: Das Geld fließt per Zinseszins in die Taschen ohne Bedarf und es fehlt in den Taschen mit Bedarf, auch in den öffentlichen Kassen. Es kann nicht deutlich genug gesagt werden, dass diese Riesenvermögen nicht auf eigener Arbeitsleistung ihrer Eigentümer beruhen, sondern auf der Leistung der Arbeitenden. Insofern ist es berechtigt, wenn die Finanzierung der durch diese Verschiebung großer Teile des Volkseinkommens von den Arbeitenden zu den Besitzenden (H. Creutz) aufgetretenen Öko- und Sozialschäden nachträglich durch hohe Erbschafts- und Vermögenssteuern saniert werden. Der Haken der Besteuerung der Großvermögen So weit, so gut und wir befinden uns mit den Gruppen, die diese Umverteilung fordern, in Überseinstimmung und unterstützen diese politisch, z. B. über Anträge in den GRÜNEN, durch Resolutionen und Briefe an politische Verantwortungsträger. Die Sache hat nur einen Haken: Es wurde bereits auf die große Macht des Geldkapitals hingewiesen durch Geldstreik Wirtschaften und Staaten zu lähmen und zu beherrschen. Das Geldstreikmonopol ist aufzuheben, damit hohe Einkommen, große Vermögen und Erbschaften hoch besteuert werden können, ohne dass das Geldkapital mit Kapitalflucht drohen kann. Dazu bedarf es der von den Liberalsozialen propa- gierten Umlaufsicherung des Geldes, die in regionalen Versuchen in der Weltwirtschaftskrise bewies, dass Umlaufgeld funktioniert, die Arbeitslosigkeit in kurzer Zeit überwindet und die öffentlichen Finanzen saniert. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, das geschieht im Buch von H. Creutz, hier nur kurz: Die EZB Europäische Zentralbank brauchte nur 1-2 mal im Jahr, später in größeren Abständen, die großen Stückelungen des Euro, die 1000er, 500er, ab und an auch 200er und 100er zum gebührenpflichtigen Umtausch in neue Serien aufzurufen. Die Serien müssen deutlich unterscheidbar gestaltet werden (Farben, Buchstaben oder Zahlen). Wer seine Einnahmen regelmäßig ausgibt, Überschüsse auf das Sparbuch bringt oder direkt investiert, wird diese Gebühr oder Geldnutzungssteuer n i e zu zahlen brauchen, denn ihr/sein Geld läuft ja um und hält Nachfrage nach Waren und nach Arbeit. Wer aber Geld, besonders bei den jetzigen niedrigen Renditen in der Wirtschaft aus dem Verkehr zieht, um damit zu spekulieren, verursacht Arbeitslosigkeit und muss daran durch die Geldnutzungssteuer gehindert werden. Geld darf unter keinen Umständen aus dem Kreislauf ausbrechen und die Geldnutzungssteuer, der man durch Konsumieren und Investieren entgehen kann, schließt den Geldkreislauf, denn welcher Millionär verliert gern 5% Geldsteuer, wenn er Geld hortet? Diese Methode fasst auch Steuersünder und Wirtschaftskriminelle wie Drogen- WaffenFrauenhändler: Große Summen werden von den Banken nur gegen Versteuerungsschein der Finanzämter umgetauscht. Und von auf Girokonten geparkten Geldern wird automatisch die Geldnutzungssteuer abgebucht. So ist die gesamte Geldmenge im Umlauf und hält Nachfrage nach Waren und Arbeitskräften. Geld muss rollen, wenn wir leben wollen, heißt es im Volksmund oder Taler, Taler, du musst wandern, von dem einen zu dem anderen im Kinderlied. DANN STIFTET GELD SEGEN UND DIE MACHT DES GELDES WIRD DURCH ROLLENDES GELD GEBROCHEN. Es können dann hohe Einkommen und Vermögen zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben herangezogen werden, bei steuerlicher Entlastung unten. Die Arbeitslosigkeit kann wirksam in Richtung null gesenkt werden, wenn bei der Produktion verdientes Geld für Konsum- oder Investitionsgüter ausgegeben werden muss. Weil bei hoher Produktivität der Arbeit weniger Zeit gebraucht wird um die ökologisch vertretbare Produktionsmenge zu erarbeiten, kann die notwendige Arbeit gerecht auf alle verteilt werden. Und der große Nebeneffekt: Wenn Geld infolge der Geldnutzungssteuer nicht mehr gehortet werden kann, muss es Nachfrage nach Waren und Arbeitskräften halten - auch dann noch, wenn unter dem Druck dieses Angebotszwanges für Geld, sein Preis, der Zins, immer mehr in den Bereich null sinkt. Die Real-Löhne würden mit jedem sinkendem Zins-Prozent auf die volle Höhe des Arbeitsertrages steigen und der Kapitalismus kann so abgebaut werden. Die 50-jährige Fehlentwicklung des Kapitalismus in der BRD-West und seit 1990 in Gesamtdeutschland ist durch zwei Geldpolitiken bewirkt worden: In der Zeit der SPD/FDPRegierungen von 1969 1982 durch Nachfragepolitik nach Keynes und unter der CDU/ CSU/FDP-Regierung von 1982 - 1998 durch Angebotspolitik des Neoliberalismus nach Milton Friedman. Ausführlich beschrieben wir beide falschen Politiken in Der Dritte Weg der Geldpolitik zur gescheiterten Nachfrageund Angebotspolitik in Nr. 43/02 dieser Zeitschrift. Rot-Grün versucht vergeblich beide falschen Ansätze klug zu mischen, wie es Superminister Clement ausdrückte und m u s s t e damit scheitern und wird damit auch in den nächsten Jahren die Krise nicht beenden. Der hier vorgestellte dritte Weg der Geldpolitik ist kein fauler Kompromiss zwischen den gescheiterten Politiken, sondern ein qualitativ höherer Ansatz auf der Grundlage eigenständiger wissenschaftlicher Überlegungen, der mit dem Angebotszwang für Geld gleichzeitig die Nachfrage nach Waren und Arbeit vereint. Er ist Angebots- und Nachfragepolitik zugleich und löst durch sein dynamisches Geld die Zinszwänge des Kapitalismus in einer Marktwirtschaft ohne Kapitalismus oder in einem Sozialismus ohne planwirtschaftliche Staatswirtschaft, in einer LIBERALSOZIALEN ORDNUNG - LSO auf. Scheinbar ist gegen die herrschende Machtkoalition aus Nutznießern des Zinseszins-Systems und ihren Statthaltern in Parlamenten und Regierungen kein Kraut gewachsen und viele Menschen stecken den Kopf in den Sand. A3W zielt darauf, den drohenden Kollaps unserer Gesellschaft zu vermeiden, indem wir zusammen rechtzeitig so stark werden, dass wir Einfluss auf Politik und Wirtschaft nehmen und die Entwicklung umsteuern können. Übrigens sollten Zweifler das Wort von Prof. Harms, ehem. Direktor des Weltwirtschafts Instituts Kiel, bedenken: Man kann die Lehre Silvio Gesells nicht widerlegen man kann sie Georg Otto bloß ablehnen. Seite 3 Haben die Deutschen über ihre Verhältnisse gelebt? Oder hat eine Minderheit von Reichen zu viel dazubekommen? Die privaten Geldver mögen in Deutschland haben im Laufe der Jahrzehnte lawinenartig zugenommen. 1969 betrugen sie 0,5 Billionen Mark, 1979 1,35 Billionen Mark, 1989 2,80 Billionen Markt und 2000 7,1 Billionen Mark (einschließlich Ostdeutschland). An diesem Trend ändern Niedrig-zinsphasen grundsätzlich nichts, sie verlangsamen lediglich vorübergehend die Gewinnzuwächse. Unternehmensgewinne, Löhne und Gehälter sind hinter jener Entwicklung weit zurückgeblieben. Während zum Beispiel von 1970 bis 1997 die Zinsausschüttungen der Banken um das Zwölffache zugenommen haben, stiegen die Bruttolöhne und -gehälter nur um das 3,6fache. Das Bruttosozial-produkt nahm in jenem Zeitraum um das Fünffache zu. Die Geldvermögen sind sehr ungleich verteilt. Der einen Hälfte der privaten Haushalte gehören nur 4 Prozent der privaten Geldvermögen. Der anderen Hälfte der privaten Haushalte gehören die rest-lichen 96 Prozent. Höchstens 15 Prozent der privaten Haushalte erzielen aufgrund ihrer großen Geldvermögen mehr Zinsgewinne als sie Zinslasten zu tragen haben. Bei der großen Mehrheit der Haushalte ist es umge-kehrt: Sie hat über Preise, Steuern und Mieten mehr Zinslasten zu tragen als sie mit ihren Spargut-haben (soweit vorhanden) Zinsgewinne erzielen kann. Das Wachstum der Geldvermögen beruht zu ca. 80% auf Zins und Zinseszins. Die Minderheit von Reichen hat zuviel dazu bekommen, je höher die Zinsen desto mehr, und das, ohne dafür einen Finger krumm zu machen. Ihre großen Geldvermögen saugen das Geld auf wie Schwämme, wobei diese immer größer wer- den und somit immer noch mehr aufsaugen und auf der Schuldnerseite tür-men sich die Zinslasten. Steuerlich fließt viel zu wenig zurück (die neue Zinssteuerregelung wird daran nicht viel ändern), ganz zu schweigen von den bisherigen Steuerhinterziehungen großen Stils. Die Behauptung, die Deutschen (im allgemeinen) hätten über ihre Verhältnisse gelebt, trifft nur dann zu, wenn als ein heiliges, unantastbares Prinzip gelten soll, dass die Reichen überproportional immer noch reicher werden. (Ein solches Grundrecht ist aber in der Verfassung des BRD-Sozial-staates nicht vorgesehen.) Denn dann bleibt selbstverständlich für die große Mehrheit immer weni-ger übrig. Anders gesagt: Ein immer größerer Teil des Sozialprodukts und damit auch der Arbeits-einkommen muss dann vor allem zur Zinsbedienung der großen Geldvermögen abgezweigt werden. Eine solche Entwicklung ist seit vielen Jahren in vollem Gange. Jene Behauptung, die Bevölkerung habe über ihre Verhältnisse gelebt, ist eine Popagandalüge, mit der man die große Mehrheit davon überzeugen will, dass sie den Gürtel enger schnallen müsse, (wobei dann der Reichtum einer Minderheit - vor allem aufgrund des Zinseszinseffektes weiter wachsen kann und offenbar auch soll.) Die im allgemeinen ahnungslose Bevölkerung wird mit einer derartigen Propaganda an der Nase herumgeführt. Statt zum Wohle des Volkes tätig zu sein, verfolgen die meisten Politiker konsequent den Weg, an der progressiven Ungleichheit der Einkommensverteilung festzuhalten und damit das Wohl der Bevölkerungsmehrheit kontinuierlich zu min-dern und den Reichtum der Reichen überproportional zu vermehren. Diese Kritik hat nichts mit Sozialneid zu tun, sie erfolgt berechtigterweise angesichts der Tatsache, dass es in vielen Berei-chen unaufhörlich den Bach runter geht. Faustregel einer Alternative: Die Zinsgewinnraten dürfen die Wachstumsraten der Wirtschaft nicht übersteigen. Dann bleiben auch die Zinslasten der privaten und öffentlichen Verschuldungen in erträglichen Grenzen. Josef Hüwe, Berlin Seite 4 Verteidigung des Dollar mit anderen Mitteln Der Ölkrieg im Kontext der kommenden Währungsbipolarität Von Behrooz Abdolvand und Matthias Adolf Dieser Artikel erschien vor dem Golfkrieg in Blätter für deutsche und internationale PolitikNr.2/2003, S. 175 - 185, Blätter-Verlagsgesellschaft Bonn Seit den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon sowie dem Sieg über die Taliban haben die USA ihre Militärpräsenz in Mittelasien und im Kaukasus etabliert. Mit dem bevorstehenden Irakkrieg wird eine weitere Ausdehnung der US-Stützpunkte in der Golfregion erwartet. Heftig umstritten ist die Frage nach den zugrundeliegenden Motiven. Immer häufiger wird bei der Suche nach Kriegsursachen eines möglichen Irakkrieges auf das Interesse der USA am Zugriff auf die Ölvorkommen der Großregion vom Golf über den Kaukasus bis Mittelasien verwiesen, die in USStrategiepapieren unter dem Namen Greater Middle East firmiert.1 Wenn allein schlichtes Ausbeutungsinteresse an den Ölvorhaben als Triebfeder der US-Kriegspolitik angenommen wird, greift diese Einschätzung jedoch zu kurz. Vielmehr spielen neben energie- auch finanzpolitische und geostrategische Überlegungen eine Rolle. Entscheidende Bedeutung kommt dabei der Funktion des Öls für die Stabilität des Dollar zu. Seit 1945 basiert der Reichtum der USA nicht zuletzt auf der Hegemonie ihrer Währung. Zunächst wurde diese durch das an den Dollar gebundene System fester Wechselkurse gewährleistet, nach dem Ende des Systems von Bretton Woods übernahm jedoch das Öl die Rolle des Stabilisators. Dass Öl während der vergangenen 50 Jahre global nur in Dollar gehandelt wurde, sicherte die Dominanz der USWährung. Seit dem Ende der Ost-West-Bipolarität ist diese Bindung jedoch fragil geworden. Im Folgenden soll dargelegt werden, dass die Sicherung der Dollarstabilität durch Einfluss auf die Ölvorkommen der eigentliche Grund des US-amerikanischen Interesses an den weltgrößten Öl-Ressourcen in der Nahostregion sein dürfte. Um die geopolitischen Interessen der USA und der anderen Hauptakteure in der Region genauer zu analysieren, müssen wir zunächst untersuchen, woher die USA ihr Öl beziehen und ob bzw. in welcher Form sie explizit vom Öl aus der Region des Greater Middle East abhängen. BP Amoco zufolge verfügten die USA Ende 2001 über 3,7 Mrd. t Öl- und 4,74 Trio. m3 Gasreserven. Bei einer Jahresproduktion von 351,7 Mio. t Öl und 555,4 Bio. m3 Gas wären ihre eigenen Vorkommen in etwa acht Jahren erschöpft.2 BP rät deshalb den USA, die derzeit schon 543,9 Mio. t Öl im Jahr importieren, sich schnellstens nach neuen Einfuhrmöglichkeiten umzusehen. 3 Dies könne ne- ben der Golfregion die Kaspische Region sein.4 Vor dem Hintergrund der Steigerung des Ölbedarfs der USA stellte die National Energy Policy Development Group am 16. Mai 2001 den so genannten Cheney-Report vor, der die Konsequenzen des prognostizierten wachsenden Energieimports erörtert. Von 2001 bis 2020 werde der Anteil importierten Erdöls am Gesamtverbrauch der USA von 52 auf etwa 66% steigen.5 Aber nicht nur in den USA, sondern weltweit werde der Ölverbrauch in den nächsten Jahren deutlich zunehmen,6 so in China um 91% zwischen 2000 und 2020 und in Indien gar um 116%. Da jedoch keine andere Wirtschaft derart globalisiert ist wie die amerikanische, dürften die USA nicht nur an den eigenen Verbrauch denken, sondern sollten sich um die weltweite Sicherung des Ölmarktes kümmern, da die heimische Wirtschaft davon am meisten profitiert.7 Der Cheney-Report empfiehlt deshalb, wachsenden Ölimporten Priorität in der Handelsund Außenpolitik einzuräumen. Hierbei solle eine Doppelstrategie verfolgt werden. Zum Ersten müssten die Vereinigten Staaten mit allen Mitteln die Investitionen der US-Ölfirmen in der Golfregion unterstützen.8 Zum Zweiten müsse die Diversifizierung der Ölquellen vorangetrieben werden. Als Alternativen nennt der Report die Kaspische Region, Afrika, Mittelund Südamerika.9 Dabei handelt es sich vornehmlich um Regionen, die politisch instabil sind oder bei denen eine antiamerikanische Stimmung in der Bevölkerung auszumachen ist. Ein stärkeres Engagement der USA in diesen Ländern dürfte dort auf Widerstand stoßen. Der Cheney-Report impliziert daher Auswirkungen der Energiepolitik auf die Sicherheits- und Außenpolitik in Form einer Ausweitung US-Militäretats.10 Da die Vereinigten Staaten selbst nur 3,4% der Welterdölreserven besitzen, benötigen sie vor allem eines: zuverlässige Lieferanten.11 Vor diesem Hintergrund ist gerade die Öl-Sicherung in der kaspischen Region und am Golf ein Unterfangen mit geringem energiepolitischen Vorteil. Allein die Bewachung der Zufahrt zu den Ölreserven des Persischen Golfs kostet jedes Jahr rund 50 Mrd. Dollar. Der Preis der amerikanischen Ölimporte aus der Golfregion, die im Jahr 2000 ein Zehntel des amerikanischen Verbrauchs deckten, machte mit etwa 11 Mrd. Dollar kaum mehr als ein Fünftel der eben genannten Sicherungskosten aus.12 Da die US-Regierung ihre Militärpräsenz in der Regi- on Mittelasien und Kaukasus verstärkt hat, werden die Militärkosten zur Sicherung der Erdölquellen in Zukunft sogar noch steigen. Unter rein energiepolitischen Aspekten erscheint somit das starke Interesse der USA an der Golfregion wenig überzeugend, zumal es in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft Öl und Gas in reichlichen Mengen gibt. Allein die kanadischen Reserven im Umfang von 300 Mrd. Barrel übersteigen die gesicherten Ölreserven Saudi- Arabiens um ca. 15%.13 Der Anstieg der Öl- und Gasimporte aus Kanada zeigt, dass die USA die Bedeutung der kanadischen Energiereserven erkannt haben: Insgesamt 22 Milliarden Dollar wollen die US-Ölkonzerne bis zum Ende dieses Jahrzehnts in die kanadischen Öllagerstätten investieren.14 Laut BP Statistic Review sind die USA somit energiepolitisch in Zukunft keineswegs von den Ölvorkommen der Kaspischen Region und weit weniger als andere Staaten von der Golfregion abhängig.15 Während die USA im Jahre 2001 insgesamt nur 25% ihres Öls aus dem Nahen Osten und überhaupt keine nennenswerte Menge aus der Kaspischen Region importierten, stammen 38% der Importe der EU und der osteuropäischen Länder aus dem Nahen Osten. Japan weist mit inzwischen 85% seiner Importe die größte Abhängigkeit von der Golfregion auf, auch die ostasiatischen Staaten und China decken dort bis zu 81% ihres Ölbedarfs.16 Deshalb wird die Golfregion auf lange Sicht der wichtigste Ölexporteur der Welt bleiben. Die Kontrolle dieser Ölfelder garantiert den USA eine energie- sowie finanzpolitische Kontrolle anderer Abnehmer, zumal dann, wenn sie selber nicht unmittelbar von diesen Feldern versorgt werden müssen. Dadurch wiederum kann die Stabilität des Dollar gewährleistet werden, dessen Rolle seit Anfang der 70er Jahre vom Öl abhängt. Mit dem Zusammenbruch der Finanzmärkte und der daraus resultierenden Abwanderung aus dem Dollar wird das Öl zum letzten Rettungsanker für die Stabilität der US-Währung. Finanzblase und Dollar-Flucht Der drohende Zusammenbruch der DollarDominanz hängt eng mit dem Einsturz des Finanzmarktes zusammen. Durch das Platzen der Finanzblase geriet das globalisierte Wirtschaftssystem nicht nur in eine Konjunktur-, sondern in eine Systemkrise letztlich durch die Deregulierung der Finanzmärkte ausgelöst. Seite 5 Schon lange vor dem 11. September waren die Finanzmärkte massiv verzerrt.17 Seit Januar 2000 sind insgesamt für mehr als 7,5 Bio. Dollar Börsenwerte vernichtet worden. Der Dow Jones verlor seit seinem Höchststand im Januar 2000 bis heute mehr als 35% an Wert, der Technologie-Index Nasdaq stürzte seit März 2000 um über 75% ab, Tendenz weiter fallend.18 Der Dax fiel von 7 118 Punkten im Jahre 2000 auf 3 687 Punkte am 11. September. Seitdem verlor er nur 687 Punkte.19 Das belegt, dass fundamentale Systemschwächen und nicht der Terrorangriff der Krise zu Grunde liegen. Was aber folgte aus dem Absturz des amerikanischen Finanzmarktes für die Rolle der USÖkonomie? Bedeutet es wirklich das Ende der US-Hegemonie, wie Robert Peloski, Mitarbeiter von Morgan Stanley düster prognostizierte? 20 Unmittelbar führten die Finanzskandale in den USA jedenfalls zu enormem Vertrauensverlust und Kapitalflucht aus der Dollarzone in den stabileren Euro-Wirtschaftsraum, was wiederum die Talfahrt des Dollar nach sich zog. Der Euro, der jüngst erstmals seit zwei Jahren die Parität mit dem Dollar erreichte, macht diesem seine Rolle als alleinige Weltwährung streitig. 21 Deren Verlust aber hätte für die USWirtschaft verheerende Folgen. Betrachtet man die Schieflage der US-Wirtschaft, so stellt man fest, dass die Wirtschaftspolitik der letzten 30 Jahre auf einem durch Schulden finanziertem Konsum basierte.22 Die Weltmacht USA ist vom Rest der Welt so abhängig wie kaum ein anderes Industrieland. Seit Anfang der 80er Jahre geben die US-Amerikaner mehr Geld aus, als sie erwirtschaften. Im Jahr 2000 betrug das Handelsbilanzdefizit rund 450 Mrd. Dollar; für das Jahr 2001 gab Morgan Stanley einen Anstieg auf über 600 Mrd. Dollar bekannt. Die USA erhalten demnach jedes Jahr ausländische Güter im Wert von gut 400 bis 600 Mrd. Dollar über den Gegenwert ihrer Exporte hinaus, wofür sie sich in Form von Anteilsscheinen und anderen Papierwerten in etwa gleicher Höhe revanchieren. 23 Kurzum: Amerika lebt auf Kosten des Auslands.24 Wie ist dies möglich? Die Lösung ist denkbar einfach: nur mit Hilfe des Dollars als globaler Leitwährung. Denn trotz aller Schwankungen ist der Dollar bis heute die anerkannte Weltwährung und gegenüber konkurrierenden Währungen weitgehend stabil. In einer auf Dauer defizitären Volkswirtschaft wie der gegenwärtigen US-amerikanischen könnte sich eine Währung jedoch nicht stabil behaupten, geschweige denn globale Leitwährung bleiben. Deshalb müssen die USA ein vordringliches Interesse an der Stabilisierung ihrer Währung haben, denn seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs basieren Vormacht und Reichtum der USA auf dem so genannten Seignoragevorteil, der aus der Funktion des Dollars als Weltwährung entspringt.25 Seite 6 Nach 1945 sicherte das System von Bretton Woods die Vormachtstellung der Vereinigten Staaten in den globalen Finanz- und Handelstätigkeiten. Das eingeführte Goldsystem band die Währung eines jeden Mitglieds in einem System fester Wechselkurse an den Dollar. Dessen Kurs wiederum wurde auf den Wert von 35 Unzen Feingold festgelegt, was seine Stabilität sicherte.26 Da die US-Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg über 60% des gesamten Weltbruttosozialprodukts produzierte, war die maßgebliche Rolle des Dollars zunächst gerechtfertigt. Dollar-Hegemonie Damit kam dem Dollar als einziger Weltwährung die Rolle des internationalen Zahlungsmittels zu mit fundamentaler Bedeutung für den Erhalt der US-Hegemonie: Das nationale Geld ist zugleich als Weltgeld internationales Kaufmittel. [ ] Die Doppelfunktion des Dollars als nationales und als Weltgeld erlaubt es den USA, durch ihre Geldund Kreditschöpfung Ansprüche auf das Wertprodukt anderer Volkswirtschaften zu produzieren 27 : Indem die USA jederzeit frische Dollars drucken können, um damit ihre Auslandsschulden zu bedienen, partizipieren sie direkt am Reichtum der anderen Nationen. Die Optionen der USA sind allerdings nur so lange offen, wie der Dollar wirklich als Weltgeld, in dem die internationalen Kontrakte denominiert werden, akzeptiert wird. Verlöre der Dollar seine Weltgeldfunktion an andere Währungen an den Yen oder den Euro , verlören die USA ihre Möglichkeiten, diese Seignoragevorteile zu realisieren. Daher balanciert die Politik der geld- und fiskalpolitischen Instanzen der USA auf dem Grat zwischen Abwertungsoption, die Schuldenentlastung bedeutet, und Versuchen der Wertsicherung des Dollars, die die Seignoragevorteile der Hegemonialwährung erhält und das System insgesamt stabilisiert.28 In der Nachkriegsära verloren die USA jedoch Jahr für Jahr Anteile am globalen Bruttosozialprodukt womit die Rolle des Dollars als Leitwährung bis heute zunehmend prekärer wurde. In den Jahren des Wiederaufbaus erholten sich die europäische und die japanische Wirtschaft und erhöhten ihren Anteil am globalen BSP, wofür teilweise auch der Korea- und der Vietnamkrieg sorgten.29 Da die USA einen Dominoeffekt des Vietnamkrieges auf weitere asiatische Länder verhindern wollten, sorgten sie für die wirtschaftliche Stabilität Ostasiens, indem sie in die Länder der Region investierten und Anteile des US-Marktes an diese Staaten abgaben.30 Das führte zu einer Verlagerung der Arbeitsplätze nach Asien und zum Abbau industrieller Arbeitsplätze in den USA. Im Laufe der Zeit produzierte das US-Kapital vermehrt in Billiglohnländern, die Produkte wurden auf den kaufkräftigen Märkten der USA, Europas und Japans abgesetzt. Dies war die Geburtsstunde der jüngsten, primär von den Vereinigten Staaten hervorgerufenen Globalisierung, die von den europäischen Ländern und Japan durch massiven Kapitalexport noch forciert wurde. Die Verlagerung großer Produktionskapazitäten ins Ausland verursachte ein wachsendes Handelsdefizit, da die USNationalökonomie kontinuierlich weniger produzierte als verbrauchte. Das Auseinanderdriften von Finanz- und Realwirtschaft wurde durch den Kalten Krieg noch verstärkt. Die USA investierten intensiv in ihre Rüstungsindustrie, wodurch sich ihr Militäretat auf Kosten der anderen Wirtschaftszweige erhöhte. Das daraus resultierende Haushaltsdefizit wurde überwiegend durch Schuldenaufnahme finanziert. Mit den stetigen Anteilsverlusten des US-Wirtschaft am Weltbruttosozialprodukt büßte auch der Dollar an Wert gegenüber anderen Währungen ein. Die durch Ausschöpfung des Seignoragevorteils in Umlauf gebrachten inflationären Eurodollars, mit denen die USA ihre Schulden beglichen, forcierten den fortgesetzten Wertverlust des Dollars noch.31 Schließlich wurde unter massivem Druck der deutschen und französischen Regierung Anfang der 70er Jahre ein freier Devisenkurs eingeführt. Dennoch blieb die Leitwährungsrolle des Dollar erhalten und machte die Hegemonie der USA auf dem Weltmarkt unanfechtbar. Hierbei spielte der Ölmarkt die entscheidende Rolle: Die USA hatten den Dollar als Zahlungsmittel für den strategischen Rohstoff Öl etabliert, der so zum Ersatz für die einstige Golddeckung wurde. Dollarstabilisator Erdöl Da die USA aus dem Zweiten Weltkrieg als stärkste Militärmacht hervorgegangen waren und zudem ihre Produktion 60% des globalen BSP ausmachte, konnten sie dafür sorgen, dass internationale Ölrechnungen in US-Dollar bezahlt wurden, und so das britische Pfund verdrängen. 32 Da sie ihren Ölimport in Dollar bezahlten und der US-Dollar gleichzeitig ihr nationales und ein internationales Zahlungsmittel ist, hatte ein erhöhter Ölpreis auf ihre Wirtschaft logischerweise keine nennenswerten Auswirkungen.33 Dann kam die Erdölkrise. Die Ereignisse von 1973 hatten nicht nur energie-, sondern auch massive finanzpolitische Folgen. Durch das Ölembargo und den daraufhin in die Höhe geschossenen Ölpreis vergrößerte sich das Leistungsbilanzdefizit der ölimportierenden Staaten, die nun mit inflationären Eurodollars den erhöhten Ölpreis bezahlen mussten. Andererseits wuchs der Berg der Petrodollars in den Ölförderländern, da es dort nicht genügend Absorbierungsmöglichkeiten gab. Um diesem Dilemma zu entgehen, entstand das Petrodollarrecycling34 , das die erneute mas- sive Ausweitung des Eurodollar-Marktes zur Folge hatte: Bis 1981 brachten es die OPECLänder auf einen verfügbaren Überschuss von 475 Mrd. Dollar, von denen sie 400 Mrd. Dollar in die Industrieländer verbracht hatten.35 In Folge dessen stellen die Ölmonarchien heute einen größeren ökonomischen als energiepolitischen Faktor für die westlichen, insbesondere für die angloamerikanischen Banken dar. Die Ölmonarchien investierten bis 1990 rund eine Billion Dollar in die Vereinigten Staaten.36 Diese gewaltige Geldmenge wiederum suchte Gewinn bringende Anlagemöglichkeiten, daher forcierten die großen Banken die Liberalisierung der Finanzmärkte. Inzwischen halten die ausländischen Kapitalgeber 36% der USStaatsanleihen, 18% der Unternehmensanleihen und 7% der amerikanischen Aktien.37 Erst mit dem wieder steigenden Ölpreis und der vermehrten Nachfrage nach dem Dollar konnte der vom Handelsbilanzdefizit herbeigeführte Abwertungsdruck von der US-Währung genommen werden. Wie maßgeblich auch heute der Wert des Öls für die Stabilität des Dollars ist, zeigt die ungewöhnlich starke Nachfrage nach Dollars, die weitgehend unabhängig von der Lage der angeschlagenen US-Wirtschaft ist, bei einem gleichzeitig ungewöhnlich hohen Ölpreis, der weitgehend unabhängig von der angeschlagenen Welt- Konjunktur ansteigt. Der Währungsökonom bei Morgan Stanley, Stephen L. Jen, stellt fest, dass der Dollar die einzige Währung der Welt mit einem hegemonialen Status ist, die unabhängig von ihrer Bewertung in Perioden extremer Gier und extremer Furcht nachgefragt wird. Ein Beispiel ist die Stabilität des Dollars in den Monaten nach den Terroranschlägen vom 11. September vergangenen Jahres. Vor allem aus Asien werden in Perioden geopolitischer Spannungen Dollar nachgefragt. Ein Krieg gegen den Irak würde denn auch dem Dollar helfen, zumal dann mit einem Ölpreisanstieg zu rechnen wäre. Der Dollar war in der Vergangenheit stets ein Nutznießer steigender Ölpreise.38 Andererseits erleben wir derzeit erstmalig, dass die Leitwährung Dollar auf dem Ölmarkt grundsätzlich in Frage gestellt wird. So verkauft der Schurkenstaat Iran sein Öl zum Großteil in Euro und nicht mehr in Dollar.39 Schon Ende des Jahres 2000 hatte sich der Irak dazu entschlossen, seine tägliche Ölförderung von 2,4 Mio. Barrel in Euro zu berechnen. Obwohl auch US-Firmen mitverdienen, ist es das erste Mal, dass sich die europäische Währung in die Dollar-Domäne hineindrängt und somit dem Dollar die Leitwährungsrolle streitig macht. Auch China kündigte bereits im November 2001 an, seine Devisenreserven in Höhe von 200 Mrd. Dollar zu einem beträchtlichen Teil in Euro eintauschen zu wollen.40 Nordkorea hat inzwischen seine gesamten Devisen in Euro eingewechselt.41 Damit laufen die USA Gefahr, ihre privilegierte Position als alleinige Inhaber des Seignoragevorteils mit den Euro-Staaten teilen zu müssen. Dies war überhaupt erst mit dem Ende der Blockkonfrontation möglich geworden. Indem die kapitalistische Hemisphäre nicht mehr von außen bedroht wurde, war der Weg frei, um aus der Zwangssolidarität des westlichen Lagers zur Normalität unterschiedlicher nationaler Interessen zurückzukehren. Da die europäischen Länder darauf bedacht waren, ihre Energieversorgung weitestgehend unabhängig vom Dollar zu decken, boten europäische Ölfirmen Ölförderländern Verträge zu günstigeren Konditionen als angloamerikanische Unternehmen an. Die EUUnternehmen setzten so auf einen Gegenkurs zum DAmato-Gesetz, das Ende der 90er Jahre vom US-Senat verabschiedet wurde und besagt, dass keine ausländische Firma mehr als 20 Mio. Dollar pro Jahr in die iranische Ölindustrie investieren dürfe. Gleiches gilt für die Ölfelder des Iraks und Libyens.42 Die europäischen und japanischen Wirtschaften, die bis dahin als US-Verbündete galten, wurden folglich von den Vereinigten Staaten zu Konkurrenten erklärt.43 Dabei kommt es ihnen keineswegs darauf an, die Erdöllagerstätten allein zu bewirtschaften. Vielmehr gründen sie zusammen mit Ölfirmen aus aller Welt internationale Konsortien unter ihrer Leitung. Auf diese Weise können die USA energiepolitische Vorteile abschöpfen und zusätzlich finanzpolitisch dafür sorgen, dass das Erdöl weiter mit Dollar gehandelt wird. Die wichtigste Säule der US-Strategie bleibt deshalb die Kontrolle über das Nahost-Öl, um so die Quelle ihres Reichtums dauerhaft zu stabilisieren. Allein die energiepolitische Rolle des Öls und nicht gleichzeitig die fiskalpolitische Interaktion zwischen Dollar und Öl zu sehen, greift zu kurz. Abschließend muss deshalb die Rolle des Erdölpreises für die USA und die weiteren Hauptakteure präziser analysiert werden, um die divergierenden Interessen der Großmächte an der Ölproduktion in der Golfregion zu begreifen. Weltwirtschaft am Öl-Tropf ? Noch immer herrscht die Annahme vor, dass der Ölpreis primär von der Dosierung der Erdölförderung durch die OPEC-Staaten abhängt. Die Angst vor der Ölpreissteigerung, die viel diskutierte Gefahr eines Ölembargos und damit Versorgungsengpasses der westlichen Länder durch die OPEC wirken bis heute mentalitätsprägend. Seit der Ölkrise von 1973 existiert die Befürchtung, dass sich dieses Ereignis wiederholen könnte.44 Tatsächlich ist jedoch das Interesse der verschiedenen großen Öl-ex- und importierenden Staaten keineswegs nur auf die Alternative teures oder billiges Öl fixiert, sondern wesentlich komplexer woraus sich wiederum die unterschied- lichen Haltungen in der aktuellen Irakkrise erklären. Die Ölpreissteigerung ist keineswegs nur auf die Ölkrise der 70er Jahre und die Drosselung der Ölquellen durch die OPEC zurückzuführen, sondern auch auf eine zielgerichtete USKampagne zur Ölpreiserhöhung. Die Strategie bestand darin, eigene Ölquellen sowie Ölvorkommen in der Nordsee konkurrenzfähig zu machen und damit die europäische Wirtschaft zu schwächen. Dies geschah und geschieht auf der Basis der wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeit des modifizierten Wertgesetzes. Denn auf dem derzeitigen Ölmarkt ist es weniger die Masse, die den Profit macht; entscheidend ist vielmehr der erzielbare Extraprofit.45 Zu den derzeitigen Strategien der Hauptakteure auf dem Ölmarkt und in der Irakkrise: Am Persischen Golf betragen die Produktionskosten drei Dollar pro Barrel. In den sibirischen Ölfeldern Russlands liegen sie hingegen bei zwölf Dollar pro Barrel.46 Bei einem derzeitigen Ölpreis von 25 bis 30 Dollar pro Barrel erhalten nicht nur die Anrainer des Persischen Golfs aus der Ölproduktion eine höhere Rente, sondern auch für Russland wurde die Produktion rentabel, so dass es seinen Marktanteil auf dem Weltmarkt problemlos vergrößern konnte. Das war möglich, weil die OPEC durch Produktionseinschränkungen einerseits den Markt vor einer Überschwemmung mit eigenem billigem Öl bewahrte und andererseits der Ölpreis dadurch stieg. Russland erhielt somit die nötigen Gelder für die Investition in die eigenen Ölfelder.47 So konnte Russland, dass im Jahre 1998 128,4 Mio. t Öl exportierte, im Jahre 2001 rund 181,2 Mio. t Öl ausführen und einen 40prozentigen Exportanstieg erzielen. Der Energieexport hat für Russland eine so immense Bedeutung erlangt, dass die Regierung ihre Außenpolitik zusammen mit den Energieunternehmen gestaltet.48 Um aber weiter konkurrenzfähig zu bleiben, muss Russland verhindern, dass die OPEC ihre Produktion wie Mitte der 80er Jahre erhöht und dadurch den Ölpreis um ca. 10 bis 12 Dollar pro Barrel reduziert. Da der Irak seit dem zweiten Golfkrieg nicht in den Ölmarkt integriert ist, und US-Ölfirmen nicht in die Ölfelder des Iran investieren, ist die OPEC nur begrenzt fähig, ihre Produktion aufzustocken. Also muss Russland alles daran setzen, dass der Irak auch weiterhin nicht mit voller Produktionskapazität in den Ölmarkt eingegliedert wird.49 Tatsächlich ist Russland viel mehr auf die Preispolitik der OPEC als auf eigene Anteile an der irakischen Ölindustrie bedacht. Hieraus erklärt sich auch die Verweigerungshaltung Russlands bezüglich der UNSicherheitsratsresolution 1441 gegen den Irak: Weil Russland die Integration des irakischen Öls in den Weltmarkt nach der Beseitigung Husseins befürchtet, blieb es bis kurz vor der Seite 7 Verabschiedung beim Nein zur Resolution. Die westlichen Länder bemühen sich dagegen primär um eine Diversifizierung ihrer Lieferanten. Dabei kann es vorkommen, dass es sogar zur Zusammenarbeit der alten Rivalen des Kalten Krieges kommt. So verschlingt der Neubau einer Pipeline, der die Ölfelder Kasachstans und Sibiriens mit Murmansk verbinden soll, 1,5 Mrd. Euro. Diese Pipeline wird gebaut, damit Russland Öl an die USA liefern kann.50 Damit sich der Transfer des Öls überhaupt rechnet, muss sich der Ölpreis auch für solch kostspielige Investitionen auf einem hohen Niveau befinden. Die Finanzierung solcher und ähnlicher Projekte ist nur dann möglich, wenn Öllagerstätten, wie diejenigen in der Nordsee und in Russland, durch einen erhöhten Ölpreis, der über den Produktionskosten von 12 Dollar pro Barrel liegt und im Durchschnitt mehr als 15 Dollar pro Barrel beträgt, gestützt werden. Liegt der Ölpreis darunter, erhöht sich aufgrund der geringen Produktionskosten (2 bis 3 Dollar pro Barrel), die Chance der OPEC, ihre Marktanteile zu steigern und den Westen in Abhängigkeit zu bringen. Daher liegt die untere Toleranzgrenze der westlichen Länder für den Ölpreis zwischen 15 und 20 Dollar pro Barrel,51 während die Golfanrainer auch weniger akzeptieren können, vorausgesetzt, ihr Marktanteil erhöht sich und ihr Einkommen bleibt stabil.52 Krisenprofiteure Da sich als Folge der Diversifizierungspolitik der OPEC-Anteil am gesamten Weltmarkt reduzierte, interessieren sich schließlich auch diese Länder für politische Krisen, die den Ölpreis in die Höhe treiben. Aus diesem Grunde exportieren sie weniger, schonen damit ihre Reserven, verdienen jedoch genug, um ihre Volkswirtschaften in Gang halten zu können. Eine politische Krise dieser Art zeigt einen zusätzlichen Vorteil in Form einer Krisenprämie. Infolge der Produktionsdrosselung der OPEC stieg seit 1999 der Ölpreis, der sich bis dahin in einer Preisspanne zwischen 15 und 20 Dollar pro Barrel bewegte, bis heute auf 22 bis 28 Dollar pro Barrel. Ziel der OPEC war es, einen Ölpreis von etwa 25 Dollar pro Barrel zu etablieren.53 Bis zum 11. September bewegte sich der Ölpreis in der unteren Hälfte der Preisspanne. Danach überstieg der Ölpreis sogar zeitweilig die 30 Dollar-Marke.54 Die Differenz zwischen Zielpreis und erreichtem Ölpreis auf dem Weltmarkt ist jene Prämie, die dank der Krise realisiert wird. Daher sind außer Russland auch zahlreiche andere Ölförderländer im Falle des Irak an der Aufrechterhaltung der Krise interessiert und nicht an der Beseitigung der Krisenursache. Die USA, Großbritannien sowie Norwegen können ebenfalls mit einem erhöhten Ölpreis zurecht kommen, da ihre Ölfirmen von einem erhöhten Ölpreis profitieren55 und sie selbst Seite 8 Teilhaber an Öllagerstätten sind. Die übrigen EU-Länder, die asiatischen Staaten und Japan hingegen leiden unter den Folgen jeder Ölpreiserhöhung. Die erste Ölkrise wirkte wie ein Schock auf diese Wirtschaften. Seither entwikkelte sich der Ölpreis in seiner Dollarbindung immer mehr zu einem wirkungsvollen Finanzinstrument. Solange nämlich der Dollar alleinige Weltwährung bleibt, legen Länder wie Saudi-Arabien ihre Ersparnisse in Dollar an und ermöglichen damit eine finanzpolitische Kontrolle durch die USA. Sie können durch Ab- oder Aufwertung des Dollars Druck ausüben oder Ersparnisse blockieren. Abgesehen davon haben die vom Dollar profitierenden Finanzmärkte einen permanenten Zugang zu den Devisenüberschüssen sämtlicher Staaten. Daher ist es für die US-Wirtschaft überlebensnotwendig, möglichst viele Öl-Ressourcen zu kontrollieren. Im Irakkonflikt geht es folglich um die finanzpolitische Vorherrschaft der USA. Dass die Vereinigten Staaten dafür andere Großmächte einbinden oder eindämmen müssen, versteht sich von selbst. Das Beharren der Vereinigten Staaten auf dem Dollar als Leitwährung hat jedoch die systemimmanenten Probleme des Kapitalismus bis heute nur verschoben, nicht aber gelöst. Das Versagen des bestehenden Weltfinanzsystems führte dazu, dass der Wirtschaftsboom der 90er Jahre in den USA zu Ende ging und die Welt momentan vor einer deflationären Phase steht, die auch mit einem ölgestützten Dollar nicht verhindert werden kann. Diese Phase hat gigantische Verluste auf den Aktienmärkten hinterlassen und zudem in großem Ausmaß Kapital vernichtet. In den vergangenen Jahren haben die Verantwortlichen der G 8-Staaten deshalb wiederholt beschlossen, eine neue Weltfinanzarchitektur aufzubauen. Geschehen ist bis zum heutigen Tage wenig. Ein zuverlässigeres System ist jedoch dringend notwendig. Der Dollar hat als Leitwährung versagt; die USRegierung hat die Weltwährungsrolle des Dollars für ihre eigenen Interessen missbraucht. Ein Währungspool, bestehend aus Euro, Dollar und Yen, der vor allem anteilsmäßig an die Produktivität der Realwirtschaften dieser drei Regionen gebunden sein müsste, wäre deshalb die bessere, da gerechtere und stabilere, Alternative. Anmerkungen 1 Ronald D. Asmus und Kenneth M.Pollack, Transformation des Mittleren Ostens. Das neue transatlantische Projekt, in: Blätter, 12/2002, S. 14571466; vgl. auch Zbigniew Brzezinski, Die einzige Weltmacht, Weinheim/Berlin 1997, S. 15, 181-215. 2 BP Amoco Statistical Review of World Energy, 2002; S. 4, 7, 18, 20, 22. 3 Ebd., S. 7, 10, 18. 4 Nick Reimer, Im Hintergrund lockt das Öl, in: die tageszeitung, 16.10.2001. 5 National Energy Policy Development Group, National Energy Policy, 16.5.2001, Kap. 8, S. 3. 6 Ebd. 7 Elaine L. Morton, The Geopolitics of Energy into the 21st Century, Vol. 3, The Geopolitical Outlook 2000-2020, CSIS, 11/2000, S. 21. 8 Ebd. 9 National Energy Policy Development Group, a.a.O., S. 6. 10 Michael Klare, Das Zeitalter der US-Hegemonie, in: Le Monde diplomatique, 9/2002. 11 Ebd. 12 Chalmers Johnson, Ein Imperium verfällt, München 2000, S. 120. 13 Rainer Paul, Der Geruch des Geldes, in: Der Spiegel, 14/2001, S.192193. 14 Ebd. Die USA haben im Jahre 2000 74,4 Mio. t Öl und 94,7 Bio. m3 Gas aus Kanada importiert, im Folgejahr 88 Mio. t Öl und 109,02 Bio. m3 Gas. Obwohl die kanadischen Produktionskosten derzeit noch mit 5,5 Dollar pro Barrel doppelt so hoch sind wie die in Saudi-Arabien, lohnt sich der Abbau im Nachbarstaat wegen des kürzeren Transportwegs und der geringen Sicherheitskosten. 15 BP Amoco Statistical Review, a.a.O., S. 4. 16 Ebd. 17 Rezessionsangst: Chaos an der Börsen, in: Die Welt, 11.9.2002; Pascal Lamy, Unsere Märkte sind nicht offen, in: Die Zeit, 6.9.2002; Carl Graf Hohental, Der lange Atem des Kapitalismus, in: Die Welt, 5.9.2001. 18 Peter Gruber, Unruhiger Ruhestand, in: Focus, 31/2002, S. 156-157. 19 Wirtschaftswoche, 45/2002, S. 47; Euronews, 27.12.2002. 20 Vgl. Thomas Fischermann, Kleine Zeitbomben im System, in: Die Zeit, 4.4.2002. 21 Talfahrt des Dollars stärkt den Euro, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 25.6.2002; Dollar-Schwäche schüttelt Finanzmärkte durch, in: FAZ, 25.6.2002. 22 Robert Samuelson, US-Wirtschaft droht eine schwere Krise, in: Handelsblatt, 20.9.2001. 23 Martin Hesse, Investoren kehren dem Dollar den Rücken, in: Süddeutsche Zeitung, 1./2.6.2002. 24 Thomas Fischermann und Wolfgang Uchatius, Amerika will Ihr Geld, in: Die Zeit, 14.2.2002, S. 17. 25 Michael Bodro, A Retrospective on the Bretton Woods System, Chicago/ London 1993. 26 Ebd. 27 Elmar Altvater und Birgit Mahnkopf, Grenzen der Globalisierung, Münster 1997, S. 426. 28 Ebd. 29 Elmar Altvater, Die Weltwährungskrise, Frankfurt a. M. 1969, S. 23. 30 Chalmers Johnson, a.a.O. 31 Elmar Altvater, a.a.O. 32 Franz Stolp, Das Öl auf dem Weltmarkt, in: Zeitschrift für Geopolitik, 1961, S. 365-368. 33 Elmar Altvater und Birgit Mahnkopf, a.a.O., S. 426. 34 Hajo Hasenpflug, Wirtschaftsstrukturen und Kooperationsansätze im europäisch-arabischen Raum, in: IEP (Hg.), Europa und die arabische Welt, Bonn 1975, S. 135-178. 35 Karin Lissakers, Bankers, Borrowers, and the Establishment, New York, Basic Books 1991, zit. n. Bello Walden et al., Die Krisen sind systembedingt, in: E+Z, 12/2001, S. 367. 36 Craig Hulet, The Secret U.S. Agenda in the Gulf War, in: Open Magazine Pamphlet Series, 14.2.1991, S. 10; Peter Gowan, The Gulf War, Iraq and Western Liberalism, in: New Left Review, 5-6/1991, S. 47-49; Simon Bromley, Crisis in the Gulf, in: Capital & Class, 2/1991, S. 7-14. 37 Wer ner Rügemer, Das Märchen von der Schuldenfreiheit, www.home.pages.at/goldinfo/geschichte/schulden.htm. 38 Folker Dries, Die niedrigen Zinsen in Amerika und der gesunkene Ölpreis helfen dem Euro, in: FAZ, 18.11.2002. 39 Der Spiegel, 15/2002, S. 95. 40 FAZ, 2.11.2001, S. 1. 41 Nordkorea schafft den US-Dollar ab, dpa, 12.11.2002, 6:49 Uhr; Nordkorea fordert von USA nochmals Nichtangriffspakt, AP, 24.11.2002, 13:11 Uhr. 42 FAZ, 2.11.2001, S. 1. 43 Jeffrey Garten, Der kalte Frieden, Frankfurt a. M./New York 1993. 44 Mohsen Massarrat, Die Krise am Persischen Golf, Osnabrück 1991. 45 Im industriellen Produktionsprozess wird der Preis der Waren normalerweise durch jene Waren bestimmt, die unter günstigen Produktionsbedingungen produziert werden; ungünstige Bedingungen führen zum Marktausschluss. Anders verhält es sich im Bereich der extraktiven Industrie: Dehnt sich der Bedarf des Marktes dermaßen aus, dass die ergiebigeren und damit billigeren Produktionseinheiten ihn nicht mehr allein decken können, wird der Preis der Ware durch die schlechteren Produktionsbedingungen bestimmt. Dies ist insbesondere bei rapide abnehmenden Ressourcen der Fall. Auf der Basis dieses modifizierten Wertgesetzes springt aus der Differenz zwischen dem Preis der Produkte, die unter besseren Produktionsbedingungen, und jenen, die unter schlechteren Produktionsbedingungen produziert werden, ein Extraprofit für erstere heraus. Dieser Extraprofit ist die entscheidende Kategorie bei der Preisregulierung des Erdöls. 46 Jürgen Krönig, Barrel außer Kontrolle, in: Die Zeit, 6.12.2001. 47 Ebd. 48 Igor Iwanow, Keiner muss Angst vor einer Achse Berlin-Moskau haben, in: Die Welt, 23.11.2000. 49 Markus Wehner, Russlands Spiel mit dem Öl, in: FAZ, 18.12.2002. 50 Wirtschaftswoche, 17.10.2002. 51 Heinz Jürgen Schürmann, Irak weckt Begierde der Öl-Strategen, in: Handelsblatt, 13./14.9.2002. 52 Heshmatollah Razavi, OPEC and I.R. of Iran oil policy, Teheran 2001. 53 FAZ, 19.3.2001. 54 Michael Fabricius, Teures Öl lähmt den Aktienmarkt, in: Berliner Morgenpost, 6.9.2002. 55 Dieter Janke, Daumenpeilung: Spritpreis sinkt um ein bis zwei Pfennige, in: Neues Deutschland, 30.3.2000. Heiligtum Eigentum Versuch einer Analyse aus der Sicht der Armen im Kontext des Konziliaren Prozesses der Kirchen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung 1. Das Eigentums-Tabu 2. Wachstumszwang 3. Fallbeispiel: Enteignung, Zueignung und Aneignung im Einigungsprozeß 4. Die Eigentumsordnung und die Ziele des Konziliaren Prozesses 1. Das Eigentums-Tabu Hast Du was, dann bist Du was, weiß der Volksmund und hat wie immer recht. Der logischen Umkehrung hast Du nichts, dann bist Du nichts verweigern wir die Anerkennung aus Gründen der Moral, denn das darf ja nicht wahr sein. Etwas gibt es ja doch, das (fast) jeder hat, nämlich seine Arbeitskraft, so daß er als homo oeconomicus doch etwas ist. Aber wenn er die auf dem Arbeitsmarkt nicht los wird? Arbeitskraft ist es ja nicht, was der Volksmund meint, sondern Eigentum, und die Armen sind es, die (fast) nichts haben und folglich (fast) nichts sind. Aber ist das nicht eine Übertreibung? Denn irgend etwas hat doch jeder. Ganz ohne Eigentum kann man nicht leben. Selbst Jesus, der nicht hatte, wo er sein Haupt hinlegte, hatte doch wenigstens jenen Rock, um den die Soldaten unterm Kreuz würfelten. Artikel 26 der französischen Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 bezeichnet Eigentum als unverletzliches und geheiligtes Recht. In Art. 14 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland heißt es lapidar: Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Aber was ist alles Eigentum? In einem Kommentar zum Grundgesetz 1 heißt es: Der Eigentumsbegriff des Art. 14 ist erheblich weiter als der des bürgerlichen Rechts, das unter Eigentum nur die rechtliche Herrschaftsmacht über Sachen versteht und vermögenswerte Rechte wie Forderungen, Hypotheken, Grundschulden, Aktien etc. davon unterscheidet. Der Eigentumsbegriff des Grundgesetzes hingegen macht diese Unterscheidung nicht. Er umfaßt alle privaten vermögenswerten Rechte, wie es in dem zitierten Kommentar heißt. Damit wird in einen Topf geworfen, was dringend unterschieden werden muß. Im folgenden soll ein solcher, wenn auch etwas anderer Unterschied gemacht und Zwischen Eigentum 1 und Eigentum 2 unterschieden werden. Zuvor aber muß ein dritter Unterschied im Eigentumsbegriff aus der Sicht der Armen gemacht und wenigstens am Rande betrachtet werden. Der Eigentumsbegriff des Artikels 14 umfaßt offenbar nicht den eigenen Körper eines Menschen oder dessen Teile, weil diese in Übereinstimmung mit dem allgemeinen Sittlichkeitsempfinden nicht als verfügbar und handelbar angesehen werden. Deshalb scheint diese Art des Eigentums nicht in diese Betrachtung über die ökonomische Rolle des Eigentums hineinzugehören. Neuere biotechnische und medizintechnische Entwicklungen haben die Situation aber geändert, und die Rechtslage ist noch nicht wirklich klar. Deshalb soll doch kurz vom primären Eigentum an dem, was auch der Ärmste hat, nämlich im eigenen Körper und seinen Teilen als Eigentum 0 die Rede sein. Zu unterscheiden ist weiter zwischen nachwachsendem Gewebe (Knochenmark) oder Körperflüssigkeit (Blut), paarigen (Nieren, Hornhäute) und unpaarigen Organen sowie Föten. Ohne daß es zu einem rechtlichen Problem gemacht wurde, wird Blutplasma seit längerem gehandelt. Die Bundesrepublik importiert die Hälfte ihres Bedarfs an Blutplasma. Arme verkaufen ihr Blut an die Pharmaindustrie und das Gesundheitswesen der reichen Länder. Sie bluten buchstäblich für die Reichen. Seit Organtransplantationen möglich wurden, entstand eine beträchtliche Nachfrage an Transplantaten. Zwar ist der Handel mit Organen in keinem Land der Welt legalisiert, er findet aber entweder illegal oder in Grauzonen der Legalität oder in Staaten statt, die ihre Legalität nicht durchsetzen können oder wollen: Arme bieten eine ihrer Nieren oder eine ihrer Hornhäute zum Verkauf, um zu überleben, sehr häufig auch, um ihre erdrückenden Schulden zu bezahlen, und das heißt, Eigentum 2 anderer zu bedienen. Sie versuchen, ihr Eigentum 0, das eigentlich heilig ist, umzuwandeln in lebensnotwendigstes Eigentum 1. Ungeachtet der eigensten Zugehörigkeit des je eigenen Genoms zu einer Person - im Sinne dieser Betrachtung ist das Eigentum 0 - sind schon in mehreren Fällen spezifische Gene ohne Wissen und gegen den nachträglich erklärten Willen ihrer Träger patentiert und damit zu Eigentum 2 anderer erklärt worden. Eigentum 1 ist die ursprüngliche Form des Eigentums an dem, was jeder zum Leben braucht: Nahrung, Kleidung, Wohnung. Selbst wenn letztere nur gemietet ist, spricht jeder doch von seiner Wohnung und deutet damit an, daß volles Verfügungsrecht nicht immer notwendig ist. Eigentum 1 kann durch Arbeit erworben, erhalten und gemehrt werden. Daneben ist na- türlich auch Schenkung möglich. Wegen seiner Lebensnotwendigkeit ist ein Rechtsanspruch auf einen Mindestbestand an Eigentum gerechtfertigt. Die Quelle von Eigentum 1 ist das, was jeder hat, nämlich Arbeitskraft. Eigentum 1 ist proportional zur aufgewendeten Mühe und zum eingesetzten Können. Es wird mit Recht in der menschlichen Gesellschaft rechtlich geschätzt. Du sollst nicht stehlen sagt schon das 7. Gebot. Auch Arme haben etwas von solchem Eigentum, wenn auch oft viel zu wenig. Was sie jedoch bestimmt nicht haben, das ist jene zweite Form von Eigentum an vermögenswerten Rechten, die Eigentum 2 genannt werden soll. Eigentum 2 gibt es nicht ursprünglich, sondern erst durch rechtliche Konvention. Es hat die wundersame Eigenschaft der Selbstvermehrung: Die Quelle von Eigentum 2 ist Eigentum 2. Verschleiert wird dies, wenn es heißt, daß Geld arbeitet. Eigentum 2 ermöglicht automatische Bereicherung von Rechts wegen. Es spendet leistungslose Einkünfte durch selbsttätige Umverteilung von den Arbeitenden zu den Besitzenden mit Hilfe des Zinsmechanismus. Eigentum 1 in Form von Geld kann, wenn es das Lebensnotwendige übertrifft, leicht in Eigentum 2 umgewandelt werden, in dem es angelegt wird. Es gibt mehrere Formen von Eigentum 2: Geldvermögen, Aktienbesitz Grundbesitz und Patentbesitz. Aktienbesitz, Grundbesitz und Patentbesitz (sog. geistiges Eigentum) wachsen zwar als solche nicht selbsttätig, wenn gleich ihr Marktwert wachsen kann, aber sie können eine ständig sprudelnde Quelle von Geld sein, das seinerseits zinstragend exponentiell wachsen kann. Anlagevermögen soll hier nicht zum Eigentum 2 gerechnet werden, weil es das Produkt von Arbeit ist, nur durch Arbeit erhalten werden kann und nur durch Arbeit Gewinne erbringt. Der Trend zur Automation und damit zur Verdrängung menschlicher Arbeit rückt es jedoch mehr und mehr in die Nähe von Eigentum 2. Auch bäuerlicher Grundbesitz soll, obwohl er nicht Produkt von Arbeit ist, nicht zum Eigentum 2 gerechnet werden, weil er i.a. nur durch eigene Arbeit Erträge erbringt. Aktienbesitz hingegen ist vom Typ 2 auch dann, wenn es sich auf Anlagevermögen erstreckt, da er i.a. ohne eigenes Zutun Anteile aus Reingewinn eines Unternehmens-, (Dividende) beschert. Eigentum in beiden Formen steht unter dem Schutz des Staates. In Bezug auf Eigentum 1 entspricht dies fraglos dem allgemeinen sittli- Seite 9 chen Konsens. Nicht so unbestritten ist dies in Anwendung auf Eigentum 2, wird dieses doch Oberhaupt erst durch rechtliche Konventionen und deren staatliche Garantie ermöglicht. Erinnert sei an eine Kampfparole, die in der Arbeiterbewegung Verbreitung fand: Eigentum ist Diebstahl. Offenbar war damit wesentlich das gemeint, was hier mit Eigentum 2 bezeichnet worden ist. Erst unlängst sah sich Otmar Issing, Chefvolkswirt im Direktorium der Deutschen Bundesbank, genötigt, sich in einem Artikel der FAZ vom 20.11.93, überschrieben mit Der Zins und sein moralischer Schatten, mit solchen Zweifeln auseinanderzusetzen. Im Unterschied zu Arbeitslosen ist in jüngster Zeit häufig von Arbeitsplatzbesitzern gesprochen worden. Dieses Wort täuscht ein Besitzverhältnis vor. Der Arbeitsplatz abhängig Beschäftigter kann systembedingt kein Besitz sein und steht folglich auch nicht unter dem Schutz des Staates. Da Arbeit nach unserer Definition die Quelle von Eigentum 1 ist, verschärft auch dieser Umstand noch den Unterschied zwischen beiden Formen des Eigentums. Ökonomisch betrachtet, ist die Garantie von Eigentum 2 die wohl wichtigste Funktion des Staates, wie schon John Locke erkannte. Eigentum 2 und die daraus fließende ökonomische und politische Macht ist, wie es sich für ein Heiligtum gehört, von einem Tabu umgeben. Die Frage nach seiner Legitimität würde nämlich an die Grundfesten der westlichen Wertegemeinschaft rühren. Diese wird meist mit den Worten Demokratie und Marktwirtschaft so umschrieben, als sei die bestehende Form von beiden die einzig mögliche, sozusagen naturgegebene. Immerhin bezeichnen sie die grundlegende und unabdingbare Dichotomie von Staat und Markt. Tabuisiert aber ist, daß auch der demokratisch verfaßte Staat eine Form des Eigentums garantiert, ja in gewissem Sinne kreiert, die Macht schafft und laufend verstärkt, welche nicht demokratisch legitimiert ist. Tabuisiert ist auch, daß so eine bestimmte, nämlich die kapitalistische Form der Marktwirtschaft fundiert wird, die aber keineswegs die einzig mögliche ist. Es ist nicht zu bestreiten, daß diese Ordnung schon als das Ende der Geschichte gefeiert (Fukuyama) - so beschaffen ist, daß in ihr die Reichen reicher und die Armen ärmer werden. Aktuelle Belege dafür finden sich beispielsweise im Wort Mehr soziale Gerechtigkeit wagen der westfälischen Kirchenleitung, wonach die Zahl der Vermögens- und Einkommensmillionäre in der alten Bundesrepublik in nur drei Jahren (86-88) um 20 % bzw. 30 % auf 106 000 bzw. 18 100 anstieg, während derzeit im alten Bundesgebiet etwa 4 Mill. Haushalte als überschuldet gelten (epd ZA, 06.10.94). Dieses Wort spricht von einer doppelt gespaltenen Gesellschaft: Neben die sich vertiefenden Spaltung in Arme und Reiche tritt ein deut- Seite 10 liches West-Ost-Armutsgefälle. Ganz ähnliche Tendenzen zeigen sich in den USA (epd ZA, 7.11.94). Das reichste Fünftel der Gesellschaft bezieht dort etwa die Hälfte des Nationaleinkommens, während das ärmste Fünftel nur 3,6 % desselben verdient. Dies sind deutliche Indizien für ein ungefähres Exponentialgesetz in der Einkommensverteilung. Noch krasser äußert sich dies in der Vermögensverteilung. Im Jahre 1989 verfügte in der Bundesrepublik das reichste Zehntel der Gesellschaft über fast die Hälfte des privaten Nettovermögens, während die untere Hälfte nur 2,4 % davon besaßen. Die sich vertiefende weltwirtschaftliche Spaltung zwischen armen und reichen Ländern ist hinlänglich bekannt. Auch sie ist wesentlich eine Schuldenkrise. Auch hier hat sich der Kapitalstrom durch den Schuldendienst längst umgekehrt und fließt per Saldo von den armen Ländern zu den reichen. Es kann nicht bezweifelt werden, daß auch dies die Folge der Selbstvermehrungseigenschaft von Eigentum 2 ist, die mikro- und makroökonomisch die Armen ärmer und die Reichen reicher macht. Das stellt die Legitimität von Eigentum 2 aus der Sicht der Armen - und das ist die Sicht, die sich die Kirche nach dem Gebot Jesu zu eigen zu machen hat massiv in Frage. Die Kirche hat also, will sie Anwältin der Armen sein, das Eigentums-Tabu zu brechen und die Legitimität leistungsloser Einkommen aufgrund sich selbst vermehrenden Eigentums in Frage zu stellen. 2. Leistungslose Einkommen Eigentum 1 ist dadurch charakterisiert, daß es nur durch Arbeit geschaffen, erhalten und gemehrt werden kann. Seine Quelle ist Arbeit. Eigentum 2 hingegen wächst von selbst. Mehrere Formen wurden genannt: Geldvermögen, Aktienbesitz, Grundbesitz und Patentbesitz. Natürlich kann Eigentum 2 aus Arbeitseinkommen hervorgehen, in dem es zinstragend angelegt wird (Umwandlung von Eigentum 1 in Eigentum 2). Insofern kann das Startkapital für Eigentum 2 aus Arbeit kommen. Insbesondere ist dies bei Patentbesitz (meist) der Fall. Dann aber vermehrt es sich von selbst. Unter leistungslosen Einkommen verstehen wir solche, die ohne Arbeit aus bloßen Besitztiteln fließen. 2.1 Geldvermögen Die wichtigste weil universelle und wandelbare Form des sich selbst vermehrenden Eigentums ist Geldvermögen. Durch Zins und Zinseszins vermehrt es sich exponentiell, d. h. je größer das Vermögen ist, um so schneller wächst es. Die wesentlichste ökonomische Funktion des Zinses ist die eines Preises (d. h. eines Knappheitsindikators) am Kapitalmarkt. Die Zinsforderung des Kreditgebers setzt sich zu- sammen aus der Inflationsrate, einer Risikoprämie und einer Liquiditätsverzichtsprämie (Keynes). Der Kreditnehmer hat zusätzlich noch die Bankmarge zu zahlen. Der kritische Anteil des Zinses ist die Liquiditätsverzichtsprämie, denn sie bringt die Übermacht des Geldkapitals, die in seiner Universalität und Beweglichkeit liegt, zum Ausdruck. Mit ihr läßt sich der Geldvermögensbesitzer diesen Vorteil auf Zeit abkaufen, um ihn dann durch Rück- und Zinszahlung vermehrt zurückzugewinnen. Sie ist der eigentliche Bereicherungsanteil des Zinses. Läßt sich am Kapitalmarkt eine Liquiditätsverzichtsprämie von 2,5 - 3 % nicht mehr erzielen, weil die durchschnittliche Rendite des Anlagenkapitals dies nicht erlaubt, dann zieht sich das Geldkapital erfahrungsgemäß vom Angebot zurück, was zu Rationalisierungsdruck aber auch zu Insolvenzen und Konkursen, dann aber aus Knappheitsgründen wieder zu höheren Zinsen führt. Die beschriebene Preisfunktion des Zinses ist in einer Marktwirtschaft unverzichtbar. Daher wird der damit verbundene exponentielle Selbstvermehrungseffekt als unvermeidlich akzeptiert. Die systematischen Nebenwirkungen - Ungerechtigkeit und Wachstumszwang (s. Abschnitt 3) - aber sind so gravierend, ja auf längere Sicht katastrophal, daß es höchste Zeit ist, eine ernstzunehmende und auch von Keynes als solche anerkannte Alternative zu diskutieren und regional oder sektoral zu erproben. Die Rede ist von dem auf Silvio Gesell zurückgehenden Vorschlag, die unausgewogene Vorteilsstellung des Geldkapitals dadurch zu beheben, daß es mit einer Rückhaltegebühr (negativer Zins) etwa in Höhe der Liquiditätsverzichtsprämie belastet wird. Der Geldwert ließe sich unter diesen Bedingungen stabil halten (Null-Inflation), der Zins enthielte nur noch die Risikoprämie, die sich so einstellt, daß Gewinne und Verluste sich die Waage halten. Eine automatische Selbstbereicherung der Besitzenden auf Kosten der Arbeitenden wäre nicht mehr möglich. Es ist nun keineswegs so, daß jeder Inhaber eines Sparguthabens bereits zu den Nutznießern der automatischen Einkommensumverteilung von unten nach oben gehört. Da in allen Preisen für Mieten, Waren und Dienstleistungen Zinsanteile (Kapitalkosten) enthalten sind, zahlen etwa 90 % der Bevölkerung mehr Zinsen, als sie aus Ihren Bankguthaben einnehmen. Sie leben mehr von ihrer Arbeit als aus ihrem Vermögen. Nach dieser Überlegung wären etwa 10 % der Bevölkerung auch per Saldo Bezieher leistungsloser Einkommen und zu den eigentlich Reichen zu rechnen. In einer Illustrierten war kürzlich zu lesen, daß die Witwe eines deutschen Industriellen täglich um 170 000 DM reicher wird. Sie gewinnt an einem Tag, wofür andere drei Jahre arbeiten. Das demonstriert eindrucksvoll den Selbstvermehrungsmechanismus des Geldes als Eigentum 2. Aber, so kann man mit einigem Recht sagen, selbst bei luxuriösem Lebenswandel kann sie davon nur einen kleinen Bruchteil ausgeben. Alles übrige bleibt, sich selbst vermehrend, auf der Bank und folglich als Kredit in der Wirtschaft. Soll man ihr den Luxus nicht gönnen? Warum also die Kritik? Das Gefährliche daran ist die wachsende soziale Polarisierung. Das Ungerechtfertigte ist die Macht, die mit der Verfügung über ein solches Milliardenvermögen verbunden ist, selbst wenn sie delegiert wird. Festzuhalten ist, daß die aus Geldvermögen fließende Macht nicht demokratisch legitimiert ist. Sie wird zudem immer größer und trachtet nicht selten danach - längst nicht alle Beispiele werden öffentlich bekannt - sich politische Macht, die demokratisch legitimiert sein sollte, zu kaufen. Geld regiert die Welt - stellt der Volksmund im Widerspruch zu hehren Verfassungsgrundsätzen dazu fest. Eigentum 2 kann, wenn auch belastet durch eine Steuer, vererbt werden. Auf diese Weise entsteht, was man den Geldadel nennt: Reichtum durch Geburt. Furchtbar, wenn ich arm wäre. Ich habe mein ganzes Leben Geld gehabt - so die Tochter eines Großindustriellen in der o. e. Illustrierten. Es wäre wohl zynisch, die Gefühle einer alleinstehenden Mutter, die mit ihren Kindern von Sozialhilfe leben muß, angesichts solcher Äußerungen als Sozialneid abzutun. Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß große Geldvermögen zuweilen auch in Stiftungen umgewandelt werden, z. B., wenn kein Erbe da ist. In diesem Fall werden die Zinsen für gemeinnützige Zwecke verwendet, so daß das Stiftungsvermögen aus dem Selbstvermehrungsmechanismus herausfällt. 2.2 Grundbesitz Auch Grundbesitz ist eine Rechtskonstruktion, die auf das römische Recht und auf das europäische Feudalsystem zurückgeht. Naturvölker kennen kein Privateigentum an Grund und Boden. Daher ist die koloniale Oktroyierung europäischen Rechts ein Landraub größten Ausmaßes. Der daraus resultierende private (privare = rauben) Großgrundbesitz ist noch heute eine schwere Hypothek der Ungerechtigkeit für viele Länder des Südens. Auf Grundbesitz treffen alle drei Kriterien für Eigentum 1 nicht zu: Grund und Boden wird durch Arbeit weder geschaffen, noch erhalten, noch gemehrt. Natürliches Rechtsgefühl sagt, daß alle Menschen gleiches Anrecht auf die haushälterische Nutzung von Gottes Erde haben. Die Erde ist des Herrn sagt Psalm 24,1. Darum sollt ihr das Land nicht verkaufen für immer, denn das Land ist mein folgert und bestätigt 3. Mos.25,23. Nicht zuletzt deshalb gibt es - von kleinen Restbeständen aus osmanischer Zeit abgesehen - im Staat Israel keinen privaten Grundbesitz. Grundbesitz erlaubt leistungsloses Einkommen nicht nur durch den ständig fließenden Pachtzins, sondern auch durch Bodenspekulation. Zudem erfährt Grund und Boden, weil er immer knapper wird, in den dichtbesiedelten Industrieländern eine ständige Wertsteigerung. Wie das Beispiel Israel zeigt, setzt eine marktwirtschaftliche Ordnung privaten Grundbesitz keinewegs voraus. Sie ist mit der marktgerechten Vergabe von Nutzungsrechten in Erbpacht, die den Nutzungsvorteil ausgleicht und der Allgemeinheit zugute kommt, voll vereinbar. Damit würde auch die Allgemeinheit Nutznießerin dieses allen gegebenen Geschenkes Gottes sein. 2.3 Patentbesitz Auch Patentbesitz ist eine Rechtskonstruktion. In Deutschland wurde sie erst im vorigen Jahrhundert eingeführt. Zwar muß ein Patent erarbeitet werden, aber ist es einmal anerkannt, so sind mit diesem geistigen Eigentum besitzartige Verfügungsrechte verbunden. Wird es von anderen genutzt, so können für 20 Jahre pachtartige Lizenzgebühren erhoben werden. Geistiges Eigentum ist meistenteils nicht im Besitz derer, die es erarbeitet haben, sondern Eigentum der Firmen oder Institutionen, bei denen sie angestellt sind. Jedoch haben sie einen gewissen Anteil an den erzielten Gewinnen. Wissenschaftlich-technisches Wissen ist seinem Wesen nach objektiv und reproduzierbar. d. h. unabhängig von der Person dessen, der es gefunden hat. Es ist daher im Prinzip jedem Fachmann oder jeder Fachfrau zugänglich. Solches Wissen zu patentieren ist fragwürdig. Es gehört wie die Bodenschätze im Grunde der ganzen Menschheit. Zwar macht das Patentrecht in seiner ursprünglichen Intention mit dem Grundsatz der Nichtoffensichtlichkeit einen Unterschied zwischen Entdeckung und Erfindung, wobei nur die letztere patentfähig sein soll, aber dieser Unterschied ist in jüngster Zeit in Anwendung auf biotechnologische Erfindungen immer mehr verwischt worden. Die Art und Weise, wie sich große Firmen des Nordens mit Hilfe des durch GATT internationalisierten Patentrechts (TRIPS) die genetischen Ressourcen des Südens aneignen, erinnert an die kolonialistische Landnahme. So sichert das internationalisierte Patentrecht die technologische Vorherrschaft der reichen Länder gegenüber den armen. Auch hier wirkt ein exponentieller Selbstverstärkungsmechanismus. Nur die reichen Länder können sich ein entsprechendes Bildungssystem und wissenschaftlich technische Forschung leisten, die durch Geheimhaltung und Patentierung im eigenen Interesse genutzt wird. Dies führt zu weiterer Verstärkung der Forschungskapazität und zusätzlich noch zum sog. brain drain aus den armen Ländern in die reichen. Die kritischen Ausführungen dieses Abschnitts richten sich ausschließlich gegen die Selbstvermehrungseigenschaft des Eigentums 2, nicht aber gegen das auf Arbeit gegründete Eigentum 1. Das Recht auf erarbeitetes Eigentum ist ein allgemeines Menschenrecht, das Autonomie und Freiheit des Einzelnen sichern soll. Es wird zu Recht verfassungsmäßig geschätzt. Aber gerade weil es ein allgemeines Menschenrecht ist, sind milliardenfache Unterschiede, wie sie durch Eigentum 2 entstehen, zutiefst fragwürdig. 3. Wachstumszwang Noch schwerer aber wiegt der Einwand, daß die exponentielle Selbstvermehrung der Geldvermögen einen ökonomischen Wachstumszwang hervorruft, der letztlich zum ökologischen Kollaps der Ökosphäre der Erde führen muß. Daß ökonomisches Wachstum nicht unbegrenzt weitergehen kann, wird immer mehr erkannt. An Forder ungen, die Wachstumsideologie aufzugeben, und an Appellen, zu einem bescheideneren Lebensstil zurückzukehren, fehlt es nicht. Sie werden immer häufiger und drängender erhoben, übersehen aber fast immer, daß es nicht eine Sache des guten Willens ist, vom Wachstum Abstand zu nehmen. Wachstum ist eben nicht nur eine Ideologie, sondern auch ein systemischer Zwang. Es ist von vorneherein aus systemtheoretischer Sicht undenkbar, daß ein System stabil sein kann, dessen zentrale Verteilungsund Steuergrüße exponentiellen Wachstumsprozessen ohne Dämpfung unterliegt. In der Geschichte verlief das vom Wachstum der Geldvermögen ausgehende Wirtschaftswachstum im wesentlichen in zwei Modi. Der anfängliche noch unausgereifte Modus war der der zyklischen Krisen, bei dem die Spitzen des exponentiellen Wachstums durch Überproduktionskrisen - besser wäre es, von Unternachfragekrisen als Folge gestörter Geldkreisläufe zu sprechen, die man auch als Kapitalvernichtungskrisen ansehen kann - abgeschnitten wurden. Die wohl wirkungsvollste Form von Kapitalvernichtung aber ist der Krieg. Die Grenzen des Wachstums waren noch nicht die Belastungsgrenzen des Ökosystems, sondern die Aufnahmefähigkeit des Marktes, vielleicht auch Beschränkungen der Rohstoffzufuhr. Der zweite, fortgeschrittene Modus ist der Wachstumsmodus, der durch eine stetige Produktions- und Verbrauchssteigerung gekennzeichnet ist. Er entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg in dem Bestreben, die zyklischen Krisen mit ihren sozialen und politischen Erschütterungen zu vermeiden. Er wird hierzulande als Soziale Marktwirtschaft bezeichnet und ist nur durch das Zusammenwirken von Staat, Wirtschaft und Gewerkschaft möglich. Das Wesentliche ist die tarifvertraglich vereinbarte und staatlich organisierte Seite 11 Umverteilung der Wachstumsgewinne zur Erhaltung und Steigerung der Massenkaufkraft, um so der Mehrheit der Gesellschaft Anteil am Wachstum zu geben, sie dadurch zu stabilisieren und das stetige Wachstum zugleich erst zu ermöglichen. Der Wachstumszwang entsteht aus dem Zusammenwirken mehrerer Faktoren, so daß man besser von einer Wachstumsspirale spricht. Da ist zuerst der autonom wirkende Faktor der exponentiellen Selbstvermehrung der Geldvermögen durch den Zinsmechanismus. Wachsende Geldvermögen bedeuten zugleich als verzinste Kredite noch stärker wachsende Schulden. Kredite aber müssen investiert werden, damit sie durch Rationalisierung, Kapazitätserweiterung und/oder Innovationen sowohl die Rückzahlung der Schulden einschließlich der Zinsen als auch steigende Löhne und Gehälter ermöglichen. Letzteres ist notwendig, um mit der Warenflut auch die Kaufkraft zu deren Konsum wachsen zu lassen, soweit sie nicht über den Außenhandel abfließen kann. Mit den Einkommen und den Umsätzen wachsen auch die Sozialabgaben und Steuern, die zum einen Kaufkraft in die nichtproduktiven Bereiche der Gesellschaft lenken und zum anderen dem Staat die Möglichkeit zum ständigen Ausbau einer wachstumsfördernden Infrastruktur geben (Bildung, Verkehr, Telekommunikation etc.). Wachstum ist auch notwendig, um die durch ständige Rationalisierung freigesetzten Arbeitskräfte entweder durch Kapazitätserweiterung oder neue Produktionen und Dienstleistungen zu beschäftigen, damit Kaufkraft entsteht und die Soziallast der Arbeitslosigkeit nicht zu groß wird. Ein starker Faktor der Forcierung des Wachstums ist der marktwirtschaftliche Wettbewerb, der unter den beschriebenen Bedingungen wesentlich ein Wettbewerb um Wachstumsraten ist. Wer nicht wächst, kommt unter den Rückzahlungszwängen in Liquiditätsschwierigkeiten, die sich oft durch weitere Kredite nicht mehr auffangen lassen. Höchst gefährlich sind Kredite, die konsumtiv und nicht investiv (d. h. wachstumsorientiert) verwendet werden, weil so deren zinsbelastete Rückzahlung nicht gewährleistet ist. Des Pudels Kern der Wachstumsproblematik ist also der Zwang, ständig anschwellende Geldmengen als Kredite vorwiegend investiv zu verwenden. Wachsen oder weichen - so heißt die Devise unter diesen kapitalistischen Bedingungen. Ohne Wissenschaft und Technik kann sich die Wachstumsspirale nicht drehen, denn sie sind die Lieferanten für patentiertes geistiges Kapital, jener dritten Form des Eigentums 2, das der Selbstvermehrung fähig ist. Es ermöglicht sowohl die Rationalisierung der Produktion durch neue Verfahren als auch die Entwicklung neuer Produkte. Genau dies ist der Grund, warum Forschung und Entwicklung von der Industrie finanziert werden. Aber auch Seite 12 staatliche Forschungsförderung ist bestrebt, im vorwettbewerblichen Bereich Wachstumsvoraussetzungen für die Wirtschaft zu schaffen, wo immer es geht. Das von der Selbstvermehrung der Geldvermögen angetriebene Wachstum fülirt zu einem Expansionszwang. Die ursprüngliche, primitive Form der Expansion war die koloniale Landnahme um der Rohstoffe willen. Mit der Einsicht, daß es viel effizienter ist, statt der Territorien die Märkte zu beherrschen, folgte die Landnahme der Märkte. Nun erstreckt sich die Landnahme auf ganz andere Territorien, nämlich auf Felder von Forschung und Entwicklung, die von großen Konzernen durch Patente geradezu besetzt werden. Hier, so meint der technologische Fortschrittsglaube, besteht Aussicht auf unbegrenztes Wachstum. Neue Produkte sollen neue Märkte schaffen. Die Kommerzialisierung dringt in nahezu alle Bereiche vor. Alles soll künstlich, alles soll käuflich werden. Für neue Produkte aber ist meist der Bedarf gar nicht vorhanden. Er muß durch immer aggressivere Werbung erst künstlich erzeugt werden. Modetrends werden erzeugt, damit eigentlich noch brauchbare Güter künstlich veralten. Die wachsende Warenflut erfordert, wie schon gesagt, wachsende Massenkaufkraft. Steigende Arbeitskosten bei eher sinkenden Rohstoffkosten führten zur ständigen Steigerung der Arbeitsproduktivität, nicht aber zur ökologisch notwendigen Steigerung der Ressourcen-Produktivität. So verbraucht das reiche Fünftel der Menschheit vier Fünftel ihrer Ressourcen. Nun aber scheint das Ende der Fahnenstange in Sicht zu sein. Es sieht so aus, als ließen sich die freigesetzten Arbeitskräfte nicht mehr durch neue Produktionen und Dienstleistungen beschäftigen. Selbst wenn es gelänge, die Massenarbeitslosigkeit durch Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnausgleich und mehr Teilzeitarbeit abzubauen, so steigerte dies die Massenkaufkraft doch nicht. Die trotzdem steigende Produktion kann nur im Ausland abgesetzt werden. In der Tat erhofft man eine Konjunkturerholung in Deutschland ausschließlich von der Auslandsnachfrage aus. Das ist kein Ausweg aus der strukturellen Krise. Die endgültigen Grenzen des Wachstums sind die ökologischen und sozialen Stabilitätsgrenzen der Biosphäre. In Deutschland wären die ökologischen Belastungsgrenzen längst überschritten, wenn nicht noch immer Entropieexport möglich wäre. Bliebe beispielsweise das in Deutschland erzeugte CO2 im Lande, wären wir schon daran erstickt. Auch Biedenkopf erkennt, daß das System der Sozialen Marktwirtschaft nur als Wachstumsmodell möglich ist 2 . Der vom Wirtschaftswachstum ausgehenden Res-sourcen- und Naturverbrauch veranlaßt Hans Mohr, Mitglied der baden-württembergischen Akademie für Technikfolgenabschätzung zu der Feststellung: Unsere Ökonomie ist nicht nachhaltig. Das derzeit praktizierte Wirtschaftsmodell ist nicht zukunftsfähig. 3 4. Enteignung, Zueignung und Aneignung im Prozeß der Wiedervereinigung Deutschlands Ein einzigartiges Beispiel großer Tragweite für die konstitutive Rolle der Rechtsordnung für den Begriff des Eigentums und die Herstellung von Eigentumsverhältnissen ist die Wiedervereinigung Deutschlands durch den Anschluß der DDR an die Bundesrepublik. Es bedarf keiner näheren Erläuterung, daß zwischen der DDR und der BRD tiefgreifende Unterschiede in der Rechtsauffassung, der Verteilung und der ökonomischen Rolle des Eigentums bestanden. Es ist wohlbekannt, daß über das Produktionsvermögen (Sachkapital) der DDR, in dem die Arbeit von Millionen Menschen steckte, in zentralistischer Weise von der Politbürokratie verfügt wurde. Das Geldsystem der DDR war ein völlig anderes als im Westen. Der Geldumlauf verlief im wesentlichen nach Plan, nur bei Abweichungen spielten Kredit und Zins eine vergleichsweise geringe Rolle. Bargeldeinnahmen der Geschäfte mußten täglich auf zentral verwaltete Konten eingezahlt werden. Die eigentliche Schwäche des staatssozialistischen Wirtschaftssystems aber war nicht seine Geldordnung, sondern die zentralistisch-politbürokratische Organisationsform (Kommandowirtschaft), die auf der Verstaatlichung aller Produktionstnittel beruhte. Jedoch trug auch das Geldsystem der DDRStaatsbank politbürokratische Züge. Vermögensbildung in privater Hand war im wesentlichen nur durch die Ansammlung der Erträge aus eigener Arbeit möglich. Solche Geldvermögen aber wurden mit Einführung der Währungsunion halbiert. Die Bildung von zinstragendem Eigentum 2 (Geldkapital, Grund- und Patentbesitz) in privater Hand war so gut wie unmöglich. Es versteht sich von selbst, daß die Rechtsauffassung und die ökonomische Rolle des Eigentums mit dem Untergang der DDR, der ja wesentlich ökonomisch bedingt war, hinfällig wurden und daß eine neue Zuordnung und Neuregelung der Verfügung (= Eigentum) über Produktivvermögen, Immobilien sowie Grund- und Boden notwendig war. Was bei dem strukturellen Zusammenbruch der Rechts- und Wirtschaftsordnung übrig blieb, das waren die natürlichen Eigentums und Verfügungsrechte derer, die in diesem Land 40 Jahre lang gelebt, gelitten und hart gearbeitet hatten. Für sie hätte eine marktwirtschaftlich geeignete Rechtsform gefunden werden müssen. In erster Linie hätte das sog. Volkseigentum - eine Rechtskonstruktion der DDR - wirklich Eigentum ihrer Bürger werden müssen, mit deren Hände Arbeit es, wenn auch von der SED betrogen, geschaffen worden ist. Dies sah ein Vorschlag vor, den die Bürgerbewegung Demokratie Jetzt im Februar 1990 am Runden Tisch machte. Allen Bürgern der DDR sollte ein gleicher Anteil am Volkseigentum, das von einer Treuhandanstalt marktwirtschaftlich verwaltet und schließlich bewertet werden sollte, als Rechtsanspruch zugesprochen werden. Für eine Übertragung von Grundstükken und Wohnhäusern in das Eigentum derer, die sie bewohnt und erhalten haben hätte § 927 des BGB, das die Möglichkeit des Ersitzens einer Immobilie durch dreißigjährige gutgläubige besitzartige Nutzung vorsieht, das Modell abgeben können. Die Bundesregierung, die seit Februar 1990 das Heft der Einigungpolitik in der Hand hatte, beachtete diese elementaren, aus Arbeit und Leben hervorgehenden Eigentums- und Verfügungsrechte nicht. Die zentrale Bedeutung der Eigentumgsfrage war ihr mit Sicherheit voll bewußt. Sie aber wollte offenbar in erster Linie das von der SED mit ihrer Enteignungspolitik begangene Sakrileg rückgängig machen, indem die alten und uralten Eigentumsansprüche ungeachtet der in 40 Jahren erworbenen wiederhergestellt und soweit als möglich erfüllt werden sollten. Zugleich wurde natürlich die alte Rechts- und Eigentumsordnung, deren Gültigkeit für 40 Jahre im Gebiet der DDR unterbrochen war, mit dem Anschluß der DDR wiederhergestellt. Dementsprechend war und ist Restitution - Restitution der Besitz- und Rechtsverhältnisse des Eigentums einer der Schlüsselbegriffe des Einigungsvertrages. Er findet seinen Ausdruck in dem viel zitierten Grundsatz Rückgabe vor Entschädigung. Es gelang der Bundesregierung mit ihrer DMVerheißung einer frühestmöglichen Währungsunion nicht nur die Volkskammerwahlen vom 18.04.1990 zu gewinnen, sondern auch jede besonnene Diskussion so zentraler Fragen wie der des Eigentums eines ganzen Volkes in den Hintergrund zu drängen. Der von der Bundesregierung im wesentlichen diktierte Einigungsvertrag enthielt das Gesetz zur Regelung offener Vermögensfragen als Anhang. Es konnte (schon aus Zeitgründen) im Parlament nicht diskutiert werden und wurde im Zusammenhang des ganzen Vertrages kurz vor dem Ende der DDR von der Volkskammer angenommen. Auch das schon im Juni 1990 von der Volkskammer beschlossene Gesetz über die Treuhandanstalt entsprach zweifellos den Bonner Vorstellungen. Der Grundsatz Rückgabe vor Entschädigung des Einigungsvertrages und seine rechtliche Fassung im Gesetz zur Regelung offener Vermögensfragen sowie das Gesetz über die Treuhandanstalt, ebenfalls als fortgeltendes Recht bestätigt durch den Einigungsvertrag, sind die wesentlichen Grundlagen für einen Vorgang, den man nur als beispiellose Veruntreuung des Volkseigentums und im Ergebnis als Enteignung der Ostdeutschen bezeichnen kann. Schon im Juni 1990, nachdem die Volkskammer das von Bonn inspirierte Treuhandgesetz beschlossen hatte, erklärte Günther Nooke, Abgeordneter des Bündnis 90 und zeitweilig Mitglied des Treuhand-Verwaltungsrats Das erste aus demokratischen Wahlen hervorgegangene Parlament gab den Freibrief für die totale Enteignung seiner Bürgerinnen und Bürger. Dieser Freibrief des Treuhandgesetzes wurde in der Tat nach Kräften genutzt, und zwar gegen die Intentionen des deshalb nur fünf Wochen amtierenden ersten Vorstandsvorsitzenden der Treuhand nach der Währungsunion, Reiner-Maria Gohlke, der sich gegen eine Verschleuderung des Treuhandvermögens zur Wehr setzte. Man muß diesen Vorgang natürlich im Zusammenhang sehen mit dem Bonner Beschluß vom Februar 1990, die Währungsunion zum frühestmöglichen Zeitpunkt durchzufahren. Allen Eingeweihten - nur den Wählern der DDR nicht - war klar, daß dies ein Beschluß zur Ruinierung des Volksvermögens war, das in der Tat über Nacht den größten Teil seines noch im Februar 1990 auf 1 400 Mrd. DM geschätzten Wertes verlor. Der Darstellung in den Medien ist es zu verdanken, daß das Volksvermögen der DDR in der öffentlichen Wahrnehmung vollständig reduziert wurde auf die maroden Anlagen, während der den Ökonomen wohlbewußte Wert, der im Grundvermögen, in der Qualifikation und Motivation der Arbeitenden sowie in den Zuliefer- und Absatzbeziehungen des Binnenmarktes und des Außen-, besonders des Osthandels steckte, übersehen wurde. Vor allem letzterer wurde durch die Währungsunion zerstört, so daß auch Investitionen zur Erneuerung der maroden Anlagen nicht mehr ohne weiteres rentabel zu werden versprachen. Deshalb mußte die Treuhand weiteres immer wieder zuschießen, um zu verhindern, daß am Ende fast gar keine Arbeitsplätze mehr übrig blieben. Dennoch wurden im Verlauf ihrer Tätigkeit drei von vier Arbeitsplätzen vernichtet. Immerhin schätzte Rohwedder auch nach der Währungsunion das Volksvermögen, das immerhin 60 % des Territoriums der DDR umfaßte, noch immer auf 600 Mrd. DM ein. Mindestens die Liegenschaften und viele Gebäude haben ja einen unverlierbaren, zum Teil sogar drastisch steigenden Wert. Die Treuhand - von vielen als Selbstbedienungsladen der westdeutschen Industrie charakterisiert, weil deren Schlüsselpositionen von Managern dieser Industrie besetzt waren - hat es unter Birgit Breuels Führung vermocht, diesen Wert von 600 Mrd. DM auf minus 270 Mrd. DM Schulden herunterzuwirtschaften. Nimmt man die Schulden des Kreditabwicklungsfonds dazu, so wird die Abschlußbilanz nahezu 400 Mrd. DM Schulden erreichen, die die deutschen Steuerzahler zu tragen haben. Wo ist der Differenzbetrag von 1 000 Mrd. DM geblieben? Man wird sagen können: Er ist verschenkt und verschleudert und auf diese Weise privatisiert worden. Ein gewaltiger Ost-West-Vermögenstransfer hat stattgefunden. Die DDR hat ihre Besitzer gewechselt. Zugleich hat eine Vermögensumverteilung von unten nach oben stattgefunden. Die Steuer- und Versicherungsbeitragszahler vor allem Westdeutschlands haben nicht nur diese 400 Mrd.-Zeche zu zahlen. Sie haben überdies seit 1991 auf noch nicht absehbare Zeit einen West-Ost-Finanztransfer von 120 150 Mrd. DM jährlich zu leisten, der durch die Zerstörung eines zuvor sich selbst tragenden Wirtschaftsraums notwendig wurde. Nun muß er weit überwiegend komsumtiv verwendet werden, um Hungersnot zu vermeiden, und kann nur zu einem kleinen Teil investiv eingesetzt werden, etwa um marode Anlagen zu erneuern. Festzuhalten bleibt, daß dieser Finanztranfer oft als Kosten der deutschen Einheit verschleiert - eine bedeutende Solidaritätsleistung der westdeutschen Bevölkerung für die ostdeutsche darstellt. Das private Haus- und Grundeigentum der Ostdeutschen ist nicht dem Volksvermögen zuzurechnen. Dieses zum Zeitpunkt der staatlichen Einigung Deutschlands als reales Verfügungsrecht über Häuser und Grundstücke gegebene, aber formalrechtlich entweder nicht verbriefte oder durch die Stichtagsregelung zum 18.lo.89 4 bestrittene Eigentumsrecht, wird durch die Vollstreckung des Gesetzes zur Regelung offener Vermögensfragen weitgehend beseitigt durch die Rückgabe an Alteigentümer aus dem Westen. Es versteht sich von selbst, daß diese privatrechtlichen Eigentumsfragen das tägliche Leben von Millionen Ostdeutschen auf das engste betreffen. Obwohl dies so ist und obwohl sehr bald klar wurde, daß dieses Gesetz ein Investitionshindernis erster Ordnung ist, weil offene Vermögensfragen oft langwieriger gerichtlicher Klärung bedürfen, hielten die Bundesregierung und die sie tragenden Parteien am Grundsatz Rückgabe vor Entschädigung eisern fest. Daraus ist zu schließen, daß er für sakrosankt gehalten wird. 2,2 Mill. Anträge auf Rückgabe von Immobilien sind an die Ämter für offene Vermögensfragen gestellt worden. Deren Bearbeitung und eventuelle gerichtliche Klärung wird noch lange Zeit dauern. Aus der bisherigen Entscheidungspraxis dieser Ämter schließt Daniela Dahn:5 Mehr als ein Viertel der Ostdeutschen wird aus ihren Wohnungen, Häusern und Datschen mit juristischen Mitteln verdrängt werden. Ein weiteres Viertel wird wahrscheinlich aus finanziellen Gründen die gewohnte Bleibe aufgeben müssen. Die Hälfte der Ost- Seite 13 deutschen ist von Vertreibung bedroht. Der Rang des Heiligtums Eigentum in westund ostdeutscher Sicht möge schließlich durch zwei Zitate belegt werden. Klaus Kinkel, damals Justizminister, schrieb am 02.10.91 in der FAZ: Mein Bestreben mußte es sein, eine möglichst weitgehende, an der Wertordnung des Grundgesetzes orientierte Restitution enteigneter Grundstücke zu erreichen. Daß es wegen des Widerstandes der Sowjetunion und der in diesem Punkt harten Position der Regierung der DDR nicht gelang, den Grundsatz der Restitution des Eigentums auch für die in den Jahren 1945-1949 unter sowjetischer Besatzungshoheit erfolgten Enteignungen durchzusetzen, war für mich als Verhandlungsführer außerordentlich schmerzlich. Lothar de Maiziere, letzter Ministerpräsident der DDR, hingegen sagte gegenüber Daniela Dahn . 6 Ich habe mir nicht vorstellen können, daß die Eigentumsansprüche mit solcher Rigorosität und Brutalität durchgesetzt werden würden. 5. Die Eigentumsordnung und die Ziele des Konziliaren Prozesses Wie gesagt, ist Eigentum wesentlich eine Frage der Rechtsordnung. Es gibt ein natürliches Recht auf Eigentum an dem, was der Mensch zum Leben braucht, und am Ertrag seiner Arbeit. Eigentum dieser Art wurde Eigentum 1 genannt. Seine Quelle ist Arbeit. Es bedarf des Schutzes der staatlich garantierten Rechtsordnung. Darüber hinaus gibt es Eigentum in der Form des Eigentums 2, das nur den Reichen als leistungsloses Einkommen automatisch von den Arbeitenden her zufließt. Es ist rechtlich, d. h. durch Vertragsverhältnisse konstituiert und steht ebenfalls unter staatlicher Rechtsgarantie nach Art. 14 GG. Das bedeutet, daß in unserer Rechtsordnung Reiche von Rechts wegen reicher und Arme folglich ärmer werden. Eine solche Rechtsordnung kann nicht gerecht genannt werden. Sie macht die Organe des staatlichen Gewaltmonopols zum Bestandteil struktureller ökonomischer Gewalt, die sich gegen die Armen richtet, und zwar auf nationaler wie auf internationaler Ebene. Die Hoffnung, daß sich diese strukturelle Ungerechtigkeit im Konzept der sog. Sozialen Marktwirtschaft durch staatlich geregelte Rückverteilung von oben nach unten würde ausgleichen lassen, muß als gescheitert angesehen werden, ganz zu schweigen davon, daß ein solches Konzept global undurchführbar ist. Eine Kirche, die sich des biblischen Zinsverbots (2. Seite 14 Mos. 22,24; Hes. 18,13) erinnert und sich im Konziliaren Prozeß zur vorrangigen Option für die Armen bekennt, wird dazu nicht schweigen können. Weil die Friedlosigkeit unserer Welt wesentlich durch ökonomische Ungerechtigkeit hervorgerufen wird und diese strukturell bedingt ist, wird Frieden nicht zu gewinnen sein, wenn es nicht gelingt, die Zunahme der Kluft zwischen dem reichen Fünftel und der armen Mehrheit der Menschheit zu beenden und den Trend umzukehren. Der Reichtum dieses Fünftels soll, wie die neue NATO-Strategie befürchten läßt, militärisch gesichert und, wie die Asyl- und Einwanderungspolitik der reichen Länder zeigt, gegen Armutsmigration -abgeschottet werden. Eine Kirche, die sich die vorrangige Option für Gewaltlosigkeit zu eigen macht, wird auch deshalb nicht zur strukturellen Ungerechtigkeit schweigen können. Die Rechtskonstruktion des sich selbst vermehrenden Reichtums hat, wie gezeigt, auch den Wachstumszwang des weltweit dominierenden westlichen Wirtschaftssystems zur Folge, der zu globalen Umweltproblemen wie Ozonloch, Treibhauseffekt und Artensterben geführt hat. Eine zum Wachstum gezwungene Wirtschaft kann prinzipiell nicht nachhaltig sein. Eine Kirche, die als Grundorientierung in der Schöpfungsveranwortung eine vor- rangige Option für den Schutz und die Förderung des Lebens vertritt, wird auch aus diesem Grunde zu den strukturellen Ursachen des die Lebensgrundlagen verzehrenden Wirtschaftswachstums nicht schweigen können. Sie wird sich der Einsicht nicht verschließen können, daß die Ziele des Konziliaren Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in der herrschenden (Welt)Wir tschaftsordnung nicht erreichbar sind. Sie wird ebenfalls erkennen müssen, daß sie durch Kirchensteuern und Besoldungsordnung an dieses System gekoppelt ist und in der Position des reichen Jünglings verharrt, so lange sie nicht Schritte der Abkopplung unternimmt. Die wundersame Selbstvermehrungsfähigkeit von Geldvermögen in der seit der Antike bestehenden Rechtsordnung ist es, die das Geld von einem neutralen Wertäquivalent zum Zweck des indirekten Warentauschs zum Mammon, zum Götzen macht, der alles in seinen Bann zieht und immer mehr Bereiche menschlichen Zusammenlebens bis in seinen Kern hinein durchdringt. Der Mammon ist tabu, wie es einem Heiligtum zukommt. Die EKDDenkschrift Gemeinwohl und Eigennutz beachtet es mit Sorgfalt. Die westliche Welt aber - so sehen es ostdeutsche Christen - betet ihn an 7 . Sie sehen darin den eigentlichen Atheismus, die eigentliche Gottlosigkeit unserer Zeit! Das ist eine Erfahrung, die sie nach dem Untergang der atheistischen Staatsdoktrin gemacht haben. Hans-Jürgen Fischbeck Dieter Hesselberger: Das Grundgesetz - Kommentar für die politische Bildung, 5. Aufl., Luchterhand 1988, S. 137 2 Festvortrag auf der 56. Physikertagung 1992 in Berlin, Phys. Bl. Juli/Aug. 1992 3 Vortrag auf dem Dortmunder Kongreß Wissenschaft in der Verantwortung - Politik in der Herausforderung, Tagungsband Fortschritt wohin? , Agenda-Verlag 1994, S. 64 4 Nach dem 18.10.1989 (Rücktritt Honeckers) abgeschlossene Kaufverträge werden nicht als redlicher Erwerb anerkannt. 5 Daniela Dahn: Wir bleiben hier oder Wem gehört der Osten, rororo aktuell 1994, S. 20 6 Ebenda S. 171 7 Eine Hoffnung steht wieder auf - Texte und Materialien der 2. Konsultation des Initiativkreises Fortsetzung des Konziliaren Prozesses, Magdeburg, 22.-24.10.93, Brief an die Gemeinden zu Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung.In einem Vortrag von Richard Scherer vor Mitarbeiterin der mecklenburgischen Landeskirche heißt es: Das Geld ist die dem Markt entsprechende Form der Anbetung. Aus Götze Geld und die neue Armut, Texte von unten 3, Verlag Beate Christmann, Ilsede 1994. 1 Geldcrash- Retten Sie Ihr Vermögen Der Leitzins ist reine Psychologie Helmut Creutz, Mitbegründer der Grünen,Wirtschaftsanalytiker und Autor des Buches DasGeldsyndrom, erklärt, warum die Banken die sinkenden Zinsen der Zentralbank (EZB) nicht an ihre Kunden weitergeben.Jedenfalls nicht aus reiner Raffgier Interview KATHARINA KOUFEN taz: Herr Creutz, den Banken wird vorgeworfen, sie gäben die Zinssenkungen der Zentralbank nicht weiter. Müssten sie das überhaupt? Nein - denn der Leitzins der EZB und die Zinsen der Banken haben nichts miteinander zu tun. Die Leitzinsen gelten für den Geldmarkt, wo Zentralbanken und Geschäftsbanken handeln. Und die Spar- und Kreditzinsen der Banken betreffen den Kreditmarkt. Dort handeln die Banken mit ihren Kunden. Wie wird die Höhe der Spar- und Kreditzinsen denn dann bestimmt? Durch drei verschiedene Interessen: Das der Sparer, die hohe Zinsen wollen. Das der Kreditnehmer, die niedrige Zinsen wollen, und das der Banken, die eine ausreichende Marge zwischen diesen beiden Zinshöhen wollen. Warum empfehlen Experten dann, dass die EZB die Zinsen senken soll, um die Konjunktur anzukurbeln? Das hat mit Hoffnung zu tun. Das ist reine Psychologie. Eine Senkung der Leitzinsen ist ein Signal - mehr nicht. Aber die amerikanische Zentralbank hat ihren Leitzins seit 2001 um mehr als 5 Prozentpunkte gesenkt und so angeblich einen schlimmeren Konjunktureinbruch verhindert. Angeblich! Wie gesagt: Manchmal wirkt die Zinssenkung als Symbol. Wir hatten schon Jahre, 1992/93 zum Beispiel, da hat die Bundes- bank die Leitzinsen erhöht und die Kapitalmarktzinsen sind gesunken. Trotzdem: Wenn es für die Banken billiger wird, sich bei der Zentralbank Geld zu leihen, können sie diese Ersparnisse an die Kunden weitergeben. Das tun sie ja normalerweise auch im Zuge des Konkurrenzkampfs zwischen den Banken. Aber da der Kreditmarkt etwa 50 bis 100 Mal größer ist als der Geldmarkt, würde sich eine Zinssenkung von einem Prozentpunkt des Leitzins rein rechnerisch auf den Kreditmarkt nur als Senkung von ein bis zwei hunderstel Prozentpunkten auswirken - wäre also völlig belanglos. Und warum tun die Banken jetzt selbst das nicht? Die Banken müssen Filialen schließen und Leute entlassen, weil sie die Kreditausfälle aufgrund von Firmenpleiten und Verlusten an der Börse kaum mehr verkraften können. Und sie kommen wegen der hohen Konkurrenz immer mehr unter die Räder. Ursprünglich galten Margen von knapp zwei Prozent - bis Anfang der Neunzigerjahre. Inzwischen ist die Marge, also die Differenz zwischen Einnahmen aus Kreditzinsen und Ausgaben für Zinsen auf Sparguthaben, auf unter 1,2 Prozent gesunken. Das von Ministerin Künast und anderen Verbraucherschützern betriebene BankenBashing ist also nicht berechtigt? Nein. Es wäre trotzdem ein toller Erfolg, wenn man dadurch die Banken zu Zinssenkungen bringen würde, aber das geht nicht. Da kann man nichts tun? Nur wenn die Sparer bereit sind, ihr Geld für weniger Zinsen an die Banken zu geben, sinkt der Kreditzins. Aber der Guthabenzins hat bereits die Untergrenze erreicht. Wenn er noch weiter absinkt, legen die Menschen ihr Geld gar nicht mehr an, sondern halten es zu Hause oder auf dem Girokonto. Das aber würgt die Konjunktur endgültig ab. Also sind zu niedrige Zinsen gefährlich? Im Gegenteil, sie wären eine Rettung! Aber nur, wenn man die Menschen dann daran hindert, ihr Geld zu Hause oder auf dem Girokonto zu halten. Zum Beispiel durch eine Abgabe auf Girokonten. Hohe Zinsen sind aber tödlich für die Volkswirtschaft. Warum? Die Banken zahlen heute bereits fast eine Milliarde Euro täglich an die Geldgeber, und bei höheren Zinsen explodiert diese Summe förmlich. Die Zinszahlungen vermehren das Geld- vermögen vor allem der Reichen. Hohe Zinsen fördern also die Umverteilung nach oben? Alle Zinsen tun das. Denn wenn aus dem Kuchen des Volkseinkommens das Geldvermögen jedes Jahr ein größeres Stück herausschneidet, dann wird der Rest immer kleiner. Einkommen aus Arbeit ... ... und um diesen Rest streiten Gewerkschaften und Arbeitnehmer. Das Kapitaleinkommen bleibt unangetastet. Hinzu kommt, dass die Kreditzinsen, die Unternehmen an die Banken zurückzahlen müssen, die gesamte Volkswirtschaft belasten, denn die Kosten werden an die Verbraucher weitergegeben. 2001 waren es 380 Milliarden Euro - das entspricht 66 Prozent aller Nettolöhne. Oder 130 Prozent des Bundeshaushalts. Darüber spricht kein Mensch - aber über die drei oder fünf Milliarden Euro, die im Gesundheitsetat fehlen, wird wochenlang diskutiert. taz Nr. 7116 vom 29.7.2003, Seite 7 GLÜCKWUNSCH Auch wenn schon wieder ein paar Monate ins Land gegangen sind, möchten wir es nicht versäumen, Dir, lieber Helmut Creutz, nachträglich unseren herzlichen Glückwunsch zu Deinem achtzigsten Geburtstag auszusprechen. Wir wünschen Dir und uns, dass die Freiwirtschaft, für die Du Dich in den letzten Jahrzehnten so engagiert eingesetzt hast, in naher Zukunft endlich an Boden gewinnt und in immer größerem Maßstab umgesetzt wird. An erster Stelle für Dich selbst !, aber auch, um unser gemeinsames Anliegen mit Deinen fundierten Artikeln,Vorträgen und Interviews weiter tatkräftig voran zu treiben, wünschen wir Dir stets einen ordentlichenÜberschuss an Gesundheit und Energie. Das ALTERNATIVEN-Team Seite 15 Den Zins abschaffen oder marktgerechte Zinsen? Vertretern der Freiwirtschaftstheorie und ihrem Begründer Silvio Gesell wird häufig nachgesagt, sie wollten den Zins abschaffen, beseitigen oder ausmerzen. Dieses Missverständnis ließ sich bisher nicht ausrotten. Statt einer Abschaffung des Zinses werden auf Dauer marktgerechte Zinsen angestrebt. Wer sich nicht näher mit der Freiwirtschaftstheorie befasst, mag aufgrund grob vereinfachender Darstellungen, wie sie über gut hundert Jahre verbreitet worden sind, den Eindruck gewinnen, es gehe um eine völlige Abschaffung des Zinses. Der Zins solle in einem Meer von Kapital ersaufen, lautet zum Beispiel eine verbreitete Formulierung Gesells, ein Beispiel für seinen bisweilen absichtlich volkstümlich derben, ironischen Stil, wie der Soziologe Franz Oppenheimer die Ausdrucksweise Gesells bezeichnet hat.1 Also keinerlei Überlebenschance für den Zins? Nimmt man Gesells Zins-, Kapital- und Konjunkturtheorie sowie sein Geamtkonzept für eine natürliche Wirtschaftsordnung (NWO) näher in den Blick: Die NWO ist eine marktwirtschaftliche Ordnung, eine wirklich freie Wirtschaftsordnung, in der im Unterschied zur heutigen Marktwirtschaft gesamtwirtschaftlich ein Gleichgewicht erreicht wird. Gleichgewichte in einer liberalen Ordnung sind labil. Daher ist kein starrer Nullzins zu erwarten. Mehrere Zinsbestandteile Und was heißt überhaupt der Zins? Besteht er nicht aus mehreren Teilen? Und gibt es nicht unterschiedliche Zinsarten? Zum Beispiel den Geldkapitalzins (Kreditzins), den Real- oder Sachkapitalzins und den Bodenzins, die Bodenrente. Beim Kreditzins sind zu unterscheiden: 1. Die Bankmarge: Sie umfasst Sach- und Personalkosten, einen Betrag für die Dienstleistung der Bank und eine Risikoprämie, deren Höhe von den Sicherheiten abhängt, die ein Schuldner zu bieten hat. Diese Zinsbestandteile sind selbstverständlich auch in einer NWO nicht aus der Welt. 2. Inflationsausgleich, ein Ausgleich für Geldentwertung. Er entfällt, wenn die in der NWO gewährleistete Stabilisierung der Währung (NullInflation) realisiert wird. (Der Zins ist hier als Mittel zur Inflationsbekämpfung entbehrlich.) 3. Der Grundzins. Gesell sprach vom Urzins. Er entspricht der Liquiditätsprämie (J.M. Keynes) oder der Liquiditätsverzichtsprämie (Dieter Suhr): Der Geldverleiher verzichtet darauf, flüssig, in jedem Moment zahlungsfähig zu sein und fordert dafür Zins. 4. Der Zinsgewinn, der Betrag, der über die Summe Seite 16 der anderen Bestandteile hinausgeht, auch Realzins Kapitalvermehrung (immer größeres Kapitalgenannt, der tatsächliche Gewinn des Sparers. angebot) und ständiger Gütervermehrung und zunehmender Bedarfsdeckung (relativer RückAllmählicher Prozess der gang der Nachfrage) die Zinsen tendentiell Zinssenkung gegen null, eine ganz natürliche Entwicklung, Um die unter Punkt 3 und 4 aufgeführten Bestandteile geht es, wenn in der freiwirtschaftlichen Literatur vom Abbau des Zinses die Rede ist. Und dieser Vorgang ist ein allmählicher Prozess. Gesell wollte offenbar schon früh einem verbreiteten Vorurteil entgegenwirken, als er 1919 in München in einem Flugblatt u.a. verkündete: ...dass die Senkung des Zinsfußes unter der absoluten Währung nichts Willkürliches, sondern das Produkt einer natürlichen Entwicklung ist... Und von einer Abschaffung etwa durch zinsbeschränkende Verordnungen oder gar durch Zinsverbote sei nicht die Rede.2 Der Schöpfer des NWO-Konzeptes sah mit J.P. Proudhon den Mehrwert, den Zins, als Produkt eines wirtschaftlichen Zustandes, eines von Angebot und Nachfrage beherrschten Marktverhältnisses. Reformen im Geldwesen und des Bodenrechts sollen die Arbeiter (dazu zählen auch die arbeitenden Unternehmer) in die Lage versetzen, durch ihre Arbeit die Marktverhältnisse in kürzester Zeit (10 20 Jahre) für das Kapital so zu gestalten, dass der Mehrwert restlos verschwindet und die Produktionsmittel die Kapitaleigenschaft einbüssen, d.h. keinen Zinsgewinn mehr abwerfen. In der Tat sinken im Laufe einer längeren Wirtschaftswachstumsphase bei ständiger wie sie auch J.M. Keynes in Betracht gezogen hat.3 Die Zinsen?- Ja, das betrifft, wie im Zitat angesprochen, sowohl den Geldkapitalzins als auch den Real-oder Sachkapitalzins (als Bestandteil des Unternehmergewinns), auch Sachkapitalrente genannt, die der Unternehmer mit dem Einsatz seines Realkapitals (z.B. Maschinen) erwirtschaftet. Absichernde Maßnahmen Im traditionellen Geldwesen können sich Geld und Finanzkapital dem Marktgeschehen entziehen und so den Zinssenkungsprozess beenden, bevor der Wert null erreicht ist. Um dies zu verhindern, schlägt Gesell eine Umlaufsicherung des Geldes vor, die Erhebung von Gebühren, einer Art Parkgebühr für spekulative Geldzurückhaltung. Somit soll die Konjunktur auf Dauer stabilisiert, der Zinssenkungsprozess sich kontinuierlich fortsetzen können und der Zins künftig ausnahmslos von Angebot und Nachfrage bestimmt werden.4 Wie lange jener Prozess andauert, hängt ab von der Höhe des Zinsniveaus im Zeitpunkt der Einführung jener Maßnahmen und vom Tempo der weiteren Kapitalvermehrung und Bedarfsdeckung. Bei der heute in den reichen Ländern bereits geschaffenen Kapitalfülle dürfte diese Phase recht kurz sein. Eine weitere Voraussetzung, die nach den Erfahrungen mit dem nach 1945 praktizierten Staatsinterventionismus zu bedenken ist: Die Nachfrage nach Kapital darf nicht mehr durch Interventionen des Staates und wachsende Staatsverschuldungen quasi künstlich gesteigert werden. Zu bedenken ist auch der häufig erhobene Einwand Kapitalabwanderung: Würde die Erhebung jener Parkgebühren nicht dazu führen, dass größere Kapitalsummen in andere Währungsräume transferiert werden? Die Meinungen in dieser Frage waren und sind in der Freiwirtschaftsbewegung geteilt.5 Auf das Für und Wider kann in diesem Rahmen nicht eingegangen werden. Für den Fall drohender Kapitalflucht hat Prof. Felix G. Binn, der frühere 1. Vorsitzende der Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft, eine Kapitaltransferschleuse vorgeschlagen.6 Die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen hat sich auch die Europäische Union im Vertrag von Maastricht vorbehalten! Kein starrer Nullzins Wenn die Zinsen den Wert null erreicht haben, werden sie keinesfalls unbeweglich dort verharren. Kurzfristig könnten sie sich ab und an wieder im positiven Bereich bewegen, wenn zum Beispiel größere Nachfrage entsteht im Falle technischer Neuerungen, nach Schaffung neuer Kapitalarten. Schon Ernst Winkler hat in seinem anspruchsvollen Buch Theorie der natürlichen Wirtschaftsordnung (1952) auf diese Möglichkeit hingewiesen (S. 148 u.155). Er schreibt in dem Zusammenhang: Die vorübergehende Rente für neu geschaffene Kapitalarten kann, wenn nicht als ausgesprochenes Arbeitseinkommen, so zum wenigsten als gerechte und zweckmäßige Sonderprämie für besondere Leistungen angesehen werden. In derartigen Fällen bewirken Konkurrenz und schnelle Bedarfsdeckung, dass der Zins alsbald wieder auf null gedrückt wird. Infolge sehr großen Kapitalangebotes und relativ hoher Marktsättigung könnte das Zinsniveau bei nachlassender Wirtschaftsleistung vorübergehend auch unter null rutschen. Aber das könnte im Einzelfall - je nach Art der technischen Durchführung der Umlaufsicherung - immer noch billiger sein als die Zahlung von Parkgebühren für Geldzurückhaltung. Durchweg dürfte man es - entsprechend der Dynamik und dem labilen Gleichgewicht eines wirklich freien Marktes mit einem eng um den Wert null pendelnden Zins zu tun haben. gegen Pachtgebühren, die der Allgemeinheit zufließen. Die Bodenrente verschwindet also eigentlich nicht. Sie fließt in Form der Pachtgebühren in die Staatskasse zur Verteilung an die Bevölkerung. Von einer Abschaffung des Zinses kann auch hier keine Rede sein. Auf die vorrangige Bedeutung des Bodenreformgedankens, der heute oft in den Hintergrund tritt, sei hier besonders hingewiesen. Was geschieht, wenn ohne Änderung des geltenden Bodenrechts nach Durchführung der Geldreform Realkapital- und Geldkapitalzinsen auf null gesunken sind, abgesehen von Bankgebühren und Risikoprämien? Bodeneigentum bleibt als einzige Quelle gegenleistungsloser Einkommen übrig. Ein Run auf Grundstücke würde einsetzen und Bodenpreise und Mieten in extreme Höhen treiben. Ohne Bodenreform macht eine Geldreform keinen Sinn. Eine Umgestaltung des Bodenrechts wäre der erste entscheidende Schritt zu einer Ordnung mit natürlichem wirtschaftlichen Gleichgewicht, in der eine Geldreform dauerhaft marktgerechte Zinsen ermöglichen würde Anmerkungen: 1) Franz Oppenheimer: Freiland-Freigeld. Kritik der Geld- und Krisentheorie Silvio Gesells. In: Zeitschrift für schweizerische Statistik und Volkswirtschaft. 1935, III, S. 337. 2) Silvio Gesell, Gesammelte Werke, Bd. 10, S. 270. 3) J.M. Keynes: Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes. 1936, S. 316 f. 4) Näheres sowie über neuzeitliche Vorschläge für erweiterte Maßnahmen siehe revolution Nr. 8, Mai 2002, S. 9 f. 5) Theophil Christen (Mitarbeiter Gesells): Währung, Zins und Lohn. 1920, S. 11f. Ders.: Die Währungsfrage. 1922, S. 69f. Helmut Creutz: Kapitalflucht was heißt das eigentlich? In: DER DRITTE WEG, Mai 1995. Dirk Löhr: Kapitalflucht. In: Zeitschrift für Sozialökonomie, 108. Folge, März 1996. 6) Prof. Felix G. Binn: die Rolle des Kapitals bei der Wirtschaftswachstums- und Umweltproblematik. In: Werner Onken (Hrsg.): Perspektiven einer ökologischen Ökonomie.1983, S. 42, Anm. 14. 7) Der bisweilen verwendete Begriff Staatseigentum trifft formalrechtlich nicht zu, weil auch der Staat den Boden weder verkaufen noch verpfänden soll, was Eigentümern erlaubt ist, nicht aber Besitzern. Josef Hüwe Bodenzins Abschließend ist noch auf die Bodenrente (Bodenzins) einzugehen. Soll sie abgeschafft werden? Die natürliche Wirtschaftsordnung nach Gesell sieht kein Eigentum am Boden vor, sondern Staatsbesitz7 und private Nutzung Seite 17 Robinson und das Geld Der Einfluss des Geldes im täglichen Leben ! Robinson lebt mit einem Eingeborenen auf einer größeren Insel. Er hat sich gerade diverse Vorräte in Form von Nahrungsmitteln, Kleidung und Werkzeugen angelegt, weil er Sicherheit bei Krankheiten und für das Alter haben möchte. Da strandet ein Fremdling auf der Insel, dessen Boot an den Inselklippen zerschellt war. Er konnte leider nur noch sein nacktes Leben retten und steht vollkommen mittellos vor Robinson. Der Fremde bittet nun Robinson, ihm Getreide, Kleider und Werkzeuge zu leihen, um leichter überleben zu können auf der Insel, die groß genug ist für einen weiteren Bewohner. Er beteuert aber sogleich, dass er auf keinen Fall Zinsen zahlen möchte, sonst würde er sich doch lieber von Fischfang und Jagd, sowie Kräutern und Beeren ernähren. Aus welchem Grund sollte wohl Robinson seine mühsam erarbeiteten Vorräte einem mittellosen Fremdling zinslos überlassen? Der Fremde sprach zu ihm: Ich bin hungrig und du hast Getreide im Überfluss, ich bin nackt und du hast Kleider im Überfluss. Wenn du mir deine Vorräte leihst, dann bekommst du von mir später die gleiche Menge, gleichwertige, neue Waren zurück. Robinson antwortet: Na und, was habe ich davon, außer dem guten Gefühl humanitär gehandelt zu haben? Dein Vorrat wird laufend von Motten, Mäusen, Rost und Schimmelpilzen bedroht und du brauchst zusätzliche Zeit für Konservierung und Pflege, um die Verluste in Grenzen zu halten. Außerdem musst du deine Lagerräume vergrößern, falls du noch mehr lagern möchtest. Dies alles kannst du dir sparen, sagte der Schiffbrüchige, wenn du mir deine Vorräte leihst. Du bist schlagartig die Sorgen um deine Lagerungsverluste los und mir hast du aus meiner momentanen Bedrängnis geholfen! Wenn ich es recht bedenke, erwidert Robinson, hast du recht Fremder, es ist mir lieber neue Kleider und frische Nahrungsmittel von dir zurückzubekommen, als die Unsicherheit der Verderbnis und die zusätzliche Pflege während der Lagerung auf mich zu nehmen, außerdem spare ich den Lagerraumausbau. Ich willige ein! Diese Geschichte zeigt die klassische Situation des Tauschhandels. Wenn nun das Geld, das zur Erleichterung desselben erfunden wurde, zwischengeschaltet wird, geschieht etwas Merkwürdiges. Das Geld an sich ist keine Ware, sondern stellt nur den Gegenwert derselben dar und ist im Unterschied dazu nicht dem Schwund oder Verfall preisgegeben. Es ist ohne großen Aufwand unbegrenzt lagerfähig. Dieser Umstand, beziehungsweise kleine Vorteil, verleiht dem Geld seine allseits bekannte Machtstellung. Die Argumente des Fremdlings (siehe oben) sind plötzlich wertlos und Seite 18 Robinson wäre nicht zu überzeugen gewesen, sein Kapital in Form von Geld zinslos herauszugeben. Er hätte mit Geld die Möglichkeit gehabt, Zinsen zu erpressen. In diesem Fall müsste der Fremde mehr erarbeiten als er erhalten hat, um das Geborgte plus Zinsen an Robinson zurückzugeben. Wäre der Fremdling auf einer Insel gestandet, auf der das uns bekannte Geldsystem herrscht, hätte er niemals, ohne Zinsen zu zahlen, an die dringend benötigten Waren kommen können, es sei denn jemand schenkte oder spendete ihm etwas! Ein Beispiel von heute soll das noch einmal verdeutlichen. Zwei Nachbarn helfen sich gegenseitig beim Hausbau. Der 1. Helfer leistet 500 Stunden Nachbarschaftshilfe im Wert von 20.000 (500 Std. × 40 / Std.). Nach 10 Jahren baut der andere Nachbar (1.Helfer) und bekommt die 500 Stunden zurück. Der Wert beträgt nun 20.000 plus Inflationsausgleich von durchschnittlich 3% jährlich. Das sind rund 26.880 . Diese Summe geteilt durch 500 Stunden Hilfeleistung entspricht einem Wert von 53,76 pro Stunde. Hätte der 1. Helfer nicht seine Arbeitskraft, sondern 20.000 als Geldbetrag zur Verfügung gestellt (geliehen), würden nach 10 Jahren, bei 6% Verzinsung, 35.817 fällig. Dieser Betrag durch 53,76 pro Stunde geteilt ergibt eine zu erbringende Arbeitsleistung von 666 Stunden für das verzinste Kapital! Was würde der Nachbar, der zuerst gebaut hat dazu sagen, wenn nun inflationsbereinigt 666 Arbeitsstunden Hilfeleistung von ihm verlangt würden, wenn also Arbeitszeit wie Geld verzinst zurückzugeben wäre? Warum wird bei Geldgaben von leihen gesprochen und bei direkter Hilfeleistung in Form von Arbeit nicht? Die 20.000 wurden auch erarbeitet, nur eben nicht am Bau des Nachbarn, sondern wahrscheinlich am eigenen Arbeitsplatz im erlernten Beruf. Warum hat die Arbeit, wenn sie in Geld umgewandelt ist, plötzlich einen ganz anderen Stellenwert? Der Ursprung ist jedenfalls der gleiche, nämlich die erbrachte Arbeitsleistung! Die 35.817 wären jedenfalls ohne Murren beglichen worden. In der Regel borgt man sich das Geld ja auch nicht vom Nachbarn, sondern vermittelt durch die Bank, von einem oder mehreren anonymen Geldanlegern. Vielleicht ist ja der Nachbar zufällig darunter. Man weiß es nur halt nicht, da dies das Geheimnis der vermittelnden Bank bleibt. Der erste Hausbauer hätte seinem helfenden Nachbarn auch einen Schuldschein über den Wert seiner geleisteten Arbeit geben können. Er würde dann diesem direkt den Gegenwert in Höhe des Schuldscheines, in einem festgelegten Zeitrahmen zurückerstatten müssen. Falls er aber die Schuldscheinbegleichung an einen anderen weitergibt, der ihm selbst den gleichen Betrag schuldet, muss dieser dann den Schuldscheinbetrag stellvertretend für ihn an den helfenden Nachbarn zahlen. Nichts anderes ist eigentlich Geld! Geld ist ein gesellschaftlich anerkannter, kollektiver Schuldschein für bereits geleistete Arbeit. Der Anspruch hieraus richtet sich nicht gegen einen Einzelnen, sondern gegen die im Währungsgebiet ansässige Gesellschaft oder den Staat. Es wird garantiert, dass die mit Geld bezahlte Arbeitsleistung überall im Währungsgebiet und darüber hinaus auch bei denen, die die Währung anerkennen, gegen andere Arbeitsleistungen eingetauscht werden kann, solange die Zentralbanken dessen Gültigkeit nicht widerrufen. Für die Deutsche Mark war der Währungsraum Deutschland, für den Euro sind es die, an der Währungsgemeinschaft teilnehmenden europäischen Staaten. Für die Hilfe des Nachbarn kann sich dieser bei Bezahlung mit Geld seinen Schuldscheinanspruch beim Autohändler in der nächsten Stadt, beim Metzger um die Ecke oder im Urlaubshotel in Übersee, in der Regel nach einem Währungstausch, erstatten lassen. Bei der Begleichung der Hilfeleistung des einen Nachbarn durch die Hilfeleistung des anderen Nachbarn 10 Jahre später ist der Tausch auch ohne Geld vollzogen und die Schuld abgegolten. Das Geld hat den unbestreitbaren Vorteil, dass ich sofort über vielfältige Tauschmöglichkeiten im Umfang meiner bescheinigten Arbeitsleistung frei verfügen kann. Nur Steuern und gut versteckte Zinszahlungen fordern von jedem Bürger einen nicht unerheblichen Tribut an Staat und Großkapitalbesitzer. Allein der Zinsanteil in den Steuern, Waren, Dienstleistungen, Mieten u.ä. beträgt im Durchschnitt bereits ca. 40% (!). Das ist beileibe kein Pappenstil. Warum schreit keiner auf ? Wer weiß überhaupt wer uns da abzockt? Noch einmal zur Klarstellung: Ein Geldschein ist also nichts anderes als eine allgemein gültige Bescheinigung über die vom Besitzer erbrachte Arbeitsleistung in Form von Waren, die sich jetzt nicht mehr in seinem Besitz befinden, also verkauft wurden, oder Dienstleistungen die bereits abgeleistet sind. Waren verkörpern somit immer neben ihrem materiellen Wert Arbeitsleistungen, die man entweder selbst erbracht hat oder geschenkt bekam. In diesem Falle haben andere dafür arbeiten müssen, genauso wie bei den Zinseinnahmen aus Kapitalanlagen, den Aktiengewinnen aus Kursvorteilen und Dividenden, sowie den Pachtzinsen und Immobilienrenditen aus Mietobjekten. Wachstum, Wachstum über alles Neues Wirtschaftswachstum Soll Deutschland wieder auf die Beine bringen, doch niemand macht sich Gedanken, was das langfristig bedeutet und wie es funktionieren soll. Mehr Wachstum! Am liebsten 3%, das nennt man dann Boom. Politiker, Wirtschaftler, die Gewerkschaften, echte und Hobby-Experten fordern es. Auf der Strecke bleibt der gesunde Menschenverstand. Wenn von Wirtschaftswachstum gesprochen wird, ist immer eine Steigerung des Bruttoinlandsproduktes BIP bzw. des Bruttosozialproduktes (BSP = BIP + Exportüberschüsse) gemeint - auch wenn längst nicht alle Wachstumsbefürworter sich dessen bewusst sind. Das BIP gibt in Euro gemessen an, wie viele Güter und Dienstleistungen wir produzieren. Zur Zeit sind es etwa 24.000 Euro pro Kopf und Jahr. Bei 3% erwünschtem jährlichem Wachstum (bezogen aufs Vorjahr) wären das 24.720 Euro im Jahr 2004, 25.460 Euro im Jahr 2005, 26.220 Euro 2006, 27.000 Euro 2007. In etwa 5 Jahren also 3.000 Euro MEHR als bisher. Titelillustration der Erstausgabe Eine Binsenweisheit ist: Ohne Arbeit keine Ware, das heißt aber ebenso, ohne Arbeit auch kein Geld! Es muss nur eben nicht immer die eigene Arbeitsleistung sein, was verschämt verschwiegen wird, z.B. dann, wenn man Sozialhilfe bezieht oder ausschließlich von seinen Anlage-Zinsen leben kann. Wie gerecht ist das in einer christlich, solidarischen Leistungsgesellschaft nie mehr arbeiten zu müssen? Einmal Millionär, immer Millionär, auch die Kinder und Kindeskinder, falls man keine gravierenden Fehler macht. Die Zinsgutschriften aber, werden mit den Schuldzinsen derer, die sich Geld leihen mussten bezahlt. Somit werden ganz automatisch Reiche immer reicher und Arme immer zahlreicher. Daher lautet meine Forderung: Wenn die Schulden auf alle Bürger umgelegt werden, sollen auch alle Bürger an den Zinseinnahmen daraus teilhaben! Da dies besitzrechtlich nicht geht und die auf Dauer verheerende Exponentialfunktion des Zinses nicht unterbrochen würde, ist die Umlaufgebühr die einzige mir bekannte plausible Alternative zur Lösung des Problems. Vom Gegenteil will ich mich gerne überzeugen lassen, wenn mir ein weiterer Lösungsvorschlag unterbreitet wird, der ebenfalls die Auswirkungen der Exponentialfunktion, die im Zinseszins steckt, unterbindet und gleichzeitig die wirtschaftliche Tätigkeit nicht behindert, aber dennoch die Wirtschaftsgemeinschaft vom Wachstumsdruck befreit, ohne ein finanzielles Desaster zu hinterlassen. Karl Ernst Gundlach Quantitatives und qualitatives Wachstum Die Kritiker unbedingtem Wachstums verweisen auf den massiven Ressourcenverbrauch durch mengenmäßiges (quantitatives) Wachstum und auf die Begrenztheit der Ressourcen unserer Erde, die Begrenztheit der Zeit der Menschen, die gleichzeitig dieses Wachstum produzieren und konsumieren müssen und auch auf die Begrenztheit der materiellen Bedürfnisse eines sehr großen Teils der Bevölkerung. Und auch darauf, dass ein höheres Bruttoinlandsprodukt nicht gleichzeitig höhere Lebensqualität darstellen muss. Die Wachstumsbefürworter verweisen auf qualitatives Wachstum, also auf Wachstum durch Fortschritt, Weiterentwicklung. Aber erhöht qualitatives Wachstum allein das BIP? Nein. Ein Beispiel: Ein Computer, hergestellt im Jahr 1993, kostete z.B. 3000 DM, also etwa 1500 Euro. Entsprechend ging er mit diesem Wert ins BIP ein. Ein heutiger Computer ist Dank qualitativem Wachstum um ein Vielfaches leistungsfähiger, kostet aber auch nur 1500 Euro. Effekt dieses einen betrachteten Computers auf das BIP ist also gleich Null (und inflationsbereinigt sogar unter Null!). Eine Wirkung auf das BIP hat dieser Fortschritt (qualitatives Wachstum) also nur gehabt, weil neue Märkte erobert wurden und Millionen neuer Computer gebaut wurden, was aber Hand in Hand mit quantitativem Wachstum ging. Nur weil heute ein Vielfaches der Computer von 1993 verkauft werden, schlägt sich dies auf das BIP nieder. Damit sind wir aber wieder beim ressourcenverbrauchenden quantitativem Wachstum, welches die Wachstumskritiker bemängeln. Das gleiche Szenario trifft auf andere Industriezweige zu, wie z.B. die Autoindustrie. Ein Neuwagen von heute ist technisch mit einem von vor 10 Jahren kaum mehr vergleichbar, doch sind die Preise der Autos nicht ähnlich gestiegen. Wenn aber die Preise gleich bleiben, muss ein mengenmäßiges Wachstum erfolgen, um Auswirkungen auf das BIP zu haben. Denn nur mit real gesteigertem Umsatz steigert man das BIP - was ja Sinn unseres Wirtschaftswachstums sein soll. In den letzten 10 Jahren sind neue Märkte entstanden, die vorher nie denkbar waren: Die Bedienung dieser riesigen Märkte für Elektronik (Computer, Handys, Computerzubehör, Software, Internet usw.) führte zu einer riesigen Steigerung des BIP, verbrauchte aufgrund ihrer materiellen Eigenschaften aber Ressourcen in ungeheurem Ausmaß. Und was das Wichtigste ist: Sie ersetzten keine bedeutenden alten Märkte, deren Verschwinden ja das BIP geschmälert hätte. Die Elektronikmärkte sind jetzt nahezu gesättigt, fast jeder Haushalt hat Computer und Handy, selbst DVD-Player gehören fast zur Standardausstattung. Wachstum! Wachstum bedeutet nicht, dass wir das Gleiche kaufen wie letztes Jahr, sondern es bedeutet, dass wir MEHR kaufen müssen als letztes Jahr. Es bedeutet also nicht, dass wir z.B. alle 3 Jahre unsere Technik ERSETZEN, sondern dass wir ZUSÄTZLICH zum Ersatz konsumieren müssen. Welche Märkte sehen die Wachstumsbefürworter in der nahen Zukunft (denn wir wollen ja JETZT mehr Wachstum) nur ansatzweise in ähnlichem Maße wachsen, wie die der Elektronikmärkte in den letzten Jahren? Das Wachstum immaterieller Märkte Das oben genannte Stichwort DVD-Player könnte die Hoffnung auf kreatives Wachstum schüren: Die Fantasie der Menschen ist grenzenlos, also wird es immer neue Filme und Musik geben, die man kaufen und konsumieren kann. Zum einen gilt auch hier: Um Wachstum zu produzieren, muss man wertmäßig nicht nur das Gleiche wie im letzten Jahr kaufen, sondern mehr ausgeben als im letzten Jahr. Der Konsum von Musik und Filmen ist aber mit Zeit verbunden, die man dafür braucht. Doch während diejenigen, die sich Dank Arbeit solche Dinge finanziell leisten können, keine Zeit dafür haben, haben die Arbeitslosen zwar die Zeit, aber nicht die finanziellen Mittel. Zudem konkurrieren zeitverbrauchende Güter miteinander: Wenn DVD- und Musikmärkte wachsen und mehr Zeit der Konsumenten in Anspruch nehmen, müssen Bücher-, Kino-, Fernseh-, Sport- und Freizeitmärkte schrumpfen, weil der Tag nur Seite 19 24 Stunden hat. Wie groß wäre saldiert also die Auswirkung aufs BIP? Hoffnung auf ein Wachstum dieser Märkte besteht nur, wenn die Konsumenten mehr Zeit haben. Bei Rufen nach Rente erst mit 67 und die Deutschen sollen 1-2 Stunden pro Woche mehr arbeiten zur Zeit aber undenkbar. Neues Wachstum müssen wir uns leisten können! Ein weiterer Kritikpunkt am reinen Wachstumsdenken ist, dass wir, wenn unsere Wirtschaft im Ganzen um 3% wachsen soll, nicht nur 3% mehr erarbeiten oder die Produktivität um 3% steigern, sondern auch 3% mehr verdienen müssen, um unser Wachstum auch kaufen zu können. Wann gab es die letzten JÄHRLICHEN Einkommenserhöhungen über alle Branchen und Konsumentengruppen (Rentner, Staatsangestellte und Arbeitslose eingeschlossen!) um 3%? Hoffen auf den Export Deutschland ist eine Exportnation. Wenn Deutschland mehr exportieren könnte, würde das Ausland die Steigerung des deutschen BSP bezahlen. Unsere Erde ist aber (noch?) ein Binnenmarkt. Was das eine Volk an Exportüberschüssen erwirtschaftet, muss ein anderes durch Importüberschüsse bezahlen. Das dauernde Handelsbilanzdefizit der USA der letzten Jahre ist ein Beispiel dafür, trug auf Seiten der USA aber auch zur immensen Verschuldung bei. Kurz- bis mittelfristig ist solch ein Szenario also denkbar, langfristig funktioniert es nicht, weil eine Nation, die mehr importiert als exportiert, diese Differenz (Außenhandelsbilanzdefizit) irgendwie bezahlen muss. Schließlich will der Exporteur seine Leistung doch bezahlt haben. Auf der anderen Seite streben die meisten anderen Nationen der Welt ebenfalls Wachstum an und wollen deshalb ebenso lieber ex- als importieren. Vielleicht aber sollten die Vertreter der ewigen exponentiellen Wachstumstheorie ja für mehr Entwicklungshilfe in Form von Hilfe zur Selbsthilfe für die sogenannte 3. Welt eintreten, damit diese sich deutsche Produkte endlich leisten kann? Was bedeutet prozentuales Wirtschaftswachstum? Das BIP der BRD betrug 1970 inflationsbereinigt ca. 750 Milliarden Euro. Ein Wirtschaftswachstum um 3% zu diesem Zeitpunkt entspricht also etwa 22,5 Mrd. Euro. Eine Steigerung des BIP um 22,5 Mrd. Euro, entspräche aufgrund des hohen Niveaus aber gerade mal ca. 1% des heutigen BIP. Um also eine Steigerung um 3% zu erzielen, müsste Deutschland heute auch das Dreifache produzieren, als 1970 für die gleiche Wachstumsrate notwendig gewesen wäre. ten Tisch - von uns erarbeitet und von uns bezahlt. Und man zwingt uns als Gemeinschaft (niemand fragt uns, ob wir wollen! Alternativen werden keine angeboten!) unter Androhung des volkswirtschaftlichen Kollaps, nächstes Jahr einen Teller mehr zu essen - und natürlich zu produzieren und zu bezahlen. Im übernächsten Jahr wird man uns zwingen, einen weiteren Teller mehr zu essen, also schon 2 Teller mehr als heute. Doch damit nicht genug. Man wird uns sagen: Weil wir letztes Jahr einen Teller mehr gegessen haben, müssen wir noch einen Bissen extra nehmen, denn das Wachstum des Vorjahres muss selbst mitwachsen. Das ganze nennt man exponentielles Wachstum und wird von den Wenigsten in Frage gestellt. Es ist, als würden wir - je mehr wir essen noch mehr Hunger bekommen und entsprechend mehr essen. Und wenn dieser Teller MEHR des ersten Jahres unserem Wunschwachstum von 3% entspricht, so bedeutet es, dass wir in 23 Jahren das Doppelte von heute verspeisen (vielleicht nicht mengen- aber zumindest wertmäßig), erarbeiten und kaufen müssen. In ca. 94 Jahren das Sechzehnfache von heute und erneute 23 Jahre später das Zweiunddreissigfache, also 64 Billionen Euro im Vergleich zum heutigen BIP von 2 Billionen Euro. In weniger als 4 Generationen. Also bei gleichbleibender Bevölkerungszahl etwa eine dreiviertel Million Euro pro Kopf. Natürlich inflationsbereinigt. JÄHRLICH! Oder sagt uns jemand heute, wann wir mit dieser langfristig offensichtlich tödlichen Spirale aufhören und warum ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt? Aber langfristiges Denken ist spätestens seit der Erfindung von Optionsscheinen, Daytrading und Wahlkampf zu einem Spielfeld für realitätsfremde Träumer verkommen. Norbert Rost Die Finanzen müssen stimmen! Nicht nur in der Kasse von Hans Eichel, sondern auch in der Kasse von ALTERNATIVEN, aus der auch die laufende politische Arbeit der Liberalsozialen in den GRÜNEN und der liberalsozialen AKTION DRITTER WEG A 3 W finanziert wird. Alle organisatorischen, redaktionellen, Layout- und Versandarbeiten werden weiter ehrenamtlich erledigt. Und unsere liberale Abo-Ordnung, dass jede/r selbst einschätzt, was sie/er im Rahmen der persönlichen Wirtschaftslage für unsere Arbeit zur Verfügung stellen kann, wollen wir auch weiter beibehalten. Wir übernehmen sie auch für die Beitragsordnung von A3 W. In den letzten Jahren konnte die Zahl der Abonnenten/Spender deutlich gesteigert werden. Wir hatten darüber in der letzten Nummer berichtet. Wer für 2003 noch nichts überwiesen hat oder noch nicht bestellt hat, sei hiermit daran erinnert, dass das Jahr in Kürze zu Ende geht. Bitte überprüfen Sie auch, ob Sie für 2002 und frühere Jahre noch Rückstände haben. Unsere Kasse kann sie gut gebrauchen. Mit der Winternummer (Februar 2004) versenden wir individuelle Mahnungen. Das bereitet zusätzliche Verwaltungsarbeit, die wir gern auf null reduzieren möchten. Helfen Sie uns bitte dabei, indem Sie Ihr Konto ausgleichen. Ein Wort auch an langjährige Dauer-Interessenten: Da müssen wir, wie unser Finanzminister bei den Subventionen, kräftig streichen. Das Mindeste was wir von ihnen erwarten, ist eine Meldung, dass sie weiter interessiert sind. Vielleicht reicht es auch für ein Halb-Abo? Sonderkonto Georg Otto Nr. 25 00 42 303, Postbank Hannover BLZ: 250 100 30 AKTION Ölalarm in Ecuador Alarm-Aktion AKTION Ölalarm in Ecuador Sarayacu bitten die Welt um Hilfe Sieben Jahre kämpfen die indigenen Amazonasbewohner vom Volk der Sarayacu schon gegen das Eindringen von Ölkonzernen auf ihr traditionelles Stammesgebiet. Jetzt droht ein Militäreinsatz gegen die Ureinwohner. Bitte protestieren Sie beim Präsidenten von Ecuador unter Rettet den Regenwald e. V. http://www.regenwald.org Friedhofsweg 28 22337 Hamburg Mit besten Dank und freundlichen Grüßen Tel. 040 - 4103804 Reinhard Behrend Langfristig Denken Fax: 040 - 4500144 Wir Bewohner des Landes, das sich [email protected] land nennt, sitzen an einem reichlich gedeckwww.regenwald.ORG Seite 20 Für eine internationale Friedensregelung im Irak... ... setzen sich die Liberalsozialen in Bündnis 90/Die Grünen in einem Schreiben an den Parteivorstand ein. Beigelegt wird der Aufsatz Von der Diktatur Husseins unter die Diktatur des Dollars aus der gemeinsam mit A 3 W AKTION DRITTER WEG herausgegebenen Zeitschrift ALTERNATIVEN. Dort werden als Kriegsziele des US-Imperialismus genannt: 1. Herrschaft über den Irak/Nahost als geostrategische Schaltstelle zu den Kontinenten Afrika, Asien, Europa, - 2. Ausbau des US-Welt-Ölmonopols, - 3. Sicherung der Weltherrschaft des Dollars und Ausschaltung des Euros aus der NahostRegion als Verrechnungseinheit für Öl, - 4. Steigerung der Profite der Rüstungsindustrie. Der Blitzsieg der USA und Englands ist inzwischen in einen Partisanenkrieg mit vielen Toten, auch auf der Seite der Sieger, und mit steigenden Besatzungskosten übergegangen. An diesen möchte die Kriegskoalition gern andere Staaten auf Basis der alten UN-Resolution beteiligen, gegen die sie im März den Krieg begann, obwohl die UN-Waffenkontrolleure feststellten, dass es keine Massenvernichtungswaffen im Irak gibt. Sie wurden auch bis heute nicht vom CIA gefunden, obwohl dieser den letzten Winkel des Landes durchsuchen kann. Die USA wollten diesen Krieg um die vier Hauptkriegsziel zu erreichen. Inzwischen gesteht die US-Regierung ein, die Welt belogen zu haben und die englische Regierung ist darüber zeitweise ins Straucheln geraten. Rot-grün und andere Regierungen lehnten ein Beteiligung an diesem Krieg und auch an der Besetzung des Landes ab. Das wird von den Liberalsozialen unterstützt. Darüber hinaus sollte eine internationale Untersuchung dieses völkerrechtswidrigen Krieges klären, dass eine friedliche Lösung im Irak unter der Regie der Kriegsstaaten nicht möglich ist. Wenn überhaupt, so ist das Lei- den der Menschen im Irak nach der Diktatur Husseins und ihren zahlreichen Verbrechen und unter den Kriegsfolgen einer völlig zerbombten Infrastruktur nur unter UN-Leitung zu beenden. Nur sie, nicht die USA und England, die die Verantwortung für weitere tausende Tode und Verletzte dieses Krieges tragen, können die Demokratisierung und den Wiederaufbau gemeinsam mit den ethnischreligiösen Gruppen des Landes einleiten. Das geht auf Dauer nur durch Ablösung der anglo-amerikanischen Kriegs- und Besatzungs-Truppen durch Friedenskräfte der UN. Als Kriegsschuldige sind die USA und England zu Reparationen zu verpflichten und diesen die Kontrolle über das Irak-Öl zu ent- ziehen. Dieses sollte vorläufig durch die UN verwaltet und zum Nutzen der Befriedung der Region zur Nutzung vergeben werden. Es könnte der Kern eines künftigen Weltenergieund Rohstoffpools unter UN-Kontrolle werden, das künftig die Rohstoffe dieser Erde zum Nutzen aller Menschen der Erde verwaltet und zur Nutzung unter ökologischen, sozialen und friedenspolitischen Kriterien vergibt. Immer mehr Kriege in aller Welt wurden in den letzten Jahrzehnten um die Beherrschung und Aneignung der Weltrohstoffe und um die Kontrolle der Transportmittel (Pipelines) und Transportwege geführt. Zahlreiche indigene Völker werden abseits der Weltöffentlichkeit unter Duldung nationaler Regierungen durch die Politik transkontinentaler Rohstoffkonzerne ausgerottet und große Teile äußerst empfindlicher Ökosysteme oft für immer zer- stört. Einzelheiten dazu in ALTERNATIVEN Nr. 44, Globalisierung der Energiemärkte von Prof. Rolf Bertram und DRITTER WEG der Weltrohstoffordnung. Wer, wenn nicht die Grünen, hat die moralische Kraft die Weltöffentlichkeit für eine neue, den Frieden besser garantierende Weltrohstoff-Ordnung zu mobilisieren? Eine internationale Friedensregelung im Irak könnte dafür die Weichen stellen. Die Grünen könnten dadurch das Vertrauen der Friedensbewegung und zahlreicher friedensbewegten Menschen zurückerringen, das sie durch ihre Zustimmung zu den Kriegen um den Kosovo und um Afghanistan verloren, Ist nicht der Schulterschluss mit Friedenbewegung viel wichtiger als der Schulterschluss mit den für den Krieg Verantwor tlichen, um den sich rot-grün derzeit so sehr bemüht? Sollten diese Kräfte nicht vielmehr weltöffentlich isoliert werden? Wenn dies nicht geschieht, werden sie nur eingeladen weiter unter dem Deckmantel der Humanität, der Menschenrechte, des Kampfes gegen den Terrorismus oder der so oft beschworenen Freiheit (für wen?) ihre Kriege um die Weltherrschaft vorzubereiten und zu führen. Der Bundesvorstand der Grünen wird ersucht in Partei und Umfeld die Debatte über die ökonomischen Hintergründe der letzten Kriege, für eine Friedensregelung im Irak und Nahost und für ein neues Weltrohstoffrecht durch Veröffentlichung dieses Briefes in der Mitgliederzeitschrift Schrägstrich zu eröffnen. Liberalsoziale in BÜNDNIS/DIE GRÜNEN, 31079 Eberholzen, Gänseberg 11, alter [email protected] homepage:www.alternativen.biz Seite 21 Atompolitik Mit Deutschland als Komplize zu atomaren Minibomben Die Gefahr des Atomwaffeneinsatzes wird wieder größer Eine Analyse von Sebastian Pflugbeil In der Hochzeit des kalten Krieges waren die Atomwaffenarsenale so weit ausgebaut, daß auch die Militärs und Politiker kalte Füße bekamen. Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre hatte es in allen Teilen der Welt große Proteste der Bevölkerung dagegen gegeben. Militärs und Politiker begannen zu verstehen, daß sie mit ihrer eigenen Vernichtung spielten, daß ein Atomkrieg beginnen konnte, ohne daß das jemand ernstlich wollte. Es entstand eine gewisse Bereitschaft, durch internationale Verträge die schlimmsten Auswüchse der Atomrüstung ein wenig einzudämmen. Zum Beispiel gab es den ABM-Vertrag, der den Verzicht auf Abwehrsysteme gegen ballistische Raketen, gegen die Interkontinentalraketen beinhaltet. Der Besitz solcher Abwehrsysteme wäre gleichwertig mit einer scharfen Aufrüstung. Man wäre faktisch unangreifbar für den Gegner gewesen. Das fragwürdige, aber auf gewisse Art trotzdem funktionierende System der nuklearen Abschrekkung wäre zerbrochen. Der ABMVertrag war deshalb ein vernünftiger und ein wichtiger Schritt. Es gab auch einige Abrüstungsschritte in Richtung auf die Vernichtung von Atomwaffen. Allerdings bedeutete das in der Praxis meistens, daß man Atomwaffen, die ohnehin nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik waren, aus dem Verkehr gezogen hat. Das hat nicht weiter weh getan. Und das, was übrig war, reichte immer noch aus, um die ganze Erde mehrfach in Schutt und Asche zu legen. Wenn man von 25-facher Overkill-Kapazität auf 20-fache Overkill-Kapazität abrüstet, ist das noch kein relevanter Unterschied und nur von begrenztem Wert. Was in der letzten Zeit unter der Regierung von George W. Bush junior beunruhigt, ist, daß sie nicht nur versucht, internationale Verträge zu kündigen und sich zum Beispiel neben vielen anderen wichtigen internationalen Verträgen auch aus dem ABM-Vertrag verabschieden will, sondern daß sie auch ganz offen ankündigt, neue Atomwaffen entwickeln zu wollen. Das ist ein Tabubruch und der ganzen Vorgeschichte nach unanständig. Kein anderer Staat hat so etwas in solcher Direktheit verkündet. Auch deutliche Kritik hält die Regierung Bush junior offenbar nicht auf. Wer die Atomwaffen-Literatur verfolgt, kann deutlich sehen, daß bestimmte Themen nicht mehr zu recherchieren sind, sie sind gesperrt. Bestimmte Bereiche auf der Homepage des Departement of Energy der USA, unter dem diese Atomwaffenentwicklung läuft, sind seit Seite 22 einigen Monaten nicht mehr zugänglich. Das ist ein Hinweis darauf, daß man jetzt zur Sache kommen will und geheime Kommandosachen weiterbetreibt. Das finde ich sehr beunruhigend im Zusammenhang mit dem, was nun im Irak geschehen ist, im Kontext von Bushs Präventivkriegsdoktrin und der offenen Androhung des Einsatzes von Atomwaffen sowie im Kontext der Äußerungen von Bush junior über die sogenannten Schurkenstaaten. Das ist eine sehr unglückliche Entwicklung. Sie provoziert, daß man außerhalb der USA, in den Schwellenländern und in den Ländern, die bereits ebenfalls angefangen haben, mit Atomwaffen zu spielen, versucht nachzuziehen oder zumindest den Eindruck zu erwecken, daß man Atomwaffen hat, um einen gewissen Schutz vor leichtfertigen Angriffen von Außen zu haben. Das ist sehr gefährlich. Die militärische Macht der USA ist ungeheuer groß. Sie bringt in wesentlichen Punkten aber keine Sicherheit für die USA und provoziert Angriffe einer besonderen Art, gegen die sie überhaupt nichts ausrichten können. Man könnte in die Vereinigten Staaten Atomwaffen hineinschmuggeln, in handlichen Kalibern, die transportabel sind. Dagegen können sich die Vereinigten Staaten nicht wehren. Solche Waffen kann man natürlich nicht im Flugzeug transportieren und durch die Zollkontrolle bringen, aber die Grenzen sind ja weit. Damit müssen sie rechnen. Die Vorstellung, daß man durch den Besitz von Atomwaffen den Einsatz von Atomwaffen im eigenen Land verhindern kann, ist naiv. Dann kann man höchstens noch zurückschlagen, wenn man dazu noch in der Lage ist und weiß, wer angegriffen hat. Ein Schutz vor Atomwaffen ist das aber gerade nicht. Atomwaffen sind niemals Verteidigungswaffen. Sie sind immer aggressiv. Wenn man Atomwaffen besitzt, bedeutet das außerdem, daß die Gegend, in der diese Waffen stationiert sind, eine zusätzliche Anziehungskraft für Attacken von Außen darstellt. Jeder Angreifer wird als erstes versuchen, die Atomwaffenstandorte des Gegners auszuschalten. Der eigene Raketenstandort ist also eine doppelte und dreifache Gefahr auch für die eigene Sicherheit. Militärisch ist der Besitz und der Einsatz von Atomwaffen deshalb völliger Unsinn. Das ist auch ein Grund dafür, daß sie nach dem Abwurf auf Hiroshima und Nagasaki nicht mehr eingesetzt wurden. Aber man kann und muß mit der Dummheit der Menschen rechnen, insbesondere mit der Dummheit hochrangiger Militärs und Präsidenten. Die Drohung mit Atomwaffen ist vor allem aus folgendem Grund überaus leichtsinnig: Gegen Terrorangriffe auf kerntechnische Anlagen gibt es bisher nur hilflose Phantasien. Ein Atomkraftwerk, eine Wiederaufarbeitungsanlage, ein Lager für hochradioaktive Abfälle kann von Terroristen mit leicht zu beschaffenden Hilfsmitteln zu einer schrecklichen Atomwaffe gemacht werden. Die Drohung mit Atomwaffen ist nicht nur menschenverachtend und völkerrechtswidrig, sie ist auf eine abenteuerliche Weise dumm. Mit dem Gerede von der Achse des Bösen ist der fatale Eindruck entstanden, Saddam Hussein angreifen zu können, weil er offensichtlich keine Atomwaffen besitzt, obwohl Behauptungen über ein Atomwaffenprogramm Husseins ein offizieller Grund für den Krieg waren. Mit Nordkorea aber gehen die USA ganz anders um, unter anderem mit der Fußnote, daß Nordkorea ja Atomwaffen besitzt. Diese Logik kann dazu führen, daß auch Staaten, die im Prinzip in der Lage sind, so etwas zu bauen, Atomkraftwerke zu haben und an das Material heranzukommen, die Fachleute haben, die kerntechnisches Know-how haben, daß die sich sagen: Bevor wir uns so wie Saddam Hussein durch die Wüste jagen lassen, bauen wir uns ein paar Atomwaffen und schließen damit so einen Blitzkrieg wie gegen den Irak aus. Das Interesse von Entwicklungsländern oder Schwellenländern an Atomtechnologie, an friedlicher Atomtechnologie, an Kernkraftwerken, ist bisher ausnahmslos militärisch motiviert gewesen. Diese Länder hatten alle keine Infrastruktur, keine industrielle Struktur, die den Einsatz solcher punktuellen Energiegiganten, wie das Kernkraftwerke sind, energiepolitisch sinnvoll gemacht hätten. Aus der lokalen politischen Szenerie dieser Staaten geht klar hervor, daß hinter dem Verlangen nach Atomenergie in der Regel Hahnenkämpfe mit den regionalen Nachbarstaaten standen. Man wollte die Atomwaffe haben (wie die Großen) und fand das auch aus Prestigegründen angemessen (wie die Großen). Es ist bekannt, daß viele Fachleute aus Deutschland, die an Hitlers Atombombe gearbeitet haben, mehr oder weniger freiwillig nicht nur in die USA oder in die UdSSR gebracht wurden, sondern auch in derartige Schwellenländer gewandert sind und dort weitergebastelt haben. Argentinien, Brasilien, Südafrika, Israel, Pakistan, Indien und Nordkorea sind typische Beispiele dafür, wie das Militärische den Vorrang hatte gegenüber der Stromversorgung. Es gibt keine Trennung zwischen friedlicher und militärischer Nutzung der Kernenergie. Aus mehreren Gründen ist die Trennung zwischen friedlicher und militärischer Nutzung der Kernenergie eine Augenwischerei. Das fängt an beim Uranabbau. Uranabbau ist eine extrem giftige und gefährliche Angelegenheit, selbst wenn man es gut meint und das sehr sorgfältig betreibt. Die Erfahrung hat gezeigt, daß man es eben nicht gut meint und auch nicht sorgfältig betreibt, sondern der Abbau unter rücksichtsloser Umweltzerstörung stattfindet, vor allem auch unter ganz rücksichtslosem Umgang mit den Bergleuten und mit der örtlichen Bevölkerung. Das ist in Deutschland so geschehen in der Uranprovinz, in der Wismut-Region in Sachsen und Thüringen. Das ist auch in den großen Uran-abbaugebieten in den Vereinigten Staaten, in Australien und in Afrika so gewesen. Eigenartigerweise sind das häufig heilige Orte für die eingeborene Bevölkerung. Dort wurde die eingeborene Bevölkerung auch schwer durch die Umweltschäden des Uranbergbaus geschädigt, ganz abgesehen von der Zerstörung der Kultur in diesen Regionen. Der Uranabbau für Kernkraftwerke wie für Atombomben ist militant und menschenverachtend. In Deutschland, in der DDR, in der Wismut-Region in Sachsen und Thüringen, ist zuerst das Uran für die russische Atombombe abgebaut worden. Und erst lange danach hat man angefangen, das Uran auch für die Kernkraftwerke abzubauen. Das ist ein gutes Beispiel dafür, daß friedlich und militärisch nicht auseinanderzuhalten ist. Es fängt an bei den Stacheldrähten um die Uranbergbauregion. Man kann das im Umgang mit den im Bergbau arbeitenden Leuten verfolgen. Bei der Wismut ging es am Anfang ähnlich zu wie in einem Konzentrationslager unter russischer Militärherrschaft. Es wurde schnell geschossen und es sind viele Leute durch gefährliche Arbeitsbedingungen umgekommen. Das war praktisch ein Kriegszustand. Ein Kernkraftwerk ist aber auch deshalb niemals friedlich, weil diese Technologie so gefährlich ist. Wenn ein schwerer Kernkraftwerksunfall geschieht, hat man einen Kriegs- zustand im eigenen Land. Kein Staat der Welt, weder die Russen, noch irgendein westlicher Staat ist mit seiner Infrastruktur in der Lage, die Folgen aufzufangen, die Schäden auch nur annähernd in Grenzen zu halten. Man spielt in einer ganz unangemessenen Weise mit Der nuklearer Bunker Buster B- 61-11 ist eine Wasserstoffbombe und eine sogenannte Mini-Nuke. Sie hat bei einem Eigengewicht von fast 540 kg eine variable Sprengkraft von 300 Tonnen bis 340 Kilotonnen. Bunker in 30m Tiefe können durch die Druckwelle zerstört werden. dem Feuer, mit Gesundheit und Eigentum der Bürger des eigenen Landes. Die Gefahr wird noch potenziert, wenn tatsächlich ein Krieg ausbricht. Es reicht ein konventioneller Krieg, ein paar intelligente Panzerfäuste, panzerbrechende Waffen, um ein laufendes Kernkraftwerk zu einer sehr reichlich dimensionierten Atombombe umzufunktionieren. Wenn jemand mit einer Panzerfaust dort hineingeht und weiß, wie das Kraftwerk gebaut ist es gibt genug Leute, die das wissen, und genug Papiere, die das genau beschreiben , dann läßt sich mit ein paar Handgriffen eine Katastrophe auslösen. So kann auch ein militärischer Schlag geführt werden, der noch gefährlicher und bösartiger ist als eine Atombombe. Ein konventioneller Angriff auf ein Atomkraftwerk in einem Atomwaffenstaat könnte sehr wohl den Atomwaffeneinsatz auslösen das Umgekehrte gilt aber gleichermaßen. Auch das führt die Trennung zwischen friedlich und militärisch ad ab- surdum. In der Plutoniumwirtschaft (Schneller Brüter, Wiederaufarbeitungsanlagen, Atombomben) ist die Verflechung von friedlich und militärisch noch enger. Denn die Technologie der Wiederaufarbeitung, das Heraustrennen von Plutonium aus a b g e b r a n n t e n Kernkraftwerksbrennstäben, ist genau die Marschroute, um spaltbares Material für Atomwaffen zu bekommen. Die sowjetische Regierung hatte deshalb sehr darauf geachtet und verhindert, daß kein anderer Ostblockstaat in den Besitz von Wiederaufbereitungsanlagen kam oder aus eigener Kraft welche aufbaute. Die DDR wollte so eine Wiederaufarbeitung selbst durchführen, auch das hat die Sowjetunion verhindert. Sie wollten nicht, daß die DDR waffenfähiges Material herstellen kann, ohne daß das von Außen zu merken ist. Wenn man die Orte sucht, an denen die Wiederaufarbeitungsanlagen stehen, dann findet man sie in militärischer Nutzung, gleichgültig ob man nach Frankreich schaut, zu den Vereinigten Staaten, nach England oder nach China. Die Bundesrepublik hat dank wacher Bürger keine Wiederaufarbeitungsanlage. Wir schaffen unser Zeug aber nach Frankreich, nach La Hague oder nach Sellafield in Großbritannien. Deutschland trägt damit die Überlappung von friedlichen mit militärischen Zwecken ganz offensichtlich mit. Ich wiederhole: Die Trennungsmöglichkeit oder die Unterscheidbarkeit von friedlicher oder militärischer Atomenergienutzung ist eine Farce. Atomkraft ist immer militärisch, immer menschenverachtend, sie bezweckt oder riskiert zumindest Leichenberge. Die Bundesregierung hat kürzlich einen Forschungsreaktor in Garching in der Nähe von München genehmigt. Dieser Forschungsreaktor läuft mit hochangereichertem Uran. Was steckt dahinter? Unter der Regierung des US-Präsidenten Jimmy Carter ist man darauf aufmerksam geworden, daß in vielen Forschungsreaktoren weltweit Uran verwendet wird, das so hoch mit dem Isotop Uran-235 angereichert ist, daß man diesen Brennstoff ohne viel Schwierigkeiten auch zu Bomben verarbeiten kann. Das war im Kontext der Non-Proliferation, des Versuchs, die Weiterverbreitung von Atomwaffen nach Möglichkeit zu begrenzen, eine Hinter- Seite 23 tür, die man schließen wollte. Die Regierung Carter hat ziemlichen Druck ausgeübt, damit das Design der Foschungsreaktoren weltweit dahingehend verändert wird, daß man eben nicht mehr hochangereichertes Uran nimmt, sondern niedriger angereichertes, das dieses Risiko nicht birgt. Das ist in Deutschland und auch in allen anderen Ländern umgesetzt worden. Der Garchinger Forschungsreaktor ist unter diesem Aspekt ein großer Rückschlag. Denn nun setzt man wieder hoch angereichertes Uran ein, was aus technischen Gründen nicht notwendig wäre. Es gibt keinen technischen Grund, der das rechtfertigen könnte. Aber man macht es trotzdem. Die Befristung des Einsatzes von hochangereichertem Uran auf zwei Jahre, um dann erst zu weniger angereichertem Uran überzugehen, ist auch technisch gesehen eine überflüssige Schwierigkeit. Wenn man es in zwei Jahren vernünftig machen kann, kann man es auch gleich tun. Es ist unverständlich, die Motivation der Leute in Garching ist für mich nicht nachvollziehbar und die der Bundesregierung, die das genehmigt, schon gar nicht.. Die Bundesregierung schreibt den Atomausstieg auf ihre Fahnen und will atomkritisch sein, läßt aber jetzt waffenfähiges Material zu einem Zeitpunkt ins Spiel bringen, an dem eine klare Position zum Umgang mit waffenfähigem Uran selbstverständlich sein sollte. Wir müssen sicher nicht lange warten, bis andere Staaten für sich das gleiche Recht beanspruchen wie Deutschland. Kernbrennstoffhaltige Kügelchen wie in der Elbmarsch und in Hanau könnten der Herstellung von Mini-Atombomben dienen. Die Atomforschung in Deutschland ist auch an anderer Stelle seltsam. In der Elbmarsch, in Sichtweite des Kernforschungszentrums GKSS und außerhalb des Zauns der früheren Nuklearanlagen in Hanau gibt es in Wohngebieten kernbrennstoffhaltige Partikel. Die gehören da nicht hin und unabhängige Experten haben lange gesucht, wo sie herkommen könnten. Diese kugelförmigen Partikel haben, wenn man sie unter dem Elektronenmikroskop ansieht und kernphysikalisch und kernchemisch analysiert, eine Struktur, einen Aufbau, aus dem man mit Sicherheit schließen kann, daß sie aus dem Bereich der Kerntechnik stammen. Es gibt umfangreiche Literatur über solche Kügelchen. Die Standardbezeichnung ist PAC, eine Abkürzung von Plutonium, Americium, Curium. Das sind hochtoxische Transurane, die nur kerntechnisch hergestellt werden können. Sie kommen inder Natur nicht vor. Es ist bekannt, daß solche Kügelchen für zwei Hauptlinien der kerntechnischen Entwicklung eingesetzt werden. Die eine Linie ist die Veränderung der Forschungsreaktoren von der Verwendung hoch angereicherten Urans auf andere Brennstoffkombinationen, die nicht mi- Seite 24 litärisch nutzbar sind. Man hat Experimente gemacht, verschiedene Brennstoffkombinationen ausprobiert. Die zweite Linie, in der Literatur wird sie oft mit Fusionsforschung überschrieben, beschäftigt sich mit einem speziellen experimentellen Vorgehen, bei dem man Eigenschaften der Kernfusion und Eigenschaften der Kernspaltung zusammen auszunutzen versucht. Entweder macht man zuerst eine Spaltung und mit der Spaltenergie startet man dann eine Fusion, oder man macht erst eine Fusion und dann eine Kernspaltung. Auf diese Weise kann man auch winzige Mengen von minderwertigem Spaltstoff veredeln das heißt zu einem Spaltstoff machen, der bessere Spalteigenschaften hat. Aber das geschieht weniger, um Kraftwerke zu bauen, sondern man macht das, um Waffen zu entwickeln. In den Vereinigten Staaten gab es eine Menge von relativ frei zugänglicher Literatur, die sich damit beschäftigt hat. Seit ungefähr einem halben Jahr ist der Zugang zu solchen Quellen gesperrt. Man kann sie nicht mehr im Internet finden. Dort war zuvor die Janusköpfigkeit dieser Technologie, die mit solchen kleinen Kügelchen arbeitet, recht klar beschrieben,: Im Prinzip lasse sich schon mal daran denken, später Kraftwerke zu bauen, aber der Hauptakzent ist, mit Hilfe dieser Technik neue Atomwaffen zu entwickeln. Und genau das geschieht heute in den Vereinigten Staaten. Der Verdacht besteht, daß auch in Deutschland in dieser Richtung gearbeitet worden ist und daß an zwei Stellen, in der Elbmarsch und in Hanau, den Experimentatoren bei vergleichbaren Experimenten die Anlagen um die Ohren geflogen sind, immerhin so weit, daß etliche Quadratkilometer der Umgebung mit diesen Kügelchen verseucht sind. Davon will natürlich heute niemand etwas wissen. Die ersten Schritte zur Entwicklung von Atomwaffen sind in Deutschland in der Nazizeit gemacht worden. Es gibt ziemlich starke Indizien dafür, daß die Nazis Atomwaffentests in Deutschland gemacht haben und kurz vor Kriegsende im Besitz von Atomwaffen waren. Die selben Leute, die daran gearbeitet hatten, insbesondere eine Gruppe um Professor Diebner* vom Heereswaffenamt, haben sich nach dem Krieg in Norddeutschland gesammelt. Es gab also auch personelle Verbindungen, die diese militärische Hypothese plausibel machen. Es gibt noch ein weiteres Indiz, das in diese Richtung weist: Im April 1957 entstand auf Initiative von Carl Friedrich von Weizsäcker die Göttinger Erklärung, mit der eine Reihe bekannter Kernphysiker öffentlich bekannte, daß sie sich in keinem Falle an der Entwicklung einer deutschen Atomwaffe beteiligen wollten. Das war die Zeit, als Franz Josef Strauß Atomminister war und als von deutschen Politikern relativ unverblümt gefordert wurde, daß Deutschland wieder gesund genug sei, um sich eine Atombewaffnung leisten zu können. In dieser Situation hatte die Göttinger Erklärung viel Staub aufgewirbelt. Interessant ist dabei, daß die Kernphysiker, die nach Kriegsende in Norddeutschland ihre Arbeit fortgesetzt haben, diese Erklärung nicht mitunterschrieben. Es gibt etliche bemerkenswerte Publikationen aus Norddeutschland mit unverfänglichen Überschriften aus dem Bereich der Fusionsforschung. Bei genauerem Hinsehen findet man heraus, daß es darin mehr um Sprengstärken geht, um Parameter, die eher für Atomwaffen interessant sind als für Kraftwerke. Darauf war auch die Staatssicherheitsbehörde der DDR aufmerksam geworden. Alle Behörden, die damit von Amts wegen zu tun haben oder hatten, streiten das heute einfach ab. Sie streiten ab, daß es diese Kügelchen überhaupt gibt, geschweige denn, daß sie zugestehen oder klar auf den Tisch legen, welche Art Experimente mit welchem Ziel und mit welcher Finanzierung von welchen Leuten gemacht worden sind. Das alles sind Informationen, die im handumdrehen von den Behörden zu beschaffen sein müßten. Statt dessen blocken sie ab und versuchen, diejenigen Wissenschaftler, die die Herkunft des Kernbrennstoffs aufdecken wollen, zu verunglimpfen. Normalerweise ist es so, daß man zum Bau einer Atombombe eine bestimmte Mindestmenge an Spaltmaterial, eine kritische Masse benötigt. Sie liegt bei Uran um 10 bis 20 Kilogramm, bei Plutonium ist die notwen- dige Menge geringer, aber immer noch in der Größenordnung von etlichen Kilogramm (die genauen Daten hängen vom Design der Bombe ab). Mit weniger geht nichts. So kann man es in der Schule lernen. Erst wenn man diese Menge hat, entstehen genug spontane Neutronen, die eine Kettenreaktionen in Gang setzen können. Die Bombe ist laut Schulbuchwissen so konstruiert, daß sie zunächst aus zwei Stücken unterhalb der kritischen Masse besteht. Werden diese Stücke schnell zusammengebracht etwa mit Hilfe eines konventionellen Sprengsatzes dann entsteht schlagartig diese kritische Masse, und die Kettenreaktion bricht los. Diebner aber hatte noch vor Kriegsende mit seiner Gruppe mit Hilfe eines Tricks zu erreichen versucht, mit einer deutlich geringeren Masse auszukommen. Dazu wurde eine ganze Reihe von Versuchen durchgeführt, die stets darauf hinauslaufen, daß versucht wird, ein kleineres Stückchen Kernbrennstoff unter so hohen Druck zu setzen, daß dadurch der Abstand der Atome in der normalen Struktur verringert wird. Dann reicht eine geringere Menge Spaltstoff aus, um die Kettenreaktion auszulösen. Genau das findet auch mit den Kügelchen statt. Man kann die Kügelchen zum Beispiel durch Laserbeschuß schlagartig einem Temperaturschock aussetzen, der im Inneren der Kügelchen eine Druckwelle auslöst. Der Spaltstoff im Inneren des Kügelchens wird schlagartig unter einen so hohen Druck gesetzt, daß Kernreaktionen in Gang kommen, die dem einfachen Schulwissen zufolge normalerweise nicht vorstellbar sind. Die Verwandtschaft der Denkweise von Diebner im Dritten Reich und der Einsatz der Kügelchen im Vierten Reich ist offensichtlich. Mit dieser Art Technologie entwickeln nun die USAmerikaner ihre MiniAtomwaffen, also das, was Bush junior ganz offen angekündigt hat: Mini-Nukes. Dabei gibt es sehr unerfreuliche Querverbindungen. Deutsche Firmen entwikkeln zum Beispiel im Zusammenhang mit diesen P r o j e k t e n Hochleistungslaser, die von ihrer Konfiguration her eindeutig militärische Zwecke haben. Deutschland beteiligt sich also direkt an der amerikanischen Atomwaffenentwicklung. Der Atomwaffenbau ist in Deutschland schon seit mehr als 10 Jahren wieder erlaubt. Die Gesetzeslage in Deutschland ist insofern überraschend und erschreckend, als 1990 das Kriegswaffenkontrollgesetz* * dahingehend geändert worden ist, daß es in Deutschland nun erlaubt ist, Atomwaffen zu bauen. Das ist in der Bevölkerung und im Bundestag kaum jemandem bewußt. Mit einer Formulierung, die sich leicht überlesen läßt, weil man der Überzeugung ist, daß für Deutschland der Bau, die Entwicklung, der Einsatz von Massenvernichtungswaffen, von ABC-Waffen, also von Atom-, biologischen und chemischen Waffen nach dem Zweiten Weltkrieg aus guten Gründen strikt verboten worden ist, ist 1990 nach der Wiedervereinigung das Gesetz dahingehend geändert worden, daß man den Atomparagraphen extra behandelte. Dieser hat nun einen Vorsatz, den Paragraphen 16, der sinngemäß aussagt, daß es zwar für Deutschland weiter verboten ist, Atomwaffen zu bauen, daß dieses Verbot aber nur für Atomwaffen gilt, die nicht der Verfügungsgewalt eines NatoStaates unterstehen. Das bedeutet also, der Bau von chinesischen Atomwaffen ist in Deutschland zwar weiter verboten, aber der Bau von deutschen Atomwaffen oder die Zusammenarbeit mit den Amerikanern in der Entwicklung von Atomwaffen ist eben nicht mehr verboten. Das ist eine alarmierende Angelegenheit. So findet eine deutsche nukleare Teilhabe statt, und eine größere Anzahl von deutschen Wissenschaftlern und deutschen Industriellen stehen im In- und Ausland mit beiden Beinen und ganz legal in der Atomwaffenentwicklung. Vermutlich ist mit der nuklearen Teilhabe im Rahmen der Nato auch abgedeckt, daß in Deutschland immer noch US-amerikanische Atomwaffen stationiert sind, daß sie von deutschen Soldaten gewartet werden und im Ernstfall auf Befehl des amerikanischen Präsidenten von deutschen Piloten mit deutschen Flugzeugen ins Ziel gebracht werden. Bomben einsetzt, muß man nicht damit rechnen, daß sofort die Interkontinentalraketen von der anderen Seite starten. Man kann unterhalb der Schwelle dieses atomaren Schlagabtauschs, den man bisher befürchtet hat, mit diesen kleinen Kalibern wildern. Das ist eine ernstzunehmende Gefahr. Der zweite Punkt, der sie besonders gefährlich macht, ist das kleine Kaliber, das geringe Gewicht. Bei den normalen Atomwaffen besteht das Problem, daß das ziemlich klobige Maschinen sind. Man kann in einem Bombenflugzeug nicht beliebig viele Atomwaffen konventioneller Art transportieren, weil sie einfach zu schwer sind. Aber diese Mini-Atombomben kann man praktisch in unübersehbarer Stückzahl in Bewegung setzen. Die Staatssicherheitsbehörde der DDR schrieb von Karabiner-Geschoßgröße oder Maschinengewehr-Geschossen, von Granaten. Theoretisch lassen sich damit Flächenbombardements veranstalten. Man kann sie im Weltraum stationieren und zum Beispiel zur Satellitenbekämpfung einsetzen, sie dort oben kreisen lassen und dann mit Fernzündung starten. Das würde mit großen Atomwaffen nicht so gut gehen. Mini-Atombomben gestatten Einsatzmöglichkeiten vielfältigster Art, die mit der Kleinkalibrigkeit verbunden sind und die sehr schreckliche Auswirkungen haben würden. Die gegenwärtige Situation zwingt uns, das Wissen über Atomwaffen nachdrücklich in Erinnerung zu rufen und an die jüngere Generation weiterzugeben. Es ist sehr bedauerlich, daß man in dem bisher vorliegenden Entwurf der Europäischen Verfassung den Verzicht Europas auf Atomwaffen vergeblich sucht. aus Strahlentelex 394-395 vom 5. Juni 2003 www.strahlentelex.de Anmerkungen * Dr. Karl Diebner, geboren 1905, war Leiter der kernphysikalischen Untersuchungen, die vom Heereswaffenamt zum Bau der deutschen Atombombe durchgeführt wurden. Er koordinierte den Uranverein und wurde 1939 zum kommissarischen Leiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik in Berlin ernannt. 1941 wurde er von dort durch Werner Heisenberg verdrängt und arbeitete weiter beim HWA in Berlin-Gatow. Bis zum Zusammenbruch des Dritten Reiches arbeiteten mehrere Gruppen ziemlich unabhängig voneinander und streng geheim an der Atombombe. Diebners wissenschaftliche Leistung wird heute eher unterschätzt. Anfang Mai 1945 Festnahme durch die Alliierten Truppen in Bayern und Internierung in England. 1955/56 zusammen mit Bagge Aufbau des norddeutschen Kernforschungszentrums GKSS, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender. Gestorben 1964. ** Gesetz über die Kontrolle von Kriegswaffen, BGBl. I S.2506 von 1990, §16 Nukleare Aufgaben im Nordatlantischen Bündnis: Die Vorschriften dieses Abschnitts und die Strafvorschriften der §§19 und 21 gelten, um Vorbereitung und Durchführung der nuklearen Mitwirkung im Rahmen des Nordatlantikvertrages vom 4. April 1949 oder für einen Mitgliedstaat zu gewährleisten, nur für Atomwaffen, die nicht der Verfügungsgewalt von Mitgliedstaaten dieses Vertrages unterstehen oder die nicht im Auftrag solcher Staaten entwickelt oder hergestellt werden. Wenn man die Wirkung einer Megatonnenbombe vergleicht mit der Wirkung einer MiniAtombombe, dann macht natürlich die Megatonnenbombe mehr Lärm und mehr Ärger. Die Mini-Bomben sind aber gerade deshalb so gefährlich, weil sie so klein sind und sehr wahrscheinlich bedenkenloser eingesetzt werden als ihre großen Schwestern. Wenn man so kleine Zu den Abbildungen: S. 24: Brennelement des FRM II mit 8,4Kg waffen-fähigem, hoch dichtem, sehr hoch angereichterem Uran S. 25: Forschungsreaktor München FRM II in Garching: Im Reaktor des FRM-II kommen neu entwickelte Uransilizid-Aluminium-Dispersionsbrennstoffe zum Einsatz, durch deren im Vergleich zu Uranoxid-Brennelementen höhere Dichte bei gleichem Anreicherungsgrad die gewünschte Erhöhung der Neutronflussdichte erzielt wird. Problematisch ist jedoch, dass man sich damit nicht begnügt hat, sondern eine weitere Erhöhung der Neutronenflussdichte durch den sehr hohen Anreicherungsgrad von 93% Uran 235 durchgesetzt hat, obwohl wegen der Gefahr der Prolifera-tion international nur 20-40% Anreicherung üblich sind. Damit wurde ein Präzedenzfall geschaffen. Seite 25 Eden mehr als nur Reform Siedlung Der Bericht von Thorsten Ludwig über die Reform-Siedlung Eden nennt zwar die im Logo von Eden symbolisierten drei Ziele: Lebensreform, Bodenreform und Wirtschaftsreform, befasst sich aber vorwiegend mit den lebensreformerischen Zielen. Daher hier einige Ergänzungen. So stammt die bodenreformerische Grundlegung der Siedlung von dem Berliner Arzt und späteren Soziologie-Professor Franz Oppenheimer, dessen Vorschläge vier Jahre nach der Gründung Edens vom 1. Kongress der Zionisten, 1897 in Basel, Grundlage der zionistischen Siedlungsbewegung in Palästina wurden und ebenfalls schon vor dem 1. Weltkrieg umgesetzt und später auf ganz Israel ausgedehnt wurden. Boden darf kein Ausbeutungs-, Spekulations- und Herrschaftsinstrument sein. Er muss allen gehören und darf zur Nutzung nur an Private , Genossenschaften oder Kollektivwirtschaften (Kibuz) ausgegeben werden. Oppenheimer hat später den antikapitalistischen Charakter von Eden hervorgehoben: Es begann inmitten der kapitalistischen Wüste eine Oase aufzublühen. mitgeteilt in Werner Onkens Schrift Modellversuche mit sozialpflichtigem Boden und Geld. Bereits vor dem 1. Weltkrieg hielt die Geldreform Silvio Gesells in Eden, vor allem durch den Landarzt Friedrich Landmann, Einzug, der auch an der Entwicklung der Eden Butter, eines ernährungspolitisch wichtigen und preiswerten Grundnahrungsmittels, beteiligt war. Auch der Brotreformer Simon transportierte Gesells Ideen nach Eden. Gesell selbst siedelte nach Mitte der 20er Jahre nach Eden, starb dort 1931 an einer Lungenentzündung. Sein Grab wurde kleiner Wallfahrtsort seiner Anhänger, auch aus Westdeutschland während der DDR-Zeit. Ausdruck der dreifachen Ziele Edens wurde der Welt-Vegetarierkongress (1928 ?), auf dem die freiwirtschaftlichen Ziele der Boden- und Geldreform nach Gesell von Werner Zimmermann (Schweiz) und Prof. Johannes Ude (Österreich) als Hauptredner vertreten wurden. Die Bedeutung Edens als Keimzelle einer künftigen harmonischen Gesellschaftsordnung rief Alt-Bischof D. Kurt Scharf, Berlin, beim Kirchentag Düsseldorf, 1985, in einer Predigt und in den Dokumenten zum Kirchentag den Besuchern ins Bewusstsein: Die Siedlung Eden war der Versuch, in einem Modell zeichenhaft wirtschaftlicher und politischer Abhängigkeit des Menschen von anonymen oder auch zu benennenden Mächten und Personen entgegenzuwirken. Eden war in einer Zeit der Not und des Umbruchs gegründet worden von Anhängern der Bodenreform Adolf Damaschkes und von Silvio Gesell, dem Finanztheoretiker des Freilandes und Freigeldes ..., aber auch von bibelgläubigen Juden und Christen, die die Anweisungen des mosaischen Gesetzes in unserer Gegenwart und in unserem Landes verwirklichen wollten. Die Thesen der Bodenreform und des Freilandes richteten sich gegen die Bodenspekulation, gegen die unverdienten Gewinne von Besitzern günstig gelegener Grundstücke und die Verarmung breiter, vom Grundbesitz ausgeschlossener Bevölkerungsgruppen; die Thesen des Freigeldes von Silvio Gesell gegen den Kreditkapitalismus. In der Wirtschaftskrise nach dem 1. Weltkrieg wurden die Thesen beider in den Parteien und an den Universitäten leidenschaftlich diskutiert. Wir jungen Studenten, gerade auch wir Theologiestudenten, drängten auf ihre Verwirklichung. (Der vollständige Text von Bischof Scharf befindet sich in der Schrift W. Onkens, Modellversuche mit sozialpflichtigem Geld) r-evolution friedlich, mitmenschlich, gerecht, nachhaltig, selbstbestimmt r-evolution ist die Zeitschrift der INWO (Internationale Vereinigung für natürliche Wirtschaftsordnung) von Deutschland, der Schweiz und Österreich. Die deutsche Gruppe der INWO, die Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung, ist inzwischen die größte freiwirtschaftliche Organisation in Deutschland und vertritt das gleiche Anliegen wie die ALTERNATIVEN. Der Name r-evolution ergibt sich aus einer alten schweizerischen Tradition, denn 40 Jahre lang hieß die Zeitung der dortigen Freiwirtschaftsbewegung evolution. Hieran knüpft die r-evolution an. Ein evolutionärer, sprich allmählicher und friedlicher Wandel des wirtschaftlichen und sozialen Systems fängt mit einer Revolution im Herzen und im Geiste der Menschen an mit der bewußten Entscheidung, aktiv zu werden für eine gerechtere, freiheitliche und nachhaltige Zukunft durch eine Änderung des Geldsystems und der Bodenordnung. Seite 26 Viele Autoren und auch Autorinnen schreiben für diese Zeitschrift: Helmut Creutz, Adolf Paster, Josef Hüwe, Walter Meier-Solfrian, Marco Lustenberger, Beate Bockting, Alwine Schreiber-Martens, Wera Wendnagel und Norbert Rost, um nur einige aufzuzählen. Schwerpunktthemen der letzten Nummern der Zeitschrift waren z. B. : Gefangen im Schuldenpfuhl, Die USA gestern, heute und morgen? sowie Umweltprobleme und Sozialsysteme. Neugierig geworden? Auf Wunsch erhalten Sie kostenlos zwei Probehefte bei: r-evolution / INWO Versand Deutschland, Sambach 180, 96178 Pommersfelden, Telefon: 09502-921366, Fax: 01212 512 597 140, Email: [email protected] Wir würden uns freuen, wenn Sie die revolution abonnieren. Sie erscheint 6 mal im Jahr, Jahresabo 25 Euro frei Haus. Wera Wendnagel James Bruges Buchecke Das kleine Buch der Erde. Wohin gehen wir? Aus dem Englischen von Gisela Kretschmar München: Riemann Verlag, 1. A., 2002, 287 Seiten, ISBN 3-570- 50030-6. Das kleine Buch der Erde hat gerade einmal schon jetzt auf seine Weise: Ein Kapitel über Postkartenformat, zählt aber inhaltlich zu den Wörgl - Geld, das zu horten sich nicht lohnt ganz großen Büchern und ist uneingeschränkt (S. 106-108), Hinweise auf die Web-Seiten der zu empfehlen als Vademecum auf dem Wege inwo und von geldre-form.net, Werner Onkens zu neu-en Denkansätzen in Ökologie und Beitrag über Freigeldexperimente in dieser Ökonomie. Auf jeweils 3 - 7 Seiten wird in Zeitschrift (ZfSÖ 58/59, Mai 1983, S. 3-20), Abschnitten ein stichwortartig benannter Zu- auf die Bücher von Creutz und Kennedy sosammenhang dargestellt und entwickelt wie z.B. wie von Lietaer finden sich über mehrere KaFreier Handel - Gewinner und Verlierer, Die pitel verteilt. Das Thema Wachstumszwang Schulden der Ersten Welt - aus der Sicht des wird in einem eigenen Abschnitt behandelt. Südens oder auch: Ein Binnenmarkt für Wie Wirtschaft, Umwelt, Globalisierung und Emissionsrechte - Für mehr Gerechtigkeit in Politik der transnationalen Unternehmen jedem Land. Mehrere Lite-raturtips sowie ggfs. funkti-onieren und sich auf Natur und soziale Fakten beschliessen die einzelnen Kapitel, mit Lage der Menschen auswirken, wird verdeuteiner Gesamtwiedergabe der Literatur am Ende licht. Der frühere Direktor der Bank von Engdes Buches, angereichert um Web-Adressen land, Lord Josiah Stamp, wird mit einer Äußevon Inititativen und Verei-nigungen. Die ist rung von 1937 zitiert: Das moderne Bankenideal für denjenigen, der nicht nur lesen, son- system erzeugt Geld aus dem Nichts. Dieser dern auch sich engagieren oder inhaltlich ver- Vorgang ist vielleicht der erstaunlichste Taschenspielertrick, der je erfunden wurde tiefen will. Ekkehard Lindner als langjähriger Vorsitzen- (S.85) und Michael Rowbotham kommt wie der der Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft folgt zu Wort: Zu sagen, das Finanzsystem 1950 e.V. brachte vor einigen Jahren in einem sei verrückt, ist eine Untertreibung. Die SituaMitgliederrundbrief die Hoffnung zum Aus- tion ist unbeschreiblich, und es ist unglaublich, druck, in einigen Jahrzehnten möge bei jeder dass keiner der Beteiligten genau hinsieht, was Diskussionsrunde zu einem gesellschaftlichen sie da tun, und einfach nur angesichts des Thema auch an die Einladung und Berücksich- Wahnsinns, der dem ganzen Prozess innetigung eines Vertreters der Freiwirtschafts- wohnt, in Gelächter ausbricht (S. 85). Bankschule gedacht werden. Bruges realisiert dies geschäfte ohne Zinsen (S. 224-227) und ein Bretton Woods des 21. Jahrhunderts (S. 230235) sind ebenfalls interessante Thematisierungen. Eine Hauptursache der Ungleichheit ist ein ökonomisches System, das Zinsen für Kredite berechnet. Das Geld fließt von den Armen, die Darlehn brauchen, zu den Reichen, die Teile ihres Vermögens verleihen können(S. 52). Das Leitprinzip für den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank ist dies: Was auch immer geschieht, was auch immer schief läuft, das Vermögen der westlichen Gläubiger muss geschützt und vermehrt werden(S. 123). Und für alle, die regionales Wirtschaften der ungehemmten Globalisierung vorziehen, eine mir zuvor unbekannte Äußerung von Keynes aus 1933: Ich sympathisiere mit denen, welche die Wirtschaftsverpflechtungen zwischen den Nationen auf ein Minimum beschränken wollen. Ideen, Wissen, Kunst, Gastfreundschaft, Reise - das sind Dinge, die ihrer Natur international sein sollten. Aber Waren sollten hausgemacht sein, wann immer dies vernünftigerweise möglich ist. Und vor allem das Geldwesen sollte vorzugsweise national sein (S. 134f). Der Riemann Reihe One Earth Spirit ist nach den Lietaer-Ausgaben wiederum ein echter Treffer gelungen. Glückwunsch! Jörg Gude Ein Vortrag von Helmut Creutz auf Knopfdruck? Um Freunden und Bekannten nicht umständlich und mehr oder weniger erfolgreich den Fehler in unserem Geldsystem und seine Auswirkungen erklären zu müssen, kann man jetzt neue Wege gehen, um andere Menschen mit ins Boot zu holen. Oftmals scheitern wir an der Vermittlung der komplexen Zusammenhänge und wünschen uns heimlich einen Helmut Creutz oder einen anderen kompetenten Freiwirtschaftler herbei, der unserem Gegenüber die Thematik einleuchtend herüber zu bringen vermag. Seit einigen Monaten können wir diesem heimlichen Wunsch ein ganzes Stück näher kommen, denn es gibt ein Video, in dem Helmut Creutz und andere bekannte Freiwirtschaftler die Zusammenhänge zwischen der Beschaffenheit unseres Geldes und den volkswirtschaftlichen Konsequenzen beleuchten. Das Video kostet erschwingliche 11,- Euro und kann bei uns bestellt werden. Neben Helmut Creutz kommen in dem 67 Minuten langen Video andere bekannte Autoren und Referenten, wie Carl Amery, Barbara Creutz, Volker Freystedt, Prof. Dr. Roland Geitmann, Prof. Dr. Margrit Kennedy, Prof. Dr. Günther Moewes, Werner Onken, Klaus Popp, Prof. Winfried Radtke und Prof. Dr. Senf zu Wort. Sollten Sie demnächst eine Veranstaltung zum Thema Freiwirtschaft planen, so erleichtert Ihnen möglicherweise das Video die Auswahl des richtigen Referenten für Ihre Zielgruppe. Am besten man bestellt gleich zwei Videos, denn das eine ist ja sowieso ständig ausgeliehen... Video, DVD und Bücher von Helmut Creutz sowie weitere Informationen zur Geldreform sind erhältlich beim INWO-Versand oder über die Homepage www.INWO.de INWO/Versand Sambach 180 D-96178 Pommersfeld Tel.: 09502 921366 Fax.: 012 12 51 25 97 Seite 27 Dialog Vor 70 Jahren Übernahme der Senf liegen auch richtig. Letzterer erläutert in seinem Text ja die Wirtschaftskrise und ihre Cunz, Steinbach-Hallenberg, wurde in der thü- Macht durch die NSDAP: Währungsgedanken von Adolf Holland- ringischen Zeitung Freies Wort veröffentlicht und erschien bereits im CGW-Rundbrief Juni 02.(CGW-Christen für gerechte Wirtschaft: Rudeloffweg 12, 14195 Berlin) Wir veröffentlichen ihn als Beispiel dafür wie alle in die öffentliche Meinungsbildung durch Leserbriefe an ihre jeweilige Zeitung eingreifen können. Wir haben eine neue Währung. Währung soll währen, Bestand haben, dauerhaft ihren Wert behalten. Die DM bestand 53 Jahre, doch währte sie auch? Freies Wort v. 28. 12. 01 zeigte es auf: Die Kaufkraft einer DM im Vergleich zu 1949 fiel auf 25 Pfennige. Das bewirkte eine schleichende Inflation von ca. 3% pro Jahr. Dabei hatte doch die Bundesbank lt.§ 3 Bundesbankgesetz die Aufgabe, die Währung zu sichern. Fritz Leutwiler, ehem. Präsident der Schweizer Nationalbank sagte einmal: Auf keine andere Art und Weise als durch Inflation können in so kurzer Zeit so wenige reich und so viele arm gemacht werden. Der Euro soll nun so stark werden wie die DM, nicht stärker, das wagen seine Hüter nicht zu hoffen. Ein schwacher Trost, wenn wir in wiederum 50 Jahren weitere 75% Kaufkraftverlust haben. Währungen sind über lange Zeiträume zu bewerten. So, wie sie heute organisiert sind, währen sie nicht. Geld ist neben seiner Funktion als Tauschmittel auch Wertmesser, Preisvergleicher, also eine Maßeinheit. Wenn das Meter nun in 50 Jahren ebenfalls auf wenige Zentimeter schrumpfte? Wenn das Kilogramm jährlich 30 Gramm verlöre? Wir würden es als Betrug bezeichnen. Finden Sie diesen Vergleich absurd? Er ist bedenkenswert, denn beim Geld als Wertmaßstab nehmen wir den Verlust hin. Inflation ist Betrug am Volk! Daran merkt man, dass wir über das Funktionieren von Währungen nur wenig wissen und nicht nachdenken, ob es auch besser geht. Autoren wie Margrit Kennedy und Helmut Creutz belegen in ihren Büchern, dass es Lösungen für die Organisation von stabilen Währungen gab und gibt. Mündige Bürger sollten über diese Lösungen nachlesen und sie von ihren Politikern demokratisch einfordern. Noch einmal Fritz Leutwiler: Demokratie setzt, wenn sie funktionsfähig bleiben soll, eine stabile Währung voraus. Seite 28 Zu diesem grundsätzlichen Artikel von Prof. Bernd Senf in ALTERNATIVEN Nr. 45 gekürzt aus seinem Buch Der Nebel um das Geld den wir mit einer Graphik von Helmut Creutz einleiteten, schreibt Dr. Frank Schepke, Löptin: Bei graphisch richtiger Darstellung der vorgegebenen Zahlen (Wählerstimmen der NSDAP und Arbeitslosenzahlen) ist der enge Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und steigender Zustimmung zur NSDAP keineswegs zu erkennen. Im Gegenteil, die Zunahme der Stimmen für die NSDAP liegt verhältnismäßig über der Zunahme der Arbeitslosenzahlen. Was will Herr Creutz mit dieser verzerrten Graphik zum Ausdruck bringen? Und was übernimmt Herr Senf hier ungeprüft? Da sicherlich nicht alle Arbeitslosen die NSDAP gewählt haben, müssen weit mehr Stimmen aus anderen Bevölkerungsgruppen gekommen sein. Warum wählten sie NSDAP? Was bewog sie, ihr Vertrauen den anderen Parteien zu entziehen? Diese Frage sollte untersucht werden. Man würde vielleicht zu einer anderen Erklärung des Erfolges der NSDAP kommen, der nicht nur auf die Arbeitslosigkeit zurückzuführen wäre. Hat man sich die Sache stets zu einfach gemacht? Auswirkungen sehr ausführlich. Außerdem streift er einige geschichtliche Entwicklungen in Deutschland, deren Auswirkungen mit erklären, warum so viele Menschen auf die NSDAP setzten. Redaktion und Autoren haben sich insofern die Erklärung für den Aufstieg der Nationalsozialisten zu einfach gemacht, dass sie - vor allem in der Graphik - die eine Auswirkung der schweren Krise, nämlich die Arbeitslosigkeit, optisch zu stark als Ursache für den Erfolg der N SDAP herausstellten. Wir wollen versuchen, diese Graphik künftig zu erweitern und z.B. Zahlen für den Anstieg der Firmenzusammenbrüche und der Verschuldung, besonders des Mittelstandes, der kleinen Kaufleute, Bauern und Handwerker in die Graphik einzuarbeiten, um ein vollständigeres Bild der Auswirkungen Krise bereits in einer Graphik darzustellen. Evtl. suchen unsere Internetfreaks nach entsprechenden Zahlen, die vermutlich das statistische Bundesamt vom früheren Reichsamt für Statistik übernommen hat. Dann würde wahrscheinlich deutlich, dass es in diesem Bevölkerungskreis, der damals einen höheren Prozentsatz stellte als heute, einige Millionen Krisenopfer gab. Infolge des Anstiegs der Arbeitslosenzahl auf ca. 6 Mill. Arbeitslose, deren Unterstützung damals hart an die Existenzgrenze ging, brach für den Mittelstand die Nachfrage nach ihren Produkten zusammen. Mittelstand Hauptopfer von Inflation und Krise Es kommt hinzu, dass sich viele Klein- und Mittelbetriebe in der Konjunktur von 1924 bis 1928 verschuldeten, um nach Krieg- und Inflation ihre Betriebe zu modernisieren. Zwar stand infolge der Kriegs- und Inflationsverluste eine längere Konjunktur bevor. Der niedrige Arbeitslosenstand von nur 300 000, ein Jahr nach der Inflation, signalisierte den Aufschwung. Warum dann nicht auf Pump modernisieren? In der Konjunktur sind die Zinsen in den Preisen von den Verbrauchern hereinzuholen und auch diese profitieren als Arbeitnehmer bei Vollbeschäftigung von steigenDie Redaktion hält es für geboten, ausführ- den Löhnen. Wer informierte jedoch darüber, lich auf diese Fragen einzugehen: dass mit der Wiedereinführung der GoldwähDr. Schepke hat recht. Aber Helmut Creutz, rung im Jahre 1924, für die sich die Reichsvon dem die Graphik stammt, und Prof. Bernd bank die Golddeckung, mit einer Goldanleihe von 800 Millionen Dollar aus den USA pumpen musste, die deutsche Wirtschaft an das Schicksal der US-Wirtschaft gekoppelt wurde? Und wer erklärte, dass nach den Gesetzen der Kapitalverwertung es in den USA, die keine Kriegszerstörungen erlebte, und als Kriegslieferant der Gegner Deutschlands beste Geschäfte machte, wesentlich früher zu einer schweren Krise kommen muss als in Europa? Die Folge dieser Kopplung war, dass die USA infolge der Wirtschaftskrise ihre Kredite abzogen und zwar ihre Goldkredite, so dass die Reichsbank die Geldmenge kürzen musste. 15% Reduzierung reichte, um ca. 6 Mill. Arbeitslose und den Gesamtzusammenbruch der Wirtschaft zu erzeugen, da Millionen Mittelständler ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen konnten und unter dem Hammer des Versteigerers ihr Eigentum verloren. Allein Silvio Gesell und die Freiwirtschaftsbewegung warnten in zahlreichen Denkschriften und Aufsätzen vor dieser Entwicklung. Millionen Mittelständler waren Opfer der Inflation und verloren Ersparnisse und Kriegsanleihen. Daher war die Eigendeckung ihrer Betriebe besonders gering, als sie sich verschuldeten. Um so tiefer stürzten sie in der Krise ab. Wahlpolitisch stellten sie das Gros der Wähler der bürgerlich-liberalen und bürgerlich-nationalen Parteien. Da diese, mit Ausnahme der DNVP (Deutsch-Nationale Volkspartei) meist in Koalition mit der SPD in der ganzen Zeit der Weimarer Republik die Regierung mit stellten, und sie in den Augen ihrer von der Krise besonders hart getroffenen Wähler, als schuldig an ihrer Not eingestuft wurden, entzogen diese Wähler ihnen von Wahl zu Wahl stärker ihr Vertrauen und wählten NSDAP. Dagegen blieb der Großteil der Arbeitslosen auch in der Krise den Linksparteien treumit leichter Verlagerung der Stimmen von der SPD zur KPD und geringer Abwanderung zur NSDAP. Insofern ist die Beobachtung Dr. Schepkes richtig, dass die Stimmenzahlen der NSDAP weit höher waren als die Zahlen der Arbeitslosen. Die Graphik konnte die Wirtschaftskrise insgesamt für die Zunahme der NSDAP-Stimme nicht verantwortlich machen, weil nur die Zahl der. Arbeitslosen dazu herangezogen werden konnte und nicht die ähnlich große oder größere Zahl bürgerlicher Krisenopfer, die vorwiegend auf die NSDAP umstiegen. Zu berücksichtigen ist auch, dass von der Krise Betroffene aus dem Haushalt größtenteils noch eine zweite Wahlstimme einsetzen konnten, so dass die Zahl der NSDAP-Stimmen größer war als die Zahl der bürgerlichen Krisenopfer und der Arbeiter-Krisenopfer, sofern diese zur NSDAP wechselten. Mangelndes demokratisches Bewußtsein arbeitet dem autoritären NS-Politikmodell zu. Bernd Senf wies darauf hin, dass er in seinem Buch als die Aufgabe sah, die ökonomischen Hintergründe des Aufstiegs der NSDAP herauszuarbeiten, dass aber andere Faktoren nicht übersehen werden dürfen. Das deutsche Volk konnte nicht in wenigen Jahren sein geschichtliches Erbe überwinden und ein Volk von Demokraten werden. Durch einige Jahrhunderte autoritär erzogen, trauerte ein großer Teil des Volkes, besonders die durch Inflation und Krise schwer geschädigten Mittelschichten, dem Kaiserreich nach und konnten sich mit der wirtschaftlich und politisch wenig erfolgreichen Demokratie nicht abfinden. Das zeigte die Abstimmung über die Fürstenentschädigung und die Wahl des greisen Generalfeldmarschalls von Hindenburg zum Reichpräsidenten, der sich bis ans Lebensende als Statthalter des Kaisers fühlte. Jedoch wurde diese Neigung zu einem autoritären Staat und das zeigen die Zahlen deutlich erst in der schweren Krise politisch wahlwirksam. Bernd Senf schrieb dazu: Die dramatische Wirtschaftskrise und die durch autoritäre Erziehung deformierten Charakterstrukturen vieler Deutschen bildeten z u s a m m e n (gesperrt v. d. Red.) ein explosives Gemisch, an das der Nationalsozialismus die Zündschnur anlegte und damit einen entsetzlichen Weltbrand auslöste. Er sagte weiter, dass die NS Propaganda in der Bevölkerung ebenso wenig einen Resonanzboden gefunden hätte, wenn es mehr emotional gesundere, selbstbewusste und freiheitsliebende Menschen gegeben hätte. .....Er ging auch davon aus, dass dann die Wirtschaftskrise wenn sie nicht schon vorher abgewendet worden wäre vermutlich andere Lösungsformen hervorgetrieben hätte, mehr freiheitliche und lebenspositivere als autoritäre, menschenverachtende und völkermordende. Als Beispiel für eine freiheitliche Überwindung der Krise beschreibt er das Freigeld-Experiment von Wörgl letzte Chance für eine Krisenüberwindung ohne Hitler, Rüstung und Krieg. Dort wurde mit einem umlaufgesicherten kommunalen Zweitgeld die Arbeitslosigkeit in 13 Monaten um 25 % gesenkt und die Gemeindefinanzen saniert. Dr. W. Brunner, München findet, die Nr. 46 besonders gut gelungen und schreibt weiter Als Mitarbeiter der Münchener CGWGruppe, seit 55 Jahren der Student der Anthroposophie und seit rd. 60 Jahren mit der Lehre Silvio Gesells bekannt, erkenne ich das immer pathologischer werdende Geld Zins Zins Zins-System in seiner immer mehr zerstörerischen Form. Von Silvio Gesell habe ich noch Anfang der 50er Jahre von einem seiner großen Schüler, dem Schweizer Volksschullehrer, der dann 4-facher Dr. honoris causa und Prof. hc. wurde, von Werner Zimmermann hier in München gehört. Auch freue ich mich über den Artikel von Frank Bohner Geld-unordnung und soziales Chaos mit Gedanken von Rudolf Steiner. Günter Seiffert, Hildesheim legte einen Leserbrief an die Zeitschrift für SOZIALÖKONOMIE bei, in dem er aus seiner Kenntnis über Wirtschaftsvorgänge in Südafrika fragt, ob die Probleme der ersten Welt auch global anzutreffen sind und für Zweit- und DrittweltLänder nicht eine differenziertere Betrachtungsweise angebracht ist. Anlass war die Nummer 136 der Zeitschrift, die sich ausgiebig mit Inflation, Deflation, Liquiditätsfalle u. a. beschäftigte. Als Beispiel nennt er Südafrika/ Namibia weil dort die Anbindung an die globalen Systeme gut ausgebildet ist. Die lange Zeit der Apartheid verfestigte die Einkommensunterschiede die UNO stellte fest, dass Namibia die weltgrößten Unterschiede zwischen den Einkommen der Schwarzen und Weißen hat, woran auch die Black Powerment Gesetzeso schnell nichts ändern werden.. Der Geldmangel der überwiegend schwarzen Mehrheit bedingt, dass das Geld mit enormer Geschwindigkeit umläuft und in kurzer Zeit in den Kassen des Handels landet, während durch das höhere Einkommen der wohlhabenden kleineren Bevölkerungsschicht eine entsprechendem Erstwelt-Ökonomie unterhalten wird. Von einer Geldhortung kann auch bei ihr nicht ausgegangen werden, da selbst langfristige Sparzinsen selten die Inflationsrate übertreffen, weshalb Anlagen in Sachwerten Grundstücke, Farmen - bevorzugt werden. Eine Geldumlaufsicherung ist hier abwegig. INWO-Mitglied Oskar Peter, Bingen: Vor einigen Jahren stand ich vor den Toren des Werkes, für das ich u. a. besondere Bauteile für die Rüstung zu entwickeln hatte und ich sprach mich eindeutig für eine Produktion von friedlichen Bauteilen aus. Die Kündigung war nicht zu vermeiden. Habe ich während der guten Jahre bis zu 10% meines Einkommens alternativ gespendet, ist es jetzt schon recht knapp geworden. Und mein alternatives Studium und entsprechende Tätigkeiten möchte ich keinesfalls reduzieren - ganz ohne Ausgaben ist das leider nicht möglich. Sind Sie einverstanden, dass ich in Zukunft für ein Abo nun regelmäßig ... E überweise? Wir haben hier einen kleinen AK, der sich bisher vornehmlich mit Fragen menschlicher Verhaltensweisen auseinander setzte. In den nächsten Wochen möchten wir u. a. Fragen der Sättigung der Märkte nachgehen. Die ausufernde Angebotspolitik baut ja auf der Theorie auf, dass der menschliche Bedarf unbegrenzt sei, und das stimmt ja vorne und hinten nicht. Wohin letztlich beständige Gewinnmaximie- Seite 29 rung führen muss, wird in die Überlegungen einzubeziehen sein. Ihrem nie ermüdendem Engagement wünsche ich zunehmend sichtbare Erfolge. Sybille Beckel, Würzburg, an die Aktion Dritter Weg: Ich habe hier Ihr Info zur Veranstaltung zum Ausstieg aus der Atomenergie vom 19. 10. 02 in Hannover vor mir. Wie ich sehe, hat auch die Partei Bündnis für die Zukunft das Ziel, die Zinswirtschaft zu beenden. Daher schicke ich Ihnen das Programm zu. Vielleicht kennen Sie es schon. Es wäre gut, wenn Sie sich mit dieser Partei zusammentun würden, um gemeinsamen Zielen einen Schritt näher zu kommen. Es ist freilich noch ein weiter Weg dahin. Ich finde das Programm gut und zukunftsweisend, bin aber trotz Enttäuschungen noch bei den Grünen, da ich auch kleinere, mögliche Schritte wichtig finde. (Zum strategischen Teil dieses Briefes nehme ich im Beilagenteil unter Warum ich noch bei den GRÜNEN mitarbeite Stellung G. O.) Vielleicht würden Sie auch den Protestbrief von Robin Wood unterschreiben, bei dem es um Einwendungen im Planfeststellungsverfahren gegen die Uranreicherungsanlage in Gronau/NRW geht. Martin Immler, Leer bei Emden schickte uns Unterlagen über eine Tagung des Reformierten Bundes Auf dem Wege zu einem Anti-Mammon-Programm in Hannover. In den Unterlagen heißt es u. a. Der Reformierte Bund bündelt die Aktivitäten in seinen Reihen zum Thema Gerechtigkeit, Glauben und Geld unter dem Namen Anti-Mammon-Programm. Er verpflichtet sich in all seinen Arbeitsbereichen den Zusammenhang von Gerechtigkeit, Glauben und Geld aufzudecken und jeweils den Einfluss und die Funktion wirtschaftlicher Hintergründe transparent zu machen. Er fördert mit seinen Mitteln und seinem Einfluss Initiativen in den Gemeinden, die sich für ein alternatives Wirtschaften und für die gerechte Verteilung von Reichtum einsetzen., Der Reformierte Bund macht in den Gremien, in denen er vertreten ist, das AntiMammon Programm bekannt und lädt ein, daran mitzuwirken. Interessenten wenden sich an die Geschäftstelle: Vogelsangstr. 20 42 109 Wuppertal. Friedrich von As, Riedlingen, macht auf seine neueste Schrift Grünes Land aufmerksam:, die zu 8 Euros, mit Porto, bei uns vorbestellt werden kann. Sobald ein Besprechungsexemplar vorliegt, stellen wir die Schrift ausführlicher vor. Die Ankündigung von Friedrich von As: Werden die Abläufe in unserem Land und auf der ganzen Erde inzwischen nicht täglich verrückter? Muss das nicht im totalen weltweiten Chaos oder Krieg enden? Muss es nicht ... weil immer mehr Menschen Seite 30 jetzt auf den Kern des ganzen Unsinns stoßen werden und zwar in meinem merkwürdigen neuen Taschenbuch GRÜNES LAND. Das Buch wird zwar mir zugeschrieben, ist aber nicht von mir. Wie das? Sein Inhalt flog mir mysteriös zu. Die Lösung wirtschaftlicher Probleme ist simpel, wenn wir konsequent und gnadenlos die Geldströme betrachten: Fast die Hälfte des Weltvermögens gehört 358 Personen. GRÜNES LAND macht demgegenüber klar, dass Städte, Gemeinden, Landwirte, Unternehmen, Familien, ganze Völker schuldenfrei werden müssen. Warum? Allein alle deutschen Schulden betragen bereits 6 Billionen Euro. Und das gilt für jedes Land der Erde so oder noch schlimmer. Der Politik fällt nichts mehr ein. Das Buch zeigt deshalb 1. wie die Macht des Geldes gebrochen werden kann, 2. wie Arbeitsplätze entstehen und 3. wie der Naturraub gestoppt wird. Diese Büchlein GRÜNES LAND Brich die Macht des Geldes entwickelt enorme Kraft. Aber es gab auch eine massive Kritik von Sebastian Bischoff, Sindelfingen, unter dem Thema Barbarei als Alternative verkauft. 1. Ob es denn Zufall ist, dass Ihr bei Steiner ständig die Zitate über die Juden überspringen müsst? Lieber Sebastian Bischoff, Sie können gern einen entsprechenden Artikel schreiben. Allerdings, da die Debatte allzu häufig wenig sachlich statt findet, bitte nicht nach den Vorbild von Jutta Dittfurth Entspannt in die Barbarei. Frau Dittfurth hatte nicht den Ehrgeiz, zu verstehen, was von den Autoren, die sie angreift, eigentlich ausgedrückt werden sollte. Sie hält sich lieber bei Formulierungen und Beispielen auf, die eine ihrer Meinung genehme Interpretation und Missdeutung zulassen. Für eine sachliche und differenzierte Auseinandersetzung wäre es deshalb schon wichtig, dass man sich die Mühe macht und untersucht, wie denn die entsprechende Formulierung von dem Autor gemeint war oder ist. Insbesondere im Fall von historischen Persönlichkeiten ist eine Reflektion der damaligen intellektuellen, kulturellen, politischen und persönlichen Situation oftmals unverzichtbar. Letztlich kann man Zitate nur dann in den richtigen Kontext zu setzen, wenn man auch den Gesamtkontext, im Fall von R. Steiner, seine Philosophie, grundsätzlich begriffen hat. Sicher sind das hohe Ansprüche, aber mit Blick auf die seit Jahren stattfindende Debatte halten wir diese Ansprüche für berechtigt. Autoren, die Zitate aus dem Kontext reißen, um die Worte sogleich auf die Goldwaage zu legen und dann lange darüber zu polemisieren und Hasstiraden aufzuführen disqualifizieren sich letztlich selbst. Soweit es sich in Ihrem Artikel um eine nachvollziehbare, fundierte und sachliche Argumentation handelt, steht einer Veröffentlichung nichts im Wege, ganz im Gegenteil, wir würden uns darüber freuen! 2. Bodenbewußtsein Scholle: Wie geht Eure Abgrenzung zu Leuten, die Euch da beipflichten und die wohl auch Ihr Faschisten nennen würdet? Diese Kritik bezieht sich auf den Bericht über Umwelt-Bundesamt will Boden-Bewußtsein wecken, Seite 17, Nr. 46, den Josef Hüwe verfasste. Im größten Teil des Berichts werden wichtige ökologische Fakten aufgezählt. Bodenzerstörung ist ja ein Teil der Umweltzerstörung und hat mit der Blut- und Bodenideologie der Nazis nichts zu tun. Wer heute eine ökologische Bodenpolitik und auch Bodenbearbeitung fordert und wir gehören als Zeitschrift, als Liberalsoziale in den Grünen und als Aktion Dritter Weg dazu trifft keine Aussage zur Bodenpolitik der NSDAP. Wenn Sebastain Bischoff auch unsere Nr. 45 kennen würde, mit dem umfassenden Aufsatz von Bernd Senf über die ökonomischen Hintergründe des Aufstiegs der NSDAP, würde er evtl. nicht fragen, wie wir zu Leuten stehen, die Euch da beipflichten, die auch Ihr Faschisten nennen würdet. Eine ökologische Bodenpolitik heute ist das eine und die Bodenpolitik der Nazis war das andere, was zwar verurteilen, aber dennoch reflektieren. Und ein drittes ist die liberalsoziale Bodenpolitik der Beendigung der Ausbeutung von Menschen und Natur durch das geltende kapitalistische Boden-un-recht, das wiederum das Umwelt-Bundesamt aus seinen Überlegungen ausklammert, wie es offensichtlich die Bodenpolitik der Nazis aus der Debatte verschwinden lassen will. Und wie wir zu solchen Leuten stehen, das steht eindeutig im § 3 der Satzung von A3W AKTION DRITTER WEG: Fremdenfeindlich-rassistische, nationalistische, faschistische und gewalttätige Einstellungen und Handlungen sind Gründe zur Verweigerung der Aufnahme in die Vereinigung und zum Ausschluss. Erwartest Du in jeder Ausgabe der Alternativen eine explizite Distanzierung vom sogenannten rechten Gedankengut? 3. sagt Sebastian Bischoff: Seht Ihr nicht, dass Geld nur allgemeines Äquivalent ist und nicht das Böse. Dass Ihr Euch dann schon ansehen müsstet, wie und unter welchen Umständen hier produziert und gehandelt wird. Sebastian Bischoff vertritt hier die altmarxistische Position, dass das Geld lediglich die Produktionsverhältnisse widerspiegelt, sie aber nicht beeinflusst. In meiner Schrift zu Karl Marx und Silvio Gesell Warum der Marxismus scheitern mußte. Widersprüche zwischen Mehrwerttheorie, der Grundlage der realsozialistischen Versuche und der Geldtheorie von Marx, Basis eine Sozialismus in Freiheit und in der Schrift zum dritten Weg der PDS Führt der Dritte Weg der PDS in den demokratischen Sozialismus oder in einen Sozialkapitalismus? habe ich aufgezeigt, wie Marx selbst von dieser marxistischen Auffassung im 3. Band Das Kapital abgerückt ist. In seiner Werttheorie ist der Grund zu finden, warum Marx, nachdem er bereits im Kapitel über die Metamorphose (Gestaltwandel) der Ware erkannte, dass Geld die Einheit des Warenaustausches sprengen und Krisen verursachen kann, dann doch nicht diese Spaltfunktion des Geldes für die Ausbeutung verantwortlich machen kann. Vielmehr muss er auf der Grundlage der Werttheorie von einer Äquivalenz (Gleichwertigkeit von Geld und Ware, Geld und Arbeitskraft ausgehen, so dass die Ausbeutung nicht in der Sperrfunktion des Geldes, in der Zirkulationssphäre, zu suchen ist, sondern dass sich dort nur gleichwertige Dinge austauschen eben äquivalent. Darin dürfte wohl der größte Irrtum von Marx zu sehen sein, der ihn dann zwang, die Quelle der Ausbeutung in der Produktion und im Eigentum an Produktionsmitteln zu sehen. Daraus wieder ergab sich seine Mehrwerttheorie und die politische Forderung nach Vergesellschaftung der Produktion, mit der in keinem Land des ehemaligen Ostblocks der Sozialismus, eine Ordnung der Freiheit und Gerechtigkeit, begründet wurde. Näheres in den beiden Broschüren s. Bücherverzeichnis. Erst durch die Gesellsche Geldreform würde das Geld zum allgemeinen Äquivalent aller Waren und der Arbeitskraft und damit seinen destruktiven Charakter verlieren. Die Lösung John Maynard Keynes zur Umlaufsicherung Jene Reformatoren, die in der Erzeugung künstlicher Durchhaltekosten des Geldes ein Heilmittel gesucht haben, zum Beispiel durch das Erfordernis periodischer Abstempelungen der gesetzlichen Zahlungsmittel zu vorgeschriebenen Gebühren, sind...auf der richtigen Spur gewesen; und der praktische Wert ihrer Vorschläge verdient, erwogen zu werden... Der hinter dem gestempelten Geld liegende Gedanke ist gesund. Wenn ich Recht habe mit meiner Annahme, dass es verhältnismäßig leicht sein sollte, Kapitalgüter so reichlich zu machen, dass die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals null ist, mag dies der vernünftigste Weg sein, um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen Kapitalismus loszuwerden. Denn ein wenig Überlegung wird zeigen, was für gewaltige gesellschaftliche Veränderungen sich aus einem allmählichen Verschwinden eines Verdienstsatzes auf angehäuftem Reichtum ergeben würden. Es würde einem Menschen immer noch freistehen, sein verdientes Einkommen anzuhäufen, mit der Absicht, es an einem späteren Zeitpunkt auszugeben. Aber seine Anhäufung würde nicht wachsen. Obschon dieser Zustand nun sehr wohl mit einem gewissen Maß von Individualismus vereinbar wäre, würde er doch den sanften Tod des Rentiers bedeuten und folglich den sanften Tod der sich steigernden Unterdrückungsmacht des Kapitalisten, den Knappheitswert des Kapitals auszubeuten...Ich betrachte daher die Rentnerseite des Kapitalismus als eine vorübergehende Phase, die verschwinden wird, wenn sie ihre Leistung vollbracht hat. Inhalt Arbeitslosigkeit Konjunktur Agenda 2010 Steuer-Reform............................................1 Haben die Deutschen über ihre Verhältnisse gelebt?............................................................4 Verteidigung des Dollar mit anderen Mitteln Der Ölkrieg im Kontext der kommenden Währungsbipolarität .......................................5 Heiligtum Eigentum...........................................9 Geldcrash- Retten Sie Ihr Vermögen...........15 Den Zins abschaffen oder marktgerechte Zinsen?.......................................................................16 Robinson und das Geld..................................18 Wachstum, Wachstum über alles....................19 Die Finanzen müssen stimmen! ...................20 Für eine internationale Friedensregelung im Irak.....................................................................21 Atompolitik........................................................22 Eden mehr als nur Reform Siedlung.......26 r-evolution.........................................................26 Unsere Verbündeten und ich stimmen überein, Saddam ist eine Bedrohung und muss entmachtet werden. Buchecke..............................................................27 Dialog..................................................................28 Veranstaltungen & Termine: ............................32 Seite 31 Veranstaltungen & Termine: Sachsenwoche mit Georg Otto Freitag, 7. 11. 16 Uhr 30 bis 21 Uhr Leipzig: Der Traum vom Leben ohne Geld oder reicht eine Reform des Geldes zunächst nach dem Muster von Schwanenkirchen und Wörgl ? Heute wiederholbar? Erfahrungen der Tauschringe und Zweitgeldprojekte wie Haveltaler, Chiemgauer und Bremer Roland machbar auch im Raum Leipzig? Erfolgversprechend, vor allem, wenn wie in Schwanenkirchen und Wörgl, Wirtschaft und Kommune mitmachen! Samstag, 8. 11. von 10 17 Uhr Leipzig: Weltkrisen Geldkrisen Gibt es Lösungen ? 50 Jahre Entwicklung in die heutigen Krisen der Arbeit, der Finanzen, des Sozialen, der Umwelt und des Friedens unter der Herrschaft der Theorien der Nachfrage- und Angebotspolitik - erst unter SPD- dann unter CDURegierungen, jetzt durch Mischung beider falschen Politiken durch rot-grün. Lösung: Umlaufsicherung des Geldes als dritter Weg der Geldpolitik. Beide Termine können nur stattfinden, wenn 1 Woche vorher genügend Anmeldungen bei der VHS vorliegen. Auch die VHS muss sparen und Gebühren erheben: Freitag E 7,-und Samstag, E: 14,Ermäßigungen lt. Leipzig-Pass 50 %. Anmeldung: VHS Leipzig, Löhrstr. 3-7 Tel.: 0341/ 123 6054 oder 6049. Ort der Veranstaltung: Löhrstr. 3-7, 15. Min. v. Haupt-Bahnhof. EMail: [email protected] Sonntag, 9.11., Dresden KISS, Ehrlichstr. 3, Vorträge Georg Otto: 10.00 Uhr Widersprüche in der Theorie von Karl Marx 16.30 Uhr Wirtschaftsblüte und Kultur der Gotik: Aufstieg - Höhepunkt und Verfall Bezüge zur Geldordnung Auskunft: NWO-Gruppe Dresden: Silke Nemuth Montag, 10. 11. Görlitz 19. 30 Uhr, Jakobstr. 24, Gemeindesaal d. Frauenkirche, Geldprojekte früher und heute auch in der Lausitz möglich? Lösung der Krise auf Bundesebene durch Agenda 2010 und Steuer-Reform? Auskunft: Bündnis 90/Grüne Gottfried Semmling, Nicolaistr. 3, Tel.:03581/417 386. Mittwoch, 12. 11. Meissen 20 Uhr im Prälatenhaus, Rote Stufen 5: Wege aus der Krise der Arbeit, der Finanzen, des Sozialen Helfen Agenda 2010 und Steuer-Reform? Kontakt: Die Grünen, 03521/ 730577 Donnerstag, 13. 11. Mittweida, 19 Uhr Bürgerzentrum, Müllerhof, Auerweg 37 Thema wie Meissen Kontakt. Sigrid Köhler, Tel.: 037384/17993 kooperativ von Bürgergruppe und Grünen. Freitag, 14. 11. Stollberg 19 Uhr, Lokal Zum Griechen am alten Naturbadeteich Das Geld der Hanse und Gotik was lernen wir aus der Geschichte? Dia-Vortrag. Kreisverband Grüne Samstag, 15. 11. Chemnitz 10 17 Uhr Hainstr. 109, Raum 1: Thema wie VHS Leipzig, Auch hier findet die Veranstaltung nur bei rechtzeitigen Anmeldungen bei der VHS statt, die ebenfalls Gebühren verlangt. Anmeldungen bitte umgehend: VHS Chemnitz, Park d. Opfer des Faschismus, Tel. 0371/67420200 Kurs-Nr. W 0311 110 E-Mail: [email protected] 15.-16. 11. in Bad Boll, Badstr. 35 Tagung des Seminars Fragen der Freiheit: Thema: Reform der Altersversorgung Keine Rentenrefor m ohne Erneuerung des Generationenvertrages: 37087 Bad Boll Tel. 07164/3573 E-Mail: [email protected] Internet: www.sffo.de INWO-Tagung Freitag 7. bis Sonntag 9. November 2003 Silvio-Gesell-Tagungsstätte; Wuppertal Thema: Das Ende der Zinswirtschaft. Behandelt werden Theorie, Geschichte und Strukturen der Geldreformbewegung; Referenten sind Kl,aus Popp und Helmut Creutz. Auskunft erteilt: Klaus Popp, Blasius Str. 63, 40211 Düsseldorf Geld- und Bodenreformen - nicht ausreichende, aber unbedingt notwendige Entwicklungen für wachstumsneutrale, sozial ausgewogene und nach innen und außen friedliche Gesellschaften. Ein Einsteigerseminar über Ideen und Perspektiven der fairconomy. Behandelt werden die Theorie, die Geschichte und die Strukturen der Geldreform Bewegung. Darüber hinaus werden aktuelle Entwicklungen und Projekte vorgestellt. Nach seinem Vortrag steht Helmut Creutz für eine ausführliche Diskussion zur Verfügung. Das Ende der Zinswirtschaft Grundlagen und Perspektiven einer zukunftsweisenden Wirtschaftsordnung Vorträge am Samstag ab 9.30 Uhr: ALTERNATVEN 31079 Eberholzen, Gänseberg 11 Postbank Hannover BLZ 250 100 30 Konto Georg Otto, Kto-Nr. 25 00 42-303 PV: DP AG, Entgeld bezahlt Klaus Popp: Von der Freiwirtschaft zur fairconomy Helmut Creutz: Ökonomie ohne Kollaps Das Seminar ist so gestaltet, dass es als Tagesveranstaltung sowie als Wochenendseminar (für mehr Hintergrundinformationen) genutzt werden kann. Der Freitagabend steht dem gemütlichen Zusammensein, Kennenlernen und zum Informationsaustausch zur Verfügung. Das Seminar endet am Sonntag mit dem Mittagessen. Tagungsgebühr für Samstag 10 (incl. Mittagessen). Beitrag für 2 Übernachtungen und Essen beträgt zwischen 77.- und 85.- Euro (Tagungsgebühr entfällt). Anmeldung und weitere Informationen bei Klaus Popp, INWO Geschäftsstelle Düsseldorf, Blasiusstrasse 63, 40221 Düsseldorf. Email: [email protected] Tel. Dienstag bis Freitag 9 bis 11 Uhr : 0211304105 10. 12. Erfurt: Vortrag vor der attack-Gruppe zur Geld- und Demokratie-Reform : Kontakt: 0172/79 37 374 Anzeige Deutsche Ido-Gesellschaft informiert: Jetzt haben wir den EURO als gemeinsames Geld für Europa !Haben wir auch eine gemeinsame Sprache (EURO-linguo) als Zweitsprache, damit wir uns ohne Schwierigkeiten verständigen können?Eine solche Sprache gibt es schon lange und muß nur nocheingeführt werden: Die internationale Sprache Ido!Zehn mal leichter als Englisch. Informationen für 56 Cent in Briefmarken, Kurzkurs 2,50 Euro.Deutsche Ido-Gesellschaft e.V. 37284 Waldkappel-Burghofen Konto 184 566 106 Postbank Berlin BLZ 100 100 10 IMPRESSUM: ALTERNATIVEN Zeitschrift für eine LIBERALSOZIALE ORDNUNG LSO zur Verwirklichung der Freiheitsrechte des Liberalismus und des Anarchismus und der Gerechtigkeitsziele der Weltreligionen, des Humanismus und des Sozialismus. Herausgeber: AKTION DRITTER WEG A 3 W und LIBERALSOZIALE IN BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Nachdruck und Übersetzungen sind gegen Belege, Quellen- und Adressenangabe gestattet, auch im Internet. ALTERNATIVEN erscheinen 4 mal im Jahr, die Winternummer auch jahresübergreifend. Halb-Abos von EURO 5,- bis 15,- Voll-Abos von EURO 20,- bis 40,-. Spenden-Abos darüber hinaus sichern das weitere Erscheinen. Diese liberale Abo-Ordnung ermöglicht jedem Geldbeutel und jeder Interessenlage den Bezug, zumal auch Frei-Abos gewährt werden. Sonderkonto: G. Otto, Nr. 25 00 42 303, Postbank Hannover, BLZ: 250 100 30 Redaktion: Georg Otto, 31079 Eberholzen, Gänseberg 11. Tel.: 05065/8132. E-Mail: [email protected] homepage: www.alternativen.biz Druck: J. Lühmann, 31167 Bockenem. Graphiken/Fotos i.d.R.: H. Creutz/G. Otto, Artikel und Leserbriefe zur Erleichterung der Arbeit möglichst per Diskette + Text oder E-Mail.