Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg - Schweinehaltung, Schweinezucht (Landesanstalt für Schweinezucht - LSZ) Dezember 12 Mast in Konventionellen Ställen im Vergleich zu Außenklimaställen Einfluss des Geschlechts und der Haltungsform auf verschiedene Leistungsparameter von Mastschweinen Dr. Wilhelm Pflanz, LSZ Boxberg Zunehmende Verbraucheransprüche für eine nachhaltige Produktion von Schweinefleisch erfordern von der landwirtschaftlichen Praxis neue Lösungsansätze in Stallbau, Fütterung und Management. Lösungsalternativen können hier frei belüftete Ställe in alternativer Bauweise sein, aber auch innovative konventionelle Ställe mit aufgewerteter Tiergerechtheit, wie sie am Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg zur Verfügung stehen. Für einen objektiven Vergleich des biologischen und wirtschaftlichen Leistungspotentials zwischen den Verfahren werden deshalb in den konventionellen sowie alternativen Stallungen des Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg kastrierte männliche sowie weibliche Tiere gemästet. Für die vergleichende Auswertung von Mast- und Schlachtleistungsdaten verfügen die Tiere über die gleiche Genetik (BW*PI x BW*Hybridsau) sowie die gleiche Futtergrundlage. Die Ration der Kastraten in der konventionellen Mast wurde jedoch im Laufe des Auswertungszeitraums verändert. Um die Effekte des Haltungsverfahrens sowie des Geschlechts auf die unterschiedlichen Leistungsparameter festzustellen, wurden die Daten des Wirtschaftsjahres 2010/2011 sowie 2011/2012 mit einem linearen Modell ausgewertet. In die statistische Auswertung gingen das Geschlecht und das Haltungsverfahren als feste Effekte ein. In Tabelle 1 werden die Haltungsparameter in den Stallungen differenziert nach Bauweise und Gruppengröße beschrieben sowie in den Abbildungen 1-4 bildlich vorgestellt. Tabelle 1: Beschreibung der Haltungsbedingungen für die Mastschweine in Buchten der Konventionellen Haltungsverfahren und der Außenklimahaltung Außenklima Konventionell Konventionell Außenklima mit Auslauf 22 Tiere / Bucht 10 Tiere / Bucht ohne Auslauf 8 Tiere / Bucht 8 Tiere / Bucht Stallfläche / Tier 1,0m² 1,1m² 1,35m² Auslauf / Tier 1,35m² 0,9 m² Perforationsanteil im Liegebereich 15% 15% 0% 0% Anteil Spaltenboden / Bucht 100% 100% 27% 44% Lüftung / Klimatisierung Unterdruck Oberflurzuluft Unterdruck Unterflurzuluft freie Lüftung freie Lüftung Fütterungstechnik Sensor-Kurztrog Sensor-Langtrog Breifutterautomaten Breifutterautomaten Futterregime ad libitum Blockfütterung ad libitum Blockfütterung ad libitum ad libitum Fressplatz-Tierverhältnis 1: 2,4 1 8 8 Tiere/ Tränke 5,5 5,5 4 4 Beschäftigungsmaterial Hanfstricke Kunststoff an Ketten Hanfstricke Kunststoff an Ketten Stroh Stroh Seite 1 von 5 Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg - Schweinehaltung, Schweinezucht (Landesanstalt für Schweinezucht - LSZ) Abbildung 1: Stall in konventioneller Bauweise Abbildung 2: Außenklimastall Abbildung 3: Mastschweine im klimatisierten Abteil mit Flüssigfütterung Abbildung 4: Mastschweine im Liege-bereich im Außenklimastall Grundsätzlich zeigten die männlichen kastrierten Tiere in der alternativen Bauweise die höchsten Tageszunahmen, diese waren im WJ 10/11 mit durchschnittlich 888 g sowie im WJ 873 g höher als bei den weiblichen Tieren in dieser Bauweise mit im Durchschnitt 840 g bzw. 866 g täglichen Zunahmen. Zwischen den Bauweisen konnten bei den Kastraten nur im WJ 11/12 nennenswerte Unterschiede mit 124 g Differenz zugunsten der alternativen Bauweise in den täglichen Zunahmen festgestellt werden. Wie in Abbildung 5 dargestellt, gab es bei den weiblichen Tieren über beide Wirtschaftsjahre hinweg eine leichte Tendenz mit ca. 30 g in WJ 10/11 bzw. 80 g in WJ 11/12 höheren Zunahmen zugunsten der alternativen Bauweise gegenüber der konventionellen. Dies kann eventuell auf eine höhere Vitalität und somit auf ein höheres Futteraufnahmevermögen bedingt durch die Klimareize in diesem Haltungssystem zurückgeführt werden. Bei der Futterverwertung zeigten tendenziell ebenfalls die weiblichen Tiere in der alternativen Haltung die besten Werte mit durchschnittlich 1:2,7 bzw. 1:2,69 was durch die hohen Zunahmen bei weiblichen Tieren zu erklären ist. Unterstrichen wird diese Annahme Seite 2 von 5 Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg - Schweinehaltung, Schweinezucht (Landesanstalt für Schweinezucht - LSZ) auch durch eine starke Tendenz zu einer verkürzten Mastdauer in der alternativen Haltung von ca. einer Woche und somit einem geringeren Aufwand für den Erhaltungsbedarf gegenüber der konventionellen Haltung. Mastleistungen konventionell / alternativ 2010/2011 tägliche Zunahmen 2,90 2,86 2,83 880 2,85 2,81 860 2,80 840 2,75 2,70 820 2,70 800 780 2,65 873 g 808 g 888 g 840 g Kastrat n= 653 weiblich n= 763 Kastrat n= 451 weiblich n= 380 Futterverwertung 1: tägliche Zunahmen in g 900 Futterverwertung 2,60 760 konventionell alternativ Mastleistungen konventionell / alternativ 2011/2012 900 880 860 840 820 800 780 760 740 720 700 680 Futterverwertung 3,30 3,22 3,20 3,10 3,00 2,81 2,90 2,79 2,69 2,80 2,70 749 g 780 g 873 g 866 g weiblich n= 812 Kastrat n= 189 weiblich n= 274 Futterverwertung 1: tägliche Zunahmen in g tägliche Zunahmen 2,60 2,50 Kastrat n= 653 konventionell alternativ Für die ökonomische Auswertung der direktkostenfreien Leistung je Masttier wurden die Erlöse, die Ferkel- und Futterkosten, die Verluste sowie die sonstigen variablen Kosten verfahrensindividuell erhoben. Ausschlaggebend für den wirtschaftlichen Erfolg war hierbei der erzielte Erlös je Tier. Durch verfahrensindividuell unterschiedliche Ausstallungstermine ist eine gewisse Verzerrung bei den Erlösen vorgegeben, jedoch hatten hierauf Seite 3 von 5 Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg - Schweinehaltung, Schweinezucht (Landesanstalt für Schweinezucht - LSZ) die Effekte Muskelfleischanteil und Schlachtgewicht einen deutlich stärkeren Einfluss. Die geringsten Verluste wurden im Wirtschaftsjahr 2010/2011 bei den weiblichen Tieren in der konventionellen Haltung mit 0,8% ermittelt, gefolgt von den männlichen Tieren mit 1,8%. Die Kastraten in der Außenklimahaltung in der alternativen Haltung zeigten Verluste von 1,8% die weiblichen Tiere dort 2,1%. Im folgenden Wirtschafsjahr 2011/2012 konnte dies nicht bestätigt werden, hier wurden die geringsten Verluste bei den Kastraten in der alternativen Haltung mit 1,57% festgestellt gefolgt von den dortigen weiblichen Tieren mit 2,17%. Die weiblichen Tiere in der konventionellen Haltung wiesen Verluste von 2,43% auf die dortigen Kastraten 2,87%. Muskelfleischanteil - DkfL konventionell / alternativ 2010/2011 12,99 € 60,00 Muskelfleischanteil % DkfL 11,01 € 12 € 59,00 58,00 14 € 8,28 € 10 € 57,00 8€ 6,04 € 56,00 6€ 55,00 4€ 54,00 57,03 % 58,95 % 55,54 % 59,26 % Kastrat n= 653 weiblich n= 763 Kastrat n= 451 weiblich n= 380 2€ 0€ 53,00 konventionell Direktkostenfreie Leistung in € pro Tier Muskelfleischanteil alternativ Muskelfleischanteil - DkfL konventionell / alternativ 2011/2012 60,50 60,00 59,50 59,00 58,50 58,00 57,50 57,00 56,50 56,00 55,50 DkfL 28,83 € 29,07 € 35 € 30 € 25 € 17,17 € 20 € 8,13 € 15 € 10 € 57,20 % 60,00 % 57,13 % 59,82 % Kastrat n= 653 weiblich n= 812 Kastrat n= 189 weiblich n= 274 5€ Direktkostenfreie Leistung in € pro Tier Muskelfleischanteil % Muskelfleischanteil 0€ konventionell alternativ Die höchsten direktkostenfreien Leistungen wurde über beide Jahre hinweg bei den weiblichen Tieren erzielt, im Wirtschaftsjahr 2010/2011 in der konventionellen Haltung mit 12,99 je Tier im Wirtschaftsjahr 2011/2012 in der alternativen Haltung mit 29,07 € je Tier. Dies ist vor allem bedingt durch einen hohen Muskelfleischanteil mit Seite 4 von 5 Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg - Schweinehaltung, Schweinezucht (Landesanstalt für Schweinezucht - LSZ) 58,95% bzw. 59,82%. Die Auszahlungspreise im vergangenen Wirtschaftsjahr führten bei dementsprechender Ausstallung zu dem sehr guten Ergebnis bei der alternativen Bauweise wie auch im konventionellen Bereich mit 28,83 € je Tier. Die männlichen Tiere schneiden aufgrund des generell geringeren Muskelfleischanteils über die Verfahren hinweg etwas schlechter ab. Dennoch konnte bei den Kastraten der alternativen Haltung im WJ 11/12 bei 57,13% Muskelfleischanteil (MFA) mit 17,17 € DkfL je Tier ein noch zufrieden stellendes Ergebnis erreicht werden. Im Jahr zuvor konnten hier lediglich mit 55,54% MFA eine DkfL von 6,04 € erreicht werden, ein nicht befriedigendes Ergebnis. Die Kastraten in der konventionellen Haltung zeigten über beide Wirtschaftsjahre hinweg eine konstante Leistung bei etwa 57% MFA und einer DKfL von 8,20 € - ein eher unbefriedigendes Ergebnis. Zwischen den Haltungsverfahren konnte kein signifikanter Unterschied für die ermittelten Muskelfleischanteile nachgewiesen werden. Fazit: Die Auswertung zeigte, dass nach wie vor die Schlachtleistungen bestimmend für hohe direktkostenfreie Leistungen in der Mast sind. Die besten ökonomischen Leistungen wurden von den weiblichen Tieren in der alternativen und konventionellen Haltung über beide Wirtschaftsjahre hinweg auf vergleichbarem Niveau erzielt. Die Mastleistungen sind deshalb nicht zu vernachlässigen haben aber keine so großen Auswirkungen auf einen positiven ökonomischen Beitrag, jedoch können sie fatalerweise zu einem deutlich negativeren ökonomischen Beitrag führen wenn eine bestimmte Grenze des Muskelfleischanteils durch zu hohe tägliche Zunahmen unterschritten wird. Insbesondere in den Stallungen der alternativen Haltung scheint es eine größere Spanne sowohl in positiver wie auch negativer Richtung bei den Mast- und Schlachtleistungen im Vergleich zu den konventionellen Stallungen zu geben. Dies bedeutet es gibt hier eine größeres Potential sowohl für bessere aber eben auch für schlechtere biologische und somit ökonomische Ergebnisse. Herausforderung ist die Optimierung von Futterrationen, -regime und -technik sowie ein noch genaueres und differenzierteres Beleg-, Ausstall- und Betreuungsmanagement insbesondere im Winter, wenn auch eine gewisse biologische Fettaneignungsprävalenz bei den Tieren vorhanden ist. Es gilt hier Nachteile zu vermeiden sowie Potentiale zu nutzen. Die Forschungsaktivitäten an der LSZ Boxberg werden weiterhin diese Optimierungen im Fokus haben mit dem Ziel eine nachhaltige Schweinefleischproduktion für die Landwirtschaft wie auch für die Gesellschaft anbieten zu können. Seite 5 von 5