Institut für Entwicklung Mechatronischer Systeme Mehrkörper-Simulation Theorie und Praxis Josef Althaus Institut für Entwicklung Mechatronischer Systeme NTB Buchs 4. Swiss VPE Symposium, 24. April 2013, Hochschule für Technik Rapperswil 1 Institut für Inhalt Entwicklung Mechatronischer Systeme Was ist ein Mehrkörpersystem (MKS)? Grundlagen des Modellaufbaus Welche Tools sind verfügbar ? Praxisbeispiele 2 Institut für Was ist ein Mehrkörpersystem (MKS)? Entwicklung Mechatronischer Systeme typisches Mehrkörpersystem: Quelle: Chr. Woernle: Mehrkörpersysteme Mehrere starre (oder elastische) massebehaftete Körper verbunden untereinander bzw. mit der Umgebung durch masselose Bindungen, z.B. Gelenke, Schubstangen etc. Kraftelemente, z.B. Feder/Dämpfer, Gewichtskraft etc. Simulationsergebnis: Zeitlicher Verlauf der Bewegung und Kräfte als Folge der am System angreifenden Kraftelemente 3 Institut für Was ist ein Mehrkörpersystem (MKS)? Entwicklung Mechatronischer Systeme Unterscheidung zur Finite-Elemente-Analyse (FEA): MKS FEA Zeitlicher Verlauf der Bewegung (instationär) «grosse» Bewegungen Belastungen im System (Kräfte, ggf. Spannungen) Statischer Gleichgewichtszustand (stationär) «kleine» Auslenkungen Spannungen im System i.d.R. starre Körper i.d.R. elastische Körper mit vielen DOFs «Sonderfall»: Instationäre (transiente) FEM z.B. Crash-Simulation Auslenkung und Spannung als zeitlicher Verlauf sehr rechenintensiv ! 4 Institut für Grundlagen des Modellaufbaus Entwicklung Mechatronischer Systeme Mechanische Grundgesetze: Impuls- und Drallsatz: ∙ ∙ ∑ ∑ Es sind Differentialgleichungen (DGL) numerisch zu lösen! Je Körper Eingabe von • Masse m und Trägheitstensor I • Anbindungspunkte für Kräfte, Bindungen, Messpunkte Elastische Körper: • Modalanalyse mit FE-Programm • Statische Verformungen (Guyan) und/oder ausgewählte Eigen-Moden (Craig-Bampton) sind Körper-Freiheitsgrade 5 Institut für Entwicklung Grundlagen des Modellaufbaus Mechatronischer Systeme Bindungen schränken Freiheitsgrade ein, z.B. Schubgelenk, Kugelgelenk, Drehgelenk, Führung etc. Quelle: Wikipedia, Mehrkörpersystem Zwei gängige Methoden für mathematische Beschreibung Relativkoordinaten, z.B. Simpack, SimulationX, RecurDyn • Körper wird relativ zum Vorgänger beschrieben • Jeder Körper hat nur so viele DGLs wie Freiheitsgrade • Vorteil: minimale Anzahl von DGLs schnelle Rechenzeit • Voraussetzung: Baumstruktur • Für geschlossene Schleifen zusätzliche Bindungsgleichungen Absolutkoordinaten, z.B. ADAMS • Jeder Körper hat 6 Freiheitsgrade und somit 6 DGLs • Jede Bindung führt zu zusätzlichen Gleichungen 6 Institut für Welche Tools sind verfügbar? Entwicklung Mechatronischer Systeme Kommerzielle MKS-Programme, u.a. MSC ADAMS • eines der ältesten MKS-Programme • Absolutkoordinaten • http://www.mscsoftware.com/product/adams Simpack • effizient durch Minimalkoordinaten • vergleichbarer Umfang wie ADAMS • http://www.simpack.com/ RecurDyn • erlaubt auch volle Knotenfreiheitsgrade • diverse Zusatzpakete • http://eng.functionbay.co.kr/ ITI SimulationX • Mechanik Toolbox wird benötigt • http://www.itisim.com/simulationx/ … 7 Institut für Entwicklung Praxisbeispiele (1) Mechatronischer Systeme Torque-Vectoring bei Elektrofahrzeugen mit zwei E-Motoren Ziele • Kurvenfahrt • Unterschiedliches Reibungsverhalten • Antischlupf- und Antiblockier-Funktion Vorgehensweise • Mehrkörpersimulation (Simpack): detailliertes, realtime-fähiges Reifenmodell (TMeasy) Regleranbindung (Simulink-Schnittstelle) • Integration der Regler in die Motorelektronik • Fahrtests: ohne Regler: mit Regler: 8 Institut für Praxisbeispiele (2) Entwicklung Mechatronischer Systeme ADAMS-Mehrkörpersimulation des Lenkmotors am A350 Bugfahrwerk … um Entwicklungstests einzusparen Mehrere starre und elastische Einzelkörper Nichtlineare Reibkontakte Verfeinern des Modells bis Tests nachgebildet werden konnten Parameteroptimierung durch Simulation Einsparung von Optimierungsschritten im Versuch Reiferes Produkt in kürzerer Zeit 9 Institut für Praxisbeispiele (3) Entwicklung Mechatronischer Systeme SIMPACK-Mehrkörpersimulation des Stossvorgangs beim Fall Simulation der Beschleunigungen und Spannungen im Gerät Mehrere starre und elastische Einzelkörper Nichtlineare Kontakte Vorgehen Ist-Analyse Analytische Optimierung der Feder/Dämpfer-Kontakte Verifikation am MKS-Modell Bau eines Funktionsmusters Experimentelle Verifikation 10 Institut für Praxisbeispiele (4) Entwicklung Mechatronischer Systeme Mehrkörpersimulation einer Kran-Regelung Ausregeln der Pendelschwingungen mehrere starre Einzelkörper Einsatz von SimulationX und analytische Modellierung, Lösung mit Matlab Einfache Regler in SimulationX Komplexe Regler (z.B. Beobachter) über Simulink-Schnittstelle Vorgehen Regler-Entwurf und Test über Simulation Bau des Kranmodells und Implementierung der Regelung Experimentelle Verifikation Übertragung auf reales Kranmodell 11 Institut für Praxisbeispiele (5) Entwicklung Mechatronischer Systeme Mehrkörpersimulation einer Schwimm-Plattform Simpack-Simulation der Struktur-Belastungen durch Wellengang starre Einzelkörper Modellierung des Wellengangs durch User-Kraftelemente Sinusförmige Wellen Eintauchen erzeugt Auftriebskraft aber: keine Rückwirkung auf die Welle , , 12 Institut für Praxisbeispiele (6) Entwicklung Mechatronischer Systeme Mehrkörpersimulation eines Delta-Roboters Simpack-Simulation mit Simulink-Schnittstelle starre Einzelkörper Simulink-Schnittstelle: 13 Institut für Mehrkörper-Simulation Theorie und Praxis Entwicklung Mechatronischer Systeme Fragen? 14