MATHEMATISCHES INSTITUT DER UNIVERSITÄT MÜNCHEN Dr. E. Schörner WS 2014/15 Klausur 31.03.2015 Klausur zur Vorlesung Grundlagen der Mathematik I“ ” — Lösungsvorschlag — 1. Es seien M und N nichtleere Mengen sowie f : M → N eine Abbildung. a) • Für eine Teilmenge A ⊆ M heißt f (A) = {f (x) | x ∈ A} ⊆ N das Bild von A unter f . • Für eine Teilmenge B ⊆ N heißt f −1 (B) = {x ∈ M | f (x) ∈ B} ⊆ M das Urbild von B unter f . b) • Für eine Teilmenge A ⊆ M bezeichne B = f (A) ⊆ N ; für alle x ∈ A gilt gemäß der Definition von f (A) zunächst f (x) ∈ f (A) = B und damit gemäß der Definition von f −1 (B) dann x ∈ f −1 (B) = f −1 (f (A)). Damit gilt A ⊆ f −1 (f (A)) bzw. f −1 (f (A)) ⊇ A. • Für eine Teilmenge B ⊆ N bezeichne A = f −1 (B) ⊆ M ; für alle y ∈ f (f −1 (B)) = f (A) gibt es gemäß der Definition von f (A) ein x∈A mit y = f (x), und wegen x ∈ A = f −1 (B) gilt gemäß der Definition von f −1 (B) schon f (x) ∈ B, also y ∈ B. Damit gilt f (f −1 (B)) ⊆ B. c) Es wird nun speziell M = {♣, ♠, ♥, ♦} und N = {r, s, w} sowie f (♣) = s, betrachtet. f (♠) = s, f (♥) = r, f (♦) = r • Für die Teilmenge A = {♣} ⊆ M gilt f (A) = {s} f −1 (f (A)) = f −1 ({s}) = {♣, ♠} , und also A ( f −1 (f (A)) bzw. f −1 (f (A)) ) A. Ebenso kann für A jede Teilmenge von M gewählt werden, die genau eines der beiden Elemente ♣ und ♠ oder genau eines der beiden Elemente ♥ und ♦ enthält. • Für die Teilmenge B = {s, w} ⊆ N gilt f −1 (B) = {♣, ♠} und f (f −1 (B)) = f ({♣, ♠}) = {s} , also f (f −1 (B)) ( B. Ebenso kann für B jede Teilmenge von N gewählt werden, die das Element w enthält. • Eine natürliche Zahl p ∈ N heißt Primzahl, wenn p 6= 1 gilt und für alle a, b ∈ Z aus p | (a · b) stets p | a oder p | b folgt. √ • Für d ∈ R+ bezeichnet die Quadratwurzel d die nichtnegative Lösung 0 2 der Gleichung x = d. • Zwei ganze Zahlen a, b ∈ Z \ {0} heißen teilerfremd, wenn 1 ∈ ggT(a, b) gilt. √ b) Sei p ∈ N eine Primzahl; wir nehmen zum Widerspruch p ∈ Q an. √ • Damit läßt sich x = p als Bruch x = nz mit z ∈ Z und n ∈ N schreiben, und Kürzen mit d ∈ ggT(z, n) mit d > 0 liefert die Darstellung x = ab mit teilerfremden Zahlen a = dz ∈ Z und b = nd ∈ N. 2. a) 2 • Wegen x2 = p gilt ab2 = p, also a2 = p b2 ; folglich gilt p | a2 = a · a und, da p eine Primzahl ist, sogar p | a, es ist also a = p k mit einem k ∈ Z. • Wegen a2 = p b2 gilt p2 k 2 = p b2 , also p k 2 = b2 ; folglich gilt p | b2 = b · b und, da p eine Primzahl ist, sogar p | b, es ist also b = p ` mit einem ` ∈ Z. • Insgesamt ist p ein gemeinsamer Primteiler von a und b, im Widerspruch zu 1 ∈ ggT(a, b) gemäß Konstruktion. √ / Q. Damit ist x = p ∈ 3. a) Wir beweisen die Beziehung n X (−1)k−1 · k=1 3k − 2 n = (−1)n−1 · n k 2 2 für alle n ∈ N mit Hilfe vollständiger Induktion. • n = 1“: ” 1 X k=1 Es ist (−1)k−1 · 3k − 2 3·1−2 1 1 = (−1)1−1 · = = (−1)1−1 · 1 . k 1 2 2 2 2 • n → n + 1“: ” n+1 X (−1)k−1 · k=1 Es ist 3k − 2 = 2k ! 3 k − 2 n 3 (n + 1) − 2 + (−1) · = (−1)k−1 · k 2 2n+1 k=1 n 3 n + 1 −n 3 n + 1 n n = (−1)n−1 · n + (−1) · n+1 = (−1) · + n+1 2 2 2n 2 2 · (−n) + (3 n + 1) n + 1 n = (−1)n · = (−1) · n+1 . 2n+1 2 n X b) • Es gibt 80 – insgesamt Möglichkeiten für die Auswahl der Fragen aus A, 25 70 – insgesamt Möglichkeiten für die Auswahl der Fragen aus B, 20 50 – insgesamt Möglichkeiten für die Auswahl der Fragen aus C, 15 und folglich insgesamt 80 70 50 · · mögliche Klausuren. 25 20 15 • Von den insgesamt 60 Klausurfragen stammen aus jedem der drei Teilgebiete A, B und C mindestens 10 (und damit höchstens 40) Fragen; demnach ist die Gesamtverteilung der Fragen nur davon abhängig, wie sich die restlichen 30 Klausurfragen auf A, B und C verteilen. Dies entspricht dem folgenden Urnenexperiment: aus einer Urne mit n = 3 Kugeln (Teilgebiete) werden k = 30 Kugeln (noch freie Prüfungsfragen) mit Zurücklegen und ohne Berücksichtigung der Reihenfolge gezogen, wofür es genau n+k−1 3 + 30 − 1 32 32 = = = k 30 30 2 Möglichkeiten gibt. c) Wegen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 2 3 4 5 6 7 8 9 σ◦σ = ◦ 4 3 6 7 9 2 1 5 8 4 3 6 7 9 2 1 5 8 1 2 3 4 5 6 7 8 9 = 7 6 2 1 8 3 4 9 5 und σ −1 4 3 6 7 9 2 1 5 8 1 2 3 4 5 6 7 8 9 = = 1 2 3 4 5 6 7 8 9 7 6 2 1 8 3 4 9 5 gilt σ ◦ σ = σ −1 . Damit ist σ 3 = (σ ◦ σ) ◦ σ = σ −1 ◦ σ = id, und wegen 2015 = 3 · 671 + 2 ergibt sich σ 2015 = σ 3·671+2 = (σ 3 )671 ◦ σ 2 = id671 ◦ σ 2 = id ◦ σ 2 = σ 2 , also σ 2015 = 1 2 3 4 5 6 7 8 9 . 7 6 2 1 8 3 4 9 5 4. a) Für den Restklassenring (Z12 , +, ·) erhält man als Menge der Einheiten Z∗12 = {a | a und 12 teilerfremd} = 1, 5, 7, 11 , und für die Einheitengruppe (Z∗12 , ·) ergibt sich die Verknüpfungstafel · 1 5 7 11 1 1 5 7 11 5 5 1 11 7 7 7 11 1 5 11 11 7 5 1 b) Wir betrachten den Restklassenring (Z2000 , +, ·); für alle x ∈ Z gilt x 2 = 0 ⇐⇒ x2 = 0 ⇐⇒ 2000 | x2 , was für x = 0 zutrifft, für x = ±1 jedoch nicht. Für |x| ≥ 2 betrachten wir die Primfaktorzerlegung und schreiben diese im Hinblick auf 2000 = 2 · 103 = 2 · (2 · 5)3 = 24 · 53 in der Form x = ±2e · 5f · y mit e ∈ N0 und f ∈ N0 , wobei in y ∈ N mit 2 - y und 5 - y alle von 2 und 5 verschiedenen Primfaktoren zusammengefaßt sind. Wegen 2 x2 = ±2e · 5f · y = 22e · 52f · y 2 mit 2 - y und 5 - y ergibt sich 2000 | x2 ⇐⇒ 24 · 53 | 22e · 52f · y 2 ⇐⇒ ⇐⇒ 2 ≤ e und 2 ≤ f 4 ≤ 2e und 3 ≤ 2f 2 2 ⇐⇒ f ∈N ⇐⇒ 2 · 5 | x ⇐⇒ 100 | x und damit für die Gleichung x2 = 0 die Lösungsmenge L = k · 100 | k ∈ Z = 0, 100, 200, . . . , 1900 . c) Für n ∈ N mit n ≥ 3 betrachten wir den Restklassenring (Zn , +, ·), und es gilt: 2 ∈ Z∗n ⇐⇒ 2 und n teilerfremd ⇐⇒ n ungerade; in diesen Fällen ist n + 1 gerade, also 21 (n + 1) ∈ N, und wegen 2 · 12 (n + 1) = 2 · 12 (n + 1) = n + 1 = 1 −1 ist 2 = 12 (n + 1) ∈ Zn .